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Sportindustrie

Schon 1986 schrieb der Spiegel: „Dassler, der Profi, und mit ihm die Werbemillionen der Industrie haben den Sport innerhalb weniger Jahre unter Kontrolle genommen. Internationale Leichtathletikveranstaltungen, Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften laufen nach den Regeln der Industrie ab.“

Das hat sich seither noch verschärft. Geldgierige Organisationen wie IOC und FIFA machten aus dem Sport ein weltweites Geschäft. Die Sportindustrie liefert die Geräte, die Ausrüstung, die Bekleidung, die Schuhe. Und Hürden, Matten, Skier, Stöcke, Schneekanonen etc. Und Stadien, Sprungtürme, Wasserbecken, Eisflächen … Die Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch soll für Sponsor Audi einen Werbewert von zwei Millionen Euro haben – nach einer Studie des Kölner Instituts Sport+Markt, welche die Firma ihres Mannes Marcus Höfl in Auftrag geben hatte (Neudecker 22.10.2011).

Die multinationalen Konzerne Adidas und Nike haben allein für die Fußball-WM 2010 riesige Werbekampagnen für mehrere hundert Millionen Euro gestartet. Der Adidas-Konzernumsatz mit fast 40 000 Mitarbeitern betrug 2009 rund 10,4 Milliarden Euro; Nike setzte 2008 mit 30 000 Mitarbeitern 18,8 Milliarden US-Dollar um. Ebenfalls prächtige Geschäfte machen Fernsehsender und Sponsoren.

An Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften, Sportgroßveranstaltungen jeder Art verdienen einige wenige gut. Die Rechnung bezahlen in der Regel die Gastgeber: nämlich die Austragungsorte, der Staat, seine Bürger. Nicht nur die olympischen Austragungsorte ruinieren sich, sondern auch die Austragungsorte von Europa- und Weltmeisterschaften.

Bezahlen müssen auch die Sportler – mit ihrer Gesundheit. „Citius, altius, fortius“ – „Schneller, höher, stärker“ lautet das olympische Motto. Das wird eingehalten, damit die Fernsehsender übertragen und das Publikum zusieht. Mit der Geschwindigkeit wächst auch das Risiko. Aber ohne permanente Leistungssteigerung gibt es keine Gelder von den Sponsoren. Und für bessere Leistung braucht man: Doping.

Quelle:
„Dassler will alles kontrollieren“, in Spiegel 23/1986
Freistaat verteidigt Sportförderung, in SZ 19.1.2009
Kistner, Thomas/Weinreich, Jens, Der olympische Sumpf, München 2000
Neudecker, Michael, Drama, Drama, in SZ 22.10.2011
Ritzer, Uwe, Die Maßschuster, in SZ 10.6.2010
Simson, Vyv/Jennings, Andrew, Geld, Macht und Drogen, München 1992
Szymanski, Mike, Sehenden Auges in die Pleite, in SZ 23.10.2008)