Mit dem Ablasshandel im Spätmittelalter konnten sich a) reiche Gläubige vom Fegefeuer freikaufen und b) ungeniert weiter sündigen sowie c) konnte die katholische Kirche die Sünder an ihre Sünden erinnern und sich Geld beschaffen und somit d) ihre organisatorische Einheit festigen.
Beim ökologischen Ablasshandel sieht es ähnlich aus. So wurde der Emissionshandel nicht zuletzt deshalb eingeführt, um die Einnahmen der Staaten zu erhöhen: eine Art Mehrwertsteuer auf Kohlendioxid, die der Endverbraucher bezahlt.
Besonders prekär sieht es beim Flugverkehr aus, der demnächst jährlich eine Milliarde Tonnen CO2 erzeugen wird und bis zur Bankenkrise jährliche Zuwachsraten von über zwei Prozent hatte. Derzeit existieren weltweit etwa 40 private Organisationen, die Flugpassagiere und Autofahrer auf die CO2-Emissionen bei Flug- und Autoverkehr hinweisen: Die Nutzer entrichten im Gegenzug einen Obolus, der abhelfen soll. So werden bei atmosfair für 3000 Flugkilometer und 700 kg CO2-Emissionen 14 Euro fällig; 10 000 km und 2200 kg CO2 kosten 44 Euro.
Der Effekt soll „klimaneutrales“ Fliegen oder Autofahren sein und ist doch nur ökologische Augenwischerei: ein Euphemismus angesichts der jährlich global freigesetzten 27 Milliarden Tonnen CO2. Auch Autoverleiher werben schon mit dem CO2-neutralen Sportwagen-Leasing. Dabei können die Organisationen für das eingenommene Geld gar nicht genug CO2-sparende Projekte finden. Insgesamt sollen 2007 gerade einmal 2,5 Promille „kompensiert“ worden sein. Und im konventionellen Flugbetrieb bekommen die Vielflieger dann wieder über „Miles&More“-Programme kostenlose Extraflüge.
Ähnlich unsinnig sehen andere Pseudolösungen aus: mit der Energiesparlampe die Klimaanlage oder mit dem Sammeln von Altpapier die Unmengen Computerausdrucke kompensieren zu wollen oder mit einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Hausdach den schweren Geländewagen zu rechtfertigen. Das alles wird nicht im Entferntesten reichen, um Zukunft zu ermöglichen.