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Hamburg-Berlin 2024 (3): 9-10/2014

Hamburg-Berlin 2024 (1): – 6/2014: hier; Hamburg-Berlin (2) 7-8/2024: hier; (4) ab 11/2014: hier
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Aktualisiert: 2.11.2014; vgl. auch unter „Aktuelles“ 21.9.2014: Bewerbung 2024: verpfuscht

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Termine:
“MYTHOS Olympia – Traum oder Alptraum!?”  Die NaturFreunde Berlin laden in ihrer Reihe “Politik konkret” ein zu einer Diskussion zu Sinn und Unsinn Olympischer Spiele: Was ist dran am Mythos Olympia? Wem gehören die Olympischen Spiele? Wie gehaltvoll sind Versprechen wie Bescheidenheit, Nachhaltigkeit und Bürger*innenbeteiligung? Mit Hauke Benner und Judith Demba als Diskussionspartner*innen für das NOlympia Berlin – Bündnis. Donnerstag, den 23.10.2014 um 19 Uhr in der Geschäftsstelle der NaturFreunde Berlin, Paretzer Straße 7, 10713 Berlin. Zur Einladung: hier

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September 2014:

– 13 DOSB-Fragen: Antworten Hamburg hier; Antworten Berlin hier. “Beide Städte verzichteten zunächst auf die Veröffentlichung eines genauen Finanzkonzeptes” (SID, NOlympia”: Europäisches Städtebündnis gegen IOC-Vormachtstellung, in handelsblatt.de 2.9.2014).
NOlympia Hamburg stellt 13 Fragen zur Bewerbung Hamburg 2024: hier

– Viel Lyrik, wenig Konkretes, hohe Risiken. So wurde der Beitrag vom Berliner Fraktionsvorstand DIE LINKE, Udo Wolf, betitelt. Nichts von den Antworten des Senats ist belastbar, die Haushaltsrisiken sind immens, eine Milliarde Euro sollen in temporäre Sportbauten fließen. “Unterm Strich bleibt: Die Risiken Olympischer Spiele in Berlin sind deutlich höher als der vermeintliche Nutzen. Berlin hat andere drängende Probleme” (PM Die Linke, 1.9.2014).

– “Schön gerechnet”. Aus einem Kommentar von Steffen Eß in der Thüringer Allgemeine: “Hinter dem olympischen Geist stehen milliardenschwere Investitionen. Wie Wissenschaftler der Universität Oxford errechnet haben, lagen die Kosten die Spiele in den letzten 50 Jahren durchschnittlich 252 Prozent über dem Plan. Insofern steht hinter Wowereits verkündeter Kostenschätzung von zwei Milliarden Euro genauso nur der Wunsch wie hinter den an der Elbe vermuteten sechseinhalb Milliarden” (Eß, Steffen, Pulsschlag: Schön gerechnet, in thüringer-allgemeine.de 2.9.2014).

– Drohende Kostenexplosion 2024. Jens Hungermann in der Welt zum Fragenkatalog von Hamburg und Berlin: “Die Bürgermeister versprechen so einiges, fertige Konzepte haben sie nicht. Und die Kosten setzen sie niedrig an. (…) Hamburg plant, Stand heute, für die Spiele 2024 mit einem Investitionsbudget in Höhe von 2,09 Milliarden Euro, Berlin mit zwei Milliarden. Dass die Kosten der vorangegangenen Spiele am Ende deutlich höher ausfielen als avisiert, ist gleichwohl ein offenes Geheimnis aus dem mitunter wie eine Parallelwelt anmutenden Kosmos des IOC. (…) Für manchen internationalen Fachverband ist der Begriff “Scheindemokratie” ein Euphemismus. Die zur Schau getragene Verve mag sich Berlins Regierender Bürgermeister aber ebenso wenig nehmen lassen wie Scholz. (…) Dass der organisierte Sport an sich derweil ein vitales Eigeninteresse an Olympischen Spielen im eigenen Land hat, liegt auf der Hand. Bedeuten sie doch stets ein Konjunkturprogramm. Nicht allein was den Neubau und die Sanierung von Sportstätten angeht. Sondern auch wegen des zu erwartenden Plus an Spitzensportfördermitteln” (Hungermann, Jens, Hamburg und Berlin droht eine Kostenexplosion, in welt.de 2.9.2014).

– Hamburger Handelskammer immer dabei. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der Sportsenator Michael Naumann (SPD) erläuterten neben dem Präses der Handelskammer, Fritz Horst Melsheimer die Bewerbung Hamburg 2024. Die Bewerbung sei “nachhaltig und kompakt” wie noch nie in der olympischen Geschichte”- und ganz ohne “weiße Elefanten”, also unnütze Sportbauten (Marwedel, Jörg, Keine Elefanten, in SZ 2.9.2014).
Das hört man seit etwa zehn Jahren bei jeder Bewerbung – München 2018 und 2022 wäre auch unerreicht nachhaltig gewesen!
Konsequenterweise wird auch bei Berlin 2024 angeführt: “Beteiligung”; “Transparenz”, “Nachhaltigkeit” (Hahn, Thomas, Höhere Moral, in SZ 2.9.2014).

– Die Handelskammer: eine alte Bekannte. “Olympia, Volksentscheide, Seilbahnen. Überall hat die Hamburger Handelskammer ihre Finger drin. Bislang konnte sie schalten und walten, wie sie wollte und die Politik in nahezu allen Belangen vor sich her treiben. Dafür sorgt z.B. auch der Umstand, dass es eine Zwangsmitgliedschaft für Betriebe und Unternehmen gibt, verbunden mit entsprechenden Beiträgen. 170.000 Zwangs-Mitglieder hat die Handelskammer Hamburg dadurch und allein Rücklagen von geschätzten 50 Millionen Euro. Nun gibt es erstmals eine Opposition im Plenum. “Die Kammer sind Wir” zog im Frühjahr mit 12 VertreterInnen in dieses Gremium ein. Nun gibt es Streit und Auseinandersetzungen in dem sonst so harmonischen Kreis. Und es gibt mehr Öffentlichkeit, denn die Oppositionellen bloggen über ihre Auseinandersetzungen zur Reform der Handelskammer. Über Seilbahnen, Olympia und einiges mehr. Mehr darüber auf ‘umweltFAIRaendern.de’ unter diesem Link” (Seifert, Dirk, Macht und Millionen: Hamburgs Handelskammer, in www.nolympia-hamburg.de 14.8.-2014). – Der Hamburger Sportsenator Michael Neumann (SPD): “Bis vor Kurzem war es allein die Handelskammer, die sich für eine Bewerbung Hamburgs als Olympiaveranstalter stark machte” (Goy, Martina, Lauterbach, Jörn, “Olympia geht alle etwas an”, in Die Welt 17.8.2014).
Und die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) hält mit. “Auf der Seite 1 der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung hat der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, ein gewisser Eric Schweitzer, verkündet, warum Berlin die Olympischen Spiele unbedingt nach Berlin holen müsse” (Hoeltzenbein, Klaus, Die alte Dame hat schon wieder schlechte Laune, in SZ 15.9.2014). Schweitzer ist Miteigentümer der Berliner Entsorgungsfirma Alba (Alba Basketball), seit 2004 Präsident der IHK Berlin und seit 2013 Präsident des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag; Loke, Matthias, Thomsen, Jan, Alba-Chef Schweitzer wird DIHK-Präsident, in berliner-zeitung.de 18.3.,2013). Schweitzer im O-Ton zu Berlin 2024: “Das wäre für Berlin eine große Chance, sich international zu präsentieren… Die Berliner Wirtschaft ist für Olympia” (Loke, Matthias, Miller, Tobias, “Berlin ist einfach sexy”, in berliner-zeitung.de 12.9.2014). Zwei Wochen später stand in der SZ: “Von immensen Bankverbindlichkeiten, Schuldverschreibungen und anderen Verbindlichkeiten ist die Rede – mit geschätzt 800 Millionen Euro soll Alba verschuldet sein” (Uhlmann, Steffen, Grüne Kohle – leere Kassen, in SZ 26.9.2014). Die Ratingagentur Standard & Poors hat die Bonität der Alba-Gruppe “im Mai auf die sehr mäßige Note ‘B’ gesenkt” (Ebenda).
Anmerkung von nolympia.de: Auch in München war die hiesige Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern treibende Kraft der Bewerbung München 2022. Der Zwangsmitgliedschaft kann man sich als Firma nur durch Verlegung des Firmensitzes entziehen, also quasi gar nicht. Derzeit laufen vor hohen Gerichten Klagen gegen diese Zwangsmitgliedschaft. Was treibt die IHKs in nunmehr drei Bundesländern an, diese olympische Propaganda zu betreiben?

– NOlympia Hamburg fordert Städtesolidarität. NOlympia Hamburg-Mitinitiator Dirk Seifert: “Die europäischen Städte sollten zusammen einen Kritikerienkatalog aufsetzen, um dem IOC zu zeigen, was passieren müsste, damit die Olympischen Spiele nach Europa kommen. Bis jetzt werden alle Städte gegeneinander ausgespielt” (dpa, Hamburger Olympiakritiker; Europa muss Druck auf IOC ausüben, in zeitonline 2.9.2014). Seifert zum fehlenden Finanzkonzept: “Jeder Bürgermeister hatte im Vorfeld seiner Spiele gesagt, dass die Kosten nicht explodieren” (SID, NOlympia”: Europäisches Städtebündnis gegen IOC-Vormachtstellung, in handelsblatt.de 2.9.2014).

– Grüne Hamburg: “Olympia? So nicht!” So lautet die Überschrift im Bürgerschafts-Wahlprogramm des Grünen-Landesvorstandes. “Die Partei sieht Schwächen unter anderem in der Planung der Nachnutzung der olympischen Stätten und im Verkehrskonzept” (Grüne sagen Nein zu Olympia und verlangen Reformen des IOC, in abendblatt.de 4.9.2014).

Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher von DIE LINKE, Hamburg: “Sollten die Pläne umgesetzt werden, drohen alle Befürchtungen der Olympia-Gegner wahr zu werden: Mietsteigerungen, Verdrängung und Milliardenschulden sind vorprogrammiert” (Lorenz, Markus, Nicht jeder ist Feuer und Flamme, in shz.de 9.9.2014).

– Macht Olympia Moorburg platt? Zum Beitrag von N(O)lympia Hamburg vom 12.9.2014: hier

– “Das IOC zittert vor Olaf Scholz”. Am 11.9.2014 gab es in der Hamburger Bürgerschaft eine Olympia-Diskussion. Die Abgeordnete Heike Sudmann von DIE LINKE äußerte in der Debatte über Hamburg 2024 in der Bürgerschaft: “Ich bin mir sicher, dass das IOC schon jetzt vor den Forderungen von Olaf Scholz und Innensenator Michael Neumann zittert, wie die den Laden verändern wollen” (“Das IOC zittert vor Olaf Scholz”, in abendblatt.de 11.9.2014). Innen- und Sportsenator Michael Neumann sagte dazu: “Es reicht nicht aus, sich auf Kritik zurückzuziehen. Wir müssen eine aktive Rolle bei der Veränderung der Spiele übernehmen” (Ebenda).
Oh heiliger Strohsack! Glaubt der Mann das, was er sagt? Wieso schaut augenscheinlich niemand von den Verantwortlichen in den Host City Contract des IOC? Oder studiert die aktuellen Nöte von Rio 2016?
Das IOC wird Herrn Neumann was husten! Das einzige, was Hamburg dürfte, ist die olympische Rechnungen bezahlen. Und die bewegen sich in zweistelliger Milliardenhöhe.
Vergleiche hierzu: Kosten Olympischer Spiele
Der Abgeordnete von DIE LINKE, Mehmet Yildiz: “Wie die Olympischen Spiele ausgerichtet werden, gibt das IOC vor. Die Stadt hat nichts mitzubestimmen. Und kein einziges Mal sind die Kosten bei früheren Spielen im Rahmen geblieben” (Ebenda). Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan: “Lassen wir uns nicht von den schönen Bildern und Plänen blenden” (Ebenda). – “Es bestehe zudem die Gefahr, dass nachhaltige Projekte bei einer späteren konkreten Bewerbung keine Rolle mehr spielten. ‘Daher sagen wir zum jetzigen Zeitpunkt Nein’” (Ebenda). Dagegen sprach SPD-Fraktionschef Andreas Dressel von der “transparentesten Bewerbung”, die es je gegeben habe” (Ebenda).
Es gibt keine transparente olympische Bewerbung: Das ist weder im Interesse von IOC und DOSB, noch wissen die Städte, um was sie sich da eigentlich bewerben – und was sich im Lauf von sieben Jahren alles verändern kann.

– Berlin: am billigsten. Nur 2,4 Milliarden Euro soll Berlin 2024 kosten. Das gilt allerdings nur für das OCOG-Budget. Das NON-OCOG-Budget (Sportstätten-Sanierung und -Neubau mit 750 Millionen Euro, Olympisches Dorf und Sicherheit blieben unbeziffert). Das dritte Budget für Infrastruktur blieb ebenfalls unbeziffert (Teuffel, Friedhard, 2,4 Milliarden – reicht das? in tagesspiegel.de 6.9.2014). Der Berliner Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski äußerte Anfang September 2014 Bemerkenswertes: “Unser Anspruch ist, die günstigsten Spiele der letzten 20 bis 30 Jahre durchzuführen. Wir werden deshalb so günstig sein, weil wir auf unserem Bestand aufbauen können. Den Begriff Bescheidenheit können wir ernsthaft in den Mund nehmen” (Ebenda).
Der Staatssekretär als Traumtänzer…
Zur Hilfe kam – wieder einmal – der Ober-Olympia-Berechner Holger Preuß, Mainz: “Berlin könnte die günstigsten Olympischen Spiele seit langem austragen” (Ebenda).
Siehe nächsten Beitrag!

– Die wahren Kosten Olympischer Spiele. Bent Flyvbjerg und Allison Stewart veröffentlichten im Juni 2012 über die Saïd Business School/University of Oxford die Studie: “Olympic Proportions: Cost and Cost Overrun at the Olympics 1960 – 2012″. In dieser Studie untersuchten die Autoren die Kostenüberschreitung Olympischer Spiele anhand der letztendlich angegebenen Kosten verglichen mit den in der Bewerbung angegebenen ursprünglichen Kosten, die dem IOC sieben Jahre vorher angegeben wurde. Die Kostenüberschreitung betrug durchschnittlich real 179 Prozent und nominal 324 Prozent. (Real terms bedeutet hier: preisbereinigt.) „Die Daten zeigen, dass die Entscheidung, Olympische Spiele auszurichten, für eine Stadt und ein Land eine der finanziell höchst riskanten Typen von Megaprojekt ist, das überhaupt existiert – ein Risiko, das viele Städte und Länder auf eigene Gefahr erfahren haben“ (S. 3 der Studie; Hervorhebung WZ). Diese Studie ist auch im Hinblick auf die Bewerbung Hamburg 2024 und Berlin 2024 wichtig. Zur Zusammenfassung der Studie im Kritischen Olympischen Lexikon: hier

– “Die ganze Welt in unserer Stadt”. Das war der Titel der dreiteiligen Berlin-Unterlagen. 1) “Auswertung der ersten Online-Olympia-Umfrage”: Ergebnisse des lauen Online-Fragebogens, der die einzig entscheidende Frage vermied: “Wollen Sie Berlin 2024 – Ja oder Nein“. Nicht einmal die Teilnehmerzahl wurde genannt. 2) “Die wichtigsten Fragen und Antworten”. Eine Zusammenfassung von olympischen und anderen Gemeinplätzen: “Im Mittelpunkt der Spiele stehen die Athletinnen und Athleten, die Olympischen Werte und der sportliche Wettkampf – nicht der Kommerz und auch nicht die Verbandsinteressen” (S. 3; wer’s glaubt…). Dazu wie üblich falsche Behauptungen: “Zwei Drittel der Wettkampfstätten in und außerhalb Berlin sind bereits vorhanden” (S. 4; vielleicht vorhanden, aber nicht olympiatauglich). Das Land Berlin finanziert die Kosten für Berlin 2024 “aus den laufenden Haushalten bis 2024 bzw. 2028. Auf diese Weise wird das Land für Olympia keine neuen Schulden aufnehmen” (S. 6; Milchbubenrechnung). Immerhin werden Kosten von einer Milliarde Euro für temporäre Bauten eingeräumt (S. 7). 3) Schließlich die Beantwortung der 13 DOSB-Fragen: “Interessensbekundung Berlins für die Olympischen und Paralympischen Spiele”: Eine Zusammenfassung dieser sportpolitischen Plattitüden erspare ich mir.

– Bündnisgrüne Friedrichshain-Kreuzberg lehnen Olympia-Bewerbung ab. Aus dem Antrag, der am 11.10.2014 auf dem Grünen Landesparteitag eingebracht werden soll:
“Die LDK möge beschließen: Bündnis 90/Die Grünen Berlin lehnen eine Bewerbung Berlins um die Austragung Olympischer Sommerspiele in Berlin 2024 oder 2028 ab. Wir werden uns daher an politischen Bündnissen zur Verhinderung einer Bewerbung beteiligen.
Statt einer Olympiabewerbung fordern wir vom Senat, die wesentliche Probleme in dieser Stadt jetzt in Angriff zu nehmen –  im Bildungswesen, in der Jugendhilfe, in der Arbeitsmarktpolitik, in der öffentlichen Infrastruktur, in der Wohnraumfrage, bei Bürgerdiensten, bei der Entlastung ein­kommens­schwacher Haushalte, bei gesundheitlichen und sozialen Dienstleistungsangeboten und in der Flüchtlingsbetreuung.
Begründung: Die positive Idee der Völkerverständigung und des sportlichen Wettstreits ist durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) ruiniert worden, so dass die Ausrichtung Olympischer Spiele heute vor allem mit Steuergeldverschwendung, Korruption und fehlgeleiteter Stadtentwicklung verbunden werden. Für die Ausrichterstädte bedeuten die Spiele wenig Mitsprache, hohe finanzielle Verluste und kaum sinnvoll nutzbare Infrastruktur. Die Annahme, das IOC bis zum Austragungs­zeitpunkt grundsätzlich zu reformieren, halten wir für illusorisch. Die Gewinner von Olympia sind vor allem Fernsehanstalten und Sponsoren. Verlierer sind die zerstörte Natur und Umwelt, die Anwohner*innen sowie die Volkswirtschaften der Austragungsländer.” Zum Antrag: hierDer Antrag wurde dann am 11.10.2014 nicht angenommen: Stattdessen soll das IOC nach Meinung der Berliner Grünen „sich von Gigantismus, Intransparenz und Knebelverträgen“ verabschieden (Beikler, Sabine, Kein klares Ja zu Olympia und eine Hanfpflanze für Cem Özdemir, in tagesspiegel.de 11.10.2014).
Was das IOC nicht tun wird.

– NOlympia Berlin: Das DOSB-Präsidium tagte am 11.9.2014 in Berlin. NOlympia Berlin übergab die Stellungnahme zur Interessenbekundung. Es ist ein sehr gutes Statement geworden. Fazit von NOlympia Berlin: “Weil wir für den Sport, für eine ökologische Stadtstruktur, für Nachhaltigkeit, für Berlin sind, sind wir gegen die Bewerbung Berlins um die Ausrichtung der Olympischen Spiele!” Zum Text: hier; zu Fotos der Übergabe: hier

– Offener Brief von Gabriele Hiller an den DOSB. Die sportpolitische Sprecherin von DIE LINKE im Berliner Abgeordnetenhaus schrieb am 11.9.2014 an den DOSB u. a.: “Aus Sicht der Fraktion DIE LINKE im Berliner Abgeordnetenhaus wird mit dem Papier „Die ganze Welt in unserer Stadt“ ein oberflächliches und einseitiges Bild vermittelt. Der Senat hat viel von der Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger in Berlin ausgeblendet. Die Gesamtsituation der Stadt, ihre sozialen Probleme und infrastrukturellen Defizite wurden ebenso ignoriert wie die enormen Herausforderungen, vor denen Berlin in den kommenden Jahren steht. Als sportpolitische Sprecherin der Fraktion möchte ich Sie deshalb gern einladen, sich vor einer Entscheidung über eine mögliche deutsche Olympiabewerbung ein eigenes Bild zu machen und sich vor Ort mit den Argumenten der Berliner Kritikerinnen und Kritiker auseinanderzusetzen.” Zum Brief: hier

– Olympische Bewerbung wirft Schatten voraus. Der Berliner Senat kürzt die Zuschüsse für das Internationale Stadionfest (Istaf). 2012 hatte der Zuschuss noch 450.000 Euro betragen; nunmehr geht es um 120.000 bis 150.000 Euro (Wenck, Dietmar, Olympia schlägt Istaf, in welt.de 17.9.2014).

– Berlin: Befragung statt Abstimmung. Eine große Koalition aus SPD, CDU, Grüne und Piraten hat beschlossen, dass 2015 kein Volksentscheid stattfindet (verfasssungsrechtlich nicht möglich), sondern die Berliner befragt werden. Parlament und Senat verpflichten sich, das Ergebnis als verbindlich zu werten. DIE LINKE nahm  an den Beratungen nicht teil, weil sie Berlin 2024 ablehnt.

– Kein Schulschwimmen. Sportexperten von DIE LINKE aus Hamburg und Berlin trafen sich in Berlin. Mehmet Yildiz: “Was helfen 16 Tage Olympische Spiele, wenn in Hamburg-Billstedt nur jedes zehnte Grundschulkind schwimmen kann” (Heine, Hannes, Linke lehnt Olympias-Bewerbung ab, in tagesspiegel 16.9.2014). Der Berliner Haushaltsexperte Steffen Zillich bekam auf Anfrage vom Innensenator die Kosten für die vorolympischen Investitionen der Bewerbung 2000: Max-Schmeling-Halle, Velodrom und die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark kosteten damals 414 Millionen Euro (Ebenda).

– Was ist stark? Eine interessante Feststellung von Mehmet Yildiz/Hamburg und Gabriele Hiller/Berlin: “Die Nolympia-Bewegung ist nicht sehr stark.” Und ein interessanter Kommentar von Uwe Rada in der taz: “Der DOSB ist auch nicht stärker” (Rada, Uwe, Schwimmhallen statt Kriege, in taz.de 16.9.2014).
Trotzdem der DOSB gern mit seinen 27,5 Millionen Mitgliedern wirbt… Bei der Bewerbung München 2018 und 2022 hatten wir auch CDUCSUSPDFDPFreieWähler gegen uns – plus die geballten Kräfte von Staat, Bayern und Stadt München plus drei Austragungsorten. Bis zur Abstimmung am 10.11.2013 plakatierten die Befürworter allein in München auf 12.500 Plakatständer vier verschiedene Ja-Plakate – wir hatten auf 750 Plakatständern ein Plakat. David gegen Goliath eben.

DOSB-Präsident und Oberschiedsrichter Alfons Hörmann im Originalton (Alle Zitate: Hungermann, Jens, Olympia-Entscheid hängt von der Bevölkerung ab, in welt.de 12.9.2014). Zur Olympiatauglichkeit von Hamburg und Berlin: “Wir kommen zu dem klaren Fazit, dass beide Städte uneingeschränkt die Grundvoraussetzungen erfüllen, Olympiakandidat sein zu können.” Bis zur nächsten Sitzung des DOSB-Präsidiums soll bundesweit eine breite Diskussion “zu Sinn und Konsequenzen einer deutschen Olympiabewegung” initiiert werden und – Achtung NOlympia Hamburg und Berlin! – auch mit “Befürwortern und Gegnern”. Das Volk soll befragt werden, denn, so Hörmann: “Ein Szenario wie in München wollen wir nie mehr erleben.” Zur “Stimmungslage” in der Bevölkerung von Hamburg und Berlin meinte Hörmann: “Das lassen Sie unsere Sorge sein, für den Moment.” Bei einem Scheitern von 2024 wollen beide Städte 2028 wieder antreten; dies hätten sie “uneingeschränkt zugesichert”. 
Wie steht es mit 2032?
Auf jeden Fall soll auf der DOSB-Mitgliederversammlung am 6.12.2014 noch nichts entschieden werden – wegen unklarem Stimmungsbild. Hörmann: “Es könnte auch sein, dass es einen Teilbeschluss geben wird und das Thema Bürgerbefragung dann nachgeschoben wird. Es kann auch ein Zustand geschehen, dass keine Olympiabewerbung entsteht” (Hönicke, Christian, DOSB: Das Volk und andere Fragezeichen, in tagesspiegel.de 11.9.2014).
Es entscheidet in jedem Fall ausschließlich und einzig der DOSB – siehe unten.

– Wer nicht zahlt, befiehlt. Übrigens war auch bei der Bewerbung Hamburg 2024 und Berlin 2024  – wie bei den Bewerbungen München 2018 und 2022 mit offiziellen Kosten von jeweils 33 Millionen Euro – nie die Rede davon, dass sich der DOSB an den 50 Millionen Euro Bewerbungskosten beteiligt. Die späteren Milliarden für die eventuelle Vergabe der Spiele an eine deutsche Stadt zahlen ja auch Andere: nämlich der Staat bzw. die Steuerzahler. Bei der Bewerbungsgesellschaft hat der DOSB dann vermutlich die üblichen 51 Prozent: die Mehrheit, ohne eine Einlage bezahlt zu haben. Auch bei München 2018 und 2022 war der DOSB mit 51 Prozent bestimmend: ohne Einlage!
“Ein Nassauer ist ein Schmarotzer, der mit der nichtberechtigten Inanspruchnahme von Leistungen Erfolg hat. Ein Nassauer ist ein Mensch, der auf Kosten anderer etwas bekommt, d.h. ein anderer bezahlt. Dem Nassauer ist dann auch egal, welche Folgen das für den anderen hat. Die besondere Eigenschaft des Nassauers gegenüber einem normalen Betrüger ist nun, dass er damit davonkommt” (Wikipedia). Von Nassau/Rheinland-Pfalz nach Frankfurt/Main, dem Sitz von DOSB und DSB, sind es nur rund 75 Kilometer.

– Grüne Jugend gegen Berlin 2024. Am 17.9.2014 hat sich die Grüne Jugend Berlin für ein klares Nein zu Olympia ausgesprochen. Charlotte Obermeier: “Die Grüne Jugend Berlin hat sich für ein klares Nein zu Olympia ausgesprochen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sind wirtschaftlich nachhaltige und ökologische Spiele nicht realisierbar . Der Vergabeprozess des IOC ist intransparent und fördert Korruption. Auch die versprochene Bürger*innenbeteiligung des Senats ist eine Farce. Gefragt werden soll erst, wenn es zu spät ist für Veränderungen.” – Christoph Husemann: “Bewerbungen für bescheidene und nachhaltige Spiele finden erfahrungsgemäß beim IOC keine Berücksichtigung. Wir brauchen keine weiteren Prestigeprojekte à la BER oder Stadtschloss, bei denen die Kostenexplosion vorprogrammiert ist. Stattdessen benötigen wir nachhaltige soziale und ökologische Infrastruktur, damit das Geld bei den Menschen ankommt” (PM: Nein zu Olympia, www.gj-Berlin.de 18.9.2014: hier).

-Keine Bewerbung Hamburg/Berlin 2024? Es sieht so aus, als ob der DFB gerade die Olympiabewerbung Hamburg/Berlin 2024 versenkt hat: Der DFB zog am 19.9.2014 die Bewerbung um das Fußball-EM-Endspiel 2020 zurück und wird sich um die Fußball-EM 2024 bewerben. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Ich habe in der Exekutivsitzung unsere Bewerbung für das Finale zurückgezogen, sodass es keine Kampfabstimmung gab und wir unser Ziel erreicht haben, auch wenn die heutige Entscheidung noch nicht den Zuschlag für die ganze EM 2024 bedeutet“ (London bekommt das EM-Finale, München ein Viertelfinale, in spiegelonline 19.9.2014).
Nun sind aber zwei Sport-Großereignisse innerhalb eines Jahres nach Olympischer Charta § 35 und Ausführungsbestimmung nicht zulässig: „Die Ausrichtung, der Ablauf und die Medienberichterstattung der Olympischen Spiele dürfen in keiner Weise von einem anderen Ereignis beeinträchtigt werden, das in der Gastgeberstadt oder in ihrer Umgebung oder an anderen Wettkampfstätten oder Austragungsorten stattfindet“ (Durchführungsbestimmung 2 zu Regel 35, Olympische Charta. Kommentierte Olympische Charta im Kritischen Olympischen Lexikon: hier). Interessanterweise ist diese Version der Olympischen Charta auf der DOSB-Webseite zu finden – und müsste den oberen Sportfunktionären wie Alfons Hörmann und Michael Vesper nur zu gut bekannt sein. Jacques Rogge hatte bei der Bewerbung der Türkei um Olympische Sommerspiele 2020 und die Fußball-EM 2020 darauf hingewiesen, „gemäß Reglement dürfe es in einem Land innerhalb eines Jahres nicht zwei derartige Großveranstaltungen wie EM und Olympische Sommerspiele geben“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Wie viel Sport darf’s denn sein? in SZ 19.9.2014). Der Grund ist profan: maximale Aufmerksamkeit für den IOC-Sport und seine Sponsoren – und das Geld: „Viel Geld für die Modernisierung der Stadien und gleichzeitig viel Geld für die teure Infrastruktur wird sich in diesen Zeiten keine Regierung aufhalsen wollen“ (Ebenda). Und somit haben die DOSB-Sportfunktionäre wieder einmal erreicht: „die Totgeburt einer olympischen Idee“ (Kistner, Thomas, Totgeburt einer Idee, in SZ 19.9.2014).
Vgl. auch unter „Aktuelles“ vom 21.9.2014: Bewerbung 2024: verpfuscht

– Teures Pseudo-olympisches Erbe. Für die gescheiterte Bewerbung Berlin 2000 wurde die Max-Schmeling-Halle, das Velodrom und die Schwimm- und Sporthalle im Europasportpark errichtetmit 413 Millionen Euro Bauausgaben bis zum Jahr 2008. Dies hatte der Berliner Abgeordnete Steffen Zillich (DIE LINKE) bei der Senatsverwaltung erfragt. Weitere Auskunft der Verwaltung: Für die drei Sportstätten mussten zwischen 1998 und 2013 rund 150 Millionen Euro aufgebracht werden: Das sind exakt zehn Millionen Euro pro Jahr (Kröger, Martin, Sportstätten für 2000er Bewerbung verursachten seitdem Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, in neues-deutschland.de 17.9.2014). Für Berlin 2024 bedeutet dies: „Damit die drei Hallen für Olympia genutzt werden können, bedarf es Anpassungen, Umbauten und Modernisierungsmaßnahmen. Wie viel Geld das kostet, ist unklar“ (Ebenda).

– Wischi-Waschi-Antworten. Am 18.9.2014 beantwortete der Hamburger Senat 13 Fragen von (N)Olympia – größtenteils ausweichend. Beispiel: „London hat im Organisationsbudget der Olympischen Spiele keinen Verlust, sondern einen operativen Gewinn von 30 Millionen Pfund erzielt“ (S. 4).
Die offizielle, vom IOC so gewollte Aufteilung ist: OCOG-Budget, NON-OCOG-Budget und ein Infrastruktur-Budget. Oder wie es die Senatsverwaltung für Inneres und Sport ausdrückt: „Zu finanzieren sind neben den Organisationskosten (OCOG-Budget) und den Nicht-Organisationskosten (Non-OCOG-Budget) als dritte Budgetkategorie zudem die sogenannten „Sowieso-Kosten“ (Andreas Statzkowski, IV C 1 – 07374-2024, 26.9.2014).
Beim OCOG-Budget kommt dann immer  eine schwarze Null heraus, weil alles in die anderen Budgets verschoben wird. Uralt-Tricks!

– Hamburg bessert schon nach? Die Welt berichtete am 24.9.2014, dass Hamburg bereits sein olympisches-Konzept nachbessern müsse. „Hamburg habe nicht groß genug geplant, hatte kürzlich DOSB-Präsident Alfons Hörmannn die Olympiapläne der Stadt kritisiert“ (Grünberg, Rainer, Hamburg bessert Olympia-Konzept nach, in welt.de 23.9.2014). Auch interessant: Der DOSB hat in beiden Städten eine repräsentative Meinungsumfrage in Auftrag gegeben: Die Ergebnisse sollen bis zur Präsidiumssitzung am 28.10.2014 geheim gehalten werden (Ebenda).

– Uralte Bekannte. Und wieder tauchen uralte Bekannte auf: „Der jetzt anberaumte Workshop mit DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank, Geschäftsführer der gescheiterten Münchner Olympiabewerbungen für die Winterspiele 2018/2022 und den Agenturen Albert Speer & Partner und ProProjekt soll Hamburg die Chance eröffnen, sein Konzept detaillierter zu erklären“ (Ebenda). – Und bei einer Darstellung des Olympiageländes in Hamburg steht als Nachweis: „Animation Hamburger Olympiagelände: (c) Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp)“ (Osadnik, Susanne, Olympia – Stresstest für den Immobilienmarkt, in capital.de 30.9.2014).
Vergleiche: Die Sportpalast-Architekten

– Hamburger Hafenwirtschaft sauer. Der Präsident des Unternehmensverbandes Hafenwirtschaft Hamburg, Gunther Bonz, schrieb im September 2014 einen Beschwerdebrief an den Präses der Handelskammer. Die geplanten olympischen Bauten würde die Hafenwirtschaft erheblich beeinträchtigen: Am Kleinen Grasbrook und am Übersee-Zentrum ist die Existenz von Unternehmen betroffen, die langfristige Verträge mit Kunden haben. Dort ist auch ein „hochwertiger Umschlagplatz für Autos und hochwertige Industriegüter“ (Goy, Martina, „Olympia darf nicht schaden“, in Welt am Sonntag 28.9.2014). Die betroffenen Unternehmen haben keine Zusage, dass ihre künftigen Investitionen im Fall Hamburg 2024 erstattet werden. Außerdem fürchtet Bonz, dass es zu Verkehrsproblemen kommt und die geplanten Ersatzflächen nicht ausreichen. Diese sollen in Moorburg geschaffen werden, wo sich deshalb die Menschen gegen Hamburg 2024 wehren. Die Verlagerung der Flächen soll zwischen fünf und sieben Milliarden Euro kosten – dazu Bonz: „Das ist nicht unrealistisch“ (Ebenda).
Der Posten kommt dann in das „Sowieso“-Budget!

– Super Umfrage vom Berliner Senat! Die „Online-Umfrage zu den Ideen des Senats für ein Berliner Olympia-Konzept“ (berlin.de 29.9.2014) ist einfach Spitze. Zitate daraus: „bürgernahe und nachhaltige Spiele“, „an den Bedürfnissen der Stadt orientieren“, „bezahlbares und verkehrlich gut erschlossenes Wohnquartier“, „stimmungsvolle, emotionale und zugleich bescheidene Spiele“, „primär Bestehendes zu nutzen“, „Sanierung zahlreicher Trainingsplätze“, „Ort zum Mitfiebern und Ausprobieren“, klimaneutrale Spiele“, „internationales Fest der Völkerverständigung und der grenzüberschreitenden Freundschaft“…
Da muss man doch mit „sehr gut“ abstimmen!
Der parlamentarische Geschäftsführer von DIE LINKE, Steffen Zillich, fragte den Senat: „Warum wurde die Frage, ob man für oder gegen die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen in der Hauptstadt ist, nicht direkt gestellt?“ (Liebigt, Sarah, Neue Umfrage zu Olympia, in neues-deutschland.de 30.9.2014).
Weil der Senat Angst hat vor der Meinung der Bevölkerung. 

– „Olympia – Stresstest für den Immobilienmarkt“. Das ist der Titel eines Artikels von Susanne Osadnik auf capital.de (30.9.2014). Auszüge: „Bau- und Immobilienbranche wittern schon Morgenluft: Hier wären jede Menge gute Geschäfte zu machen. Aber schon jetzt stöhnen Projektentwickler, weil Grundstücke teuer und rar sind oder der Erwerb an viele Bedingungen geknüpft ist, so dass die Gewinne schrumpfen. Das dürfte in einer Olympiastadt eher schlimmer als besser werden. Außerdem haben sie ohnehin genug zu tun: Berlin ist schon seit Jahrzehnten eine einzige Großbaustelle. Hamburg hält daran fest, 6000 Wohnungen im Jahr zu bauen; das wären zu Beginn der Spiele 60.000 Wohnungen mehr als heute schon vorhanden sind. Also, bedarf es keiner Olympischen Spiele als Motivation. Auch die Rechnung, dass das IOC die Kosten für die Neubauten übernimmt, geht nicht auf. Der DOSB hat bereits kund getan, dass das nicht der Fall sein wird, weil die Gebäude später öffentlich genutzt werden und daher keine expliziten Aufwendungen für die Spiele sind.
Für die Bürger in den beiden Städten heißen Olympische Spiele in erster Linie noch mehr Baustellen, noch mehr Verkehrschaos und zusätzliche Kosten. Da wird sich vielleicht der ein oder andere überlegen, ob er noch bleibt.“

– NOlympia Berlin, P. Rumignani, 29.9.2014: Argumente gegen eine Olympiabewerbung Berlins, Powerpoint: hier

Oktober 2014:

– Oslo 2022 will nicht mehr – gut für Hamburg/Berlin 2024? Die Olympiafans in beiden Orten wittern Morgenluft: Sie stellen sich nicht die Frage, warum Barcelona, Graubünden, München, Stockholm, Krakau, Lviv/Lemberg und Oslo nicht mehr beim IOC um Olympische Winterspiele vorstellig werden möchten: drei Mal mit Abwahl, vier Mal mit Rückzug. Und sie machen sich nicht klar, dass der IOC-Knebelvertrag für 2022 im wesentlichen auch für 2024 gilt.

– Berliner SPD-CDU-Traumtänzerantrag. Am 1.10.2014 stellten SPD und CDU im Berliner Abgeordnetenhaus einen absurden Antrag für Berlin 2024 bzw. 2028 (Drucksache 17/1851). Da steht u. a. drin: Reform des IOC begrüßt, Schwerpunkte ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, bescheidene Spiele, keine Verschuldung, Sicherheitskonzept mit Augenmaß etc.
Die einzelnen Punkte sind unrealistisch. So kosteten die Sicherheitsmaßnahmen bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 weit über eine Milliarde Pfund: Und Sommerspiele 2024 sind 12 bis 16 Jahre später, also in noch weit unsicheren Zeiten.

– BUND Berlin Hand in Hand mit LSB Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland/Berlin betreibt gemeinsam mit dem Landessportbund Berlin eine Internet-Befragung zu Berlin 2024 (www.olympia-diskutieren.de). Ganz harmlos wird dem Tagesspiegel erzählt, dass dieses Online-Diskussionsplattform aus einer Twitter-Bekanntschaft entstanden ist (Beikler, Sabine, BUND und LSB starten Diskussionsforum, in tagesspiegel.de 7.10.2014). Dass die Aktion von BUND und LBS als Unterstützung für Berlin 2024 gedacht und beabsichtigt war, zeigt die Äußerung des Senatssprechers Richard Meng: Er bezeichnete die Webseite von BUND Berlin und Landessportbund als “schöne Ergänzung dessen, was wir schon machen” (Alberti, Stefan, Olympia: Vieles spricht für 2028, in taz.de 8.10.2014).
Es hat schon einen argen Haut-goût, diese Konstellation BUND Berlin und LSB Berlin: ein neuer Schritt des BUND-Berlin-Geschäftsführers Tilmann Heuser in Richtung Präparation Berlin 2024? Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr.

– Berlin-Hamburg-Kotau vor dem DOSB. Der Berliner Sportsenator Frank Henkel (CDU) und  sein Hamburger Kollege Michael Neumann (SPD) trafen sich zum Vorsingen am 8.10.2014 im Bundessportausschuss. Dort betonen sie, beide Städte seien bereit für die Bewerbung 2024. Dauergast im Sportausschuss ist der jeweilige DOSB-Präsident (nebst seinem stets gleichen Generaldirektor Vesper). Alfons Hörmann verkündete, dass die  „herbe Niederlage“ bei der Bewerbung München 2022 an lokalen Befindlichkeiten gelegen hätte (Berlin und Hamburg bereit für Olympia, bundestag.de 9.10.2014).

– Öffentliche Podiumsdiskussion. Das (nicht sonderlich originelle) Thema “Olympische Sommerspiele in Hamburg – Chancen und Risiken” am 9.10.2014 um 20 Uhr in der Staats- und Universitätsbibliothek, von Melle-Park 3 (1. Stock) wird ohne Risiko angegangen. Drei Befürworter (Andreas Dressel, SPD; Reinhard Wolf, Handelskammer; Wolfgang Maennig, Goldmedaillengewinner) stehen einem Gegner (Dirk Seifert, Bündnis (N)Olympia Hamburg) gegenüber: der übliche olympische Proporz bei Olympia-Diskussionen.

– Drängler Hörmann. „Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hält den Zeitpunkt einer deutschen Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2024 für sehr geeignet. ‚Wer, wenn nicht wir, und wann, wenn nicht jetzt?‘, sagte der 53-Jährige dem SID und wies damit den Vorwurf eines möglicherweise überstürzten Handelns zurück. Hörmann antwortete ‚aus großer Überzeugung, dass gerade ein politisch und wirtschaftlich so stabiles Land wie Deutschland ein deutliches Signal setzen und sagen sollte: Ja, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ein solches Thema anzugehen.‘ Von der Idee, einen Zeitraum ab 2028 ins Auge zu fassen, hält Hörmann nicht viel: ‚Ich warne davor zu glauben, dass man ein Thema dadurch lösen kann, dass man es vertagt oder aussitzt'“ (SID, DOSB-Präsident Hörmann: Richtiger Zeitpunkt für Olympia-Bewerbung, in zeitonline 10.10.2014).
Je mehr gedrängelt wird, umso besser spuren Hamburg und Berlin – denkt sich der DOSB.

– Olympische Spiele in Diktaturen. Daniel Wesener, Vorsitzender des Berliner Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen, zu Berlin 2024: „Wir sind alle ausgesprochen skeptisch, was eine Olympiabewerbung angeht… Ist mit diesem IOC ein demokratisches Olympia möglich? Und: Ist dieser Senat in der Lage, ein Beteiligungs- und Finanzierungskonzept zu erarbeiten, das auch trägt?“ (Alberti, Stefan, „Kein einfaches Ja zu Olympia“, in taz.de 10.10.2014). Zur genannten Summe von 2,4 Milliarden Euro Kosten: „Wir Grüne halten diese Summe nicht für seriös. Das ist doch völlig unrealistisch“ (Ebenda). Und zum Rückzug Oslo 2022 und dem zunehmenden Einzug der Olympischen Spiele in totalitäre Länder: „Ist es besser, wenn Demokratien Abstriche an demokratischen Standards, an Transparenz und Bürgerrechten machen, um Olympische Spiele austragen zu dürfen?“ (Ebenda).

– „Alles vorhanden“. Oder nicht? Am Berliner Flughafen Tegel soll eine olympische Regattastrecke entstehen. Dabei gibt es in Brandenburg/Havel auf dem Beetzsee schon eine – doch da wollen Berliner Sportler angeblich nicht hin. Hartmut Duif, Präsident des Landesruderverbandes Brandenburg, ist ein Befürworter des Berliner Olympia-Konzepts. Darin steht unter anderem, dass die Kanu- und Ruderwettbewerbe auf der modernen Regattastrecke in Brandenburg an der Havel stattfinden sollen. Doch jetzt machen Informationen die Runde, wonach die Berliner Ruderer lieber eine eigene Regattastrecke bauen wollen – nicht etwa auf dem Wannsee, sondern auf den Flughafen Tegel nach dessen Stilllegung. Klingt wie ein Witz, aber Hartmut Duif kann darüber nicht lachen. Den Plänen zufolge soll in Tegel für die olympische Anlage eine Landebahn ausgebaggert werden, 2400 Meter lang, 200 Meter breit und mindestens zwei Meter tief. Die Idee stammt vom Potsdamer Ingenieur Ludwig Obermeyer, der die Kosten auf 35 bis 55 Millionen Euro schätzt. ‚Das wird viel, viel teurer’, sagt hingegen Hartmut Duif. ‚Ich verstehe nicht, warum das jetzt wieder diskutiert wird’“ (Dassler, Sandra, Völlig auus dem Ruder, in pnn.de 20.10.2014; Hervorhebung WZ).

– DOSB diktiert weiter. „Der Deutsche Olympische Sportbund will jetzt, dass erst die Bürger entscheiden, ob sie Olympia wollen. Erst dann bestimmen die Funktionäre, ob Berlin oder Hamburg der Bewerber sein darf“ (Bachner, Frank, Berlin oder Hamburg? Bürgerentscheid vor der Nominierung, in tagesspiegel.de 13.10.2014). DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat immense Angst vor Münchner Verhältnissen: „Ein zweites München darf uns nicht passieren“ (Heiser, Sebastian, Olympiabewerbung steht Kopf, in taz.de 13.10.2014; Entscheidung zwischen Berlin und Hamburg erst 2015, in faz.net 13.10.2014).
Deshalb fordert Hörmann zwei Abstimmungen im Vorfeld: „Die schlechteste Variante wäre, dass wir uns auf eine Stadt festlegen und deren Bürger das Projekt dann nicht unterstützen“ (Ebenda).
Erstmal die beiden größten deutschen Städte vorsingen lassen -. und dann gnädig entscheiden: Es wird immer irrealer und unverschämter, abgesehen von den immensen Kosten von zwei Befragungen. Denn die Bewerbung 2024 ist durch die Fußball-EM-Bewerbung 2024 des DFB mausetot.
Hörmann zeigte sich auch unzufrieden: „Was noch fehlt, ganz eindeutig und klar, ist die Olympiabegeisterung und -zustimmung in den beiden Städten“ (Olympia-Entscheidung fällt voraussichtlich später, in rbb-online.de 13.10.2014).
Tja, Herr Hörmann, an der fehlenden olympischen Begeisterung ist Ihre famose Dachorganisation IOC nicht unbeteiligt, siehe die Absage Oslo 2022! Oder die aktuelle SID-Umfrage:
– Olympia-Begeisterung schwindet. „Die zahlreichen geopolitischen Krisen drücken hierzulande offenbar erheblich auf die Olympia-Begeisterung. Nur noch 58 Prozent der Bundesbürger sprachen sich für eine deutsche Bewerbung um die Sommerspiele 2024 aus, 36 Prozent beantworteten die entsprechende Frage mit nein. Das ergab eine repräsentative SID-Umfrage durch das Nürnberger Meinungsforschungsinstitut puls. Bei den vergangenen SID-Befragungen im April und September dieses Jahres hatten sich noch jeweils 75 Prozent für eine deutsche Olympia-Bewerbung ausgesprochen“ (SID-Umfrage: Olympia-Begeisterung in Deutschland schwindet, in zeitonline 23.10.2014).

– Hamburg und Berlin nicht happy. Olaf Scholz äußerte für Hamburg, dass man eine Bürgerbefragung erst nach der Entscheidung des DOSB für Berlin oder Hamburg durchführen will (dpa, Scholz möchte Hamburger Olympia-Entscheidung erst nach DOSB-Entscheid, in zeitonline 13.10.2014). – „Der Berliner Senat fühlt sich brüskiert. Im Senat ist man zunehmend verärgert darüber, wie die Führungsspitze des Deutschen Sports mit einer möglichen deutschen Olympiabewerbung umgeht. Obwohl die beiden potenziellen Bewerberstädte Berlin und Hamburg von Anfang an deutlich gemacht hätten, dass sie für eine Hängepartie nicht zur Verfügung stünden, drohe nun genau dies. ‚Das ist alles nicht sonderlich seriös‘, hieß es am Montag in Kreisen der rot-schwarzen Landesregierung“ (Zylka, Regine, Berliner Senat verärgert über Olympia-Hängepartie, in berliner-zeitung.de 13.10.2014).
Aber wer erwartet schon Seriosität vom DOSB – oder gar vom IOC?
„Offiziell wurde der  Senat bisher nicht über geänderte Zeitpläne für die Entscheidung informiert. auch am Freitag bei einem Workshop mit DOSB-Vertretern über das Bewerbungskonzept  sei das kein Thema gewesen, hieß es. (…) Unter diesen Umständen dürfte es SPD und CDU immer schwerer fallen, bei der Bevölkerung um Vertrauen für  das Projekt zu werben“ (Ebenda).“

– Ist Olaf Scholz so naiv? Auf die Frage nach dem „Super-Sportsommer“ mit Fußball-EM 2024 und Olympischen Spielen 2024 sagte Scholz im Interview: „Erstens finde ich, dass wir 2024 wirklich anstreben sollten. (…) Zweitens kann Deutschland beide Ereignisse gut verkraften. Es gibt genügend Möglichkeiten, dass sich beide Wettbewerbe nicht ins Gehege kommen, sondern einander verstärken als große Feste“ (Monath, Hans, Teuffel, Friedhard, „Hamburg ist schon längst eine Weltmetropole“, in tagesspiegel.de 21.10.2014).
Den „Super-Sportsommer“, eine Chimäre der deutschen Sportpolitiker, wird sich das IOC mit Sicherheit nicht gefallen lassen – siehe oben und Bewerbung 2024: verpfuscht

– DOSB-Präsidium will sich für 2024 bewerben – aber erst 2015. Das wurde am 28.10.2014 beschlossen. Dazu aus der Pressemitteilung von NOlympia Berlin: “Jetzt erst recht! Gemeinsam gegen Olympischen Größenwahn! Für eine lebenswerte Stadt! Unbeeindruckt von den letzten Umfragen, die den Bewerbungsabsichten des DOSB deutschlandweit mit einer Befürwortung von gerademal 58 % (in Berlin 48 %, Hamburg 53%) eine klare Absage erteilt haben, verkündet der DOSB nun: Deutschland wird sich bewerben und eröffnet den Wettbewerb zwischen Berlin und Hamburg. Der DOSB zeigt sich lernunfähig und ignorant. Die Münchner Olympiabewerbung hat gezeigt, dass mit zunehmender Auseinandersetzung mit den zu erwartenden Folgen für die Austragungsstadt, die Ablehnung der Bürgerinnen und Bürger wächst.”
Zur Pressemitteilung von Nolympia Berlin: hier

– Vorankündigung: Veranstaltung von NOlympia Berlin am 24.11.2014, 19 Uhr, Café Sybille: München-Hamburg-Berlin – gemeinsam gegen Olympischen Größenwahn – Argumente – Aktionsformen – Erfahrungen
Aktivisten der NOlympia Bewegung aus Bayern informieren über die verheerenden Auswirkungen von Olympischen Spielen für die Ausrichterstädte, sowohl in ökologischer, ökonomischer als auch in sozialer Hinsicht.
Die Rolle des IOC und Hintergründe der Vertragsgestaltungen werden hinterfragt und vom Widerstand gegen die bayerischen Olympia-Bewerbungen berichtet. Der Erfolg: Die Bevölkerung hat mit einem Volksentscheid die Olympia-Kandidatur krachend abgelehnt!
Was können wir für die Berliner NOlympia – Kampagne übernehmen? Was können wir gemeinsam tun? mit
Axel Doering, Garmisch-Partenkirchen, BUND ,Sprecher des BUND-Arbeitskreises Alpen und Vizepräsident der „Internationalen Alpenschutzkommission“ (CIPRA).
Dr. Wolfgang Zängl, München; Mitbegründer der Gesellschaft für ökologische Forschung (GöF, Autor zahlreicher Bücher und ökologischer Publikationen
Moderation: Heike Aghte, NOlympia-Berlin-Bündnis
Cafè Sybille, Karl-Marx-Allee 72, 10243 Berlin (U-Bahnhof Weberwiese(U5)

– Hamburg: 60,7 Prozent gegen 2024. Das Hamburger Abendblatt machte im September 2014 eine große Umfrage, u. a. auch zu Hamburg 2024. Dazu gab es keine detaillierte Auswertung, aber in Hamburg 1 genauere Zahlen: „Danach plädieren lediglich 39,3 Prozent uneingeschränkt für Olympia. 60,7 Prozent hegen hingegen massive Vorbehalte“ (Vrenegor, Nicole, 60,7 Prozent der Hamburger hegen massive Vorbehalte gegen Olympia, in nolympia-hamburg.de 25.10.2014). Kommentar von Nicole Vrenegor: „Die Stadt reitet weiter einen toten Gaul: Olympia 2024 ist gestorben, der DSB macht weiter seine Machtspielchen und will Hamburg und Berlin in künstliche Konkurrenz setzen“ (Ebenda).

– Grüne Jugend sakeptisch. Die Grüne Jugend Hamburg äußerte in einer Pressemitteilung ihre skeptische Haltung zu Hamburg 2024: Olympia? Wir sind da doch sehr skeptisch

– Bürgerbegehren: früher oder später. Zunächst wollte der DOSB vor seiner Entscheidung die Bürgervoten aus Hamburg und Berlin vorliegen haben: mit doppelten Kosten. „Beide Metropolen machten – auch aus Kostengründen – unmissverständlich deutlich, erst nach dem DOSB-Entschluss ein Bürgerreferendum vorbereiten zu wollen“ (dpa, Berlin oder Hamburg? Hörmann warnt vor Schnellschuss, in sueddeutsche.de 27.10.2014). Nun will der DOSB sich erst auf eine der beiden Städte festlegen, die dann eine Bürgerbefragung durchführen wird. Auch Hörmanns eigener Verweis auf eine Mögliche Bewerbung um Olympische Wintersiele wurde von Hörmann wieder abgeräumt: „Wir konzentrieren uns voll auf 2024/2028 mit Berlin und Hamburg. Alles andere sind überflüssige Spekulationen, die uns nicht weiterhelfen“ (Ebenda).
Ein richtiger Wackel-Hörmann…

– Der DOSB „entscheidet“. Am 28.10.2014 hat das zehnköpfige Präsidium des DOSB in Neu-Isenburg einstimmig beschlossen, „sich mit Berlin oder Hamburg für 2024 und ggf. auch 2028 um die Olympischen und Paralympischen Spiele zu bewerben“ (DOSB-Präsidium für Olympiabewerbung 2024, in dosb.de 28.10.2014). Der Zuschlag soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21.3.2015 erfolgen. Die Vorauswahl fällt durch das DOSB-Präsidium und einem Beratergremium „aus erfahrenen Mitgliedern der Sportfamilie sowie Vertretern aus Politik und Gesellschaft“ (Ebenda). Der sportolympische Satzbaustein wurde von DOSB-Präsident Hörmann gebracht: „Für den deutschen Sport sind die Olympischen und Paralympischen Spiele das wichtigste Ereignis überhaupt. Olympische und Paralympische Spiele, nachhaltig angelegt, sind eine Chance für das ganze Land und besonders für die Ausrichterstadt und -region“ (Ebenda).
Ob er das selber glaubt?
Und angesichts des großen Zitterns vor der Abwahl von München 2022 am 10.11.2013 sagte Hörmann: „Heute ist man in Berlin und Hamburg deutlich weiter als vergleichbar damals in München“ (Ebenda).
Hallo, Hamburg und Berlin, wieso ist man bei euch weiter???
Und dann spuckt der DOSB das – äußerst olympia-dürftige – Ergebnis der bis dato geheimen Forsa-Befragung von Anfang September 2014 aus: „In Berlin st die Situation derzeit noch pari-pari (48 Prozent der Bürger/innen sind für eine Bewerbung Berlins, 49 Prozent dagegen), in Hamburg ist schon heute eine Mehrheit festzustellen (53 Prozent dafür, 44 Prozent dagegen)“ (Ebenda). Die – schwer zu lösende Aufgabe: „Die Lücke zwischen der allgemeinen Zustimmung zur Ausrichtung olympischer und Paralympischer Spiele und der konkreten Befürwortung einer Bewerbung der eigenen Stadt zu schließen, ist eine Herausforderung, der der organisierte Sport sich gemeinsam mit den beteiligten Städten stellt“ (Anlage zum Beschluss der 71. Sitzung des DOSB-Präsidiums am 28. Oktober 2014, TOP 3).
Vielleicht darf man bald sagen: Der olympische Sport wurde vollständig ersetzt durch die Lücke, die er hinterließ.

– Olympischer DOSB-Lobredner. Olympische Spiele sind „ein erstrebenswertes Ziel“, „Arbeitsauftrag“ für den DOSB, sich 2024 und 2028 zu bewerben; „tragfähiges Konzept“; messbare Faszination Olympias“; Klarheit, Transparenz und Beteiligung“; „olympische Faszination“… Fazit: „Olympische Spiele sind ein erstrebenswertes Ziel – gerade bei uns“ (Stratmann, Jörg, in dosb.de 29.10.2014).
Benannt wurde „Autor Jörg Stratmann“: Nicht benannt wurde, dass er beim DOSB Ansprechpartner für den Bereich Medien- und Öffentlichkeitsarbeit ist, Durchwahl 236.

– Fußball-Pharisäer. Der Berliner Fußball-Verband ist ebenfalls für eine Bewerbung Berlin 2024 oder 2028. „Das Präsidium stehe mit dem ‚vollsten Zuspruch’ hinter der Initiative, teilte der Verband am Dienstag mit“ (Bettermann, Heike, Berliner Fußball-Verband ist pro Olympia, in rbb-online.de 28.10.2014).
Hallo, Berliner Fußballer: Hat es sich noch nicht bis nach Berlin herumgesprochen, dass sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach um die Fußball-EM 2024 in Deutschland bewerben wird – und damit Berlin 2024 mausetot ist?

Keine Chance für 2024. Auf S. 1 in der SZ vom 29.10.2014 stand der bemerkenswerte Satz: „Deutschland will die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024 ausrichten. Das beschloss das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes einstimmig am Dienstag“ (Deutschland bereitet Olympia-Bewerbung vor, in SZ 29.10.2014).
Deutschland will? Das ist ja zunächst wohl nur der DOSB. Und dass der DOSB eine deutsche Bewerbung entscheiden kann – zur Erinnerung: mit Kosten im zweistelligen Milliardenbereich – ist ja wohl der politische Witz des Jahres.
Zur deutschen Bewerbung für 2024 stand in der SZ: „Eine Kandidatur für Sommer 2024 hat zudem wenig Chancen. Zum einen gilt als quasi entschieden, dass im selben Jahr die Fußball-EM in Deutschland stattfindet – mit 24 Teams. Dass zwei Sport-Veranstaltungen dieser Größenordnung binnen weniger Wochen in einem Land stattfinden, ist kaum anzunehmen. (…) Zum anderen rechnet die olympische Szene damit, dass bei der nächsten Sommer-Kandidatur höchstwahrscheinlich der amerikanische Kandidat zum Zuge kommen würde. Die USA waren zuletzt mehrfach brüskiert worden, zugleich stellte der Fernsehsender NBC zuletzt mit einem enormen Deal über fast acht Milliarden Dollar die nähere finanzielle Zukunft des IOC sicher“ (DOSB will Olympia 2024, in SZ 29.10.2014).

– Kommentar von Jessica Sturmberg im Deutschlandfunk zu Hamburg 2024 oder Berlin 2024: „Der DOSB versucht das Rennen von vorne zu bestimmen, das heißt, er geht in die Offensive. Lass uns das machen, ungeachtet dessen, was es genau bedeutet. Vor allem finanziell. (…) Dass die Bewerber sich mittlerweile nicht mehr darum drängeln, dieses Sportgroßevent auszurichten, wirft kein gutes Licht auf das IOC (…) Zu teuer, zu viele Bauruinen, Korruption und Knebelverträge, und das für am Ende 16 Tage Sportspaß. Die meisten Städte sitzen danach auf einem Haufen Schulden, der sie noch viele Jahre, Jahrzehnte an das Ereignis erinnert, wenn der Zirkus längst weitergewandert ist“ (Sturmberg, Jessica, Über Bürger hinweg entschieden, in deutschlandfunk.de 28.10.2014).

– „Nur leere Worte“. Uwe Hiksch, stellvertretender Landesvorsitzende von NaturFreunde Berlin und im Bündnis NOlympia Berlin zur DOSB-Verschiebung: „Dialogbereitschaft und Beteiligung der Bevölkerung von Berlin und Hamburg waren nur leere Worte. Das Präsidium des DOSB hat mit seiner heutigen Entscheidung deutlich gezeigt, dass es glaubt, eine Olympiabewerbung von Oben durchsetzen zu können. Das wird ihm nicht gelingen. Der DOSB hat sich in keiner Weise einer Diskussion mit Betroffenen in Berlin oder Hamburg gestellt. Vo