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Wolfarth, Bernd

Wolfarth, Bernd Freiburg, München, Leipzig (*1965)
Auszüge der Sport-Vita: Seit 1992 Betreuender Arzt im DSV, seit 2/2000 Leitender Arzt im DSV für die Disziplin Biathlon, seit 6/2001 Mitglied der medizinisch-wissenschaftlichen Kommission des DSV, 2/2002 Teilnahme an den Olympischen Winterspielen (OWS) in Salt Lake City, seit  4/2004 Betreuender Internist für die deutsche Ski-Alpin-Nationalmannschaft, 1/2005  Berufung zum Leitenden Arzt der FifaWM 2006 für den Standort München, 2/2006 Teilnahme an den OWS in Turin, 6-7/2006 Teilnahme an der FifaWM 2006, 11/2006 Berufung zum Leitenden Verbandsarzt im DSV, 8/2008 Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, 5/2009 Berufung zum Leitenden Olympiaarzt des DOSB für die OWS 2010 in Vancouver und London 2012; Bewerbung München 2018: Vertreter der Sportmedizin in der Fachgruppe „Sicherheit und Medizin“; 12/2010 Berufung zum Vorsitzenden der Medizinischen Experten-Kommission des DOSB (hier). Wolfarth leitet inzwischen auch den Fachbereich Sportmedizin vom „Institut für Angewandte Trainingswissenschaften“ (IAT) in Leipzig (news.de 26.1.2011).

Der Freiburger Joseph Keul war Lehrer des geborenen Freiburgers und heutigen DOSB-Chefarztes Bernd Wolfarth. Dieser schrieb 1993 seine Dissertation an der Universität Freiburg über das Thema „Zur Regeneration im Ausdauersport”. – „Die Athleten bekamen von Wolfarths Kollegen sechs Wochen lang pro Woche jeweils 250 mg Testosteron gespritzt” (Hausding, Drepper 2.11.2012).
Testosteron ist im Sport seit 1984 verboten: Ungeachtet dessen liefen die Forschungen darüber an der Sportmedizinischen Abteilung in Freiburg auf Hochtouren. Keul „verharmloste Doping und begrüßte den Einsatz von Testosteron. Ende der Achtziger Jahre leitete er eine Testosteron-Studie an den Universitäten in Freiburg, Köln und Saarbrücken. 300.000 Euro hatte das Innenministerium dafür zur Verfügung gestellt. Keul hatte in seinem Antrag für die Studie geschrieben, man wolle prüfen, „ob durch Gaben von Testosteron die Regeneration nach starken körperlichen Belastungen beschleunigt werden kann”. Aus dieser Studie entstand auch die Doktorarbeit von Bernd Wolfarth. Im Jahr 2013 sagte Wolfarth dazu: „Schade, dass ich nicht über ein anderes Thema promoviert habe“ (Herrmann 9.8.2013).

Innenministerium, Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Deutscher Sportbund und Nationales Olympisches Komitee stimmten der Forschung zu. Obwohl schon im ersten Abschnitt des Projektes die Leistungssteigerung durch Testosteron belegt werden konnte, verschwiegen die Forscher diese Ergebnisse und sprachen öffentlich davon, Testosteron bringe nichts. Keul argumentierte jahrelang dafür, Testosteron von der Dopingliste zu nehmen. Gleichzeitig verteilten seine Freiburger Kollegen Georg Huber und Armin Klümper die Mittel an Sportler, wie mittlerweile durch Forschungen und Gerichtsverfahren belegt ist“ (Ebenda). – „Dass Wolfahrt, wie er beteuert, auch davon nichts mitbekommen hat, findet sogar er selbst: ‚Schon erstaunlich'“ (Herrmann 9.8.2013).

Wolfarth übernahm 1996 das molekularebiologische Labor der Freiburger Sportmedizin von dessen langjährigem Leiter Joseph Keul. Den Posten des „leitenden Olympiaarztes des Deutschen Olympischen Sportbundes” übernahm Wolfarth wiederum von Wilfried Kindermann (ftd.de 9.2.2010). „Kindermann (…) konnte nie aktives Mitwirken beim Doping bewiesen werden, doch er steht seit Jahren in der Kritik” (Fischer 5.7.2007).
Derzeitiger Forschungsschwerpunkt von Wolfarth u. a.: „Genetische Voraussetzungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und Trainierbarkeit unter besonderer Berücksichtigung gesundheitsassoziierter Phänotypen. In diesem Zusammenhang Aufbau und Leitung der molekulargenetischen Arbeitsgruppe der Abteilung für präventive und rehabilitative Sportmedizin“ (www.sport.med.tum.de)
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„Gen-Doping bei den olympischen Spielen 2012 in London? Für den Olympia-Arzt des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Bernd Wolfartth ist das nicht ausgeschlossen. Allerdings nur, wenn der Begriff des Gen-Dopings entsprechend weit gefasst wird – nämlich auch Praktiken einschließt, bei denen Gene durch Medikamente dazu angeregt werden, verstärkt bestimmte Proteine zu produzieren. Solche Fälle seien bislang allerdings noch nicht bekanntgeworden, sagte Wolfarth in Frankfurt.
Dass Gen-Doping im engeren Sinne binnen so kurzer Zeit angewandt werden könnte, schloss der 45-Jährige, der die Abteilung Sportmedizin im renommierten Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig leitet, dagegen aus. Bislang sei es nur bei Tierversuchen gelungen, durch gezielte genetische Manipulation etwa die Ausdauer von Mäusen oder das Muskelwachstum bei Affen zu erhöhen.
Wolfarth glaubt auch nicht, dass es gezielte Forschungen für den Bereich des Gen-Dopings im Sport gebe. Solche Arbeiten seien sehr aufwendig und teuer. Allerdings werde in der klinischen Forschung zum Thema Gentherapie gearbeitet. Sobald dort Methoden entwickelt seien, könnten diese für den Sport missbraucht werden…
Wie groß das Interesse von Sportlern am Gen-Doping sein kann, weiß der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, Herbert Löllgen: Als ein amerikanischer Kollege vor einigen Jahren die Ausdauer von Mäusen durch Genmanipulation erhöht und seine Ergebnisse in der Zeitschrift «Nature» veröffentlicht hatte, wurde er mit E-‚Mails von Sportlern überhäuft. ‚Die wollten sich alle für Tests zur Verfügung stellen’, sagte Löllgen. ‚Und das, obwohl das Verfahren sehr riskant und hochgradig krebserregend ist’“ (news.de 26.1.2011).

Nachtrag: Studie „Doping in Deutschland“
In der Studie wird auch Wolfahrth erwähnt: „Auch Bernd Wolfarth (TU München), dem aktuellen Olympia-Chefmediziner des DOSB und Verbandsarzt der Biathleten, widmet der Berliner Bericht einige Zeilen. Er soll ebenfalls ‚einen falschen Eindruck‘ von den Ergebnissen der Testosteron-Studie vermittelt haben. Er war als Student daran beteiligt, verfasste später in Freiburg seine Doktorarbeit dazu“ (Hartmann, Grit, Denn sie widerrufen nicht, in berliner-zeitung.de 7.8.2013)..

Vergleiche auch unter „Aktuelles“: Die Doping-Connection: Deutsche Sportärzte und der DSB/DOSB

Quellen:
Curriculum vitae Bernd Wolfarth
Fischer, Mirjam, Kontrolleure mit einschlägiger Erfahrung, in spiegelonline 5.7.2007
Hausding, Matthias, Drepper, Daniel, Olympia-Arzt forschte an Dopingmitteln, in derwesten-recherche.org 2.11.2012
Herrmann, Boris, Musterschüler mit erstaunlichem Makel, in SZ 9.8.2013
Lebenslauf Dr. Bernd Wolfarth, www.iat.uni-leipzig
Leitender Olympiaarzt des DOSB zu Gast, in www.sparkassencross.de 14.10.2011
Neuer Mann für Wohl und Wehwehchen, in ftd.de 9.2.2010
Olympia-Arzt: Gen-Doping bei Olympia 2012 möglich, in news.de 26.1.2011
Sportmedizin des IAT verstärkt, 7.7.2009