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Adidas

Geschichte
Seit 1920 stellten die beiden Brüder Adolf Dassler und Rudolf Dassler Turnschuhe in Herzogenaurach her. Bereits Jesse Owens trug bei den Olympischen Sommerspielen 1936 ihre Stollenschuhe: “… der erste unternehmerische Höhenflug kommt mit den Olympischen Spielen 1936, da entwickelt Adi Dassler den ersten Sprinterschuh mit Spikes – und bringt ihn raffiniert in Umlauf: Dem favorisierten US-Sprinter Jesse Owens überlässt er die Schuhe gratis, Owens gewinnt darin viermal Gold“ (Kistner 2012, S. 35).
Nach dem Krieg zerstritten sich die Brüder. Rudolf gründete 1948 Puma, Adolf 1949 „Adidas“ (Adi Dassler) und ließ die „drei Streifen“ als Markenzeichen eintragen. „Als noch niemand von Testimonials sprach, verschenkte er bei Olympia 1956 Schuhe an Athleten. Rund 70 gewannen darin Gold. Eine tolle Werbung für Adidas“ (Fritsch 21.5.2014).
Der Sohn von Adolf Dassler, Horst Dassler baute ab 1959 Adidas Frankreich in Landersheim auf. Er entwickelte drei Schritte der Markteroberung: Im ersten Stadium wurde den Athleten Geld für das Tragen von Adidas-Produkten angeboten; im zweiten Stadium wurde die Kontrolle über die Sportverbände angestrebt. Das dritte Stadium ab 1976 betraf die Übernahme der Rechteverwertung. Horst Dassler gründete deshalb das Marketingunternehmen ISL. Dieses besaß schließlich alle Verwertungsrechte an der Fußball-WM, der Leichtathletik-WM, der Basketball-WM und der Olympischen Spiele. Dassler gilt als Erfinder des „Sportmarketings“, das sich durch üppige „Provisionen“ und „Honorare“ für Funktionäre und Sportler auszeichnet und eine Kommerzialisierung des Sports und ein Zurückdrängen des reinen Amateursportlers bedeutete.
Horst Dassler gründete in den siebziger Jahren die berüchtigte „sportpolitische Abteilung“, in der viele Sportfunktionäre tätig waren.
Die Investitionen von Adidas unter Horst Dassler kosteten immense Summen: „150 bis 200 Millionen Mark jährlich, so heißt es, gebe Adidas für all seine Investitionen in den Sport in den achtziger Jahren aus“ (Kistner 2012, S. 57). „Für die einen ist Horst Dassler ein Visionär, weil er als erster das Potenzial des Milliardengeschäfts Sport erkanne. Für die anderen ist er der Erfinder der modernen Sportkorruption“ (Fritsch 21.5.2014). Als Horst Dassler 1987 starb, waren zwar die internationalen Weltsport-Organisationen unterwandert, aber die Trends verschlafen worden.

Konkurrent Nike
Nike-Gründer Phil Knight und Bill Bowerman meldeten 1964 die Firma Blue Ribbon Sports in Beaverton/Oregon an, die ab 1971 Nike hieß. Sie vermarkteten Sportartikel – wie zum Beispiel Joggingschuhe – als Lifestyle, ein Trend, den Adidas komplett verschlafen hat. Dazu schloss Nike Verträge mit Sportlern wie dem Basketballspieler Michael Jordan: Ein eigens für ihn kreierter Schuh hieß „Air Jordan 1“ und wurde Verkaufsschlager. „Mit 30,6 Milliarden Dollar Umsatz ist Nike in der US-Währung gerechnet inzwischen fast doppelt so groß wie die Nummer zwei, Adidas. (…) Am Heimatmarkt, dem größten der Sportartikelbranche, liegt Nike umsatzmäßig zehn Milliarden Dollar vor Adidas. Im Rest der Welt liegen beide fast gleichauf“ (Ritzer, Schmieder 2.7.2015).

Adidas nach Horst Dassler
Die Dassler-Familie behielt zunächst ISL und verkaufte Adidas 1990 für rund 470 Millionen D-Mark an den zweifelhaften Unternehmer Bernard Tapie (siehe Nachtrag 3). 1993 wurde Robert Louis-Dreyfus Vorstandsvorsitzender. Er wollte einen Anteil bei FC Bayern München erwerben, stellte gleichzeitig Uli Hoeneß wohl an die 20 Millionen DM als „Spielgeld“ für Aktienhandel zur Verfügung. „Robert Louis-Dreyfus, von 1993 bis 2001 an der Konzernspitze, lieh Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern, um das Jahr 2000 die Zockermillionen. 2002 kaufte Adidas für rund 77 Millionen Euro zehn Prozent der Bayern München AG“ (Fritsch 21.5.2014).
1995 ging Adidas an die Börse und übernahm 1997 Salomon (Weiterverkauf 2005) und 2006 Reebok. 2001 stieg Adidas beim FC Bayern ein – um dort einen langfristigen Ausrüstungsvertrag mit Konkurrent Nike zu verhindern (Ritzer 7.3.2011). Louis-Dreyfus machte im November 1999 Herbert Hainer zu seinem Vize, im März 2001 wurde Hainer Vorstandsvorsitzender von Adidas (Busse 4.3.2016).
2006 wollte Konkurrent Nike den DFB abwerben: Nike bot 500 Millionen Euro für zehn Jahre. Das war das Fünffache von dem, was Adidas zahlen wollte. „Adidas verdoppelte die Zahlungen auf 20 Millionen Euro jährlich und bekam den Zuschlag bis 2018. Das ist weit unter Marktwert, schätzen Experten“ (Fritsch 21.5.2014).

Geschäftspolitik
Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking äußerte Adidas im März 2008, dass man sich der Bedeutung des Schutzes der Menschenrechte bewusst sei, man jedoch von Sponsoren nicht erwarten könne, dass diese politische Probleme lösen könnten. „Wir glauben, dass ein Boykott der Olympischen Spiele kontraproduktiv wäre.“ (Dalan u.a. 26.3.2008) Als die Olympiasponsoren vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking aufgefordert wurden, sich für die Menschenrechte einzusetzen, sagte Herbert Hainer, der Chef des Adidas-Konzerns: „Wir lassen uns auch nicht in moralische Haftung für einen Zustand nehmen, den wir weder herbeigeführt noch zu verantworten haben“ (Kreuzer 12.5.2012). Auf den Hinweis, dass Menschenrechtsorganisationen immer wieder die viel zu geringen Löhne kritisieren, antwortete Hainer: „Ich kann da gar nicht so viel Kritik feststellen… Unsere Zulieferer zahlen die Mindestlöhne oder mehr…“ (Busse, Ritzer 27.12.2012). Und auf die Nachfrage, dass Mindestlöhne oft nicht zum Leben reichen, antwortete Hainer: „Adidas kann doch nicht den Weltpolizisten spielen“ (Ebenda; Hainer verdiente 2011 knapp sechs Millionen Euro).
100 000 Helfer der Spiele in Peking wurden von Adidas mit Trainingsanzügen eingekleidet, viele Athleten starten in Trikots der Firma. Die Spiele in Peking verursachten dem Konzern mehr als 100 Millionen Dollar Kosten. Die globalen Folgeumsätze gleichen solche Unkosten mehr als aus.
Bei der Fußball-WM in Südafrika 2010 war Adidas offizieller Sponsor und Ausrüster von zwölf Nationalteams mit mehr als 200 Einzelspielern (Konkurrent Nike hatte neun unter Vertrag, Puma sieben). Ein Topteam kostet jährlich etwa 20 Millionen Euro. Nike zahlte fast 43 Millionen Euro, damit Frankreich ab 2011 nicht mehr in Adidas einläuft (Les Bleus, die französische Nationalmannschaft, schied allerdings bereits in der Vorrunde der WM 2010 blamabel aus).
Immer wieder wurden Vorwürfe gegen den Konzern laut bezüglich Arbeitsbedingungen und Ausbeutung. So berichtete die britische Zeitung Daily Telegraph im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012  in London, dass Adidas-Fabrikarbeiter in Kambodscha bei der Herstellung von Olympia-Fanartikeln nur ein monatliches Grundgehalt von umgerechnet 50 Euro bekämen (SZ 16.7.2012).

Geschäfte
Zwischen 2006 und 2014 zahlt Adidas für die Ehre, offizieller und exklusiver Ausrüster, Sponsor und Lizenznehmer zu sein, an die FIFA 250 Millionen Euro plus Ausrüstung. Dafür sind die Bälle von Adidas; Schiedsrichter, Balljungen und Helfer laufen mit den drei Streifen auf, und pro Spiel gibt es acht Minuten Bandenwerbung im Fernsehen: macht bei der WM insgesamt achteinhalb Stunden. Pro Jahr werden rund 245 Paar Schuhe produziert (Busse, Ritzer 27.12.2012).
Adidas finanziert sechs Fußball-Bundesligisten, darunter auch den FC Bayern: Der erhält vom Konzern 20 Millionen Euro jährlich, soviel wie die Adidas-Verpflichtung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kostet (Ritzer 18.5.2012). 1,5 Milliarden Euro setzte Adidas 2010 allein mit Fußballprodukten um, darunter sechs Millionen Fan-Trikots und 15 Millionen Bälle mit dem WM-Design.
Adidas ist außerdem offizieller Sportswear-Partner der Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Der Vorstandsvorsitzende Herbert Hainer rechnet mit zusätzlichen Erlösen von 115 Millionen Euro durch die Olympischen Spiele; die Ausgaben im Zeitraum 2007 bis 2012 für Wettkämpfe – Lizenzrechte, Marketing etc. – kosten ebenfalls 115 Millionen Euro (SZ 31.5.2011).
Der Konzernumsatz mit weltweit 45.000 Mitarbeitern betrug 2011 rund 13,3 Milliarden Euro (SZ 3.3.2011; Ritzer 7.3.2011, 8.3.2012; Hartmann 7.3.2012). Und 2012 lieferten die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in London 2012 mit über 14,5 Millionen Euro erneut Umsatzrekorde (Busse 4.11.2011; Busse, Ritzer 27.12.2012). 2012 konnte Adidas 14,9 Milliarden Euro Umsatz erzielen – bei 524 Millionen Euro Gewinn (Ritzer 8.3.2013). Bis 2015 soll der Umsatz auf 17 Milliarden Euro steigen (Ebenda). Das wird holprig: Statt dem geplanten Gewinn in 2013 von 890 bis 920 Millionen Euro wird die Gewinnerwartung auf 820 bis 850 Millionen Euro heruntergedimmt (Ritzer 21.9.2013). 2013 verzeichnete Adidas dann einen Rekordgewinn von 787 Millionen Euro – bei einem um 2,6 Prozent gesunkenen Umsatz von 14,5 Milliarden Euro (Ritzer 6.3.2014).
In London 2012 werden die Athleten gezwungen, aufgrund des Sponsorenvertrages nicht nur in Adidas-Trikots auf das Podest zu gehen, sondern auch in Adidas-Schuhen: Dies verstößt oftmals gegen die persönlichen Sponsorenverträge der Sportler (Gernandt 22.2.2012). Die Mode London 2012 kommt von Bogner, die Wettkampfausrüstung kommt von Adidas und lehnt sich farblich an Schwarz, Rot, Gold an. Dazu Adlerflügel als Grafikelemente, die „laut Adidas ein neues Nationalgefühl vermitteln sollen – was immer das auch heißen mag“ (Weingartner 24.4.2012). Oder wie Max Scharnigg dazu schrieb: „Atmungsaktive Adlerschwingen – ein hübsch-trashiger Einfall. So ein Geflügel-Ornament hat man zuletzt als Rubel-Tattoo aus dem Kaugummiautomaten gezogen“ (Scharnigg 28.4.2012).

– Business first. „Adidas macht Geschäfte in China, in Brasilien, von Russland ist Adidas besonders abhängig. Um Arbeitsbedingungen schere sich Hainer wenig, sagt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre, einer Wirtschafts-NGO. Wenn es Adidas nutze, setze er sogar Regierungen unter Druck, Mindestlöhne zu verhindern, zuletzt El Salvador und China. (…) Über die schlechte Lage der Arbeiter in Katar ist aus Herzogenaurach kein kritisches Wort zu hören“ (Fritsch 21.5.2014). Zu den riesigen Protesten im Frühsommer 2013 in Brasilien im Vorfeld des Confed-Cups gegen die Fußball-WM 2014 in Brasilien sagte Hainer: „Aber sobald die WM startet, werden die Demonstrationen vorbei und die Menschen vom Fußball begeistert sein. Die WM wird dem ganzen Land helfen, so wie sie 2006 auch Deutschland geholfen hat“ (Ritzer, Uwe, Die Materialschlacht, 19.6.2013).

Adidas und die Jugend als Kunde
Die neue, auf Lifestyle getrimmte Adidas-Jugendmarke „Neo“ war zunächst in Russland, China und Indien erhältlich. 2012 wurde sie in Deutschland getestet und soll vor allem 12- bis 19-Jährige ansprechen. Konkurriert wird mit H & M, Zara etc. „Die Idee ist, dass ständig etwas Neues hereinkommt, um so einen Anreiz zu bieten, wiederzukommen“ (SZ 16.1.2012) – „Besondere Attraktion ist der social mirror, ein zwei Meter hoher Spiegel, der mit integrierter Kamera bei der Anprobe Bilder schießt und sie anschließend gleich auf Facebook hochlädt“ (Hamburg S. 14).

Nachtrag 1: Bernard Tapie und die Adidas-Millionen
1987 starb Horst Dassler, Sohn von Adolf Dassler (Adidas), sportpolitischer Ausbildungsleiter unter anderem von Joao Havelange (Fifa-Präsident von 1974 bis 1998), Juan Antonio Samaranch (IOC-Präsident von 1980 – 2001), Sepp Blatter (Fifa-Präsident von 1998 bis ?), Thomas Bach (DOSB-Präsident von 2006 – ?). 1990 kaufte Bernard Tapie Adidas von der Dassler-Familie für 470 Millionen DM (umgerechnet rund 240 Millionen Euro; Wikipedia). Weil Tapie 1992 Minister werden wollte, verkaufte er Adidas wieder – über die Skandalbank Crédit Lyonnais kam der Sportkonzern an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. Dieser brachte Adidas 1995 an die Börse: für umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. (Dreyfus lieh nach seiner Zeit als Adidas-Konzernchef dem FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß die 2013 bekannt gewordenen berühmten Millionen.) Tapie fühlte sich übers Ohr gehauen und klagte gegen den Staat. Die frühere Rechtsanwältin, Finanzministerin unter Sarkozy und jetzige Präsidentin des Internationalen Währungsfonds IWF, Christine Lagarde, setzte ein Schiedsgericht ein. Dieses sprach Tapie umgerechnet 403 Millionen Euro zu: 285 Millionen Euro Schadensersatz, 45 Millionen Euro Schmerzensgeld und 73 Millionen Euro Zinsen. Davon kaufte sich Tapie u.a. eine 75 Meter lange Yacht (Kläsgen SZ 24.5.2013).
“Trotz des öffentlichen Aufschreis und des Drängens von Fachleuten im Ministerium focht Lagarde das Urteil nicht an” (Kläsgen, Michael, “Ich werde meine Ehre verteidigen”, in sueddeutsche.de 18.4.2013). – “Nach Ansicht der Ermittler hätte Lagarde das Schiedsgerichtsverfahren mit abschließender Entschädigungszahlung nicht zulassen dürfen” (Kläsgen, Michael, Kein Ermittlungsverfahren gegen IWF-Chefin Lagarde, in sueddeutsche.de 24.5.2013) Deshalb stand sie im Mai 2013 vor Gericht – wegen “Beihilfe zur Fälschung” und “Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder” (spiegelonline 24.5.2013).
Eingeweihte vermuten, dass der damalige französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit dieser finanziellen Transaktion Tapie belohnen wollte, der für Sarkozy 2007 Wahlkampf gemacht hatte. Die Generalstaatsanwaltschaft warf Lagarde vor, stets die Interessen von Tapie vertreten zu haben. Im Mai entschied nach zweitägiger Vernehmung ein Gericht, dass Lagarde als “verdächtige Zeugin” das Gericht verlassen dürfe (Ebenda). Im Juni 2013 kam Tapie in Untersuchungshaft; ermittelt wird gegen die Anwälte Tapies, die damaligen Richter im Schiedsgericht und dem ehemaligen Generalsekretär von Nicolas Sarkozy (Ulrich 29.6.2013).
Am 27.8.2014 leitete die Justiz in Paris ein Ermittlungsverfahren gegen Lagarde ein: „Die Ermittler werfen der 58-Jährigen vor, regelwidrig eine Entschädigung von etwa 400 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie zugestimmt zu haben… Zudem prüfen Ermittler, warum sie später keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegte… Pikant an dem Millionen-Deal ist, dass der schillernde Geschäftsmann Tapie zuvor den damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Rennen um den Élysée-Palast unterstützt hatte“ (Ebenda). (400-Millionen-Euro-Frage, in SZ 28.8.2014).
Am 3.12.2015 entschied ein Pariser Gericht, dass Tapie 2008 die Entschädigung über 404 Millionen Euro zu Unrecht erhalten hat. „Die Justiz prüft, ob das Schiedsverfahren zu Adidas in Wahrheit nicht ‚bandenmäßiger Betrug‘ war. Der Unternehmer, an den Crédit Lyonnais Adidas einst weiterreichte, hieß übrigens Robert Louis-Dreyfus. der Mann, der deutsche Fußball-Obere einst mit Schwarzgeld versorgte“ (Klimm, Leo, Das Leben, eine Seifenoper, inSZ 4.12.2015).

Nachtrag 2: Adidas und das Brasilien-Geschäft
Adidas möchte mit der Fußball-WM 2014 den Umsatz mit Fußballprodukten 2014 auf zwei Milliarden Euro erhöhen – schließlich ist Adidas Exklusiv-Sponsor des Weltfußballverbandes Fifa und der WM. Adidas wird extrem präsent sein: „Es wird ausschließlich mit Adidas-Bällen gespielt; alle Balljungen und Schiedsrichter werden Adidas tragen, ebenso Funktionäre und tausende freiwillige Helfer an den Spielorten..  Als einziger Sportartikelhersteller darf Adidas auch in den Stadien und unmittelbar ringsum werben. Zudem rüstet man Titelfavoriten wie Deutschland, Spanien oder Argentinien aus – so sie sich für die WM qualifizieren, woran jedoch kaum jemand zweifelt“ (Ritzer 19.6.2013). Adidas-Chef Herbert Hainer zu den Protesten beim Confed-Cup im Juni 2013: Die Proteste seien ein zeitlich begrenztes Phänomen, bleibt Adidas-Chef Hainer gelassen. Die Menschen würden die Aufmerksamkeit für den Confed-Cup und die bevorstehende WM nutzen, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. ‚Aber sobald die WM startet, werden die Demonstrationen vorbei und die Menschen vom Fußball begeistert sein‘, prophezeit er. Im Übrigen werde man sehen: „ Die WM wird dem ganzen Land helfen, so wie sie 2006 auch Deutschland geholfen hat’… Adidas hat erst vor ein paar Wochen Flamengo Rio de Janeiro unter Vertrag genommen, einen der größten und traditionsreichsten Fußballvereine des Landes, der 40 Millionen Fans haben soll. Dieses Team zehn Jahre lang ausrüsten zu dürfen, dafür zahlt Adidas angeblich 190 Millionen Euro. Offiziell mag die Zahl in Herzogenaurach niemand bestätigen“ (Ebenda).

Nachtrag 3: Adidas und die WM 2014
Adidas hat für die Fußball-WM 2014 neun Nationalteams unter Vertrag, davon die ersten vier der Fifa-Weltrangliste. Seit 1970 rüstet  der Konzern alle Fußball-WM als Sponsor aus, dazu Schiedsrichter und Balljungen. 40 Millionen soll Adidas sich das Engagement bei der WM 2014 kosten lassen: Zwei Milliarden Euro will man 2014 mit Fußballprodukten umsetzen. Soeben wurde der Vertrag mit der Fifa bis 2030 verlängert (Ritzer 23.11.2013).

Nachtrag 4: Adidas-Chef wird FC Bayern-Chef
Nachdem Uli Hoeneß im März 2014 wegen Steuerbetrugs als Aufsichtsrats-Präsident des FC Bayern zurücktrat, wurde der Vorstandsvorsitzende von Adidas, Herbert Hainer, am 14.3.2014 sein Nachfolger.

Nachtrag 5: Das Duell Adidas – Nike
Der Fußballer Mesut Özil spielte mit Nike-Schuhen. „Seit Mitte 2013 läuft er in Adidas-Schuhen auf den Platz… Adidas lässt sich das viel kosten. Von 3,5 Millionen Euro pro Jahr für Özil ist die Rede. Die Summe dürfte das Maximum sein, auszahlbar nur dann in voller Höhe, wenn der Mittelfeldspieler Titel und Auszeichnungen gewinnt… Doch auch ohne Boni dürfte der 25jährige auf deutlich mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr kommen“ (Ritzer 22.5.2014a). – „2013 erwirtschaftete Nike einen Umsatz von 19,7 Milliarden Euro, Adidas kam auf 14,5 Milliarden Euro. Mit 1,9 Milliarden Euro Gewinn verbuchte man in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon deutlich mehr Gewinn als im bayerischen Herzogenaurach (787 Millionen). (…)  Die Sportartikelindustrie ist extrem marketinggetrieben. Experten schätzen, dass die großen Firmen zwischen zwölf und 14 Prozent des Umsatzes für PR, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit ausgeben“ (Ritzer 22.5.2014b).

Nachtrag 5: Die Fußball-WM 2014 in Brasilien
„Die Franken sind exklusiver Ausrüster, Sponsor und Lizenznehmer der WM. Adidas stellt den Spielball, darf in und an den Stadien (und damit vor den Fernsehkameras) exklusiv für sich werben, etwa an den Banden am Spielfeld. Schiedsrichter und Balljungen müssen Adidas tragen. Für so viel Exklusivität zahlt die Drei-Streifen-Marke in Geld und Ware angeblich 40 bis 50 Millionen Euro jährlich an den Weltfußballverband Fifa. (…)  Eine erfolgreiche, international gefragte und in den Medien präsente Vereins- oder Nationalmannschaft lässt sich ein Ausrüster gut und gerne 25 Millionen Euro aufwärts kosten. Pro Jahr. Nicht inklusive der Schuhe, denn deren Marke dürfen die Spieler frei wählen. (…) Als Marktführer im Fußball-Segment will Adidas im WM-Jahr 2014 mit Trikots, Stutzen, Schuhen und allem, was Fußballer sonst noch brauchen, zwei Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Das wäre ein neuer Rekord. Nike bringt es derzeit auf etwa 1,4 Milliarden Fußball-Umsatz“ (Ritzer 22.5.2014a). – Vorstandsvorsitzender Hainer gab den Nettogewinn 2013 mit 839 Millionen Euro an, eine Eigenkapitalquote von fast 50 Prozent und Schuldenfreiheit (Busse, Ritzer 17.5.2014).

Nachtrag 6: Blut und Ball
„Eigentlich möchte man gleich wieder wegschauen: Die Fußballer Lukas Podolski, Arjen Robben, Diego Costas oder Steven Gerrad blicken ziemlich entschlossen in die Kamera und halten dabei jeder mit beiden Händen ein blutiges Rinderherz. Drum herum ist alles dunkel. Die Motive sind Teil der weltweiten Adidas-Kampagne vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Und die Botschaft ist klar: Die Fotos mit den Fußballstars sollen symbolisieren, dass sie alles, auch ihr Herz, für den Fußball geben würden. (…) Schon beschweren sich Tierschutzgruppen über die blutigen Adidas-Motive mit Herz. Mit dem Tod unschuldiger Tiere solle man nicht werben, heißt es. (…) ‚Es ist nicht unsere Intention, gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen’, sagt dazu ein Adidas-Sprecher. Das Herz sei ‚regulär in einem Metzgerei-Fachgeschäft’ gekauft. (…) Und auch Nationalspieler Lukas Podolski, schon seit langem bei Adidas unter Vertrag, sagte der Bild : ‚Ich habe bei dem Shooting keinen Ekel empfunden. Es zeigt mein Versprechen, mein Herz für den WM-Titel zu geben. Wir werden uns für Deutschland zerreißen’“ (Busse 5.6.2014).

Nachtrag 7: Gift im Fußball
“Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat giftige Chemikalien in Fußballschuhen, Shirts und Torwarthandschuhen nachgewiesen (Quelle hier). Betroffen ist Sportausrüstung für die Fußball-Weltmeisterschaft aus den Häusern Adidas, Nike und Puma. Fast alle der 33 getesteten Produkte der aktuellen WM-Kollektionen waren mit gesundheitsschädlichen Nonylphenolen oder auch perfluorierten Chemikalien belastet. Ein Adidas-Fußballschuh der Linie ‘Predator’ kam auf einen Spitzenwert von 14,5 Mikrogramm an giftiger Perfluoroctansäure (PFOA) pro Quadratmeter. Selbst der untersuchte Adidas-WM-Ball ‘Brazuca’ enthielt pro Kilo 20 Milligramm der hormonell wirksamen Nonylphenole” (Greenpeace findet Gift in WM-Kollektionen, in spiegelonline 18.5.2014: Klawitter, Nils, Gift im Schuh, in Der Spiegel 21/19.5.2014). Und von diesem Ball möchte Adidas mehr als 14 Millionen Stück verkaufen, von den WM-Trikots mehr als acht Millionen äußerte Hainer (Busse 25.6.2014). Im Juni 2014 teilte Adidas mit, dass ab Ende 2017 die Adidas-Produkte zu 99 Prozent frei von Schadstoffen sein würden (Adidas verzichtet auf Giftstoffe, in SZ 12.6.2014).

Nachtrag 8: Manchester United für 94 Millionen Euro bei Adidas
„Puma ist gerade bei Arsenal London eingestiegen. Zur neuen Saison zahlen die Franken jährlich rund 36 Millionen Euro. Nur Real Madrid ist mit knapp 40 Millionen Euro bislang teurer gewesen. Die bringt Adidas auf. Schon zeichnet sich der nächste große Deal ab: Manchester United verhandelt über einen neuen Geldgeber. Der Vertrag mit Nike läuft 2015 aus. Jetzt soll es um mehr als 70 Millionen Euro gehen. Adidas ist interessiert“ (Ashelm, Michael, Köhn, Rüdiger, Peitsmeier, Henning, Das Geschäft mit dem vierten Stern, in faz.net 13.7.2014).Der britische Fußballklub Manchester United war bisher bei Adidas-Konkurrent Nike. „75 Millionen britische Pfund, umgerechnet 94 Millionen Euro, zahlt Adidas künftig pro Jahr an Manchester United – eine neue Dimension. Für weltweit gefragte Spitzenteams, ob Länder- oder Vereinsmannschaften, wurden bislang Summen von etwa 30 bis 40 Millionen Euro aufgerufen. Der ManU-Deal von Adidas dürfte gewaltige Begehrlichkeiten bei anderen Top-Teams wecken und sie für die Ausrüster wesentlich teurer machen. Das gilt übrigens auch für den neuen Weltmeister Deutschland. Der Sportartikelhersteller zahlt momentan weniger als 30 Millionen Euro an den DFB“ (Ritzer, Uwe, Fränkische Sieger, in SZ 15.7.2014).
„Während die Konkurrenz fürchtet, dass bald die Namhaftesten unter ihren Vertragspartnern – Manchester City, FC Barcelona oder Paris St. Germain bei Nike, Borussia Dortmund bei Puma – auf Nachverhandlungen pochen, ist der Unmut im Lage der Adidas-Klubs vernehmbar. Die bisher letzten drei Champions-League-Sieger (Chelsea, FC Bayern, Real Madrid) stehen alle in Herzogenaurach unter Vertrag, aber alle bekommen deutlich weniger als demnächst Manchester United“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Teures Trikot, in SZ 21.7.2014). Real Madrid soll von Adidas jährlich 36 Millionen Euro bekommen, der FC Bayern rund 25 Millionen Euro (Ebenda). Der FC Bayern (bis 2020 an Adidas gebunden) und der DFB (bis 2018 gebunden) haben bislang stets bessere Angebote von Nike zugunsten von Adidas ausgeschlagen – “mit teilweise windigen Argumenten” (Ebenda).

Nachtrag 9: Entwicklungsminister kritisiert Shell und Adidas. Gerd Müller (CSU) bezeichnete die Zustände bei der Ölförderung in Nigeria (Beispiel  Shell) und in der Textilindustrie (Beispiel Adidas) als „inakzeptabel“ und rief zum Boykott der Verursacher auf. „Der Entwicklungsminister ging auch mit der globalen Textilindustrie scharf ins Gericht. Das neue Weltmeistertrikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit seinen vier Sternen koste 84 Euro. ‚Davon bekommt die Näherin in Bangladesch 15 Cent.‘ Der CSU-Politiker kritisierte grundsätzlich die Ausbeutung der Arbeiter in Asien und Afrika durch Konzerne aus Europa und Nordamerika: ’16 Stunden-Tage, 5 Cent die Stunde, sechs Tage Arbeit für die Frauen – es kommt hinten ein Lohn heraus, der nicht zum Leben reicht, geschweige denn für die Familie.‘ Es gebe keinen Arbeitsschutz, und bei Schwangerschaft folge die sofortige Kündigung“ (Schäfers, Manfred, Entwicklungsminister will Shell und Adidas boykottieren, in faz.net 10.9.2014).
Der Spiegel recherchierte seit längerem bezüglich des WM-Trikots. Er kam auf 50 Cent Stundenlohn für die Näherinnen (Länge, Maximilian, Zand, Bernd, Trikots aus der Trutzburg, in Der Spiegel 38/15.9.2014). Die Trikots werden für Adidas in China hergestellt von der Firma Bowker Yee Sing Garment Factory. Ein chinesischer Kollege veröffentlichte einen Bericht am Tag nach dem Fußball-WM-Finale. Die Arbeiterinnen und Arbeiter arbeiten von 7 bis 22 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Adidas verweigerte jede Kooperation mit den Spiegel-Journalisten, ebenso zum WM-Trikot. Dem Spiegel zufolge setzen sich die 85 Euro wie folgt zusammen: Gewinnspanne Hersteller Adidas 16,26 €; Mehrwertsteuer 13,57 €; Stoff, Näharbeiten und Verschiffung 8,23 €; Gebühren an den DFB 5,10 €; Marketing 2,39 €; Vertrieb 2,02 €; Sportgeschäfte und Onlineshops 37,43 € (Ebenda). „Die Nachfrage ist riesig, am Ende des Jahres wird Adidas allein in Deutschland weit über zwei Millionen DFB-Tickets verkauft haben“ (Ebenda).

Nachtrag 910: Der Preis der Adidas-Millionen
„Adidas hat rund zwei Milliarden Euro aus dem Verkauf von Trikots, Fußballschuhen und Fußbällen einkalkuliert. (…) Adidas steckt einen nie dagewesenen hohen zweistelligen Millionenbetrag ins Marketing – nur für die WM. (…) ‚Die Weltmeisterschaft wird uns noch bis Jahresende berieseln’, sagte Adidas-Chef Hainer“ (Ashelm, Michael, Köhn, Rüdiger, Peitsmeier, Henning, Das Geschäft mit dem vierten Stern, in faz.net 13.7.2014). Der Preis der rausgeworfenen Millionen: Der Konzern reduziert seine Gewinnerwartung für 2014 von 830 bis 930 Millionen Euro auf 650 Millionen Euro; der Aktienkurs stürzt um 16 Prozent ab. Ein Händler: „Das ist für viele eine Riesenenttäuschung – gerade nach der Fußball-Weltmeisterschaft“ (Adidas schockt Investoren, in sueddeutsche.de 31.7.2014). – „Die 2010 formulierten Ziele des mittelfristigen Wachstumsprogramms ‚Route 2015‘, nämlich den Umsatz bis zum kommenden Jahr auf 17 Milliarden Euro und die Gewinnmarge auf elf Prozent zu steigern, sind vorerst nicht machbar“ (Ritzer, Uwe, Eigentor, in SZ 1.8.2014). – „All das nervt die Anleger und lässt sie an Adidas zweifeln. Die Aktie verlor seit Januar ein Drittel ihres Wertes. Und nun folgen auch noch Spekulationen über den drohenden Heuschreckenangriff“ (Ritzer, Uwe, Angst vor Heuschrecken, in SZ 22.9.2014). – „Adidas liegt in den USA hinter Nike und dem hauptsächlich mit Thermounterwäsche bekannt gewordenen Hersteller Under Armour nur noch auf Platz drei“ (Ritzer, Uwe, Kampfsport, in SZ 7.11.2014). – In Russland musste Adidas durch den gefallenen Wechselkurs des Rubels 80 Millionen Euro abschreiben. Und in Nordamerika ist in den USA inzwischen fünfmal so groß wie Adidas. Im Sommer 2015 wechseln Juventus Turin und Manchester United von Nike zu Adidas: „Der Milliardendeal mit den Briten hat Hainer viel Kritik von anderen Adidas-Spitzenklubs wie Bayern München oder Real Madrid eingebracht, die sich unterbezahlt fühlen“ (Ritzer, Uwe, Hainers Endspiel, in SZ 28.1.2015).

Nachtrag 11: Die Adidas-Aufrüstung kostet. Der FC Bayern kassierte bisher etwa 25 Millionen Euro pro Jahr von seinem Ausstatter Adidas. Als Manchester United einen Vertrag über zehn Jahre und rund eine Milliarde Euro erhielt, murrte der FCB. Im April 2015 wurde der bis 2020 laufende Vertrag bis 2030 verlängert – mit bis zu jährlich 60 Millionen Euro für den FC Bayern. Der Direktor des Deutschen Institutes für Sportmarketing, Gerd Nufer, äußerte dazu: „Die Schere zwischen den armen und reichen Fußballklubs klafft auseinander wie noch nie“ (Ritzer 30.4.2015). – „Dem Wall Street Journal zufolge zahlten die Ausrüster an die 32 Mannschaften der in Kürze zu Ende gehenden Champions-League-Saison mehr als 340 Millionen Euro. Da bleibt für die anderen nicht mehr viel“ (Ebenda). Adidas hat dem Konkurrenten Nike nicht nur Manchester United, sondern auch Juventus Turin abgejagt – für 30 Millionen Euro pro Jahr, der doppelten Summe wie Nike bisher zahlte (Ritzer, Uwe, Pokal vergeigt, Millionen gewonnen, in SZ 30.4.2015). Nächster Profiteur möchte der Deutsche Fußball-Bund sein, bisher mit 28 Millionen Euro pro Jahr von Adidas alimentiert. Laut Sportbild sollen es mindestens 50 Millionen Euro werden (Ebenda).
Ergänzung vom August 2014 zur deutschen Nationalmannschaft: „28 Millionen Euro pro Jahr lässt sich der Sportartikelhersteller in Form von Ware und Geld kosten, dass alle DFB-Teams mit den charakteristischen drei Streifen auf Trikots, Hosen und Trainingsanzügen auflaufen. Doch die Konkurrenz lauert. (…) Experten erwarten ein Wettbieten zwischen den Branchenführern Nike und Adidas, das dem DFB nur recht sein kann. Am Ende dürfte er pro Jahr mehr als 50 Millionen Euro kassieren. (…) Für weitere zehn Jahre als Ausrüster der Nationalmannschaften bietet Adidas dem Vernehmen nach 550 Millionen Euro“ (Ritzer, Uwe, Powerplay der Riesen, in SZ 13.8.2015).

Nachtrag 12: Fifa-Skandal Adidas unrühmlich
“Eine unrühmliche Rolle spielt dabei der Sportartikelkonzern Adidas. Die Franken sind seit Jahrzehnten Partner der Fifa, sie haben das heutige Sponsoren-System quasi mit erfunden. Heute stellt Adidas zum Beispiel den Spielball bei Weltmeisterschaften, rüstet die Offiziellen aus und ist auch sonst bei großen Ereignissen wie jetzt bei der Frauenfußball-WM überall präsent. Der Vertrag läuft noch bis 2030. Die „fortwährenden negativen Schlagzeilen“ seien weder gut für den Fußball, noch für die Fifa oder ihre Sponsoren, teilte Adidas nun mit. Öffentliche und deutliche Kritik von Konzernchef Herbert Hainer? Fehlanzeige” (Busse, Caspar, Mehr Mut, in SZ 11.6.2015). – „Seltsam zurückhaltend ist nach wie vor Adidas. Der deutsche Sportartikelkonzern vermied es immer, Blatter zum Rücktritt aufzufordern, übrigens genauso wie der südkoreanische Autobauer Hyundai und der russische Energiekonzern Gazprom – eine zweifelhafte Gesellschaft. (…) Die Verträge von Adidas mit der Fifa laufen noch bis zum Jahr 2030“ (Busse, Caspar, Unselige Allianz, in SZ 12.10.2015).

Nachtrag 13: Adidas wieder deutsch?
Bei der WM 2014 verkaufte Adidas 2,1 Millionen Trikots der Nationalmannschaft. Adidas feilscht derzeit mit dem DFB um einen neuen Vertrag für die Fußball-Nationalmannschaft. „Der Poker um den Ausrüstervertrag ist eröffnet; von einem Eine-Milliarde-Euro-Angebot war zuletzt die Rede“ (Ritzer, Uwe, Heimatgefühl, in SZ 1.10.2015). Adidas-Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer bestreitet die Milliarde, will aber das (sündteure) Trikot wieder in Deutschland produzieren lassen. Derzeit zahlt Adidas jährlich bis zu 25 Millionen Euro an den DFB. An Manchester United überweist Adidas jährlich 90 Millionen, an den FC Bayern 60 Millionen Euro (Ebenda).

Nachtrag 14: Herbert Hainer im Interview
Adidas-Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer empfing entspannt zum SZ-Interview: „2015 ist die Aktie mit einem Plus von 56 Prozent der größte Gewinner im Deutschen Aktienindex (Dax)“ (Busse, Caspar, Ritzer, Uwe, „Wir machen eine Menge Wirbel“, in SZ 5.1.2016). Hainer zum Fifa- und DFB-Skandal: „Ich lese auch manchmal, wie stark das Image von Adidas leiden soll. Ich kann das überhaupt nicht bestätigen. Die Marke Adidas war selten heißer, wir haben so viele Aufträge wie nie zuvor. Die Fußballstadien sind voll, die Begeisterung für Sport ist ungebrochen und wächst weltweit“ (Ebenda). Hainer zu den Mafia- und Korruptionsvorwürfen bei der Fifa und Adidas als Partner: „Natürlich ist uns das nicht recht. Aber es macht auch keinen Sinn, wie andere Sponsoren einmal plakativ rauszugehen und einfach einen Rücktritt zu fordern. Damit ist es nicht getan“ (Ebenda). Hainer zur Abwahl von Hamburg 2024 am 29.11.2015: „Ich finde das unendlich schade, da wurde eine große Chance vertan. Hamburg hätte diese Spiele großartig ausgerichtet. (…) Olympia hat in absehbarer Zeit in Deutschland sicher keine Chance mehr“ (Ebenda).

Nachtrag 15: Nachfolger Kasper Rorstedt
Hainer war seit 2001 Vorstandsvotrsitzender von Adidas. Der Vorstandsvorsitzendfe von Henkel, Kasper Rorstedt (54), wird ab 1.8.2016 Vorstandsmitglied bei Adidas und im Oktober 2016 dort Vorstandsvorsitzender. „Bei Henkel war er mit mehr als sieben Millionen Euro einer der Top-Verdiener der deutschen Wirtschaft, daran dürfte sich auch bei Adidas wenig ändern“ (Busse, Caspar, Ritzer, Uwe, Trainerwechsel, in SZ 19.1.2016; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 16: Adidas zieht sich zurück
„Der Sportartikelhersteller Adidas beendet einem Bericht der BBC zufolge seine Zusammenarbeit mit dem Leichtathletik-Weltverband. Wie die BBC berichtete, habe das Unternehmen die IAAF darüber informiert, vorzeitig aus dem noch vier Jahre laufenden Sponsoringvertrag aussteigen zu wollen. Damit ziehe Adidas die Konsequenzen aus dem die Leichtathletik derzeit erschütternden Doping- und Korruptionsskandal, wie die BBC schreibt. (…) Adidas ist einer der wichtigsten Sponsoren des Leichtathletik-Weltverbandes. Laut BBC wurde der Sponsorenvertrag im November 2008 auf elf Jahre geschlossen und hat ein Volumen von umgerechnet 7,4 Millionen Euro jährlich“ (Adidas zieht sich offenbar als Sponsor aus Leichtathletik zurück, in spiegelonline 25.1.2016).
Dazu aus einem Kommentar von Christian Teevs in spiegelonline: „Ab dieser Saison überweist der Konzern Manchester United jeweils 94 Millionen Euro in den kommenden zehn Spielzeiten. Der FC Bayern bekommt immerhin 60 Millionen Euro im Jahr. Auch der Vertrag mit dem DFB dürfte deutlich teurer werden als 25 Millionen Euro, die Adidas dem Vernehmen nach bislang jährlich zahlt. Angesichts dieser Summen und der Ausrichtung des Konzerns scheinen die IAAF-Skandale eine willkommene Gelegenheit zu sein, sich aus der Leichtathletik zurückzuziehen. Knapp 30 Millionen Euro könnte Adidas so bis 2019 sparen“ (Teevs, Christian, Ein richtig verlogener Schritt, in spiegelonline 25.1.2016).

Nachtrag 17: Neue Adidas-Investoren
März 2016: Der Adidas-Aufsichtsrat wird von zwölf auf 16 Mitglieder erweitert. Hinzu kommen der ägyptische MMilliardär Nassef Sawiri (mit Investor Mason Hawkins/Fondsgesellschaft Southeastern Asset Management) und Ian Gallienne vom belgischen Konzern Bruxelles Lambert (des Milliardärs Albert Frère). Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer wird im Oktober 2016 vom Chef des Henkel-Konzerns, Kasper Rorsted abgelöst (Neue Adidas-Investoren drängen in Aufsichtsrat, in spiegelonline 2.3.2016).

Nachtrag 18: Adidas-Produktion in Billiglohn-Ländern
„Die schmucklosen Fabrikhallen in Niedriglohnländern jedoch, in denen die Schuhe und Textilien mit den drei Adidas-Streifen hergestellt werden, sind vollgestopft mit Arbeitern, die auf engstem Raum oft weit mehr als acht Stunden am Tag schustern oder nähen. In manchen Fabriken trauen sich die Mitarbeiter kaum aufs Klo, weil es sonst Ärger mit Vorgesetzten gibt. Geschuftet wird für Löhne die zum Leben nicht reichen. Die Sozialstandards sind minimal und Gewerkschaften machtlos. So schildern zumindest Menschenrechtler die Zustände in den Zulieferfirmen in Asien. (…) Wie viele Mode-Labels fertigt auch Adidas schon lange so gut wie keine Schuhe oder Trikots mehr selbst. Das erledigen eigenständige Zulieferfirmen vorwiegend in asiatischen, vereinzelt auch in arabischen und mittelamerikanischen Ländern“ (Ritzer, Uwe, Sportlich im Akkord, in SZ 11.5.2016). Adidas, aber auch Nike und Puma haben ihre Produktionen weltweit ausgelagert. Menschenrechtler werfen Herbert Hainer von Adidas vor, Produktionen gnadenlos in Länder mit billigeren Produktionsmöglichkeiten zu verlegen. „So ziehe die Sportartikel-Zulieferkarawane peu à peu weiter, sobald irgendwo die Löhne steigen, von China nach Bangladesch oder Vietnam““ (Ebenda). Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero: „Adidas hat eine besonders brutale Art, die Länder unter Druck zu setzen“ (Ebenda).

Nachtrag 19: Der FC Chelsea kauft sich frei
Der englische Fußballverein FC Chelsea des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch beendet den bis 2023 laufenden Ausrüstervertrag mit Adidas schon 2017 – und hat sich für 50 Millionen Euro freigekauft. Chelsea erhält jedes Jahr 38 Millionen Euro, Konkurrent Manchester United aber etwa 100 Millionen Euro pro Jahr, was Chelsea verärgert hat. Demnächst steht der Ausrüstervertrag mit der deutschen Nationalmannschaft an, für den Adidas derzeit 25 Millionen Euro pro Jahr bezahlt. Es wird künftig wohl das Doppelte werden (Ritzer, Uwe, Abpfiff nach 15 Jahren, in SZ 13.5.2016).

Nachtrag 20: DFB weiter bei Adidas – für 50 Millionen Euro
„Adidas bleibt Ausrüster aller deutschen Nationalmannschaften. Der bestehende Vertrag, der 2018 ausläuft, wurde vorzeitig um vier Jahre verlängert. Allerdings zu deutlich besseren Konditionen für den DFB. Jährlich 50 Millionen Euro in Form von Geld und Sachleistungen lässt sich der nach Nike zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt künftig die exklusive Zusammenarbeit kosten, doppelt so viel wie derzeit. (…) Auch diesmal bot Nike bis zum Schluss kräftig mit. Manch einer im DFB hatte gehofft, das Duell der beiden Sportartikel-Riesen werde dem Fußballverband am Ende 70 oder 80 Millionen Euro pro Jahr einbringen. Für eine Nationalmannschaft sind allerdings auch 50 Millionen Euro pro Jahr eine stattliche Summe. (…) Während durchschnittliche Erst- und Zweitligaklubs kaum noch lukrative Ausrüsterverträge abschließen, schießen die Preise für Top-Vereine durch die Decke. So zahlt Adidas seit 2015 Manchester United knapp 100 Millionen Euro pro Jahr. Auch wenn es sportlich zuletzt nicht recht lief, gelten die Engländer immer noch als das Team mit den meisten Fans weltweit. Nike verlängerte Ende Mai mit dem FC Barcelona zu ähnlichen Konditionen. Der DFB nähert sich mit dem neuen Ausrüstervertrag der Größenordnung des Bundesligisten FC Bayern München, der von Adidas jährlich 60 Millionen Euro kassiert“ (Ritzer, Uwe, 50 Millionen Euro im Jahr, in SZ 21.6.2016; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 21: Tapie und kein Ende
22.7.2016, Klage gegen die jetzige IWF-Chefin und frühere französische Finanzministerin Christine Lagarde: „Der Oberste Gerichtshof Frankreichs entschied, dass Lagarde der Prozess gemacht wird – wegen ‚Fahrlässigkeit im Amt‘. Lagarde soll ihre Pflichten verletzt haben, als sie 2008 als französische Finanzministerin auf Staatskosten eine Entschädigungszahlung von 404 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie billigte. (…) Frankreichs Ex-Finanzministerin wird von den Ermittlern vorgehalten, bei den 404 Millionen Euro für Tapie fahrlässig mit Staatsgeld umgegangen zu sein und so die Unterschlagung öffentlichen Geldes erst ermöglicht zu haben. (…) Seit Jahren wird in Frankreich spekuliert, die Konservative Lagarde habe tatsächlich auf Druck des damaligen Staatschefs Nicolas Sarkozy die Zahlung an Tapie akzeptiert. Tapie, schillernder früherer Politiker und Ex-Eigentümer des deutschen Sportartikelherstellers Adidas, ging seinerzeit im Pariser Präsidentenpalast ein und aus. Und der Elysée drängte unter Sarkozy darauf, ein privates Schiedsverfahren zuzulassen, um einen alten Streit Tapies mit dem französischen Staat beizulegen. Tapie behauptet, er sei 1993 beim Verkauf von Adidas von der Staatsbank Crédit Lyonnais betrogen worden. Fünfzehn Jahre später gab Lagarde ihrem Ministerium die Order, den Streit mittels eines außergerichtlichen Schiedsspruchs zu lösen – und ihn damit der ordentlichen Justiz zu entziehen. Dabei hatte ein Gericht schon zuvor geurteilt, Tapie stehe kein Schadenersatz zu. Zudem überging Lagarde die ihr unterstehende Agentur für Staatsbeteiligungen, die das äußerst unübliche Mittel des Schiedsverfahrens ablehnte. Als dies dann mit der großzügigen Zahlung für den vorbestraften Unternehmer Tapie endete, verzichtete Lagarde auch darauf, die Entscheidung anzufechten. (…) Neben der IWF-Chefin drohen weiteren Verantwortlichen Verurteilungen wegen des Schiedsspruchs von 2008. Untersuchungsrichter hegen den Verdacht, das gesamte Verfahren sei damals fingiert gewesen: Sie ermitteln wegen organisierten Bandenbetrugs und Unterschlagung – unter anderem gegen Tapie und einen der Schiedsrichter. Zu ihm, stellte sich heraus, unterhielt der frühere Adidas-Chef finanzielle Kontakte. Auch Lagardes Ex-Büroleiter im Finanzministerium, Stéphane Richard, muss eine Strafe befürchten. Er steht heute an der Spitze des Telekomkonzerns Orange. In höchster Instanz entschieden ist seit letztem Monat schon, dass der Schiedsspruch an sich ungültig war und Tapie die 400 Millionen Euro an Frankreich zurückzahlen muss – plus 300 000 Euro Gerichtskosten. Tapie behauptet, er habe das Geld nicht mehr und stehe vor der Pleite“ (Klimm, Leo, Madame im schiefen Licht, in SZ 23.7.2016).

Nachtrag 22: Adidas-Gewinn so hoch wie nie
„Die Aktie ging darauf erneut nach oben und liegt jetzt bei 145 Euro, so hoch wie noch nie. Die Firma ist an der Börse nun fast 29 Milliarden Euro wert. (…) Der Umsatz werde 2016 um annähernd 20 Prozent auf möglicherweise bis zu 20 Milliarden Euro wachsen, teilte Hainer nun mit. Der Gewinn soll um gut ein Drittel auf rund eine Milliarde Euro anwachsen, er wäre der erste Milliardengewinn in der Geschichte der Firma“ (Busse, Caspar, Das  vierte Mal, in SZ 29.7.2016).

Nachtrag 23: Adidas im US-Sportskandal
„Der Sportartikelhersteller Adidas ist in den USA in einen handfesten Bestechungsskandal verwickelt. Wie der Generalstaatsanwalt für den New Yorker Bezirk Manhattan, Joon Kim, mitteilte, wurde ein Manager des Konzerns festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, Bestechungsgelder an College-Trainer sowie die Eltern aussichtsreicher Nachwuchssportler gezahlt zu haben. Ziel war es offenkundig, die Spieler an Universitäten zu locken, die von Adidas gesponsert werden und sie für den Fall einer späteren Profikarriere frühzeitig an das Unternehmen zu binden. Insgesamt nahm die Staatsanwaltschaft zehn Trainer, Finanzberater und Manager verschiedener Ausrüsterfirmen in Gewahrsam. (…) Kim zufolge spannten der festgenommene Adidas-Manager und der Chef eines kleineren Ausrüsters aus Atlanta mindestens vier College-Trainer für ihre Zwecke ein, darunter mit Chuck Person einen ehemaligen Starspieler der Basketball-Profiliga NBA. Gegen die Zahlung fünfstelliger Dollar-Beträge drängten die Coaches Nachwuchssportler dazu, Verträge mit bestimmten Finanzberatern und Ausrüstern abzuschließen. Dabei nutzten sie den Umstand, dass die jungen Sportler zu ihnen aufschauten und ihnen vertrauten“ (Hulverscheidt, Claus, US-Sportskandal reißt Adidas mit, in SZ 28.9.2017).

Nachtrag 24: Adidas nicht mehr Nada-Förderer
Adidas beendet die finanzielle Unterstützung der deutschen Anti-Doping-Agentur Nada nicht mehr finanziell unterstützen. Dazu Nada-Vorstand Lars Mortsiefer: „Wir bedauern sehr, dass wir einen Partner der ersten Stunde aller Voraussicht nach verlieren werden.“ Nach diesen Informationen läuft der Vertrag, der mit 300.000 Euro jährlich dotiert ist, Ende des Jahres aus. Laut Mortsiefer gab das Unternehmen keine Begründung für den Ausstieg“ (Adidas beendet Unterstützung der Nada, in spiegelonline 25.10.2016).
Man könnte da eine gewisse Logik unterstellen: Wenn Konzerne mit dem Sp(r)itzensport Geschäfte machen, kommt dessen Aufdeckung ungelegen.
Dazu aus einem Beitrag von Claudio Catuogno in der SZ: „Der Kontrakt des Sportartikel-Konzerns Adidas mit dem Deutschen Fußball-Bund beispielsweise lief ursprünglich von 2007 bis 2018, aber schon während der Fußball-EM diesen Sommer wurde die Übereinkunft verkündetet, ihn bis 2022 zu verlängern. (…) Schön für den Weltmeister: Adidas zahlt jetzt das Doppelte, 50 Millionen Euro im Jahr statt wie vorher 25. Die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada wird ebenfalls seit vielen Jahren von Adidas unterstützt. Mit 300 000 Euro pro Jahr. (…) Adidas war zuletzt der einzige verbliebene Partner der Nada aus der Wirtschaft. Ende des Jahres läuft auch dieser Vertrag aus. (…) Für die Nada sind 300 000 Euro viel Geld, für Adidas ist es nichts. Alleine dem Weltfußballer Lionel Messi überweist die Firma mehr – jede Woche. Es drängt sich also die Frage auf, warum Adidas jetzt für eine so kleine Summe einen so großen Image-Schaden in Kauf nimmt. Womöglich, weil die Nada – nach Jahren als eher servile Außenstelle des Medaillenbetriebs – zuletzt zunehmend die Schattenseiten des Sports thematisiert hat? Weil sie Stellung bezog gegen die Teilnahme russischer Athleten in Rio, weil sie in Opposition ging zu den wachsweichen Entscheidungen des IOC-Chefs Thomas Bach in der russischen Staatsdoping-Causa? Weil sie mehr sein will als das Feigenblatt, das die Scheinwelt des Spitzensports mit ein bisschen gutem Gewissen flankiert? Weil sie damit schlicht: dem Business schadet? Adidas teilt mit, man habe weiter ‚eine klare Haltung in Sachen Doping‘, was sich etwa an ‚Kündigungs-Klauseln in den Sportler-Verträgen‘ zeige. So gesehen ist das neue Desinteresse konsequent. Je weniger Geld für Doping-Tests da ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Adidas seine Lass-dich-nicht-erwischen-Klauseln überhaupt mal anwenden muss“ (Catuogno, Claudio, Adidas schleicht sich davon, in SZ 26.10.2016).

Nachtrag 25: Kasper Rorstedt, Hainers Nachfolger
„An diesem Donnerstag wird Kasper Rorsted, 54, Rekorde verkünden, nur werden es nicht seine Rekorde sein. Die Geschäfte des Sportartikelherstellers Adidas boomen, und voraussichtlich wird das Unternehmen aus dem fränkischen Herzogenaurach in diesem Jahr um knapp 20 Prozent und damit erstmals seit Langem deutlich stärker wachsen als US-Branchenführer und Erzrivale Nike. Rorsted obliegt es nun, eine Bilanz des dritten Quartals zu ziehen. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt als Adidas-Vorstandschef. Verkünden wird er jedoch die Erfolgszahlen seines Vorgängers Herbert Hainer. (…) Nach acht Jahren an der Spitze des Konsumgüterherstellers Henkel und drei Monaten Pause war der sportbegeisterte Däne am 1. August in den Adidas-Vorstand gewechselt. Zwei Monate lang arbeitete Hainer ihn persönlich ein, reiste mit Rorsted zu Lieferanten und Kunden, stellte ihn persönlich bei wichtigen Vereinen und Sportlern vor, die Adidas repräsentieren. Ein reibungsloser Übergang wie aus dem Managerlehrbuch. Der insofern kein Wunder ist, weil Hainer selbst dem Adidas-Aufsichtsrat Rorsted als seinen Nachfolger vorgeschlagen hatte, was bei internen Kandidaten für den Posten wie den Vorständen Eric Liedtke und Roland Auschel nicht auf ungeteilte Begeisterung gestoßen war. Hainer und Rorsted kennen sich seit Langem und gehören beide dem Manager-Freizeitbund Similauner an. (…) Durch seine skandinavisch-direkte, unkomplizierte Art sollte sich jedoch niemand täuschen lassen. Kasper Rorsted hat eine Agenda und er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er sie auch durchzieht. Er hat Henkel profitabler gemacht und soll das nun auch bei Adidas tun, denn auf diesem Gebiet hinkt der Sportartikelriese der Konkurrenz hinterher“ (Ritzer, Uwe, Neuer Mann, alte Rekorde, in SZ 2.11.2016).

Nachtrag 26: Bundesministerium des Innern kritisiert Adidas-Rückzug
„Derweil hat das Bundesinnenministerium die Entscheidung des Sportartikelherstellers Adidas kritisiert, das Sponsoring der deutschen Nada zum Jahresende einzustellen. ‚Der Rückzug bei der Dopingbekämpfung ist das komplett falsche Signal. Ich hätte erwartet, dass diejenigen, die vom Sport profitieren, sich auch nachhaltig für Fair Play einsetzen‘, teilte Staatssekretär Ole Schröder mit. Zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass Adidas den 2016 auslaufenden, mit 300 000 Euro dotierten Vertrag nicht verlängern wird“ (SID, Im Hühnerstall, in SZ 28.10.2016).

Nachtrag 27: Adidas nicht mehr IAAF-Sponsor
„Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas und der Leichtathletik-Weltverband IAAF werden ihre Partnerschaft ‚in beiderseitigem Einvernehmen‘ vorzeitig zum Jahresende 2016 beenden. Dies teilte das Unternehmen einen Tag vor dem Sonderkongress der IAAF in Monte Carlo mit. Der Vertrag hatte ursprünglich noch eine Laufzeit bis 2019. (…) Das deutsche Unternehmen galt lange Zeit als einer der wichtigsten Werbepartner des Leichtathletik-Weltverbands. Laut BBC wurde der ursprüngliche Sponsorenvertrag im November 2008 auf elf Jahre geschlossen und umfasste ein Volumen von umgerechnet 7,4 Millionen Euro jährlich“ (Adidas und Weltverband beenden vorzeitig Partnerschaft, in spiegelonline 2.12.2016).
Auch dies ist als Vergeltungsmaßnahme und Rache des IOC zu sehen, das mit Sicherheit an Adidas herangetreten ist, um die Kooperation mit der IAAF zu beenden: Immerhin hat die IAAF die russischen Leichtathleten bei Rio 2016 ausgeschlossen und bemüht sich um Aufarbeitung der mehr als skandalösen Diack-Ära.

Nachtrag 28: Lagarde im Tapie-Fall verurteilt
„In der Affäre um eine Millionen-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie ist IWF-Chefin Christine Lagarde von einem französischen Gericht schuldig gesprochen worden. Der Gerichtshof der Republik sah es als erwiesen an, dass Lagarde als frühere französische Finanzministerin fahrlässig gehandelt hat. (…) Als das Schiedsgericht Tapie im folgenden Jahr mehr als 400 Millionen Euro Schadenersatz zusprach, legte sie keinen Widerspruch ein. Ermittler warfen ihr vor, voreilig und fahrlässig gehandelt und damit ihre Amtspflichten verletzt zu haben. (…) Die Justiz vermutet mittlerweile, dass es Verbindungen zwischen Tapie und einem der drei Schiedsleute gegeben hat. Der Schiedsspruch wurde von Zivilgerichten deshalb bereits aufgehoben und Tapie zur Rückzahlung des Betrags verurteilt. Zudem laufen Betrugsermittlungen gegen mehrere Beteiligte, darunter Lagardes früheren Büroleiter“ (Gericht spricht IWF-Chefin Lagarde schuldig, in spiegelonline 19.12.2016). – „Das Gericht warf Lagarde vor, die Entscheidung des Schiedsverfahrens 2008 kritiklos hingenommen zu haben. Eine Überprüfung der Entschädigung für Tapie, so das Gericht, hätte später aufgedeckte Manipulationen im Rahmen des Schiedsverfahrens schon früher offenlegen können. Das Gericht bemängelte, dass Tapie 45 Millionen Euro für ‚immaterielle Schäden‘ gezahlt worden seien. Da das Urteil keine Strafe vorsieht, muss Lagarde keinen Eintrag im Strafregister befürchten. Tapie hatte behauptet, die Staatsbank Crédit Lyonnais habe ihn 1993 beim Verkauf des deutschen Sportartikel-Herstellers Adidas betrogen. Ein anderes Gericht hatte 2015 den Fall geprüft, die 403 Millionen Euro Entschädigung annulliert und das Geld von Tapie zurückverlangt – bisher vergeblich. (…) Lagardes Anwälte deuteten an, ihre Mandantin sei damals von ihrem Büroleiter Stéphane Richard hintergangen worden. Richard, inzwischen Chef des Telekom-Konzerns Orange, hatte eine Aussage verweigert, weil er sich als Beschuldigter in einem anderen Prozess zur Tapie-Affäre stellen muss. Bestritten hatte Lagarde Spekulationen, sie habe als Ministerin der Schlichtung zugestimmt, weil der damalige Präsident Nicolas Sarkozy Druck auf sie ausgeübt habe. Tapie war während Sarkozys Amtszeit 17 Mal im Élysée-Palast von Mitarbeitern empfangen worden“ (Hulverscheidt, Claus,  IWF-Chefin kommt straflos davon, in SZ 20.12.2016; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 29: Adidas Dax-Gewinner 2016
2014, im Jahr der Fußball-WM in Brasilien, fiel die Adidas-Aktie um fast 40 Prozent und war der größte Verlierer im Dax. Dann ging es steil bergauf. „Um 67 Prozent legte der Kurs der Adidas-Aktie 2016 zu, nach 56 Prozent im Jahr davor. (…) Nike brachte es 2016 auf gut 29 Milliarden Euro Umsatz (plus vier Milliarden), während Adidas schätzungsweise zweieinhalb Milliarden mehr und damit insgesamt knapp 19,5 Milliarden Euro erwirtschaftete… Abgesehen von der schieren Größe aber sind  die Amerikaner gemessen an ihrer operativen Marge fast doppelt so profitabel wie die Franken“ (Ritzer, Uwe, Der Kick mit dem verrückten Schuh, in SZ 5.1.2017). Endgültige Zahlen für 2016: „Der Umsatz erhöhte sich um 18 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Der Gewinn liegt erstmals bei einer Milliarde Euro“ (Busse, Casper, Vorfreude ist am schönsten, in SZ 9.3.2017).

Nachtrag 28: Ausrüsterkampf Adidas, Nike, Puma
Manchester United erhält von Adidas ab 2015 in zehn Jahren 900 Millionen EuroFC Arsenal erhält von Puma ab 2015 pro Saison 40 Millionen Euro. Der FC Barcelona bekommt von Nike jährlich 150 Millionen Euro – insgesamt 1,35 Milliarden Euro für neun Jahre. Adidas zahlt an den FC Bayern München bis 2030 jährlich 60 Millionen Euro (Dreher, Anna, Busse, Caspar, Maskenball, in SZ 7.4.2017).

Nachtrag 30: Der neue Vorstandsvorsitzende Kasper Rorstedt
Kasper Rorstedt im SZ-Interview: „Etwa 12 bis 13 Prozent unseres Umsatzes investieren wir in Marketing, daran hat sich seit Jahren nichts geändert. Neu ist, dass wir mehr Geld für weniger Spitzenvereine und einzelne Top-Spieler ausgeben als früher. (…) Was spricht dagegen, wenn künftig ein DFB-Pokalfinale statt in Berlin auch einmal in Shanghai ausgetragen würde? Ich befürworte das und sehe das als Chance. (…) Ich bin ganz klar für eine Abschaffung der 50 plus 1-Regel. Dann wären größere Investitionen in Bundesligaklubs möglich, die Liga würde wieder spannender, weil wieder echter Wettbewerb entstünde. (…) Wenn drei, vier oder fünf Mannschaften am Ende Meister werden können, ist das Interesse einfach größer und am Ende profitieren alle. Schauen Sie sich die englische Premier League an. Seit Jahren gewinnt zwar kein englisches Team die Champions League, aber dank der Investoren gibt es immer mehrere Vereine, die den englischen Meistertitel gewinnen können. (…) 2020 wollen wir insgesamt 25 bis 27 Milliarden Umsatz machen. (…) Was uns von ihren Angeboten unterscheidet, ist, dass wir alle unsere zahlreichen Produkte online anbieten können. Ein Händler schafft das in der Regel nicht. Am Ende entscheidet ohnehin der Konsument, wo er einkauft. Und da