Intro
Mitte Januar 2011 zog Südkorea überraschend seine Kandidatur für die Handball-WM der Männer 2015 zurück und unterstützte die asiatische Bewerbung von Katar: Dahin wurde die WM 2015 dann auch vergeben. Nach den ungeschriebenen IOC-Regeln stimmte damit das IOC-Mitglied aus Katar 2018 für Pyeongchang (sueddeutsche.de 20.1.2011).
Eine Sport-Hand wäscht die andere.
Der Sport ist “unpolitisch”
Die Kurzbahn-WM im Schwimmen fand vom 3. bis 7.12.2014 in Doha/Katar statt. Ägypten hatte seine Mannschaft zurückgezogen, weil Katar die Moslem-Bruderschaft unterstützen würde.
Am ersten November-Wochenende hatten die Vereinigten Emirate ihr qualifiziertes Handballteam von der Handball-WM 2015 in Katar zurückgezogen, weil Katar die Moslem-Bruderschaft unterstützt. Auch Bahrain zog zurück (Krüger, Mölter 13.11.2014). Die Internationale Handball-Föderation (IHF) stand nun vor der Schwierigkeit, dass damit die Zweit- und Viertplatzierten der Asienmeisterschaft zurückgezogen haben. Südkorea würde als Fünftplatzierter nachrücken. Der sechstplatzierte wäre Saudi-Arabien, auch ein Gegner der Politik Katars, wie der Nächstplatzierte, das Sultanat Oman. Am 21.11.2014 wollte die IHF das Prozedere entscheiden.
Der Handball-”Pharao”, IHF-Präsident Hassan Moustafa aus Ägypten, geriet deshalb in Schwierigkeiten: “Erst im Frühjahr unterzeichnete er einen globalen Fernsehvertrag mit der Al-Jazeera-Tochter beIN Sports, welcher der IHF bis 2017 angeblich rund 81,5 Millionen Euro einbringt” (Krüger, Mölter 13.11.2014). – “Der Welt-Handballverband ließ sich, zum Beispiel, für die Vergabe der WM der Männer an Qatar gewinnen, indem der Fernsehsender Al-Dschazira – eine Gründung des Emirs mit Sitz in Doha – für die Fernsehrechte 110 Millionen Dollar berappte. Das war ein Aufschlag von fünfzig Millionen auf den Preis vier Jahre vorher” (Reinsch 20.11.2014).
General Manager von beIN Sports ist Nasser Ghanim Al-Khelaifi, der auch seit 2011 Präsident des Fußballklubs St. Germain Paris (PSG) mit dem Mehrheitseigner Qatar Sports Investment ist (Eggers 27.2.2014). Im Januar 2015 findet in Doha die Handball-WM statt: Hierfür wurden drei neue Arenen für über 200 Millionen Euro gebaut. Das verstärkt den Vorwurf gegen Katar: “Der Staat am Persischen Golf wolle den internationalen Sport kaufen” (Ebenda).
Als die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain später doch bei der W 2015 antreten wollten, ließ sie das IHF-Council nicht mehr zu und bestimmte Saudi-Arabien als Nachrücker (Mölter 25.11.2014). – „Ohne nähere Erklärung vergab der Weltverband die zwei frei gewordenen Plätze an Island, das zuvor mit einer Klage gegen die Wildcard-Vergabe an Deutschland gedroht hatte, sowie an Saudi-Arabien, das bessere Beziehungen zu Katar pflegt. Warum Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate nicht durch zwei andere Mannschaften aus Asien ersetzt wurden, begründete die IHF ebenso wenig wie den Umstand, dass Saudi-Arabien als Sechster der Asien-Meisterschaft den Vorzug gegenüber Südkorea, dem Fünften, erhielt“ (Mölter 15.1.2015). Dazu geriet die Auslosung der Gruppen höchst merkwürdig: „Nur aus der Gruppe A erreicht mit Sicherheit ein nicht-europäisches Team das Achtelfinale, in die sind nämlich nur drei Europäer gelost worden – Titelverteidiger Spanien, Slowenien und Weißrussland. Wie es das Glück, der Zufall oder wer auch immer bei der Auslosung gewollt haben, spielt auch Katar in dieser Gruppe“ (Ebenda).
Anrüchige “Wild Card” für den Deutschen Handball-Bund
Deutschlands Mannschaft hatte sich nicht für die WM 2015 qualifiziert. Der Deutsche Handballbund (DHB) ist mit derzeit 803.000 Mitgliedern der größte der Welt und hat bei Länderspielen entsprechend hohe TV-Quoten. Deshalb trickste der IHF, um Deutschland doch noch die Teilnahme zu ermöglichen. Geopfert wurde die qualifizierte Handballmannschaft von Australien – mit der Begründung, der Kontinentalverband Ozeanien habe nicht die erforderlichen zehn Mitglieder.
Aus einem Kommentar von Jürgen Ahäuser in fr-online: “Dumm nur, dass auch in Australien lange vor den deutsch-polnischen ‘Finalspielen’ schon die spätere Wahrheit kursierte, wonach für die von Down Under kein Platz in der neuen Welthauptstadt des Sports sei, weil die fast eine Million Menschen in 30 000 deutschen Handballvereinen einfach unschlagbar wichtig sind. Australien ist vor wenigen Wochen dann tatsächlich ausgeladen worden, weil es dafür verantwortlich ist, dass ‘sein’ Kontinentalverband Ozeanien keine zehn Mitglieder hat. (…) Der Deutsche Handball-Bund hat das vergiftete Geschenk recht gewissenlos angenommen. Geld stinkt halt noch immer nicht” (Ahäuser 24.11.2014).
Jürgen Mölter schrieb in der SZ: „Aus Sorge um die sinkenden Zuschauerzahlen bei seinen globalen Veranstaltungen hat IHF-Präsident Hassan Moustafa mittels einer arg konstruierten Argumentation im vorigen Sommer kurzfristig die sportlich bedeutungslosen Australier aus dem Turnier geworfen und dafür die eigentlich nicht qualifizierten Deutschen eingeladen, die höhere Einschaltquoten im Fernsehen versprechen“ (Mölter 15.1.205).
Dazu kommt eine brisante Aussage des polnischen Handball-Nationaltrainers Michael Biegler: Er “habe bereits vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel gegen die Männer des Deutschen Handballbundes (DHB) gewusst, dass diese im Fall eines sportlichen Scheiterns eine Wildcard für die WM 2015 in Katar erhalten – so wie es tatsächlich gekommen ist” (Mölter 25.11.2014).
Auch der in Deutschland wohnende australische Nationalspieler Bevan Calvert hat versichert, die Teilnahme der Deutschen hätte schon vor den Play-Off-Spielen Mitte Juni gegen Polen festgestanden (Dach 26.11.2014).
Versteigerung der WM-Plätze am sinnvollsten
Joachim Mölter schrieb in der SZ: “Eine nachträgliche Wildcard für Deutschland, ein nachträglicher Startplatz für Saudi-Arabien – mit solchen Entscheidungen stehen nun alle Türen weit offen für Veranstalter (wie die IHF) und Ausrichter (wie Katar), um die Teilnehmerfelder bei einer WM nach eigenem Gutdünken zusammenzustellen statt nach sportlichen Kriterien. Der Basketball-Weltverband Fiba hat schon vorgemacht, wie das geht: Er hält vier WM-Plätze frei und versteigert sie quasi an die Meistbietenden, deklariert als wohltätige Spende für eine Fiba-Stiftung. Wer Geld mitbringt, Sponsoren, zahlende Zuschauer, ist gern gesehen bei globalen Titelkämpfen, sogenannte Exoten werden vielleicht noch eine Weile geduldet, um für folkloristische Stimmung zu sorgen. So etwas wie Qualifikationsspiele kann man sich da in Zukunft sparen” (Mölter 25.11.2014).
Und Klaus Hoeltzenbein schrieb im Kommentar zu Moustafas Teilnehmer-Tricksereien in der SZ: “Denn zumindest, was die Turniergestaltung angeht, findet die Fifa in den Handballern ihren ungekrönten Meister. Derart, wie sich der Ägypter Hassan Moustafa, Präsident des Weltverbandes IHF, sein Teilnehmerfeld hingebogen hat, hätte die Weltöffentlichkeit der Fifa niemals durchgehen lassen. Getroffen hat Moustafas Biegerei viele, bekanntlich auch die Deutschen, die nach verpasster Qualifikation plötzlich eine Wildcard (besser: Freilos) zugesteckt bekamen – mit dem sie jetzt klarkommen wollen” (Hoeltzenbein 29.12.2014).
ARD und ZDF übertragen Handball-WM in Katar nicht
Mit der willkürlich vom Internationalen Handball-Verband IHF und seinem Präsidenten Hassan Moustafa gewährten “Wild Card” hat sich der Deutsche Handballbund – mit 800.000 Mitgliedern der größte Handball-Verband der Welt – für die WM 2015 in Katar “qualifiziert”. Nun wird die WM nicht in den deutschen Sendern ARD und ZDF übertragen. Der Rechteinhaber, der katarische TV-Sender BeIn Sports, eine Tochter von al-Jazeera, hat von der IHF die TV-Rechte für 81,5 Millionen Euro erworben (bzw. damit Katar als Austragungsland eingekauft). BeIn Sports wollte die TV-Bilder nur verschlüsselt senden, damit waren ARD und ZDF nicht einverstanden (Eggers 2.12.2014). Grund ist die Reichweite der Übertragungssignale: ARD und ZDF wollten die WM wie ihr anderes Programm auch in andere Länder, z. B. in Ferienhotels am Mittelmeer, senden (Mölter 3.12.2014). Eventuell sollte Sportdeutschland.tv einspringen: Das ist das Internetportal des DOSB (WM im Internet, in SZ 6.12.2014). Schließlich überträgt der Pay-TV-Sportsender Sky das komplette Turnier mit 88 Spielen vom 15.1.-1.2.2015. Der Preis für diese Fernsehrechte ist unbekannt (DPA 30.12.2014).
„Handball-Land“ Katar
„Dem Vernehmen nach hat es sich das Emirat Katar mindestens 230 Millionen Euro kosten lassen, für die an diesem Donnerstag beginnende Handball-Weltmeisterschaft der Männer drei neue, hochmoderne Hallen in der Hauptstadt Doha zu errichten“ (Mölter 15.1.2015). Das ist etwa das Zehnfache der Summe, die der deutsche Handball-Bund für die WM 2007 ausgab (Hamann 20.1.2015).
Das Geld aus Erdöl- und Erdgasvorkommen sollte ab Vergabe der WM aber auch an Neu-Katarer fließen. „Ein Jung-Nationalspieler aus Dänemark berichtete damals von zwei Millionen Euro, die ihm für einen Wechsel der Staatsbürgerschaft geboten worden seien. Er lehnte ab“ (Ebenda). Inzwischen kommt über die Hälfte der katarischen Handball-Nationalmannschaft aus dem Ausland. „Angeleitet wird diese internationale Auswahl von dem Spanier Valero Rivera, 61, den die Katarer vor zwei Jahren anwarben, unmittelbar nachdem er die spanische Auswahl bei ihrer Heim-WM zum Titel geführt hatte“ (Ebenda). – „Zudem brachte Rivera seinen kompletten Stab mit“ (Teevs 28.1.2015).
Die „Katar-Mannschaft“ kommt zum Großteil nicht aus Katar: ein Kubaner, zwei Montenegriner, zwei Bosnier, ein Franzose, ein Spanier, ein Ägypter: alle nach dreijähriger Pause eingebürgert. Dazu vier Katarer (Hamann 20.1.2015; Teevs 28.1.2015). – „In der höchsten Handball-Liga des Landes spielen zum Beispiel gerade einmal vier Mannschaften – trotzdem erhielt der Golfstaat vom Weltverband IHF den Zuschlag für das Turnier“ (Dach 19.1.2015). Das Einbürgerungsthema ist übrigens nicht neu: „Der Deutsche Handballbund hat vor seiner Heim-WM 2007 dafür gesorgt, dass der Ukrainer Oleg Velyky und der Weißrusse Andrej Klimovets eingebürgert wurden“ (Mölter 28.1.2015).
Die gefakte WM 2015 begann
In Doha/Katar begann inzwischen die Handball-WM (15.1.-1.2.2015). Zu deren Beginn schrieb Joachim Mölter in der SZ: “Moustafas Aktion war höchst umstritten: Erst entzog die IHF dem ozeanischen Kontinentalverband aus formalen Gründen die Anerkennung und als Folge dessen zuvor regelmäßig bei einer WM vertretenen Ozeanien-Repräsentanten Australien das Startrecht in Doha. Dann entschied der Rat der IHF, den freien Platz an die bestplatzierte Mannschaft der WM 2013 zu vergeben, die nicht für das Turnier 2015 qualifiziert war. Es war dies die deutsche – als Fünfter des Turniers in Spanien. Was für ein Zufall! In der Szene wird von einer ‘Lex Deutschland’ gesprochen” (Mölter 16.1.2015).
Und Christian Teevs kommentierte in spiegelonline: „Von den Funktionären des Deutschen Handballbunds ist in den kommenden Tagen nicht viel zu erwarten. Man werde sich mit öffentlichen Äußerungen zum WM-Ausrichter Katar zurückhalten, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Seine Begründung: ‚Das heißt nicht, dass wir politisch uninteressiert sind, aber unser Kerngeschäft ist Sport. Um Politik zu machen, haben wir eine Regierung gewählt.’ So hört sie sich an, die immer wieder geäußerte Standardargumentation der Sportfunktionäre. Sie ist ebenso frustrierend wie falsch. Denn selbstverständlich wird mit Sport knallhart Politik gemacht, bei der Handball-WM war das gerade zu beobachten, mit umstrittenen Absagen und Nachnominierungen. (…) Eine dieser zu kritisierenden Entscheidungen ist die Vergabe von Großveranstaltungen an ein Land, das halb so groß ist wie Hessen, 1,8 Millionen Einwohner hat und seine Gastarbeiter wie Sklaven behandelt“ (Teevs 15.1.2015).
– Nachtrag 1: „Jubel-Katarer“. Der spanische Trainer Rivera hatte eine Idee, „wie man bei den WM-Spielen der Katarer Stimmung in die Halle bekommen könnte. Also machte sich der katarische Handballverband in Riveras Heimat Spanien auf die Suche und fand 60 Menschen, denen man Flug, Hotel und Eintrittskarten bezahlte. Und so trommeln, trompeten und brüllen seither bei jedem Katar-Spiel Dutzende Südeuropäer auf der Tribüne, um die Gastgeber anzufeuern. ‚Das ist krank‘, entfuhr es Schwedens Kapitän Tobias Karlsson, als er von den gekauften Fans erfuhr“ (Hamann 20.1.2015). „Die rund 60 Handball-Fans, die seit WM-Beginn für die Mannschaft aus Katar trommeln und trompeten, sind aus Spanien eingeflogen worden, Klatsch-Spanier aus Valencia, Cuenca, Arranda und Puerto de Sagunto“ (Mölter, Joachim, Klatsch-Spanier für Katar, in SZ 21.1.2015). Nur die Besucherzahlen lassen zu wünschen übrig: Spiele vor leeren Rängen bis auf die Spiele von Katar. „Allerdings sieht man auch in diesen Spielen wenig Einheimische auf den Tribünen. Es sind vor allem Anhänger der anderen Nationen, die die Spiele verfolgen. Und natürlich die 60 gekauften Spanier“ (Hamann 20.1.2015).
– Nachtrag 2: Katar kauft alles, auch die Fans
„Die spanischen Fans sind nicht die einzigen, die derzeit auf Kosten Katars bei der WM weilen. Aus Deutschland sind 18 Männer und Frauen einer Einladung gefolgt, die kurz vor Weihnachten an den ‚Freundeskreis des Deutschen Handballs‘ (FDDH) gegangen ist. Für diese 18 übernimmt das Organisationskomitee Flug-, Unterkunft-, Visa-, Ticket- und Transportkosten in Doha, solange die deutsche Mannschaft im Wettbewerb ist. Die Gegenleistung, die die WM-Gastgeber wollten: ‚Unsere Nationalmannschaft zu unterstützen, an Fantreffen teilzunehmen und mit unserer Teilnahme eine internationale Handball-Atmosphäre in den verschiedenen Arenen herzustellen‘, wie es in einem Schreiben des FDDH an seine interessierten Mitglieder heißt. (…) Wie viele Handball-Freunde aus aller Welt nach Doha eingeflogen worden sind, um eine internationale Atmosphäre in den drei WM-Arenen herzustellen, ist nicht bekannt. Hassan Moustafa, der Präsident des Weltverbandes IHF, sagte dem Magazin ‚Handball Time‘ im vorigen Sommer: ‚Katar will wenigstens 5000 Leute einladen, vielleicht sogar 10 000’“ (Mölter 21.1.2015). Trotzdem blieben die Hallen oft leer: „Das allgemeine Interesse ist eher gering, für manche Partien wird selbst die offizielle (also in der Regel eher hochgeschraubte) Zuschauerzahl nur mit 600, 700 angegeben“ (Ebenda).
Auch die unter dem Kafala-System leidenden Sklaven Katars dürfen mitmachen: „Die blligen Blöcke des Oberrangs gegenüber der Loge von Staatsoberhaupt Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani werden von Gastarbeitern besetzt, die kleine katarische Fähnchen dabei haben“ (Falsche Fans stimulieren Stimmung, in faz.net 20.1.2015).
– Nachtrag 3: Handball-Söldner erfolgreich
Angeblich bekommen Katars Handballspieler pro Sieg 100.000 Dollar (Mölter 28.1.2015). Zarko Markovic aus Montenegro und Rafael Capote aus Kuba sollen je zwei Millionen Euro für die Einbürgerung erhalten haben (Warmbrunn 31.1.2015). „Die Katarer trainiere bereits seit August zusammen, ein Vorteil, den die Favoriten aus Europa nicht hatten“ (Teevs 28.1.2015). Und sie schlugen im Viertelfinale am 28.1.2015 die deutsche Mannschaft und sind damit für Rio 2016 qualifiziert.
Nachtrag 4: Frankreich Weltmeister, Katar zweiter!
„Aber bei diesem Turnier in Doha hat sich eben einiges verschoben. So war etwa für den Sonntagmittag die traditionelle Abschluss-Pressekonferenz anberaumt worden, als Teilnehmer waren aber zunächst nur angekündigt: Scheich Joaan Bin Hamad Bin Khalifa Al-Thani, der Präsident des Organisationskomitees; Ahmed Mohammed Al-Shaabi, der Präsident des katarischen Handball-Verbandes; Thani Abdulrahman Al-Kuwari, der Generaldirektor des Organisationskomitees. Erst kurzfristig wurde die Liste ergänzt um Hassan Moustafa, den Präsidenten des Weltverbandes IHF, und Miguel Roca, seinen Vizepräsidenten.
Die Episode zeigt, wer bei diesem Turnier in Katars Hauptstadt das Sagen hatte – nicht die IHF. Hassan Moustafa durfte nur vordergründig auf der Bühne das große Wort führen, beaufsichtigt von den neben ihm sitzenden Einheimischen verlas er die üblichen Rekordzahlen. Als da sind: Fernsehübertragungen in 177 Länder, fast dreimal so viele wie vor zehn Jahren (66), fast eine Milliarde Zuschauer weltweit. ‚Wir sind auf dem richtigen Weg, um unseren Sport auch außerhalb Europas bekannt zu machen‘, resümierte Moustafa“ (Mölter, Joachim, Triumph des alten Europa, in SZ 2.2.2015). Als gefragt wurde, ob der leichte Wechsel der Handballspieler von einer Nationalmannschaft zu einer anderen demnächst erschwert würde, antwortete Moustafa: „Das ist eine Entscheidung des Kongresses, die wir zu respektieren haben. Und diese Entscheidung treffen alle 200 IHF-Mitglieder, nicht nur Katar. Katar hat bloß die Möglichkeiten aus genutzt, die das Regelwerk bietet“ (Ebenda).
Emir Tamim Bin Hamad Al Thani überreichte im Mai 2015 jedem Spieler eine Rolex-Uhr; 16 Teamspielern verlieh er die volle kararische Staatsbürgerschaft (Rolex und Gratissprit, in Der Spiegel 23/30.5.2015).
Nachtrag 5: Marketingprofessor André Bühler zur Handball-WM 2015
„Ich bin ein großer Handballfan, habe seit mehr als 25 Jahren eine Dauerkarte bei Frisch Auf Göppingen und verfolge so gut wie jedes Handballspiel im Fernsehen. Von der WM in Katar habe ich mir kein einziges Spiel angeschaut, weil diese WM für mich eine Showveranstaltung ohne sportlichen Wert darstellte. Durch die Wildcard für das deutsche Team und die zusammengekaufte Nationalmannschaft Katars wurde der sportliche Wettkampf ad absurdum geführt. Diese WM hat dem Handball mehr geschadet, als dass sie ihm genutzt hat“ (Keine Werbung für den Sport, in stuttgarter-zeitung.de 4.2.2015).
Links: Totalitärer Sport-Terminkalender; Moustafa, Hassan; Katar-Sport
Quellen:
Ahäuser, Jürgen, Beschämend, in fr-online 24.11.2014
Dach, Christoph
– Wilde Praktiken vor der WM in Katar, in tagesspiegel.de 26.11.2014
– Aufstieg zur Großmacht? in tagesspiegel.de 19.1.2015
DPA, Doch WM-Bilder, in SZ 30.12.2014
Eggers, Erik
– Der Scheich liebt Handball, in faz.net 27.2.2014
– ARD und ZDF verzichten auf Übertragung, in spiegelonline 2.12.2014
Hamann, Birger, Das ist alles nur gekauft, in spiegelonline 20.1.2015
Hoeltzenbein, Klaus, Jenseits von Melsungen, in SZ 29.12.2014
Krüger, Paul-Anton, Mölter, Joachim, Abberufen aus Doha, in SZ 13.11.2014
Mölter, Joachim
– Alle Türen weit offen, in SZ 25.11.2014
– Verlustgeschäft für alle, in SZ 3.12.2014
– Angebote des Lebens, in SZ 15.1.2015
– Auf die Nase aufpassen, in SZ 16.1.2015
– Katars Weltauswahl, in SZ 28.1.2015
Reinsch, Michael, Hauptsache, die Kasse klingelt, in faz.net 20.11.2014
Schneider, Martin, Ausgewechselt, in SZ 14.1.2015
Südkorea zieht Bewerbung für die WM 2015 zurück, in sueddeutsche.de 20.1.2011
Teevs, Christan
– Die Farce beginnt, in spiegelonline 15.1.2015
– Die Wüsten-Legionäre, in spiegelonline 28.1.2015
Warmbrunn, Benedikt, Ein Verein namens Katar, in SZ 31.1.2015
Wikipedia