Stephan Heublein hat in der Zeit die komplizierten Firmenkonstruktionen von Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone dargestellt (Das F-1-Imperium, in Die Zeit 13.1.2011):
„Im Jahr 2005 begann die Investmentfirma CVC Capital Partners (Luxemburg, London) damit, Anteile an der Formula One Group respektive deren Holdinggesellschaft Slec (benannt nach der Exgattin Slavia von Formel-1-Impresario Bernie Ecclestone) zu erwerben, dazu gehörten auch die Anteile der Bayern LB. Einfach gesagt, gehört die Formel 1 also CVC. Doch so leicht lässt sich das weltweite Firmennetz nicht beschreiben, das Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in den vergangenen Jahrzehnten mit nahezu undurchschaubaren Unternehmensverflechtungen aufgebaut hat“ (Ebenda).
Die Undurchsichtigkeit dieser Verflechtungen ist natürlich Ecclestones Absicht – dazu die verschiedenen Geschäftssitze in diversen Ländern:
„Das Herz der Formula One Group ist die Formula One Administration Ltd. (FOA). Diese gehört der Slec Holdings Ltd. auf Jersey, die wiederum dem Unternehmen Alpha Prema UK Ltd. gehört, das seinerseits von Alpha D2 Ltd. betrieben wird, einem Tochterunternehmen von Delta 3 UK Ltd. Delta 3 UK Ltd. ist seinerseits eine Tochtergesellschaft der Delta 2 (Lux) Sarl in Luxemburg, deren Besitzer die übergeordnete Holding Delta Topco Ltd. in Jersey ist. Hauptanteilseigner an Delta Topco mit knapp 70 Prozent ist CVC, aber auch die Bank JP Morgan (circa 20 Prozent) und Ecclestone und Familie besitzen Anteile (rund 10 Prozent). So kompliziert sieht es auch bei anderen Unternehmen des Formel-1-Imperiums aus.
Mit Sicherheit sagen lässt sich dies: Die Formula One Group beschäftigt rund 200 Mitarbeiter, deren Chef Ecclestone ist. Diese Firma erzielte im Jahr 2009 einen Umsatz von 1100 Millionen Euro. Zu ihr gehören die Formula One Administration Ltd. (FOA), die Formula One Management Ltd. (FOM ) und die Formula One Licensing BV (FOL), welche die Namensrechte an den Formel-1-Marken und Logos lizenziert. Die FOA hält die kommerziellen Vermarktungsrechte an der Formel 1. Diese Rechte trat der Motorsportweltverband FIA 1999 für 100 Jahre an sie ab“ (Ebenda).
Damit aber nicht genug: Schließlich nagt Ecclestone den Formel-1-Knochen gründlich ab, sodass für die Streckenbetreiber gerade noch die Ticketeinnahmen bleiben – und neben den Bau- und Unterhaltskosten das Risiko:
„Verwaltet werden die Rechte von der FOM. Sie produziert mit Formula One Productions unter anderem exklusiv die TV-Bilder bei allen Grand-Prix-Rennen. Die Einnahmen aus TV-Werbung und TV-Rechten betragen rund 450 Millionen US-Dollar. Die Rennveranstalter in den verschiedenen Austragungsorten in aller Welt bezahlen ebenfalls geschätzte 450 Millionen US-Dollar Lizenzgebühren. Vor allem die Organisatoren neuer Grand-Prix-Rennen, etwa in Bahrain, Abu Dhabi oder Singapur, müssen fürs Mitmachen zweistellige Millionensummen aufbringen“ (Ebenda).
Zur Geschichte der Formel 1 gehört natürlich die Verwicklung der Bayerischen Landesbank und die 50 Millionen Dollar-Spende von Ecclestone an den Banker Gerhard Gribkowsky. Ein lesenswerter Artikel hierzu ist „Läuft wie geschmiert“ von John F. Jungclaussen, Hanns-Bruno Kammertöns, Dietmar H. Lamparter und Olaf Wittrock, in Die Zeit 13.1.2011; ebenso: „Bernies Schattenreich“ von Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter in SZ 30.7.2011.
Vergleiche dazu: Motorsport