– Das Uefa-Fifa-IOC-Weltbild
Eine hundertprozentige Tochterfirma der Sportrechteagentur Infront ist Host Broadcasting Service (HBS), die zentrale Medienproduktion für internationale Groß-Sportevents, die z.B. für die Fifa-WM 2002 bis 2018 und die Uefa Euro 2008 und 2012 die Bilder liefert (Wikipedia). „HBS hat seitdem die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea produziert und war auch für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland verantwortlich. Grund ist, dass der Rechtehändler Leo Kirch ursprünglich die weltweiten TV-Rechte an den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 erworben hatte. In diesem Zusammenhang hatte Kirch sich gleichzeitig ausbedungen, die Fernsehübertragung selbst zu produzieren. Nach der Insolvenz von Kirch Media gingen diese Rechte auf Infront über“ (Wikipedia, Host Broadcasting Services). Präsident von Infront ist übrigens Philippe Blatter, der Neffe von Sepp Blatter.
Zum Stichwort Host Broadcasting Services: hier
– Fußball-EM 2016 in Frankreich – Krawalle russischer Hooligans
Bei der EM 2016 gab es z. B. beim Spiel England gegen Russland zahlreiche Krawalle: Etwa 150 bestens trainierte russische Hooligans verfolgten die britischen Fans.Diese brutalen Szenen wurden nicht von der Uefa-Bildführung gezeigt – trotz 35 zum Teil schwer Verletzter. ARD und ZDF haben sich über die Auswahl der TV-Bilder durch die Europäische Fußball-Union (Uefa) bei der EM beschwert. „Natürlich haben wir die Erwartung, dass – auch angesichts der brisanten gesellschaftspolitischen Lage – alle relevanten Szenen im Weltsignal der Uefa enthalten sind“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sport-Informations-Dienst: ‚Diese Erwartungshaltung haben wir auch klar formuliert.‘ Auch die ARD wurde aktiv. ‚Wir haben die Uefa aufgefordert, uns solche Bilder kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus werden wir alles daransetzen, derartige Vorfälle mit eigenen Teams und Kameras zu dokumentieren – wie es uns am Samstag ja auch gelungen ist‘, sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn. (…) Als es am Samstag nach dem Spiel zwischen England und Russland auf den Tribünen des Stade Velodrome in Marseille zu Ausschreitungen kam, war im deutschen Fernsehen fast nichts zu davon zu sehen, weil die Uefa in ihrem TV-Live- Signal grundsätzlich keine ‚brenzligen‘ Szenen zeigt. Dazu gehören auch Flitzer und das Abbrennen von Pyrotechnik“ (SID, DPA, ARD und ZDF beschweren sich, in SZ 14.6.2016).
– Die Uefa-Zensur bei der Fußball-EM 2016 in Frankreich
„Was davon gesendet, was weggelassen wird, müssen die Medien beantworten. Das führt zu sehr unterschiedlichen Präsentationen, kurz hintereinander, auf dem selben Kanal. Denn wenn Fußball gespielt wird, sind die übertragenden Sender auf die Bilder der Weltregie im Auftrag des Europäischen Fußball-Verbandes (Uefa) angewiesen. Die Weltregie musste sich schon bei früheren Turnieren den Vorwurf der Zensur gefallen lassen. Am Samstagabend unterließ sie es, die russischen Fans in Marseille dabei zu verfolgen, wie sie in den englischen Block stürmten. Stattdessen legten die Öffentlich-Rechtlichen einen Zahn zu. Eingerahmt wurden jene Uefa-Szenen aus einer vermeintlich bunten Stadionwelt von den diversen Nachrichtensendungen. Und bei ARD und ZDF hatte man sich offenbar dazu entschlossen, dieses Mal ganz nah ran und voll drauf zu halten. Wann wurde je zuvor Reality-TV so authentisch umgesetzt und ein Mordversuch derart scharf ins Bild gerückt? Immer wieder wurden zu kinderfreundlichen Nachrichtenzeiten jene Szenen wiederholt, in denen die Stühle ins Kreuz flogen und ein Irrer mit Hut einem am Boden Liegenden mehrmals auf den Kopf trat“ (Hoeltzenbein, Klaus, Freigegeben frühestens ab 18, in SZ 13.6.2016). – „Die Europäische Fußball-Union Uefa hat im Streit mit ARD und ZDF die Zensur-Vorwürfe zurückgewiesen. In Gesprächen mit den deutschen TV-Anstalten habe die Uefa erneut auf die Möglichkeit verwiesen, dass jeder nationale Rechteinhaber mehrere eigene Kameras in den Stadien aufstellen dürfe. Diese könnten zeigen, was immer gewünscht wird. Die Diskussion war am vergangenen Samstag nach Krawallen nach dem EM-Spiel der Russen gegen England im Stade Velodrome von Marseille aufgekommen, die im Weltsignal der Uefa nicht enthalten waren“ (SID, DPA, Uefa widerspricht, in SZ 16.6.2016).
– China macht es vor – oder nach
„Als die ersten Meldungen zum Schiedsspruch im Seerechtstreit im Südchinesischen Meer am Dienstagabend in China im Fernsehen liefen, wurden die Bilder bei CNN und der BBC auf einmal schwarz. Ausländische Nachrichtensender können nur mit ein paar Sekunden Verzögerung in der Volksrepublik empfangen werden. Zeit genug für die Zensoren, das Signal zu stören. Wenig später jedoch hatte die Propaganda die Lage unter Kontrolle und blies zum Gegenangriff“ (Giesen, Christoph, Patriotische Propaganda, in SZ 14.7.2016).