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Vesper, Michael

Michael Vesper (* 1952) war 1979 Gründungsmitglied der Partei Die Grünen), Geschäftsführer der Bundestagsfraktion und von 1995 bis 2005 Minister für Bauen und Wohnen in der rot-grünen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Seit 2006 ist er Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und bekam einen auf fünf Jahre befristeten Vertrag bis zum September 2011, der im Dezember 2010 um eine unbekannte Zeit verlängert wurde. Vesper erklärte: „Es macht mir viel Freude, für die größte zivilgesellschaftliche Organisation der Bundesrepublik zu arbeiten“ (DOSB 19.12.2010).
Das Argument der 27,5 Millionen Mitglieder im DOSB – worunter auch etliche Zwangsverpflichtete gehören – wird immer häufiger gezielt als Totschlag-Argument eingesetzt.
In dem Amt des DOSB-Generaldirektors geriert sich Vesper nach wie vor als hohes grünes Parteimitglied (inzwischen eher eine grüne Altlast). Gleichzeitig betrieb er Lobbyarbeit für die Bewerbungen München 2018 und München 2022, um die Interessen als DOSB-Generalsekretär zu verfolgen.

Vesper und Peking 2008
m Frühjahr 2008 wurde der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er fünf regierungskritische Internet-Artikel verbreitete (Spiegel 7.4.2008). Wolfram Weimer schrieb dazu im August 2008 in Cicero:

„Der Appell des chinesischen Bürgerrechtlers Hu Jia liest sich wie ein Schrei: ‚Wenn Sie nach Peking zu den Olympischen Spielen kommen, dann sehen Sie nicht die ganze Wahrheit. Sie wissen nicht, dass die Blumen, das Lächeln, die Harmonie und der Reichtum gebaut sind auf Leid, Tränen, Gefängnisstrafen, Folter und Blut.’ Sätze wie diese haben Hu Jia zum ersten olympischen Gefangenen gemacht – wegen ‚Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt’. Sein ‚Verbrechen’: Er hat Artikel im Internet veröffentlicht und ausländischen Medien Interviews gegeben. Unerträglich für die autoritären Glamour-Kommunisten in Peking.

Wie Hu Jia geht es Hunderten. Sie wurden drangsaliert, verfolgt, weggesperrt. Und während in den Stadien für Sieger die Nationalhymnen ertönen, rasseln die Panzer durch Tibet, herrscht in den Westprovinzen der Ausnahmezustand und wimmern die Verfolgten in den Kerkern der überfüllten Gefängnisse. Wenn aber westliche Journalisten die Texte von Hu Jia und seinen Leidensgenossen lesen wollen, dann werden sie auf gesperrte Internetseiten treffen. Das chinesische Organisationskomitee bekräftigt nämlich, dass die Sites zensiert bleiben, die dem ‚gesunden Wachstum der jungen Generation’ schaden.“

In dieser Situation verglich Michael Vesper Anfang August 2008 kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Peking die Internet-Zensur in China mit der Sperrung rechtsradikaler Seiten in Deutschland: „Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und es ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden“ (SZ 6.8.2008; Kistner 7.8.2008). Gesperrt wurden von Peking unter anderem die Seiten von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen, der BBC und der Deutschen Welle.

Mit seinen Äußerungen löste Vesper eine breite Welle der Empörung bei Politikern von SPD und Grünen aus. Die Reporter ohne Grenzen nannten den Vergleich ‚unsäglich’. Der erste Parlamentarische Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Volker Beck, nannte die Äußerungen „absurd und irritierend“. Auch der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses Peter Danckert (SPD) protestierte: „Wir sprechen über Amnesty International“ (SZ 6.8.2008).

IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Thomas Bach eilte seinem Generaldirektor nicht besonders geschickt zu Hilfe: „Es gibt immer Bestimmungen zu beachten, beispielsweise pornografische Seiten, Pädophilie, auch besonders gewaltträchtige Seiten, die geblockt werden, nicht nur in China“ (Kistner 7.8.2008). Bach vertrat die offizielle Linie des IOC gegenüber dem chinesischen Regime. Und er stellte damit wiederum einen Zusammenhang her zwischen Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen, der BBC und der Deutschen Welle.

Zwei Tage vor Beginn der Spiele ruderte Vesper etwas zurück und bestritt die Verharmlosung der Internet-Zensur in China. Ihm so etwas zu unterstellen, sei „unfair, falsch und absurd“ (Berliner Morgenpost 7.8.2008). Im Juli 2012 verwies Vesper „auf seine kritischen Einlassungen vor den Spielen 2008 in Peking zum Thema Menschenrechte“ (Hahn 27.7.2012).
Auf welche?
Das Verhalten von Vesper und Bach ist symptomatisch für das Verhalten des IOC und anderer Sportverbände gegenüber dem diktatorischen Regime in China: Die Konflikte werden heruntergespielt. Wolfram Weimer schrieb im August 2008 zur Haltung des IOC:

„Eine Institution schweigt ganz bestimmt zu alledem: das Internationale Olympische Komitee. Es lächelt, es lobt, es katzbuckelt und kassiert. Es macht sich mit seiner unnötigen Liebedienerei zusehends zum propagandistischen Handlanger des Regimes. Als es die Spiele an Peking vergab, da lockte ein gewaltiger Markt und das Kalkül, China werde die Menschenrechtssituation schon verbessern. Dass das ein Irrglaube war, ist enttäuschend. Dass das IOC das aber verschweigt, wird ein Skandal. Denn in den vergangenen Tagen spielte das IOC nur die schäbige Rolle eines Kollaborateurs …

Auch der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Nooke mahnt: ‚Kritik an der führenden Partei ist verboten, die chinesische Führung unterbindet jeden Protest. Von freier Meinungsäußerung, Pressefreiheit oder Versammlungsfreiheit kann keine Rede sein.’ IOC-Chef Jacques Rogge findet dagegen alles wunderbar, spricht vom unpolitischen Sport, mahnt Demonstranten, ‚die Leute müssen die Gesetze des betreffenden Landes respektieren’. Und lobt lieber die chinesische Regierung für ihre Bemühungen, das Smogproblem in der Hauptstadt in den Griff zu bekommen.“

Die Olympischen Spiele haben – anders als vom IOC behauptet – weder vorher noch während noch nachher etwas zur Demokratisierung Chinas beigetragen. Amnesty International schrieb schon im Frühjahr 2008: „Es wird immer klarer, dass ein großer Teil der gegenwärtigen Repressionswelle nicht trotz der Olympischen Spiele, sondern gerade wegen ihnen geschieht“ (Spiegel 7.4.2008) Auch 2010 sitzen Hunderte tibetischer Nonnen und Mönche im Gefängnis, werden laufend Menschen wegen geringster Vergehen verhaftet und verurteilt (Bork 26.6.2010).

Der Generalsekretär von Amnesty International Deutschland, Wolfgang Grenz, äußerte im April 2012 bezüglich der Olympischen Spiele in Peking: “Peking hatte bei der Bewerbung versprochen: Die Spiele werden die Menschenrechtssituation verbessern. Eingetreten ist dann das Gegenteil: Für die  Olympia-Bauten gab es Zwangsräumungen. Es gab Säuberungsaktionen, bei denen Bettler und illegale Taxifahrer in Haft genommen wurden. Die Regierung stellte politisch missliebige Personen unter Hausarrest. Wir werfen dem Internationalen Olympischen Komitee vor, da eine Chance verpasst zu haben” (Hofmann 12.4.2012).

– Vesper und München 2018
Als der grüne MdL Ludwig Hartmann sich kritisch in der SZ zu München 2018 äußerte, erhielt er kurz darauf Besuch von Vesper, der den Abweichler überzeugen wollte und ihm erklärte: „Deutschland hat sich mit Berlin und Leipzig zweimal blamiert, noch einmal können wir uns das nicht leisten“ (Völker 18.11.2010).

In einem Interview in der SZ vom 9.1.2010 betonte Vesper, dass das „Alleinstellungsmerkmal“ der ökologischen Spiele für die deutsche Bewerbung spreche: „Wer global denkt, muss für München sein.“ Hochnäsig urteilte er über die Mitbewerberstädte: „Olympia 2018 wird stattfinden, die Frage ist nur, wo – in Südkorea, in Frankreich oder mit unserem überzeugenden ökologischen Konzept hier in München.“

Annecy hat zum Beispiel auch den – ebenfalls nicht einhaltbaren – Anspruch der CO2-freien Spiele proklamiert, und in Pyeongchang, das sich zum dritten Mal um Olympische Winterspiele bewirbt, sind wirklich fast alle Anlagen vorhanden, im Gegensatz zur Situation in München und den drei Orten im Oberland, wo gerade von der Bevölkerung im Juli 2010 der Austragungsort Oberammergau gekippt wurde und durch das Gut Schwaiganger ersetzt werden soll.

Gleichzeitig behauptete Vesper, es würden nur zwei Prozent der benötigten Flächen neu bebaut, und verwies auf das Konzept der Fachkommission Umwelt mit „18 Leitprojekten“.

Dazu haben wir auf unserer Website unter „18 Gründe gegen Olympia“ viele Kritikpunkte zusammengetragen. In der Fachkommission „Umwelt“ saßen übrigens zu diesem Zeitpunkt von den Naturschutzverbänden nur noch der DAV, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Naturfreunde. Die anderen Verbände – Bund Naturschutz in Bayern e.V., der Verein zum Schutz der Bergwelt, CIPRA Deutschland und Mountain Wilderness – hatten die Mitarbeit längst gut begründet eingestellt.

Die Kritiker der Bewerbung diffamierte Vesper in diesem Interview mit den Worten: „Es gibt Einzelne, die fundamental gegen solche Großveranstaltungen sind. Die sind natürlich nicht erreichbar.“ Und er fuhr fort: „Ich werde die Kritiker nicht aus der Verantwortung entlassen, sondern sie mit der Realität unserer Bewerbung konfrontieren, damit sie nicht auf selbst gebastelte Pappkameraden eindreschen.“ (SZ 9.1.2010)

Der bayerische Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Dieter Janecek, erklärte am 9.1.2010 in seinem Blog „Olympia: Schluss mit dem Greenwashing!“, Vesper sei zuallererst Cheflobbyist des DOSB und solle sich überlegen, zumindest für die Zeit der Bewerbung seine Mitgliedschaft ruhen zu lassen.

Die Etikettierung Olympischer Winterspiele als „ökologisch“ oder „nachhaltig“ sei nichts als Propaganda. Janecek sprach sich in diesem Zusammenhang gegen ein Alpen-Disneyland aus, gegen „temporäre“ Anlagen auf sonnigen, schneefreien Südhanglagen in Oberammergau (von der Bevökerung im Juli 2010 vor Ort gestoppt) und gegen den massiven Ausbau der Schneekanonen. Zum Umgang Vespers mit Mitbewerbern schrieb er: „Südkorea hat 83 % seiner Konjunkturprogramme für ökologische Investitionen ausgegeben, Deutschland 13 %. Hochnäsigkeit ist nicht angebracht.“

Als die Bewerbungsgesellschaft München 2018 am Freitag, den 17. September 2010 stolz Lotto Bayern als neuen nationalen Förderer der Bewerbungsgesellschaft München 2018 mit zwei Millionen Euro vorstellte, sagte deren Aufsichtsratsvorsitzender Michael Vesper zuvor: „Trotz Finanzkrise ist es gelungen, einen weiteren Partner hinter der Bewerbung zu versammeln. Das zeigt, dass die Wirtschaft zu der Bewerbung steht“ (SZ 15.9.2010). Lotto Bayern ist ein rein staatliches Unternehmen und dem Finanzministerium angegliedert. Als ihm der bayerische Grünen-Vorsitzende Dieter Janecek vorwarf, dass mit den Geldern der Lottogesellschaft Steuermittel in die Bewerbung fließen würden, entgegnete Vesper: „Nein, das kommt aus dem Werbeetat. Das ist das Geld der Lottospieler.“ (Abendzeitung 17.9.2010
Nach zehn Jahren als Minister kennt man natürlich alle Taschenspielertricks. Wahrer werden die Aussagen dadurch nicht.
(Vergleiche auch unter „Aktuelles“: Lotto: Bayern, wie es leibt und lebt)

Und die verkorksten Verhandlungen der Bewerbungsgesellschaft mit den Grundstückseigentümern in Garmisch-Partenkirchen spielte Vesper im August 2010 so herunter: „Wir sind in guten Verhandlungen und arbeiten daran mit der Stadt, dem Staat und den Kommunen. Da passt kein Blatt Papier dazwischen“ (merkur-online 19.8.2010).

Auch die Frankfurter DOSB-Zentrale wird von Vesper dominiert.  Echo-online schrieb Anfang Dezember 2010: Vesper führt dort „ein eisernes Regiment. Er ist der starke Mann in der neuen DOSB-Struktur. ‚Im Stil einer Dampfwalze macht er alles platt‘, sagte jüngst ein ehemaliger Mitarbeiter“ (echoonline 2.12.2010).

– Vesper und Sotschi 2014
Vom 9. bis 12.10.2011 besuchte eine Delegation des DOSB unter Leitung des DOSB-Generaldirektors Vesper den Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014, Sotschi. Vesper lobte die dortige Entwicklung: “Sotschi baue fleißig, Sotschi plane klug, alles im Lot in Sotschi” (Kreisl 19.10.2011).
Da fällt einem sporthistorisch Interessierten doch ein, wie Vesper die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking und das chinesische Regime gelobt hatte.

Vesper wurde in der DOSB-Pressemitteilung so zitiert: “Es entsteht ein riesiges Wintersportzentrum, in dem wir 2014 sicher hervorragende Olympische Winterspiele erleben werden” (DOSB-Besuch in Sotschi: Gut gerüstet für 2014, www.dosb.de 19.10.2011).
Danach werden viele Sporteinrichtungen wieder abgebaut; die vielfältigen Wunden in der Landschaft aber bleiben.

Im Gegensatz zu Vesper kündigte der Generalsekretär des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), Thomas Pfüller, im September 2011 “schwierige Spiele” an und warnte vor einer Kostenexplosion für den DOSB (Sotschi: Vesper kritisiert Eingriffe in Natur, in zeitonline 18.10.2011). “Pfüller war ernsthaft besorgt, ob dem DOSB in Zeiten knapper Kassen klar sei, was demnächst, in zweieinhalb Jahren, auf ihn zukommt” (Kreisl 19.10.2011)
Man kann im Nachhinein nur erahnen, was München und Garmisch-Partenkirchen durch die Absage des IOC für 2018 alles erspart geblieben ist.

– Vesper und London 2012
Im Februar 2012 betonte Vesper die Bedeutung des Medaillenspiegels und der Nationenwertung: „Platz fünf wie in Peking – darunter sollte es nicht sein… Und ich will möglichst oft die deutsche Hymne hören“ (spiegelonline 15.2.2012).
Das klang wieder reichlich nationalistisch – wie der Sport eben ist.

– Vesper und das Demokratieverständnis
„Ich werde nie vergessen – in öffentlicher Sitzung – den Auftritt des Generaldirektors Michael Vesper, der, von den Abgeordneten gebeten, die Zielvereinbarungen, die der DOSB mit seinen Fachverbänden abschließt, offen zu legen, sich geweigert hat. Und tatsächlich verlangte, dass diese Vereinbarungen, in denen also abgemacht wird, was so ein Verband sich vornimmt für die nächsten Olympischen Spiele und was er dafür für Unterstützung erhält, dass so etwas die Sportorganisationen wie ein Staatsgeheimnis behandelt wissen wollen. Und die Abgeordneten haben das so hingenommen. Der Sportausschuss hätte da natürlich eine Kraftprobe daraus machen können. Aber wenn man keine Kraft hat, lässt man es auch auf eine Probe nicht ankommen“ (Reinsch, Michael, FAZ, zitiert nach Hartmann 20.11.2011).

Mit dem Demokratieverständnis ist das so eine Sache. Vesper sprach vor Vancouver 2010 im Bundestag vom deutschen „ewigen Medaillenspiegel“ bei Olympischen Winterspielen und versprach, dass  man Russland vom ersten Platz verdrängen wolle. Dann brachte er die DOSB-Ewigkeitsrechnung von „118 Mal deutsches Winter-Gold“, wobei der DOSB-Zuliefertrupp „auch die zwei Goldmedaillen Hitler-Deutschlands von 1936 in Garmisch mitgezählt hatte, und dass überdies 39 erste Plätze der DDR mit in dieser Aufstellung kamen, zu deren pharmakologischen Hintergründen man bekanntlich auch besser schweigt“ (Catuogno 28.12.2011).

Fazit: „Michael Vesper geht ganz auf in seiner Rolle als Mann des Sports. Betrachtern ist das auch längst aufgefallen. Sie staunen ein bisschen. Sie sagen, dem Vesper merke gar nicht mehr an, dass er ein Grüner ist“ (Hahn 27.7.2012).
Dann sollte er ehrlicherweise aus der Partei austreten, die inzwischen sportpolitisch einen konträren Kurs verfolgt.

Zur im Juli 2012 gerichtlich verfügten Veröffentlichung der „Zielvorgaben“ vergleiche unter: Deutscher Olympischer Geheimbund

Von Bach zu Vesper?
Wenn, falls, ob, vielleicht DOSB-Präsident Bach IOC-Präsident wird, wer wird dann DOSB-Präsident? Da bietet sich doch DOSB-Generaldirektor Vesper an. Ein Problem: „Er erhält nach Informationen aus Verbandskreisen einen mittleren sechsstelligen Betrag“ (Ide, Teuffel 17.9.2012).
Ein mittlerer sechsstelliger Betrag wären 500.000 Euro pro Jahr.
Und die DOSB-Präsidentschaft ist derzeit ehrenamtlich – was immer man damit meinen mag. „Eine längere Debatte und eine Satzungsänderung vorausgesetzt, könnte er der erste hauptamtliche Präsident im Dachverband des deutschen Sports werden“ (Ebensa). Der DOSB hätte dann allerdings 500.000 Euro weniger zur Verfügung. Vespers weiterere aufgeführte Nachteile: barscher Umgang mit Sportverbandsvertretern, bevorzugter Umgang mit dem Spitzensport (Ebenda).

Nachtrag 1: Dopingverschärfung und Verschärfungsverhinderer Vesper
Der Deutsche Leichtathletik-Verband DLV wollte bei der Mitgliederversammlung des DOSB am 8.12.2012 in Stuttgart “eine Erhöhung der Strafen für Dopingverstöße, die Einführung einer Kronzeugenregelung sowie die uneingeschränkte Strafbarkeit des Besitzes von Dopingmitteln beantragen” (Catuogno 6.12.2012). Der DTTB unterstützte diese Initiative. “Die DOSB-Führung hingegen will derlei Verschärfungen um jeden Preis verhindern – DOSB und das für den Spitzensport zuständige Bundesinnenministerium (BMI) behaupten, die bestehenden Regelungen seien im Wesentlichen ausreichend” (Ebenda).
Vesper verstieg sich in seiner Argumentation zu der Aussage, eine strafrechtliche Verschärfung würde “lebenspraktisch die sportrechtlichen Verfahren erschweren” (Hungermann 7.12.2012). “Nach ‘Welt’-Informationen hat der frühere Berufspolitiker Vesper in den vergangenen Tagen nicht nur ein Mal nachgefragt, ob der DLV nicht bereit wäre, seinen Antrag zurückzuziehen” (Ebenda).

Nachtrag 2: Droht Vesper als neuer DOSB-Präsident?
„Will Bach seinen treuen General Michael Vesper als Nachfolger installieren? Der ist kein profilierter Fachmann – als robuster politischer Durchsetzer aber gewiss der Beste“ (Kistner 21.12.2012)
Härte in der Durchsetzung bis zur Brutalität – ob das als Qualifikation reicht? Und ob sich das die deutschen Sportvereine gefallen lassen?

Nachtrag 3: Vesper im April 2013
Vesper sprach sich auch im April 2013 weiter für Dopingbesitz in “geringen Mengen” aus: “Deshalb bin ich auch aus gutem Grund dagegen, dass die Strafbarkeit des Besitzes auch in geringen Mengen verbotener Substanzen in die staatliche Strafgerichtsbarkeit überführt wird… Die eigenverantwortliche Selbstschädigung  ist nach deutschem Recht grundsätzlich nicht strafbar” (Mertes 27.4.2013).
Ein Super-Standpunkt! Die dahinter liegende Absicht der “eigenverantwortlichen Selbstschädigung” ist offensichtlich: Dopen soll erlaubt sein.

Nachtrag 4: Von Dr. Jekyll zu Dr. Hyde? Falls Thomas Bach am 10.9.2013 in Buenos Aires zum IOC-Präsident gewählt werden sollte, stellt sich die Frage des Nachfolgers als DOSB-Präsident. “Der aussichtsreichste Kandidat ist jedoch ein anderer, DOSB-Generaldirektor Michael Vesper… Bach hatte Vesper in den Verband geholt, der hat ihm die für Verbandsverhältnisse außerordentlich gute Bezahlung und die angenehme Aufgabe mit höchster Loyalität zurückgezahlt. Vesper ist Bachs Mann fürs Grobe” (Teuffel, Friedhard, Vom Diener zum Herren, in tagesspiegel.de 11.5.2013).
Das Jahresgehalt von Vesper liegt bei 270.000 Euro (Quelle: Zapp, Fischer-Solms kritisiert  die DOSB-Pressearbeit, in ndr.de 15.5.2013, 23,20 Uhr; Stelle bei 28.20 Minuten).

Nachtrag 5: DOSB-„Pressearbeit“
Herbert Fischer-Solms , der langjährige Sportchef des Deutschlandfunks, brachte in einem Interview mit ZAPP/NDR das für Nolympia interessantes Beispiel: “… dass zum Beispiel im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele 2018 in München, dass die kritische Berichterstattung regelmäßig, regelmäßig angefeindet wurde. Es kamen regelmäßig Anrufe, es kamen Mails, es kamen Anrufe vom Pressesprecher, es kamen auch Hinweise vom Generaldirektor. Wir haben es erlebt, dass in einer dieser Presseveranstaltungen (…), als der DOSB-Generaldirektor Vesper beim Deutschlandfunk war, da fingen die an, einen Zettel herauszuholen und aufzuzählen, wie oft welcher kritische Journalist im Deutschlandfunk berichten durfte zu den Plänen, Olympische Winterspiele 2018 in München zu veranstalten. Also ein unglaubliches Verhalten, was man im Grunde genommen in einer Demokratie und einem Land, in dem die Pressefreiheit gilt, doch für sehr ungewöhnlich halten muss. Uns wurde aufgelistet, welche Journalisten wie oft kritisch über Olympische Spiele in München berichtet haben. Unfassbar, aber hat stattgefunden” (ZAPP/NDR, 15.5.2013, 23.20; Fischer-Solms kritisiert  die DOSB-Pressearbeit).
Und wieder ein bemerkenswerter Beweis für das Demokratieverständnis des DOSB-Generaldirektors…

Nachtrag 6: His Master’s Voice
Und noch einmal Herbert Fischer-Solms aus einem Beitrag zur Politik des Bach-Vesper-DOSB vom Mai 2012. Fischer-Solms zitiert zunächst DOSB-Präsident Bach: „’Der Kampf um die Medaillen wird härter, dieser Kampf ist mit nichts vorher vergleichbar‘, sagt Sportfunktionär Bach. Seine Parolen sind im Lauf seiner Amtsjahre an der Spitze der deutschen Sport-Dachorganisation immer martialischer geworden, auch nationaler…  Bezeichnend dafür der Auftritt des Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, im Deutschen Bundestag im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Vor den Abgeordneten des Sportausschusses des Deutschen Bundestages erklärte er, die Sportlerinnen und Sportler der deutschen Olympiamannschaft seien bereit, für das große Ziel zu kämpfen, in der Nationenwertung an Russland vorbeiziehen und damit im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele die Führung zu übernehmen. Was am Ende dann auch gelang. Nun also steht es in der olympischen Winterstatistik Deutschland gegen Russland nach Goldmedaillen 128:123.
‚Vertreter aller Fraktionen beglückwünschten die Athleten zu den gezeigten Leistungen‘, verzeichnet das Protokoll des Bundestags-Sportausschusses. Die Olympia-Bilanz in den Medien hingegen fiel weniger unkritisch aus. Die ‚Frankfurter Allgemeine‘ konstatierte: ‚Mit den 128 Medaillen, die er als Leistungsbilanz Deutschlands anführt, stellt sich der einstige Grünen-Minister Vesper wie selbstverständlich in die Tradition von DDR und Hitler-Deutschland‘. Das war ein völlig berechtigter Hinweis, denn die DDR hatte 39 Olympiasiege beigesteuert, und bei den Nazi-Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen hatte es zweimal Gold gegeben“ (Fischer-Solms, Herbert, Sportnation Bundesrepublik Deutschland, in www.bpb.de 16.5.2012).

Nachtrag 7 – ein Beitrag von Thomas Kistner:„Mit Bach verbindet mancher eher die Ära des Rogge-Vorgängers Juan Antonio Samaranch. Auch ist es der dort geübte Führungsstil, der heute im Flurfunk des seit 2006 von Bach regierten DOSB beraunt wird. Kritik an dem von Bach und seinem General, dem Grünen-Politiker Michael Vesper, kontrollierten Verbandswesen fand jüngst Eingang in einen Beitrag des NDR-Magazins Zapp : Vorgeführt wurde eine restriktive Medienarbeit. Stramme Kontrolle herrschte auch im IOC, bis 2001 Rogge kam und jene Kommunikationsagenturen ausmistete, die Samaranchs Getreuen zugearbeitet und schwarze Listen über kritische Journalisten erstellt hatten“ (Rückkehr der alten Lager, in SZ 18.5.2013).

Nachtrag 8: Vesper will nicht Bachs Nachfolger werden – zumindest vorläufig
„Der Generaldirektor hat sich nicht viele Freunde gemacht mit seiner Fähigkeit, Mehrheiten zu organisieren und auf Widersprüche in der Sportgemeinde mit brachialer Wortgewalt zu antworten“ (Hecker, Anno, Debattierklub sucht Orientierung, in faz.net 12.9.2013). – „In den vergangenen Jahren stand er stets eng an der Seite  von Thomas Bach und gab des öfteren den Ausputzer; intern wie in der Öffentlichkeit“ (Aumüller, Johannes, Alle in Deckung, in SZ 12.9..2013). – „Stets im Sinne Bachs moderierte Vesper Debatten weg. Seine neueste Sprachkreation gilt dem dräuenden Straftatbestand Sportbetrug: ‚Wir haben ja ein Antidoping-Gesetz‘, formulierte Vesper nun. ‚Es heißt nur anders.‘ Falls das nicht Rhetorik ist, sondern auch Überzeugung, wäre für Bachs Schattenwurf im DOSB gesorgt“ (Hartmann, Grit, Und die Welt schaut zu, in berliner-zeitung.de 1.9.2013).
Außerdem verdient Vesper als DOSB-General um die 270.000 Euro pro Jahr, während der Präsidentenjob ein ehrenamtlicher ist. Vielleicht aus diesem Grund sagte er am 13.9.2013 bei der Konferenz der Sportminister, dass er nicht die Nachfolge von Bach antreten will (Vesper will nicht, in SZ 14.9.2013).

Nachtrag 9: Vesper und der designierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann
„Der politische Quereinsteiger, der den Vorstopper gab für den öffentlichkeitsscheuen Bach, gilt nicht als harmoniesüchtiger Zeitgenosse. Ist es also egal, wer unter ihm DOSB-Chef wird?“ (Kistner, Thomas, Kür in der Kaffeepause, in SZ 18.10.2013).

Nachtrag 10: Vesper und Sotschi 2014
Vesper gab am 7.10.2013 dem Südwestrundfunk SWR 2 ein Interview (Thies, Marion, Olympia-Funktionär Vesper: „Russland hält sich an olympische Charta“). Jörg Winterfeldt kommentierte dieses Interview am selben Tag in der Berliner Zeitung: „Michael Vesper war früher mal ein Grüner. Jetzt findet er es völlig in Ordnung, dass in Sotschi für die Olympischen Winterspiele nach Herzenslust gebaut und gerodet wird. (…) Da es etwas wie ein russisches Menschenrecht auf Nobelskigebiete gebe, müsse in Sotschi nach Herzenslust gerodet und gebaut werden dürfen, erklärte Vesper dem Südwestrundfunk, als wolle er nicht länger Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes bleiben, sondern lieber für noch mehr Geld als die kolportierte Viertelmillioneuro-Gage vom DOSB künftig in Putins Diktatur wieder sein angestammtes NRW-Ressort übernehmen.(…) Er wisse auch, dass das Demonstrationsrecht nicht nur in Russland häufig mit Füßen getreten werde. Es ist eben in vielen Ländern schlimm. Hauptsache, es gibt genug Beton und der Rubel rollt. Und es wird eine schöne Dienstreise im Februar für den verwelkten Grünen“ (Winterfeldt,  Jörg, Menschenrecht auf Skigebiet, in berliner-zeitung.de 7.10.2013).
Im Januar 2014, als die Absagen von Jochen Gauck, Angela Merkel, Francois Hollande, Barack Obama, David Cameron und einigen anderen Staatspräsidenten und Politikern bekannt waren, äußerte Vesper: „Ich bin ein Hingeher“ (Lau, Mariam, DOSB-Generalsekretär Vesper: „Der Sport kann nicht mehr als die Politik, in Die Zeit 21.1.2014).

Nachtrag 11: Vesper und der DAV – auf ein Neues. Die DAV-Mitgliederversammlung am 9.11.2013 entschied sich mit 70 Prozent der 600 Delegierten gegen die Bewerbung München 2022 – die einen Tag später in München, Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Berchtesgaden und Traunstrein abgewählt wurde. Vesper versuchte bis zum Schluss, die DAV-Abstimmung zu beeinflussen. Er überreichte DAV-Präsident Josef Klenner am 8.11.2013 auf der DAV-Hauptversammlung eine Auszeichnung des IOC (vermutlich mit Gruß vom neuen IOC-Präsidenten Bach). „Am Tag darauf musste der Generaldirektor lernen, dass die 600 Delegierten des Alpenvereins das differenzierter sehen: Sie lehnen mit 70 Prozent überraschend deutlich Winterspiele in München und in den bayerischen Alpen ab“ (Ebenda).
Vesper äußerte übrigens zwei Tage vor der Abstimmung auf zeitonline: „NOlympia hegt diesmal, anders als beim letzten Mal, keine ökologischen Bedenken gegen die Spiele in München“ (Fritsch, Oliver, „Irgendwann verziert das IOC Eishockey-Stadien mit Blattgold,“ in zeitonline 8.11.2013).
Das ist einfach unwahr: Wir haben fünf Gründe gegen München 2022 genannt; einer der wichtigsten war die Zerstörung von Natur und Umwelt. In München wären immer noch 1275 schützenswerte Bäume für das Olympische Dorf gefällt worden; in Ruhpolding hätte die neue (temporäre) Langlaufloipe viel zerstört etc.

Nachtrag 12: Michael Vesper und Garmisch-Partenkirchen
Am 10.11.2013 wurde die Bewerbung München 2022 bei allen vier Abstimmungen abgewählt. Vesper dazu im Spiegel-Artikel:“Das Ergebnis sei ‚bedauerlich, und man müsse nun ‚in Ruhe analysieren‘, woran es lag  und auch, welche Fehler wir gemacht haben‘. Es dauert aber nicht lange, bis sich sein Ton ändert. Nach ein paar Minuten klingt Vesper wie ein beleidigter Junge, dem der Bengel von nebenan die Lego-Burg zertrümmert hat. ‚Haben Sie mal in Garmisch Urlaub gemacht?‘ fragt Vesper. Es ist seine Art zu sagen, der Ort müsse  mal modernisiert werden. Und die Spiele hätten geholfen. ‚Es gibt kein besseres Konjunkturprogramm als eine Olympiabewerbung. Aber es ist schwer, sich mit rationalen Argumenten gegen eine Stimmung durchzusetzen.‘ Schön doof die Garmischer, so sieht das Vesper“ (Eberle, Lukas, Großekathöfer, Maik, Kramer, Jörg, Neumann, Conny, Pfeil, Gerhard, „Zu groß, zu teuer“, in Der Spiegel 47/18.11.2013).

Nachtrag 13: Vespers Anti-Anti-Doping-Kampf
Vor der DOSB-Mitgliederversammlung am 7.12.2013:Es deutet sich an, dass die kleine Gruppe noch mehr Beistand bekommt, obwohl die Sportführung, namentlich DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, intensive Spaltungsgespräche führt. Der gewiefte ehemalige Grünen-Politiker, ein überzeugter Straftatbestand-Gegner, hat Wackelkandidaten in einer (gescheiterten) Kompromissverhandlung am Dienstag zurückgepfiffen. (…)Die Schwerfälligkeit des Sports wird Vesper helfen, seine Haltung durchzusetzen. Es fragt sich aber, ob die nächste Ablehnung durch die Mitglieder noch relevant ist. Denn mit der Koalitionsvereinbarung haben die Politiker in Berlin die Führungsrolle in der Strafbarkeitsfrage der Anti-Doping-Politik übernommen. CSU und SPD wollen den Straftatbestand“ (Hecker, Anno, Reinsch, Michael, Kontroll- und Wertverlust, in faz.net 6.12.2013). Am 7.12.2013 wurde vom DOSB-Mitgliederversammlung dann ein „Jein“ beschlossen: eine strafrechtliche Verfolgung dopender Athleten, aber keine Besitzstrafbarkeit von Dopingmitteln (Hecker, Anno, DOSB fordert strafrechtliche Verfolgung dopender Athleten, in faz.newt 7.12.20ß13).
7.1.2013, DOSB-Mitgliederversammlung: „Einstimmig und erstmalig fordert der organisierte Sport nun ausdrücklich die strafrechtliche Verfolgung auch von gedopten Athleten. Er folgt einem Gesetzesentwurf aus Baden-Württemberg (Straftatbestand „Dopingbetrug“), schließt jedoch ‚eine Ausdehnung von Besitzstrafbarkeit auf geringe Mengen aus‘. Kritiker wie der Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop finden das enttäuschend und unzureichend. ‚Wir halten die Besitzstrafbarkeit für falsch‘, sagte hingegen DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, lobpreiste die Effektivität der Sportgerichtsbarkeit und verstieg sich in die Behauptung: ‚Eine Zweijahressperre schreckt mehr ab als eine Bewährungsstrafe'“ (Hungermann, Jens, Auf den neuen DOSB-Chef warten Existenzfragen, in welt.de 8.12.2013).

Nachtrag 14: Vesper, Sotschi 2014, München 2018, Deutschland 20??
„Es gibt keinerlei Restriktionen für Sportler, sich politisch zu äußern. Jedem ist es unbenommen, in Interviews seine Meinung zu sagen. Doch die Olympischen Wettkämpfe sollen eine Bühne des Sports bleiben. Verboten sind deshalb an den Sportstätten und im Olympischen Dorf demonstrative Aktionen“ (Zweigler, Reinhard, „Mir blutet das Herz, wenn ich das sehe, in mittelbayerische.de 20.1.2014). – „In Sotschi musste alles neu gebaut werden: die Sportanlagen, Hotels, Straßen, und es wurde erheblich teurer als geplant. (…) Das Gegenmodell war die deutsche Olympia-Bewerbung von München für nachhaltige Winterspiele 2018, wo im Grunde bereits alles da gewesen ist“ (Ebenda).
Alles da gewesen… Bei München 2022 seien 84 Prozent aller Sportstätten vorhanden gewesen – sagten die Befürworter. Und wir Gegner: Das einzige Gebäude, das heute München 2022-tauglich ist, ist der Münchner Flughafen.
„Wir werden nach den Spielen von Sotschi über eine mögliche neue deutsche Bewerbung für Olympische Spiele beraten. Ich kann nur sagen: Die nächste Bewerbung muss sitzen, auch wenn es vielleicht nicht im ersten Anlauf klappt“ (Ebenda).
Nichts verstanden.

Nachtrag 15: Der DOSB-Generaldirektor zu Olympischen Spielen in Deutschland etc.
Vesper im Interview: „Wir werden uns wieder um Sommerspiele bewerben, jedoch eher für 2028 als für 2024.“ – „Alle Umfragen zeigen, dass es in Deutschland weiter eine Mehrheit gibt, die die Austragung Olympischer Spiele hierzulande begrüßen würde. Der Volksentscheid im vergangenen November gegen eine Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 war eine Abstimmung in vier Kommunen.“ – „Wir hätten gerade ein Prozent der benötigten Fläche neu versiegeln müssen.“ – „Eine Kandidatur für Winterspiele ist jetzt auf absehbare Zeit wohl passé. Der DOSB hat als eine der größten Sportorganisationen der Welt aber weiter den Traum, Jahrzehnte nach den Sommerspielen 1972 in München Olympia wieder ins eigene Land zu holen. Es wird in den nächsten Jahren wieder eine Bewerbung für Olympische Spiele geben, da bin ich mir sicher.“ – „Der nächste Schuss muss sitzen. Deshalb empfehle ich, nichts zu überstürzen. In München haben wir es nicht verhindern können, dass Fehlinformationen eine eigene Dynamik entwickelt haben. Es ist falsch, dass für die Organisation Olympischer Spiele Steuergelder verschwendet werden. Die Organisation trägt sich durch TV-Einnahmen, Merchandising, lokale Sponsoren und Eintrittsgelder. Die Olympiaausrichter der vergangenen Jahre haben fast immer eine schwarze Zahl geschrieben.“ – „München (1972) und Barcelona (1992) sind durch Olympia Weltstädte geworden. Die Bevölkerung und die Unternehmen profitieren also von der Ausrichtung der Spiele; ganz abgesehen von der Begeisterung im ganzen Land, die Olympia entfacht.“ – „Es gibt in Deutschland kein Großprojekt mehr, ohne dass sich dagegen starker Widerstand regt. Um die Menschen von Olympia zu überzeugen, brauchen wir Zeit.“ – Zur Verantwortung des Sports sagte Vesper: „Dem Sport ist es doch zu verdanken, dass wir während der Spiele 2008 in Peking flächendeckend über Tibet diskutiert haben – danach war wieder Sendepause“ (Alle Zitate: Grünberg, Rainer, „Wir wollen Olympia nach Deutschland holen“, in abendblatt.de 3.2.2014; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 16: Der DOSB-Generaldirektor spricht
Claudio Catuogno und Boris Herrmann interviewten Michael Vesper in der SZ. Auf die Feststellung, dass Wladimir Putin nach Sotschi 2014 nun als großer Gewinner dastehe, antwortete Vesper mit einer Verdrehung von Ursache und Wirkung: „Seit Wochen wird international über die russische Schwulengesetzgebung diskutiert, über die Menschenrechtslage, über Umweltzerstörung. All diese Themen standen jetzt weltweit auf den Titelseiten.“ – Zur Frage der riesigen Umweltzerstörungen durch Sotschi 2014 antwortete Vesper: „In sieben Jahren hat Russland hier etwas ins Gebirge gehauen, was in den Alpen in sieben Jahrzehnten zuvor vielfach geschaffen wurde: ein Wintersportzentrum.“ – Die grünen Mitglieder im Sportausschuss, Monika Lazar und Özcan Mutlu, fuhren nicht nach Sotschi mit der Begründung: „Mit der Begründung: „Die Olympischen Spiele sind, wie auch die Paralympics, in diesem Jahr vor allem eines: die Spiele Putins.“ Dazu Vesper: „Ich bin da anderer Meinung. Und ich finde es eigenartig, wenn die, die gar nicht da waren, so genau wissen, wie es dort war.“ – Der DOSB wollte zwischen 27 und 42 Medaillen: Geworden sind es 19. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), nannte dies „die zweite große Fehleinschätzung von Herrn Vesper nach den Sommerspielen von London 2012“. – Vesper: „Belehrungen vom heimischen Sofa nehme ich immer sehr gerne entgegen . . .“ – Zum Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle stellte Vesper fest: „Das ist ein kompliziertes Feld. Es gibt kaum einen Sportler, der ohne eine Ergänzung seiner Ernährung auskommen kann.“ – Zur kommenden Verschärfung des Anti-Dopinggesetzes im Bundestag und den Widerstand dagegen im DOSB sagte Vesper: „Schauen Sie in unseren Beschluss der Mitgliederversammlung vom Dezember. Dort haben wir uns für sinnvolle gesetzliche Verschärfungen ausgesprochen – unter der Bedingung, dass das sportrechtliche System nicht gefährdet wird.“ (Alle Zitate: Catuogno, Claudio, Herrmann, Boris, „Ich lasse mir das nicht in die Tonne treten“, in SZ 8.3.2014; Hervorhebung WZ).
Vesper hat im Vorfeld dieser Mitgliederversammlung alles in Bewegung gesetzt, damit eine Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes durch den DOSB abgelehnt wurde. Hier lohnt ein Rückgriff auf die Chronologie Dezember 2013: Bei der neunten DOSB-Mitgliederversammlung am 7.12.2013 wurde ein Antrag des Deutschen Tischtennis-Bundes angenommen, wonach entlarvte Doper nicht mehr nur von Sportgerichten, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden können. “Die Versammlung sprach sich gleichzeitig gegen die “Besitzstrafbarkeit” aus. Bislang wurden gegen Athleten nur dann staatliche Verfahren eingeleitet, falls sie ‘nicht geringe’ Mengen bestimmter Substanzen besaßen” (Hecker, Anno, DOSB fordert strafrechtliche Verfolgung dopender Athleten, in faz.net 7.12.2013). Aus diesem Grund stimmte der Deutsche Leichtathletik-Verband gegen den Antrag, da er ihm nicht weit genug ging.

Nachtrag 17: Bayern ausnahmsweise vorn
Der bayerische Justizminister Winfried Bausback stellte am 17.3.2014 den bayerischen Gesetzentwurf für ein Sportschutzgesetz vor. Herausragende Punkte: – ein Straftatbestand des Dopingbetrugs, – die uneingeschränkte Besitzstrafbarkeit von Dopingmitteln und Dopingwirkstoffen, – umfassende Strafvorschriften gegen den Dopinghandel, ein erhöhter Strafrahmen von bis zu fünf Jahren für Dopingvergehen (PM Bayerns Justizminister stellt bayerischen Gesetzentwurf für ein Sportschutzgesetz vor, Bayerisches Staatsministerium der Justiz 17.3.2014). Bausback hob die vom DOSB abgelehnte Strafbarkeit des Besitzes von geringen Mitteln an Dopingmitteln hervor: “Die uneingeschränkte Besitzstrafbarkeit ist unverzichtbar, um Doping im Spitzensport strafrechtlich zu erreichen” (Bayern plant Strafverfolgung von Sportbetrügern, in sueddeutsche.de 17.3.2014).
Das wird die Herren Michael Vesper und Matthias Jahn aber nicht freuen!

Nachtrag 18: Vesper wertet sich auf
Das  DOSB-Präsidium wird auf der  Mitgliederversammlung im Dezember 2014 eine Strukturreform vorschlagen: „Das (ehrenamtliche) Präsidium wandelt sich in eine Art Aufsichtsrat um, das derzeit fünf Mitglieder umfassende (hauptamtliche) Direktorium um Generaldirektor Michael Vesper wird zum geschäftsführenden Vorstand aufgewertet. (…) Einer der mutmaßlichen Hauptprofiteure der Reform wäre Michael Vesper, der vom Generaldirektor zum Chef des geschäftsführenden Vorstandes aufsteigen könnte. (…) Allerdings verdient der Grünen-Politiker in seinem Amt gut – nach bisher nicht dementierten Berichten mehr als 300 000 Euro jährlich –, und ein hauptamtlicher und gut bezahlter Präsident wäre dem Sport nur schwer zu vermitteln gewesen. Auch nach der jetzt angedachten Strukturreform würde es keinen hauptamtlichen Präsidenten geben, aber einen Posten, der dem doch schon etwas näher käme“ (Aumüller, Johannes, Rochaden an der Spitze, in SZ 9.4.2014; Hervorhebung WZ). Für diese Strukturreform sind auf der Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung und deshalb 75 Prozent Zustimmung erforderlich (Hecker, Anno, Bekommt der DOSB einen hauptamtlichen Vorstand? in faz.net 7.4.2014).

Nachtrag 19: DOSB-Generaldirektor steht über dem Recht
Die DOSB-Methode mit der Schiedsgerichtsbarkeit des Sports wurde mit tatkräftiger Mithilfe seines ehemaligen Präsidenten Thomas Bach entwickelt: „Zentrales Element ist die Schiedsvereinbarung, die jeder Athlet, will er an Wettkämpfen teilnehmen, unterzeichnen muss. Er erkennt damit an, dass in Streitfällen mit dem Verband kein ordentliches Gericht zuständig ist, sondern die Sportgerichte bis hin zum obersten Sportsgerichtshof Cas in Lausanne“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Weiter so! in SZ 19.4.2014). Nun hat im Februar 2014 das Landgericht München I im Prozess von Claudia Pechstein dagegen geurteilt: „Die Schiedsvereinbarung sei rechtswidrig, weil sie ja nicht freiwillig, sondern unter Zwang zustande kommt. Heißt im Umkehrschluss: Der Athlet darf von nun an wählen, ob er lieber die Sport- oder ordentliche Gerichte anruft“ (Ebenda). das passt nun den DOSB-Oberen nicht. deshalb hat DOSB-Generaldirektor Michael Vesper Anfang April 2014 ein Rundschreiben an die Sportverbände geschickt. „Tenor: Ignoriert einfach das Urteil des Landgerichts und macht weiter wie bisher; das decke sich mit der ‚unter Juristen herrschenden Meinung'“ (Ebenda. Das wird doch nicht zufällig die Meinung des DOSB-Haus- und Hofjuristen Matthias Jahn sein!).
Sportjuristen widersprachen umgehend Vesper und beurteilten dessen Rundschreiben als „unausgewogen und teils irreführend“ (Ebenda). Somit besteht für die Sportverbände ein Dilemma: „Auf der einen Seite das glasklare Diktum eines deutschen Gerichts zu den Schiedsvereinbarungen – auf der anderen der Deutsche Olympische Sportverband (DOSB), der ihnen empfiehlt, dieses Urteil zu ignorieren. (…) Sportjuristen erwarten, dass sich immer mehr Verbände und ihre juristischen Vertreter die sture Haltung von DOSB und BMI (Bundesministerium des Innern; WZ) nicht lange bieten lassen“ (Ebenda).
Wir, der DOSB, sind der Sport – und haben immer Recht. Auch wenn es dabei nicht demokratisch zugeht…

Nachtrag 20: Brechstangen-Vesper
„General mit Brechstange“. So betitelte Thomas Kistner seinen Artikel über DOSB-Generaldirektor Michael Vesper und seinen Umgang mit der „Schiedsvereinbarung“ (vgl. Chronologie April 2014). „Mitte der Woche wollen die Spitzenverbände bei einem kurzfristigen Treffen erörtern, wie mit einem brisanten zivilrechtlichen Urteil zur Schiedsvereinbarung zu verfahren ist. Dieser müssen sich alle Athleten unterwerfen, indem sie erklären, im Streitfall mit Verbänden, vor allem in Dopingfragen, kein ordentliches Gericht anzurufen, sondern nur Sportrichter bis zum Sportschiedsgerichtshof Cas in Lausanne zu akzeptieren“ (Kistner, Thomas, General mit Brechstange, in SZ 5.5.2014).
DOSB und IOC versuchen seit vielen Jahren, sich ihre eigene Sportgerichtsbarkeit zu schaffen und über dem jeweiligen Recht zu stehen.
Das Münchner Landsgericht hatte im Rechtsstreit Claudia Pechstein entschieden, dass diese Schiedsvereinbarung rechtswidrig sei, da sie nicht freiwillig, sondern unter Zwang zustande kommt. Vesper hielt in einem Rundschreiben vom April 2014 die Sportverbände an, dieses Urteil zu ignorieren: Am 30.4. schrieb er erneut und warnte vor einer „internationalen Isolierung des deutschen Sports“ (Ebenda). – Vesper „lädt Funktionäre und Athleten für den 13. Juni ins Hauptquartier, der Sportrechtler Jens Adolphsen soll da referieren und Klarheit schaffen. Andere Stimmen, ein Pro und Kontra ist nicht vorgesehen, es dürfte auf eine Belehrungsveranstaltung hinauslaufen“ (Ebenda).
Es wäre interessant, was das Kartellrecht gegenüber dem Monopolisten DOSB hergibt. Man stelle sich vor, eine deutsche Herstellersparte räumt sich ein Monopol und eine eigene Rechtssprechung ein und fordert ihre Mitglieder auf, sich dieser zu unterwerfen, eine Unterschrift zu leisten und auf die Anrufung ordentlicher Gerichte zu verzichten. Das wäre unvorstellbar. Der DOSB (und der IOC-Konzern) versuchen dies seit Jahren weltweit durchzudrücken.

– Nachtrag 21: nichts dazugelernt. Die jeweiligen Bevölkerungen haben die Bewerbung um Olympische Winterspiele St. Moritz 2022, München 2022, Krakau 2022 abgewählt. Die Städte Barcelona, Stockholm und Lwiw/Lemberg haben ebenfalls für Olympische Winterspiele 2022 zurückgezogen. Oslo 2022 wackelt. Übrig bleiben ansonsten Almaty/Kasachstan und Peking/China. Und was meint Herr Vesper dazu? „Gerade mit dem Vorteil der verlorenen Bewerbung 2018 hätten wir eine Superchance gehabt“ (dpa, IOC kürt Kandidaten für Olympia 2022: München schaut zu, in sueddeutsche.de 4.7.2014).
Schon vergessen, dass der FIS-Weltcup im Februar 2014 in Garmisch-Partenkirchen trotz der Armada von Schneekanonen mangels Schnees abgesagt werden musste?

Nachtrag 23: Bewerbung Hamburg 2024 und Berlin 2024 und Vespers Ignoranz
Der DFB zog am 19.9.2014 seine Bewerbung um das Endspiel der Fußball-EM 2020 mit München zugunsten London zurück und wird sich um die Austragung der Fußball-EM 2024 bewerben. Die Olympische Charta des IOC verbietet für die austragung Olympischer Spiele große Sportereignisse innerhalb eines Jahres im selben Land. Die deutsche DOSB-Spitze setzt dagegen auf – unrealistische – Terminspiele. „Die Veranstaltungen müssten entzerrt werden, wie selbst die Supersommer-Euphoriker einräumen. Von fünf bis sechs Wochen sprach Alfons Hörmann“ (Aumüller, Kistner 19.9.2014).
Und ohne Reflexion der Realität und wider besseres Wissen äußerte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper zu einem irrealen Ereignis EM und Olympische Spiele 2024 in Deutschland: „Wäre das nicht eine tolle Vorstellung? Im Juni die Fußball-EM nach dem Sommermärchen von 2006 in existierenden Stadien, sechs Wochen später Olympische Spiele in Hamburg oder Berlin und schließlich die Paralympics – das könnte ganz Deutschland voranbringen“ (Beils, Martin, Vesper: „EM und Olympia 2024 – Deutschland kann das“, in rp-online 20.9.2014). Auf den Einwand, dass die Vergabepraxis der internationalen Sportverbände ein großes Fußballturnier und Olympische Spiele im selben Jahr nicht vorsehen, entgegnete Vesper ignorant: „Wenn ein Land zwei solch große Sportereignisse in einem Jahr schultern kann, dann ist das Deutschland“ (Ebenda).
Vergleiche auch unter „Aktuelles“ vom 21.9.2014: Bewerbung 2024: verpfuscht

Nachtrag 24: Vesper und die Kosten Olympischer Spiele
„Man muss vor allem die Ängste nehmen, dass die Spiele die Stadt finanziell ruinieren. Das Gegenteil ist der Fall“ (Teuffel Friedhard, „Finanzieller Ruin durch Olympische Spiele? Das Gegenteil ist der Fall“, in tagesspiegel.de 30.12.2014)

Nachtrag 25: Der DOSB und die Europaspiele
Der DOSB hatte im Dezember 2012 der Vergabe der Europaspiele an die Diktatur Aserbaidschan zugestimmt (von Salzen, Claudia, Die Causa Kaukasus, in tagesspiegel.de 24.4.2015). In der European Games Commission (EOC) sitzt auch der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper (Weinreich, Jens, Warum ein autoritäres Regime die ersten European Games ausrichtet, in krautreporter.de 28.4.2015). Vesper übte sich im Vorfeld der European Games im Gesundbeten: „Mit Blick auf die Europaspiele sind wir gerade über die Einschränkung der Pressefreiheit und die Repressalien gegen Journalisten und Medien beunruhigt. Wir werden die Themen selbstverständlich bei unseren Gesprächen vor Ort und mit Vertretern des Gastgeberlandes ansprechen“ (Weinreich 28.4.2015). Hier bestehen berechtigte Zweifel. Vesper hatte Anfang August 2008 kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Peking die Internet-Zensur in China mit der Sperrung rechtsradikaler Seiten in Deutschland verglichen: „Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und es ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden“ (Vesper spielt Zensur herunter, in SZ 6.8.2008; Kistner Nicht ganz angekommen, in SZ 7.8.2008. Gesperrt wurden von Peking damals unter anderem die Seiten von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen, der BBC und der Deutschen Welle). Von daher werden die von Vesper großspurig angekündigten Gespräche unter Sportskameraden die kritischen Themen gerade nicht thematisieren.
Zur Erinnerung: „In China verdreifachte sich beispielsweise im Olympiajahr 2008 die Zahl der belegten Hinrichtungen. Und vor einem Jahr bereitete Wladimir Putin während der Winterspiele in Sotschi die verdeckte Annexion der Ukraine vor“ (Weinreich, Jens, Warum ein autoritäres Regime die ersten European Games ausrichtet, in krautreporter.de 28.4.2015; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 26: Michael Vesper und die Wasserstandsmeldungen
DOSB-Vorstandsvorsitzender Vesper ist seit vielen Jahren rührend um den „Wasserstand“ bemüht. Dazu eine kleine Auswahl. Vesper im Mai 2000 zum rot-grünen Koalitionsvertrag in Nordrhein-Westfalen: Aus den „täglichen Wasserstandsmeldungen“ der Medien dürfe man kein Einknicken der Grünen schließen (SPD und Grüne in NRW ringen um die Koalition, in spiegelonline 27.5.2000). Vesper zur Verhandlung mit den Garmischer Grundeigentümern wegen der Münchner Olympiabewerbung 2018: „Wir befinden uns in zügigen Verhandlungen, geben aber keine Wasserstandsmeldungen“ (Münchner Olympiabewerbung wackelt, in zeit.de 9.7.2010). Und seine Adepten kümmern sich ebenfalls rührend um den Wasserstand. DOSB-Vorsitzender Alfons Hörmann zu Medaillenprognosen für Sotschi 2014: Man werde „nicht täglich Wasserstandsmeldungen abgeben“ (SID, Vesper prognostiziert: Keine Prognosen mehr, in rp-online.de 11.2.2015). Der Hamburger Sportstaatsrat Christoph Holstein zu den Kosten von Hamburg 2024: „Wir rechnen schon unter Hochdruck, wollen aber nicht ständig Wasserstandsmeldungen abgeben“ (Woldin, Philipp, Ton im Hamburger Olympia-Streit wird schärfer, in welt.de 20.5.2015).
Was macht Vesper (*1952) nur, wenn er 2022 nicht mehr DOSB-Vorstandsvorsitzender sein sollte? Wer kümmert sich dann um den Wasserstand?

Nachtrag 27: Vesper zu den European Games 2015 in der Diktatur Aserbaidschan
Vesperwill bei den European Games über Menschenrechte sprechen: „Wir werden die Themen selbstverständlich bei unseren Gesprächen vor Ort und mit Vertretern des Gastgeberlandes ansprechen“ (DOSB, HRW informiert DOSB über Menschenrechtssituation in Baku, in dosb.de 28.1.2015). – „Zudem werde man versuchen, sich – wie schon bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi so auch in Baku – mit NGOs und Aktivisten zu Hintergrundgesprächen zu treffen“ (Ebenda).
Hallo Herr Vesper: Es gibt keine Opposition mehr, mit der Sie reden könnten – falls Sie das jemals vorgehabt hätten. Also: klatschen, feiern, dem Diktator die Hand schütteln und den Mund halten. Genau wie bei Sotschi 2014.
Vesper übte sich dann in Zynismus vor den European Games: „Ich habe den Eindruck, viele, die früher nicht wussten, wo Aserbaidschan liegt, sind jetzt Experten in Menschenrechtsfragen“ (Becker, Christoph, Die  große Show des Präsidenten, in faz.net 10.6.2015).
Grit Hartmann
schrieb zu Vesper und den European Games in Cicero: „Am flottesten legte Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, den Rückwärtsgang ein: ‚Ich war lange selbst Politiker‘, gab er in Baku zu Protokoll, ‚aus meiner Sicht sollte der Sport nicht für politische Zwecke benutzt werden.‘ Da waren die ersten Europaspiele gerade einen Tag alt, und die regierungsnahe aserbaidschanische Nachrichtenagentur APA widmete dem Appell des Deutschen für politische Enthaltsamkeit im Nu eine Meldung. Denn der Grüne Vesper, ehemals Minister in NRW, zielte damit nicht auf den Gastgeber Ilham Alijew, der aus dem Sportfest eine möglichst ungestörte PR-Aktion für seine Petrokratie am Kaspischen Meer machen wollte. Er meinte Alijews Kritiker. (…) Rund 100 Bürgerrechtler, Journalisten und deren Anwälte sitzen in Aserbaidschan hinter Gittern. Alijew sorgt fürs kritikfreie Binnenklima bei den Europaspielen“ (Hartmann, Grit, Ein Fest für Funktionäre, in cicero.de 26.6.2015; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 28: Der DOSB-Vorstandsvorsitzende spricht
Michael Vesper im Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel (Alle Zitate aus: Teuffel, Friedhard, Michael Vesper: Das ist ein Jahrhundertprojekt”, in tagesspiegel.de 8.11.2015)
“Wir haben aus dem Referendum vor zwei Jahren in München gelernt und diese Bewerbung in Hamburg von vornherein sehr transparent gestaltet.”
Haben wir von NOlympia immer gesagt, dass de Bewerbung München 2018 und München 2022 intransparent war. Endlich wird es zugegeben.
“Zugleich hat sich das IOC selbst einem tiefgreifenden Reformprozess unterzogen mit einem Bekenntnis zu mehr Bescheidenheit, mehr Offenheit und mehr Flexibilität.”
Angezweifelt.
In München wirkt Olympia 1972 heute noch nach.”
Stimmt, gerade wird das Radsportstadion abgerissen.
Zum einen gilt es, den emotionalen Gewinn für die Region und für ganz Deutschland herauszustellen. Wir alle wissen noch, was bei der Fußball-WM 2006 hier los war, wie sie die Stimmung im Land zum Positiven verändert hat.”
Sehr richtig: Vor allem, wo gerade herauskommt, wie Deutschland die WM bekommen hat. Die Sommer-Märchenerzähler (und die olympischen Märchenerzähler) haben ausgedient.
Ein Land, das sich um Olympische und Paralympische Spiele bewirbt, kann nicht die dritte Schulsportstunde streichen und marode Sportstätten verfallen lassen.”
Doch, doch, das geht sehr wohl: sehe England nach London 2012. Außerdem gibt es an den wenigsten Schulen drei Turnstunden.
“Im Organisationsbudget ist sogar ein Gewinn zu erwarten, der in den gemeinnützigen Sport in
Hamburg und Deutschland fließt.”
Die üblichen olympischen Milchbuben-Rechnungen.
„Das ist ein Jahrhundertprojekt.“
Der Zeitraum könnte stimmen was das Zurückzahlen von Hamburgs Olympia-Schulden betrifft.
„Dass auf einer untergenutzten Insel in der Elbe ein neuer inklusiver Stadtteil mit höchster Energieeffizienz entsteht, ist nur im Zuge von Olympia zu schaffen.“
Sehr geehrte Damen und Herren von der Hamburger Hafenwirtschaft: was meinen Sie zur „untergenutzten Insel namens Kleiner Grasbrook?

Nachtrag 29: Vesper wie üblich
Podiumsdiskussion der Deutschen Olympischen Gesellschaft im November 2015 in München – mit dem netten Titel “Leistung und Freude im Sport.
Da denkt man doch gleich an das russische Dopingsystem und den Skandal um den Internationalen Leichtathletik-Verband…
Eine Teilnehmerin war Katharina Schulze, MdL, vormals auch NOlympia München: „Irgendwann konnte Katharina Schulze ihre ganzen Fragen nicht mehr zurückhalten. ‘Ich nehme an, dass ich zu dieser Diskussion sowieso nur eingeladen wurde, um ketzerische Fragen zu stellen’, mutmaßte die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, bevor sie loslegte. Warum zeigen die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (<a title="IOC" href="http://www.nolympia.de/kritis