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Leuchtturm-Projekt

Wird etwas als Leuchtturm-Projekt bezeichnet, leuchtet es meist nicht von selbst, da ansonsten die eigene Strahlkraft ausreichen würde. Der Begriff soll Licht, Bedeutung, Positives suggerieren und die zahlreichen negativen Implikationen überstrahlen. Denn oft genug steht das Leuchtturm-Projekt in einem negativen Umfeld mit düsterem Hintergrund. Der Begriff wird oft verwendet, wenn staatliche oder öffentliche Gelder fließen sollen. In der Regel sind Leuchtturm-Projekte sehr teuer.

So werden etwa die Plusenergiedörfer in München und Garmisch-Partenkirchen als „hervorragende Leuchttürme im Rahmen von München 2018“ bezeichnet (Eckdatenpapier S. 49). Zur Kompensation (besser: Augenwischerei) für entstehende Schäden der Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen wird gleich der ganze Ort zum „Leuchtturmprojekt“ ausgerufen, wo > Nachhaltigkeit und der „Gleichgang zwischen Ökonomie und Ökologie“ gewährleistet werden sollen. Die Offiziellen stellen stolz ein Naturschutzprojekt in der „Olympiaregion München 2018 um Garmisch-Partenkirchen“ (Leitprojekt Olympiabewerbung) oder ein „Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen“ vor.

Leider sollte aber erst einmal die Landschaft um Garmisch-Partenkirchen durch Autobahn, drei Autotunnels, Bergwaldrodungen und Bebauung der letzten Wiesen hinlänglich zerstört werden. Zuerst wird Natur vernichtet und dann die Bevölkerung für dumm verkauft. Das kann dann auch einige der partizipierenden Naturschutzverbände treffen.

Und schließlich eröffnen Olympische Spiele neue Geschäftsfelder – zum Beispiel für den Siemens-Konzern. Hier hat ein Pilotprojekt für die Lademöglichkeiten von E-Mobilen während der Spiele in London 2012 eine „Leuchtturmfunktion“. Das neue Siemens-Geschäftsfeld Mobility&Logistics ist Partner der E-Mobil-Initiative „Source London“. Dessen Leiter will damit „operative Erfahrungen sammeln, die wir künftig für kommerzielle Ausschreibungen in anderen Megacities nutzen können“ (Becker 28.11.2011).

VW hatte im Jahr 2008  die Fürsorge für den VfL Wolfsburg etwas übertrieben: VW-Manager und der VfL hatten gemeinsam überlegt, welcher VW-Zulieferer als – mehr oder weniger freiwilliger – Geldgeber gewonnen werden könnte. Als die Stuttgarter Kriminalpolizei im Jahr 20011 ermittelte, äußerte der Anwalt der VW-Manager, dass dieses Fußball-Sponsoring einen „Leuchtturmeffekt“ hätte: VW erwähle einen Zulieferer und stelle ihn öffentlich den Verbrauchern vor.

Stephan Opitz stellte zu diesem Prinzip Leuchtturm fest: „Kein Straßen- oder Schienenbauprojekt ohne ‚Leuchtturmcharakter‘, keine Exzellenzinitiative von Hochschulen oder Universitäten ohne ‚Leuchtturmfunktion‘, keine Investition in touristische Infrastruktur ohne Hinweis darauf, dass damit eine ‚Alleinstellung‘ als ‚Leuchtturm‘ begründet werde… Wer gegenwärtig öffentliche Gelder … beantragen möchte, tut daher gut daran, sich eine Leuchtturmfunktion‘ für sein Haus auszudenken“ (Opitz 9.3.2011).
Genau dies versucht die Bewerbungsgesellschaft München 2018.

Die richtigen Leuchttürme stehen in Wirklichkeit nur an den Küsten: Ihre Strahlkraft reicht weit, und dort macht ihre Existenz Sinn.

Quellen:
Becker, Joachim, Not und Spiele, in SZ 28.11.2011
Bewerbungsgesellschaft München 2018, Eckdatenpapier Bid Book München 2018, Auszug Umwelt, Stand 24.6.2010
Opitz, Stephan, Was blinkt denn da? in SZ 9.3.2011
Ott, Klaus, Wölfe, Bären und Autos, in SZ 28.12.2011