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Mai 2012

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London 2012/15: Olympische Spiele lohnen sich nicht

Vergleiche auch London 2012/1-14
Die Ratingagentur Moody’s hat sich die Olympischen Sommerspiele London 2012 näher angesehen. Die daran geknüpften wirtschaftlichen Erwartungen wurden von Moody’s als unrealistisch klassifiziert. Die britische Regierung behauptete im Vorfeld, dass die Spiele Großbritannien aus der Rezession bringen würden. Offiziell wurden neun Milliarden Pfund investiert (Sky TV kommt dagegen in einer Gesamtbetrachtung schon auf 24 Milliarden Pfund, siehe früher).
Moody’s stellte fest, dass die Spiele sich auf den UK-Tourismus nur kurzfristig positiv auswirken würden: Da die Sportfans „unsatzschwach“ sind und Geschäftsleute ausbleiben, wird die Prognose langfristig ungünstig. Hotels profitieren nur von erhöhten Preisen während der Spiele. Der Bausektor wird unter dem Abschluss der Olympia-Aufträge leiden: Seine Umsätze sind schon jetzt um acht Prozent zurückgegangen. Für Wirtschaftsunternehmen ergeben sich nur für einen kurzen Zeitraum höhere Umsätze.
Die Hauptgewinner sind laut Moody’s die TOP-Sponsoren des IOC wie Coca-Cola und McDonald’s sowie die London 2012-Sponsoren Lloyds Banking Group, British Airways und BP, die 700 Millionen Pfund aufgebracht haben. Moody’s: „Insgesamt halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Spiele einen entscheidenden volkswirtschaftlichen Schub für Großbritannien bringen; die Auswirkungen der Infrastruktur-Maßnahmen sind schon vorbei“ (Ruddick, Graham, Olympics ‚unlikely to boost‘ economy, says Moody’s, in telegraph.co 1.5.2012; Weir, Keith, Moody’s dampens Olympic Games growth hopes, in uk.reuters.com 1.5.2012).
Malte Conradi schrieb zur Moody’s-Studie in der SZ: „Es ist inzwischen ein gut eingeübtes Mantra: Vor jedem sportlichen Großereignis der vergangenen Jahre haben Politiker und Veranstalter geschwärmt, was für ein super Geschäft das werden würde… Nach dem Wettkampf heißt es dann üblicherweise: Gut, wirtschaftlich hat sich die Sache nicht so richtig gelohnt, auf ein paar Milliarden werden wir sitzen bleiben. Aber die Stimmung war doch super!“ (Conradi, Malte, Ohne Wert, in SZ 3.5.2012).

Nicht rentiert haben sich wohl auch die 22,7 Millionen Pfund (umgerechnet rund 29 Millionen Euro) für den 114 Meter hohen „Orbit Tower“, einen gedrehten Turm mit den Symbolen der olympischen Ringe. Der reichste Mann Großbritanniens, der Stahlmagnat Lakshmi Mittal, spendierte 19,6 Millionen Pfund für das Projekt.
Für Anita Singh vom Telegraph ist der Orbit Tower „an overgrown maypole“ (ein übergroßer Maibaum), „a turd on the plaza“ (ein Scheißhaufen auf dem Platz) und „a contorted mass of entrails“ (eine verdrehte Masse von Eingeweiden). Der Autor des Building Design Magazins, Oliver Wainwright, schrieb zum Turm: „It’s just an obnoxious statement and a totem pole to the richest man in the U.K.“ (Es ist nur ein widerwärtiges Statement und ein Totempfahl des reichsten Mannes im United Kingdom; Brooks, Matt, Heavy Medal, in washingtonpost.com 11.5.2012).

Die Spiele überlasten zudem die Londoner Infrastruktur. Der Flughafen Heathrow ist schon im Normalbetrieb an der Kapazitätsgrenze. Es fehlt Personal, das Computersystem bricht häufig zusammen. 1000 Stellen wurden bei der Grenzbehörde „Border Agency“ gestrichen; die Zollbeamten wollen demnächst streiken. „Kritisch ist auch der Tag vor der Eröffnung. Am 26. Juli soll sich die Zahl der Passagiere um 45 Prozent erhöhen“ (Thibaut, Matthias, Olympia in London – mit Sicherheit ins Chaos, in tagesspiegel.de 5.5.2012). Für den 13. August mit der Abschlusszeremonie baut der Flughafenbetreiber BAA „einen Sonder-Terminal eigens für die 10.000 Sportler und Offizielle, die auf einen Schlag die Stadt verlassen wollen“ (Ebenda).

Die Aufrüstung für die olympische Sicherheit geht weiter. „Sicherheit wird groß geschrieben. Ob der Ring von sechs Raketeneinheiten mit Boden-Luft-Raketen um das Olympiagelände zur Beruhigung beiträgt, steht aber auf einem anderen Blatt… 800 Marinesoldaten werden auf dem Kreuzer HMS Ocean in der Themse  stationiert. Von dort werden auch Typhoon-Kampfflieger und Hubschrauber mit Stinger-Raketen befehligt, die den Luftraum über den Olympischen Spielen gegen mögliche Terrorattacken sichern sollen. Die umstrittenen Raketenabwehrbasen, beruhigt Olympia-Militärchef General Sir Nick Parker, seien ‚die letzte Verteidigungslinie‘, um eventuell nach 9/11-Vorbild angreifende Flugzeuge abzuschießen“ (Ebenda). Den Befehl zum Flugzeug-Abschuss würde Premier David Cameron persönlich geben.
Die britische Armee kann bei den Spielen eine neue akustische Waffe einsetzen: Sie gibt bis zu 150 Dezibel  ab, kann gezielte Angriffe auf menschliche Ohren machen und hat eine hörbare Reichweite von knapp neun Kilometern (Akustik-Waffe für Olympia, in SZ 14.5.2012),
Die olympische Friedensbewegung wirft ihre Schatten voraus.
Vergleichge auch den Artikel von Julian Boykoff.

Wada, DOSB-Präsident Bach und das Erfurter UV-Blutdoping

Die World Anti-Doping Agency (Wada) hatte bisher in allen Erklärungen das am Olympiastützpunkt Erfurt praktizierte UV-Blutdoping spätestens ab 2005 als verboten erklärt. Im Mai 2012 ruderte die Wada zu – fast jedermanns Überraschung – zurück und deklarierte nun das UV-Blutdoping erst ab 2011 als verboten. Damit teilte die Wada plötzlich die von DOSB-Präsident Bach vertretene Meinung. Damit dürfen von den vorher betroffenen 30 Sportlern mindestens 25 zu den olympischen Sommerspielen London 2012 fahren.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Die Erfurter Staatsanwaltschaft ermittelt noch weiter, will aber nach einer Stellungnahme des Verteidigers vom beschuldigten Mediziner Andreas Franke und einem Gutachten der Nada das Verfahren zum Abschluss bringen („Das kann noch dauern“, in SZ 16.5.2012).
Vergleiche hier.
Nachtrag: Ein neues Gutachten des Tübinger Rechtswissenschaftlers Heiko Striegel im Auftrag der Nada kam wiederum zu dem Schluss, dass das Erfurter Blutdoping schon vor 2011 verboten war. Die von der Wada-Intervention zwischenzeitlich „geretteten“ 27 deutschen Blutdoper-Sportler werden weiter zittern müssen (Blutbehandlung laut Gutachten schon vor 2011 verboten, in spiegelonline 23.5.2012; Wende in Erfurt-Affäre, in SZ 24.5.2012).

Das X-Games-Event

Vom 27. bis 30.6.2013 (dazu 2014 und 2015) werden im Münchner Olympiapark die Sommer-X-Games stattfinden, die es seit 1995 in einer Winter- und Sommerversion gibt. Sie werden jährlich an sechs Orten ausgetragen und wurden zum größten internationalen Event, zu „Weltspielen der Actionsportarten“. Die X-Games sind ein Franchise-Unternehmen des amerikanischen Fernsehsenders ESPN (Entertainment and Sports Production), der zum Disney-Konzern gehört. Das IOC hat sich bei den X-Games bedient und die Sommerdisziplinen BMX ( Bicycle Moto Cross), Mountainbike und Skateboard sowie die Winterdisziplinen Snowboard und Skicross in das olympische Programm übernommen. „Olympia hat uns umarmt, und das hat uns enorm vorangebracht“, sagte ein Vermarkter (Klein, Günter, X-Games: Die Action-Sportarten zu Olympia, in Münchner Merkur 4.5.2012).
Der Olympiapark-Chef Ralph Huber schwärmte von „olympischen Spielen der Extremsportarten“ (Lode, Silke, Willkommen zum Ersatz-Spektakel, in SZ 3.5.2012). „The Show must go on heißt die zynische Devise – und Stadt und Olympiapark GmbH freuen sich so überschwänglich, als wären die X-Games echte Olympische Spiele“ (Schnitzler, Johannes, Events um jeden Preis, in SZ 3.5.2012). Dazu gibt es an den vier Tagen noch Live-Konzerte, Fashionshows und Filme – das übliche Hully-Gully für Event-Fans. „Die Zielgruppe besteht aus jungen Partygängern, die alles lieben, was schnell ist und dafür schnell Geld ausgeben“ (Ebenda).
Skateboarder und BMX-Fahrer kämpfen im Olympiastadion und auf einer Halfpipe im abgelassenen Olympiasee, Freestyle-Motocrosser in der Olympiahalle. Eine vierte Sportart könnte „Rally Car Racing“ sein: „Da fahren vier bis sechs Autos, die aussehen wie eine Mischung aus DTM- und Rallye-Boliden, über einen Kurs mit Sprüngen und ein bisschen ‚Dirt'“ (Klein 4.5.2012).
Das Budget, das der Münchner Olympiapark dafür jährlich aufbringen muss, liegt bei 3,3 Millionen Euro; das Risiko für die Stadt München soll bei einer Million Euro liegen, was abzuwarten bleibt (X-Games in München, in sueddeutsche.de 1.5.2012; Merz, Markus, Der X-Games-Park, in abendzeitung-muenchen.de 2.5.2012).
Johannes Schnitzler fragte in der SZ: „Nächster Showroom München – der Gewinner ist ESPN… Aber Events um jeden Preis? DTM, Supercross, Ski-Weltcup – dem jeweils einmaligen Ereignis wird der rote Teppich respektive grauer Asphalt ausgerollt… Was der Münchner Olympiapark aber auf jeden Fall braucht, ist eine Identität. Sonst verkommt er zum x-beliebigen Funpark“ (Ebenda).
Dazu will ihn der Chef Ralph Huber offensichtlich um jeden Preis machen.
(Vergleiche auch Januar 2012 und im Kritischen Olympischen Lexikon: Event

Neues von der Ausstellung „Mythos Olympia – Kult und Spiele“

Über die Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau und die skandalöse Einflußnahme von Katar bzw. der Qatar Museums Authority, wurde in der Chronologie Januar und Februar 2012 berichtet. Nun verzichtet die Leitung ganz auf den umstrittenen zweiten Teil der sich mit den modernen Olympischen Spielen seit 1896 bis heute beschäftigen sollte. Offizielle Begründung: Dieser würde nicht rechtzeitig fertig werden. Der zweite Teil wird dann aber nach der Berliner Station in Doha und Athen gezeigt – außerhalb deutscher Einflußnahme (Gropius-Museum verzichtet auf das moderne Olympia, in zeit.de 10.5.2012).

Das Olympische Erbe München 1972 wird immer teurer

Wie bereits mehrfach erwähnt, kommen die diversen Olympiabauten (Stadion, Halle, Park, Regattastrecke etc.) den Münchner Haushalt teuer zu stehen. In die Bauten im Olympiapark müssen weitere dreistellige Millionenbeträge investiert werden. Auch die Regattastrecke in Oberschleißheim ist in einem ziemlich verrotteten Zustand, da seit 40 Jahren nichts mehr saniert wurde: Allein die Sanierung der Tribüne wird auf mindestens acht Millionen Euro geschätzt. Dazu verursacht sie im Jahr eine halbe Million Euro Betriebskosten. Sie ist im alleinigen Besitz der Stadt München, nachdem sich die Alteigentümer Bund (1992) und Freistaat (2011) zurückgezogen hatten (Bachhuber, Klaus, Regatta ohne Ruderer in SZ 27.2.2012; Bock, Willi, Wettlauf um die Olympia-Regattastrecke, in abendzeitung-muenchen.de 8.5.2012). „Seit 1985 kursieren Gerüchte über eine Zerschlagung der Anlage“ (Beck, Judith, Ratlose Ruderer, in SZ 9.5.2012).
Einige CSU-Stadtratsmitglieder hatten bereits im März 2012 moniert, „dass der Stadtrat zum wiederholten Mal Kostenexplosionen bei Aktionen zur ‚Zukunftsfähigkeit des Olympiaparks‘  habe absegnen müssen“ und sprachen von „Reibungsverlusten ohne Ende“ (Olympiapark: Stadt verteidigt Kosten, in SZ 6.3.2012).
Als Leiter des Münchner Sportamtes und damit zuständig für die Münchner Sportanlagen tauchte im Mai 2012 ein alter Bekannter wieder auf: der ehemalige Geschäftsführer des DAV und Aufsichtsrat von München 2018, Thomas Urban, der zur Durchsetzung der München-2018-Befürwortung im DAV den ehemaligen DAV-Präsidenten Heinz Röhle gestürzt hatte. „Urban ist es zu verdanken, dass der DAV nicht wie andere Naturschutzverbände seine Unterstützung für die Olympiabewerbung zurückgezogen hat. Diese Haltung war seinerzeit in dem mitgliederstarken Verein heftig umstritten“ (Mann vom Fach, in sueddeutsche.de 11.5.2012). Urban kam im Münchner Sportamt unter und kämpft jetzt um weitere Millionen für den Sport.

Deutschland angeblich geil auf Olympische Spiele

Forsa, Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen, fand im Mai 2012 heraus, dass angeblich 68 Prozent der Deutschen eine erneute Bewerbung Deutschlands um Olympische Spiele befürworten; 63 Prozent fänden es prima, dass es immer weitere olympische Sportarten gibt, 37 % erhofften sich einen Imagegewinn für Deutschland, usw. Auftraggeber der Studie ist der Finanzdienstleister AWD, der von Carsten Maschmeyer gegründet wurde und nun zu Swiss Life gehört. Eigene Angabe von AWD: „AWD ist ‚Offizieller Finanzoptimierer der deutschen Olympiamannschaft‘. Bereits seit den Olympischen Wettkämpfen in Athen 2004 ist AWD Co-Partner der deutschen Olympiamannschaft“ (AWD, Deutsche sagen „Ja“ zu Olympischen Spielen, presseportal.de 14.5.2012).
Auch hier: Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Der DOSB setzte die Jubel-Meldung natürlich umgehend auf seine Webseite: „Rund zwei Drittel der Bundesbürger trauen den deutschen Sportlern zu, dass sie bei den Olympischen Spielen in London mindestens Platz fünf im Medaillenspiegel belegen“ (Forsa-Studie: Zwei Drittel glauben an Olympiamannschaft, dosb.de 17.4.2012).
Die Forsa-Umfrage erinnert an frühere Umfragen im Zusammenhang mit der Bewerbung München 2018, bei denen explizit Sportbegeisterte befragt wurden (genau 78,3 Prozent bei promit) oder keine Angaben zur Umfrage selbst gemacht wurden (Gesellschaft für Konsumforschung Nürnberg).

„Das weiß nur der Doktor Jungwirth“ – Neues vom ÖOC

Am 7.5.2012 begann in Wien der Prozess gegen den ehemaligen Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), Heinz Jungwirth, der diese Position von 1982 bis 2009 innehatte: „der über ein Vierteljahrhundert mächtigste Mann im österreichischen Sport“ (Albrechtsberger, Philipp, Jungwirth: „Es waren alle glücklich“, in kurier.at 7.5.2012). Er soll zwischen 2003 und 2009 mit Hilfe seiner Stellvertreterin und des ÖOC-Kassiers insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro Gelder aus Vergütungen des IOC und Sponsorengelder veruntreut und auf einem „Schwarzgeldkonto“ geparkt haben. Damit wurden der Reitlehrer des Sohnes, Nobelautos, Hausumbauten und Urlaube finanziert. Über das Schwarzgeldkonto wurde aber auch eine Einladung des weißrussischen Diktators Alexander Lukaschenko nach Österreich bezahlt (Möseneder, Michael, Der Generalsekretär und der „windige Verein“, in derstandard.at 7.5.2012).
Der Richter war verwundert: „Ich frage mich, ob es im ÖOC auch normale Konten gegeben hat“ (ÖOC: Jungwirth streitet Vorwürfe ab, in kurier.at7.5.2012). Jungwirth behauptete, der frühere ÖOC-Präsident Leo Wallner habe ihm freie Hand gelassen, beispielsweise beim „Österreich-Haus“ bei Olympischen Spielen: „Kein Mensch hat mir gesagt, was es kosten darf… Gut muss es sein, passen muss es“ (Ebenda).
Der von 1990 bis 2009 amtierende und dann im Herbst 2009 zurückgetretene ÖOC-Präsident Wallner ist auch involviert und wird in Salzburg angeklagt. Er soll wie Jungwirth Schadensersatz an das ÖOC leisten. Der ÖOC-Anwalt erklärte: „Das Problem für das heutige, das neue ÖOC besteht darin, dass wir fast keine Unterlagen haben, die sind alle verschwunden“ (Kreuzer, Heinz Peter, Außer Kontrolle, in dradio.de 5.5.2012). Die gesamte Buchhaltung des ÖOC bis 2005 ist nämlich nicht mehr aufzufinden (Jungwirth-Prozess vertagt, Neues Gutachten beantragt, in kurier.at 9.5.2012; Wallner: „Hatte kein Wissen über Schwarzgeldkonto“, in kurier.at 8.5.2012; Möseneder, Michael, Gespenstischer Aktenschwund beim ÖOC, in derstandards.at 9.5.2012).
Am 3. Juli 2012 wird in Wien weiterverhandelt
Ermittelt wird auch gegen die ehemaligen Chefs der Bewerbungen Salzburg 2006, 2010 und 2014, Fedor Radmann, Gernot Leitner und Rudolf Höller und den Strategieberater Erwin Roth (Kreuzer 5.5.2012).

Fußball-Munich de Luxe

Zum Endspiel der Fußball-Champions-League am 19.5.2012 in München (FC Bayern gegen FC Chelsea) legten nicht nur die Preise zu, sondern auch die Diktate der Uefa.
Die Flugstrecke  Heathrow-München kostet manchmal unter 100 Euro; am 19.5. verlangt die Lufthansa 460 Euro. Ein Zwei-Sterne-Hotel im Münchner Vorort Freimann verlangt für das Doppelzimmer 499 Euro, ein Drei-Sterne-Hotel in der Schwanthalerstraße 999 Euro. Karten für das Public Viewing wurden vom Olympiapark für fünf Euro abgegeben und werden inzwischen bei Ebay für 50 Euro versteigert (Tibudd, Michael, 1000 Euro fürs Doppelzimmer, in SZ 8.5.2012).
In der Allianz-Arena, pardon, „Fußball-Arena“, musste auf Befehl der Uefa der Allianz-Schriftzug verhüllt werden. Es wird Bier des Sponsors Heineken ausgeschenkt. Alkoholfreies liefert Heineken nicht: Nur deshalb kommt hier Paulaner zum Zug (Schubert, Andreas, Bier für die Welt, in SZ 9.5.2012). Alle Neonröhren müssen mit den Uefa-Farben Blau, Grün und Türkis ummantelt werden.
Die Uefa hat am 19.5. das Hausrecht und verfügt über das gesamte Stadion. Man rechnet mit 200 Millionen Fernsehzuschauern in 210 Ländern: 2600 Journalisten und Presseleute wurden akkreditiert (Fuchs, Florian, Ausgesperrt, in SZ 9.5.2012).
Am Vorabend, dem18.5., gibt es ein VIP-Fest der Uefa. Es kostet 200.000 Euro und wird von der Stadt München bezahlt, die keinen Einfluss auf die Gästeliste hat. Das war eine der vielen kostspieligen Bedingungen der UEFA an den Austragungsort des Endspiels. Und verdruckst ist man auch noch: „Die Uefa zeigte sich auf Anfrage überrascht und konnte aus dem Stegreif nicht erklären, warum ihre Party aus Steuergeldern bezahlt wird. Die Stadt weiß jedoch ganz genau, wie sie zum Geldgeber wurde: Die 200.000 Euro für die VIP-Party waren Teil des Pakets der Uefa, das München akzeptieren musste, um Gastgeber des Finales zu werden“ (Ebenda).
Die Uefa darf auch laut Vertrag alle Bayern-Logen selbst vermarkten:
106 Logen à 20 Sitze macht 2120 Plätze x 3650 Euro macht über 7,7 Millionen Euro – plus Bewirtungskosten! ((Theater der Träume, in SZ 16.5.2012).

Die Stadt München dagegen bezahlt für den Hype einen hohen Preis, nämlich mindestens 1,4 Millionen Euro: zusätzlich noch 400.000 Euro (Uefa und Stadt München zahlen jeweils die Hälfte) für die Verlegung des Rollrasens beim Finale der Damen am 17.5. im Olympiastadion. Dort ist nämlich bereits der Innenraum für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft zubetoniert worden! 110.000 Euro fallen für das Fanfest im Olympiaparkan, 90.000 Euro kostete die Übergabe der Pokale an die Stadt im April 2012 etc. (Lode, Silke, Geheimsache  Fußball-Party, in sueddeutsche.de 14.5.2012; Hahn, Thomas, Kommerzdenken schlägt Ästhetik, in sueddeutsche.de 17.5.2012).
Ulrich Schäfer schrieb zur Uefa in der SZ: „Der Verband geriert sich in einer Art und Weise, die manchen Lokalpolitiker von ‚Erpressung‘ reden lässt. Seine PR-Agenten und Hausjuristen versuchen Medien vorzuschreiben, wie sie berichten und für das Finale werben sollen (worauf sich diese Zeitung nicht eingelassen hat); sie lassen sich jede Aktion der Sponsoren vorlegen und lehnen sie notfalls ab, und sie zwingen die Stadt München am Vorabend des Endspiels eine teure, bislang geheime Sause für wichtige Menschen auf, deren Kosten die Stadt mittragen muss,bei deren Gestaltung sie aber offenbar nur sehr wenig zu bestimmen hat… Sollte die Stadt München irgendwann doch vom noch mächtigeren IOC den Zuschlag für Olympische Spiele bekommen, dann ist das, was sie gerade beim Champions-League-Finale erlebt, nur ein läppisches Vorspiel“ (Schäfer, Ulrich, Das finale Geschäft, in SZ 14.5.2012).
Die Bewerbung Münchens um dieses Finale entschied übrigens OB Ude am Stadtrat vorbei im Alleingang: Der Stadtrat durfte nachträglich zustimmen.

Wie üblich bei Sport-Großveranstaltungen werden die Kosten für die Sicherheit nirgends aufgeführt. Sicher ist nur, dass auch diese Kosten die Steuerzahler übernehmen müssen. So soll ein Großaufgebot von 2000 Beamten am Final-Wochenende in der Innenstadt, im Stadion und beim Public Viewing für Sicherheit sorgen (Polizei-Großaufgebot beim CL-Finale, in Münchner Merkur 18.5.2012).
Ob das angesichts der Ausschreitungen bei den Fußballspielen vom letzten Wochenende in Düsseldorf und Karlsruhe (hier gab es 75 Verletzte, darunter 18 Polizisten) reichen wird? Thomas Kistner schrieb in der SZ zu diesen Krawallen und den Verantwortlichen der Fußballindustrie: „Flott wird die Verantwortung abgewälzt: Schuld daran trägt die Gesellschaft; zuständig ist die Polizei, die von der Gesellschaft bezahlt wird“ (Kistner, Thomas, Frommer Selbstbetrug, in SZ 16.5.2012). – „Der Fußball, so das Fazit zum Ende der Saison, hat ein Gewaltproblem. Er liefert die Kulisse für immer brutalere Vorfälle, die in die Kriminalstatistik eingehen. Mal mit rechtsradilalem Hintergrund, vielfach aber auch als purer Exzess, wenn Busse, Züge und Raststätten zertrümmert werden… Folge einer Eventkultur, die mit der WM 2006, dem Sommermärchen, in den Stadien angekommen ist“ (Hoeltzenbein, Klaus, Knallkörper und Knallköpfe, in SZ 18.5.2012).
Der Millionengewinn des Champions-League-Finales wird von Uefa und den beiden Finalisten privatisiert; die Kosten trägt die Allgemeinheit – wie  üblich bei Sport-Großevents.

Zur Erinnerung aus der Chronologie April 2012:
Der Spiegel gibt die jährlichen Kosten der Polizeieinsätze der Fußball-Bundesliga mit 150 Millionen Euro an – und die Kostenbeteiligung der Vereine an den Polizeieinsätzen mit null Euro.
“Zum Vergleich: Gebühr, die ein Sitzblockierer in Stuttgart für das Wegtragen durch Polizeibeamte bezahlen muss: bis zu 80 €” (Spiegel 17/23.4.2012, S. 69).

Der Champions-League-Hype

– Am 16.5.2012 lieferte die Süddeutsche Zeitung 24 Sonderseiten nur über das CL-Finale.
– Das Nachtflugverbot am Münchner Flughafen wird am 19.5. aufgehoben.
– Am 19.5. wird geplant, bei Fanandrang Leopold- und Ludwigstraße zu sperren.
– Am 20.5. wird im Fall eines Bayern-Sieges ein Autokorso zum Rathaus führen (Crone, Philipp, Die Abwehr steht, in SZ 15.5.2012).
Aus der „schönsten Nebensache der Welt“ ist die kommerziellste Veranstaltung der Welt geworden: Damit kann man alle politischen und ökonomischen, alle ökologischen und sozialen Probleme bestens verdrängen.

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Fazit zum Champions-League-Finale: Der russische Milliardär Roman Abramowitsch ist Oligarch von Wladimir Putins Gnaden (russischer Präsident von 2000 bis 2008 und wieder ab 2012). Er machte sein Vermögen in der Zeit, als Boris Jelzin russischer Präsident war und hielt Beteiligungen im Erdöl- und Aluminiumbereich sowie weitere Industriebeteiligungen. „Lange Zeit galt Abramowitsch als wichtigster Oligarch im Umfeld des damaligen Präsidenten Wladimir Putin“ (Wikipedia). Abramowitsch wird dem autokratischen russischen Präsidenten auch bei der Durchführung der Fußball-WM 2018 helfen. Seine Baufirma profitiert von Auftägen in Sotschi für die Olympischen Winterspiele 2014.
Abramowitsch hatte 2012 laut Forbes ein Vermögen von über 13 Milliarden Dollar. Ihm gehören drei Yachten von jeweils über 100 Metern Länge, darunter die größte der Welt mit Raketenabwehrsystem und Anti-Paparazzi-System; dazu zwei U-Boote, ein vierstrahliger Airbus A340-313X und diverse Schlösser in Südfrankreich und Gemälde von Francis Bacon und Lucian Freud.
Abramowitsch flog mit Freunden in fünf Flugzeugen zum EM-Finale 2012 in München ein, wo seine Mannschaft FC Chelsea das Endspiel gewann. Abramowitsch hatte die Mannschaft 2003 für 210 Millionen Euro gekauft und investierte weitere geschätzte 764 Millionen Euro. Der Pokal der Champions League kostete ihn also die Irrsinnssumme von einer Milliarde Euro (Schmieder, Jürgen, Er kam, sah – und fliegt mit dem Pokal wieder weg, in sueddeutsche.de 20.5.2012).
Mit all diesen Attributen ist Abramowitsch der ideale Sport-Pate.

Special Olympics in Deutschland

Die Wettkämpfe für Menschen mit geistiger Behinderung finden vom 20. bis 26. Mai 2012 in München statt. 4500 Athleten, 2000 Trainer, tausende Helfer und Familienmitglieder nehmen daran teil (Laufer, Simon, Gemeinsam stark in München, in SZ 17.11.2011). Insgesamt soll es sich um 14.000 Teilnehmer handeln. Auch die Special Olympics sind auf Wachstumskurs. Auch sie haben Sponsoren, hier Premium Partner genannt.
Anleihen an die Olympischen Spiele sind der Fackelzug (16.4. – 21.5.2012) mit Entzündung der Fackel in der Olympiahalle bei der große Eröffnungsfeier, dazu ein „olympisches Zeremoniell“ bei der Feier in der Olympiahalle am 21.5.2012 (Stationen des Fackellaufs, specialolympics.de 30.4.2012; Krass, Sebastian, Lasst mich mutig mein Bestes geben! in SZ 18.5.2012).
Vergleiche zum olympischen Fackellauf hier
Intern gab es wohl einige Kritik, und in Zukunft könnte eine aktualisierte UN-Konvention eine solche Veranstaltung infrage stellen.

ARD und ZDF liefern olympische TV-Orgie

Im Mai 2012 kritisierten die deutschen Privatsender die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF wegen der “maßlosen” Berichterstattung über London 2012: In den Hauptprogrammen und im Internet sollen insgesamt 900 Stunden olympischer Sport gesendet werden; vom 27.7. bis 12.8.2012 sollen 260 Stunden olympische TV-Berichterstattung in ARD und ZDF gezeigt werden.
Der Chef des ARD-Olympiateams, Walter Johannsen, bügelte die Privatsender ab: „Es gibt keine rundfunkrechtlichen Bedenken“ (Zu viel Olympia im TV? Privatsender schimpfen, in Münchner Merkur 16.5.2012).
Vergleiche auch: Die Sport-Sender

Dopingprozess gegen ÖSV-Funktionäre

In Italien läuft der Prozess gegen den österreichischen Langlauf-Spitzentrainer Walter Mayer, den Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes, Peter Schröcksnadel und acht weitere Angeklagte. 2006 wurden bei den olympischen Winterspielen in Turin belastende Dopingsubstanzen gefunden. Für neun der zehn Angeklagten wurden mehrjährige Haftstrafen gefordert (Haftstrafen gefordert, in SZ 21.5.2012).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Doping.

Doping-Studie über kenianische Langstreckenläufer

Der schwedische Anti-Doping-Experte Bengt Salin von der Universität Kopenhagen stellte ein Doping-Problem bei kenianischen Langstreckenläufern fest. Die Blutwerte der Kenianer waren in Europa in den Jahren 2008 bis 2010 viel höher als in den Jahren zuvor. Salin: „Es steht für mich daher außer Frage, dass es da irgendeine Form von Blutmanipulation gibt“ (Verdächtige Kenianer, in SZ 21.5.2012). Kenia hatte bei der Leichtathletik-WM im September 2011 im südkoreanischen Daegu mit 17 Medaillen Platz 3 im Medaillenspiegel
belegt.
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF erklärte, er wisse nichts von dieser Studie. IAAF-Medizinchef Gabriel Dollé sagte, dass in Kenia selbst kein Geld  für ein Anti-Doping-Programm vorhanden sei. Dort würden auch keine Blutkontrollen durchgeführt, mit denen man das Blutdopingmittel Epo feststellen könne. „Bei ARD-Recherchen in Kenia gelang es, in einem ‚Gesundheitsladen‘ in der Hauptstadt Nairobi problemlos das Blutdopingmittel Epo zu erhalten“ (Ebenda; Wirz, Jürg, Kenya bangt um den Läufer-Mythos, in nzz.ch 26.5.2012).
Vergleiche auch: „Kein Wunder“, Film von Hajo Seppelt & Robert Kempe, in WDR Sportinside 21.5.2012

Die Schweiz wird in die Kandidatur 2022 getrieben

Das „Schweizer Sportparlament“ ist kein staatliches Parlament, wie der Name suggerieren soll, sondern der Zusammenschluss von 77 Sportverbänden. Es trat am 24.5.2012 zusammen und stimmte mit 77 Ja-Stimmen (natürlich) im „Haus des Sports“ für die Kandidatur Graubünden 2022 mit St. Moritz und Davos. Es folgte dem Papier vom „Verein XXIV. Olympische Winterspiele Graubünden“. Ebenso stimmten sechs von sieben Bündner Bundesparlamentariern dafür. Nur Silva Semanedi verweigerte die Unterstützung (Sechs von sieben stehen hinter Olympia-Plädoyer, in suedostschweiz.ch 24.5.2012).
Die Kosten sollen bei 36 Millionen Franken liegen; davon soll je ein Drittel der Bund, die Privatwirtschaft und Graubünden (6 Millionen, St. Moritz 4 Millionen, Davos 2 Millionen) tragen (Steiner, Simon, So soll Olympia in die Schweiz geholt werden, in aargauerzeitung.ch 24.5.2012; Kräftiges Ja für Bündner Olympia-Pläne, in nzz.ch 24.5.2012).
Temporär soll gebaut werden: Eishockeystadion Davos und Eiskunstlaufhalle Samedan (je 10.000 Besucher),  120-Meter-Skiprungschanze St. Moritz, Curling-Halle Klosters, Trainingshalle Engadin.
Am 3. März 2013 findet in Graubünden eine Volksabstimmung statt. Das Ergebnis wird spannend – schon zweimal hat die Schweizer Bevölkerung Olympische Winterspiele haushoch abgelehnt:
„Die jüngere Geschichte Olympischer Winterspiele in der Schweiz ist eine Geschichte des Scheiterns. Bis die Stimmbürger Graubündens sowie der Host City St. Moritz am 3. März nächsten Jahres über die Olympiakandidatur Graubündens abstimmen, müssen sowohl Regierung wie Promotoren enorme Überzeugungsarbeit leisten. 1980 und 2002 wollten die Stimmbürger nichts von Olympischen Winterspielen wissen: Die Kandidatur von Chur für 1988 fiel mit 77 Prozent Nein-Stimmen durch, jene von Bern für 2010 mit 78 Prozent Nein-Stimmen“ (Krummenacher, Jörg, Überzeugungsarbeit für Bündner Winterspiele, in nzz.ch 25.5.2012).
Aufgrund der eventuellen Bündner Kandidatur legte die Zentralschweiz ihre Pläne für die Olympischen Jugend-Winterspiele 2020 auf Eis; im Fall einer Ablehnung durch die Volksabstimmung wird die Zentralschweiz ihre Bewerbung einreichen (Zentralschweiz legt Bewerbung für Jugend-Winterspiele auf Eis, in nzz.ch 24.5.2012).
Das IOC entscheidet im Juni 2015 über die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022.
Vielleicht weiß DOSB-Präsident Bach bis dahin, ob sich München für 2022 wieder bewerben muss.

Der Münchner Olympiapark kostet – ohne Ende

Auch dieses Olympische Erbe wird sündteuer. Von 2007 bis 2011 wurden bereits 105 Millionen Euro ausgegeben, bis 2031 sollen noch einmal 300 Millionen Euro investiert werden. Allein das 75.000 Quadratmeter große Plexiglas-Zeltdach kostet 80 Millionen Euro. Es wurde bereits in den 90er Jahren komplett ausgetauscht, hält aber nur jeweils 25 Jahre. Ob das Olympiastadion erhalten werden kann, ist aufgrund der weggefallenen Nutzung als Fußballstadion angesichts der hohen Kosten ungewiss (Olympiapark wird für 400 Millionen Euro saniert, in nordbayern.de 28.5.2012).
Auch wenn es heute niemand mehr wisse will: Letztlich hat OB Ude und der Stadtrat die Grundlage für das Ende des Olympiastadions gelegt – mit der Befürwortung der Allianz-Arena in Fröttmaning. Aber wenn halt der FC Bayern VIP-Logen und Fresstempel will…

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Oberstdorf will sich noch mehr verschulden

Oberstdorf hat sich mit der Ausrichtung der Nordischen Ski-WM 2005 völlig verschuldet, während die FIS den Gewinn mitnahm – das selbe Spiel wie dann bei der Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen. Oberstdorf hatte 2008 rund 63 Millionen Euro Schulden. Bürgermeister Laurent Mies im Oktober 2008: „Im Rückblick haben sich alle Erwartungen nicht erfüllt… Wir sind zum Finanzier des Sports geworden“ (Szymanski, Mike, Sehenden Auges in die Pleite, in SZ 23.10.2008).
Dazu hatte Oberstdorf nach der “FIS Nordischen Ski-WM 2005″ nicht etwa einen Zuwachs an Übernachtungen, sondern musste einen Rückgang beklagen (2005: 2408.708 Übernachtungen, 2006: 2.265.700 und 2007: 2.2.70.476 Übernachtungen, 2008: 2328.022 Übernachtungen – Quelle: oberstdorf.de).
Die Lehre daraus? Oberstdorf bewirbt sich nach 1987 und 2005 ein drittes Mal um die Nordische WM 2017. Bürgermeister Laurent Mies im Mai 2012: „Es wäre für Oberstdorf und das Allgäu eine Ehre, zum dritten Mal Nordische Ski-Weltmeisterschaften aussrichten zu dürfen“ (Oberstdorf hofft auf demn Zuschlag, in br.de 31.5.2012).
Und was wird wieder – wie immer bei Sportevents – behauptet? Für den Sportstättenbau müsste kein Euro mehr ausgegeben werden; alle Investitionen seien nachhaltig. Und so jubelt der Kordinator des Bewerbungskomitees, Stefan Huber: „Geld kann nun in die Infrastruktur und die Athletenbereiche, aber auch in neue Beschneiungsanlagen investiert werden“ (Dritter WM-Versuch: Oberstdorf ist optmistisch, in Münchner Merkur 29.5.2012).
Mitbewerber sind Planica/Slowenien, Zakopane/Polen und Lahti/Finnland. Veranstaltungsort des FIS-Kongresses ist das noble Kangwon-Land-Hotel im südkoreanischen Ort Sabuk. Am 30.5.2012 gab es für die 800 Delegierten erst einmal ein pompöses Dinner (Weiß, Thomas, Oberstdorf nur Außenseiter, in augsburger-allgemeine.de 31.5.2012).
Für die Sport-Paten ist nur das Beste gut genug.
Am 31.5.2012 erhielt Oberstdorf im zweiten Wahlgang drei von 15 möglichen Stimmen und schied aus. Sieger wurden die Finnen mit Lahti. Bewerbungskoordinator Stefan Huber will sich weiterbewerben: „Wir wollen die WM wieder nach Oberstdorf holen.“ Er vergaß zu erwähnen, dass sich Zakopane zum vierten Mal in Serie bewarb – und null Stimmen erhielt.
Wie üblich gratulierte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper dem Verlierer Oberstdorf zu seiner Präsentation als „wirklich sehr gute und beeindruckende Vorstellung“ (Nur drei von 15 Stimmen, in SZ 1.6.2012).
Wenn niemand mehr den Kandidatenzirkus für Europameisterschaften, Weltmeisterschaften, Olympische Spiele mitmachen würde, wären die Sportfunktionäre allein in ihren Luxushotels…



Aktuelle Sportsplitter von IOC, Fifa etc. im Mai 2012

Sotschi 2014: In der russischen Provinz Dagestan sprengten sich Selbstmordattentäter in die Luft. „Nur wenige hundert Kilometer entfernt finden 2014 Olympische Spiele statt“ (Selbstmordattentäter verüben Doppelanschlag, in spiegelonline 4.5.2012).
Der russische Geheimdienst FSB „hat nach eigenen Angaben Pläne für Anschläge in Sotschi im Jahr 2014 aufgedeckt… Den Angaben zufolge wurden (…) große Waffenbestände sichergestellt, darunter auch Boden-Luft-Raketen und Panzerminen“ (Moskau: Anschläge auf Olympia vereitelt, in SZ 11.5.2012).

Die Ukraine, die Fußball-EM und die Uefa: folgt

St. Moritz 2022: Der Bundesrat ließ sich am 9.5.2012 über den Stand der Bewerbung St. Moritz 2022 informieren. Ob er eine Kandidatur unterstützen wird, scheint offen. Gleichzeitig wartet der Bundesrat aber auf die Machbarkeitsstudie und begrüsst den Willen der Initianten, Spiele vorzuschlagen, die sich „aus Respekt vor Mensch und Natur an den Gegebenheiten des Landes orientieren“ (Bundesrat wartet auf Machbarkeitsstudie, in nzz.ch 9.5.2012).
Dieser Teil der Schweiz – St. Moritz und Davos – wären von gravierenden Eingriffen bedroht: wie bei allen bisherigen Olympischen Spielen geschehen. Der Greenwashing-Prozess ist im vollen Gang: in Wirklichkeit spielen Mensch und Natur im olympischen Geschäft keine Rolle.
Vergleiche 18 Gründe

– Die Verschuldung von Spanien soll kein Hindernis für die olympische Bewerbung von Madrid für die Sommerspiele 2020 darstellen. Im Gegensatz zu Rom zieht Madrid die Bewerbung aus finanziellen Gründen nicht zurück (vergleiche auch Chronologie April 2012). Die Geschäftsführerin des Spanischen Olympischen Komitees, Theresa Zabell, betonte, dass Madrid die Bewerbung auf keinen Fall zurückziehen würde: „This is not going to be Rome II“ (Grohmann, Karolos, Spain recession will not affect Madrid 2020 Olympics bid, in uk.reuters.com 9.5.2012). Zabell legte die üblichen olympischen Leimruten aus: „Wir brauchen die Spiele wirklich. Wir haben eine hohe Arbeitslosenrate, und wir brauchen die Spiele, um das Land voranzubringen“ (Ebenda).
Die Seglerin Zabell ist – wie so oft bei Sportfunktionären – ein olympisches Geschöpf: Sie gewann 1992 und 1996 olympisches Gold und steht in Treue fest zum IOC. Dass sie damit die dritte Bewerbung Madrids unterstützt und die spanische Hauptstadt im Verbund mit Madrids Bürgermeisterin Ana Botella im Fall einer erfolgreichen Bewerbung 2020 ins sichere Unglück stürzen würde, steht auf einem anderen Blatt.
Vergleiche hierzu London 2012

– Bei den Olympischen Sommerspielen London 2012 dürfen wieder einige altbekannte Leichtathletik-Doper mitwirken: Der 100-Meter-Spprinter Dwain Chambers wurde 2003 positiv getestet. Justin Gatlin, der 100-Meter-Olympiasieger von 2004, wurde seit 2001 mehrfach des Dopings überführt und 2006 ursprünglich bis 2014 gesperrt (Hahn, Thomas, Vorhang auf für die Überführten, in SZ 10.5.2012; Wikipedia). Ein Grund für die Rückkehr: Der Internationale Sportgerichtshof Cas kippte die „Osaka-Regel“ des IOC, wonach ein überführter Doper nach Ablauf seiner Sperre automatisch für die nächsten Olympischen Spiele disqualifiziert ist.

Rangfolge bei Games Bids für die Olympischen Sommerspiele 2020: Baku/Aserbaidschan (2. Bewerbung): 43,66, Doha/Katar (2. Bewerbung): 53,08, Istanbul/Türkei (3. Bewerbung): 60,20, Madrid/Spanien (3. Bewerbung): 55,10, Tokyo/Japan (2. Bewerbung): 59,92 (Livingstone, Robert, BidIndex: Istanbul, Tokyo Lead 2020 Olympic Bid in Volatile Race, gamesbids.com 14.5.2012). Nachteil für Madrid: Spanien ist so gut wie bankrott („Madrid has proposed a budget significantly lower than all other bid rivals“; ebenda). Hier ist also nicht viel zu holen: Das wird beim IOC nicht so gern gesehen.

– Der Internationale Eishockey-Verband IIHF hält an seiner WM 2014 beim Diktator Alexander Lukaschenko in Weißrussland fest, siehe hier.

The Hunger Games in der Ukraine: Das Fußball-EM-Land Ukraine investierte (ohne die Investitionen des Mitausrichters Polen) rund 25 Milliarden Euro für 24 Tage zweifelhaften Uefa-Glamour: „Geld, das die Ukraine nicht hat“ (Fugmann, Tom, Luxus Arzt-Besuch – Soziale Missstände im EM-Land Ukraine, in www.3sat.de 22.5.2012). Denn der Großteil der Bevölkerung ist arm. Die industriellen „Investoren“ versprachen, investierten aber nicht. Die Geschäftsführerin des Samariterbundes, Svetlana Levkovska, sagte: „Das, was die Ukraine der Uefa versprochen hat, wurde praktisch aus dem Staatsbudget finanziert…. Deshalb sind die Sozialprogramme gestrichen“ (Ebenda). Von zehn Pflegeteams ihres Samariterbundes gibt es gerade noch zwei. Die Kürzungen zugunsten der Fußball-EM treffen vor allem die Rentner. Die Mindestrente beträgt 100 Euro, aber die Lebensmittel kosten das Dreifache wie in Deutschland. „Das traurige Los der verarmten, vereinsamten Rentner bleibt im Verborgenen. An der Oberfläche glitzert der Luxus für die reichen Oligarchen. Brot und Spiele – immer schon nutzten Regierungen den Sport als Propagandabühne, um von Problemen abzulenken. In der Ukraine allerdings gibt es nicht einmal mehr das Brot“ (Ebenda).

– Das „Olympische Erbe“ in Athen: In Athen fanden im Jahr 2004 die Olympischen Sommerspiele statt: Das ist nicht einmal acht Jahre her. In The Guardian wurde jetzt ein so realistischer wie vernichtender Zustandsbericht der olympischen Bauten gegeben. Das Olympa-Stadion rottet vor sich hin: Die Uhren stehen, Rost und Graffity machen sich breit. Der Athener Olympische Park, seinerzeit hoch gerühmt als vollendetster Konplex für die Athleten, ist kein Zeitzeuge für vergangenen Ruhm mehr, sondern zeugt von fehlgeleiteten Extravaganzen, Trostlosigkeit und  Verzweiflung. Alles rostet und verrottet die Toiletten sind schmutzig, die Duschen stinken, es gibt kein heißes Wasser, und alles vermittelt den Eindruck, dass es seit Jahren nicht mehr geputzt wurde. Die tatsächlichen Kosten für die Athener Olympischen Spiele 2004 sind unbekannt, die Kalkulationen gehen von sechs bis 33 Milliarden Euro. Der olympische Sportkomplex OAKA ist in einem schlechten Zustand, der Zustand des Helleniko Olympic complex auf der anderen Seite der Stadt ist noch schlechter: Hier werden die Sportstätten nicht mehr gepflegt und befinden sich im freien Fall; die Chalet-artigen Appartments der Sportler schauen baufällig aus. Das „complex’s stadion“, das 2004 erbaut wurde, hat Sprünge und zerbröckelt; die Sitze sind zerbrochen, die Laufbahnen aufgerissen. Das Gewichtheberzentrum bei Piräus wurde seit 2004 nicht mehr benutzt; das 8000-Plätze-Stadion für Tennis und Gymnastik steht leer. Das Olympische Dorf ist ein Geisterdorf.
Ein griechischer Nationaltrainer stellte fest, dass Griechenland die Sportstätten weder nutzen noch unterhalten kann. Und sagte: „Für einen kurzen Moment waren wir der Mittelpunkt der Welt“ (Smith, Helena, Athens 2004 Olympics: what happened after the athletes went home, in guardian.co 9.5.2012).
Das erinnert an den Spruch von Andy Warhol: „In Zukunft wird jeder 15 Minuten berühmt sein.“ Davon lebt das Heuschreckengeschwader des IOC.
– Zur Erinnerung vom April 2012 – das „Olympische Erbe“ der Olympischen Sommerspiele in Peking 2008. Geschätzte 60 Milliarden US-Dollar ließ sich das chinesische Regime die Spiele kosten. Und das IOC gouttierte und wollte dies so. Nun schreibt man das Jahr 2012, und nicht einmal vier Jahre später sieht es nach einem Bericht im Spiegel in Peking so aus:
– Das Olympiastadion ist 333 Meter lang, 294 Meter breit und 69 Meter hoch und soll umgerechnet 350 Millionen Euro gekostet haben: “Heute wird in dem Stadion sporadisch Fußball gespielt, manchmal finden Konzerte statt, es war auch schon Platz für einen Winter-Wunderland-Themenpark” (Unkraut auf der Tribüne, in Der Spiegel 16/16.4.2012).
– Die Beachvolleyball-Arena: “eine Ruine” (Ebenda).
– Der Kajak-Parkurs: “ein ausgetrockneter Kanal” (Ebenda).
– Die BMX-Strecke: “ein mit Unkraut überwichertes Feld samt verwitterter Tribüne” (Ebenda).
Fotos von „Beijing’s Olympic Ruins“ sind hier.
So sieht das Olympische Erbe in Wirklichkeit aus. Nolympia ist froh, mitgeholfen zu haben, dass München 2018 kein solches Olympisches Erbe anzutreten hat!

– Die nächsten Kandidaten, die sich ruinieren möchten, wurden vom IOC für die Olympischen Sommerspiele 2020 ausgewählt. Die endgültige Entscheidung fällt das IOC am 7. September 2013. Nach dem internationalen Diktaturenpegel hätten eigentlich Doha/Katar und Baku/Aserbaidschan die besten Chancen haben müssen. Im Fall von Katar sprach die klimabedingt notwendige Verlegung des Spieltermins dagegen, bei Baku wurden die mäßige Infrastruktur und die fehlende Erfahrung bei Großereignissen moniert. Madrid (3. Anlauf), Istanbul (5. Anlauf) und Tokio kamen für 2020 in die engere Wahl. In Wirklichkeit bedauerte das IOC diese Wahl eher. Madrid ist klamm, Istanbul bewirbt sich zeitgleich um die Fußball-EM 2020, und Japan ist von der Atomkatastrophe gebeutelt. Da sagt man finanziell potenten Kandidaten ungern ab. „Das IOC kann eben nicht leugnen, sich in autoritären Staaten doch ganz wohl zu fühlen. Dort wird ihm noch immer der Rote Teppich ausgerollt, und das Regime erfüllt bereitwillig alle olympischen Wünsche“ (Teuffel, Friedhard, Wo Olympia sich wohl fühlt, in tagesspiegel.de 25.5.2012).

Japan braucht laut IOC-Funktionär wegen der Atomkatastrophe von Fukushima die Olympischen Spiele 2020! Der Präsident des japanischen NOK, Tsunekazu Takeda, der laut Wikipedia jetzt in London IOC-Mitglied werden soll, sagte im Hinblick auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima: „Wir brauchen etwas, um die Stimmung in unserem Land wieder aufzuhellen“ (Olympia 2020: Tokio gegen Madrid und Istanbul, in abendzeitung-muenchen.de 24.5.2012).
Kurzabriss der wirtschaftlichen Situation von Japan: Am 22. Mai 2012 wurde Japan von der Rating-Agentur Fitch auf „A+“ heruntergestuft. Die Staatsverschuldung liegt mit umgerechnet vier Billionen Euro bei 220 Prozent der Wirtschaftsleistung: „Unter den Industrieländern ist Japan mit großem Abstand das am höchsten verschuldete Land“ (Schlechte Noten für Japan, in SZ 23.5.2012). Die durch das Erdbeben und den Tsunami entstandenen Schäden gibt die Regierung mit bis zu 245 Milliarden Euro an – hierin sind die Schäden der Atomkatastrophe noch gar nicht enthalten (Ebenda). Olympische Spiele sind das letzte, was das Land ökonomisch bräuchte oder verkraften könnte!
Die Katastrophe von Fukushima als Grund für eine olympische Bewerbung zu verwenden ist nun besonders frech vom japanischen NOK-Präsidenten: Die drei Wochen olympischer Gladiatorenspiele im Jahr 2020 werden jeden Kandidaten mit Sicherheit einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Das ist verlorenes Geld für White Elephants etc., siehe die Beispiele Athen und Peking oben. Gerade Japan würde die Milliarden besser für die Behebung der Schäden von Fukushima einsetzen, als sie den olympischen Heuschrecken zu opfern. Außerdem hat sich die japanische Stadt Nagano, Schauplatz der Olympischen Winterspiele 1998, noch heute nicht davon erholt und ist nach wie vor so gut wie pleite. Der Schuldenberg lag 2010 noch bei 14 Milliarden Euro; vergleiche Nagano.

– Der Generalsekretär des NOK der Ukraine hat sich nach Aussage von getarnten Reportern der BBC bereit erklärt, bis zu hundert Tickets für London 2012 zu verkaufen: Barzahlung erwünscht. Er wurde von seinem NOK-Präsidenten Sergej Bubka (früherer Stabhochspringer) fristlos entlassen (Ukrainischer Funktionär suspendiert, in spiegelonline 22.5.2012; Olympics fficial caught touting thousands of pounds worth of London 2012 tickets, in telegraph.co.uk 22.5.2012).
Wolodmyr Geraschtschenko war seit 1997 im Amt: Wieviel Tickets er wohl in dieser Zeit vertickert hat?

Der Fifa-Kongress tanzt. In Budapest traf sich Ende Mai die illustre Runde der Fifa-Delegierten und probte ein bißchen das, was sie am wenigsten kann: Transparenz (z.B. Gehalt von Fifa-Präsident Blatter), Verfolgung von Korruption (Jack Warner und Chuck Blazer vom amerikanischen Concacaf-Verband), Aufklärung der eigenen Geschichte (z.B. die letzten Präsidentenwahlen). Beschlossen wurde lediglich die Teilung der Ethikkommission in zwei Kammern für Ermittlungen und für Gerichtsbarkeit. Die personelle Besetzung schaffte der Kongress dann nicht mehr: Diese Besetzung werden dann sicherheitshalber Pate Blatter und Vorstandskollegen eigenhändig in Zürich bei einer Sondersitzung vornehmen (Kistner, Thomas, Bunte Petitessen, in SZ 25.5.2012). À propos Chuck Blazer, gegen den das FBI ermittelt: Dieser ist zwar als Concacaf-Generalsekretär zurückgetreten, aber nach wie vor im Fifa-Vorstand. „Blazer thronte souverän auf dem Vorstandspodium in der Kongresshalle…“ (Kistner, Thomas, Das große Händeschütteln, in SZ 26.5.2012). Blatters Stellvertreter Julio Grondona lieferte den Finanzbericht ab. Gegen Grondona ermittelt der argentinische Bundesanwalt wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung und möchte deshalb gern in Argentinien und Europa Konten von Grondona einsehen, auf denen dreistellige Millionenbeträge liegen. Und Blatter hat sein Ziel – Nobelpreis für die Fifa bzw. für ihn – nicht aus den Augen verloren: Eine Vertreterin des Osloer Nobelpreis-Zentrums stellte die Kooperation mit der Fifa beim „Shakehands-for-peace-Projekt vor und „lobt die Werte, für welche die Fifa steht“ (Ebenda). Es ist schon interessant, wie die Sportverbände Fifa und IOC andere die als unabhängig und honorig geltende Institutionen unterwandern, beeinflussen und gefügig machen.