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Oktober 2015

Webseite-Besucher
Im September 2015 besuchten 29.985 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich September 2015 hatten wir damit 1.364.638 Besucher: Wir bedanken uns für das nach wie vor anhaltende Interesse.

Neu unter “Aktuelles”:
Fußball-WM 2006: Blatters WM-Kabinett 2000 – und was daraus wurde (21.10.2015); Leichtathletik-WM 2015 in Peking (21.8.2015; wurde aktualisiert); Fifa-Kongress Mai 2015 und Folgen (4.6.2015 bis 10.10.2015); Hamburg 2024: Keine Bürgerbefragung!; Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen; Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?; Berliner Senat ist nicht Charlie; Boston 2024: Privatbewerbung eines Baukonzerns; Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften
2015 neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
23.7.2015: Eurosport; 20.6.2015 (aktualisiert 19.7.2015): Aserbaidschan-Sport; 21.5.2015: Beilschmidt, Rolf; 25.1.2015 Aktualisiert nach Pechstein-Urteil: Court of Arbitration for Sport (Cas); 20.1.2015: DFB gegen Galopprennbahn; 19.1.2015: Afrika-Cup 2015; 19.1.2015: Handball-WM 2015; 17.1.2015: Deripaska, Oleg; 7.1.2015: Gazprom-NTW; 1.1.2015: Totalitärer Sport-Terminkalender
Laufend aktualisiert:
Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2014: hier; 9-10/2014: hier; 11/2014 – 3/2015: hier. Ab April 2015 “Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024″ in der laufenden Chronologie unter IV.
Gazprom-Chronik – Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1) bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gazprom-Chronik (3) ab 9/2014: hier; Gazprom-Chronik (4) ab 11/2014: hier

Studie von Sylvia Hamberger und Axel Doering: Der gekaufte Winter – Eine Bilanz der künstlichen Beschneiung in den Alpen (22.4.2015)
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In eigener Sache
Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, wenn auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird. Tut eh niemand.
Dr. Wolfgang Zängl

Die Gliederung im September 2015 sieht so aus:
I: Zitate des Monats
II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden
III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden
IV: Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.
VII: Sport-Millionen und -Millionäre
VIII: Totalitärer Sport-Terminkalender
IX: Doping-News
X: Die Sportsender ARD/ZDF
XI: Überraschungspunkt: IOC = Fifa

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I: Zitate des Monats

Claudio Catuogno in der SZ: „Das Dopingkontrollsystem ist vor allem Blendwerk fürs Publikum, leicht zu umgehen. Der Spitzensport ist eine globale Muskelindustrie, ein Illusionstheater, an dem viele verdienen“ (Catuogno, Claudio, Kaputt, in SZ 2.10.2015).

Der Schweizer Historiker Walter Aeschimann zu den Fifa-Skandalen: „Ist ein Maß an Dekadenz erreicht, brechen Systeme in sich zusammen. Das gilt auch für den Weltsport und seine Verbände wie die Fifa“ (Aeschimann, Walter, Eine große Lüge, in nzz.ch 7.10.2015).

DOSB-Präsident Alfons Hörmann zum Finanzreport Hamburg 2024: „Mehr Klarheit braucht ein Bürger aus Hamburg nicht“ (DPA, Hörmann sieht Hamburger ausreichend über Olympia informiert, in zeit.de 14.10.2015).
Wieder einmal ein echter Hörmann!

Peter B. Birrer zum Sommermärchen-Märchen in nzz.ch: „Für keine WM würde man mehr die Hand ins Feuer legen. Es ist, als ginge ein System Konkurs“ (Birrer, Peter B., Die Fußball-Krise erreicht Europa, in nzz.ch 16.10.2015).

Thomas Kistner in der SZ über den Fall, dass die Vorwürfe im Spiegel gegen die WM-Vergabe zutreffen: „Dann wird das Sommermärchen, das man der Welt bis heute stolz als Geburtsstunde eines weltoffenen, gastfreundlichen Deutschland in Erinnerung ruft, künftig noch ein Ansehen in der Welt haben wie ein Dieselauto von VW“ (Kistner, Thomas, Das Fußballgeschäft – eine bizarre Parallelwelt, in sueddeutsche.de 16.10.2015).

Evi Simeoni in der FAZ zum DFB-Skandal: „Selbst der Verstand von Staatschefs und Industriekapitänen trägt angesichts eines berühmten Kickers oft kurze Hosen“ (Simeoni, Evi, Jetzt ist Niersbach dran, in faz.net 16.10.2015).
Und eine Bundeskanzlerin besucht bei der Fußball-WM 2010 und 2014 die Umkleidekabinen der deutschen Mannschaft…

Der frühere DLV-Präsident und langjähriges Mitglied des IAAF-Councils, Helmut Digel zum Doping in der Leichtathletik: „Die einzelnen Disziplinen des Laufens, Springens und Werfens haben jeweils ihr eigenes Doping-Problem. Wir stehen dem ohnmächtig gegenüber und singen nach außen hin das Hohelied der Leichtathletik. Ich muss konstatieren, dass ich zwei Jahrzehnte lang Teil einer Heuchelei war“ (Reinsch, Michael, „Ich war zwei Jahrzehnte Teil einer Heuchelei“, in faz.net 20.10.2015).

DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu der Frage, dass die Hamburger Bürger bei Hamburg 2024 wissen müssten, wer was bezahlt: „Selbstverständlich wäre es schön, wenn da Klarheit wäre. Aber notwendig ist es nicht“ (Widmann, Marc, „Der Weg ist richtig“, in zeit.de 24.10.2015).

Lothar Müller in der SZ: „Der DFB ist der Fifa-Welt um Sepp Blatter nähergerückt, und das ist eine Welt nahe am Abgrund, nahe am Untergang“ (Müller, Lothar, Too big to fail, in SZ 24.10.2015).

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II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden

– Vorolympische Sicherheit in Rio. An der Copacabana wird selektiert: „An den Wochenenden werden jetzt öffentliche Buslinien, welche die Armenviertel im Norden mit der reichen Südzone verbinden, umgeleitet“ (Herrmann, Boris, Operation Sommer, in SZ 12.10.2015). Rios Bürgermeister Eduardo Paes sieht dies als präventive Maßnahme. „Im Hinblick auf Olympia im kommenden Jahr will er sich keine weitere Sicherheitsdebatte leisten. Menschenrechtler kritisieren, dass die Politik von Paes vor allem darin besteht, die Armut zu kriminalisieren, anstatt ihre Ursache zu bekämpfen“ (Ebenda). Die Bewegung „Coletivo Papo Reto“ setzt sich für freien Strandzugang ein und organisiert Demos und Konzerte. „Bei einer Veranstaltung am Wochenende in Ipanema kreiste ein Polizei-Hubschrauber um die Bühne, stets die Waffen auf den Sprecher gerichtet“ (Ebenda).
So also sieht die „olympische Friedensbewegung“ in Wirklichkeit aus.

– Tiroler Geschäfte mit Peking 2022. „Eine Delegation von Tiroler Unternehmen bot in dieser Woche den chinesischen Verantwortlichen ihr Know-how für die Planung und den Bau des alpinen Skizentrums an. (…) Die Innsbrucker Bellutti Planen lieferten unter anderem Startnummern für die vergangenen vier Winterspiele. Tiroler Rohre hat für Sotschi Rohre für die Beschneiungsanlagen geliefert. Leitner ist bereits mit Liftanlagen und über die Töchter Prinoth und DemacLenko mit Pistenfahrzeugen und Beschneiungsanlagen in China vertreten“ (Eckerieder, Stefan, Olympia 2022 als Turbo für Tiroler Firmen, in tt.com 16.10.2015).

– „Betrüger will Chef werden“: So betitelte Claudio Catuogno in der SZ die Präsidenten-Kandidatur im Eislauf-Weltverband ISU des französischen Verbandschefs Didier Gailhaguet. „… bei Olympia 2002 in Salt Lake City zwang Gailhaguet die französische Wertungsrichterin, im Paarlaufen das russische Duo an Rang eins zu setzen. Im Gegenzug wurde im Eistanzen das französische Paar zum Sieger gekürt – mit russischer Hilfe. Die Sache flog auf, Gailhaguet wurde verbannt und für drei Jahre gesperrt, der Kufensport schlitterte in seine größte Krise (…) Dass der verstoßene Obermanipulator 2007 bei der Wahl zum französischen Verbandschef auf Anhieb wieder eine Mehrheit bekam, hat ihn selbst am meisten überrascht. Dass er jetzt als erster Bewerber seine Kandidatur für die neue ISU-Spitze bekannt gegeben hat, dass er über den Sport herrschen will, den er einst beinahe im Alleingang vernichtet hätte – das taugt geradezu als Lehrstück dafür, wie es so läuft in diesem Glitzerbetrieb. Der Sport sucht nach Leuten, die etwas geleistet haben – und am Ende landet er immer wieder bei jenen, die sich etwas geleistet haben“ (Catuogno, Claudio, Betrüger will Chef werden, in sueddeutsche.de 19.10.2015).

– Auch ein „olympisches Erbe“: der Londoner Arcelor Mittal Orbit Tower. Der Aussichtsturm wurde für den Olympischen Park, London 2012 konzipiert und hat den britischen Steuerzahler 3,1 Millionen Pfund an Zuschüssen gekostet. Nun hat der Abgeordnete Len Duvall nachgerechnet und fand heraus, dass der Turm in der Saison 2014/2015 rund 520.000 Pfund Verlust gemacht hat – also 10.000 Pfund pro Woche (Gani, Aisha, Olympic Parc’s Orbit tower costing taxpayer £ 10,000 a week, in thegardian.com 20.10.2015).

– Bach und Putin gegen politische Sport-Boykotte. Am 21.10.2015 trafen sich 150 Olympier aus 120 Ländern zum „World Olympic Forum“ in Moskau. IOC-Präsident und Ex-Fechter Thomas Bach eröffnete es und sprach sich in Gedenken an die olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau, wo er nicht antreten durfte, gegen politische Boykotte aus: „Ich wusste, wenn die Führer der Welt auf die Athleten gehört hätten, dann hätte dieser Boykott nie stattgefunden“. Zumal der ja auch angeblich die Autonomie des Sports gefährdete. Wladimir Putin forderte von der UN eine Resolution zur „Ent-Politisierung“ des Sports (Back in Russia, Bach speaks out against political boycotts, in usatoday.com 21.10.2015).
Das neue sportpolitische Traumpaar: Bach-IOC und Putin-Russland – ein totalitärer Herrscher in Russland und ein totalitärer Herrscher im IOC. Wer hat denn den Sport für seine politischen Zwecke missbraucht: Sotschi 2014, Formel 1, Fußball-WM 2018 etc.?  Also, Putin-Russland: ruhig die Krim annektieren, in die Ostukraine einfallen und den hunderttausendfachen Massenmörder Assad in Syrien unterstützen: Boykotte kommen vom Bach-IOC mit Sicherheit nicht. Deshalb wurde Bach ja IOC-Präsident.
Vergleiche dazu: Totalitärer Sport-Terminkalender

– Kein alpiner Abfahrtslauf mehr? Olympische Winterspiele 2022 in Peking bzw. in der Skiregion von Yanqing: Da fehlt nicht nur das Wasser für die Schneekanonen, sondern auch der Berg für den Abfahrtslauf. denn die von der FIS vorgeschriebene Fallhöhe ist zu gering. Deshalb fragt sich die Liechtensteiner Abfahrerin Tina Weirather: „Wir sollten nicht darüber diskutieren, ob wir auf die Abfahrt verzichten, sondern warum wir Winterspiele in ein Gebiet geben, in dem es keine Strecke gibt“ (Dreis, Achim, Die Abfahrer gehen ab, in faz.net 24.10.2015). Das IOC argumentierte bei Pyeongchang 2018 und Peking 2022, es erschließe „neue Märkte“. Der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, dazu: „Den Käse hören wir jetzt wieder“ (Ebenda).

– Jon Pult, Sozialdemokratische Partei (SP), gegen Graubünden 2026. „90 Großräte und nun leider auch die Bündner Regierung verschließen die Augen vor der Realität“ (Pult, Jon, PM Zwängerei gegen den Volkswillen, in SP, Kanton Graubünden, 26.10.2015). Zu den Bewerbungen 2022 schrieb Pult: „Alle Bewerbungen aus demokratischen Staaten für die Spiele 2022 wurden von der Bevölkerung oder auf deren Druck zurückgezogen (St. Moritz, Barcelona, München, Stockholm, Krakau, Oslo). Warum? Weil das IOC ein höchst unglaubwürdiger und finanziell untragbarer Partner ist – etwa gleich glaubwürdig wie die Fifa, bei der endlich alles am Auffliegen ist“ (Ebenda). Dazu Stefan Grass vom Komitee Olympiakritisches Graubünden: „Wenn es tatsächlich zu einer Schweizer Kandidatur kommt, sind wir bereit“ (Waser, Norbert, „Kein Allheilmittel, aber eine Option“, in Bündner Tagblatt 27.10.2015).

– Internationale Sportverbände erfüllen demokratische Standards nicht. Die Organisation Play the Game veröffentlichte eine Analyse der 35 Olympischen Sportverbände: „Sports Governance Observer 2015“ und stellte sie bei der Veröffentlichung der Internationalen Konferenz „Play the Game“ am 25.10.2015 in Aarhus vor. Nicht nur die Fifa verfehlt grundsätzliche Normen der Demokratie, Transparenz und Verantwortlichkeit. Die Mehrzahl der Sportverbände hat keine Zeitbeschränkung für die Wiederwahl von gewählten Funktionären, keine öffentlichen Informationen über Rechenschaft und Tätigkeiten, keine Integritätsprüfung ihrer Leiter, keine Offenlegung von Gehältern und Begünstigungen und keine tatsächlichen internen Kontrollmechanismen wie z.B. eine unabhängige Ethik- und Rechnungsprüfungs-Kommission. Der Bericht stellt u. a. fest: – dass nur vier von 35 Verbänden ein Vorschlagskommitee haben, das Integrität und berufliche Tests prüft; – nur zwölf Verbände veröffentlichen extern geprüfte Finanzberichte auf ihrer Webseite, nur sechs veröffentlichen Informationen über Vermögenswerte und Einnahmen; – sechs Verbände haben klare Interessenskonflikte; – in keinem einzigen Verband entspricht die Nominierung der Kandidaten transparenten und objektiven Bedingungen; zwölf Verbände haben keine Ethikkommission… (New report shows need for fundamental reform across all international sport, in playthegame.org 25.10.2015; zum Report: hier).

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III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden

– Kein Parallelslalom 2016. Der Parallelslalom am 1.1.2016 findet weder in München noch in Garmisch-Partenkirchen statt. Das entschieden FIS und DSV am 2.10.2015. 2017 soll er wieder stattfinden – dann vielleicht in Wien, nach dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Schloss Schönbrunn. Der Österreichische Skiverband mit seinem Präsidenten Peter Schröcksnadel „schielt schon länger auf den Parallelslalom am attraktiven Neujahrstag“ (Effern, Heiner, Viele offene Fragen, in SZ 1.10.2015). Gleichzeitig drängte der Vorsitzende des SC Garmisch, Peter Fischer, auf „Aussagen der Politik pro Weltcup, pro 1. Januar und einer neuen Bewerbung für eine Ski-Weltmeisterschaft 2023“ (Reinbold, Peter, Das Herz sagt ja, der Verstand sagt nein, in merkur.de 4.10.2015). Und die hochverschuldete Gemeinde Garmisch-Partenkirchen? „Dass eine neuerliche Bewerbung für eine Ski-WM Sinn macht, darüber besteht in der heimischen Wirtschaft Konsens. (…) Die Erkenntnis scheint sich im Gemeinderat durchzusetzen, dass der Rotstift nicht bei den Sportgroßereignissen angesetzt werden sollte“ (Ebenda).
Zur Erinnerung: Die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen erforderte Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe und verschärfte das Schuldenproblem des Ortes noch weiter. Der DSV zog mit einem Gewinn von fünf Millionen Euro von dannen. Schon der Verlauf der damaligen WM wäre fast der Klimaerwärmung zum Opfer gefallen. Und dann eine Ski-WM 2023, also zwölf Jahre später…

Hörmann (1): Flüchtlinge. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sieht im Hamburger Referendum am 29.11.2015 eine Herausforderung, die „insbesondere unter dem Aspekt der Flüchtlingskrise noch einmal etwas schwerer zu finden ist“ (Aumüller, Johannes, Fifa und Flüchtlinge, in sueddeutsche.de 30.9.2015). Die Flüchtlingsproblematik komme „zur absoluten Unzeit, was das Thema Olympia anbelangt“ (Ebenda). – „Richtig ist wohl umgekehrt: Die olympische Bewerbung kommt gerade zur absoluten Unzeit“ (Burghardt, Peter, Schöne Schimäre, in SZ 9.10.2015).
Vielleicht baut Hörmann auch einfach schon mal vor, falls das Referendum nicht in seinem Sinn  ausgeht?
Hörmann möchte aber auch „das eine mit dem anderen wirkungsvoll“ vereinen: „So wie man derzeit hilfebedürftige Menschen aufnehme, wolle man ‚2024 Athletinnen und Athleten sowie die weltweite Sportfamilie willkommen heißen“ (Olympia 2024 in Gefahr: Flüchtlingskrise „zur absoluten Unzeit“, in mopo.de 1.10.2015).
Einfach schön…

Hörmann (2): DOSB mag nicht für Doping-Opfer zahlen. Ende September 2015 verkündete das Bundesinnenministerium (BMI), dass es 10,5 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zur Linderung der Not der Opfer des DDR-Zwangsdopings zur Verfügung stellen wird (Hecker, Anno, Druck für den Sport, in faz.net 4.10.2015). Die Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe-Vereins, Ines Geipel, war dankbar für den Vorstoß des BMI, wies aber darauf hin, dass die Einmalzahlung an etwa 1.000 Opfer für jeden 10.500 Euro ausmachten: Das reiche in der Regel nicht einmal für Medikamente und Reha-Maßnahmen (Aumüller, Johannes, Der Sport gibt nichts, in SZ 6.10.2015).
Der Parlamentarische Staatssekretär, Ole Schröder, forderte den DOSB auf, dieselbe Summe zur Verfügung zu stellen. „Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, sagte im DLF, hierbei könne es sich nur um ein Missverständnis handeln. (…) Im Idealfall solle die Summe aus einem allgemeinen Topf von Sportgeldern vom BMI entnommen werden. ‚Von einem 20-Millionenbedarf war nie die Rede‘, sagte Hörmann“ (May, Philipp, DOSB-Präsident Hörmann: „Ein Missverständnis“, in deutschlandfunk.,de 3.10.2014). – Ole Schröder hatte diese Forderung in seinem Interview gestellt. Hörmann mit der Arroganz seines Amtsvorgängers Thomas Bach: „Ich hab mir noch nicht die Mühe gemacht, das anzuhören“ (Aumüller 6.10.2015). Zu den 10,5 Millionen Euro aus dem Bundesministerium des Inneren sagte Hörmann: „Das ist Geld, das dem Sport an anderer Stelle fehlt“ (Ebenda). Hörmann argumentierte auch, dass der Sport gar keine eigenen Mittel habe. „Dass sich der DOSB gerade einen Neubau über 25 Millionen Euro leistet, den er zur Hälfte selbst finanziert, sieht Hörmann aufgrund seines Finanzierungsmodells nicht als Widerspruch“ (Ebenda).
Da bietet sich doch angesichts der Frankfurter Nassauereien die Forderung an, sämtliche staatliche Subventionen an den Sp(r)itzensport sofort einzustellen.

– „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Der Satz von Lenin gilt erst recht für den DOSB. Dessen Vorstandsmitglied für den Leistungssport, Dirk Schimmelpfennig, will noch weit mehr Kontrolle über die einzelnen Sportverbände: „Der DOSB möchte „auch stärkeren Einfluss auf konkrete Personalien bei den Verbänden nehmen. Das beginnt für Schimmelpfennig schon bei den Sportdirektoren“ (Aumüller, Johannes, Mehr Macht für die Zentrale, in SZ 8.10.2015). Beim Curling- und beim Eisschnelllauf-Verband wurden die Posten der Sportdirektoren unter dem Einfluss des DOSB neu besetzt. Laut Schimmelpfennig soll es nun auch einen Anspruch geben „auf mehr Durchgriffsmöglichkeiten, aber auch auf die Besetzung einzelner konkreter Trainerstellen“ (Ebenda). Für die Sport-Spitzenverbände bedeutete dies noch mehr Macht in der Hand der olympischen Zentrale, des DOSB und seines autoritär regierenden Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper. Angeblich sollen die Eingriffe in Absprache mit dem Bundesministerium des Inneren und seines Medaillen-hungrigen Ministers Thomas de Maizière erfolgen – des Ministeriums, das ja auch die dreistelligen Millionenbeträge für den Spitzensport beim DOSB abliefert. „Aber mache Verbandsvertreter stellen im Gegenzug die Frage, warum es für die Verhandlungen über Geld, Ziele und Personal überhaupt des DOSBs bedarf – und ob sich das nicht direkt mit dem Innenministerium klären lässt“ (Ebenda).
Weil sich der DOSB seit 2006, der Zwangsvereinigung des DSB und des NOK, unter seinem damaligen Präsidenten Thomas Bach als Schalt- und Schnittstelle für die Macht und das Geld im Sport aufgebaut hat: Und jetzt geht die Zentralisierung noch weiter. 

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IV: Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024

– Keine Kostenaufstellung, aber Wundertüten und Metamorphosen. Am 1.10.2015 stellten Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Oberbaudirektor Jörn Walter den „Masterplan“ für Hamburg 2024 vor. „Zu den Kosten äußerten sich beide nicht. ‚Das Finanzkonzept wird alsbald die Öffentlichkeit erreichen‘, sagte Stapelfeldt“ (Olympia-Plan steht – nur das Preisschild fehlt, in ndr.de 1.10.2015). Der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft Hamburg 2024, Nikolaus Hill, öffnete die olympische Wundertüte und versprach die Modernisierung und Barrierefreiheit vieler Schul- und Vereinssportstätten in allen Bezirken (Ebenda). Der Umbau des Kleinen Grasbrooks soll von privaten Bauherrn finanziert werden. Olympische Metamorphosen: Im Stadionmantel des Olympiastadions würden 400 Wohnungen eingebaut, die 60.000 Sitzplätze würden auf 20.000 reduziert, die Olympiahalle würde zum Kreuzfahrtterminal, die Olympiaschwimmhalle zum Sport- und Freizeitbad (Ebenda). Zu den steigenden Kosten durch die Flüchtlingsströme sagte Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher, diese seien schon im Haushalt eingeplant (Kreuzer, Heinz Peter, Kritik für Hamburgs Finanzplan, in deutschlandfunk.de 10.10.2015).
Jetzt, im Oktober 2015, sind die Kosten für Flüchtlinge also schon bis 2024 im Haushalt eingeplant!

– de Maizière kann beides. Der Bundes-Sportinnenminister Thomas de Maizière kann beides – die Fußball-EM 2024 in Deutschland und die Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg. „Wir können beides. Ich glaube nicht, dass sich das gegenseitig ausschließt“ (Kipp, Almut, Was kosten Olympische Spiele in Hamburg? in welt.de 7.10.2015).
Seid umschlungen, Milliarden Euro…

– Olaf Scholz instrumentalisiert Flüchtlingsproblematik. Scholz sagte Anfang Oktober: „Wir brauchen den olympischen Boom, um ihnen eine Perspektive zu schaffen“ (Heike, Frank, Hamburg plant Olympia als Bundesjugendspiele, in tagesspiegel.de 8.10.2015).
Vulgo: Ohne Olympische Spiele kann den Flüchtlingen nicht geholfen werden. Keine Begründung ist absurd genug…

– Hamburg 2024 kostet 11,2 Milliarden Euro – oder mehr. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der Chef der Senatskanzlei, Christoph Krupp, stellten am 8.10.2015 den Finanzreport für Hamburg 2024 vor. Den Ausgaben von 11,2 Milliarden Euro stehen Einnahmen von 3,8 Milliarden Euro gegenüber: bleiben 7,4 Milliarden Euro, die der Steuerzahler tragen müsste (Olympia in Hamburg kostet 11,2 Milliarden Euro, in welt.de 8.10.2015). 1,2 Milliarden Euro will Hamburg übernehmen. „Neue Schulden dürfen die Kommunen laut Gesetz ohnehin bald keine mehr machen. Die restlichen 6,2 Milliarden Euro müsste der Bund übernehmen, also jeder Steuerzahler. ‚Dieses ist die am besten durchgerechnete Bewerbung, nicht nur Deutschlands – ever‘, sagt der SPD-Mann. Die Zahlen seien inklusive Inflation, Risikozuschlägen und weiteren Sicherheiten so bemessen, dass man sie ‚eher unterschreiten als übertreffen‘ werde“ (Burghardt, Peter, Inklusive Inflation, in SZ 9.10.2015). Zum Finanzreport: hier
Hahaha. Hamburg 2024 wäre allerdings erst in neun Jahren: Da laufen noch viele Kostensteigerungen die Elbe hinunter …
Hamburg will nach dem Zuschlag 2017 jährlich 200 Millionen Euro zur Seite legen – insgesamt also 1,4 Milliarden Euro, die anscheinend nirgends groß abgehen. Der Bund soll mindestens sechs Milliarden Euro beisteuern (Ebenda). In Kiel, wo die olympischen Segelwettbewerbe ausgetragen werden sollen, rechnet Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) mit Kosten von rund 250 Millionen Euro. Allein der Umbau des Hafenbeckens kostet 123 Millionen Euro (Eberts, Carsten, Der 7,4-Milliarden-Euro-Plan, in sueddeutsche.de 8.10.2015).
Peter Burghardt
dazu in der SZ: „Gewöhnlich sind Veranstaltungen dieser Größenordnung erheblich teurer als im ersten Moment vermutet. Gerade die Sporthistorie kennt die abstrusesten Beispiele. Außerdem hat Hamburg seine Erfahrung mit dem Konzertpalast namens Elbphilharmonie, die zwar immerhin vor dem Berliner Flughafen eröffnet wird, voraussichtlich im Januar 2017, aber zehnmal so viel kostet wie zunächst geplant. Nach jüngster Schätzung 789 Millionen Euro. Daran ist Scholz weitgehend schuldlos, dennoch muss der populäre Profi mit Hochrechnungen für noch wesentlich größere Umbauten vorsichtig sein, das weiß er selbst. Es geht bei der Idee mit dem Sportfest auch um seinen Ruf als verlässlicher Manager. Nüchtern bleiben müsse man da, er sei ‚begeistert, nicht euphorisch‘. (…) Ansonsten ist da noch das Problem mit der HSH Nordbank. Bis zu zehn Milliarden Euro könnte deren Debakel Hamburg kosten. Das wären 12,7 Elbphilharmonien oder 40,3 Millionen Flüchtlinge, wie die Zeit ermittelte.  Oder 1,35 Mal Olympia“ (Burghardt, Peter, Inklusive Inflation, in SZ 9.10.2015).

– Ein Beispiel für Milchbubenrechnung Hamburg 2024: Sicherheitskosten. Bei London 2012 lagen die Sicherheitskosten bei 1,7 Milliarden Euro. Hamburg 2024 – zwölf Jahre später – kommt laut Finanzkonzept mit 461,12 Millionen Euro aus (S. 85). Warum? Die Kostenberechner verfügen über eine große Prognosesicherheit und „gehen von grundsätzlich friedlich verlaufenden Spielen 2024 in unserer Stadt aus“ (S. 80). – „Die Ansätze orientieren sich durchgängig an den oben formulierten Grunderwartungen, dass Hamburg friedliche und von größeren Störungen unbehelligte Olympische und Paralympische Spiele erleben darf“ (S. 85)
Oh heilige Einfalt!
– „Eigene Personalkosten werden in die Berechnungen nur in Anteilen aufgenommen“ (S. 81).
Vermutlich lautet das „Argument“, dass die Beamten ja sowieso bezahlt werden müssen.
– „Hamburg geht davon aus, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele als ein gesamtdeutsches Ereignis klassifiziert sind und deshalb der Bund und die einbezogenen Länder für Einsatzkräfte und Einsatzmaterial keine Kostenerstattung erwarten“ (SA. 82; dito). – „Der Personalkostenaufwand für die landeseigenen Kräfte umfasst auch hier lediglich die Kosten für Verpflegung und für den Ausgleich anfallender Mehrarbeit“ (S. 84).
Die selbe olympische Milchbubenrechnung wurde bei der Bewerbung München 2018 um Olympische Winterspiele gemacht: Dort schlug die Sicherheit gerade einmal mit 33 Millionen Euro – für private Sicherheitsdienste – zu Buch, obwohl die Sicherheitskosten für Vancouver 2010 bei mindestens 700 Millionen Euro lagen.
Der Beauftragte Sicherheit von Hamburg 2024, Gerhard Ruschmeyer, ist sich ganz sicher, dass die Hamburger Veranstalter „solche Ausrichtungen wie London es gezeigt hat, mit Militär im Hafen oder Raketen auf den Dächern, auf gar keinen Fall benötigen“ (Reese, Jonas, Hamburgs knapp berechnetes Sicherheitsbudget, in deutschlandfunk.de 11.10.2015). Passten in London bis zu 89.000 Polizisten aus, sollen in Hamburg weniger als ein Viertel ausreichen. Sicherheitsbeauftragter Ruschmeyer: „Wir haben geplant, dass wir bis zu 2.500 Mitarbeiter, Polizei zeitgleich im Einsatz haben, und wenn man das auf den Tag jeweils auslegt, dann kommen wir auf die Zahl von 10.000 Unterstützungskräften. Und zur Bezahlung des Personals haben wir uns festgelegt, dass die Personalkosten jeweils nicht berechnet werden“ (Ebenda). Dagegen Dennis Pauschinger, Sicherheitsexperte für Sportgroßereignisse: „Was auffällig am Hamburger Sicherheitskonzept ist, dass die Terrorabwehr nur am Rande erwähnt wird. Und das verwundert, weil olympische Sicherheit seit vielen Jahren miteingebettet ist im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Das hat seinen Anfang genommen seit 1972 München aber dann nochmal einen Schub bekommen seit dem 11. September 2001. Und Sozialwissenschaftler sprechen eben darüber, dass Sicherheit zu einem integrierten Teil des olympischen Rituals geworden ist“ (Ebenda).

– Aus einem Kommentar von Dennis Pauschinger in playthegame.org: „Die Planer haben eine olympische Utopie geschaffen. Ziemlich unwahrscheinlich im Zeitalter der olympischen Sicherheit nach dem 11. September 2001. Trotzdem behaupten die Hamburger Offiziellen, dass die neuen Olympischen Spiele nachhaltig sein werden, ein wirkliches Erbe hinterlassen, das erste klima-neutrale Event sein und einen bescheidenen Hamburger Anstrich haben werden – Versprechen, die von anderen Gastgeberstädten nie gehalten wurden. (…) Ein detaillierter Blick auf jene, die hinter den Hamburger Plänen stehen, könnte erhellend sein. Die Allianz der Unterstützer besteht auf einer weiten Spanne von wichtigen Wirtschaftsvertretern. Anführer dieser Allianz ist Hamburgs mächtige Handelskammer, die ein Prozent der Bewerbungsgesellschaft hält. Alexander Otto, der Vorstand und Eigentümer der ECE Investment-Gruppe (Einkaufspassagen), brachte Millionen auf, um die Kampagne zu unterstützen. Ein Team von Werbeprofis der wichtigsten Hamburger Werbeagenturen sind verantwortlich für die jeweiligen Bereiche, in denen die Stadt dekoriert wird. Öffentliche Verkehrsmittel, öffentliche Gesellschaften, Banken und Supermarktketten verbreiten die Bewerbungsideen und verwenden die ‚Feuer-und-Flamme‘-Symbole, wo immer es geht. Das Planungsteam ist aus weltbekannten Gesellschaften gebildet worden wie KCAP, gmp international, Arup Group London, AS&P neben anderen. Albert Speer, der auch für die Fußballstadien Katar 2022 verantwortlich zeichnet, leitet das AS&P Architekturbüro“ (Pauschinger, Dennis, Olympic Games reloaded? in playthegame.org 13.10.2013). Arup Group London ist ein Ingenieurbüro; KCAP Architects hat Büros in Rotterdam, Zürich, Schanghai. Pauschinger verwies auch darauf, dass Hamburg an keinem Punkt auf die hohe Anzahl potenzieller Risiken hinwies, die eine olympische Bewerbung für die Bewerberstadt mit sich bringen kann.

– Kritik an Hamburgs Finanzplan.
Die Partei Die Linke kritisiert, dass die vorgestellten Zahlen vage sind und Risiken fehlen. „Der Bericht klärt zum Beispiel nicht, welche Hafenbetriebe wie und zu welchen Kosten verlagert werden“ (PM Olympia: „Wahre Zahlen gibt es erst nach dem Referendum“, in linksfraktion-hamburg.de 8.10.2015). Die Frage, ob Hamburg ein Drittel und der Bund zwei Drittel aufbringen soll, wird erst im Februar 2016 geklärt – drei Monate nach dem Referendum am 29.11.2015.
Volksinitiative Stop Olympia: „Am 29. November 2015 werden wir also über die Katze im Sack abstimmen müssen“ (Die Zahlen sind da! in www.stopolympia.de 8.10.2015). 352 Millionen Euro werden für Grundstückserlöse für die OlympiaCity veranschlagt, von lokalen Sponsoren werden 1,1 Milliarden Euro erwartet. Olaf Scholz äußert, ohne Olympia keine OlympiaCity. „Wir fragen: Wofür braucht Hamburg eigentlich einen Stadtteil auf dem Kleinen Grasbrook mitten im Hafen?“ (Ebenda). Für die Verlagerung der Hafenbetriebe wurden 509,24 Millionen Euro angesetzt. Die Betriebe bekommen dafür nur neue baureife Flächen, keine Entschädigungen. „Die Kosten der reinen Verlagerung werden mit ca. 206 Millionen Euro ziemlich niedrig angesetzt“ (Ebenda).
Dirk Seifert, fairspielen: „Das sind gigantische Zahlen, wenn man bedenkt, dass es hier um eine Sportveranstaltung geht“ (Schnäppchen ohne Gigantismus: Olympia derzeit für 11,2 – 14,7 Mrd, Euro, in fairspielen.de 8.10.2015). Zu den 11,2 Milliarden Euro kommen noch 1,135 Milliarden Euro für die nacholympische Phase, dazu private Investitionen bis 2024 von 3,63 Milliarden Euro und bis 2040 von 4,99 Milliarden Euro. Für die OlympicCity wären 2,313 Milliarden Euro plus Mediendorf von 1,229 Milliarden Euro fällig (Ebenda). Zu den 461 Mill. Euro Kosten für Sicherheit: „Diese Kosten liegen auch deutlich unter denen, die vor einigen Wochen von der Welt aus ‚internen Senatskreisen‘  veröffentlicht wurden. Dabei war die Rede von Kosten in Höhe von 1,38 Mrd. Euro“ (Seifert, Dirk, Hamburg halbiert olympische Sicherheit – Finanzreport in der Debatte, in fairspielen.de 12.10.2015).
Peter Burghardt in der SZ: „Schon jetzt darf man fragen, ob Hamburgs Volksentscheid in diesen Zeiten Sinn ergibt. Genau genommen müssten alle Steuerzahler Deutschlands darüber befinden, ob im Falle einer Ernennung der Hansestadt ungefähr 7,4 Milliarden Euro für Sommerspiele in sieben Jahren ausgegeben werden sollen. Denn den größten Teil des Budgets hätte der Staat aufzubringen. Und das ist nur eine erste Kalkulation, lange vor einem möglichen Baubeginn, noch länger vor Schlussfeier und Kassensturz“ (Burghardt, Peter, Schöne Schimäre, in SZ 9.10.2015).

– Hafenunternehmen: „unsolide Kostenschätzung“. Der Umzug der Unternehmen vom Kleinen Grasbrook sei zu niedrig angesetzt; dazu werden Miet- und Pachteinnahmen für Hamburg 2024 eingesetzt, die der Instandhaltung von Hafen und Zufahrtswegen verloren gingen. Dazu lässt der Hamburger Senat viele Kosten nicht über den Haushalt laufen, um die Schuldenbremse einhalten zu können. So laufen Kosten über die Hamburg Port Authority (HPA) oder über öffentliche Unternehmen unter dem Dach der Hamburgischen Gesellschaft für Vermögensverwaltung mit z. B. Hamburg Messe oder der Wohnungsbaugesellschaft Saga-GWG und Sprinkenhof (Seifert, Dirk, Hafenverband sagt „unsolide“ und „vorläufige Schätzung“, in fairspielen.de 9.10.2015).
Die Bewerbung München 2018 lässt grüßen! Da gab es die „Zwangsverpflichteten“ von OB Christian Ude wie Stadtwerke München, Messe München, Olympiapark GmbH, Flughafen München etc. Und bei Hamburg 2024 gibt es die „Zwangsverpflichteten“ von Bürgermeister Olaf Scholz.

– Handelsblatt: Hamburg 2024 vor dem Aus. „Der Hamburger Traum von Olympia droht frühzeitig zu platzen. Die Bundesregierung will offenbar die von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) geforderte hohe Beteiligung an den Kosten nicht mitmachen. (…) Berlin habe der Hansestadt klar signalisiert, dass der Bund nicht mit sechs Milliarden Euro dabei sein werde, erfuhr das Handelsblatt aus Regierungskreisen. Damit ist acht Wochen vor der Volksabstimmung in Hamburg völlig unklar, wie das Projekt seriös finanziert werden soll. (…)
Scholz gestand am Donnerstag ein, der Bund habe der Finanzierung bislang noch nicht zugestimmt, zeigte sich aber optimistisch“ (Olympia-Traum nicht zahlen, in handelsblatt.de 9.10.2015).

-Pressestimmen zu den 11,2 Milliarden Euro:
Katharina Grimm in stern.de: „Der jährliche Haushalt von Hamburg beträgt rund 12 Milliarden Euro. (…) Statt ein neues Stadtviertel, das dank der Spiele durch staatliche Zuschüsse entstehen könnte, selbst zu entwickeln, wird viel verkauft (…) Die Elbphilharmonie, ein schillerndes Aushängeschild für die Hansestadt – ärgerlich ist dabei die Kostenexplosion. (…) Klar ist nur eines: Der Steuerzahler muss die Zeche zahlen. Ähnliches ist bei den Olympischen Spielen zu befürchten“ (Hamburg, bitte keine Olympischen Spiele! in stern.de 8.10.2015).
Christoph Kapalschinski in handelsblatt.de: „Die mehr als unklare Finanzierung ist eine zu große Belastung, um in Zeiten der Flüchtlingskrise grünes Licht für das Milliardenprojekt Olympia zu bekommen. Schließlich ist Olympia in Hamburg ein Luxusprojekt“ (Olympia wird zu überflüssigen Luxus, in handelsblatt.de 9.10.2015).
Michael Rosentritt in tagesspiegel.de: „Nur mögen die Deutschen, die nicht in Hamburg leben, unter diesen Voraussetzungen immer noch die Jugend der Welt begrüßen? Vielleicht sollte ja der Bund seine Bürger nochmal fragen, ob ihnen Olympia in Hamburg sechs Milliarden Euro oder mehr wert wäre. Das wird er aber bestimmt nicht tun“ (Muss Hamburg derart alimentiert werden? in tagesspiegel.de 9.10.2015).
Die Welt: „Aus politischen Kreisen in Berlin war auf Nachfrage zu hören, dass die von Hamburg erbetene Summe von mehr als sechs Milliarden Euro nicht gezahlt werden würde – das würde die jetzt vorgestellte Kostenrechnung aushebeln“ (Noch keine Einigung mit Bund über Olympia-Kosten, in welt.de 9.10.2015).
Heinz Peter Kreuzer zitiert in deutschlandfunk.de den Olympiakritiker Dirk Seifert: „Olympiagegner Seifert würde die Milliarden stattdessen gezielt für den sozialen Wohnungsbau einsetzen. Denn die Kritiker fürchten, dass die Wohnungen, die bei Olympia entstehen würden, zu teuer und nur für wohlsituierte Menschen erschwinglich seien. Die sozial Schwachen würden hinten runter fallen. Die Olympiaplaner betonen, ein Drittel der Neubauten würde sozial gefördert, ein Drittel frei finanziert, ein Drittel würden Eigentumswohnungen“ (Kritik für Hamburger Finanzplan, in deutschlandfunk.de 10.10.2015).
Philipp Woldin in welt.de: „Gibt es bis zum 29. November keine verbindlichen Zusagen des Bundes, müssten die Hamburger über eine Bewerbung abstimmen, ohne zu wissen, ob diese finanziell überhaupt realistisch ist. (…) Hamburg muss sich bis spätestens Februar 2016 mit dem Bund verständigen, dann muss die Stadt weitere Unterlagen beim IOC einreichen“ (Nun beginnt das Feilschen um die Olympia-Milliarden, in welt.de 11.10.2015).

– Oympiakritik aus der Wissenschaft: Positionspapier Hamburger WissenschaftlerInnen zur Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele 2024. Dazu aus einem Beitrag in der SZ: „In dem Positionspapier thematisieren die vier Verfasser ein ‚unkalkulierbares finanzielles Risiko‘ und eine ’soziale Verdrängung‘ und hinterfragen eine ökologische Nachhaltigkeit des Projekts. Wesentliche Konfliktpunkte der Bewerbung blieben unerwähnt. (…) Der Vorstoß der Wissenschaftler ist der erste heftige öffentliche Gegenwind für Hamburgs mögliche Olympia-Bewerbung, die am 29. November zur Wahl steht. Bei der Bürgerbefragung muss eine einfache Mehrheit für die Austragung der Spiele erreicht werden, zudem müssen 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja stimmen – in Hamburg sind das etwa 260 000 von 1,3 Millionen Wahlberechtigten. Werden die Zahlen nicht erreicht, muss der Deutsche Olympische Sportbund die bereits eingereichte Bewerbung zurückziehen“ (SID, „Manipulative Züge“, in SZ 15.10.2015).

– Finanzierung von Hamburg 2024 steht nicht. „Hamburgs Senat scheint ein Finanzierungsproblem für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu bekommen. Wie das ‚Hamburger Abendblatt‘, die ‚Welt‘ sowie das ‚Handelsblatt‘ übereinstimmend berichten, ist der Bund nicht bereit, die von Scholz geforderte Summe von 6,2 Milliarden Euro beizusteuern. (…) Der Hamburger Senat kalkuliert mit Gesamtkosten für das Sportfest in Höhe von 11,2 Milliarden Euro. Abzüglich voraussichtlicher Gewinneinnahmen soll die öffentliche Hand demnach rund 7,4 Milliarden Euro bezahlen. Bürgermeister Scholz hatte bei der Präsentation des Finanzberichtes in der vergangenen Woche gesagt, dass Hamburg 1,2 Milliarden davon tragen würde – den Rest müsse der Bund übernehmen. (…) Scholz hatte mehrfach betont, für die Olympischen Spiele keine Schulden machen zu wollen. Auch eine höhere Investition als 1,2 Milliarden Euro schloss er aus. Er hatte angedeutet, eher aus dem Rennen auszusteigen, als die Hamburger Finanzen zu ruinieren“ (Bund erteilt Scholz‘ Milliarden-Wunsch eine Absage, in spiegelonline 15.10.2015).

– Das muss den Hamburgern reichen! DOSB-Präsident Alfons Hörmann sieht keine Probleme mit den Sicherheitskosten, den Hafen-Umzugskosten etc. Zum Finanzreport Hamburg 2024 sagte er: „Mehr Klarheit braucht ein Bürger aus Hamburg nicht“ (DPA, Hörmann sieht Hamburger ausreichend über Olympia informiert, in zeit.de 14.10.2015).
Und damit basta!

– „Feuer und Flamme“: vom IOC gelöscht. Hamburg darf das Logo für seine Olympia-Bewerbung laut Bild nicht mehr benutzen, weil das IOC den offiziellen Kandidaten die Verwendung der olympischen Flamme verbietet. Dies sei Hamburg schon Mitte September mitgeteilt worden (Hamburg darf Olympia-Flamme nicht mehr nutzen, in ndr.de 16.10.2015).

– Ganz Deutschland. „Nach Hamburger Hochrechnungen müsste der Bund alles in allem mehr als fünfmal so viel bezahlen wie der Stadtstaat Hamburg. Man könnte die Frage stellen, warum dann nur in Hamburg abgestimmt wird und nicht deutschlandweit“ (Burghardt, Peter, Aumüller, Johannes, Erste Fehlkalkulation, in SZ 17.10.2015).

– Hamburg-2024-Lobbyist Kahrs fordert mehr Geld. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs aus Hamburg ist praktischerweise haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied im Aufsichtsrat der Hamburger Bewerbungsgesellschaft. Kahrs fordert nun mehr Geld vom Bund für Hamburg 2024. „Es hätte sich ja jeder bewerben können. Am Ende ist in Deutschland Hamburg ausgewählt worden. Das hat ja nicht Hamburg entschieden, damit ist es keine Hamburger Bewerbung mehr, sondern jetzt bewirbt sich die Bundesrepublik Deutschland“ (Reese, Jonas, Streit um Olympia-Kosten, in deutschlandfunk.de 17.10.2015).
Erstens hat der DOSB die Entscheidung Hamburg gefällt. Zweitens bewirbt sich der DOSB. Drittens, wenn Deutschland die olympische DOSB-Rechnung – so um die 15 Milliarden Euro mindestens -, bezahlen soll, sollte man all jene befragen, welche die Rechnung bezahlen müssen: die Wahlberechtigten in Deutschland. Das würde allerdings nicht gut ausgehen für Hamburg 2024. 

– „Hamburg ist schon tot“: So titelte Andreas Rüttenauer in taz.de: „Olympia Hamburg gibt es bisher nur als Modell. Das wird wohl auch so bleiben“ (Ebenda). Rüttenauer verurteilte das Vorgehen von Olaf Scholz, 1,2 Milliarden Euro aus Hamburg beizusteuern und 6,2 Milliarden Euro vom Bund zu verlangen: „Was Scholz da gemacht hat, ist eine Erpressung, die ihresgleichen sucht. (…) Und klar ist jetzt auch, dass die Hamburger Wählerinnen und Wähler bei der Volksabstimmung über die Olympiabewerbung nicht wissen, welche Folgen ihr Votum hat. Sie wissen, welche Kosten der Senat ansetzt, sie wissen aber nicht, wer diese tragen soll. Die Bürgerinnen und Bürger vor diesem Hintergrund am 29. November zur Wahl zu rufen, darf man getrost als Unverschämtheit bezeichnen“ (Rüttenauer, Andreas, Hamburg ist schon tot, in taz.de 17.10.2015).

– DFB-WM-2006-Skandal schadet/schadet nicht Hamburg 2024. Willi Lemke, Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für Sport: „Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, kann man einen Schaden für die Olympia-Bewerbung nicht vollkommen ausschließen“ (VW, FIFA, DFB: Hamburgs Olympia-Pläne gefährdet? in ndr.de 19.10.2015). – Joachim Kellner, Professor für Marketing: „Die Frage ist nicht, wie es sich auswirkt, sondern wie stark. Und ich glaube, das ist ziemlich katastrophal. (…) Die Denke ist: Wenn sie beim Fußball betrogen haben, warum sollen sie nicht auch bei Olympia betrügen? (…) Bis zur Abstimmung im November ist das Thema nicht abgegessen. Es fängt ja gerade erst an. Das ist für Hamburg grauenhaft“ (Ebenda). – Sylvia Schenk, im Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft Hamburg 2024: „Das läuft alles gut“ (Jansen, Jonas, Friede, Freude, Fischbrötchen, in faz.net 25.10.2015. Schenk, ehemals Präsidentin des Bundes deutscher Radfahrer, wechselt fröhlich die Seiten, immer mit ihrer Mitgliedschaft bei Transparency International wedelnd). – FIS-Präsident Gian-Franco Kasper: „Die Hamburger werden sich zweimal überlegen, ob sie voll und ganz Ja sagen zu Olympia. Einfach, weil man denkt: Es ist sowieso alles korrupt“ (DPA, Funktionäre fürchten Schaden für Olympia-Bewerbung, in welt.de 25.10.2015). DOSB-Präsident Alfons Hörmann: „Wir haben aus der gescheiterten Bewerbung für München 2022 gelernt und sind in Hamburg von Anfang an den Weg der Transparenz gegangen“ (Ebenda). Interessant 1) München 2022 war also nach höchstpersönlichem Eingeständnis des DOSB-Präsidenten nicht transparent – das haben wir von NOlympia schon immer behauptet. Interessant 2) Hamburger Transparenz: Was ist mit den geschrumpften Sicherheitskostenn, siehe oben? Was ist mit den Umzugskosten der Hafenbetriebe? Was zahlt der Bund – sicher nicht die geforderten 6,2 Milliarden Euro, die bei der Endabrechnung sowieso nicht reichen würden! – Die Lösung hat Alt-IOC-Mitgied Walther Tröger: „Hamburg ist eine Shopping-Stadt par excellence. Das muss dem IOC und seinen Frauen klar gemacht werden“ (Kauflust der Frauen soll Olympia-Zuschlag bringen, in welt.de 26.10.2015).
In Paris und Rom gibt es ja auch kaum etwas zu kaufen…

– BUND Hamburg empfiehlt NEIN. Der BUND Hamburg hat zwei Wochen vor dem Referendum am 29.11.2015 die Hamburger aufgerufen, mit NEIN zu stimmen. Die Hafenumsiedlung habe gravierende ökologische Auswirkungen, die Folgen für die Elbe durch Zuschüttung des Travehafens ebenso, die versprochenen nachhaltigen Auswirkungen vermag der BUND nicht zu sehen, die OlympiaCity werde auch durch die geplante Privatfinanzierung nicht ökologisch etc. (PM BUND empfiehlt „Nein“ beim Olympia-Referendum, in bund-hamburg.bund.net 15.10.2015).
ZUR PM: BUND empfiehlt „Nein“ beim Olympia-Referendum. Dazu gab es ein Positionspapier vom BUND. Prof. Hubert Weiger, der Vorsitzende des BUND, besuchte am 20.10.2015 die geplanten olympischen Baustellen: den Kleinen Grasbrook: Er soll komplett abgesiedelt werden, ohne dass bekannt ist, wo die Hafenunternehmen angesiedelt werden. Dazu kommt der Travehafen, der zugeschüttet werden soll. Der Travehafen hat aber eine hohe Wertigkeit als „Kinderstube“ für die Elbfische. Durch ein Zuschütten verschwinden wichtige „Retentionsflächen“ (PM Rückenwind aus Berlin, in bund-hamburg-bund.net 20.10.2015). Der BUND-Vizegeschäftsführer Paul Schmid sagte zur DOSB-Einladung an BUND und NABU (siehe unten): „Wir haben die Einladung zu der Erklärung abgelehnt. Wir unterschreiben nichts vor einem Referendum“, da dies als „verkapptes Ja zu Olympia“ interpretiert werden könne (Veit, Sven-Michael, Umweltschützer uneins, in taz.de 21.10.2015).

– NABU-Vorstand macht bei Hamburg 2024 mit. Der NABU Hamburg lieferte das ökologische Feigenblatt ab und nahm an der Einladung des DOSB teil: „Der rot-grüne Senat, der Zukunftsrat, der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Olympische Sportbund unterzeichneten am Dienstag eine entsprechende Absichtserklärung“ (Enge Zusammenarbeit für nachhaltige Spiele vereinbart, in welt.de 20.10.2015). Der NABU-Vorsitzende und ehemalige grüne Umweltsenator Hamburgs, Alexander Porschke, räumte „unterschiedliche Meinungen“ im NABU ein (Veit 21.10.2015). 

– Erweiterter NABU-Vorstand gibt keine Empfehlung ab. „‚Auf seiner gestrigen Sitzung hat der erweiterte Vorstand des Nabu Hamburg einstimmig beschlossen, angesichts der Chancen und Risiken der Olympiabewerbung keine Empfehlung für das anstehende Referendum abzugeben“, sagte Alexander Porschke, Vorsitzender des Nabu Hamburg. Für eine belastbare gemeinsame Empfehlung zum Referendum gebe es noch zu viele Unklarheiten. (…) Damit muss die Olympiabewerbung ohne die Unterstützung der großen Umweltverbände auskommen: Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte sich explizit gegen die Spiele ausgesprochen“ (Nabu gibt keine Empfehlung für Referendum ab, in welt.de 23.10..2015).

– Hamburg-24-Propagandafilm fast ohne Sportler. „Imagefilm reloaded: Weil kaum Sportlerinnen in einem Werbefilm für die Hamburger Olympia-Initiative zu sehen waren, muss der Streifen nach Kritik und Spott in den sozialen Medien überarbeitet werden“ (DPA, Panne bei Imagefilm für Hamburger Olympiabewerbung, in zeit.de 22.10.2015).
Aber Sportler sind doch nicht das Wichtigste am Sport: Ohne die Sportfunktionäre gibt es doch gar keinen Sport …

– NOlympia-Kongress in Hamburg: Vom 23. bis 25. Oktober 2015, Uni Hamburg, von-Melle-Park 9, Programm unter: http://nolympia-kongress.de/

– Olympischer Sicherheits-Rabatt. Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London berechnete man für die Sicherheitskosten 1,7 Milliarden Euro. Bei Hamburg 2024, zwölf Jahre später, setzten die Kostenplaner von Olaf Scholz im Oktober 2015 461 Millionen Euro an. „Von den 461 Millionen Euro entfallen 278 Millionen auf Polizeiarbeit, die Feuerwehr erhält 145 Millionen Euro. An Hilfsorganisationen gehen 18,9 Millionen, nach Schleswig-Holstein 5,4 Millionen, die Projektsteuerung kostet etwas mehr als 13 Millionen Euro. (…) 10.000 zusätzliche Polizistinnen und Polizisten aus anderen Bundesländern sind eingeplant, dazu kommen noch 500 Feuerwehrmänner und -frauen. Geht es nach den Olympia-Planern in Hamburg, soll der Bund und andere Bundesländer die zusätzlichen Kräfte bezahlen – deshalb tauchen diese Kosten in unbekannter Höhe auch nicht im Sicherheitsbudget auf“ (Woldin, Philipp, Olympia-Sicherheit zum Schnäppchenpreis, in welt.de 24.10.2015: Hervorhebung WZ). – Komisch: Im Juni 2015 kostete die olympische Sicherheit noch 1,38 Milliarden Euro, wie ein streng vertrauliches Sicherheitskonzept der Polizei feststellte (Fengler, Denis, 1,38 Milliarden Euro für sichere Spiele in Hamburg, in welt.de 15.6.2015). Dazu Andreas Bellinger in ndr.de: „Dass Hamburg mit dieser essenziellen Frage erstaunlich locker umzugehen scheint, offenbarte sich schon bei den ersten Plänen für das olympische Dorf. Die selbst vor 43 Jahren in München schon obligatorischen Zäune fehlten; die Zuschauer sollten sogar mitten durch das Dorf zum Olympiastadion pilgern. Das mutet ebenso weltfremd an, wie die sicher liebenswerte Idee, die Athleten auf dem Wasser zur Eröffnungsfeier zu schippern. Wunderschön und spektakulär, aber eben vor dem Hintergrund latenter Terrorgefahr ziemlich gewagt“ (Bellinger, Andreas, Olympia: Jetzt entscheiden die Bürger, in ndr.de 26.10.2015).

– Das große Geld für Hamburg 2024. „Mehr als 70 verschiedene Unternehmen hat der Hamburger Bau-Milliardär Alexander Otto bereits davon überzeugt, jeweils zwischen 15.000 und 100.000 Euro für die Bewerbungskampagne ‚Wir sind Feuer und Flamme‘ zu spenden. Seitdem klar ist, dass Berlin als nationaler Konkurrent aus dem Rennen ist, sind noch einmal mehr als zwei Millionen Euro dazugekommen. Insgesamt hat Otto, der mit seinen ECE-Einkaufszentren reich geworden ist, bislang drei Millionen Euro eingesammelt. Damit lassen sich viele Events organisieren und Kühlschrankmagneten in Feuerflammenform herstellen. Zwanzig Agenturen, die sonst miteinander um Aufträge kämpfen, trommeln gemeinsam für die Spiele – und sind deutlich lauter als die Gegner, wie etwa die Wissenschaftler, die in ihrer ‚Olympiakritik‘ anzweifeln, dass die Ethik-Regeln wirklich eingehalten werden. Und aus Studien zitieren, die belegen sollen, dass die Ausrichtung der Spiele nur selten einen nachhaltigen Bonus für die jeweiligen Städte gebracht hat, wie die Befürworter versprechen“ (Jansen, Jonas, Friede, Freude, Fischbrötchen, in faz.net 25.10.2015).

– St. Pauli empfiehlt nicht! Der HSV, die Hamburg Towers und viele andere Sportvereine wurden vom DOSB zum Jubeln verdonnert: Nur der FC St. Pauli gibt seinen Mitgliedern keine Richtung vor (Alle machen Olympia-Werbung – außer St. Pauli, in shz.de 27.10.2015).
Zur Erinnerung: Bei der Bewerbung München 2022 fand das Vierfach-Referendum am 10.11.2013 statt. Am 9.11.2013 platzierte der FC Bayern in allen großen Münchner Tageszeitungen eine ganzseitige Anzeige pro München 2022. Das  war eine Fehlinvestition – München 2022 wurde am Tag danach vierfach abgewählt.

– Hamburger Landesrechnungshof bleibt beim Nein. Die Parlamentarische Geschäftsführerin von Die Linke, Heike Sudmann, schrieb in einem Beitrag: „In der anschließenden politischen Debatte verwies die rot-grüne Regierungskoalition gerne darauf, dass der Rechnungshof die Risiken noch gar nicht beurteilen könne, da das IOC sich ja reformieren wolle und daher auch die Verträge anders als bisher aussehen könnten. Tja, dumm gelaufen. Im September 2015 veröffentlichte das IOC den Vertragsentwurf für Olympia 2024. In der Sitzung des Sportausschusses erklärte der Rechnungshof auf meine Frage zu dem Vertragswerk: ‚Wir haben (…) eigentlich trotz der in der Tat hier und da weicheren Formulierung keine wesentlichen Abweichungen zu dem Vorgängermodell gefunden – wesentlich in dem Sinne, dass die Stadt sich also anschließend sehr viel besser stehen würde, wenn sie zu diesen Bedingungen abschließen dürfte und nicht zu denen, die jetzt etwas Peking akzeptieren musste. Also da hat sich nicht viel geändert‘ (vgl. Wortprotokoll der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Sport und Olympia und sechs weiterer Ausschüsse vom 09.10.2015, S. 10/11)“ (Sudmann, Heike, Olympia  2024: Der Lack blättert, BürgerInnenbrief 10/2015).

– Aus einem Kommentar im Freitag zu Hamburg 2024: „Das IOC bildet seit vielen Jahren gigantische monetäre Rücklagen aus den Einnahmen der olympischen Spiele, während die Gastgeber regelmäßig mit großen Schuldenbergen zurück bleiben. Bezahlen muss am Ende natürlich der Steuerzahler. Wir alle dürfen also Jahre für diese Schulden arbeiten gehen. Die Knebelverträge des IOC tun ihr Übriges. Nach Ansicht eines Universitätsprofessors der Universität Regensburg sind die Verträge des IOC nach deutschem Recht als sittenwidrig zu beurteilen. Sie belasten die Gastgeber einseitig, während das IOC seine Monopolstellung ausnutzt. (…) Neuerdings werden Pläne für derartige Großevents mit Worten wie Nachhaltigkeit und Zukunftsgerichtetheit angereichert. Nach den Hamburger Senatsplänen soll die Olympiahalle zu einem Kreuzfahrtterminal umfunktioniert und das Olympiastadion auf eine Kapazität von 20.000 Personen zurück gebaut werden. Das klingt in der Tat nachhaltig, ändert letztlich aber nur wenig: Den Plänen zufolge soll ein Olympiastadion für eine Kapazität von 70.000 Personen errichtet werden. Und das für nur ein paar Wochen! Die hierdurch verursachten Kosten stehen zum Nutzen völlig außer Verhältnis, ein solcher Bau wäre schlicht höchst unwirtschaftlich. Ein Großteil des Stadions soll wieder abgerissen werden. Alternativ könnte man genauso gut einfach im ganz großen Stil Geld verbrennen. Rückbau auf eine Kapazität von 20.000 Zuschauer? Wozu?“ (Nein zu Olympia! in freitag.de 26.10.2015).

– Kein Geld für Hamburg 2024 aus der Wirtschaft. 50 Millionen Euro kostet die Bewerbung mindestens. Die Bundesregierung will zehn Millionen Euro beisteuern, Hamburg 15 Millionen Euro. Fehlen 25 Millionen Euro, die aus der Wirtschaft kommen sollen. „Umso überraschender die Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage (Drucksache 21/1969) von Heike Sudmann (DIE LINKE). (…) Die einzige feste Zusage gibt es von der Hamburger Hochbahn, die die Bewerbung durch ‚ein Sponsoring (Finanz- und Sachleistungen) von bis zu 100.000 Euro in den Jahren 2016 und 2017 unterstützt. Wir Hamburger/innen bekommen so über die HVV-Ticketpreise (nächste Fahrpreiserhöhung um 1,9 Prozent zu Januar 2016) einen Vorgeschmack darauf, wie der Senat in Zukunft in kleinen Dosen seine Olympiaträume finanzieren wird“ (Vrenegor, Nicole, Bewerbungskosten: 25 Millionen aus der Wirtschaft? Bisher 0 Zusagen! in fairspielen.de 30.10.2015; Olympia kostet Hamburg viel mehr – Wirtschaft hält sich raus, in linksfraktion-hamburg.de 29.10.2015).

– Budget gegen Kiel 2024: 1.600 Euro. Die Linke klebt in Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen, bis zur Abstimmung am 29.11.2015 500 Plakate und verteilt 25.000 Flyer: Das Budget von 1.600 Euro sei, wie der Kreissprecher Florian Jansen feststellte, „auf keinen Fall auf Augenhöhe“ (Hiersemenzel, Christian, Linke sagt Nein zu Olympia, in kn-online.de 30.10.2015). Für Jansen hat sich die Stimmung geändert: „Der Lack ist ab. Immer mehr Menschen beginnen, kritische Fragen zu stellen“ (Ebenda). Die geschätzten Kosten in Kiel von 123 Millionen Euro seien für die hochverschuldete Stadt ein absoluter Größenwahn. Auch der Werbefaktor ist kein echter. Jansen: „Wer sich wirklich für Segeln interessiert, kennt d