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November 2015

Zur Abwahl von Hamburg 2024 am 29.11.2015 unter “Aktuelles”: hier
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In eigener Sache: Wegen der entsetzlichen Ereignisse am 13.11.2015 in Frankreich wird die Sport-Berichterstattung darüber sehr zurückhaltend sein.

Webseite-Besucher
Im Oktober 2015 besuchten 32.167 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Oktober 2015 hatten wir damit 1.396.705 Besucher: Wir bedanken uns für das nach wie vor anhaltende Interesse.

Neu unter “Aktuelles”:
Doping Russland (2): Die Wada-Untersuchung (12.11.2015, wird laufend aktualisiert);
Fußball-WM 2006: Blatters WM-Kabinett 2000 – und was daraus wurde (21.10.2015); Leichtathletik-WM 2015 in Peking (21.8.2015; wurde aktualisiert); Fifa-Kongress Mai 2015 und Folgen (4.6.2015 bis 10.10.2015); Hamburg 2024: Keine Bürgerbefragung!; Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen; Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?; Berliner Senat ist nicht Charlie; Boston 2024: Privatbewerbung eines Baukonzerns; Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften
2015 neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
23.7.2015: Eurosport; 20.6.2015 (aktualisiert 26.11.2015): Aserbaidschan-Sport; 21.5.2015: Beilschmidt, Rolf; 25.1.2015 Aktualisiert nach Pechstein-Urteil: Court of Arbitration for Sport (Cas); 20.1.2015: DFB gegen Galopprennbahn; 19.1.2015: Afrika-Cup 2015; 19.1.2015: Handball-WM 2015; 17.1.2015: Deripaska, Oleg; 7.1.2015: Gazprom-NTW; 1.1.2015: Totalitärer Sport-Terminkalender
Laufend aktualisiert:
Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2024: hier; 9-10/2014: hier; 11/2014 – 3/2015: hier. Ab April 2015 “Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024″ in der laufenden Chronologie unter IV.
Gazprom-Chronik – Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1) bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gazprom-Chronik (3) ab 9/2014: hier; Gazprom-Chronik (4) ab 11/2014: hier

Studie von Sylvia Hamberger und Axel Doering: Der gekaufte Winter – Eine Bilanz der künstlichen Beschneiung in den Alpen (wird ab 8.12.2015 aktualisiert)

Für einen etwas theoretischeren Hintergrund siehe meinen Text vom Oktober 2015:
Das System des Homo industrialis – Einführung in das finale Denken
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In eigener Sache
Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, wenn auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird. Tut eh niemand.
Dr. Wolfgang Zängl

Die Gliederung im November 2015 sieht so aus:
I: Zitate des Monats
II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden
III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden
IV: Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.
VII: Sport-Millionen und -Millionäre
VIII: Totalitärer Sport-Terminkalender
IX: Doping-News
X: Die Sportsender ARD/ZDF
XI: Überraschungspunkt: IOC = IAAF = Fifa

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I: Zitate des Monats

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sieht bei dem Referendum am 29.11.2015 eine Mehrheit ab 50,01 Prozent: „Das ist dann demokratisch legitimiert“ (Drexler, Martina, Müller, Gerd, Deutscher Olympia-Chef: 50,01 Prozent reichen, in kn-online.de 4.11.2015).
Hörmanns neue Bescheidenheit… oder Angst?

Der Sportdirektor von Rio 2016, Rodrigo Garcia, zur Wasserqualität der Guanabara-Bucht, wo die olympischen Segelwettbewerbe stattfinden werden: „Es darf nicht passieren, dass ein Boot im Unrat stecken bleibt. (…) Die Stadt operiert auch mit sogenannten Eco-Barrieren – Schranken, die den Unrat zurückhalten – sowie Eco-Booten, die den Müll sammeln“ (Stauffer, René, „Wir können nicht die ganze Bucht reinigen“, in tagesanzeiger.ch 5.11.2015).
Alles Eco!

Herbert Fischer-Solms zur Rolle von Theo Zwanziger im DFB-Skandal: „Angesichts dieser Sachlage ist es nicht unangemessen, Zwanziger in diesem Fall als falschen Fünfziger zu bezeichnen“ (Mehl, Albert, Herbert Fischer im Interview zu „janusköpfigem“ Theo Zwanziger und DFB-Affäre, in giessener-anzeiger.de 6.11.2015).

IAAF-Präsident Sebastian Coe zum Doping-Skandal um Lamine Diack und wem auch immer in der Leichtathletik: „Das sind dunkle Tage für unseren Sport“ („Dunkle Tage“, in nzz.ch 8.11.2015). Der wahre Sebastian Coe äußerte sich bei seiner Wahl im August 2015 zum Doping-Problem der IAAF – aus der August-Chronologie: „Dazu passten die Äußerungen von Sebastian Coe, designierter Nachfolger von IAAF-Präsident Lamine Diack: Coe schimpfte über “selbsternannte Experten” und sprach von einer “Kriegserklärung an meinen Sport” (Knuth, Johannes, “Eine Kriegserklärung”, in SZ 6.8.2015).
Fragt sich, wer hier dem Sport den Krieg erklärt hat.

Sebastian Coe nach seiner Wahl zum IAAF-Präsidenten am 19.8.2015: „Die Zuschauer müssen glauben, dass die Leistungen im Stadion auf legalem Weg zustande kommen“ (Knuth, Johannes, Russlands Leichtathletik droht der Ausschluss, in SZ 10.11.2015).
Glauben heißt: nicht wissen.

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II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden

– Geld, aber kein Interesse. Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Behindertensportler in Katar: „Die  Hitze von fast 40 Grad Celsius war an der Grenze des Zumutbaren, die gähnende Leere im Stadion von Doha ernüchternd. (…) Dem Zufall überließen die Kataris bei der bisher größten WM nichts, die reichen Gastgeber scheuten keine Kosten und Mühen. Doch die mangelnde Zuschauerresonanz und die klimatischen Gegebenheiten konnten sie nicht ändern“ (Leistungsschübe vor leeren Tribünen, in sueddeutsche.de 1.11.2015). Bundestrainer Willi Gernemann sprach von einem „skurrilen Bild. Die Kataris haben zwar Geld, aber offensichtlich kein Interesse am Sport“ (Ebenda). Vergleiche: Katar-Sport

– Hubschrauber-Segeln. „Die olympischen Segelwettbewerbe in Rio de Janeiro werden für Stau im Luftverkehr sorgen. Der Santos Dumont Airport in Rio wird an Regatta-Tagen für viereinhalb Stunden geschlossen. Dies bestätigte die Regierung. Die Einflugschneise des Flughafens liegt über der Guanabara Bay. Die Wettbewerbe dort sollen von Helikoptern aus übertragen werden“ (SID, Segler stoppen Luftverkehr, in SZ 6.11.2015).
An die „Wir-berechnen-alles-Institute“: Geht das auch alles in eure klimaneutrale Bilanz von Rio 2016 ein?

– Nächster Angeklagter: Lamine Diack. Der seit 1999 und bis August 2015 amtierende Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, ist von den französischen Justizbehörden angeklagt worden. (Der IAAF residiert in Monaco.) Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. „Die Wada-Ermittler seien auf ein ‚Mafia-ähnliches Geflecht‘ gestoßen, aufgezogen von Diack und seinen Söhnen. Das Anti-Doping-Ressort der IAAF habe weniger der Aufklärung gedient, sondern als Geschäftsmodell, mit dem sich die Familie Diack bereichert haben soll, mit Dollé als Teilhaber. Die Diack-Söhne Papa, jahrelanger Marketingberater der IAAF, und Khalid sowie der Anwalt Cissé wurden in einem Fall angeblich mit einer Liste gedopter russischer Athleten beim russischen Verband vorstellig, kurz vor den Olympischen Spielen 2012. Es begann ein Spiel aus Erpressungen und Deals. (…) Diack senior soll ‚mehr als eine Million Euro‘ damit erlöst haben, positive Dopingproben zu vertuschen. Und auch Sohn Papa Diack sei wegen seiner ‚aktiven Rolle‘ zur Fahndung ausgeschrieben“ (Knuth, Johannes, Erpressung über die Söhne, in SZ 7.11.2015).

– Russischer Sportminister Vitali Mutko aggressiv. Mutko spielte die Bedeutung der französischen Untersuchung herunter und sagte der Tass, dass das alte Management schon ausgetauscht wurde. Mutko: „Bei uns gibt es Doping-Probleme wie im Rest der Welt auch“ („Dunkle Tage“, in nzz.ch 8.11.2015).
Bezahlt der Rest der Welt wirklich auch an Diack & Co und die IAAF, um ertappte Dopingsünder freizukaufen?

– Sebastian Coe hatte „keine Ahnung“. „“Die jüngsten Vorwürfe seien ‚widerlich‘, sagte Coe. Von Erpressung habe er, der acht Jahre bei Diack als Vizepräsident in die Lehre gegangen war, ‚keine Kenntnis'“ (Knuth, Johannes, „Widerlich“, in SZ 9.11.2015).

– Wada-Report fordert Ausschluss Russlands.
Am 9.11.2015 veröffentlichte die Wada-Untersuchungskommission den Report von Richard Pound, Richard McLaren und Günter Younger zum WDR-Film über das Doping-System in Russland (zum Report mit 335 Seiten: hier). „Und jetzt berichtete Pound, das alles noch viel schlimmer sei, er erzählte von ‚Korruption und Schmiergeld-Praktiken auf höchster Ebene in der Welt-Leichtathletik. (…) Als Begründung zog Pound den Tatbestand des ’staatlich gestützten Dopings‘ heran. (…)  Die Ermittler ordneten viele Akteure aus der ARD-Dokumentation der Betrugsseite zu, sie fügten sogar weitere Darsteller dazu, die zeigten, wie tief das Betrugssystem in Russland Wurzeln geschlagen hat. Im Verband habe eine ‚Kultur des Betrügens‘ geherrscht, die teils bis heute andauere. Gregory Rodschenkow, Chef des von der Wada akkreditierten Anti-Doping-Labors in Moskau, soll insgesamt 1417 Dopingproben zerstört haben. Ein zweites, baugleiches Labor habe offenbar dazu gedient, Dopingproben vorzutesten; die Kontrolleure ließen positive Proben verschwinden, negative reichten sie an die offiziellen Testbehörden weiter“ (Knuth, Johannes, Russlands Leichtathletik droht Ausschluss, in SZ 10.11.2015; Hervorhebung WZ).- „Pounds Kommission sollte ein paar Monate später feststellen, dass es neben dem Wada-akkreditierten Labor in Moskau noch ein zweites gibt, das über die gleichen Apparate und wissenschaftlichen Kenntnisse verfügt. Mutmasslich wurden dort Urinproben von gedopten Athleten Vorkontrollen unterzogen. Waren sie sauber, gingen sie weiter an das offizielle Labor“ (Geisser, Remo, Schweinestall Leichtathletik, in nzz.ch 9.11.2015). Richard Pound zur Involvierung des russischen Staates: „Ich glaube nicht, dass es irgendeine andere mögliche Schlussfolgerung gibt. Sie können es nicht nicht gewusst haben“ (Rilke, Lukas, Das  große Ausmisten, in spiegelonline 10.-11.2015).

– Sport-Staat Putin-Russland. Zu dieser kriminellen Energie kommt der Druck vom Staat: „Der Bericht spricht zudem von ‚direkter Beeinflussung des russischen Staates bei den Moskauer Laborprozessen‘. Agenten des russischen Geheimdiensts FSB sollen die Labore in Moskau und während der Winterspiele 2014 in Sotschi überwacht und ein ‚Klima der Einschüchterung‘ verbreitet haben. Staatliche Eingriffe waren derart verbreitet, so Pound, dass Witali Mutko, der russische Sportminister, unmöglich nichts von all dem habe wissen können; Mutko soll sogar angeordnet haben, Proben zu vernichten“ (Ebenda). – „Wie das Beispiel Russland zeigt. Trainer setzen Sportler unter Druck und fungieren als Drogendealer. Die Cheftrainer, Mediziner und Verbandsbosse fördern dieses System. Die vermeintlichen Dopingbekämpfer schützen es. In Russland war der Chefmediziner des Verbandes, Sergei Portugalow, ein Dopingdealer, der auch für die Athleten Pläne zur effizienten Einnahme von Medikamenten erstellte und sogar selbst die Spritzen setzte. Ausserdem war er eine zentrale Figur, wenn es darum ging, die Sportler unter dem Radar der internationalen Kontrollsysteme zu halten. Wer bezahlte, blieb sauber. Dafür sorgte Portugalow zusammen mit dem Direktor des Moskauer Labors, Gregori Rodschenko. Dieser ersetzte den Urin von Dopern durch saubere Wässerchen oder liess Tests fehlerhaft durchführen. Seine Unverfrorenheit zeigte sich im Dezember 2014, als die Wada eine Kontrolle des Labors ankündigte. Rodschenko räumte nach eigenen Worten ein wenig auf – und zerstörte 1417 Dopingproben“ (Geisser 9.11.2015).
Zur Erinnerung: Wladimir Putin forderte am Oktober 2015 von der UN eine Resolution zur “Ent-Politisierung” des Sports (Back in Russia, Bach speaks out against political boycotts, in usatoday.com 21.10.2015).
„Entpolitisierung des Sports“: nicht schlecht! Putin müsste z. B. seinen Sportminister von direkten Eingriffen in die Dopingpolitik abziehen und seine FSB-Geheimdienstmannen sofort aus den Labors zurückziehen!

– Der merkwürdige Mister Reedie. Hauptberuflich ist Craig Reedie eigentlich Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. „Der hatte vor einem Jahr zwar Pounds Kommission auf die russische Leichtathletik angesetzt, dem Vernehmen opponierte er intern aber gegen eine derartige Mission. Die Daily Mail hatte zudem enthüllt, dass Reedie im Sommer sanfte E-Mails an Witalij Mutko schickte, den russischen Sportminister: Man werde schon nichts ausgraben, was die Partnerschaft zu Russland beeinträchtigt, beteuerte Reedie. Die Wada-Kommission stellte in ihrem Bericht nun pikiert fest: ‚Derartige Zusicherungen wurden gegeben, bevor die Vorwürfe gegen Russland überhaupt untersucht werden konnten.‘ Was Reedie jetzt, in einem Interview mit der New York Times, gar nicht leugnet. Er bedauert vor allem, dass die E-Mail in die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Was die Frage aufdrängt: Welche Rolle spielt der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur lieber: Kontrolleur oder Beschützer des Sports? (…) Die Wada, schrieb der Guardian zuletzt, habe sich ‚in ein zahmes Biest verwandelt, gefesselt von ihrer Verfassung und ihrem Budget‘. Zuletzt nahm die Agentur 26 Millionen Dollar jährlich ein, ein kümmerlicher Betrag, um ein weltumspannendes Netz gegen Dopingtäter zu knüpfen. Andererseits hängt sie an den Gremien des Sports (Knuth, Johannes, Zahmes Biest, in SZ 13.11.2015).
Aber das soll doch so sein: dass die Wada abhängig ist und ein „zahmes Biest“. Deshalb wurde Reedie ja auf den Chefposten gesetzt.

– IAAF suspendiert Russland – vorerst. Sportminister Mutko will dies bis zu dem Olympischen Spielen 2016 bereinigt wissen. Hochsprungtrainer Jewgeni Saagorulko gab sich uneinsichtig: „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen“ (Russlands Sportminister beschwichtigt, in spiegelonline 14.11.2015).
Die Spatzen sind in diesem Fall ziemlich groß! Hinter den Kulissen läuft mit Sicherheit zwischen IAAF und Putin-Sport-Russland längst das Zulassungsprocedere der russischen Leichtathleten für Rio 2016!

– Und das IOC? „Das IOC hält fest, dass die Gründe für diese Untersuchung sich auf Handlungen beziehen, die in der Vergangenheit liegen“ (Leicester, John, Former IAAF head investigated in Russia doping probe, in AP 4.11.2015). – „“Aufgrund seiner Null-Toleranz-Politik gegen Doping wird das IOC alle notwendigen Maßnahmen und Sanktionen einleiten…“ (IOC entzieht Diack die Ehrenmitgliedschaft, in spiegelonline 10.11.2015).
Doping ist – wie im aktuellen IAAF-Skandal – immer erst dann für das IOC ein Problem, wenn Doping offenkundig ist, bewiesen und an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Vergleiche zum Folgenden auch unter „Aktuelles“: Doping-Russland (2): Die Wada-Untersuchung

– Bach: Russland auf „gutem Weg“! IOC-Präsident Thomas Bach besuchte das Treffen der europäischen Olympischen Komitees in Prag und berichtete, „er habe ein gutes Gespräch mit Alexander Schukow, dem Chef des russischen Olympischen Komitees, geführt“ (SID, Schnelle Strafen, in SZ 21.11.2015). Laut Schukow sollen alle am Doping Beteiligen zur Verantwortung gezogen werden.
Da würde es leer werden in der Aschenbahn! Interessant: Niemand spricht mehr von unrichtigen Anschuldigungen gegenüber Russland – da war wohl die Beweislage zu erdrückend.
„Gedopte Athleten würden nach den Standards internationaler Anti- Doping-Regeln bestraft. Zudem würden sich die russische nationale Anti-Doping-Agentur, das Anti-Doping-Labor in Moskau sowie der nationale Leichtathletik Verband dem Wada-Code unterwerfen. ‚Wir haben das mit großer Zufriedenheit registriert‘, sagte Bach“ (Ebenda).
Das russische Doping-White-Washing ist im vollem Gang.
Dazu passt, dass der Präsident des European Olympic Comittee (EOC), der einschlägig bekannte Patrick Hickey, Russland schon die Generalabsolution erteilte – dabei ist der Wada-Bericht über das systematische russische Dopingsystem gerade einmal zwei Wochen bekannt. „Er wolle russische Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sehen, sagte Hickey laut der russischen Nachrichtenagentur Tass in Prag… Es sei an der Zeit für das EOC, das Nationale Olympische Komitee Russlands zu unterstützen“ (Becker, Christoph, Europa-Spiele 2019 finden in Russland statt, in fazt.net 20.11.2015). Hickey zum russischen System-Doping: „Ich glaube, dass Russland zukünftig in einer Führungsrolle vorangehen kann“ (Trotz Dopingskandal: Russland soll Europaspiele 2019 ausrichten, in zeit.de 21.11.2015).
Dazu aus einem Kommentar von Thomas Kistner in sueddeutsche.de: „Die klarste Reaktion aber steuert Leichtathletik-Chef Wadim Selitschenok bei, der die böse Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gern zurückstutzen würde: ‚Niemand bestreitet, dass sie sehr wichtig ist. Aber mir scheint, dass sie zu viele Vollmachten bekommen hat.‘ (…) Wer einen IOC-Vize wie den Doping-Verharmloser Craig Reedie an der Wada-Spitze und einen weiteren Abkömmling der alten Funktionärsschule, Sebastian Coe, an der Spitze der globalen Leichtathletik weiß, braucht nicht zu befürchten, dass die Milliardenindustrie mit der (naturgemäß weithin manipulierten) Körperleistung auf Dauer Schaden nimmt durch die Russen-Affäre. Zur Sicherheit hat Bach erklärt, dass sein IOC nicht die Autorität hätte, Russland von den Spielen auszusperren. Warum auch? Das IOC ist nur Besitzer der Spiele. Es wird also noch allerlei Theater fürs Publikum aufgeführt, bevor, kurz vor Beginn der Rio-Spiele 2016, die Entwarnung vom IOC kommt: Russlands Sport hat sich selbst gereinigt – wir heißen Putins porentief saubere Athleten willkommen!“ (Kistner, Thomas, Wie viel Ulm mit Moskau gemein hat, in sueddeutsche.de 20.11.2015).

– Russland auf noch besserem Weg! Zur Belohnung für das raffinierte Dopingsystem mit doppeltem Anti-Doping-Labor von Putin-Russland soll der Doping-Staat die European Games 2019 bekommen – mit den Austragungsorten Sotschi und Kasan. Nachdem Diktator Ilham Alijev aus Aserbaidschan im Jahr 2015 die Erstauflage der European Games austragen durfte, ist nun Putin-Russland 2019 dran. Patrick Hickey: „Russland ist weiterhin der  bevorzugte Partner des EOC für die European Games 2019“ (Trotz Dopingskandal: Russland soll Europaspiele 2019 ausrichten, in zeit.de 21.11.2015).
Vorschlag für die European Dictator Games 2023: Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan…
Im Ernst: Es ist schon so unglaublich wie vorhersagbar, mit welcher Chuzpe das IOC und Internationale Sportverbände über den Wada-Bericht zum russischen System-Doping hinweggehen und die Sport-Szene – wie IOC-Präsident Thomas Bach – gesundbetet nach dem Motto: Null Toleranz (gegenüber den Kritkern des IOC-Dopingssystems).

– Rio 2016: doppelt so viel Sicherheitskräfte wie bei London 2012. „Brasilien hat nach den verheerenden Terroranschlägen in Paris die Sicherheit bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) versichert. (…) Bei der größten Sportveranstaltung der Welt setzt Brasilien auf doppelt so viel Personal wie Großbritannien 2012 in London, neben 47.000 Sicherheitskräften stehen 38.000 Soldaten bereit“ (SID, Brasilien „garantiert“ Sicherheit bei Olympischen Spielen 2016, in zeit.de 15.11.2015).

– Gegen Abholzung uralter Wälder für Skipisten in Peongchang 2018. Der Schweizer Naturschutz veröffentlichte folgenden Aufruf: „Im Februar 2018 finden in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang die 23. Olympischen Winterspiele statt. Schon jetzt sind Firmen im olympischen Auftrag dabei, Regenwald abzuholzen, wo 500-jährige Bäume und vier bedrohte Tierarten vorkommen. Dies, um dort neue Skipisten zu bauen, welche lediglich für einige Tage benötigt werden. Helfen Sie mit, dieser unsinnigen Zerstörung Einhalt zu gebieten!
Es ist kurzsichtig, unlogisch und vor allem nicht rückgängig zu machen. Ist der Wald bei Pyeongchang erst einmal gerodet, ist er für immer dahin. Das Internationale Olympische Komitee hat die Spiele in Südkorea zu den ‚Green Olympics‘ erklärt ― sie sollen auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit beruhen. Im Gegensatz zu dieser Erklärung werden nun aber riesige Regenwald-Flächen abgeholzt, um Platz zu machen für Skipisten, welche lediglich für einige Tage genutzt werden“ (Unterschreiben Sie gegen die Olympische Abholzung, in naturschutz.ch 21.11.2015).

– Typische nach-olympische Stimmung London 2012 im Jahr 2015: Zum Stadtteil Stratford schrieb John F. Jungclaussen in der Zeit: „Die Bedürfnisse des Stadtteils? Stratford ist heute auch ein Schauplatz der Schattenseiten, die selbst gelungene Olympische Spiele haben. Ausgerechnet hier haben viele Menschen den Glauben an die erneuernde, wohlstandschaffende Kraft von Olympia verloren. Sie fühlen sich von der rasanten Entwicklung ihres Stadtteils zurückgelassen. (…) Hotels und ein Einkaufszentrum voll mit Luxusboutiquen verbinden den alten Ortskern mit dem neuen Olympiapark, in dem mehr als 10.000 neue Wohnungen entstehen. Das alles hat Jobs geschaffen und Stratford von seiner Trostlosigkeit befreit. Es hat aber auch eine neue Mittelschicht angelockt und die Immobilienpreise in die Höhe schießen lassen“ (Jungclaussen, John F., Die Stille nach dem Schluss, in die zeit 25.11.2015).

Thomas Hahn in der SZ in einem Kommentar zum IOC: „Noch im vergangenen Jahr hat IOC-Präsident Thomas Bach bei Winter-Olympia in Sotschi die Russen für den 50 Milliarden Dollar teuren Irrsinn gelobt… Die Debatten um Menschenrechtsfragen in den nicht-demokratischen Olympia-Ländern China und Russland führte das IOC nicht neutral, sondern im Sinne seiner Gastgeber. Und bei den Urproblemen des Sports, Korruption und Doping, reagierten die Verbände meistens erst, wenn Behörden oder Medien die Autonomie des Sports durchbrachen“ (Hahn, Thomas, Streiche gegen die Skepsis, in SZ 28.11.2015). Und zur IOC-„Agenda 2020“ schrieb Hahn: „Aber erstens ist das Papier der 40 Empfehlungen auch erst aus der Not geboren, nachdem ein europäischer Winterolympia-Bewerber nach dem anderen an der Bevölkerung gescheitert war. Zweitens sind die Spiele dadurch nicht kleiner geworden“ (Ebenda).

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III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden

– Also doch: 6,2 Millionen Düsseldorfer Euros für die Tour de France. „Die Stadt Düsseldorf wird sich für den Start der Tour de France 2017 bewerben. Der Rat der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt entschied sich am Donnerstagabend denkbar knapp mit 40:39 Stimmen dafür, als Kandidatenstadt für den ‚Grand Depart‘ der übernächsten Frankreich-Rundfahrt ins Rennen zu gehen. (…). Denn trotz geheimer Abstimmung war offensichtlich: Nur Stimmen der Republikaner und der AfD verhalfen der Stadt-Regierung zu der 40:39 Abstimmung. Vorstandschef Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sagte der ‚Rheinischen Post’: ‚Das nützt der Stadt, das nützt aber auch dem gesamten Düsseldorfer Sport. Das ist ein Beitrag zur internationalen Positionierung des deutschen Sports.’ (…) Knackpunkt waren die Kosten für das mehrtägige Event. Laut einer Studie soll der „Grand Depart, bestehend aus der Teampräsentation, dem Auftakt-Zeitfahren am Samstag und dem Start zur ersten Etappe die Stadt rund 6,2 Millionen Euro an Zuschüssen kosten. Demgegenüber sollen Effekte für Hotellerie und Gastronomie von 57 Millionen und ein Media-Wert von 30 Millionen Euro stehen. Kritiker hatten die Rechnung angezweifelt“ (Düsseldorf bewirbt sich um die Startetappe, in spiegelonline 6.11.2015). Für London lautete die Milchbubenrechnung: 30 Millionen Euro Antrittsetat, positiver wirtschaftlicher Effekt: 120 Millionen Euro. London war schlauer als Düsseldorf und hat abgelehnt (Ebenda).

 

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IV: Chancenlose Bewerbung Hamburg 2024

 Zur Abwahl von Hamburg 2024 am 29.11.2015 unter “Aktuelles”: hier

– Schönes Bild mit NO. Tausende Anhänger von Hamburg 2024 formten im Stadtpark die fünf olympischen Ringe. Dutzende Olympia-Gegner formten ein „NO“ – gut aus der Luft zu sehen (Tausende Olympia-Fans formten menschliche Ringe, in spiegelonline 8.11.2015).

– Hamburger Zukunftsrat zur Bewerbung Hamburg 2024: „Olympische Spiele können prinzipiell nicht nachhaltig oder in diesem Sinne zukunftsfähig sein. (…) In der Vorstellung der Bewerbung Hamburgs durch Bürgermeister, DOSB-Präsident, Sportsenator und Oberbaudirektor am 9.10. spielte das Nachhaltigkeitskonzept (bis auf die Nachnutzung des Olympiastadions) keinerlei Rolle. (…) Nach der jetzigen Sachlage und in diesem frühen Verfahrensstand kann eine rationale Entscheidung zur Olympiabewerbung, die nicht „die Katze im Sack“ kaufen und hohe Risiken vermeiden will, nur ein „Nein“ sein. Es ist völlig offen, ob und ggf. wann die oben genannten Voraussetzungen und Bedingungen für eine positive Bewerbungsentscheidung nachgeholt werden (können)“ (Zukunftsrat, Ja oder Nein zu Olympia – eine Vertrauensfrage, Hamburg 27.10.2015). „Am 20. Oktober hatten der rot-grüne Senat, Zukunftsrat, der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Olympische Sportbund eine Absichtserklärung für Nachhaltigkeit unterzeichnet“ (Zukunftsrat ist gegen Bewerbung, in ndr.de 1.11.2015). Nun empfiehlt der NABU Hamburg 2024 am 29.11.2015 nicht mehr; der Zukunftsrat ist dagegen , und der BUND war sowieso dagegen. Zum Positionspapier des Zukunftsrats: hier

– Öko-Institut auch bei Hamburg 2024 dabei. Die Agentur Proprojekt und das Architekturbüro AS&P, die mit der Erstellung der Bewerbungsunterlagen beauftragt sind, „haben ihrerseits das Öko-Institut Freiburg und die Sporthochschule Köln mit der Durchführung eines Umwelt-Screenings und eines Nachhaltigkeitskonzepts unterbeauftragt“ (Position des Zukunftsrats zur Olympia-Bewerbung Hamburgs: Ja oder nein zu Olympia – eine Vertrauensfrage, Hamburg 27.10.2015). Vergleiche auch: Quo vadis, Öko-Institut?

– IOC-Knebelvertrag bleibt IOC-Knebelvertrag. Aus einem Beitrag der Abgeordneten Mehmet Yildiz und Özgur Yildiz: „Ein genauer Blick auf den für Hamburg gültigen Host-City-Contract (der Gastgebervertrag zwischen Stadt und IOC, kurz ‚HCC‘) indes bietet aber kaum Änderungen der bisherigen Praxis, Gastgeberstädten Knebelverträge vorzulegen. Ein Blick in das Hauptvertragswerk, die ‚HCC Principles‘, bringt Erstaunliches zutage: So heißt es im Absatz ‚Gesamtschuldnerische Haftung der Gastgeberstadt‘, dass ‚die Gastgeberstadt, das gastgebende NOK (Nationales Olympisches Komitee) und das OCOG (Organisationskomitee) gesamtschuldnerisch für alle ihre Verpflichtungen, Garantien, Zusicherungen und andere Verbindlichkeiten […] unabhängig davon, ob sie einzeln oder gemeinsam eingegangen sind, haften.‘ Es überrascht wenig, dass im gleichen Atemzug das NOK von finanziellen Verpflichtungen ausgenommen wird, gehört der deutsche Vertreter der Olympischen Familie – der DOSB – doch zur Olympischen Gesamtfamilie. Die Gesamthaftung trifft auch dann noch zu, wenn die Einnahmen z.B. aus dem sogenannten Durchführungsbudget (’sog. OCOG-Budget‘, also der Posten, der unmittelbar für die Durchführung der Spiele benötigt wird) nicht ausreichen, um die von Hamburg kalkulierten Durchführungskosten in Höhe von 3,4 Milliarden zu decken. Sollten die Ausgaben die Einnahmen, z.B. aus dem Ticketverkauf, übersteigen, haftet wieder die Stadt. (…) Ohne die vorherige Zustimmung des IOC dürfen weder Verhandlungen mit nationalen, internationalen oder regionalen (nicht)staatlichen Organisationen oder mit anderen Staaten geführt werden, die irgendeine Verbindung zu den Spielen haben. Sprich: Ohne Erlaubnis des IOC darf der Senat weder mit dem Deutschen Roten Kreuz, Umweltverbänden oder Gewerkschaften über die Grundlagen medizinischer Hilfe, Umwelt- oder Arbeitssrechtstandards vor oder während der Spiele reden. (…) Was großspurig von Senat und Olympischer Familie als großer Reformsprung propagiert wird, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Reformlüge. In wesentlichen Bereichen hat sich tatsächlich nichts geändert. Der ‚Hamburger HCC‘ reiht sich in die Riege vorangegangener HCC’s und bleibt somit ein Knebelvertrag, der die Risiken einseitig an die Stadt delegiert, während die Profite von IOC und Top-Sponsoren eingestrichen werden. Zu Recht verwies der Vizepräsident des Rechnungshofes im Ausschuss darauf hin, dass ‚trotz der hier und da weichen Formulierung keine wesentliche Abweichung zu dem Vorgängermodell gefunden‘ wurde“ (Yildiz, Mehmet, Yildiz, Özgür, Von wegen „Olympia-Reform“: Zum Host-City-Contract für Hamburg, in linksfraktion-hamburg.de 3.11.2015; Hervorhebung WZ).

– Die Materialschlacht beginnt. 3.000 Kästen mit Leuchtreklame werden Hamburg bis zum 29.11.2015 „verzieren“. Zwei Millionen Euro stehen der Agentur Faktor 3 Sport mit Geschäftsführer Christian Hinzpeter für Werbung zur Verfügung – über die Handelskammer und Alexander Otto (ECE-Konzern) (Trotier, Kilian, Widmann, Marc, Olympia: Da bahnt sich was an, in Die Zeit 29.10.2015). Im Frühjahr 2015 schien noch alles gut zu laufen für Hamburg 2024. „20.000 Menschen im Dunkeln mit Fackeln in der Hand an der Alster – das war das Bild, das Hamburg im März lieferte, im Rennen gegen Berlin. Frederik Braun (Miniatur-Wunderland; WZ) sagte damals, er habe ‚Pipi in den Augen‘ gehabt“ (Ebenda).
Ein Fall für einen Urologen?
Die nächste Massenschau Mitte November 2015: 10.000 Menschen sollen in den olympischen Farben gekleidet die Olympischen Ringe bilden.
Infantiles Getrappel wie das Miniatur-Olympiastadion… Ob das IOC damit zu beeindrucken ist?
Inzwischen kam die Flüchtlingskrise dazu, die teure Rettung der HSH Nordbank, der Fifa-Skandal, eine Hafenwirtschaft, die nicht vom Kleinen Grasbrook wegziehen will, der Streit mit dem Bund um 6,2 Milliarden Euro (Ebenda; und der DFB-Skandal, nicht zu vergessen). DIE Zeit fragt sich angesichts des von Bürgermeister Olaf Scholz geforderten finanziellen Vertrauens trotz fehlender Zusagen vom Bund: „Die Bürger sollen ihrem Bürgermeister einen Freibrief ausstellen. Eine kühne Taktik ist das, man könnte auch sagen: dreist“ (Ebenda).

– „Jugend gegen Olympia“ verriss die Plakatthemen. U. a.: „Das ermöglicht unserer Stadt neue Wege“: Mobilitätskonzept liegt nicht vor. – „Ja zu grünen Spielen auf dem Grasbrook“: Der NABU empfiehlt kein Ja, der BUND sagt NEIN (s. u.). – „Damit Hamburger nicht länger für Fast Food steht“: „Der vielleicht dreisteste Werbespruch: Wenn Hamburg(er) durch Olympia nicht länger für Fast Food steht, warum gehört McDonald’s (und Coca-Cola) dann zu den Hauptsponsoren von Olympia?“ – „Diese Spiele sind für uns alle ein Gewinn“: „Die Spiele sind vielleicht für IOC und Konzerne ein Gewinn, nicht aber für die durchschnittliche Hamburger Familie. Denn sie wird durch Olympia von steigenden Mieten und sozialer Spaltung bedroht und findet sich im Sommer 2024 in einem Riesengefahrengebiet wieder“ (Eine Analyse der Hamburger Olympia-Plakatkampagne, in jugendgegenolympia.de 1.11.2015).

– Scholz wird nervös. „Alle wollen dasselbe: Olaf in die Elbe“ riefen die Olympiakritiker bei einer Veranstaltung im „Haus des Sports“. Scholz geht – lautstärkemäßig mit Mikro im Vorteil – in die Luft und lässt durch die Polizei räumen (Exner, Ulrich, Olympia-Saboteure bringen Scholz in Rage, in welt.de 3.11.2015).

– Tricky Hörmann. DOSB-Präsident Alfons Hörmann zur völlig ungeklärten Finanzierung von Hamburg 2024 bzw. den fehlenden 6,2 Milliarden Euro durch den Bund: „Wenn der Bund nicht nein sagt, dann ist das für mich die schönste und klarste Form der Zustimmung, die man in einer so frühen Phase erwarten kann“ (SID, Hörmann: Keine Klarheit über Olympia-Finanzierung bis zum Referendum, in zeit.de 6.11.2015).

– Derzeit keine 6,2 Milliarden Euro vom Bund. Hamburg 2024 wartet immer noch auf (unrealistische) Zusagen. Am 10.11.2015 verkündete Sportstaatsrat Christoph Holstein, dass es noch keine Einigung gebe (Keine Einigung mit dem Bund über Olympiafinanzierung, in zeit.de 10.11.2015).

– BUND Hamburg: Entscheidende Informationen fehlen. „Obwohl bis heute alle Briefwahlunterlagen verschickt sein sollen und bereits seit mehr als einer Woche per Post über Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 abgestimmt werden kann, fehlen aus Sicht des BUND entscheidende Informationen für die Wählerinnen und Wähler. ‚Der Senat und die Bewerbergesellschaft haben mehrfach angekündigt, dass Hamburg das Thema Nachhaltigkeit im Vergleich zu den Mitbewerbern ganz nach vorne stellen wird. Belege dafür gibt es nicht‘, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. (…) Auch das für Ende Oktober 2015 zugesagte Mobilitätskonzept lasse weiter auf sich warten. Während der Spiele müssten in Hamburg ca. 500.000 Menschen zusätzlich pro Tag zu dem bereits jetzt kaum zu bewältigenden Verkehrsaufkommen durch die Stadt transportiert werden. Wie der Öffentliche Personennahverkehr für diese enorme logistische Herausforderung aus- und umgebaut werden müsste, sei aber nur in Ansätzen bekannt (…) Er könne daher nur eine Empfehlung für das Referendum geben: ‚Ein klares NEIN zu Olympia in Hamburg‚, so Braasch.“ (PM BUND Hamburg, Briefwahl-Unterlagen verschickt, entscheidende Informationen fehlen, in bund-hamburg.bund.net 5.11.2015; Hervorhebung WZ). Zur PM: hier

– Olympische Gratis-Bildzeitung. 16 Seiten Gratis-Bild für die Hamburger mit pro-olympischer Stimmungsmache für Hamburg 2024 in einer Auflage von 950.000: So sieht Chancengleichheit zwischen Befürwortern und Gegnern von Hamburg 2024 in Wirklichkeit aus (Vgl. Unsere Lieblingszitate aus der Gratis-Olympia-Bild, in jugendgegenolympia.de 5.11.2015).
Hamburg-2024-Promotoren: Das nennt man in der Werbung einen Overkill-Effekt. Das kann auch schief gehen.

– Elbe-Bürgerinitiative gegen Hamburg 2024. Die Bürgerinitiative „Hamburg für die Elbe“ ruft auf, am 29.11.2015 gegen Hamburg 2024 zu stimmen. Hamburgs Schulden betrugen Anfang November 2015 über 26 Milliarden Euro, wie die Schuldenuhr der Haspa zeigte. Als Gründe nannte die BI: – Der Bund hat die geforderten 6,2 Milliarden Euro nicht zugesagt; – Der Kostenreport ist unsicher; – die Sicherheitskosten sind viel zu niedrig angesetzt; der Vertrag des IOC ist nach erfolgtem Zuschlag nicht rückgängig zu machen; das IOC verlangt Gesetzesänderungen und Auskünfte über die Olympia-Gegner. Deshalb: „Stimmen Sie beim Referendum mit NEIN“ (Olympia – falscher Deal, Hamburg 9.11.2015).

– 20 Kilometer Olympic Lanes. Auf Anfrage der Partei Die Linke teilte die Hamburger Verwaltung mit, dass zwanzig Kilometer vorgesehen sind (20 Kilometer Sonderfahrspuren fürs IOC: Hamburgs Olympic Lanes, in nolympia-hamburg.de 10.11.2015). Um die tatsächliche Zahl der Teilnehmer gab es Streit. Die Linksfraktion zum olympischen Spektakel: „Die Olympia-Begeisterung der Hamburger/innen geht spürbar zurück. Und erfundene Fans haben zum Glück keine Stimmen beim Referendum“ (Koch, Jacob, War der Olympia-Weltrekord im Stadtpark gar keiner? in welt.de 10.11.2015).

– DIE LINKE stoppt Privat-Wahlurnen von Hamburg-Befürwortern. „Die Pro-Olympia-Kampagne hat in Einkaufszentren die HamburgerInnen aufgefordert, ihre Wahlbriefe zum Referendum in Wahlurnen nachempfundene und mit Wahlwerbung beklebte Kästen auf Werbeflächen einzuwerfen. Nach einer Intervention der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft teilte das Landeswahlamt nun mit, dass die vermeintlichen Wahlurnen ‚zur Vermeidung jeglicher Irritationen nicht mehr (verwendet werden). Dies ist auch aus unserer Sicht eine gute Entscheidung.‘ – ‚Gut, dass diese seltsame Praxis jetzt beendet wird‘, erklärt dazu Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Fraktion. ‚Denn es ist politisch sehr fragwürdig, wenn Akteure einer politischen Auseinandersetzung vermeintliche Wahlurnen aufstellen und amtliche Wahlunterlagen entgegennehmen. Aus unserer Sicht kann dabei nicht garantiert werden, dass das Wahl- und das Postgeheimnis gewahrt bleiben. Wer stellt sicher, dass alle Briefe das Wahlamt erreichen?'“ (PM DIE LINKE stoppt private „Wahlurnen“ der Pro-Olympia-Kampagne, Hamburg 11.11.2015).

– Auf die Krise des olympischen Kernsports Leichtathletik verweist Ralf Wiegand: „Wenn der Sport, wie jetzt, auf allen Ebenen erodiert, das Bild sich rundet, kommt zum Werteverfall der Werteverlust. Das wird dem Sport allmählich substanziell gefährlich. Etwa in der Leichtathletik: Akzeptiert der Verband das Ausmaß des Skandals, muss er Russland bannen und sich von einem großen Markt verabschieden. Tut er es nicht, muss sich etwa eine Stadt wie Hamburg fragen, ob sie wirklich Olympische Spiele veranstalten will, deren Kernsport diese Leichtathletik ist“ (Wiegand, Ralf, Wie verkommen der Spitzensport ist, in sueddeutsche.de 11.11.2015).

– Wie wirkt sich der DFB-Skandal auf Hamburg 2024 aus? Das war Thema bei einer Hamburger Podiumsdiskussion. Joachim Kellner, Marketing-Professor, erwähnte im Gespräch mit zdfsport.de auch den VW-Skandal: „Die Frage ist nicht, wie es sich auswirkt, sondern wie stark. (…) Wir haben durch die Skandale unser Saubermann-Image verloren. Deutschland hält immer sehr die moralische Fahne hoch, und jetzt kommen gleich zwei Skandale hintereinander. Das überträgt sich auf das Land und logischerweise damit auf die Bewerbung der Stadt“ (Lorenzen, Ralf, Kollateralschaden durch DFB-Skandal? in zdfsport.de 12.11.2015).  

– Grüne Bürgermeisterin Fegebank wirbt (immer schon) für Hamburg 2024. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen) „rührte eindringlich die Werbetrommel. Olympia biete eine großartige Chance für die Entwicklung der Stadt, sagte Fegebank in der aktuellen Stunde. (…) Nach Überzeugung der Grünen würde Olympia auch bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise helfen. ‚Mit Olympia geht das besser‘, sagte Fraktionschef Anjes Tjarks“ (Olympia: 20 Prozent haben schon abgestimmt, in ndr.de 13.11.2015). Der Grünen-Sportpolitiker Özcan Mutlu bedauerte den IAAF-Skandal und seine Auswirkungen auf die Bewerbung Hamburg 2024: „Das wird Aufschwung geben für die Olympiagegner in Hamburg. Ich hoffe, dass das nicht so schlimm wird“ (Lorenzen, Ralf, Kollateralschaden durch DFB-Skandal? in zdfsport.de 12.11.2015). 
Abgesehen von den falschen Versprechungen bleibt unklar, weshalb ausgerechnet Olympische Spiele zum Parteiprogramm der Hamburger Grünen gehören! Hat ihnen das DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper eingebläut? Zur Erinnerung: Am 20.11.2010 wurde auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Freiburg der Antrag angenommen, die Bewerbung Münchens um Olympische Winterspiele 2018 nicht zu unterstützen.

– Hamburger Wohlfahrtsverband SOAL e.V. gegen Hamburg 2024: „Die Verschärfung der sozialen Spaltung in der Stadt und die  Einschränkung der demokratischen Grundrechte durch die Vorgaben des IOC tragen wir als Wohlfahrtsverband nicht mit“ (zitiert nach: Vrenegor, Nicole, FAIRspielen.de 14.11.2015).

– FC-St. Pauli-Mitglieder gegen Hamburg 2024. „Den Antrag ‚Nein zu Olympia 2024 in Hamburg‘ nahmen die 580 Mitglieder mehrheitlich an“ (DPA, Hamburg gespalten, in SZ 22.11.2015). – „Die Fanclubs des FC St. Pauli hatten sich zudem deutlich gegen eine Bewerbung für die Spiele ausgesprochen“ (St. Pauli-Mitglieder sprechen sich gegen Olympia-Bewerbung aus, in spiegelonline 15.11.2015).

– Charity-Partner von Hamburg 2024 werden am 26.11.2015 präsentiert.  Drei Tage vor der Abstimmung am 29.11.2015 will Olaf Scholz die ausgesuchten Chayrity-Partner mit vermutlich viel Pomp und Kokolores präsentieren – darunter die Kinderhilfsorganisation „Plan International“ (Kaiser, Lena, „Wer sicher gewinnt, sind die Kinder“, in taz.de 15.11.2015). Unter den Unterstützern von Plan International regt sich Widerstand.

– Doping-Opfer-Hilfe-Verein gegen Hamburg 2024. „Unter dem Motto ‚Hamburg kann München‘ hat sich der Dopingopfer-Hilfe-Verein (DOH) in die Reihe der Gegner der Bewerbung der norddeutschen Hafenstadt um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 eingereiht. Wie die DOH-Vorsitzende Ines Geipel am Mittwoch in Berlin erklärte, sollen in den kommenden Tagen 500 000 Postkarten in den Hamburger Haushalten landen, auf denen die Doping-Opfer die Hamburger auffordern, es den Münchnern nachzutun und beim Referendum am 29. November gegen Olympische Spiele in ihrer Stadt zu votieren. Die Münchner hatten sich bei einer Befragung im Jahr 2013 gegen eine Bewerbung ihrer Stadt um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022 gewandt“ (Cáceres, Javier, Post für Hörmann, in sueddeutsche.de 18.11.2015). Geipel berichtete, dass der DOSB nicht einmal mehr Briefe des DOH beantworten würde. – Aus einer Anzeige der DOH: „Wir sagen: Mit Null-Verantwortungs-Politik keine Olympischen Spiele in unserem Land! LIEBE HAMBURGER, AUCH SIE KÖNNEN NEIN SAGEN. München konnte es. Danke!“ (Hamburg kann München, Anzeige 20.11.2015).

– Jeder deutsche Steuerzahler schickt 150 Euro nach Hamburg. „6,2 Milliarden Euro soll der Bund, nach Wunsch der Olympiaplaner, zur Ausrichtung der Sommerspiele beisteuern. Konkret würde also jeder deutsche Steuerzahler ungefähr 150 Euro nach Hamburg schicken. (…) Ein als Sportveranstaltung getarntes Stadtentwicklungsprojekt, von Dritten bezahlt – was für ein Plan! (…) Dasselbe Geld würde in anderen Projekten viel höhere Erträge abwerfen. (…) Unterm Strich bleiben für Olympia in Hamburg kaum gute Argumente übrig“ (Müller, Martin, Die heimlichen Kosten Olympias, in sueddeutsche.de 17.11.2015). Hamburg ist bereits jetzt schon mit rund 24 Milliarden Euro verschuldet – dazu kommen Milliarden für die  Rettung der HSH Nordbank und die Flüchtlingsbetreuung (Trotier, Kilian, Widmann, Marc, Olympia – dafür oder dagegen? in zeit.de 18.11.2015).

– BUND kritisiert Nachhaltigkeitskonzept: „zu spät und zu unverbindlich!“ (PM 19.11.2015). Auch die Finanzgestaltung zweifelte der BUND Hamburg an: „So wurden die Kosten für eine Klimakompensation in Höhe von 33 Mio. Euro bei der Summenbildung im olympischen Finanzreport sogar komplett vergessen“ (Ebenda). – Johannes Müller von der Grünen Jugend: „Das Nachhaltigkeitskonzept für Olympia ist ein Sammelsurium unverbindlicher Absichtserklärungen“ (von Appen, Kai, Der wählbare Albtraum, in taz.de 19.11.2015).

– Abendveranstaltung der Befürworter. Olaf Scholz, der unvermeidliche Oberbaudirektor Jörn Walter und der ebenso unvermeidliche DOSB-Präsident Alfons Hörmann „sind zufrieden, es ist gut gelaufen, sie lachen viel“ (Knaack, Benjamin, Olympia-Referendum in Hamburg: Der Ringkampf, in spiegel.de 19.11.2015).
„Für das Wasser im Olympia-Wein ist an diesem Abend Joachim Lau von ‚Stop Olympia‘ zuständig. Dem Lehrer werden in der knapp zweistündigen Veranstaltung zehn Minuten eingeräumt, in denen er mit der Moderatorin über seine Bedenken sprechen soll. Es wird eine unwürdige Veranstaltung, Lau wird von der Moderatorin ständig unterbrochen, verliert den Faden. Die Halle ist mucksmäuschenstill“ (Ebenda).

– Hamburg finanziert Hafenumzug. Neun Tage vor dem Referendum zauberte der Hamburger Senat eine Vereinbarung mit der Hafenwirtschaft über die sehr kostspieligen Umzüge aus dem olympischen Hut. Punkt 3 der Absichtserklärung besagt: „Die Freie und Hansestadt Hamburg stellt die betrieblich erforderlichen Ersatzinvestitionen an den neuen Standorten sicher und trägt entsprechende Kosten… Darüber hinaus gehende im Zusammenhang mit der Verlagerung anfallende Kosten, insbesondere nachweislich verlagerungsbedingte Kosten, werden ebenso getragen (Absichtserklärung vom 20.11.2015). Beabsichtigter – und extrem teurer – Nebeneffekt: „Die Hafenwirtschaft zählt sich nun eindeutig zu den Olympiabefürwortern: ‚Wir legen Wert auf ein deutliches Votum zu Olympia. Und das fällt positiv aus'“ (Henrichs, Bastian, Woldin, Philipp, Hafen arrangiert sich mit Olympia, in welt.de 20.11.2015). Das Flächenproblem: „Für die rund 100 Hektar auf dem Kleinen Grasbrook steht nur etwa die Hälfte an Ausgleichsflächen im Hafennutzungsgebiet zur Verfügung“ (Ebenda). Falls Hamburg den Zuschlag 2024 nicht erhält, wird die Forderung der Hafenbetriebe erfüllt, keine Wohnungen auf dem Kleinen Grasbrook zu bauen (Ebenda).
Hamburger Knieschuss!

-Hamburgs Tricksereien. Die Hamburger Morgenpost titelte zu den Kosten des Hafenumzuges am 25.11.2015 „Trickst die Stadt bei den Kosten?“- „Die Tinte auf dem Papier ist kaum getrocknet, da tauchen die ersten Zweifel an der Olympia-Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) auf. (…) Es war noch nicht mit allen Firmen gesprochen worden. Die Kosten waren noch nicht exakt berechnet. (…) in der Vereinbarung taucht jedoch keine Summe auf. Die Kosten sind also nicht gedeckelt“ (Hafenumzug wegen Olympia: Trickst die Stadt bei den Kosten? in mopo.de 25.11.2015).

– Blankoscheck am 29.11.2015. „Doch trotz allen Bemühens um Transparenz: Der Ringkampf teilt die Stadt. Denn letztlich unterschreiben die Hamburger einen Blankoscheck“ (Böcking, David, Bossy, Franziska, Teurer wird’s immer, in spiegelonline 20.11.2015). – „Die Finanzierung der Olympischen Spiele, die schlichte Frage: Wer bezahlt am Ende die Rechnung? wird vor der Schließung der Wahllokale am kommenden Sonntag um 18 Uhr nicht beantwortet werden können“ (Exner, Ulrich, Hamburgs Ringen um die Spiele in Zeiten des Terrors, in welt.de 22.11.2015). Dabei spielt das Bundesministerium des Innern erkennbar auf Zeit: Unterlagen zur Prüfung der Finanzsituation der Bewerbung Hamburg 2024 würden „sukzessive“ eingehen, wichtige Informationen fehlten noch . „Das BMI will unabhängig davon keine unbegrenzte Finanz- und Haftungsgarantien für die Spiele 2024 abgeben, wie sie das IOC vom Ausrichter Olympischer Spiele im sogenannten Host City Contract verlangt“ (Kempe, Robert, Stadt, Land, Bund, in wdr.de 23.11.2015; Hervorhebung WZ).

– Sport-Demokratur Hamburg 2024: „In der privaten Initiative ‚Feuer und Flamme‘ haben sich vor allem Bau- und Finanzbranche zusammengetan, sie sammeln Geld für ihre millionenschwere Pro-Olympia-Kampagne und machen massiv Werbung. Im Rathaus unterstützen fünf von sechs Fraktionen offiziell die Bewerbung, alle außer den Linken. Wer in den anderen Fraktionen dagegen ist, ist still“ (Braun, Carina, Die  Stimmungsmacher, in taz.de 21.11.2015). Selbst der frühere Hamburger Erste Bürgermeister Ole von Beust äußerte: „Hamburg sollte dezenter werben – das kommt bei den Menschen hier besser an“ (Lauterbach, Jörn, Mehrheit ist Mehrheit – aber wie lange noch? in welt.de 21.11.2015).

– Sportjournalist gegen Hamburg 2024. Der Hamburger Sportjournalist Klaus Blume äußerte in einem Gastbeitrag u. a.: „Von den zwölf Olympischen Spielen die ich besucht habe, ist mir nur Barcelona 1992 positiv im Gedächtnis geblieben. (…) Ansonsten aber überwiegen bis heute Sportbetrug, Tristesse und Big-Business“ (Blume, Klaus, Gegen Olympia in Hamburg, in deutschlandradiokultur.de 22.11.2015).

– Medien-Lobby-Partnerschaft Hamburg 2024: die geballte Presse-Macht. „In Hamburg läuft gerade eine Olympia-Bewerbung. Die Hansestadt möchte die Spiele 2024 ausrichten, am 29. November findet ein Referendum statt, und wie üblich unterhält die Spiele-Lobby hier sogenannte Medien-Partnerschaften, unter anderem zum Verlagshaus Axel Springer und zum Hamburger Abendblatt. (…) Kürzlich erst hatten die Hamburger eine Sonderausgabe der Bild im Briefkasten, die zwar im Titel die Prädikate ‚unabhängig‘ und ‚überparteilich‘ trug, aber im Grunde ein Werbeblatt für Spiele an der Elbe war. Das Abendblatt hat der Olympia-Besoffenheit am Samstag die Spitze aufgesetzt. Eine fiktive Beilage aus dem Jahr 2024 hat Hamburgs wichtigste Lokalzeitung herausgebracht, auf 20 Seiten blicken die Autoren darin auf Olympia in Hamburg zurück. Tenor: Super war’s. (…) Aber die Stadt hat exakt jene 1,2 Milliarden Euro beigetragen, die Olaf Scholz, mittlerweile Kanzler, 2015 als Bürgermeister versprochen hatte. Und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees sagt, Hamburg habe die ‚besten neuen Spiele‘ geliefert. (…) Hanseatische Bescheidenheit ist wohl doch ein Mythos, und das Abendblatt versteht was von PR“ (Hahn, Thomas, Mit Sonne, in SZ 24.11.2015).

– 200 Millionen jährlich aus dem Haushalt für Hamburg 2024. Heike Sudmann, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft für Die Linke: „Wenn Olympia wirklich kommt, muss Olympia ja bezahlt werden. Und diese 200 Millionen Euro, die jetzt jedes Jahr aus dem Haushalt herausgenommen werden sollen, muss man irgendwo anders wegnehmen, denn das Geld vermehrt sich nicht von alleine. Jedenfalls nicht in dem Haushalt. Und das wird auch zu Lasten von sozialen Einrichtungen gehen. Das wird vor allem zu Lasten von den Einrichtungen gehen, wo es wenig Protest gibt“ (Interview mit Heike Sudmann, in jugendgegenolympia.de 24.11.2015).

Vesper wie üblich. Podiumsdiskussion der Deutschen Olympischen Gesellschaft in München – mit dem netten Titel „Leistung und Freude im Sport“.
Da denkt man doch gleich an das russische Dopingsystem und den Skandal um den Internationalen Leichtathletik-Verband…
Eine Teilnehmerin war Katharina Schulze, MdL, vormals auch NOlympia München: „Irgendwann konnte Katharina Schulze ihre ganzen Fragen nicht mehr zurückhalten. ‚Ich nehme an, dass ich zu dieser Diskussion sowieso nur eingeladen wurde, um ketzerische Fragen zu stellen‘, mutmaßte die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, bevor sie loslegte. Warum zeigen die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) keine klare Kante gegen Politiker, die Menschenrechte verletzen? Warum ist Olympia jedes Mal eine völlig überdimensionierte Sportveranstaltung? Und warum sollte man die Knebelverträge des IOC überhaupt akzeptieren?“ (Mühlbach, Alexander, Nicht gewollte Diskussion, in SZ 25.11.2015). DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper antwortete mit Blick auf Hamburg 2024 in seiner üblichen bescheidenen Art: „Bei aller Kritik an Olympia muss man auch uns mal die Chance geben, anderen Ländern zu zeigen, wie man die Spiele richtig organisiert“ (Ebenda).

– Lachseeschwalbe stoppt Elbvertiefung. Nicht die Umweltverbände, sondern ausgerechnet die Gutachter der Hamburger Hafenbehörde HPA haben festgestellt, dass von gerade einmal noch 36 Brutpaare der Lachseeschwalbe (auf der Roten Liste) 34 Paare in Neufelderkoog an der Elbe leben. Nach der geplanten Elbvertiefung wären die dortigen Lachseeschwalben verschwunden (Slavik, Angelika, Mach den Abflug, in SZ 25.11.2015). Intreressant in diesem Zusammenhang: die Folgen der Zuschüttung diverser Hamburger  Hafenregionen für  olympische Bauten.

– Die Hamburger TAZ-Redakteurin Lena Kaiser zu Hamburg 2024: „Meinetwegen können die Olympischen Spiele dort stattfinden, wo sie hingehören: im Fernsehen – aber bitte nicht vor meiner Haustür. Das wäre immerhin ein Ort, wo man die Option hat, Olympia abzuschalten“ (Kaiser, Lena, Wollen wir Olympia? in taz.de 26.11.2015).

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V: Allgemeine Nachrichten

-Vortrag zum Homo industrialis. Im Rahmen von Klimaherbst München habe ich am 28.10.2015 einen Vortrag gehalten zum Thema: Das System des Homo industrialis – Kleiner Exkurs in das finale Denken. Seit 1.11.2015 ist der Text mit Fotos am Netz. Zum Text hier 

– Sportgeschäft = Krieg. „Under Armour, ‚Unter der Rüstung‘ also – der Name ist Programm. Taktgenau dribbelt eine Armee aus Basketballern zu heroischer Musik, Golfbälle schlagen wie Granaten ein und schwerbewaffnete Jäger in tarnfleckigen Kampfanzügen legen in einsamen Herbstlandschaften mit modernstem Schießgerät auf das Wildtier an. Sportartikelhersteller inszenieren ihre Werbeclips gerne kämpferisch; das gefällt der jugendlichen Zielgruppe. Aber keiner kommt so martialisch daher wie Under Armour. Da scheint es, als gebe es keine fröhlich-entspannten Läufer in blühenden Parks, sondern nur Einzelkämpfer, die bei Sturm und Regen durch Schlamm und unwegsames Gelände pflügen. (…) Die im Sommer in München eröffnete Deutschlandzentrale ist der Brückenkopf für den Feldzug auf dem alten Kontinent. Und von Feldzügen sollte eigentlich etwas verstehen, wer einen ehemaligen Kommandeur amerikanischer Elitesoldaten und einen Ex-CIA-Mitarbeiter im Aufsichtsrat hat“ (Schmieder, Jürgen, Auf sie mit Gebrüll, in SZ 3.11.2015).

– Bündnis 90/Die Grünen: Öffentlichkeit für den Bundes-Sportausschuss. „Es ist und bleibt ein Ärgernis, dass der Sportausschuss in nicht öffentlicher Sitzung tagt. Die Regierungsfraktionen von CDU/CSU und SPD haben zum wiederholten Mal eine Öffnung der Sportausschusssitzung abgelehnt. Das ist unverständlich und trägt nicht zu mehr Transparenz und zu einer Öffnung der Ausschüsse bei“ (PM Bündnis 89/Die Grünen, Weiter keine Klarheit über verschwundene WM-Millionen, in gruene-bundestag.de 5.11.2015).

– St. Moritz: Kosten der Sprungschanze verdoppelt. „Die Geschäftsprüfungskommission hat dem Gemeinderat von St. Moritz am Donnerstagabend den Bericht über die Entwicklung der Mehrkosten für den Neubau der Sprungschanzenanlage präsentiert. Statt der von der Bevölkerung genehmigten 11,5 Millionen Franken soll die Schanze nun plötzlich doppelt so viel kosten“ (Kritik für das Schanzendebakel, in suedostschweiz 6.11.2015).

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