Milliarden Oleg Wladimirowitsch Deripaska (*1968) „ist einer der jüngsten russischen Oligarchen und mit einem geschätzten Vermögen von 8,8 Milliarden US-Dollar der vierzehntreichste Mann Russlands“ (Wikipedia). „Eine enge Beziehung zum inneren Kreis von Jelzin war für fast alle großen Oligarchen wichtig, um die ganz großen Deals über die Bühne zu bringen. Der junge Deripaska war doppelt mit dem inneren Jelzin-Kreis verbandelt. Seine Frau Polina Jumaschewa ist sein Schlüssel zur Jelzin-Familie, denn sie ist die Tochter von Jelzins damaligem Kabinettschef Jumaschew, der wiederum 2001 Jelzins sehr mächtige Tochter Tatjana Djatschenko heiratete“ (netstudien.de).
2006 wollte Deripaska für 350 Millionen Dollar den englischen Fußballverein FC Arsenalk übernehmen, was dieser verhindern konnte. 2012 hielt sich das Gerücht, das Deripaska Anteile an Silvio Berlusconis AC Mailand erwerben wollte (Wikipedia).
“Ihm werden sehr gute Beziehungen zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt” (Wikipedia). „In den letzten Jahren mauserte sich Deripaska zu einem der ‚Lieblings-Oligarchen’ des Kreml. Kürzlich sagte er der Financial Times, dass er bereit wäre, sein größtes Eigentum, das Aluminiumunternehmen Rusal, dem Staat zu übergeben, sollte dieser ihn darum bitten“ (netstudien.de).
– Deripaska und die Aluminiumindustrie
Deripaska begann seine Karriere im russischen Rohstoffhandel. Er spezialisierte sich auf den Handel mit Aluminium und Aluminiumaktien. Er „baute sich sein Imperium mit skrupellosen Methoden in einer Branche auf, die die gewalttätigsten und kriminellsten Auseinandersetzungen der 90er Jahre erlebte: die Aluminiumindustrie“ (netstudien.de). Sowohl Deripaska als auch sein Konkurrent und späterer Partner Roman Abramowitsch wurden von früheren Geschäftspartnern der Aluminiumindustrie vor britischen Gerichten verklagt (ocnus.net 13.5.2007; spiegelonline 4.7.2008; aktuell.ru 7.11.2011; Milmo 11.7.2012).
Deripaska stieg in russische Aluminium-Unternehmen ein und gründete den Aluminiumkonzern SIBAL (Siberian Aluminium). Im Jahr 2000 fusionierte SIBAL mit dem Sibneft-Konzern seines Konkurrenten Abramowitsch zu RUSAL (Russian Aluminium) und 2007 mit dem russischen Aluminiumkonkurrenten SUAL vom Oligarchen Viktor Wekselberg: Dieser war bei Sotschi 2014 mit umgerechnet 350 Millionen Euro für einen Hotelkomplex engagiert (Aumüller 7.2.2014). RUSAL ist heute der weltweit größte Aluminiumkonzern. Aktuell hält Deripaska 66 Prozent, Wechselberg 23 Prozent und der Schweizer Konzern Glencore 11 Prozent (netstudien.de).
– Deripaska und Norilsk Nickel
Mit dem Oligarchen Wladimir Potanin hält Deripaska jeweils 25 Prozent bei Norilsk Nickel, mit dem er sich Scharmützel unter Oligarchen liefert. „Als der 48-jährige Potanin vor wenigen Wochen mit seinem Flugzeug in Sotschi gelandet war, wurde er einer elendslangen und erniedrigenden Kontrolle unterworfen – der dortige Flughafen gehört Oleg Deripaska“ (Steiner 2.9.2010). Umgekehrt wollte Deripaska am 30.8.2010 nach Norilsk zu einer Sitzung mit Putin fliegen, wo ihm der dortige Flughafen mitteilte, dass ihm die Landung verweigert würde: Nach der Einmischung staatlicher Organe durfte er dann doch landen und machte hinter der „Politik der Konfrontation“ seinen Konkurrenten Potanin aus. „Es geht um die Vorherrschaft beim börsennotierten Großunternehmen Norilsk Nickel, einem Bergbaugiganten von Weltrang“ (Ebenda). Norilsk Nickel ist der weltweit größte Produzent von Nickel und Palladium. Durch die Wirtschaftskrise 2008 mussten RUSAL und Norilsk Nickel Unternehmen vom russischen Staat gestützt werden. Bei Norilsk Nickel hatte Putin schon 2008 seinen ehemaligen KGB-Kollegen Wladimir Strschalkowski als Generaldirektor eingesetzt. Und bei der Sitzung am 1.9.2010 forderte Putin Maßnahmen für die ökologische Modernisierung, da Norilsk eine der am meisten verschmutzten Städte der Welt ist (Ebenda).
– Deripaska und Sotschi 2014
Deripaska war bei Sotschi 2014 für den Bau des Olympischen Dorfes und andere Bauten zuständig. Dazu erhielt er den Auftrag für die Erweiterung des dortigen Flughafens (Menzel, Wiede 28.4.2009).
Bei einer realen Finanzrechnung für Sotschi 2014 in der SZ investierte Deripaska umgerechnet 1,2 Milliarden Euro Umsatz (Aumüller 7.2.2014). Da Sotschi 2014 immer teurer wurde, mussten die zehn reichsten russischen Geschäftsleute auf Druck von Putin der staatlichen Sportförderung zusätzliche Finanzhilfen in Milliardenhöhe gewähren – dazu gehörte auch Deripaska (Hahn 2.10.2008). Wladimir Potanin investierte 2,2 Milliarden Euro (u. a. für das Ski-Resort Rosa Chutor und die Olympische Universität), Gazprom 3,3 und die Russische Eisenbahn 8 Milliarden Euro (Aumüller 7.2.2014). Gekostet haben den Oligarchen die Spiele kaum etwas. „Die Oligarchen haben fast gar nichts bezahlt. Das Gros haben Staat und Staatsfirmen gestemmt, mithin also: der russische Bürger“ (Ebenda).
Deripaska und Strabag
Deripaska war seit 2007 mit 25 Prozent an der österreichischen Baufirma Strabag beteiligt, die ebenfalls in Sotschi baute. 2009 zog er sich wegen seines zwischenzeitlich mit 15 Milliarden Dollar verschuldeten Konzerns RUSAL zurück (Menzel, Wiede 28.4.2009). Deripaska stieg im November 2010 wieder mit 17 Prozent bei Strabag ein; Strabag erhielt im Gegenzug 26 Prozent Beteiligung am führenden russischen Straßenbaukonzern Transstroy, der wiederum zur von Deripaska im Jahr 2000 gegründeten Holding „Basic Element“ gehört (diepresse.com 8.11.2010; netstudien.de). „Da Deripaska den Aufbau seines Wirtschaftsimperiums zu großen Teilen aus Krediten finanziert hatte, erlitt er, wie die Mehrzahl der russischen Magnaten, infolge der Finanzkrise ab September 2008 riesige Verluste. Deripaska musste in diesem Zusammenhang aus mehreren Beteiligungen an internationalen Firmengruppen aussteigen. Darunter war auch eine Beteiligung von 25 % an der österreichischen Strabag, die er 2007 für mehr als 1 Mrd. Euro erworben hatte“ (Wikipedia).
– WM-Stadion in St. Petersburg etwas teurer
Seit 2007 wird an der neuen Fußball-Arena St. Petersburg gearbeitet.
190 Millionen Euro sollte es einmal kosten: Nun liegt man bei einer Milliarde Euro. „Dem Staatskonzern Gazprom wurde das Projekt unheimlich, das Unternehmen stieg als Geldgeber aus, jetzt muss die Stadt alles selbst bezahlen“ (Bidder 6.1.2015). – „Vor acht Wochen war Fifa-Chef Joseph Blatter in Moskau, Präsident Wladimir Putin hatte zu diesem Treffen die wichtigsten Minister seines Kabinetts am Tisch versammelt. Das Turnier in Russland ist Chefsache, und die Stadien sind in Beton gegossenes Geltungsbedürfnis. Dabei ist es nebensächlich, was sie kosten oder was aus ihnen später wird“ (Ebenda).
Derzeit arbeiten 2.500 Arbeiter dort – vornehmlich aus Tadschikistan und Usbekistan. (Siehe Arbeitsbedingungen bei Katar 2022!). Die Baufirma des Stadions ist Deripaskas Konzern Transstroj. „Der Baukonzern Transstroj behauptet, die Fifa habe einen steileren Neigungswinkel gefordert, damit die Zuschauer in den Oberrängen bessere Sicht hätten. Der Weltverband teilt auf Anfrage allerdings mit, solche Auflagen nie gestellt zu haben“ (Ebenda).
Nach dem WM-Zuschlag 2018 für Russland wurden die Sitzplätze von 62.000 auf 68.000 erhöht, dazu kamen mehr VIP-Logen und mehr Super-VIP-Logen (Ebenda).
Wer wird wohl in den Super-VIP-Logen residieren? W.P.; S.B.; J.V.; …
Alexej Kowaljow, der Fraktionschef der Oppositionspartei “Gerechtes Russland” im St. Petersburger Stadtparlament, berichtete, dass das Stadtparlament nie Dokumente zur Kostenexplosion erhalten habe. Als die Kosten für den Bau weiter explodierten, wurde zwischen Baufirma und Regierung ein Geheimvertrag aufgesetzt. “Der bleibt geheim, damit unterm Strich eine größere Zahl stehen kann. Mit diesem Trick wird unser Volk beklaut” (Ebenda).
Quellen:
Abramowitsch: Kostenlos zum Öl- und Alu-Imperium, in aktuell.ru 7.11.2011
Aumüller, Johannes, Danke, Steuerzahler – Wer finanziert die Spiele?, in SZ 7.2.2014
Bidder, Benjamin, Eberle, Lukas, Russlands Mega-Baustellen, in spiegelonline 6.1.2015
Deripaska kauft vorerst nur 17 Prozent von Strabag, in diepresse.com 8.11.2010
Deripaska May Owe Up to 60 % Of His Assets, in ocnus.net 13.5.20076
Hahn, Thomas, Nur Geld, keine Liebe, in SZ 2.10.2008
Menzel, Stefan, Wiede, Thomas, Deripaska zieht sich bei der Strabag zurück, in handelsblatt.com 28.4.2009
Milmo, Cahal, Chelsea owner is key to oligarch trial, in independent.co 11.7.2012
Oleg Deripaska, in sueddeutsche.de 11.4.2008
Russische Oligarchen bekriegen sich vor Gericht, in spiegeklonline 4.7.2008
Russisch Monopoly: Oleg Deripaska, in netstudien.de 10.12.2007
Steiner, Eduard, Bizarrer Kampf der Oligarchen unter Putins Augen, in welt.de 2.9.2010
Wikipedia