© Text: Andreas Keller, Sylvia Hamberger, Gesellschaft für ökologische Forschung
Zweiter Versuch: München 2022? Nein danke!
„München 2022“: Olympia der langen Wege
Zur Erinnerung an München 2018 und die Einbeziehung Ruhpolding:
Die Olympischen Wettkämpfe 2018 sollten wegen des vermeintlichen Vorteils einer „kompakten Bewerbung“ nur an drei Orten stattfinden: in München („Eis-Park“), in Königssee (Bob, Rodeln und Skeleton) und in Garmisch-Partenkirchen („Schnee-Park“) – mit Gut Schwaiganger.
Jetzt hofft man offenbar mit dem Trick der „Region Chiemgau/Königssee“, wieder nur drei Orte zu kreieren. Offenbar sind Inzell und Ruhpolding näher gerückt – sowohl an München als auch in Richtung Königssee. Inzwischen heißt es „Das Dreieck Siegsdorf direkt an der A8 von München nach Salzburg gelegen, Ruhpolding und Inzell verspräche kurze Wege“ (Effern, Heiner, Pläne für Winterspiele 2022 nehmen Konturen an, in SZ, 18.7.2013).
Die Bewerbungsgesellschaft „München 2018“ bezeichnete in ihrem Papier “18 Irrtümer über die Olympia-Bewerbung – und unsere Antworten darauf“ vom Juli 2010 die Forderung, bestehende Sportstätten einzubeziehen, ironisch als „München plus 4“ :
Diese Änderung würde
· mehr Verkehr auf längeren Wegen auslösen,
· mehr Flächenverbrauch durch zusätzliche Infrastruktureinrichtungen bedeuten und
· mehr Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig machen.
Der damalige DOSB-Präsident Bach hatte 2010 die Einbeziehung von Ruhpolding bei der Bewerbung „München 2018“ als undurchsetzbar beim IOC deklariert: „Mit einer Flickenteppich-Bewerbung hätten wir keine Chance. In Ruhpolding müsste unter anderem ein zusätzliches olympisches Dorf errichtet werden, ein solches Subzentrum mit kostenintensiven Verkehrswegen ist nicht zu rechtfertigen” (Quelle: n.24.de).
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Das waren Absagen derselben Olympiabefürworter in der Bewerbung „München 2018“, die jetzt die Einbeziehung von Ruhpolding als tolle Weiterentwicklung ihres Konzeptes für „München 2022“ feiern.
„München 2022“ nun also doch mit Ruhpolding und der „Region Chiemgau/Königssee“ :
Die Entfernungen der geplanten Sportstätten, Olympischen Dörfer und Medienzentren bei diesem neuen Konzept sollte man sich anschauen:
– München – Ruhpolding: 122 km,
– Garmisch-Partenkirchen – Ruhpolding: über 150 km (Landstraßen)
– Ruhpolding – Königssee: fast 50 km auf der Landstraße oder ca. 60 km über die A8 entfernt.
– Garmisch-Partenkirchen – Königssee: 197 km.
– München – Königssee: 189 Km,
– Garmisch-Partenkirchen – München: 90 km.
Auf allen Strecken müssten „Olympic Lanes“ ausschließlich für den olympischen Verkehr freigehalten werden, d.h. diese würden für alle anderen Verkehrsteilnehmer gesperrt. Es wäre ein noch erheblicherer Aufwand für den Ausbau von Straßen erforderlich als für „München 2018“, zumal entsprechende Bahnlinien nicht zur Verfügung stehen. Dieser Ausbau würde – abgesehen von den enormen finanziellen Belastungen – zu erheblichen Umwelteingriffen führen und wäre für das nach-olympische Verkehrsaufkommen nicht nachhaltig.
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In Berchtesgaden ist schon wegen der Olympic Lanes davon auszugehen, dass der für Natur und Landschaft desaströse Ausbau der A8 mit 6 Fahrstreifen + 2 Standstreifen einschl. „Nordumfahrung“ Piding dann durchgezogen wird, zumal auch Siegsdorf und Ruhpolding A-Ausfahrten haben.
Mit der Aussicht auf Olympische Winterspiele sähen Befürworter des überzogenen Straßenbaus (wie das Straßenbauamt) wieder eine Chance: Denn das Dinosaurierprojekt ‚Kirchholztunnel’ war im Mai 2013 durch ein Ratsbegehren in Bad Reichenhall sowohl am Quorum als auch an mangelnder Zustimmung gescheitert, ebenso stimmte der Bayerisch Gmainer Gemeinderat gegen das Projekt. Mit Olympia könnten die Pläne wieder hervorgeholt werden.
Im Loisachtal wird der gleiche Ausbau der Tunnel favorisiert, wie schon für „München 2018“:
Wieder wird versucht, die Bewerbung um die Winterspiele durch eine Verknüpfung mit Infrastrukturmaßnahmen zu erzwingen. Die Bewerbung wird unlauter mit den Straßenplanungen im Loisachtal verbunden, so dass jeder Gegner der Bewerbung automatisch zum Gegner der Straßenplanungen abgestempelt wird. Das ist kein demokratischer und transparenter Diskurs der Bewerber, sondern Diffamierung von Nolympia unter Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Nolympia Garmisch-Partenkirchen und die Kreisgruppe des BN hatten sich nie gegen sinnvolle Lösungen der Verkehrsprobleme gestellt. Aber diese neuen alten Planungsideeen sind alles andere als vernünftig:
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Infrastruktur-Großprojekte müssten für „München 2022“ in kürzester Zeit durchgepeitscht werden: Allein 700 Millionen Euro sollen nach bisherigem Stand für Fernstraßen und Tunnels im Loisachtal Richtung Garmisch-Partenkirchen aufgewendet werden.
Der Bau (bzw. Nichtbau) des Kramertunnels sollte eine Warnung sein. Bei Beginn des Planfeststellungsverfahrens wurde er noch mit 103 Mio. Euro beziffert, inzwischen liegen die Prognosen nach einem Kostenanstieg auf zunächst 136 und dann 150 Millionen jetzt bereits bei 176 Millionen Euro – und das ist noch nicht das Ende.
Ein Grund ist die miserable Planung, die der Eile vor der Skiweltmeisterschaft 2011 geschuldet war. Die Infrastruktur-Planungen für 2022 werden die Fehlplanungen am Kramertunnel im Gefolge einer hemmungslosen Olympiaeuphorie noch an Härte übertreffen. Was tun, wenn die Bau-Zeit bis 2022 nicht reicht? Wie viele Jahre müssen die Bürger mehrere Großbaustellen erdulden und wieviel wird das letztlich kosten? Hier denke man an die Erfahrungen mit anderen Großbaumaßnahmen, wie dem Berliner Flughafen und Stuttgart 21!
Wohlgemerkt: Wir sind nicht dagegen, dass die verkehrsgeplagten Bürger Umfahrungen und Tunnel um ihre Orte erhalten. Wir erwarten aber eine menschen- und umweltgerechte sorgfältige Planung – dafür ist jetzt Geld bereitzustellen – ohne Olympische Winterspiele.
Deshalb: NEIN zu „München 2022“
*****
Archiv „München 2018“:
Zum Zeitpunkt der ersten Fassung des Beitrags zum Verkehrskonzept München 2018 standen
– eine Machbarkeitsstudie „Olympische Winterspiele München 2018, Albert Speer & Partner,
– ein Bericht der Fachkommission „Umwelt und Meteorologie“,
– ein Entwurf zum ersten Bewerbungsdokument (Mini Bid Book) mit Anlagen, 26.10.2009
– sowie ein Eckdatenpapier der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, 11.11.2009
zur Verfügung.
Mittlerweile wurde das sog. Mini Bid Book im März 2010 an das IOC überreicht. Zum Zeitpunkt der Vorlage des Mini Bid Book war noch Oberammergau als Austragungsort für die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe vorgesehen. Nachdem sich in Oberammergau ein massiver Widerstand gegen die Austragung gebildet hatte, nahm die Bewerbungsgesellschaft den Passionsort aus den Planungen und will nun die Wettbewerbe auf den schmalen Skiern im Gelände des Gestüts Schweiganger durchführen.
Das Bewerbungskonzept hat sich somit kurz nach Vorlage des Mini Bid Book schon wieder grundlegend geändert. Überdies mangelt es an einer Gesamtplanung vor allem für den „Snow Cluster“ Garmisch-Partenkirchen. Derzeit ist
– der angebliche „Durchbruch“ für eine Lösung des Snow Village noch immer umstritten,
– nicht bekannt, ob die neuesten Pläne für das Media Village akzeptabel sind ,
– nicht ersichtlich, wo die 14 000 bis 18 000 P+R -Plätze und die 400 bis 600 Bus-Parkplätze hinkommen sollen,
– nicht einmal sicher, dass die Grundstücke für alle Sportstätten zur Verfügung stehen,
– nicht ersichtlich, wie die Zuschauerströme bewältigt werden sollen, usw.
In der folgenden Ausführungen wird nun der momentane Stand der verkehrsinfrastrukturellen Planungen für die Erschließung der Sportstätten dargestellt, soweit Information überhaupt zur Verfügung steht. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf das
– Mini Bid Book vom März 2010 und das
– Konzept für umweltverträgliche und nachhaltige Olympische Winterspiele München 2018 vom 03.08.2010.
– Verkehrskonzept München 2018 (Extrakt aus der Fachkommission „Verkehr“)
Infrastrukturmaßnahmen
Straßen mit regionaler und überregionaler Bedeutung
Von den in der Machbarkeitsstudie noch geforderten Maßnahmen, wie Autobahn-Südring (A 99), oder durchgehend 6-streifigem Ausbau der A 8 zwischen München und Salzburg, ist im Mini Bid Book nicht mehr die Rede.
Der autobahngleiche Ausbau der B 2 im Anschluss an die A 95 Richtung Süden bis Oberau mit Auerbergtunnel, Umfahrung Oberau, Umfahrung von Garmisch im Zuge der B 23 mit Kramertunnel und Umfahrung von Partenkirchen im Zuge der B 2 mit Wanktunnel wird jedoch weiterhin vorausgesetzt.
Ausbau der B2 Eschenlohe – Partenkirchen
Projekt |
Zuständige Körperschaft |
Quelle der |
23 | Ausbau B2 mitAuerbergtunnel und Umfahrung Oberau | 8,5 km | 4 Spuren | ca. 240 Mio € | Bund/Land | Öffentliche Hand |
25 | Wanktunnel | 4,2 km | 2 Spuren | ca. 120 mio € | Bund/Land | Öffentliche Hand |
Ausbau B 23 Oberau – Garmisch
26 | Umfahrung Oberau | 1,4 km | 2 Spuren | ca. 10 Mio € | Bund/Land | Öffentliche Hand |
24 | Kramertunnel | 5,6 km | 2 Spuren | ca. 140 mio € | Bund/Land | Öffentliche Hand |
Tabelle 1: „Ohnehin“ geplante Infrastrukturmaßnahmen im Bereich Straße (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 109)
Als „ohnehin“ geplant wird noch die regionale Maßnahme Nr. 26 (Umfahrung Oberau im Zuge der B 23) bezeichnet.
Die Kosten sind im Mini Bid Book in US $ angegeben, berechnet aus den ursprünglich errechneten Kosten in Euro und umgerechnet entsprechend dem Wechselkurs vom August 2009: 1 Euro = 1.43 US $.
Straßen mit lokaler Bedeutung
München
Die verkehrliche Erschließung des Olympiaparks München wird als bereits sehr leistungsfähig beurteilt. Die Tunnelbauten am Mittleren Ring sollen bis 2018 abgeschlossen sein. Der Ausbau des Föhringer Rings von 2 auf 4 Spuren wird jedoch noch gefordert. ( Projekt 15, Tabelle 2, violett).
15 | MünchenFöhringer Ring | 1,9 km | 4 Spuren | ca. 18,6 Mio € | Land undStadt | Öffentliche Hand |
Tabelle 2: Bestehenden, aber baulich anzupassenden Infrastruktur im Straßenbereich (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 107)
Garmisch-Partenkirchen und Schönau
Im Bereich von Bad Reichenhall wird der Ausbau der bestehenden Kreisstraße BGL 4 unter bestehende, aber anzupasende Infrastruktur gefordert.
16 | Bad ReichenhallBGL 4 | 2,9 km | 2 Spuren | ca. 3 Mio € | Berchtesgad.Land | Öffentliche Hand |
Tabelle 3: Bestehenden, aber baulich anzupassenden Infrastruktur im Straßenbereich (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 107)
Als zusätzlich geplante, permanente Infrastruktur im Straßenbereich aufgrund der Spiele (rot) sind eine Bahnunterführung für das Snow Village (Projekt Nr. 29, Abb. 2 und Tabelle 3) und der Zugang zum Rodel- und Bobzentrum in Schönau am Königsee (Projekt Nr. 30, siehe Abb. 4 und Tabelle 3) angegeben.
29 | Garmisch-Partenk.Snow VillageBahnunterführung | 0,5 km | 2 Spuren | ca. 1,5 Mio € | Markt Garmisch-Partenkirchen | Öffentliche Hand |
30 | Schönau KönigsseeZugang Bobbahn | 1,5 km | 2 Spuren | ca. 1 Mio € | Gemeinde Schönau | OCOG |
Tabelle 4: Zusätzlich geplante, permanente Infrastrukturmaßnahmen aufgrund der Spiele im Straßenbereich (siehe Chart 3 des Mini Bid Book S. 109)
Als „ohnehin“ geplant wird noch die lokale Maßnahme Nr. 27, Verlängerung der St. Martin Straße und Konstruktion einer Bahnunterführung, bezeichnet.
27 | Verlängerung der St. Martin Straße und Konstruktion einer Bahnunterführung | 2 km | 4 Spuren | ca. 6,5 Mio € | Markt Garmisch-Partenkirchen | Öffentliche Hand |
Tabelle 5: „Ohnehin“ geplante Infrastrukturmaßnahmen im Bereich Straße (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 109)
Mit Ausnahme der Infrastrukturmaßnahme Nr. 30 (OCOG, 1,3 Mio US $) sollen alle Straßenbaumaßnahmen von der öffentlichen Hand (public) finanziert werden.
Diese für die Spiele als notwendig erachteten Straßenbaumaßnahmen summieren sich für
– bestehende Infrastruktur, baulich anzupassen (violett) auf 22,9 Mio US $
– „ohnehin“ geplante permanente Infrastruktur (grün) auf 703 Mio US $
– zusätzlich geplante, permanente Infrastruktur (rot) auf 2,1 Mio US $
============
728,0 Mio US $
Schiene
Für die Spiele kann die bestehende Bahn wegen geringer Kapazität keine große Entlastung bringen. Aufgrund des kurzen zeitlichen Vorlaufs kann mit einer Realisierung von wirksamen Ausbaumaßnahmen der Bahnstrecken zu den Austragungsorten vor den Spielen 2018 nicht gerechnet werden.
Mit Ausnahme des in der Machbarkeitsstudie geforderten 4- bzw. 2-gleisigen Ausbaus der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing, sind die früher geforderten Ausbaumaßnahmen im Bereich Schiene im Mini Bid Book praktisch sämtlich weiter enthalten.
In den folgenden Tabellen sind die Projekte, getrennt nach den Einstufungen
– bestehende Infrastruktur, baulich anzupassen (violett)
– „ohnehin“ geplante permanente Infrastruktur (grün)
– zusätzlich geplante, permanente Infrastruktur (rot)
aufgeführt.
17 | München Tram 20/21 | 2,4 km | Erweiterung | ca. 22 Mio € | Stadtwerke München | Öffentliche Hand |
18 | Bahnstrecke Tutzing – Murnau | 30 km | Erweiterung | ca. 12 Mio € | DB Netz | Öffentliche Hand |
19 | Bahnstrecke Freilas-sing – Berchtesgaden | 34 km | Erweiterung | ca 45 Mio € | DB Netz | Öffentliche Hand |
20 | Bahnhof Oberammerg. | Bahnst.-verläng. | ca. 0,2 Mio € | DB Station & Service | OCOG | |
21 | Bahnhof Oberau | Bahnst.-verläng. | ca. 1 Mio € | DB Station & Service | Öffentliche Hand | |
22 | Bahnhof Freilassing | Barriere-freier Bahnhof | ca. 18 Mio € | DB Station & Service | Öffentliche Hand |
Tabelle 6: Bestehende, aber baulich anzupassende Infrastruktur im Bereich Schiene (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 107)
28 | Garmisch-Partenk.Snow Village | 0,7 km | Gleisver-legung | ca. 3,7 Mio € | Markt Garmisch-Partenkirchen | Öffentliche Hand |
Tabelle 7: „Ohnehin“ geplante Infrastrukturmaßnahmen im Bereich Schiene (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 109)
31 | BahnstreckeUffing – Murnau | 6 km | 2 Spuren | ca. 22 Mio € | DB Netzt | Öffentliche Hand |
32 | Garmisch-Partenk.tempor. Bahnsteige | 2 Bahnsteige | ca. 0,4 Mio € | OCOG | OCOG |
Tabelle 8: Zusätzlich geplante, permanente Infrastrukturmaßnahmen aufgrund der Spiele im Bereich Schiene (siehe Chart 3 des Mini Bid Book, S. 109)
Mit Ausnahme der Infrastrukturmaßnahme Nr. 32 (OCOG, 0,5 Mio US $) sollen alle Baumaßnahmen im Bereich Schiene von der öffentlichen Hand (public) finanziert werden.
Diese für die Spiele als notwendig erachteten Schienenbaumaßnahmen summieren sich für
– bestehende Infrastruktur, baulich anzupassen (violett) auf 140,1 Mio US $
– „ohnehin“ geplante permanente Infrastruktur (grün) auf 5,3 Mio US $
– zusätzlich geplante, permanente Infrastruktur (rot) auf 31,5 Mio US $
============
176,9 Mio US $
Die Bahnstrecke München – Garmisch-Partenkirchen hat den größten Engpass aufgrund abgebauter Kreuzungsstationen und der Eingleisigkeit zwischen Tutzing und Garmisch-Partenkirchen. Um die erforderliche Zuverlässigkeit zu erlangen, müsste die Strecke zwischen Tutzing und Murnau durchgehend zweigleisig ausgebaut werden.
Vom immer wieder in den Raum gestellten zweigleisigen Ausbau der Strecke Tutzing – Garmisch-Partenkirchen ist allerdings nur noch der 6 Kilometer lange Abschnitt Uffing – Murnau übrig geblieben (Projekt Nr. 31, Tabelle 8).
Das Verhältnis der Investitionen von Straße und Schiene liegt jetzt bei 4 : 1.
Parken an den Wettkampfstätten
Für die Spiele kann die bestehende Bahn wegen geringer Kapazität, bzw. ihrer ungünstigen Lage zu den Wettkampfstätten (z.B. Schwaiganger) keine große Entlastung bringen. Der nach dem sog. Modalsplit geschätzte Anteil der Zuschauer die mit dem Pkw anreisen, beträgt für München ca. 50 %, für den Snow Park und Schönau jeweils ca. 60 %. Zuschaueranreisen mit Bahn und Bus werden auf jeweils ca. 20 % geschätzt.
Entscheidend für die Bewältigung des Zuschauerverkehrs ist die Zuschauernachfrage an Spitzentagen und hier insbesondere die stündliche Spitzennachfrage. Hier hat der Zeitplan der Veranstaltungen natürlich einen großen Einfluss.
Für München werden an Spitzentagen ca. 120.000 Zuschauer geschätzt. Für den Snow Cluster Garmisch-Partenkirchen erwartet man etwa 90.000 bis 100.000 Zuschauer an Spitzentagen, für Schönau ziemlich gleichbleibend ca. 18.000 Zuschauer pro Tag.
Nach dem Verkehrskonzept München 2018 (Stand 21.07.2010) sind für München 11.500 Stellplätze für Pkw geplant, für den Snow Cluster Garmisch-Partenkirchen 14.000 Stellplätze und für Schönau 2.200 Stellplätze.
Zusätzlich zu den P+R-Standorten werden noch Stellplätze für Reisebusse geplant. Für den Snow Cluster sind hierfür 400 Stellplätze vorgesehen.
Obige Darstellung zeigt das geplante, gestafffelte P+R-System für den Snow-Cluster Garmisch-Partenkirchen, mit Schwaiganger für die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe.
Es stellt sich die Frage, wie an Spitzentagen die mit dem Pkw anreisenden Zuschauer bewältigt werden sollen. Es erscheint unmöglich 60 % der zu erwartenden 90.000 bis 100.000 Zuschauer, also ca. 50.000 bis 60.000, auf ca. 14.000 P+R-Plätzen unterzubringen. Jeder Pkw müsste mit mindestens 4 Personen besetzt sein, ganz zu schweigen von dem Chaos, wenn alle Plätze zu 100 % gefüllt werden müssen.
In Schönau sind Stellplätze auf zwei P+R-Flächen (Drachenflieger Landeplatz, Gebirgsjägerkaserne) vorgesehen.
Im Übrigen ist nirgends ersichtlich, wo die P+R-Flächen genau geplant sind. Es kann auch hier, wie bei den für Sportstätten, das Snow Village und das Media Village benötigten landwirtschaftlichen Flächen davon ausgegangen werden, dass die Grundstücksbesitzer große Bedenken haben und ihre Grundstücke eventuell nicht zur Verfügung stellen werden. Die Landwirte befürchten – zu Recht – , dass ihr Grund für die Auf- und Abbauarbeiten und durch Tausende von Autos massiv in Mitleidenschaft gezogen werden könnte und die Grasschicht abstirbt. Noch ist nicht klar, ob diese Flächen durch die Landwirte zur Verfügung gestellt werden. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist dieser riesige Flächenverbrauch nicht zu vertreten.
Ausblick für das Loisachtal
Mit wenigen kleineren Ausnahmen, sind alle wesentlichen Infrastrukturmaßnahmen im Loisachtal geplant. Würden alle im Zusammenhang mit den Winterspielen 2018 geplanten Maßnahmen bis 2017 tatsächlich verwirklicht, d.h.
im Straßenbau
– Bau des Auerbergtunnels und der Umfahrung Oberau mit Tunnel im Zuge der B 2 (Projekt Nr. 23, 319 Mio US $),
– Fertigstellung des Kramertunnels (Projekt Nr. 24, 192 Mio US $),
– Bau des Wanktunnels (Projekt Nr. 25, 172 Mio US $),
– Umfahrung Oberaus im Zuge der B 23 (Projekt Nr. 26, 12 Mio US $),
– Verlängerung der St. Martinstraße mit Bahnunterführung (Projekt Nr. 27, 9,3 Mio US $),
– Bahnunterführung am Hausberg für das Snow Village (Projekt Nr. 29, 2,2 Mio US $),
im Bereich Schiene
– Ausbau Bahnhof Oberau (Projekt Nr. 21, 1,4 Mio US $)
– Verlegung der Zugspitzbahn (Projekt Nr. 28, 5,3 Mio US $)
– Bau von zwei temporären Bahnsteigen (Projekt Nr. 32, 0,5 Mio US $),
sowie temporäre P+R-Parkplätze in
– Garmisch/Grainau (2.100 Stellplätze)
– Partenkirchen (1.700 Stellplätze)
– Farchant (2.000 Stellplätze)
– Oberau (1.700 Stellplätze)
– Eschenlohe (3.500 Stellplätze)
– Großweil/Pömetsried (2.800 Stellplätze),
so müssten ca. 700 bis 800 Millionen Euro in kurzer Zeit in diesem engen Tal verbaut werden. Das Loisachtal wäre für Jahre eine einzige Baustelle.
Zum Bau dieser Infrastrukturprojekte würden noch die Baumaßnahmen für Sportstätten, Snow und Media Village, sowie Funktionseinrichtungen in unmittelbarer Umgebung der Wettkampfstätten kommen.
Das würde 5-6 Jahre Staub, Dreck und Lärm im Loisachtal bedeuten. Potentielle Gäste des Loisachtals würden sich mit Grausen abwenden.
Nach Fertigstellung des 4-spurigen Ausbaus der B 2 wäre das Loisachtal nur noch Transitraum mit 5 Tunnels. Mit der Beseitigung der Engpässe wird diese Strecke noch attraktiver für den die Alpen überquerenden Transitverkehr. Die Strecke München – Mailand bzw. München – Bologna ist über Garmisch ca. 100 km kürzer als über Kufstein und das Inntal. Der Durchgangsverkehr würde um 30 bis 40 % zunehmen.
Ein Autofahrer würde dann auf dem Weg durchs Tal etwa 10 km Tunnel durchfahren und dabei keinen einzigen Talort sehen; er würde das Loisachtal sozusagen im Tunnel „erfahren“.
Frei nach dem Darmstädter Datterich könnte man zitieren: „….is die Autobahn durchs Daal e Nutze for Garmisch odder net? – E bedeidender Nutze, ohne Frog. Nemme-Se nor, wieviel reise dann an Garmisch vabei, diewo sonst ihr Lebdaag net vobeigerahst wehre?“ (Der Datterich, Darmstädter Lokalposse, Ernst Elias Niebergall, 1841)
Nach den bisherigen Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass die geplanten Olympischen Winterspiele den Ausbau des Autobahn- und Bundesstraßennetz forcieren werden. Neben den damit verbundenen Eingriffen in Natur- und Kulturlandschaften ist dies auch aus Sicht des Klimaschutzes mit der dafür notwendigen Verkehrsvermeidung weder klimaneutral noch nachhaltig oder „ökologisch vorbildlich“.
Weitaus wichtiger wäre es – statt der olympischen Winterspiele – mit dem Geld ein optimal funktionierendes Gesamtnetz öffentlicher Verkehrsmittel zu finanzieren. Die Ausbaumaßnahmen bei den Schienenwegen sind durch Umschichtung im Verkehrshaushalt des Bundes finanzierbar.