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Kasper, Gian Franco

Kasper wurde 1944 in St. Moritz geboren. Er kam 1975 zum Internationalen Skiverband (FIS), wo er 23 Jahre Generalsekretär war. 1998 wurde er Nachfolger von Marc Hodler als FIS-Präsident. Er ist also bei der FIS seit fast 40 Jahren in leitender Position. (Kasper ist sozusagen der Sepp Blatter des Skisports.) Seit 2003 ist Kasper auch IOC-Mitglied.

Drei Beispiele zur Arbeit eines FIS-Präsidenten
Im Lauf der Jahrzehnte wurden die Bewerbungen um Ski-Weltcuprennen und Ski-Weltmeisterschaften, der Anteil des alpinen Skisports und die Anzahl der alpinen Disziplinen bei Olympischen Winterspielen immer größer und bombastischer, kostspieliger und aufwändiger. Nationale Skiverbände und die FIS ziehen mit den Millionengewinnen ab, während die Austragungsorte in der Regel auf millionenschweren Defiziten sitzen bleiben.
Kasper begleitete diese Entwicklung über Jahrzehnte. Drei Beispiele seiner jüngeren Aktivitäten folgen hier.
Beispiel 1: Oberstdorf, auf ein Neues
. Oberstdorf richtete die Nordische Ski-WM 1987 und 2005 aus. Die WM 2005 brachte dem Ort einen zweistelligen Millionenbetrag an Schulden. Bei einer neuerlichen Bewerbung am 31.5.2012 erhielt Oberstdorf im zweiten Wahlgang drei von 15 möglichen Stimmen und schied aus. Wie üblich gratulierte FIS-Präsident Kasper dem Verlierer Oberstdorf zu seiner Präsentation als „wirklich sehr gute und beeindruckende Vorstellung” (SZ 1.6.2012). Oberstdorf bewarb sich erneut (und vergeblich) 2013, 2015 und 2017. Und nun auf ein Neues: Oberstdorf bewirbt sich um die Nordische Ski-WM 2019. Kasper wird es freuen.
Beispiel 2: 400 Millionen Euro für Ski-WM 2013 in Schladming
„Am 29. Mai 2008 entschied der internationale Skiverband FIS, die Alpine Ski-WM 2013 in Schladming stattfinden zu lassen. FIS-Präsident Gian-Franco Kasper war zu diesem Zeitpunkt sicher nicht bewusst, was er damit anrichten würde. Die 4500-Einwohner-Stadt am Dachstein veränderte sich seither bis zur Unkenntlichkeit… Rund 400 Millionen Euro wurden verbaut, mindestens die Hälfte kam aus öffentlichen Mitteln“ (Schwaiger, Rosemarie, Landschaftsflegel: Schladming erstickt in teuren Bausünden, in profil.at 21.1.2013; Hervorhebung WZ)
Beispiel 3: Sotschi-Palastbauten
Gian-Franco Kasper stellte im Oktober 2010 zu Sotschi fest: „Es wird noch viel Kritik und viele kleine Skandale geben.” – Es sei “die größte Baustelle der Welt” mit 40.000 Arbeitern. Kasper benannte 22.000 benötigte Hotelzimmer, die noch nicht gebaut seien und warnte vor „White Elephants” (SZ 23.10.2010).
Eine Woche vorher hatte Kasper noch Stadien und Anlagen gelobt: „In Sotschi steht ein Buckingham Palast neben dem anderen… Geld spielt keine Rolle” (focus.de 16.10.2012).

Gian-Franco Kasper und die Skifahrer
Zur Sicherheit: Skirennfahrer Ivica Kostelic sagte nach dem Gewinn der Bronzemedaille auf der vereisten Skipiste bei der Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen: „Das war am Limit für den menschlichen Körper“, beklagte das dichte Renn-Programm und beschloss, zwei Rennen bei der WM auszulassen (kleinezeitung.at 10.2.2011). Kasper äußerte dazu: „Kostelic sprach davon, dass 99 Prozent der Fahrer mit der Kandahar-Piste unzufrieden seien. Das ist doch immer so. Der Einzige, der zufrieden ist, ist der Sieger: Die anderen brauchen ja einen Grund, warum sie nicht gewonnen haben.” Kasper unterstellte Kostelic, es brächte ihm „eine Medaille in der Super-Kombination weniger Prämien ein als bei den anderen Rennen.”
Zum Termindruck äußerte Kasper: „Wir müssen aber jedes Wochenende unsere Rennen durchführen, das steht außer Frage. Sonst springen andere Veranstalter ein, und die Fahrer nehmen dort teil.”
Zum Teamwettbewerb mit den damit verbundenen Schwierigkeiten der Skifahrer wusste Kasper: „Sie sind Egoisten, vor allem aber wollen sie nichts Neues” (Alle Zitate: Berner Zeitung 11.2.2011)
Kasper zum „Rest”-Risiko: „Risikolos wird der Schisport nur sein, wenn wir das Tempo auf null reduzieren” (kleinezeitung.at 13.2.2011).
Alter Männer bestimmen die Bedingungen und gefährden junge Menschen.

Zum Preisgeld: „Hier gibt es 100.000 Franken pro WM-Wettbewerb… Wenn schon, dann müsste man jeder Weltmeisterin und jedem Weltmeister eine Million geben. Denn 40.000 Franken für den WM-Titel sind fast lächerlich, das gibt es im Weltcup bei jedem kleinen Damenslalom” (Ebenda).

Kasper und Garmisch-Partenkirchen
Eröffnungsfeier
Die Eröffnungsfeier der Ski-WM im Februar 2011 in Garmisch-Partenkirchen hatte mindestens 1,5 Millionen Euro gekostet. Den zynschen Kommentar zu dieser äußerst kostspieligen und bombastischen Eröffnungsfeier lieferte FIS-Präsident Kasper ab: „Die beste Eröffnungsfeier war damals in Saalbach. Die wurde abgesagt (wegen des Golfkriegs; W.Z.), das war äußerst angenehm und schnell” (SZ 21.2.2011).
Kandahar-Strecke
Der Umbau der Skipisten an der Kandahar für die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen haben den Einfluss der FIS deutlich gemacht. Die steigenden Anforderungen für Alpine Weltmeisterschaften hatten nach Baubeginn alle bereits genehmigten Pläne (auch die Plan-Grundlagen für den WM-Zuschlag durch die FIS) zu Makulatur gemacht. Immer weitere Planungsänderungen erforderten im Sommer 2008 zusätzliche Bergwald- Rodungen und Baumaßnahmen: „Für den im kommenden April beginnenden Endausbau der Kandahar-Abfahrt haben der Internationale Skiverband (FIS), das Organisationskomitee der Alpinen Ski-WM 2011 und die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen um Änderungen der bisherigen Planungen gebeten“ (Garmischer Tagblatt 21.11.2007). Also erst nachträglich forderte die FIS die fast vollständige räumlich Trennung der Damen- und Herrenabfahrt.
Vergleiche zum Kandahar-Ausbau den Beitrag von Axel Doering und Sylvia Hamberger: hier
Kasper äußerte zur Aktualität der Kandahar-Abfahrtsstrecke für Olympische Winterspiele 2018: „Wenn man heute entscheiden müsste, würde man natürlich ja sagen. Wir wissen aber nie genau, wo unser Sport hingeht in sieben Jahren” (SZ 21.2.2011).
Kunstschnee-WM
Zur Ski-WM m Februar 2011 war keine geschlossene Schneedecke mehr vorhanden. Die  Präparierung der WM-Piste gelang nur mit großen Mengen Kunstschnee, mit Pistenvereisung und nächtlicher Dauerpräparation: Der Kunstschnee schmolz in der Sonne rasant ab, da es für die Jahreszeit viel zu warm war. Aufschlussreich war in diesem Zusammenhang Kaspers Bemerkung eine Woche später bei der Nordischen WM in Oslo: “Wir sind froh, dass wir jetzt wieder zurück im Schnee sind. Bei der letzten WM hatten wir ja nicht viel davon” (Spruch des Tages, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 24.2.2011; Hervorhebung WZ)
Ein Ort fällt in Ungnade
Im April 2012 reiste der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Alfons Hörmann, zu Kasper, um über die Zukunft des Ski-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen zu sprechen: Der Ort hatte es gewagt, die ungleiche Kostenverteilung und die finanziellen Forderungen der Bayerischen Zugspitzbahn über Verdienstausfälle und Sonderleistungen für die Skirennen zu thematisieren. (Holzapfel 16.4.2012a).
Umgehend beriet der Gemeinderat am 18.4.2012 über die endgültige Förderhöhe für die beiden Weltcup-Wochenenden 2012und über die Förderungen der Rennen bis 2016. Hörmann vom DSV nahm an der Sitzung persönlich teil und forderte eine klare Positionierung des Ortes: Ansonsten werde es dort im nächsten Winter „definitiv keine Weltmeisterschaften mehr geben” (SZ 20.4.2012). Eilig stimmten umgehend 28 von 29 Gemeinderäten zu, weiterzuzahlen – mit hohen finanziellen Belastungen für die Gemeinde (Effern 21.4.2012).
Kostspielige Skirennen
– Die Gemeinde selbst wird jährlich bis zu 450.000 Euro an die Bayerische Zugspitzbahn (BZB) für Beschneiung, Sach- und Transportleistungen und Erlösausfälle durch den Ski-Weltcup überweisen, dazu 30.000 Euro für Tickets. Allein die Beschneiung kostete in der Saison 2011/2012 pro Kubikmeter 4,39 Euro; das macht über 200.000 Euro für 46.500 Kubikmeter Kunstschnee (Holzapfel 16.4.2012b).
– Der Skiclub Garmisch bezahlt ab 2013 keine Unkosten an die BZB – weil die Jugendförderung darunter leiden würde.
– Die Gemeinde hat damit ab 2013 bis zu 480.000 Euro und ab 2015 sogar 530.000 Euro aufzubringen.
– Der DSV bezahlt für 2012 bis 2014 jeweils 50.000 Euro; danach werden Sponsoren gesucht und Marketingmaßnahmen ergriffen – oder die Gemeinde muss wiederum einspringen (Holzapfel 16.4.2012c,d).
Die Ausrichtung der vier Ski-Weltcuprennen 2013 bis 2016 kostet die Gemeinde insgesamt fast 1,719 Millionen Euro (Holzapfel 16.4.2012a) – bei sich weiter verschlechternden Schnee– und Beschneiungsverhältnissen durch den Klimawandel.
Kasper riet trotzdem Garmisch-Partenkirchen zu einer neuerliche Bewerbung um eine weitere Ski-WM: „Auf jeden Fall. Nicht gerade sofort, aber Garmisch war ein sehr guter Durchführungsort.” Kasper wäre froh, „wenn Garmisch noch mal kommen würde” (Münchner Merkur 14.2.2013).
Denn eine WM zahlt sich aus – für die FIS. Nach den 400 Millionen Euro Ausgaben von Bund, Land und Gemeinde für die Ski-WM 2013 in Schladming wäre eine neuerliche Ski-WM genau das, was der u. a. durch die Ski-WM 2011 mit über 100 Millionen Euro verschuldete Ort Garmisch-Partenkirchen brauchen würde.

Kasper und München 2018
Kasper bestätigte Anfang Oktober 2010 die entscheidende Rolle der Umweltverbände für die Chancen der Bewerbung um Olympische Winterspiele 2018 in München: „… wenn natürlich in Deutschland jetzt alle die Umweltschutzverbände geschlossen sich plötzlich dagegen stellen würden, was, soweit ich weiß, nicht der Fall ist, dann wird sich das negativ auswirken…” (Fischer-Solms 10.10.2010).
Zu der Zeit sah Kasper die Chancen von München 2018 schwinden, da die Auseinandersetzung mit Landwirten und Grundbesitzern im IOC aufmerksam registriert würden. „Das beeinflusst schon. Am Anfang war’s nicht so schlimm, aber diese Sache geht jetzt schon zu weit“ (Fischer-Solms 10.10.2010). IOC, FIS und DOSB lobten die Bewerbung München 2018 in höchsten Tönen.
Dann kam am 6.7.2011 bei der IOC-Sitzung in Durban über die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 die klare Niederlage von München gegen Pyeongchang mit 25 gegen 63 Stimmen. Unter den IOC-Mitgliedern herrschte Verwunderung „nur darüber, dass die Münchner so verwundert waren. ‘Pyeongchang war klar, mich hat nur das klare Votum überrascht’, sagte Gunilla Lindberg… Auch für Gian-Franco Kasper war die Sache ‘völlig klar’” (Kistner 8.7.2011). Dagegen sagte DOSB-Präsident Thomas Bach: „Keinem von uns ist hinterher gesagt worden: Mit dieser Niederlage hättet ihr eigentlich rechnen können” (Teuffel 13.7.2011).
Schon im Januar 2012 rief IOC-Präsident Jacques Rogge Deutschland zu einer erneuten Kandidatur für Olympische Spiele auf. Auch FIS-Präsident Gian-Franco Kasper ermunterte in diese Richtung und rechnete angeblich schon mit einer Bewerbung für 2022 (newsburger.de 18.1.2012). Kasper: „Eine Pause wäre schlecht” (zeitonline 25.10.2011).

Kasper und Graubünden 2022
Bei den Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur sprach Kasper von einer Kandidatur von St. Moritz 2022: „Aber nur, wenn die Spiele nicht nach München gehen“. (Weinreich 18.8.2010: Blog 20.8.2010; ftd.de 18.8.2010).
Bezüglich einer möglichen Bewerbung München 2022 sagte Kasper noch im Januar 2013: „Ich würde sagen, hoffentlich nicht für 2022, weil sie dann eine Riesenchance hätten und die Schweiz verlieren würde” (Münchner Merkur 14.2.2013). Kasper zufolge könnte es sein, „dass die Ehefrau den Ausschlag gebe, weil sie gerne irgendwo shoppen wolle” (suedostschweiz.ch 12.1.2013).
Kasper wollte mithelfen, die Olympischen Winterspiele 2022 nach Davos und St. Moritz zu holen und “zurück zum Winter”. Er sprach sich gegen die Spiele in Großstädten aus: “We have to go back to normal size, we have to go back to winter” (AP 28.1.2012). Er befürchtete in Graubünden eine Allianz von Landwirten, Umweltschützern und Sozialisten. Zur Volksbefragung sagte er: “If they say no, that is the end of it” (Ebenda).
Kasper rechnete mit Bewerbungskosten von 44 Millionen Dollar (Ebenda). Er versprach, dass es mit Sicherheit keine White Elephants geben würde: Geplant waren dafür temporäre Sportbauten für über eine Milliarde Franken. Wenn der Kanton Graubünden, St. Moritz und Davos am 3.3.2013 mit Ja gestimmt hätte, wäre die Kandidaturorganisation Graubünden 2022 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Kasper würde “gemäß gut informierter Quellen” dann Verwaltungspräsident der AG geworden.
Eine Korruption im IOC bei der Vergabe Olympischer Spiele schloss Kasper aus: „Kaum noch eine Rolle spielt nach Einschätzung von Kasper die Korruption. Das IOC sei – soweit in der heutigen Gesellschaft möglich – korruptionsfrei” (Ebenda).
Das wird die IOC-Mitglieder Sepp Blatter und Issa Hayatou (Fifa), Hein Verbruggen und Pat McQuaid (UCI) freuen.

Die Volksabstimmung über Graubünden 2022 war zunächst für November 2012 geplant. Sie fand dann am 3.3.2013 statt. Graubünden 2022 wurde mit 53 Prozent im Kanton abgewählt.

Fazit
Nach den vorangegangenen Beispielen lassen sich die Aufgaben eines FIS-Präsidenten so zusammenfassen: Möglichst mehrere Austragungsorte für WM und Olympische Spiele finden, Orte in die Bewerbung hineindrängen, Bewerber hochjubeln. Kandidaten gegeneinander ausspielen, dann durchfallen lassen, dann für die durchgefallene Bewerbung loben. Verlierer für neuerliche Bewerbungen ermuntern. Mit vielen Millionen von den Austragungsorte abziehen. Diesen das Millionendefizit hinterlassen. Und wieder von vorne. Etc.
Hansruedi Schiesser äußerte im Januar 2013 über Gian-Franco Kasper: „Solange Leute wie Gian-Franco Kasper, das ist der Sepp Blatter der Ski-fahrenden Nationen, an der Spitze stehen, wird sich nichts ändern” (Bündner Tagblatt 25.1.2013; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 1: Zur Rolle von Kaspers FIS bei der Abholzung eines Urwaldes in Südkorea vgl. Olympisches Abholzen für Pyeongchang 2018

Nachtrag 2: Kasper im NZZ-Interiew Juni 2015
Zur Frage, ob Olympische Spiele nur noch vom diktatorischen Ländern finanziert werden können: „Olympische Spiele lassen sich selbst von einem kleinen Land wie der Schweiz immer noch mit links organisieren. Sie sind ja immer noch ein Geschäft. Selbst Sotschi hat unseres Wissens mit einem Gewinn von rund 100 Millionen Dollar abgeschlossen. Und hier spreche ich nun von der reinen Organisation der Spiele. Die meisten Länder aber nutzen den Zuschlag für Olympische Spiele dazu, die öffentliche Infrastruktur einer gesamten Region zu erneuern. Diese Investitionen werden dann zu den Kosten dazugerechnet. Die 51 Milliarden von Sotschi müssen also in den richtigen Rahmen gestellt werden“ (Germann, Daniel, „Der Schock von Sotschi sitzt noch immer tief“, in nzz.ch 27.6.2015). Zur Aufweichung der Altersgrenze für IOC-Mitglieder durch die IOC-Agenda 2020 sagte Profiteur Kasper: „Marc Hodler, mein Vorgänger als FIS-Präsident, war 47 Jahre im Amt. Die einen nennen das Sesselkleber, wir sagen Kontinuität dazu“ (Ebenda).

Nachtrag 3: Kasper im NZZ-Interview März 2016
Kasper zur Klimaerwärmung: „Zunächst einmal glaube ich nicht an die globale Erwärmung. Ich sehe diese Entwicklung eher als ein Auf und Ab. Und ja: Es gibt eine Perspektive. Es herrscht nicht weltweit Schneemangel. Nur weil es in den Alpen keinen Schnee hat, muss das nicht in Bulgarien oder Asien auch so sein“ (Alle Zitate: Oetterli, Valentin, „Die FIS war noch nie auf der Höhe der Zeit“, in nzz.ch 22.3.2016).
Kasper zum Skisport im Osten: „Ein Wunsch von mir ist, künftig in gewissen Jahren eine alpine Asien-Tournee zu organisieren, von China über Südkorea nach Japan. Dafür müssen wir zwar noch etwas warten, denn nun sollen zunächst die Winterspiele in Südkorea stattfinden. Auch müssen die Pisten in China überhaupt noch gebaut werden.“
Kasper zur Schweizer Bewerbung um Olympische Winterspielen 2026: „Die Schweiz ist ohne Problem fähig, Olympische Winterspiele durchzuführen.“
Kasper zur anscheinend skandalfreien FIS: „Wir sind zwar 126 Nationen, aber im Prinzip sind wir von der Herkunft her alles Bergbauern.“
Kasper zur allgemeinen Lage des Sports: „Der Sport generell, auch wenn ich das so vielleicht nicht sagen sollte, befindet sich auf dem absteigenden Ast. Sei es wegen der Interessenlosigkeit der Jugend, der Korruption oder was auch immer.“
Kasper zu seiner FIS-Dauerfunktionärskarriere: „Auf der einen Seite heiße ich absolut nicht Sepp Blatter, irgendwann ist es Zeit zu gehen.“

Nachtrag 4: Kasper zur Abwahl von Graubünden 2026 am 12.2.2017
„IOK-Mitglied Gian Franco Kasper gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen: ‚Das ganze Jahr über nur jammern, und wenn man einmal etwas machen kann, dann sagt das Stimmvolk so deutlich Nein‘, sagte er gegenüber der ‚Südostschweiz‘. Und: ‚St. Moritz hat mich enttäuscht. Das Abstimmungsresultat ist nicht akzeptabel'“ (Hosp, Janine, Das stille Nein, in tagesanzeiger.ch 13.2.2017).
Mit 60,09 Prozent und einer Wahlbeteiligung von über 52 Prozent servierte die Graubündner Bevölkerung am 12.2.2017 Graubünden 2026 ab. Was sollte daran nicht akzeptabel sein?

Nachtrag 5: Kasper, die Juden und die russischen Sportler
„Die Nervosität wächst im Internationalen Olympischen Komitee, das zunehmend von Doping- und Korruptionsaffären umzingelt wird. Was tun mit dem russischen Sport, dem der kanadische Rechtsprofessor Richard McLaren ein staatlich gelenktes Betrugssystem attestiert hat? Auch ein Jahr vor den Winterspielen in Südkorea festigt das IOC seine, nun ja, originelle Verteidigung: Einzelne Täter belangen, das schon; das entblätterte System aber bleibt erst mal verschont. So groß ist mittlerweile die Kritik daran, dass manche IOC-Honoratioren sich mächtig in ihrer Nervosität verheddern. ‚Ich bin gegen die Bestrafung von unschuldigen Menschen‘, sagte Gian Franco Kasper, Chef des Ski-Weltverbands, jetzt zur Forderung, Russland kollektiv zu sperren: ‚So, wie es Herr Hitler getan hat – alle Juden wurden getötet, unabhängig von dem, was sie taten oder nicht.‘ Dass der Vergleich völlig unverhältnismäßig ist, merkte Kasper kurz darauf: ‚Es war eine unangemessene und unsensible Bemerkung.‘ Er entschuldige sich ‚uneingeschränkt für jede Beleidigung’“ (Knuth, Johannes, Geschützte Verschwörer, in SZ 17.3.2017).

Nachtrag 6: Kasper und die zahlreichen schlimmen Unfälle bei Skirennen Anfang 2017
Gian Franco Kasper zur Verletzungsserie Anfang 2011: „Es gibt nur eine Möglichkeit, mit der man wirklich viel erreichen könnte, und das ist, die Geschwindigkeit auf null herunterzufahren, das heißt: Keiner bewegt sich mehr, und man hofft dann, dass auch keiner mehr umfällt“ (Eder, Michael, Runter ohne Risiko? in faz.net 14.2.2011).
Angesichts der furchtbaren Unfälle im alpinen Rennsport ist Kaspers Aussage an Zynismus kaum noch zu überbieten.

Nachtrag 7: Pyeongchang wird sicherster Ort der Welt
FIS-Präsident Gian Franco Kasper hält die Gefahr durch Donald Trump und Kim Jong-un problemtisch, gibt aber Entwarnung: „Weil deshalb immer mehr Athleten einen Olympiaverzicht erwägen, sagte Kasper nun: ‚Pyeongchang wird im Februar der sicherste Ort der Welt sein.‘ Wie er darauf kam, verriet er leider nicht. (…) Auch nicht gut: ‚Viele glauben heute, dass alles im Sport korrupt ist.‘ Dafür habe er ‚gewisses Verständnis‘, nach diversen Skandalen und horrenden Kosten für Olympiaausrichter. ‚Wir gehen durch schwere Zeiten‘, sagte Kasper“ (Politische Mücke, in SZ 28.10.2017).

Quellen:
Effern Heiner, Garmisch-Partenkirchen bleibt erste Wahl, in SZ 21.4.2012
Fischer-Solms, Herbert, Konflikte mit Olympiagegnern schaden München, in dradio.de 10.10.2010
FIS-Präsident: Garmisch soll sich wieder für WM bewerben, in Münchner Merkur 14.2.2013
Furcht vor Elefanten, in SZ 23.10.2010
Gian-Franco Kasper ist für Olympia bereit, in suedostschweiz.ch 12.1.2013
„Graubünden muss generalüberholt werden”, in Bündner Tagblatt 25.1.2013
Holzapfel, Matthias
– Gemeinderat muss entscheiden: Wie viel ist Garmisch-Partenkirchen der Ski-Weltcup wert? in Münchner Merkur 16.4.2012a
– Über 1,7 Millionen Euro für vier Rennen, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 16.4.2012b
– Gemeinde sichert bis zu 530.000 Euro zu, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 16.4.2012c
– Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen: So sieht das Finanzkonzept aus, in Münchner Merkur, 16.4.2012d
IOC-Chef ruft Deutschland zu Olympia-Bewerbung auf, in newsburger.de 18.1.2012
Kasper fordert München zur Bewerbung für 2022 auf, in zeitonline 25.10.2011
Kistner, Thomas, „München soll 2022 wiederkommen”, in SZ 8.7.2011
– Klares Bekenntnis zum Weltcup, in Münchner Merkur 19.4.2012
„Mit deutscher Gründlichkeit”, in SZ 21.2.2011
Nur drei von 15 Stimmen, in SZ 1.6.2012
„Risikolos ist Schisport nur bei Tempo Null”, in kleinezeitung.at 13.2.2011
Schmid, Andreas W., „Wir sind hier schließlich an einer WM”, in Berner Zeitung 11.2.2011
Schweizer fürchtet München, in Münchner Merkur 14.2.2013
Skisportler in Sotschi „nur zweite Wahl”, in focus.de 16.10.2012
Ski-Weltcup bleibt in Garmisch, in SZ 20.4.2012
Spruch des Tages, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 24.2.2011
Teuffel, Friedhard, Bach kontert Wowereit, in Der Tagesspiegel 13.7.2011
Weinreich, Jens
– Die Stunde der Lobbyisten, in Frankfurter Rundschau 18.8.2010
– Olympia 2018: eine Wasserstandsmeldung und ein nervöser Bewerber, Blog 20.8.2010
Wie München IOC-Vize Bach in die Bredouille bringt, in ftd.de 18.8.2010
Wikipedia
WM-Knalleffekt: Kostelic lässt Abfahrt & Super-Kombi aus, in kleinezeitung.at 10.2.2011
WM-Sprüche, in SZ 21.2.2011
World ski chief pushing 2022 bid für St. Moritz, in AP 28.1.2012).