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Korruption

Je mehr Fernsehübertragungen von Sportevents, umso mehr Gelder für Fernsehrechte, umso höhere Überweisungen von Sponsoren – und umso mehr Korruption. Hier könnte eine endlose Aufzählung von Korruptionsfällen im Spitzensport, bei der Vergabe von Olympischen Spielen, Fußball-Welt- und Europameisterschaften etc. erfolgen. Natürlich muss man auch den ISL/ISMM-Skandal erwähnen, bei dem eine dreistellige Millionensumme Schweizer Franken von der Agentur ISL (die Horst Dassler 1977 gegründet hatte) an Sportfunktionäre geflossen ist. „In der Insolvenzschlacht flog auf, dass sie (die ISL; W.Z.) hohe Funktionäre des Fußballs und anderer Sportarten mit der unvorstellbaren Summe von 141 Millionen Schweizer Franken geschmiert hatte“ (Kistner 2012, S. 16).
In der Nolympia-Chronologie ist eine Menge weiteres Material zum Thema Korruption zu finden.

Richtig eingestiegen in Korruption sind das IOC, die Fifa und die internationalen Sportverbände ab 1980 unter der Ägide von Horst Dassler von Adidas. Dassler entwickelte drei Schritte der Markteroberung: Im ersten Stadium wurde den Athleten Geld für das Tragen von Adidas-Produkten angeboten; im zweiten Stadium wurde die Kontrolle über die Sportverbände angestrebt. Das dritte Stadium ab 1976 war die strategische Werbung. Dazu schuf Dassler eine Abteilung für Sportspionage, die berüchtigte „Sportpolitische Abteilung“.
Er inthronsierte unter anderem Joao Havelange (Fifa-Präsident von 1974 bis 1998 und IOC-Mitglied), Juan Antonio Samaranch,(IOC-Präsident von 1980 bis 2001), Sepp Blatter (Fifa-Präsident von 1998 bis heute) und förderte Thomas Bach (DOSB-Präsident seit 2006). Dassler führte üppige „Provisionen“ und „Honorare“ für Sportfunktionäre und Sportler ein und schaffte zusammen mit Samaranch beim IOC die Abschaffung des Amateursportlers bei Olympischen Spielen. Damit begannen die großen Gelder zu fließen. Und damit begannen Korruption, Schiebungen bei der Vergabe von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Funktionärsposten.

Zur ISL/ISMM-Korruptionsaffäre schrieb Carlos Hanimann: „Warum aber wurden die SchmiergeldempfängerInnen nicht belangt? Die Bestechung von Privatpersonen (als solche gelten die Funktionäre der Fifa, die nach Schweizer Recht ein Verein ist) war im fraglichen Zeitraum nicht strafbar. Erst seit 2006 ist der Tatbestand im Gesetz für unlauteren Wettbewerb verankert. So sind die während des Prozesses beschuldigten Fifa-Funktionäre rechtlich nicht belangbar. Klagen könnten in einem solchen Fall nur die beteiligten Personen, also die aktiv bestechenden oder die bestochenen, oder Dritte, denen ein Nachteil entstanden ist. Und genau deshalb war Korruption ein perfektes System: Beide Seiten profitieren, niemand klagt“ (Hanimann 22.1.2009).

Drei Beispiele von vielen:

Vergabe Olympischer Spiele:
Am 11.12.1998 sprach Marc Hodler, der 20 Jahre im IOC für olympische Bewerbungen zuständig war, in der  IOC-Zentrale in Lausanne über Bestechungen und löste die größte Krise der olympischen Bewegung aus: Er berichtete über „klare Korruption“, über „organisierten Stimmenkauf, schmutzige Werbekampagnen.” Hodler sagte, er “kenne keine Stadt, die Olympische Spiele auf ‚unangreifbare Weise’ erhalten habe“ (Brinkbäumer u.a. 21.12.1998).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Weber, Jean-Marie

Fußball-WM 2022:
Sie wurde ausgerechnet in den heißen Wüstenstaat Katar vergeben, der für die WM die unglaubliche Summe von 140 Milliarden Dollar investieren wird! Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommentierte: „Offensichtlich hat heutzutage nur noch eine Bewerbung Erfolg, wenn zusätzlich Zahlungen unter dem Tisch gemacht werden“  (Smoltczyk 25.5.2012).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Katar-Sport

Fußball-EM 2012 in Ukraine/Polen:
Dass bei der Wahl Ukraine/Polen nicht alles mit rechten Dingen zuging, wird schon länger gemunkelt. Uefa-Chef Michel Platini wurde am 26.1.2007 mit den Stimmen der osteuropäischen Uefa-Vertreter gewählt. Obwohl die Bewerbung Ukraine/Polen im Prüfbericht als “inadequat” bezeichnet wurde, gewann am 18.4.2007 Ukraine/Polen die EM 2012 völlig überraschend mit 8 zu 4 Stimmen gegen das favorisierte Italien. Im Mai 2009 suchte ein ehemaliges Vorstandsmitglied des Fußballverbandes von Zypern den Kontakt zur Uefa und berichtete von rund elf Millionen Euro Schmiergeldern an vier Mitglieder des zwölfköpfigen Vorstands der Uefa.
Die Uefa tat in der Folgezeit alles, um der Angelegenheit nicht nachzugehen
(Kistner SZ 5.6.2012).
Der ukrainische Multimillionär und Verbandschef der Ukraine, Grigori Surkis, kaufte 1993 Dynamo Kiew. 1995 sollte ein spanischer Schiedsrichter von Dynamo Kiew bestochen werden. Surkis’ Bruder Igor wurde wegen Verwicklung in diesen Fall lebenslang gesperrt; sein Bruder machte ihn 1998 zum Clubchef von Dynamo Kiew. Grigorij Surkis wurde 2004 Mitglied der Uefa-Exekutive und ein wichtiger Wahlhelfer Platinis. Sein rumänischer Uefa-Kollege Mircea Sandu soll zwei Millionen für die Wahl Ukraine/Polen erhalten haben (Ebenda). “Mucksmäuschenstill blieb Marios Lefkaritis aus Zypern. Der ebenso unauffällige wie einflussreiche Rohstoffmagnat ist Uefa-Vizepräsident und Finanzchef, überdies sitzt er im Fifa-Vorstand” (Ebenda).
“Platini macht derzeit keine positiven Schlagzeilen… Die EM in Polen und der Ukraine ist sein Kind. Denn die Vergabe des Turniers nach Osteuropa war, da sind die Meinungen einheitlich, ein Dankeschön an seine Wahlhelfer aus jener Region, allen voran an den dubiosen ukrainischen Verbandschef Grigorij Surkis… Dass Platini im Januar 2007 auf dem Uefa-Kongress in Düsseldorf den Schweden Lennart Johansson aus dem Amt verdrängen und neuer Verbandspräsident werden konnte, hatte er vor allem drei Männern zu verdanken: Surkis, dem undurchsichtigen zypriotischen Öl-Magnaten Marios Lefkaritis und Blatter. Allein diese Aufzählung ist kein Ruhmesblatt für Platini…” (Weinreich 4.6.2012).
“Schweigen, Wegschauen, das gehört im Sport zum Geschäft. Vielleicht kommt der Reisende ja auch mit dieser Erkenntnis aus der Ukraine zurück: dass der Fußball dem umstrittenen Ausrichter seiner Europa-Festspiele gar nicht so unähnlich ist” (Catuogno SZ 6.7.2012).

Jens Weinreich schrieb in Zusammenhang mit dem Korruptionsfall ISL/ISMM: „Warum gewähren Politiker aller Couleur mafiösen Vereinen wie der Fifa oder IOC Steuerbefreiungen und erfüllen andere Sonderwünsche? Die Sportfürsten kassieren Schmiergelder, handeln privat in großem Stil mit WM-Tickets und werden auf roten Teppichen wie Staatsgäste empfangen. Vertreter des für Hochleistungssport zuständigen Bundesinnenministeriums zählen international stets zu den Bremsern, wenn mal versucht wird, die strukturelle Korruption im Sportbusiness einzudämmen, wie zuletzt im Europarat.Das ist eine Schande. Dabei hätten gerade die Deutschen allen Grund, Aufklärung zu betreiben. Denn die moderne Sportkorruption in Fifa, IOC und anderen Weltverbänden ist ein Gespenst aus Deutschland. Nicht nur das Vermarktungssystem von milliardenschweren Mega-Events – umfassende Exklusivrechte für einen kleinen Kreis von Sponsoren – wurde von einem Deutschen erfunden. Nein, dieser Visionär, der vor rund dreißig Jahren das Sportbusiness umkrempelte, hat den Weltsport zugleich mit einem engmaschigen Korruptionsnetz und mit seinen personellen Kreationen überzogen. Es war der damalige Adidas-Chef Horst Dassler, der die Bestechungsagentur ISL gründete. Zu Dasslers engsten Freunden zählte: Joseph Blatter“ (Weinreich 17.7.2012).

Wer sich für den aktuellen Stand der schmutzigen Geschäfte um Blatter und Fifa interessiert, dem sei das Buch von Thomas Kistner empfohlen: Fifa-Mafia, Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball, München2012.

Sotschi – Kasper: Ein Drittel für Korruption
Im Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRG schätzte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper, dass von den umgerechnet 50 Milliarden Schweizer Franken für  Sotschi 2014 rund ein Drittel auf das Konto Korruption gehen. Kasper erwartet angesichts der 50.000 Polizisten und Soldaten „herzlose Spiele“. In den meisten Stadien sei die Anzahl der Zuschauer aus Sicherheitsgründen halbiert worden. Kasper nannte Putin eine „eiskalte Persönlichkeit“. Und wenn der Gigantismus so wie in Sotschi weitergeht, werde sich die Olympische Bewegung „selber auffressen“ (Brotz, Sandro, Korruption frisst ein Drittel der Gelder, in SRF 8.1.2014). Kasper geht davon aus, „dass rund ein Drittel des Rekordbudgets von rund 51 Milliarden Dollar für die Spiele und die damit in Zusammenhang stehenden Infrastrukturmaßnahmen in korrupte Geschäfte gefglossen ist. Bauverträge seien vor allem mit Günstlingen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des Kreml geschlossen worden, die ‚Baumafia‘ habe vom olympischen Geist enorm profitiert“ (Olympischer Kannibalismus, in faz.net 14.1.2014).
Der russische Eisenbahnchef (und Putin-Spezl) Wladimir Jakunin pöbelte daraufhin Kasper an, wie dieser denn dazu komme, zu behaupten, ein Drittel sei gestohlen worden. (Der russische Oppositionspolitiker Boris Nenzow schätzte die Korruption sogar auf zwei Drittel der Gesamtausgaben.) „Jakunin ist einer der reichsten und einflussreichsten russischen Industriellen. Er gilt als enger Vertrauter des Präsidenten Wladimir Putin. In dessen St. Petersburger Vorleben besassen sowohl Putin als auch Jakunin Häuser in der Datschenkooperative «Osero». Alle ehemaligen Datschennachbarn Putins bekleiden heute hohe Staatsämter“ (Putin-Freund schießt scharf gegen Gian-Franco Kasper, in suedostschweiz.ch 17.1.2014).

Brasilien: WM 2014 und Rio 2016 – Korruption im Stadionbau
Marcelo Odebrecht, Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen Baukonzerns, lud am 13.1.2011 zu einem exklusiven Termin: „Das Thema des Treffens: Bau und Finanzierung eines neuen Fußballtempels in São Paulo. Es ging um die Arena Corinthians, in der dreieinhalb Jahre später die WM 2014 angepfiffen werden sollte. Odebrecht selbst hielt den Bau dieses Stadion für ‚absurd‘ und ‚ungerechtfertigt‘. Aber dennoch, es musste gebaut werden. So steht es in den Akten der Bundesjustiz in Brasília. Die Korruptionsermittlung um die nationalen Sportstätten geht voran, im Fokus steht der Odebrecht-Konzern, gegen den in ganz Lateinamerika ermittelt wird. Unter dem Ermittlungsdruck haben der Firmenboss und Dutzende früherer Manager Vereinbarungen mit der Justiz getroffen und dargelegt, wie das politische System der Nation mit Korruption durchwirkt war. Odebrechts Offenbarungen gelten inzwischen als ‚Weltuntergangs-Geständnis‘. Und sie werfen auch auf die WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 ein sehr trübes Licht. (…) Die Kosten des Stadions in Sao Paulo hatten sich verdreifacht – dabei sollte ursprünglich kein öffentliches Geld für die Fußball-WM 2014 fließen. „Das hatte der nationale Fußballverband CBF den Bürgern vor dem Turnier versichert. Die Akten widerlegen das ebenso wie die Mär von der Nachhaltigkeit, die die Fifa und das Internationale Olympische Komitee (IOC) der Welt gern auftischen: Viele Arenen waren weder notwendig, noch nachhaltig, einige nicht mal gewünscht. Trotzdem wurden sie von Sportfunktionären abgenickt und gebaut“ (Chade, Jamil, Kistner, Thomas, „Kein Ereignis wird dieses Stadion jemals rechtfertigen“, in SZ 25.4.2017). Auch der damalige Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva („Lula) war involviert: „Laut Emilio Odebrecht, dem Seniorchef des Konzerns, sei der ganze Deal als Bestechung zu betrachten – als ‚Geschenk‘ der Firma an den Traditionsklub Corinthians, sprich: an die große Liebe des damaligen Staatschefs Luiz Inácio Lula da Silva, genannt Lula. Emilio Odebrechts Sohn Marcelo bekräftigte vor der Justiz: Lula habe seinen Vater um ‚ein privates Stadion für Corinthians‘ gebeten. Die Schüssel habe her müssen und wurde sogar von Odebrecht mitbezahlt – als Dank für alles, was Lulas Regierung über die Jahre für die Firma getan hatte. Die hatte ihre Umsätze zwischen 2003 und 2015, als Lula und dessen Vertraute Dilma Rousseff regierten, von fünf auf knapp 40 Milliarden Euro geschraubt.(…) Neben dem Fall São Paulo benennen die Zeugen fünf weitere der zwölf WM-Stadien als Teil krummer Deals. Sogar Kartell-Absprachen zur Auftragsverteilung habe es gegeben. So wurde Odebrechts Managern zufolge einer Konkurrenz-Firma der Bau des Stadions in Brasília zugeschoben – es wurde das teuerste von allen, in der 420-Millionen-Euro-Schüssel kickt nun ein Drittligist. Auch in Manaus und Fortaleza soll getrickst worden sein. Überwacht hatte all das der damalige Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke, er berichtete an Präsident Sepp Blatter“ (Ebenda). Bei den Olympischen Sommerspielen Rio 2016 wiederholte sich das Trauerspiel: „Bei Olympia 2016 in Rio liefen die Geschäfte nach Aktenlage genauso. Zur Eröffnungsfeier im Maracanã-Stadion flankierten den IOC-Boss Thomas Bach Würdenträger, die heute die Strafjustiz beschäftigen: Rios früherer Gouverneur Sergio Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes. In Cabrals Amtszeit fällt die Renovierung des Maracanã; er ist inzwischen in Haft. Rios Generalstaatsanwalt fordert 60 Millionen Euro zurück. Und Paes, den Bach im Maracanã als ‚großen Führer‘ gefeiert hatte? Er wird von Benedicto Barbosa da Silva schwer belastet. Der Odebrecht-Manager führte die Schmiergeldkasse der Firma; ihm zufolge flossen als Dank für öffentliche Olympia-Aufträge ‚über 15 Millionen Real an Eduardo Paes‘, 4,4 Millionen Euro, zum Teil auf OffshoreKonten“ (Ebenda). Fazit der SZ-Autoren: „Der Sport war in Brasilien nur Beiwerk. Im Zentrum stand die Bereicherung von Amtsträgern und Funktionären, die Arenen waren vor allem Kanäle für schmutzige Geldflüsse. Die Verlierer sind Bürger und Sportler, die kein Geld und keine Perspektive mehr haben. Verloren hatte Brasilien lange, bevor die Sportfeste begannen“ (Ebenda).

Russland: Fußball-WM 2018
„Die Vergabe des Turniers nach Russland, die im Doppelpack mit Katar 2022 erfolgte, ist noch nicht aufgeklärt. Das (sport-)politische Verhalten beim aufgedeckten Staatsdopingsystem führt zu Forderungen nach Sanktionen wie Boykott oder Turnier-Entzug. An WM-Baustellen wurde häufig eine unzureichende Entlohnung beklagt, in St. Petersburg konstatierte die norwegische Zeitung Josimar gar ’sklavenähnliche Bedingungen‘ für nordkoreanische Arbeiter. Auch Hooligans sind ein Thema, womöglich schreckt das ausländische Fans ab: Aus Deutschland sind nur 1489 Ticket-Wünsche für den Confed Cup eingegangen. Die Sponsorensuche für die WM wiederum läuft schleppend; der Vize-Premier und nationale Fußballchef Witalij Mutko, der kürzlich wegen dieser Doppelfunktion aus dem Council des Weltverbandes flog, machte dafür in ungewöhnlicher Schärfe die Fifa und ihr Korruptions-Image verantwortlich. (…) Das offizielle Budget beträgt 639 Milliarden Rubel, nach derzeitigem Wechselkurs umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel kommen aus dem Staatshaushalt. Experten gehen sogar noch von einigen Milliarden mehr aus. Somit wird es das teuerste Turnier der WM-Geschichte, vor allem aufgrund der Stadionbauten. Von den zwölf Spielstätten wurden zwei stark umgebaut und neun komplett neu errichtet. Doch an vielen WM-Orten fragen sich die Menschen, warum es bei ihnen überhaupt ein Stadion mit Fifa-Kriterien wie mindestens 35 000 Sitzplätzen braucht. In Wolgograd, Kaliningrad oder Nischnij Nowgorod sind nur Zweit- oder Drittligisten beheimatet, da kommen eher selten so viele Zuschauer zu einem Fußballspiel. Aber auch in der höchsten Klasse ist das Interesse oft gering, durchschnittlich besuchten in diesem Jahr nur wenig mehr als 11 000 Fans ein Spiel der Premjer-Liga. (…) Besonders heftig tobt die Kostendiskussion in St. Petersburg, wo das Eröffnungsspiel des Confed Cups steigt und nicht nur Spiele der WM 2018, sondern auch der quer durch Europa verstreuten EM 2020 stattfinden sollen. Als vor zehn Jahren die Arbeit begann, war die Rede von 6,7 Milliarden Rubel. Am Ende summierten sich die Rechnungen auf 45 Milliarden. Aktuell sind das rund 750 Millionen Euro; als der Rubel mitten in der Bauphase noch einen anderen Wert hatte, entsprach diese Summe sogar mal mehr als einer Milliarde Euro. So erwarb sich die Arena den Ruf, die teuerste der Welt zu werden. (…) Gelder sollen veruntreut worden sein. Der Energiekonzern Gazprom stieg früh als Sponsor aus, dafür musste der Staatshaushalt herhalten. Wenige Monate vor Fertigstellung wurde dem Generalunternehmer gekündigt und dafür das Unternehmen Metrostroj eingesetzt, an dem die Stadt viele Anteile hielt. Beobachter wunderten sich über den Ablauf und die Konditionen fürs neu beauftragte Unternehmen; jetzt verklagen sich die Seiten gegenseitig auf Zahlungen“ (Aumüller, Johannes, Acht Jahre Verpätung, in SZ 22.4.2017).

Conmebol: 117 Millionen Euro veruntreut
„Der südamerikanische Fußballverband Conmebol beklagt Millionenverluste durch Korruption. Ehemalige Funktionäre hätten dem Verband in den vergangenen Jahren um insgesamt 117 Millionen Euro gebracht, sagte Präsident Alejandro Domínguez. (…) Weiter hieß es, 25 Millionen Euro seien auf zwei Konten des früheren Conmebol-Präsident Nicolás Leoz gelandet. Weitere Millionen seien an bisher Unbekannte überwiesen worden. Ex-Präsident Leoz steht bereits in Paraguay unter Hausarrest. Mehr als zwei Millionen Dokumente aus den Jahren 2000 bis 2015 waren im Zuge des Korruptionsskandals beim Weltverband Fifa im Auftrag der Conmebol geprüft worden. Nach Ermittlungen der US-Justiz zum Fifa-Skandal waren mehrere ehemalige Fußballfunktionäre verhaftet worden, weil sie für die Vergabe von Fernsehrechten Schmiergelder angenommen haben sollen“ (Südamerikanischer Verband angeblich um 117 Millionen Euro betrogen, in spiegelonline 27.4.2017).

Vergleiche zu Korruption auch: Blatter, Sepp; Fifa; IOC; Samaranch, Juan Antonio

Quellen:
Brinkbäumer, Klaus/Geyer, Matthias/Wulzinger, Michael, Olympia – Rutschbahn vom Himmel, in Spiegel 52/21.12.1998
Catuogno, Claudio, Höchste Zeit, in SZ 6.7.2012
Hanimann, Carlos, Bar und ohne Quittung, in woz.ch 22.1.2009
Kistner, Thomas
– Gefährliche Zeichen aus Zypern, in SZ 5.6.2012
– Fifa-Mafia, Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball, München 2012
Smoltczyk, Alexander, Vater Morgana, in Der Spiegel 22/26.5.2012
Weinreich, Jens
– Die zwei Gesichter des Lebemanns, in spiegelonline 4.6.2012
– Korruption – ein Gespenst aus Deutschland, in fr-online 17.7.2012