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Olympische Spiele sind zur Zeit in Deutschland – glücklicherweise – kein aktuelles Thema. Aber London 2012 und Sotschi 2014 sowie die diversen anderen olympischen Vorgänge werfen ihre Schatten voraus.
Ude zwangsverpflichtet jetzt auch für 3. Startbahn
Wer waren Udes Zwangsverpflichtete für Olympische Winterspiele München 2018? Die meisten städtischen oder stadtbeteiligten Unternehmen wie: Flughafen München, Stadtwerke München, Messe München, Olympiapark München, Stadtsparkasse München.
Natürlich ist der Flughafen München als Hauptverantwortlicher, Hauptverursacher und Hauptbegünstigter der 3. Startbahn bei der von Ude geforderten Aktion Pro-3.-Startbahn dabei. Wer noch mitmachen darf/muss: Messe München, Olympiapark München… Und neu dazu verpflichtet war zunächst auch der Tierpark Hellabrunn. Inzwischen ist der Tierpark aber schon wieder ausgestiegen …
Wer macht bei Udes Pro-3.-Startbahn-Aktion mit, der auch schon bei München 2018 dabei war? SPD, CSU, FDP, Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern, Lufthansa, Bogner.
(Quelle: www.ja-zur-3.de)
Auch diesmal ist Udes „Ja“-Aktion eine Reaktion: auf das Aktionsbündnis „Keine 3. Startbahn“ – www.keinestartbahn.de
London 2012/9: Alles wird nun auch offiziell teurer
Ein Ausschuss britischer Palamentsabgeordneter (Public Accounts Committee, PAC) kritisierte Anfang März 2012 den laufenden Kostenanstieg für die Olympischen Sommerspiele in London 2012. Von den geplanten 9,3 Milliarden Pfund waren knapp fünf Monate vor der Eröffnungsfeier nur noch 100 Millionen Pfund übrig (London wachsen Olympia-Kosten über den Kopf, in ftd 9.3.2012). Für alle weiteren Kosten haftet – gemäß Host City Contract des IOC – die britische Regierung.
Es wird wohl nicht bei den bereits jetzt erwarteten elf Milliarden Pfund bleiben! Zu weit höheren Berechnungen kam der britische Fernsehsender Sky News bereits im Januar 2012, siehe unter London 2012/5: Kosten verzehnfacht.
Das IOC hat seine irreführenden Berechungen mit OCOG, Non-OCOG- und Infrastrukur-Budget jahrezehntelang geübt. Offenbar fallen immer noch Politiker darauf herein – oder nehmen die Konsequenzen achselzuckend in Kauf. Ihre olympischen Eskapaden werden von den Steuerzahlern bezahlt!
Wie inzwischen üblich sind die Kosten für Sicherheit besonders hoch. Zunächst wollte das LOCOG mit insgesamt 10.000 Sicherheitskräften auskommen; inzwischen sollen allein mehr als 10.000 britische Soldaten eingesetzt werden. Die Zahl der Sicherheitskräfte hat sich versechsfacht; die Managementkosten mit dem Sicherheitskonzern G4S haben sich verneunfacht und die operationalen Kosten verzwanzigfacht (Kelso, Paul, Budget for London 2012 Olympics could hit 11 billion Pounds, warns watchdog, in telegraph.co 9.3.2012).
Vor allem der Vertrag mit dem britischen Sicherheitskonzern G4S plc (früher Group 4 Securior) ist delikat. Das Unternehmen beschäftigte 2010 weltweit 625.000 Beschäftigte und hatte einen Umsatz von fast 7,7 Milliarden Pfund. Der Konzern dringt zunehmend in ehemals staatliche Bereiche vor: So soll G4S u. a. einen Großteil der Polizeiaufgaben in der britischen Grafschaft Lincolnshire übernehmen. Seit 1992 betreibt G4S in Yorkshire Europas erstes Gefängnis (Wikipedia).
Vergleiche auch: London 2012 – Olympische Militärfestspiele
Das Public Accounts Committee kritisierte auch, dass im Rahmen des olympischen Rahmenprogramms bis 2013 für 450 Millionen Pfund eine Million Briten zusätzlich zum Sporttreiben im Breitensport gebracht werden sollten: Es waren aber nur 109.000 Briten dazu zu bewegen (London wachsen Olympia-Kosten über den Kopf, in ftd 9.3.2012).
Das macht pro Sportsfreund 4.128 Pfund!
Kritik übte der Ausschuss auch am Ticketverkauf: Von mehr als zehn Millionen Eintrittskarten wurden 6,6 Millionen in Großbritannien verkauft. Die „billigste“ Kategorie (immerhin 20 Pfund! W.Z.) betraf unwichtige Vorkämpfe; alle interessanteren Wettbewerbe werden schnell sehr teuer. „Wir sind an die Verträge mit dem IOC gebunden“, erklärte das LOCOG und hatte ausnahmsweise einmal recht (Ebenda).
Wahrscheinlich gibt es auch in Großbritannien am Ende – wie fast überall – einen Ausschuss, der den immensen Kostensteigerungen nachspürt und den verlorenen Milliarden Pfund nachjammert. Was sagte die zuständige Ministerin Tessa Jowell bereits 2008: „Wenn wir gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten wir uns dann um die Spiele beworben? Mit Sicherheit nicht.“
Und während die Briten jetzt schon ihre fehlinvestierten olymischen Milliarden suchen, verpulvern die Russen umgerechnet 30 Milliarden US-Dollar für Olympische Winterspiele Sotschi 2014 und die Brasilianer investieren gerade Milliarden für die nächsten Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016. Im südkoreanischen Pyeongchang müssen die nächsten Milliarden für olympische Winterspiele 2018 bereitgestellt werden. Für die Olympischen Sommerspiele 2020 wird von der hehren IOC-Versammlung im Jahr 2013 wieder ein „Investor“ respektive Austragungsort plus Staat gekürt: Die nächsten zweistelligen Milliardenbeträge stehen an.
Was hätte man Sinnvolles mit all den olympischen Milliarden für die jeweilige Bevölkerung tun können – anstatt mittelalterliche High-tech-Gladiatorenspiele für eine winzige Minderheit von Profisportlern zu veranstalten!
Kein Mitleid! Der Bürgermeister, der seinen Finger hebt und „Her mit den Spielen“ ruft, weiß entweder nicht, was ihn erwartet – aber so naiv kann man heute nicht mehr sein. Oder er belügt bewusst seine Bürger.
SPD im Bundestag fragt nach Blutdoping
Wie bereits im Februar 2012 berichtet (“Lichttherapie” am Olympiastützpunkt), hat der Mediziner Franke am Olympiastützpunkt Thüringen eine verbotene UV-Bluttherapie an 30 Athleten vorgenommen. Franke war dort von 2006 bis 2911 tätig. Die Nada ermittelt jetzt gegen diese 30 Sportler. Die SPD-Bundestagsfraktion wollte Anfang März 2012 wissen, „ob direkt oder indirekt Steuergelder zur Unterstützung von Doping eingesetzt wurden bzw. werden“. Außerdem sollen alle Olympiastützpunkte, Bundesleistungszentren und Bundesstützpunkte im Hinblick auf Blutmanipulation überprüft werden (SPD-Fraktion fordert Aufklärung zu „Vorgängen am Olympiastützpunkt Thüringen“, bundestag.de 8.3.2012; SPD fordert Aufklärung, in SZ 9.3.2012).
Zum UV-Blutdoping vergleiche auch den Blog-Beitrag von Jens Weinreich und in spiegelonline.
DOSB-Präsident Bach hatte Ende Januar 2012 beim Neujahrsempfang des DOSB im MDR geäußert, dass die UV-Blutbehandlungen „seit dem 1. Januar 2011 verboten sind“. Diese Aussage ist falsch. Bei der Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestages betonte auch der Dopingexperte Prof. Fritz Sörgel, dass die UV-Bestrahlung von Eigenblut gemäß einem Urteil des Cas seit 2003 verboten ist. Da „jede medizinische Maßnahme“ bei der Nada meldepflichtig ist, wird es spannend, was in den Nada-Fragebögen darüber zu finden sein wird (Kistner, Thomas, Deutsche Nadel-Mentalität, in SZ 22.3.2012).
Das Bundesinnenministerium erklärte dagegen noch dem Sportausschuss am 19.3.2012, dass es die Manipulationsvorwürfe in Zusammenhang mit dem OSP Erfurt weiterhin für ungeklärt hält (Herrmann, Boris, Steuergelder für Doper? in SZ 22.3.2012).
Das Bundesinnenministerium hat nachweislich die verbotene Dopingpraxis finanziell gefördert: Der Olympiastützpunkt Erfurt erhält jährlich insgesamt rund zwei Millionen Euro..
Biathlon-WM in Ruhpolding – so what?
Der Ort Ruhpolding hat mit der Biathlon-WM 2012 einiges bewiesen:
– Auch hier galt: Du bist nichts, das Event ist alles.
– Nur vordergründig am Sport interessierte Massen feierten oftmals unter genügend Alkohol die Sportevents und schwenkten massenhaft deutsche Fahnen.
– „Es kommen unfassbare Massen, ein teils fachunkundiges Publikum, es gibt Besäufnisse“ („Pass auf Fritz, freu dich drauf“, Interview mit Bathlon-Männerbundestrainer Fritz Fischer, in SZ 28.2.2012).
– „Die VIP-Zelte sind in den letzten Jahren aufs Doppelte angewachsen und immer als Erstes ausverkauft“ (Ebenda).- Ruhpolding verkaufte nicht nur 218.000 Eintrittskarten, sondern alles, was daneben noch zu verkaufen war: Ort und Landschaft, Heimat und Stammgäste, Fußgängerzone und WM-Artikel. „Die Schals waren schon am zweiten Tag ausverkauft“ (Effern, Heiner, Alles verkauft, in SZ 10.3.2012).
– Speziell die Deutschen lieben dieses fernsehgerecht aufbereitete Spektakel aus Langlauf und Schießen. Es lässt sich auch besonders gut von der heimischen Couch verfolgen. (Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Biathlon)
– Der Klimaerwärmung begegnete man mit jeder Menge Schneekanonen, im Depot über den Sommer gebunkertem Schnee und „Breznsalz“ – wie bei der Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen (Effern, Heiner, Wie Butter auf der Herdplatte, in SZ 3.3.2012).
– Ralf Roth von der Sporthochschule Köln war bereits für das Umweltkonzept München 2018 verantwortlich und in dieser Funktion auch für die Biathlon-WM 2012 in Ruhpolding tätig. Trotz der schweren Landschaftszerstörungen lobte Roth das Konzept, weil „im Umfeld der Arena 2,8 Hektar ökologisch aufgewertet“ wurden. Da in Ruhpolding ein Ganzjahresbetrieb betrieben wird, sei dies „per se schon nachhaltig“ (! W.Z.). Zum Einsatz von Kunstschnee bemerkte er: „Es ist heute nicht mehr möglich, solche Veranstaltungen ohne Beschneiung durchzuführen. Da gibt es ganz klare Anforderungen, das geht mit Naturschnee an keinem Standort der Welt.“ Den Einsatz von Salz rechtfertigte Roth so: „Es handelt sich um natürliche Salze, wie sie in der Landwirtschaft im Tonnenbereich ausgebracht werden“ (Effern, Heiner, „Naturschnee funktioniert an keinem Standort der Welt“, in SZ 8.3.2012).
Greenwashing pur.
– Der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Alfons Hörmann, sprach von einem wirtschaftlich „schönen Ergebnis“, mit dem übrigens nicht die 16,4 Millionen öffentlichen Geldmittel für den Umbau der Chiemgau-Arena zurückgezahlt werden, sondern mit dem – vom DSV privatisierten – Gewinn soll der eigene Biathon-Nachwuchs unterstützt werden (Nächste deutsche WM-Bewerbung für Oberhof, in focus.de 10.3.2012).
Parallele zur Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen: Auch hier zog der DSV mit dem Gewinn ab und hinterließ dem Austragungsort entsprechende Schulden!
– Eine weitere Parallele zur Ski-WM Garmisch-Partenkirchen 2011: Die Biathon-WM-Sause war noch gar nicht beendet, da verkündete der Präsident des DSV, Alfons Hörmann am 10.3., dass sich der DSV demnächst wieder für eine Biathlon-WM in Deutschland bewerben wird – allerdings nicht in Ruhpolding, wo „alles vorhanden ist“, sondern diesmal in Oberhof, Thüringen, wo neu investiert werden darf/muss. (Das durfte sich Garmisch-Partenkirchen im Februar 2012 nach dem Ski-Weltcup auch anhören: Man suche einen neuen Ort…)
Da sollen dann vom deutschen Steuerzahler die nächsten 16 Millionen Euro öffentlicher Gelder – mindestens – für WM-taugliche Biathlon-Sportstätten locker gemacht werden!
Das „alte“ Biathlon-Stadion in Ruhpolding war gerade 15 Jahre alt, als es dem Neubau weichen musste. Der Präsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU), Anders Besseberg meinte dazu: „Historisch gesehen werden Stadien alle zehn bis zwölf Jahre wieder komplett renoviert.“ Er erzählte nach der WM 2012 genüßlich von den Verhandlungen über neue Marketing- und Fernsehverträge: „Obwohl eine große finanzielle Krise in Europa herrscht, werden unsere Verträge besser werden. Das bestätigt uns, dass Biathlon noch mehr Potential hat“ („Man kann den Winter nicht verlängern“, in SZ 12.3.2012).
„Mehr Potential“ heißt hier: mehr Geld. In Deutschland und anderswo bezahlt der Staat die Biathlon-Sportanlagen. Weltcup oder WM werden durch die Übertragungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ein finanzieller Erfolg für die Veranstalter: Deshalb werden die Fernsehsender immer wieder zur Kasse gebeten: Die Fernsehrechte werden noch teurer. So funktioniert der Profisport: Die Kosten werden sozialisiert, die Gewinne privatisiert. Gern werden auch Programme bzw. Wettbewerbe laufend ausgeweitet – mit gewissen Einschränkungen: „Wir haben über die Jahre von sechs auf neun Weltcups erweitert, man kann aber den Winter nicht verlängern“ (Besseberg, ebenda).
Zweiter Freestyle-Toter 2012
Nachdem die kanadische Halfpipe-Fahrerin Sarah Burke am 19. Januar 2012 in Park City/Utah nach einem Sturz an ihren Kopfverletzungen starb, forderte nun auch Skicross das erste Todesopfer. Der Kanadier Nick Zoricic starb in Grindelwald am 10.3.2012 nach einem schweren Sturz.
Beim Skicross-Rennen sind vier Skifahrer gleichzeitig unterwegs – mit geringsten Abständen zueinander und Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h. Das spektakuläre Rennsystem wurde vom IOC für Olympische Winterspiele gekapert (Kanadier Zoricic stirbt nach schwerem Sturz, in spiegelonline 10.3.2012; Brake, Michael, Tod trotz Sicherheitsnetz, in taz.de 11.3.2012).
Thomas Hahn schrieb dazu in der SZ: „Gerade die X-Games, die prestigeträchtigen Kommerzspiele des US-Sportsenders ESPN, inszenieren den Actionsport oft genug als Ereignis, bei dem der Effekt über der Gesundheit des Sportlers zu stehen scheint: Die Leute sollen staunen, wie sie auch im Kino über wilde Verfolgungsjagden staunen, und wenn es dabei zu einem bösen Unfall kommt, gehört das eben zum Geschäft“ (Aus Show wird Tragödie, in SZ 12.3.2012).
Dow Chemical ließ Bhopal-Kritiker bespitzeln
WikiLeaks veröffentlichte im Februar 2012 Material über das amerikanische Spionageunternehmen Stratfor. Dabei kam heraus, dass der Chemiekonzern und IOC-TOP-Sponsor Dow Chemical Aktivisten und Non-Govermental Organizations (NGOs) ausspähen ließ, die sich kritisch zur Rolle von Dow bei der Katastrophe von Bhopal geäußert hatten (E-Mails released by WikiLeaks show Dow Chemical spied on activists over industrial accident in India, in freep.com 3.2.2012). Der Konzern erklärte umgehend, er versuche nur, seine Mitarbeiter zu schützen und seine Werke zu sichern (Dow Chemical denies spying on Bhopal NGOs, in daily.bhaskar.com 2.3.2012).
Der indische Sportminister Ajay Maken sagte zum Engagement von Dow, man müsse sowohl der Bevölkerung von Bhopal als auch den Athleten Rechnung tragen. Die Bevölkerung von Bhopal sei aber noch heute gezwungen, vergiftetes Wasser zu trinken. „IOC says Sports and Environment is one area of their activities, how can they ignore it?“ (Dow row: Government to consult Athletes on Olympic boycott, in indiatoday.in 5.3.2012). Falls Dow einer der olympischen Sponsoren bliebe, würde dies nicht dem „olympischen Geist“ folgen.
Im Gegenteil: Der „olympische Geist“ folgt dem Geld – und damit Dow Chemical: Der Konzern sponsort das IOC mit immerhin 100 Millionen US-Dollar für den Zeitraum 2011 bis 2020.
Auch IOC-TOP-Sponsor Coca Cola ließ über Stratfor Kritiker bespitzeln: Vor den Olympischen Winterspielen Vancouver 2010 war dies die Tierschutzorganisation Peta, die dem Süßgetränkekonzern Tierversuche vorwarf (Kreuzer, Heinz Peter, Olympiasponsoren im Zwielicht, in dradio.de 2.3.2012).
Britischer Ministerpräsident: „Dow Chemical deal is fine by me“
Der britische Ministerpräsident David Cameron folgte folgsam der offiziellen IOC-Linie bezüglich des TOP-Sponsors Dow Chemical: Erstens wäre der Chemiekonzern nicht für Bhopal verantwortlich, und zweitens ist das IOC die Sponsorenverpflichtung mit Dow eingegangen: „I don’t criticise their decision-making process“ (Gibson, Owen, London 2012: Dow Chemical deal is fine by me, says David Cameron, in guardian.uk 12.3.2012). Er als britischer Premier sehe die Olympischen Spiele nicht in Zusammenhang mit industriellen oder politischen Zwecken.
Cameron gibt sich absichtlich naiv und blauäugig. Das IOC ist inzwischen eine reine Geldmaschine, die von industriellen Sponsoren und der Ausbeutung öffentlicher Haushalte lebt. Der olympische Sport dient dabei nur noch als Transmissionsriemen.
Das Indische Olympische Komitee und der indische Sportminister haben inzwischen an das IOC appelliert, Dow als Sponsor fallenzulassen. Ende März 2012 demonstrierten Aktivisten beim Besuch des IOC gegen den Sponsor Dow Chemical und übergaben 50.000 Unterschriften. Olympiaminister Hugh Robertson warnte vor dem Thema Bhopal: „Es ist wichtig, dass dies nicht ein Tibet wie bei den Peking-Spielen wird“ (Hungermann, Jens, Furcht vor einem zweiten Tibet, in welt.,de 3.4.2012).
Siemens-Geschäfte in Sotschi 2014
Wie schon an vielen früheren olympischen Austragungsorten kassiert Siemens auch bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 kräftig mit. Für das Regionalverkehrssystem, das Zuschauer und Sportler vom Schwarzen Meer zu den olympischen Wettkampfstätten bringt, liefert der Konzern neue S-Bahnen und Regionalzüge. Die fünfteiligen Züge der Marke Desiro RUS kosten bis zu elf Millionen Euro. Der Siemens-Auftrag soll ein Gesamtvolumen von rund fünf Milliarden Euro haben (Koch, Klaus C., Rot und Spiele, in SZ 12.3.2012).
Ein Wunder? DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident Thomas Bach war – zumindest bis Juni 2008 – enger und hochbezahlter Siemens-Repräsentant.
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Thomas Bach
Terror in München 1972
Das ZDF zeigte am 19.3.2012 die Dokumentation „München 72 – Das Attentat“. Ausführliche Presse hier.
Spektakulär und zynisch war trotz der 17 Toten die Aussage des IOC-Präsidenten und Hitler-Verehrers Avery Brundage: „The games must go on!“
Die Konsequenzen für die geplanten Olympischen Winterspiele München 2018 wären wegen eines zu befürchtenden Nachahmeffektes offensichtlich gewesen. Auch an anderen Austragungsorten sind die Sicherheitsvorkehrungen – und die Kosten – für die olympischen Events extrem, siehe London 2012. Hier sollen 13.500 Soldaten, 12.000 Polizisten und 10.000 private Sicherheitskräfte für Sicherheit sorgen – mit Kosten von 1,3 Milliarden Euro (vgl. u.a. Günnewig, Jenna, Kowasch, Fred, Olympia 2012: Ist London sicher? in news 19.3.2012; siehe auch unter März 2012 oben: London 2012/8: Alles wird nun auch offiziell
teurer)
Schon aus diesen Überlegungen sollten solche problematischen Großereignisse nicht mehr durchgeführt werden.
London 2012/10: Dramatischer Besucherrückgang im Juli/August
Bereits im November 2011 wies Tom Jenkins, der Geschäftsführer des Europäischen Verbandes der Reiseveranstalter (ETOA), darauf hin, dass die Besucherzahlen der „normalen“ Touristen während der Olympischen Spiele dramatisch einbrechen werden. Es wurde ein Rückgang von 90 Prozent prognostiziert (Myers, Peter, Will the London Olympics kill tourism, in reuters.com 10.11.2012; Holiday companies face ’90 per cent slump‘ during Olympics, in daily.mail.com 7.11.2011). Da die olympischen Besucher sich nur für die Wettbewerbe interessieren, leiden vor allem kulturelle Institutionen wie Theater und Oper, Museen und historische Orte, aber auch Sightseeing-Unternehmen (London set to suffer 95 % Leisure Tourism Slump during Olympic Games, www.etoa.org 7.11.2011).
Im März 2012 warnte Jenkins erneut vor einem Rückgang der Besucherzahlen: „Die Vorteile, die Olympia einem Land angeblich bringen sollen, sind stark übertrieben“ (Tom Jenkins, in SZ 17.3.2012). Auch während früherer Spiele sei der „normale“ Tourismus unterbrochen worden. Jenkins verwies hier auf Sydney 2000, Athen 2004 und Peking 2008.
Nachrichten aus Pyeongchang 2018
Drei Tage besuchte die IOC-Koordinierungskommission unter Leitung der Schwedin Gunilla Lindberg das südkoreanische Peongchang zur Inspektion der Arbeiten für die Olympischen Winterspiele 2018. 13 Umweltgruppen protestierten gegen Eingriffe für die geplante olympische Abfahrtsstrecke in die Gebiete Jungbong und Gariwan Mountain: „Das Areal ist bewaldet und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Umweltschützer erklärten, es ginge nicht nur um die Erhaltung der Naturschönheit. In dem Gebiet wachsen seltene Pflanzen, die vom Aussterben bedroht wären, wenn die Pisten gebaut würden. Sie drohten, sie seien bereit, jedes nötige Mittel zu nutzen, wenn der „Umwelt-Vandalismus“ nicht aufhöre“ (Umweltprotest in Pyeongchang, in faz.net 21.3.2012).
Die Umweltgruppen schrieben deswegen auch einen Brief an IOC-Präsident Jacques Rogge und forderten ihn auf, die Umweltprobleme zu beachten (Olympia 2018: Neuer Protest gegen geplante Olympia-Abfahrtsstrecke in Südkorea, in sueddeutsche.de 211.3.2012).
Das Organisationskomitee äußerte, dass es keine Alternative zur geplanten Abfahrtsstrecke gäbe. Gegen die Protestierenden ging eine Gruppe von Einwohnern vor, die den Streckenbau und die wirtschaftlichen Vorteile für die Region verteidigte.
Wieder einmal: gut, dass München 2018 nicht wirklich wurde!
Neues vom Sportausschuss des Deutschen Bundestages
Am 21.3.2012 traf sich in wieder nichtöffentlicher Sitzung der Sportausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema Blutdoping in Erfurt mit den Dopingexperten Georg Engelbrecht und Fritz Sörgel. Vergleiche auch dazu die Stellungnahme Bundesministerium des Inneren bei Grit Hartmann und Jens Weinreich.
Der CDU-Abgeordneten Klaus Riegert hatte augenscheinlich keinen Informationsbedarf und beschrieb die UV-Blutdopingaffäre in Erfurt als „Verkettung unglücklicher Umstände“. Er äußerte: „Wir wehren uns gegen Vorverurteilungen“ (Turbulente Tagung des Sportausschusses, in spiegelonline 21.3.2012)
Das Erfurter UV-Blutdoping wurde nur zu bewusst durchgeführt und war mitnichten eine „Verkettung unglücklicher Umstände“. Außerdem sollte dem Kriminalhauptkommissar a.D. Riegert bewusst sein, dass im Spitzensport Doping ein kriminelles Delikt ist.
Riegert beschimpfte Prof. Sörgel als „Apotheker“ und „selbsternannten Experten“ (Herrmann, Boris, Unliebsame Wahrheiten, in SZ 23.3.2012). Fritz Sörgel ist seit 1994 Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Essen, u. a. seit 1987 Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, seit 2002 Herausgeber der internationalen Fachzeitschrift „Chemotherapy“ und war Richter am Internationalen Sportgerichtshof Cas. Er äußerte, der traurigste Aspekt seiner Reise nach Berlin zum Sportausschuss sei die Erkenntnis gewesen: „Die wollen keine Meinung hören, die ihnen nicht passt“ (Ebenda).
Der Molekularbiologe und Dopingexperte Prof. Perikles Simon berichtete ähnliches aus der deutschen Sportpolitik. Er war im September 2011 von einer Gruppe deutscher Sportpolitiker eingeladen worden, denen er die Notwendigkeiten für einen effektiven Anti-Doping-Kampf erläuterte: Er wurde von den Sportpolitikern ausgelacht und zog den Schluss: “Glauben Sie, da gehe ich noch einmal hin?” (Mebus, Jörg (sid), Doping-Jäger plagen Zweifel, in n-tv 15.9.2011). Zum jetzigen Eklat im Sportausschuss äußerte Simon: „Man hat das Gefühl, dass alle Experten, die nicht ins Weltbild passen, verunglimpft werden“ (Herrmann 23.3.2012).
Es ist nicht zufällig, dass die MdB Klaus Riegert (CDU), Frank Steffel (CDU) und Eberhard Gienger (CDU) in der Sitzung am 21.3.2012 die Experten beleidigt und die Rolle des Sport-Prolos gegeben haben: Das passt in das DOSB-Kalkül. Der Vorgang in Erfurt hat juristische Konsequenzen, die den DOSB teuer zu stehen kommen könnten. Denn Blutdoping ist explizit seit 2003 verboten. Das Bundesinnenministerium überweist an den Olympiastützpunkt Erfurt jährlich rund zwei Millionen Euro: Damit hat es auch dieses UV-Blutdoping mit Bundesmitteln unterstützt (Fall Erfurt: Sportausschuss kommt nicht voran, in focus.de 21.3.2012).
Das ist vermutlich die Strategie und Regie des DOSB: Im Sportausschuss werden die Experten dumm angemacht und provoziert, um das heikle Thema vom Tisch zu bekommen. Wie erwähnt nannte Riegert das verharmlosend eine „Verkettung unglücklicher Umstände“.
Die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada will die betreffenden 30 Sportler zur Rechenschaft ziehen; allerdings würde sich dadurch das Defizit der Nada auf 2,6 Millionen Euro verdoppeln (Nada rudert zurück, in SZ 24.3.2012).
Wer sich das Sportausschuss-Protokoll vom November 2011 ansieht (Dank an Jens Weinreich!), der erschrickt doch über die hemdsärmliche Vorherrschaft des DOSB im Sportausschuss: Dessen Präsident Bach ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich dort das Sportabzeichen an die teilnehmenden Ausschussmitglieder zu verteilen. Auch hier sind die Ausführungen des Abgeordneten Klaus Riegert (CDU/CSU) zur nichtöffentlichen Tagung des Ausschusses bemerkenswert, ebenso die Monologe von Bach vor dem Ausschuss zur gescheiterten Bewerbung München 2018: München 2018 sei ein Opfer der eigenen Stärke geworden… „Alle seien genauso überrascht wie er auch“… Überhöhung der Grundstücksfragen in Garmisch-Partenkirchen… Mischfinanzierung sei zu 80 Prozent aus Mitteln der Wirtschaft gekommen… Bewerbung sei sehr sparsam finanziert gewesen (offiziell 33 Millionen Euro!) …, Bewerbung habe „trotz ihrer Erfolglosigkeit viel Gutes bewirkt“.
Der Sportausschuss ist mit der CDU/CSU/FDP-Mehrheit endgültig zum Handlanger des DOSB mutiert: zum Spott-Ausschuss.
Vergleiche dazu auch Aktuelles.
Ende März 2012 beschlossen CDU und CSU, dass die Nada vom Bund zwei Millionen Euro erhalten solle, falls die Bundesländer, die Wirtschaft und der Sport zusätzlich je eine Millionen beisteuern. Dies verkündete der sportpolitische Sprecher der CDU, Klaus Riegert. „Woher er das Geld nehmen will, sagte Riegert nicht“ (Zwei Millionen mehr, in SZ 30.3.2012).
Der Generaldirektor des DOSB, Vesper warnte umgehend, „dass es sich bei der Nada-Zuwendung nicht um Geld handeln dürfe, das anderen Sportetats durch Verschiebungen weggenommen werde“ (Ebenda).
Das alte Doping-Lied: Der Spitzensport verursacht das Problem Doping, und der Steuerzahler muss auch noch die Anti-Doping-Agentur bezahlen.
London 2012/11: Teurer Champagner
Die Firma Prestige Ticketing hat 88.000 VIP-Karten für London 2018 im Angebot: „Ein Luxusplatz beim 100-Meter-Finale im Olympiastadion kostet 7800 Euro, zum Rennen wird Champagner gereicht“ (100 Meter mit Schampus, in Der Spiegel 13/26.3.2012).
Nur wird das Angebot nicht so recht wahrgenommen. Nicht einmal 70 Prozent vom Kontingent sind weg. Ein Anti-Korruptions-Gesetz verhindert größere Zuschläge durch die Konzerne. In Deutschland hatte der damalige EnBW-Chef Utz Claasen zur Fußball-WM 2006 Karten verschenkt und sich ein Gerichtsverfahren eingehandelt. Und außerdem: „Jetzt hat die Affäre um Christian Wulff allen Beteiligten die Problematik noch einmal ins Gedächtnis gerufen“ (MdB und Anti-Korruptions-Beauftragter des DFB, Reinhard Grindel; ebenda).
London 2012/12: Günstige Anabolika
Großbritannien hält am geltenden Recht zur Einführung von Arzneimitteln fest: Der Besitz von Anabolika für den Eigengebrauch ist erlaubt. Zu Gesundheitszwecken werden Steroide wegen der starken Nebenwirkungen allerdings kaum verschrieben.
Der Zoll darf und wird also nicht eingreifen, wenn Athleten der Olympischen Spiele mit den Steroid-Substanzen im Gepäck einreisen. „Die Sportler dürfen also per Gesetz Anabolika in ihrem Nachtisch aufbewahren – nur anwenden dürfen sie sie nicht“ (Sportler dürfen Anabolika besitzen, in spiegelonline 30.3.2012).
Das IOC will 5000 Dopingtests durchführen und von 1000 Athleteten das Blut untersuchen. Bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 gab es so gut wie keine Dopingvorfälle. (!) Immerhin hatte die chinesische Regierung ihre Gesetzgebung geändert und die Einfuhr von Anabolika unter Strafe gestellt.
München: Immer weiter, immer heiter
Nachdem München 2018 nicht geklappt hat, will sich die Stadt um die Gay Games 2018 bewerben: „die olympischen Spiele für Schwule und Lesben“ (München will die Gay Games 2018, in Augsburger Allgemeine 28.3.2012). Die Gay Games werden wie Olympische Spiele im Vierjahres-Rhythmus veranstaltet; es muss ein Bid Book eingereicht werden. 10.000 Sportler treten in 30 Sportarten an. Konkurrenten sind London, Paris, Orlando/Florida und ein brasilianischer Ort (München will die Gaygames, in SZ 29.3.2012).
Aktuelle Sportsplitter von IOC, Fifa etc. in März 2012
– Keine schwedischen Staatsgarantien: Das Schwedische Olympische Komitee wollte Ostersund für die Olympischen Winterspiele 2022 durchbringen: Aber die schwedische Regierung weigerte sich, dem IOC die geforderten finanziellen Garantien zu geben (Ostersund Won’t Bid for 2022 Winter Olympic Games, in gamesbids.com 3.3.2012).
Bravo, Stockholm! Bravo Rom!
– Nachspiel zur Bewerbung Olympische Winterspiele Salzburg 2014: Der Ex-ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth, in dieser Position von 1982 bis 2009 tätig, wurde von der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Veruntreuung von 2,7 Millionen Euro angeklagt. Sie wirft ihm „geplantes und gezieltes kriminelles Handeln“ vor. So war z.B. die Buchhaltung 2001 bis 2004 „entsorgt“ worden. Jungwirth über ÖOC-Präsident Leo Wallner: „Ich soll dem Leo helfen, dass der aus der Schusslinie kommt“ (Wenger, Sonja, trotz Olympia-Pleite: ÖOC zahölte Jungwirth 48.000 Euro Prämien, in salzburger-fenster.at 5.3.2012; Fleckl, Rainer, Die Jungwirth-Anlage, in kurier.at 1.3.2012).
– Internationale Sportverbände gehen immer wieder nahe Verbindungen zu Diktaturen ein, die sich mit hohen Zahlungen für Sportveranstaltungen internationales Renomee erhoffen. So soll die Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 in Weißrussland, “Europas letzter Diktatur”, stattfinden. Mitte März 2012 hat der dortige Diktator Alexander Lukaschenko zwei angebliche Attentäter hinrichten lassen. Im Mai 2012 sollen nun die 70 Mitgliedsverbände „das Für und Wider der Diktatur als WM-Ausrichter beraten können“ (Absage möglich, in SZ 20.3.2012).
“Selbst jetzt, nachdem das Lukaschenko-Regime zwei angebliche Attentäter hinrichten ließ, kommt vom IIHF nur der Hinweis, seine Mitglieder könnten beim nächsten Kongress ‚das Für und Wider‘ beraten – ‚falls eines der Mitglieder das Thema aufgreift‘. Das ist bescheiden genug formuliert, doch sollte es dazu wirklich kommen, kann es nur eine Entscheidung geben: Weißrussland die WM zu entziehen. An das Märchen, eine sportliche Großveranstaltung könne auch mithelfen, skandalöse Strukturen in einem Land nachhaltig offenzulegen oder gar zu ändern, glaubt nach den Erfahrungen rund um Olympia in Peking hoffentlich niemand mehr” (Aumüller, Johannes, An der Seite des Diktatoren, in SZ 20.3.2012).
Vergleiche auch zur Stellung des IOC zu Diktaturen im Kritischen Olympischen Lexikon: IOC und Diktaturen
– Der Chef de Mission Südkoreas für London 2012, Kyung Sun Yu, trat wegen Korruptionsvorwürfen am 19.3.2012 zurück: Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Untreue und Steuerhinterziehung gegen Manager des Hi-Mart-Konzerns, bei dem Eugene Großaktionär ist. Der Vorsitzende des Eugene-Konzerns hatte erst Anfang Februar 2012 den Posten des Delegationschefs übernommen (Umweltproteste in Pyengchang, in faz.net 21.3.2012; South Korea delegation heaf offers to resign, in reuters.com 21.3.2012; Mackay, Duncan, South Korean Chef de Mission for London 2012 resigns because of corruption scandal, in insidethegames.biz 20.3.2012).
– Europarat versucht es gegen die Fifa: Eine Arbeitsgruppe des Europarates stellte im Dossier „Good Governance im Sport“ fest, dass sich das Image der Fifa weiter verschlechtert hat. Die Arbeitsgruppe verlangt die Untersuchung der Fifa-Präsidentschaftswahlen unter Blatter und die Offenlegung aller Unterlagen zum ISL-Skandal. Aber die Fifa bewegt sich in der Schweiz in einem quasi rechtsfreien Raum: Deshalb sind auch über 35 Internationale Sportverbände hier angesiedelt (Vergleiche: Die Sport-Paläste). „Die Fifa ist von internationalen Antikorruptionsabkommen gar nicht und von Antikorruptionsgesetzen kaum erfasst, ihre Funktionäre genießen quasi Immunität“ (Weinreich, Jens, Blatter, Der Aussitzer, in spiegelonline 9.3.2012).
Schwer erklärlich, warum die Schweiz hier nicht endlich einen juristischen Riegel vorschiebt!
– Brasilianischer Fußball-Pate tritt endgültig zurück: Ricardo Teixeira, seit 1989 Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, trat am 12.3.2012 von seinem Präsidentenamt und dem des nationalen WM-Organisationskomitees zurück (Teixeira legt Präsidentenamt endgültig nieder, in spiegelonline 12.3.2012). Der frühere Schwiegersohn von Joao Havelange stolperte u. a. über seine korrupten Geschäfte in Zusammenhang mit der skandalösen Sportvermarktungsfirma ISL: Er soll Millionenbeträge erhalten haben.
Von seinem seit 1994 ausgeübten Amt im Fifa-Exekutivkomitee trat Teixeira am 20.3.2012 zurück (Teixeira bleibt Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, in spiegelonline 13.3.2012; Teixeiras nächster Rücktritt, in faz.net 20.3.2012).
– Spanische Regierung entschuldet Fußballvereine. Die dortigen Fußball-Clubs sind mit etwa 3,5 Milliarden Euro verschuldet, davon entfallen über 1,3 Milliarden Euro auf Steuer- und Sozialversicherungsschulden. Die neue konservative Regierung des hochverschuldeten Spaniens will den Vereinen nun einen Großteil dieser Schulden erlassen (Kistner, Thomas, Alberner Gnadenakt, in SZ 13.3.2012).
– Nachdem das Obergericht im Schweizer Kanton Ende 2011 entschieden hatte, dass die Fifa Dokumente zu Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit dem ISL-Skandal freigeben muss, haben die beiden Fifa-Offiziellen Joao Havelange und Ricardo Teixeira beim Schweizer Bundesgericht in Lausanne aufschiebende Wirkung beantragtet: Dem wurde entsprochen. Damit bleiben die Dokumente weiter unveröffentlicht (Korruption bei Fifa-Exponenten: Weitere Verzögerungstaktik, in Handelszeitung 23.3.2012).
– Der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, sprach von „untragbaren Figuren“ in der Fifa und sagte am 24.3.2012 über Blatter: „Wenn er als Reformer auftreten will, müsste er 80 Prozent seiner Leute rauswerfen“ (Kistner, Thomas, „80 Prozent untragbare Figuren“, in SZ 26.3.2012).
Als ersten müsste Blatter sich selbst rauswerfen.
– Werbung für Pyeongchang 2018: „Im neuesten Luxushotel ‚InterConti Alpensia‘, dem derzeit besten weit und breit, sollen 2018 die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees schlafen“ (Keeve, Viola, Koreanischer Pop auf der Ski-Piste, in welt.de 31.3.2012
Nur das Beste ist gut genug für die fleißige Olympische Familie
Der Bericht in der Welt war doch recht unkritisch. Vielleicht ein Grund: „Die Reise wurde unterstützt von Korean Air und KTO. (KTO ist die Korea Tourism Organization.)