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Lob für www.nolympia.de
Vom 3. bis 6. Oktober 2011 findet an der Sporthochschule Köln die 7. „Play the Game“-Konferenz mit dem Titel „Bringing change to the heart of sport“ statt. Am 4.10. lief der Themenblock „Mega-Events und Sportskandale“. Der Sportjournalist Daniel Drepper berichtete in seinem Blog vom Vortrag des Briten John Beech mit dem Titel „Sports Mega Events and the Increasingly Loud ‚Anti‘-Voice:
“Der Brite John Beech schätzt, dass 250 Millionen Pfund für nicht erfolgreiche Bewerbungen für Olympia 2012 ausgegeben wurden – verschwendetes Geld. Der Rückhalt der Bürger wird immer wichtiger, auch für das IOC. So müssen Bewerber auch angeben, ob es eine Gegenbewegung zu großen Projekten gibt. Bewerber müssen immer stärker auf mögliche Kosten von Bewerbungen schauen. So gibt es auch Touristen, die gerade wegen der Spiele im Sommer 2012 nicht nach London kommen. Gibt Bürgerjournalismus den Anti-Olympia-Stimmen mehr Raum? Beech hat Anti-Olympia-Webseiten rausgesucht und untersucht. Die ersten, die er gefunden hat, waren von 1998 gegen die Spiele in Nagano (mittlerweile abgeschaltet), London, Sotschi, Chicago. Nolympia München 2018 war bisher eine der professionellsten Anti-Olympia-Webseiten, sagt Beech” (Daniel Drepper).
(John Beech ist Head of Sport & Tourism, Centre for Sustainable Regeneration, Coventry University, UK)
Vergleiche: Beitrag Daniel Drepper und Ankündigung Sporthochschule Köln
Programm (mit Folien)
„Die Bauern von Garmisch“
Am 2.10.2011 zeigte das Bayerische Fernsehen den Film „Die Bauern von Garmisch“ von Ludwig Ott.
Auf Youtube ist er in drei Teilen abrufbar:
Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=fwhxW2dXSUo&feature=related
Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=1XyidW5cOs8&feature=related
Teil 3: http://www.youtube.com/watch?v=tU1w7iYNE5k&feature=related
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Josef Neckermann im Kritischen Olympischen Lexikon
Es gibt ein neues Stichwort im Kritischen Olympischen Lexikon zum Thema NS-Sportfunktionäre: die prekäre Karriere von Josef Neckermann. Hier wird der Werdegang des Olympiasiegers und Sportfunktionärs aufgezeigt, der im NS-Regime über „Arisierung“ von jüdischen Kaufhäusern seinen Aufstieg begann.
München zahlt schon wieder
Eine Million Euro lässt sich München das Endspiel des Fußball-Europa-Cups in der Allianz-Arena kosten. Soviel verlangt die UEFA für das jährliche Endspiel. Bei Gesamtkosten von 1,3 Millionen Euro ist dies kein schlechtes Geschäft für die UEFA.
Dazu musste OB Ude einen kleinen, „inhaltlich nicht folgenreichen Fehler“ einräumen: Der Stadtrat war nämlich nicht gefragt worden (Einstimmig in die Königsklasse, in sueddeutsche.de 5.10.2011; Staudinger, Melanie, Teure Party, in SZ 5.10.2011). Aber schließlich kann sich Ude auf diesen „sportlichen“ Stadtrat verlassen: Am 5.10.2011 segnete der Münchner Stadtrat im nachhinein einstimmig den Vorgang ab (Einstimmig für die Königsklasse, in SZ 6.10.2011).
Garmisch-Partenkirchner Schuldenschanze II
Am 10.10.2011 diskutierte der Garmisch-Partenkirchner Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung über die im Jahr 2008 gebaute große Sprungschanze und der Kostensteigerung ihres Baus. Der Bayerische Kommunale Prüfungsverband (BKPV) hatte diese Kostensteigerung von 89 Prozent festgestellt, da auch noch die geplante Hangtribüne und die Flutlichtanlage in den bisherigen Kostenaufstellungen entfallen waren. Die Mehrkosten mussten von der Gemeinde komplett getragen werden, da sich die öffentlichen Zuschüsse auf die ursprüngliche Bausumme von 9,9 Millionen Euro bezogen und nicht auf die (vorläufig) endgültige von 17,24 Millionen Euro. CSU und SPD drängten auf eine öffentliche Aussprache im Gemeinderat; der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Hannes Krätz, erklärte die öffentliche Diskussion aus Gründe der Vertragsgestaltung aber für unzulässig (Holzapfel, Matthias, Kostensteigerung beim Bau der Olympia-Sprungschanze: Ruf nach öffentlicher Debatte wird lauter, in merkur-online 5.10.2011).
Der Kommunale Prüfungsverband warf in seinem Bericht Bürgermeister Schmid und seiner Verwaltung unnötigen Zeitdruck, ungeschickte Auftragsvergabe, verspätete Planung, Intransparenz gegenüber dem Gemeinderat und lückenhafte Dokumentation des Bauprojektes vor. In nur einem Jahr wurden Abriss, Planung und Neubau durchgezogen. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Siegrid Meierhofer bemerkte dazu: „Im März 2008 waren Kommunalwahlen. Die Schanze sollte ein Argument für die Wiederwahl des Bürgermeisters sein“ (Effern, Heiner, Den Absprung verpasst, in sueddeutsche.de 6.10.2011; Hoffmann, Nadja, Verband: Kostenexplosion von 89 Prozent, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 8.10.2011).
Am 19.10.2011 erteilte die Gemeinderatsmehrheit von CSB und Freien Wählern trotzdem, aber erwartungsgemäß mit 16 zu 14 Stimmen Bürgermeister Schmid einen umfassenden Freibrief: „kein Fehlverhalten oder Pflichtverletzungen“, „keine Einleitung dienst-, arbeits- oder disziplinarrechtlicher Maßnahmen sowie oder haftungsrechtlicher Schritte oder Regressforderungen“. Kommentar des Bürgermeisters Schmid: „Der Wähler hat gewusst, dass es teurer wird“ (Bau der Olympia-Schanze: Freispruch für das Rathaus, in merkur-online 20.10.2011).
Heiner Effern schrieb in der SZ: „Der Persilschein umfasst auch die Verwaltung. Damit keiner auf dumme Gedanken kommt, durften die Gemeinderäte mehrheitlich noch erklären, künftig auf alle rechtlichen oder dienstaufsichtsrechtlichen Schritte zu verzichten… Das System Schmid funktioniert wie eh und je“ (Effern, Heiner, Persilschein für den Bürgermeister, in SZ 21.10.2011)
Das Ergebnis: Niemand trägt Schuld, niemand trägt Verantwortung – ein typisch deutsches Phänomen.
Siehe auch hier.
Programmierte Olympische Gefahren
Die Olympischen Jugendspiele sind ein Lieblingskind des IOC-Präsidenten Jacques Rogge und sollen sich als weitere Cash Cow entwickeln (vergleiche auch hier). Nach den ersten Olympischen Jugend-Sommerspielen 2011 in Singapur finden im Januar 2012 die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck statt.
Nun wurde das neue Geschäftsmodell recht überstürzt entwickelt. Deshalb müssen die 17- bis 18-jährigen Bobfahrer in den schweren Erwachsenenbobs starten: Leichtere Bobs kosten mehr als die 40.000 Euro, die ein schwerer Bob kostet. Die Jugendlichen werden in 180 Kilogramm schweren Zweierbobs mit bis zu 120 km/h zu Tal rasen. „Die Idee, Schüler in Erwachsenenbobs fahren zu lassen, gilt als Schnapsidee“ (Kreisl, Volker, Experiment im Eiskanal, in SZ 5.10.2011; Hecker, Anno, Crashcurs für Bob-Novizen, in faz.net 16.11.2011).
Schon für erwachsene Bobfahrer erweisen sich die Rennen als sehr gefährlich, siehe den Tod des georgischen Rodlers in Vancouver 2010. Falls in Innsbruck etwas passiert, muss man Vorsätzlichkeit unterstellen.
DOSB berechnet seine Wichtigkeit selbst
Der Bundesminister des Innern ist für den Sport zuständig. Der derzeitige Antsinhaber Hans-Peter Friedrich machte seit Amtsantritt den für Bundesinnenminister üblichen Kotau vor dem DOSB, siehe Bewerbung München 2018. Auch eine weitere Bewerbung befürwortet Friedrich: „Ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, auch künftig für die Ausrichtung sportlicher Großveranstaltungen wie Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland anzutreten“ (Nach Olympia-Absagen an Leipzig und München: Innenminister Friedrich für neue Bewerbung, in LVZ-online 8.10.2011).
Das scheint ein unabdingbares Credo deutscher Innenminister zu sein: Vermutlich erhält man dieses Amt ohne ein solches Bekenntnis nicht.
Im Oktober 2010 erhielt Friedrich von der Deutschen Sporthilfe in Berlin eine Urkunde, dass er als „offizieller Förderer des deutschen Spitzensports“ zu gelten habe. Diese Urkunde kommt die deutschen Steuerzahler doch recht teuer: 132 Millionen Euro bezahlten sie im Jahr 2011 für den Elitesport. Der DOSB rechnete die Summe flugs auf den Einzelnen um und kam auf drei Euro: Das hört sich billiger an als 132 Millionen Euro. Und so tönte DOSB-Präsident Bach: „Die drei Euro sind gut angelegt“. Er möchte diesen Betrag gern noch erhöht sehen (Herrmann, Boris, Gold macht glücklich, in SZ 6.10.2011).
Wir erinnern an dieser Stelle lieber nicht an Spitzensport als Spritzensport, an körperliche Schäden der Hochleistungssportler, an Korruption im Sport und andere unschöne Dinge, die derzeit weltweit thematisiert werden.
Der DOSB bringt zu solchen offiziösen Veranstaltungen üblicherweise auch die entsprechende pseudowissenschaftliche Untermauerung mit: An diesbezüglichen Institutionen und Sportwissenschaftlern herrscht – auch dank der großzügigen öffentlichen Alimentierung des Spitzensportsektors – kein Mangel. Diese Funktion übernahm der Sportökonom Christoph Breuer, der im Auftrag der deutschen Sporthilfe eine Erhebung zur Vorbildfunktion des Sports durchgeführt hat.
Als Ergebnis hat Breuer herausgefunden, „dass für 91 Prozent der Bundesbürger deutsche Athleten eine Vorbildfunktion haben und sich zwei von drei Deutschen über ‚eigene‘ Olympiamedaillen freuen“ (Ebenda). Für Breuer ist seine eigene Untersuchung ein Beweis: „Das zeigt, welche Relevanz der Spitzensport für die Gesellschaft hat.“ Breuer fand auch heraus, dass 67 Prozent der Deutschen bereit wären, drei Euro pro Jahr „zur Erfüllung nationaler Medaillensehnsüchte“ zu spenden: „Und der Staat soll ruhig was drauflegen, die Bürger wollen es so! – das ist die klare, fast schreiende Botschaft dieser Forschungsarbeit“ (Ebenda).
„Forschungsarbeit“? Breuer ist Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln und sitzt im Kuratorium für die Verleihung des DOSB-Wissenschaftspreises. Er erarbeitete im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) in Köln und des DOSB den Sportentwicklungsbericht 2007/2008 und 2009/2010 (www.dshs-koeln.de 2.8.2011; www.bisp.de 23.6.2009).
Wen wundert da das Umfrageergebnis von 91 Prozent der Befragten, für die deutsche Spitzensportler eine Vorbildfunktion haben!
Auf die Frage nach der Meinung der Befragten zu Doping oder Korruption antwortete Breuer: „Wir haben die Disfunktionen nicht untersucht“; dafür habe das Geld nicht gereicht (Herrmann 6.10.2011).
Auch wenn der Staat den Spitzensport noch mehr unterstützt – zur Untersuchung dieser Fragen wird das Geld sicher nie reichen.
DOSB lobt Sotschi
Vom 9. bis 12.10.2011 besuchte eine Delegation des DOSB den Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014, Sotschi. Die DOSB-Delegation unter Leitung des DOSB-Generaldirektors Vesper fand dort Gegebenheiten vor, die sonst niemand dort vorfindet.
Vesper lobte die dortige Entwicklung: „Sotschi baue fleißig, Sotschi plane klug, alles im Lot in Sotschi“ (Kreisl, Volker, Alles klar in Sotschi in SZ 19.10.2011).
Da fällt einem sporthistorisch Interessierten doch ein, wie Vesper die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking und das chinesische Regime gelobt hatte.
Vesper wurde in der DOSB-Pressemitteilung so zitiert: „Es entsteht ein riesiges Wintersportzentrum, in dem wir 2014 sicher hervorragende Olympische Winterspiele erleben werden“ (DOSB-Besuch in Sotschi: Gut gerüstet für 2014, PM www.dosb.de 19.10.2011).
Danach werden viele Sporteinrichtungen wieder abgebaut; die Wunden in der Landschaft aber bleiben.
„Die Infrastruktur, die für die Spiele momentan entwickelt wird, ist ein wichtiges Erbe für die Stadt Sotschi und die Region Krasnodar“ (Ebenda).
Diese Infrastruktur nützt Sotschi in weiten Teilen nichts bzw. schadet der Stadt und der Region.
„All diese Einrichtungen werden zunehmend zur Lebensqualität der Einwohner beitragen“ (Ebenda).
Sofern die Einwohner nicht vertrieben wurden, werden die Übriggebliebenen wenig davon haben.
Im Gegensatz zu Vesper kündigte der Generalsekretär des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), Thomas Pfüller, im September 2011 „schwierige Spiele“ an und warnte vor einer Kostenexplosion für den DOSB (Sotschi: Vesper kritisiert Eingriffe in Natur, in zeitonline 18.10.2011). „Pfüller war ernsthaft besorgt, ob dem DOSB in Zeiten knapper Kassen klar sei, was demnächst, in zweieinhalb Jahren, auf ihn zukommt“ (Kreisl 19.10.2011)
Vergleiche zu Sotschi auch: Erfahrungen mit Olympischen Winterspielen und Pressemitteilung Viola von Cramon
Vogelschutz-Pharisäer
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hatte die Bewerbung München 2018 bis zuletzt – mit dem DAV als Hauptpartner der Naturschutz-Verbände – unterstützt. Sein Geschäftsführer in Garmisch-Partenkirchen, Michael Schödl, trat als dezidierter und bedingungsloser Befürworter von München 2018 auf: Bei einer erfolgreichen Bewerbung hätte der LBV über ein Projekt in Millionenhöhe profitiert.
Außerdem bekam der LBV im Jahr 2010 von seinem Haushalt in Höhe von knapp 10 Millionen Euro 31 Prozent öffentliche Zuwendungen: Da liegt ein „Ja“ zur Bewerbung nahe.
Der LBV traf sich nun zur Jahresversammlung am 23. Oktober 2011 in Garmisch-Partenkirchen. Der Ort wurde in der Hochphase der Bewerbung ausgesucht. LBV-Präsident Ludwig Sothmann sagte dazu: „Die Auswahl von Garmisch-Partenkirchen als Ort für diese Versammlung ist also kein Zufall.“ Und dann berichtere Sothmann vom unglaublichen Widerstand des LBV gegen Olympische Spiele 2018: „Nämlich die Spiele grundsätzlich abzulehnen, aber in der Fachkommission Umwelt der Betreibergesellschaft weiter mitzuarbeiten“ (Rechenschaftsbericht zur LBV-Delegiertenversammlung am 22.10.2011 in Garmisch-Partenkirchen).
Und der LBV-„Widerstand“ wäre sogar noch weitergegangen: „Denn für den Fall, dass der Markt mit München und dem Berchtesgadener Land den Zuschlag bekommen hätte, hatte sich der Verband vorbehalten, hier energisch gegen die Ausrichtung zu protestieren “ (Jahresversammlung des Landesbundes für Vogelschutz: Protest bleibt aus, in merkur-online 23.10.2011; Nein zur 3. Startbahn – ja zur Kerosinsteuer, in www.lbv.de 23.10.2011).
Was für eine Strategie! Und wie mutig im Nachhinein! Und so raffiniert und elegant! Bravo! Nur: Bei einer erfolgreichen Bewerbung wäre diese LBV-Tagung wohl eher ein Jubelunternehmen DAFÜR geworden – angesichts des geplanten Millionenprojektes.
Die Arbeit bzw. der Widerstand kam von Nolympia und den aus der Bewerbung ausgetretenen Umwelt- und ernstzunehmenden Naturschutzorganisationen, NGOs und Einzelpersonen. Es hätte dem LBV besser angestanden, wenn er diese Bewerbung mit ihren verheerenden Folgen gerade in Garmisch-Partenkirchen nicht unterstützt und damit dem Widerstand nicht in den Rücken gefallen wäre!
IOC sucht händeringend Bewerber für Olympische Winterspiele 2022
Schon für die Olympischen Winterspiele 2018 hatten sich nur drei Bewerber gefunden: Annecy, München und Peongchang. Klimawandel, Kosten und Zerstörungen der Natur sorgen für ein weltweites olympisches Unwohlsein. Die Kandidatenorte für Olympische Winterspiele 2022 müssen inzwischen überredet und überrumpelt werden: Das besorgen die nationalen Olympischen Komitees und Sportverbände.
– Die Bewerbung von Denver/Colorado wird durch das US Olympic Committee vorangetrieben. Pikante Vorgeschichte: Denver hatte schon 1969 vom IOC die Olympischen Winterspiele 1976 zugesprochen bekommen und lehnte danach 1972 über eine Volksabstimmung die Spiele ab, die dann ersatzweise nach Innsbruck gingen. Fast 60 Prozent der Wähler waren gegen die Spiele: Sie befürchteten – schon damals – unkalkulierbare ökonomische Kosten und ökologische Schäden.
– Davos/St. Moritz wird von Swiss Olympic in die Bewerbung getrieben.
– Oslo wurde von den nationalen Wintersportverbänden und vom norwegischen IOC-Mitglied Gerhard Heiberg benannt (Olafsen, Mattias, Oslo ist Olympia-Bewerbung für 2022 einen Schritt näher, in www.skispringen.news.de 25.10.2011). „Sogar im reichen und sportorientierten Norwegen gibt es besorgte Stimmen derer, welche die Milliarden an olympischen Kosten besser in Schulen oder Straßen oder anderen öffentlichen Projekten investiert sehen möchten“ (Bergkund, Nina, Views and News from Norway, in www.newsenglish.no 25.10.2011).
– Die norwegischen Milliarden hätte die verarmte Ukraine gar nicht: Dennoch will sich Lwiw (Lemberg) bewerben unter dem Projekt „Olympia-Hoffnung 2022“ (Lwiw will Winterspiele 2022 ausrichten, in sueddeutsche.de 16.10.2011).
Lwiw und die Ukraine können nur hoffen. dass sie die Spiele NICHT bekommen.
– Und natürlich vergisst das IOC auch München 2022 nicht. IOC-Mitglied und FIS-Präsident Gian-Franco Kasper forderte München zu einer umgehenden neuen Bewerbung auf: „Eine Pause wäre schlecht“ (Kasper fordert München zur Bewerbung für 2022 auf, in zeitonline 25.10.2011).
Man erinnere sich, wie Kasper in Oslo den Schnee rühmte und genüßlich daran erinnerte, dass dieser in Garmisch-Partenkirchen bei der Ski-WM 2011 doch sehr wenig war!
Auch der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich assistierte umgehend und rühmte die Bewerbung München 2018: „Sie hat weltweit eine positive Resonanz hinterlassen“ (Wonke, Dieter, Nach Olympia-Absagen an Leipzig und München: Innenminister Friedrich für neue Bewerbung, in LVZ-online 8.10.2011).
Und so wird das IOC bis zur Vergabe 2015 weiter alle Bewerberorte loben und umschmeicheln: Eine davon wird dann die Olympische Melkkuh 2022.
Olympisches Dorf ohne Olympische Spiele
Ende Oktober 2011 wurden die Reformpläne der Bundeswehr bekannt: Der Standort Dachauerstraße wird NICHT geräumt. Die über 1300 erhaltenswerten Bäume, die vom Olympischen Dorf bedroht gewesen wären, können stehen bleiben. Das Totschlagargument „Wohnungsbau“, mit dem sich alle Naturzerstörungen in München durchsetzen lassen, wird wohl diesmal nicht ziehen, zumindest vorerst.
Nun gibt es dank OB Ude schon den baumlosen Marienhof wegen einer Zweiten S-Bahn-Stammstrecke ohne Olympische Spiele (vergleiche hier).
Man sollte ihn schnellstens zur Wiederherstellung des Marienhofes auf eigene Kosten verpflichten!
Inzwischen kämpft er weiter um das Bundeswehrgelände. Hier soll das ursprünglich geplante Olympische Dorf ohne Olympische Spiele gebaut werden – trotz des Widerstands der Bundeswehr. Einige ihrer Mitarbeiter würden sich sogar an Bäume ketten, um diese zu retten (Riedel, Katja, „Jetzt ist die Angst weg“, in SZ 27.10.2011). Ude wird demnächst für die Bebauung des Bundeswehr-Parks bei Verteidigungsminister de Maizière vorstellig werden (Schmidt, Peter T., Patzig, Johannes, Bundeswehr gibt Flächen frei, in merkur-online.de 26.10.2011; Patzig, Johannes, Ude will Bundeswehr-Fächen noch nicht aufgeben, in merkur-online.de 27.10.2011; Lode, Silke, Riedel, Katja, Rückzug aus München – aber nur zum Teil, in SZ 27.10.2011).
Hoffentlich vergebens! Man kann sich sonst vorstellen, dass sich auch Anwohner und parkbegeisterte Münchner an dem Widerstand gegen die Baumfällungen beteiligen werden.
Der Sportausschuss des Bundestages schläft nicht nur!
Ende September lautete der Titel eines Artikels in zeitonline „Nickerchen im Sportausschuss“. Jens Sejer Andersen von „Play the Game“ präsentierte kritische Thesen zum Spitzensport vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages. „Der Großteil der Ausschussmitglieder reagierte abwehrend, machte sich klein… Vor allem die Mitglieder der Regierungsfraktionen wirkten desinteressiert bis undiszipliniert. Nicht alle konnten während der dreistündigen Sitzung die Augen offenhalten, manche spielten mit ihrem iPad“ (Fritsch, Oliver, Nickerchen im Sportausschuss, in zeitoline 29.9.2011).
Was macht die Sportdemokratur mit solcher Kritik? Genau. Die Ausschussmitglieder MdB Klaus Riegert (CDU) und MdB Joachim Günther (FDP) stellten den Antrag, die Sitzungen des Sportausschusses ab sofort unter Auschluss der Öffentlichkeit abzuhandeln. Und sie waren erfolgreich mit den 10 Stimmen von CDU, CSU und FDP: Schon sind die Sitzungen nichtöffentlich (Weinreich, Jens, Crowdsourcing: Wie erzieht man Polit-Hampel und Wahrheitsallergiker, die im Bundestag unter sich bleiben wollen? Blog 28.10.2011).
Die sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Viola von Cramon, kam sich „ein bißchen wie bei Putin“ vor (Herrmann, Boris, „Wie bei Putin“, in SZ 28.10.2011).
Michael Reinsch schrieb in der FAZ: „Dass die Sportpolitiker von Union und Freien Demokraten der Öffentlichkeit die Tür ins Gesicht schlagen, ist nur deshalb kein Skandal, weil sie die Bedeutung des Ausschusses, der vor zehn Jahren noch die Entschädigung für Opfer des Dopings in der DDR initiierte, ohnehin längst unterminiert haben“ (Reinsch, Michael, Spiel mit verdeckten Karten, in faz.net 26.10.2011).
Und Grit Hartmann stellte im Deutschlandfunk fest: „Die Medaillenzähler in DOSB und BMI verfügen über ein robustes Immunsystem gegen Forderungen aus dem Bundestag. Bisher mussten sie Hartnäckigkeit kaum fürchten. Nicht einmal, wenn Haushaltsfragen, und damit das Hoheitsrecht des Parlaments, berührt sind. Nach welchen Kriterien die Steuermillionen im Hochleistungssektor weiterverteilt werden – das ist bis heute top secret“ (Hartmann, Grit, Sportgespräch – Über die Bedeutung der Sportpolitik im Deutschen Bundestag, in dradio 20.11.2011).
Da zu der „Öffentlichkeit“ auch Studenten, Lobbyisten und sogar der DOSB gehören, sind diese damit samt und sonders ausgeschlossen.
Samt und sonders? Da wird es interessant, ob der DOSB beim Sportausschuss draußen vor der Türe bleibt…
Natürlich bleibt der DOSB mitten drin: Bei der 40. Sitzung (nichtöffentlich) des Sportausschusses am 9.11.2011 darf der DOSB über die grandiose Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Winterspiele München 2018 berichten – und das Arbeitsprogramm des DOSB 2011 bis 2014 vorstellen (Mitteilung vom 3.11.2011). Und auch der ständige Beobachter des DOSB im Sportausschuss, Christian Sachs, durfte teilnehmen: Er war als „Experte“ eingeladen (Drepper, Daniel, Spoortausschuss: Thomas Bach ohne Öffentlichkeit, www.danieldrepper.de 8.11.2011).
Man sollte den Sportausschuss des Deutschen Bundestages umbenennen in: DOSB-Sportausschuss des Deutschen Bundestages…