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Im Februar 2013 besuchten 13.846 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Februar 2013 hatten wir 481.291 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.
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Termine:
3.3.2013: Volksabstimmung in Graubünden, St. Moritz und Davos über OWS „Graubünden 2022“: ERLEDIGT, siehe unten
7.-9.3.2013: Volksbefragung in Wien über OSS „Wien 2028“: ERLEDIGT, siehe unter II
9.9.2013: Abstimmung in Oslo über OWS „Oslo 2022“
10.11.2013: Abstimmung in München über OWS „München 2022“ (eventuell)
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Die Gliederung im März 2013 sieht so aus:
I: Nachrichten vom Wintersport
II: Allgemeine Nachrichten
III: Graubünden 2022;
IV: „München 2022“
V: Aktuelle Sportsplitter vom IOC etc.
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VII: Doping-News
VIII: Die Sportsender ARD/ZDF
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Zitate des Monats
Jörg Schild, Präsident Swiss Olympic: „Das Image des IOK ist nicht das beste, das hörten wir im Abstimmungskampf immer wieder“ (Schmid, Andreas, Jegen, Peter, „Das Image des IOK ist nicht das beste“, in nzz.ch 15.3.2013).
René Fasel, IOC-Mitglied, Mitglied des IOC-Exekutivkomitees, Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes, zur Abwahl von Graubünden 2022: „Ginge es nach mir, sollten wir schon morgen wieder eine Kandidatur starten“ (Graf, Simon, Städler, Iwan, „Morgen wieder eine Kandidatur starten“, in tagesanzeiger.ch 9.3.2013).
René Fasel (siehe oben): „Vielleicht müsste der Bund 3 Milliarden Franken für Olympische Winterspiele einsetzen und fragen, wer interessiert sei. Dann würden wohl alle kommen: die Bündner, die Walliser, die Berner, die Innerschweizer“ (Ebenda).
(Siehe auch unten; vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Fasel, René)
Sepp Blatter, lebenslanger Fifa-Präsident, in einem Brief an den neugewählten Papst Franziskus: „Ohne den Glauben an Gott mit dem Glauben an den Fußball auf eine Stufe stellen zu wollen, möchte ich anmerken, dass beide gemeinsame Werte haben“ (Weinreich, Jens, Joseph Blatters kastriertes Programm, in berliner-zeitung.de 20.3.2013).
Sepp Blatter, Fifa-Präsident, auf der Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees am 22.3.2013: „Wir werden weiter daran arbeiten, eine vollkommen demokratische Organisation zu werden“ (Rüttenauer, Andreas, Alternde Oberwitzbolde des Fußballs, in taz.de 22.3.2013).
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I: Nachrichten vom Wintersport
– Oberstdorf unermüdlich. Oberstdorf richtete die Nordische Ski-WM 1987 und 2005 aus. Die WM 2005 brachte einen zweistelligen Millionenbetrag an Schulden: unerheblich. Man bewarb sich erneut (und vergeblich) 2013, 2015 und 2017. Und nun auf ein Neues: Oberstdorf bewirbt sich um die Nordische Ski-WM 2019. Der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) und Obertrommler Alfons Hörmann: „Ich sehe die Chancen als gut an und bin optimistisch“ (Oberstdorf bewirbt sich um nordische Ski-WM 2019, in zeit.de 2.3.2013).
Hörmann ist optimistisch, weil der DSV dann mit Millionen Euro abziehen könnte, während Oberstdorf in die nächsten Millionen-Schulden abstürzen würde.
– Nächste Skihalle vor dem Aus. Nach den Skihallen Snow Funpark in Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern) und Snowtropolis in Senftenberg (Brandenburg) gerät nun der Snow Dome in Bispingen bei Hamburg in Schwierigkeiten und wird zum 31.3.2013 den Betrieb einstellen. Betreiber waren die Bergbahnen Sölden GmbH mit Geschäftsführer Jakob Falkner. Fast fünf Millionen Euro öffentliche Fördergelder aus Niedersachsen sind 2006 beim Bau geflossen. Hauptursache der Schwierigkeiten bei Skihallen sind als größter Kostenfaktor die Stromkosten (Snow Dome steht vor dem Aus, in spiegelonline 7.3.2013).
Glücklicherweise scheint der Strompreis diese Stromverschwendung zu beenden.
– Eine Sport-Karriere.
„Seit der Wiedervereinigung haben sich etliche Funktionäre und Trainer des DDR-Leistungssport in nahezu allen deutschen Sportverbänden gut eingerichtet. Ihr herausragender Vertreter ist der 63jährige Thomas Pfüller“ (Purschke, Thomas, Sinistrer Forderer, in taz.de 4.3.2013).
Siehe auch unter Januar 2013: Das Biathlon-Sportpersonal Oberhof.
Pfüller war in der ehemaligen DDR seit 1978 stellvertretender Generalsekretär des DDR-Skiverbandes und seit 1984 Skilanglauf-Cheftrainer.
Nach der Wiedervereinigung stieg Pfüller auch im Deutschen Skiverband (DSV) kontinuierlich auf: vom technischen Direktor und Sportdirektor zum Generalsekretär und in die Geschäftsführung der DSV Leistungssport GmbH. Im DOSB gehört er dem Beirat Leistungssport an (Wikipedia). Im Oktober 2010 wurde er zum Vize-Präsidenten des Welt-Biathlonverbandes IBU gewählt. (Purschke, Thomas, Die Olympiabewerbung München 2018 und die dunklen Schatten der Vergangenheit, in dradio.de 30.1.2011; Wikipedia).
Pfüller behauptete – wie so viele ehemalige Verbands-Trainer der DDR -, nicht in das Staatsdoping bzw. die “Umsetzung des DDR-Staatsplans 14.25″ eingeweiht gewesen zu sein (Hahn, Thomas, Die Erinnerung der Anderen, in SZ 30.10.2010). Er sagte laut Protokoll der Richthofen-Doping-Kommission: „Ich habe sicher niemanden überzeugt mitzumachen, aber auch nicht dagegen geredet“ (Purschke 4.3.2013).
„Die Kommission stellte 1992 abschließend fest, Erkenntnisse aus der Systematik des DDR-Sports auch im Biathlon sprächen dafür, dass ‘auch Pfüller mit der Organisation von Doping im Sport in Berührung gekommen sein muss’. Im Ermittlungsverfahren zum DDR-Staatsdoping wegen Körperverletzung zum Nachteil der Sportler wurde Pfüller als Beschuldigter vernommen. Es lagen konkrete und ihn belastende Aussagen von Sportlern vor. Die Vernehmung durch Kriminalbeamte dauerte vier Stunden. Um frühere Athleten, die aus politischen Gründen um ihre Karriere betrogen wurden, oder um Doping-Geschädigte hat sich der DSV-Spitzenfunktionär bis heute kaum gekümmert…
Wie alte Seilschaften wirken, zeigte Pfüller auch 2006 mit der Verpflichtung des dopingbelasteten DDR-Biathlon-Verbandstrainers Wilfried Bock, der 1992 wegen seiner 15-jährigen Stasispitzeltätigkeit beim DSV nicht weiterbeschäftigt worden war. Pfüller und Bock waren einst Trainerkollegen bei Dynamo Zinnwald. Als die Rückholaktion von Bock 2009 publik wurde, musste Pfüller den Vertrag mit seinem Altlast-Spezi Bock aufkündigen“ (Ebenda).
– Auch Oslo lernt nicht von den Graubündnern. Anfang März 2013 stellte die Osloer Stadtspitze erste Olympische Pläne vor. Oslo 2022 soll zwischen 20 Mrd. Norwegische Kronen (rund 2,686 Mrd. €) und 4,567 Mrd. Kronen (rund 4,567 Mrd. €) kosten. Der Plan von „Spielen in der Stadt“ wurde verworfen. Die alpinen Skiwettbewerbe sollen nun in Kvitfjell stattfinden, zwei bis drei Stunden Fahrzeit von Oslo entfernt. Für Biathlon und Eisschnelllauf sollen neue Arenen gebaut werden – die natürlich auch ohne Spiele dringend benötigt würden, wie die Promotoren behaupten („badly needed“). Eröffnungs- und Schlussfeier fändenentweder im nationalen Fußballstadion – oder in einem neuen Stadion statt!
Offen ist noch, ob der norwegische Staat die vom IOC verlangten Garantien abgeben will. Oslo braucht auch dringend direkte öffentliche Unterstützung bei der Finanzierung. „Norwegen verfügt über eine solide Wirtschaft und Ölreichtum; trotzdem denken viele Norweger, dass das Geld besser für Schulen, Pflegeheime, die Gesundheitsfürsorge und andere Gemeinschaftsdienste ausgegeben werden sollte“ (Berglund, Nina, Oslo rolls out ist Olympic plans, in newsinenglish.no 7.3.2013). Auch das Bürgerreferendum am 9.9.2013 ist umstritten, da tausende ständiger ausländischer Bewohner hier zwar Steuern zahlen, aber nicht wie sonst mitstimmen dürfen, da das Referendum zusammen mit den allgemeinen nationalen Wahlen durchgeführt wird. (Außerdem wurde das Wahlalter für dieses Referendum von 18 auf 16 Jahre abgesenkt, da sich die Verantwortlichen mehr Zustimmung bei den Jungen erwarten.)
Aus der Tatsache, dass Graubünden 2022 abgewählt wurde, ziehen die Verantwortlichen von Oslo 2022 keine Lehren, sondern sehen – wie die Promotoren von München 2022 -, nur die eigenen Chancen steigen. Olympische Winterspiele seien kein Event für nur 14 Tage. Ganz Norwegen würde davon profitieren. Aktionen zu Gesundheit und sportlichen Aktivitäten würden vier Jahre vor den Spielen begonnen und nachher weitergeführt werden; die Tourismusmanager und Hotelverbände seien begeistert etc. („I think this will be a fantastic possibility for Oslo“); neue Sportarenen sollen kommen, die Wirtschaft wäre positiv beeinflusst, die Immobilienwirtschaft gestärkt, internationale Konferenzen würden nach den Spielen kommen (Ebenda; vgl. auch Fester grepet om byutvikling i ostlige bydeler, www.oslo.2022.oslo.kommune.no).
Kurz: das übliche olympische Gesülze vor der Bewerbung. Der olympische Katzenjammer kommt dann später.
– Oslos Olympische Promotoren spielen Defizitrisiko herunter. Die Hauptpromotoren von Oslo 2022 sind: Ola Elvestuen, Stadtrat für Umwelt und Verkehr, Borre Rognlien, der Chef des Nationalen Olympischen Komitees und Stian Berger Rosland, der Regierende Bürgermeister von Oslo (Berglund, Nina, Olympic Boosters downplay deficit, in newsinenglish.no 26.3.2013; Wikipedia). Das Defizit von Oslo 2022 wird von diesen Herren – wie üblich viel zu niedrig – mit umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar angegeben (rund 1,17 Milliarden Euro). Elvestuen lobte u. a. den „Wert der guten Erfahrungen“, die Gesamtentwicklung der Stadt und die „beträchtliche Begeisterung“, die der Wintersport hervorrufen kann.
Einer der Kritiker der Osloer Bewerbung, Bjorner Moxnes von der linken Partei Rot, kritisierte: „Es ist nett, dass Elvestuen die Faktoren Gemütlichkeit und Spass auf der Habenseite eines Olympischen Budgets verbuchen will, aber dies ist schlicht und einfach nicht seriös. Das ist ‚Voodoo Economics'“ (Ebenda). Der Professor am Oslo College ogf Marketing, Hans Mathias Thjomoe, verwies auf den zweifelhaften und völlig überschätzten „Olympic Effect“: Normalerweise gäbe es nur während der Spiele ein kurzes Aufflackern des Gemeinschaftssinns, das wenige Wochen anhält, und dann gehen die Leute zum Alltag über (Ebenda).
Das geplante Referendum in Oslo am 3. September 2013 wird nicht nur deshalb kritisiert, weil zehntausende ausländischer Bewohner und Steuerzahler nicht abstimmen dürfen. Auch das ganze übrige Land ist ausgeschossen, obwohl Oslo staatliche Garantien für das IOC braucht (Ebenda).
– Millionärshügel Gudiberg. Für die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen wurden 6,8 Millionen Euro in den Hang investiert: „5,1 Millionen für Beschneiung, Pistenbau und Funktionsräume sowie 1,7 für die Bahn. Insgesamt vier Millionen Euro davon flossen als Zuschuss“ (Brinkmann, Tanja, Holzapfel, Matthias, Am Gudiberg hat Training Vorrang, in Münchner Merkur 13.3.2013). Aber bis 2017 findet im FIS-Kalender kein Slalomrennen auf dem Gudiberg statt. Mit dem Zuschuss soll allein der Trainingsbetrieb für den Ski-Spitzensport ermöglicht werden: Damit sind anderweitige Nutzungen wie allgemeiner Wintersport oder touristische Sommernutzung eingeschränkt: Damit die Vorgaben der Zuschussgeber nicht verletzt werden (Ebenda).
Ein nutzloser und ruinierter Hügel, in den Millionen investiert wurden…
– Unbekanntes Sotschi. „Nur jeder Dritte kennt den Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014… 34 Prozent der Befragten wussten, dass sich die Sportelite im kommenden Jahr in Russland trifft. Weiteren 15 Prozent war immerhin bekannt, dass die Spiele in Russland stattfinden“ (SID-Umfrage: Nur jeder Dritte weiß von Sotschi, in donaukurier.de 14.3.2013).
Vier Wochen vorher wird Sotschi 2014 im Fokus der Öffentlichkeit sein, die zwei Wochen während der Spiele, dazu noch etwas Paralympics – und dann ist der Spuk wieder vorbei. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und da redet das IOC immer von diesen sagenhaften Bekanntheitswerten der Austragungsorte…
– Sotschi bunkert Winter 2014. Da Sotschi ja subtropisch liegt (derzeit Ende März 14 Grad und Regen), bunkern die russischen Organisatoren an den Wettkampfstätten schon jetzt, im März 2013, an sieben separaten Stellen 450.000 Kubikmeter Schnee: Sie sollen mit Planen abgedeckt werden. Mindestens 140.000 Kubikmeter werden bis zu den olympischen Winterspielen im Februar 2014 wegschmelzen. 400 Schneekanonen sind in Betrieb: Es werden sicher noch mehr. Die Schneelagerung kostet allein schon elf Millionen Dollar (Russland bunkert Schnee für Olympische Winterspiele, in spiegelonline 26.3.2013).
– Keine Dopingkontrollen in Sotschi. Bei der Einzelstrecken-WM der Eisschnellläufer Ende März 2013 in Sotschi wurden den Sportlern keine Blutkontrollen abgenommen. Der medizinische Berater des Weltverbandes ISU erklärte, es sei in der Umgebung von Sotschi „in einem Radius von zwei Autostunden keine Blutkontrollmaschine vorhanden“ (Keine Bluttests, in SZ 30.3.2013).
Das geht ja gut los…
– Sotschi 2014 immer teurer. Bei 37,5 Milliarden Euro (rund 48 Milliarden US-Dollar) liegen inzwischen die Kosten der Olympischen Winterspiele 2014. Das übliche Verwirr-Spiel mit OCOG- und Non-OCOG-Budget: Der stellvertretende Ministerpräsident Dmitrij Kosak erklärte, die Kosten für die Olympischen Spiele selbst lägen bei „nur“ fünf Milliarden Euro; das Übrige diene „der Entwicklung der Region“ (Veser, Reinhard, Abrutschende Neubauten, in faz.net 29.3.2013). Allein die Kosten für die Skisprungschanzen haben sich auf das Siebenfache erhöht – auf 200 Millionen Euro. Gebaut werden die Schanzen von einer Firma, die dem stellvertretenden NOK-Chef Achmed Bilatow gehört: Er musste im Februar 2013 auf Druck von Putin sein Amt aufgeben und reiste nach seiner Absetzung „sicherheitshalber zu einer medizinischen Behandlung nach Westeuropa“ (Ebenda). Ignoriert wurden die bei den Einheimischen bekannten schwierigen geologischen Bedingungen: „Nun müssten umfangreiche Sicherungsarbeiten vorgenommen werden, um ein Abrutschen der Schanzen zu verhindern“ (Ebenda).
– Abolzungen für Pyeongchang 2018. Von den Gegnern von London 2012 ist mindestens noch eine Gruppe aktiv: http://www.gamesmonitor.org.uk/
gamesmonitor.org berichtete im Januar 2013 mit Fotos über Abholzungen eines der ökologisch wertvollsten Waldgebiete in Südkorea für die Infrastruktur der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang: „the whole area is designated by the Korean Forestry Service as an area for the ‚Protection of flora genes and forest Eco-systems‘ as the sign below indicates. This designation is to be withdrawn by the Forestry Service to allow the area’s destruction for the 2018 Olympics after the South Korean Government passed a special law to negate this designation“ („Die ganze Region wurde von der Koreanischen Forstbehörde als ‚Schutzgebiet für die genetische Vielfalt der Pflanzen- und Waldgesellschaften‘ eingestuft, wie das untere Schild anzeigt. Diese Klassifizierung wird durch die Forstbehörde zurückgezogen, um die Zerstörung des Gebietes für die Olympischen Winterspiele 2018 zu ermöglichen, nachdem die südkoreanische Regierung ein entsprechendes Gesetz gebilligt hat, um diesen Schutz aufheben zu können“; Cheyne, Julian, Unique Korean habitat in danger from Pyeongchang Olympics, in www.gamesmonitor.org 20.1.2013).
„Naturschützer weisen darauf hin, dass Mount Kariwang-san einen ‚Super-A-Klasse‘-Wert hat, der sehr viele Baumarten beherbergt… die nun den Ski-Abfahrtsstrecken weichen müssen… und einem ‚Kettensägen-Massaker‘ entgegensehen, wenn die geplanten Arbeiten für die olympischen Skigebiet der 2018-Spiele beginnen“ (Ebenda).
Siehe hier
Olympic business as usual: Das Olympische Erbe ist Zerstörung.
– Polen und Slowakei 2022. Polen will sich zusammen mit der Slowakei um die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben. Die Gesamtkosten werden auf zwei Milliarden US-Dollar geschätzt (rund 1,5 Milliarden Euro), wovon die Slowakei zwischen 20 und 30 Prozent tragen soll. (Tomck, Radoslav, Slovakia to join Poland’s Bit for 2022 Olympics to Spur Growth, in bloomberg.com 13.3.2013; Lopatka, Jan, Polish, Slovak leaders back 2022 Winter Olympic bid, in reuters.com 27.3.2013).
Oh je – die Ärmsten! Immerhin hätte dann das IOC zumindest einen Kandidaten für 2022.
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II: Allgemeine Nachrichten
– Nachtrag zum Ende der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft im Münchner Olympiapark: Im März 2013 wurde ein naheliegender Grund für das Ende der DTM bekannt: „Danach war es mitnichten die genervte Stadtspitze, deren Machtwort (…) den lärmenden Spuk ins Abseits beförderte. Vielmehr habe die Weigerung der Autofirmen, für das Show-Spektakel Wertungspunkte zu vergeben, die öffentlich-rechtlichen TV-Sender veranlasst, von Übertragungen Abstand zu nehmen“ (Kronewiter, Thomas, Das Ende der Boliden, in SZ 6.3.2013),
– Auch die Wiener sagten ab. Was bisher geschah: Vom 7. bis 9. März 2013 war in Wien eine Volksbefragung u. a. zu dem Thema geplant: „Soll sich die Stadt um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2028 bemühen.” Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl (wäre 79 Jahre alt im Jahr 2028) hielt eine Bewerbung Wiens für eine gute Sache und übte Zweckoptimismus: „Wenn wir uns bewerben, werden wir gewinnen“ (Große Chance – viele Fragezeichen, in sport.orf.at 7.3.2013). Auf dem Foto tauchte neben ihm ÖOC-Präsident Karl Stoss auf. Auch Wiens Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou war begeistert und schwärmte noch Mitte Februar 2013 von (ausgerechnet!) den Olympischen Sommerspielen Athen 2004 – und von Wien 2028. (Vergleiche dazu Chronologie Februar 2013).
Nun gab es im Vorfeld reichlich Kritik in der österreichischen Presse – mit Verweisen auf die immens gestiegenen Sicherheitskosten, die fehlende Sportinfrastruktur etc. „Über Auswirkung und Kosten einer Bewerbung geschweige denn des Events wurde die Bevölkerung weitgehend im Unklaren gelassen. Die Wiener wurden, was mögliche Olympische Sommerspiele 2028 betrifft, nicht mit zuviel Information verwirrt“ (Neumann, Fritz, Wenn Wien die Weichen stellt, weitet sich Olympia-Frage aus, in derstandard.at. 6.3.2013). SP-Klubobmann Schicker sprach von 80 bis 100 Millionen Euro (!) Bewerbungskosten, Sportstadtrat Christian Oxonitsch von 20 bis 25 Millionen Euro. „Die Differenz blieb unerklärt“ (Ebenda).
„Olympische Sommerspiele haben eine derart gigantische Dimension angenommen, dass Wien dafür einfach zu klein ist. Das Geld, das in eine Bewerbung fließen würde, könnte man im Sport viel sinnvoller einsetzen“ (Team1012.at, Olympische Spiele in Wien? 4.3.2013; hier findet sich auch eine gute Zusammenfassung der meisten Gründe, die gegen Wien 2028 sprechen).
Wie auch immer: Nach Auszählung der Stimmen war Schluss mit Wien 2028. Die offizielle Wahlbeteiligung betrug knapp 30 Prozent, der Anteil der Nein-Stimmen 71,94 Prozent, mit Ja stimmten 28,06 Prozent (Vorläufiges Ergebnis der Wiener Volksbefragung, wien.gv.at 12.3.2013).
Bürgermeister Häupl fand das Ergebnis „persönlich schade“. Die taz titelte: „Einsames Stadtoberhäupl“ (Skocek, Johann, in taz.de 12.3.2013).
Siehe auch unter „Aktuelles“: Wien 2028 – Nein danke!
– Das frühe Ende der amerikanischen Gladiatoren
(Quelle: Schmieder, Jürgen, Ein leeres Gesicht, in SZ 30.3.2013; Wikipedia)
Derek Boogaard, Eishockeyspieler (Enforcer): *1982, †13.5.2011: Gehirnkrankheit durch Erschütterungen des Kopfes; Suizid mit Cocktail aus Alkohol und Schmerzmittel (Oxycodon); die Familie des Verstorbenen verklagt die National Hockey League (NHL). „Die Familie des Verstorbenen reichte vergangene Woche bei einem Gericht in Chikago eine Klage ein, in der sie die NHL beschuldigt, Boogaard zur Einnahme von Schmerzmitteln ermutigt und in die Medikamentenabhängigkeit getrieben zu haben. So sollen Temärzte der Minnesota Wild in der Saison 2008/2009 dem Spieler 1021 Schmerz- und Schlaftabletten verschrieben haben…“ (Tödlicher Cocktail, in Der Spiegel 21/18.5.2013).
Rick Rypien, Eishockeyspieler (Enforcer): *1984; †15.8.2011, litt an Depressionen, Suizid
Jovan Belcher, American Football: *1987; †1.12.2012; erschoss erst seine Freundin, dann sich selbst
Wade Belak, Eishockeyspieler, *1976; †31.8.2011: Suizid durch Erhängen
Junior Seau, American Football, *1969; †2.5.2012, Gehirnschäden durch ständige Zusammenstöße, Suizid durch Erschießen
etc.
Umsätze der US-Ligen: National Hockey League (NHL): 3,4 Milliarden $; National Basketball Association (NBA): 5 Milliarden $; Major League Baseball (MLB): 7,5 Milliarden $; National Football League (NFL): 9,5 Milliarden $.
“Auf der Forbes-Liste der 50 wertvollsten Sportvereine stehen 39 amerikanische Klubs. Doch die Probleme sind nicht länger zu tarnen: Athleten erleiden Kopfverletzungen, sie werden depressiv und aggressiv und zu einer Gefahr für sich und andere“ (Ebenda). Ein weiteres Problem neben den Sportverletzungen ist Doping. „Seit 2003 wurden fast 200 Baseballspieler positiv getestet“ (Ebenda). Bronson Arroyo, Baseball: „Ich nehme zehn bis zwölf verschiedene Mittel pro Tag, an Spieltagen mehr, alle Tests waren bisher negativ“ (Ebenda).
Eric Winston, American Football, im Oktober 2012: „Wir sind keine Gladiatoren, das hier ist nicht das Kolosseum in Rom. Es ist ein Spiel! Ich habe mittlerweile verstanden, dass ich wahrscheinlich nicht sehr lange leben werde, wenn ich dieses Spiel spiele“ (Ebenda).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Brot und Spiele, VIP-Lounge
– München kauft Eliteschulen-Grundstück. Die Stadt hat am 25.3.2013 den Kaufvertrag für ein Grundstück an der Knorrstraße im Münchner Norden unterzeichnet: Hier soll die neue „Eliteschule des Sports“ entstehen (Stadt kauft Grundstück füer neues Gymnasium, in SZ 28.3.2013).
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III: Graubünden 2022
– Macht Platz. Unter diesem Titel veröffentlichte Holger Gertz am 1.3.2013 in der SZ einen Artikel über die Graubündner und die Bewerbung 2022, siehe hier. Da steht zum Beispiel: „Olympiabewerbungen sind inzwischen Übungen in direkter Demokratie. Nicht ausgeschlossen, dass in allen Kandidatenstädten die Menschen Nein sagen zu den gigantischen Spielen, und zu einem IOC, das in die Veranstaltungsorte einfällt wie eine Besatzungsarmee. Und das sich reformieren muss, wenn es Olympische Spiele in Zukunft nicht nur noch bei Putin und Konsorten austragen lassen will, in Ländern also, die so vordemokratisch organisiert sind wie das IOC selbst.“
– Beerdigung erster Klasse: Am 3.3.2013 beerdigte die Graubündner Bevölkerung die Bewerbung Graubünden 2022 mit annähernd 53 Prozent Gegenstimmen.
Zur Erinnerung an die Bewerbung vom Kanton Graubünden 1988, die von rund 76 Prozent der Bevölkerung abgelehnt wurde: „In aller Schlichtheit: eine Beerdigung ersten Ranges. Das Ergebnis erstaunt nicht in seinem Ausgang, aber in seiner Heftigkeit und seinem Ausmaß. Da mag man verschiedenes als Gründe angeben, aber nehmen wir es doch zum Nennwert: dort, wo das Volk etwas mitzusagen hat, ist Olympia tot; Spektakel, mehr nicht…“ (Lebrument, Hanspeter, Olympia ade! in Bündner Zeitung 3.3.1980; Hervorhebung WZ).
Graubünden 2022 wurde in St. Moritz und Davos (erstaunlicherweise) angenommen; aber z.B. die Kantonshauptstadt Chur sagte mit fast 60 Prozent ab (Burgener, Samuel, Kistner, Thomas, Das Volk sagt „Nein“, in SZ 4.3.2013). Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild äußerte zum Ergebnis, dass „Olympia in den nächsten 20 Jahren kein Thema ist“ (Burgener, Samuel, Keine Lust auf Gigantismus, in SZ 5.3.2013).
Soll man das glauben? Andernteils wird sich im Jahr 2032 der Klimawandel noch weit stärker auswirken. Wenn es sie noch gibt, würden die Olympischen Winterspiele trotzdem noch gigantischer sein – wie der Profit des IOC. Und die Kosten – und das Defizit – würden entsprechend weitersteigen.
René Hofmann, Olympia, nein danke, in SZ 5.3.2013: “Das Nein im Gebirge ist ein mächtiges sportpolitisches Wetterleuchten. Dessen Licht lässt vieles, was hier schiefläuft, in scharfen Kontrasten hervortreten… Keine andere Nation ist ähnlich eng mit den Mächtigen des Sports verbandelt. Dass nun selbst die Schweizer „Olympia , nein danke!“ sagen, heißt deshalb etwas. Es signalisiert den Lenkern des Sportgeschäfts, dass sie schnell umsteuern sollten… Es ist vor allem ein ungutes Gefühl: Die Einnahmen wandern zu den Verbänden, die Kosten müssen die Bürger des Ausrichterlandes schultern. Wie viel Abneigung ein solches Szenario – Gewinne werden privatisiert, Verluste verstaatlicht – hervorruft, mussten in der Schuldenkrise die Banken erkennen. Nun deutet sich für die Welt des Sport Ähnliches an… Das Thema Olympia ist zur Gefahr geworden. Ein Renner ist es fast nur noch dort, wo es nicht wirklich demokratisch zugeht.”
Näheres unter „Aktuelles“ mit Presseerklärungen: Hier.
– Nur noch Buchhaltung abschließen… Der bisherige Mediensprecher von Graubünden 2022, Christian Gartmann, sagte der Presse, es ginge nur noch darum, die Archivierung und die Buchhaltung abzuschließen (Olympia: Nun gehts mit Bündner Hilfe gegen München 2022, in suedostschweiz.ch 6.3.2013).
Ob es wohl so kommt bei Graubünden 2022 wie bei München 2018: Die Abwahl erfolgte am 6.7.2011, und bis heute liegt kein Geschäftsabschluss vor!
– Helle Freude in Oslo – beim dortigen IOC-Mitglied Gerhard Heiberg. Heiberg, IOC-Mitglied, Antreiber der Bewerbung Oslo 2022, ist erleichtert, dass Graubünden abgesagt hat: „Sie waren sehr formidable Konkurrenten. Dass sie jetzt abgesagt haben, macht es für uns leichter“ (Brekken, Thor Benjamin, Heiberg zum Schweizer Nein, tbb@tv2.no).
– Olympiafreier Alpenraum: „Inzwischen vernetzen sich die Olympiagegner aber nicht nur zwischen Chur und München, sondern im ganzen Alpenraum, wie Grass (Komitee Olympiakritisches Graubünden; WZ) betont. Die Alpenschutz-Organisation Cipra habe sich des Themas wieder angenommen, und es entstehe ein alpenweiter Widerstand gegen olympische Projekte. ‚Am liebsten würden wir auch die Norweger mit ins Boot holen.‘ Die norwegische Hauptstadt Oslo ist ebenfalls im Gespräch für die Winterspiele im Jahr 2022. ‚Wir wollen das Thema warm halten“ (Berger, Olivier, Im Alpenraum schließen sich die Reihen gegen Olympia, in suedostschweiz.ch 6.3.2013).
– Schweiz: Small is beautiful. Nicht zu vergessen: Die Graubündner beerdigten am 3.3.2013 nicht nur Graubünden 2022. Die Schweizer nahmen außerdem mit großer Mehrheit die „Abzockerinitiative“ an, welche die grenzenlose Bonusverteilung an Manager begrenzt, sowie die Änderung des Raumplanungsgesetzes, das zu große Bauzonen verkleinern und damit die Zersiedelung der Schweiz einbremsen soll.
– Deutschland: Big is beautiful. Berliner Großflughafen, Elbphilharmonie, Stuttgart 21, 2. Stammstrecke München (München 21), München 2022…
– Trachsel tritt – natürlich – nicht zurück. Regierungspräsident Hansjörg Trachsel war einer der eifrigsten Verfechter von Graubünden 2022: kein Wunder, dass in Schweizer Medien sein Rücktritt gefordert wurde. Da musste Trachsels Stellvertreter Mario Cavigelli in die Bresche springen: Der geforderte Rücktritt sei eine „unnötige Personifizierung“. „Das politische System in Graubünden sehe keine Rücktritte nach politischen Niederlagen vor“ (Furter, Reto, Trachsel hadert mit Rücktrittsforderung, in Die Südostschweiz 6.3.2013).
– Keine Reflexion in Bayern. Im Interview der Südostschweiz habe ich über die Situation in Bayern gesagt: „Tatsächlich jubilieren die Promotoren jetzt. Allerdings fragt in Bayern niemand, wieso die Bündnerinnen und Bündner die Spiele nicht wollten“ (Berger, Olivier, Im Alpenraum schließen sich die Reihen gegen Olympia, in Die Südostschweiz 6.3.2013).
– Interview mit Jon Pult. Der Graubündner SP-Präsident Jon Pult wies auf wichtige Argumente gegen Graubünden 2022 hin: Das IOC hat aus den Spielen „eine gigantische Kommerzmaschine gemacht. Die Werte des Sports sind nebensächlich geworden.“ – „Wir mussten auf die Propagandabotschaft der Befürworter, es sei möglich, kleine, nachhaltige, umweltfreundliche Spiele zu machen, reagieren. Sie hatten das Gegenteil von dem erzählt, was Olympische Spiele in Wirklichkeit sind. Wir mussten das wahre Gesicht der Olympischen Spiele zeigen… Die Rahmenbedingungen legt noch immer das IOC fest, und da ist von Kehrtwende keine Spur.“ – „Unsere Hauptargumentation war nun mal die, dass Olympia unter den heutigen IOC-Bedingungen nicht nachhaltig sein kann… Aber der Gigantismus, die Geldverschwendung und die Umweltschädlichkeit wären geblieben. Und solche Spiele wollten wir nicht.“ – „Olympia ist kein Allheilmittel, sondern hat neben gewissen Vorteilen auch viele Nachteile für den Tourismus. Das Schicksal Graubündens hängt nicht an Olympia.“ – „Unser grösstes Problem sind die Preise. Wir sind zu teuer. Mit Olympia wäre das Preisniveau noch mehr gestiegen. Unser Wettbewerbsnachteil hätte sich also verschärft.“ – „Meine Verantwortung als Grossrat und Präsident der SP Graubünden ist die Entwicklung Graubündens. Und mit unserem Kampf haben wir Schaden vom Kanton abgewendet. Und es bleibt auch die Hoffnung, dass beim Internationalen Olympischen Komitee immer weniger Bewerbungen eingehen und das IOC dann von sich aus die Rahmenbedingungen ändert.“ (Interview: Christian Buxhofer, „Wir mussten das wahre Gesicht von Olympia zeigen, in Bündner Tagblatt 6.3.2013)
– IOC-Präsident: Nur ein Nein. Jacques Rogge äußerte zur Niederlage von Graubünden 2022: „Es ist ein Nein zu den Olympischen Winterspielen 2022 im Kanton Graubünden, mehr nicht.“ – „Es war in meinen Augen ganz bestimmt kein grundsätzlicher Entscheid gegen den Sport“ (Jacques Rogge: „Es war nur ein Nein zu 2022“, in Bündner Tagblatt 7.3.2013).
Es war auch kein Entscheid gegen den Sport, sondern gegen den IOC-Sport!
– Der „Eishockey-WM-beim-Diktator“-Fasel will gleich wieder. René Fasel, IOC-Mitglied, Mitglied des
IOC-Exekutivkomitees, Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes, lieferte ein bemerkenswertes Interview im Tagesanzeiger ab (Alle Zitate: Graf, Simon, Städler, Iwan, „Morgen wieder eine Kandidatur starten, in tagesanzeiger.ch 9.3.2013).
Fasel: „Nebst dem Neid auf unseren Einfluss und Status höre ich immer wieder den Vorwurf des Gigantismus – vor allem bezogen auf die Winterspiele in Sotschi.“ – Frage: „Sie finden also den Vorwurf des Gigantismus betreffend Sotschi deplatziert?“ Fasel: „Was soll die Frage?“
Fasel zur Abwahl von Graubünden 2022: „Ginge es nach mir, sollten wir schon morgen wieder eine Kandidatur starten.“ (Hervorhebung WZ). Dann brachte Fasel einen teuren Vorschlag: „Vielleicht müsste der Bund 3 Milliarden Franken für Olympische Winterspiele einsetzen und fragen, wer interessiert sei. Dann würden wohl alle kommen: die Bündner, die Walliser, die Berner, die Innerschweizer.“
Motto: Anscheinend laufen die Kantone dann besinnungslos dem Geld hinterher – wenn es nur viel genug ist.
Zum Agieren von Bundespräsident Maurer als eifriger Verfechter von Graubünden 2022: „Auch muss ich Bundespräsident Ueli Maurer ein Kompliment machen. Er hat sich unwahrscheinlicuh stark für die Winterspiele eingesetzt. Es gibt aber auch andere Politiker, die populistisch oder demagogisch sind.“
In Wirklichkeit war es Maurer, der populistisch und demagogisch agierte – und politisch fragwürdig als Bundespräsident, der unabhängig agieren muss. Und unehrlich bezüglich der von Anfang an vom IOC in seinen Verträgen geforderten unbegrenzten Defizitgarantie.
Fasels Presseschelte: „Und die Presse hat uns auch nicht geholfen. Sie können sich nicht vorstellen, was für eine Macht Sie haben. Wahrscheinlich müsste man sich mit allen wichtigen Medien zusammentun, bevor man ein solches Grossprojekt angeht.“
Nun stand zum Beispiel der komplette Ringier-Verlag mit seinen sämtlichen Zeitungen hinter der Bewerbung: Fasel greift hier also die unabhängige Presse und ihre Journalisten an.
Fasels nächste Presseschelte: „Auch bei Sion 2006 waren die Schweizer Medien schuld, dass es nicht klappte. Wenn man das ganze IOK skandalisiert und den damaligen Präsidenten Juan Antonio Samaranch attackiert, dann … Ich sage nur: Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht.“
An dieser Stelle ist ein kurzer Rückblick auf die wirklichen Gründe für das Ende der Bewerbung von Sion 2006 nötig. Marc Hodler, seit 1963 IOC-Mitglied und langjähriger Präsident des Weltskiverbandes FIS, lieferte mit seiner Bemerkung über die schmutzige Vergabe Olympischer Spiele die Vorgabe: „Hodler war zwei Jahrzehnte für olympische Bewerbungen zuständig. Am 11.12.1998 sprach Marc Hodler in der IOC-Zentrale in Lausanne über Bestechungen und löste die größte Krise der olympischen Bewegung aus: Er berichtete über „klare Korruption“, über „organisierten Stimmenkauf, schmutzige Werbekampagnen und sagte: Er kenne keine Stadt, die Olympische Spiele auf ‚unangreifbare Weise’ erhalten habe… Auf einmal aber sorgt ausgerechnet Marc Hodler, seit 1963 im Kartell des Schweigens und einer seiner Mächtigsten, dafür, dass Samaranchs Reden von der ‚olympischen Bewegung’ für die ‚Jugend der Welt’ als verkaufsförderndes Geschwätz entlarvt sind“ (Brinkbäumer/Geyer/Wulzinger 1998). Ende 1999 sagte Hodler: „Es gibt ein IOC-Mitglied, das vertritt die These, wonach Käuflichkeit allein eine Frage des Preises ist” (Kistner, Thomas, Weinreich, Jens, Der olympische Sumpf, München 2000, S. 74).
So war das wirklich mit dem Ende der Bewerbung von Sion 2006, Herr Fasel. Und das wissen Sie genau. Und es waren nicht die Journalisten schuld, sondern die korruptiven Machenschaften der IOC-Mitglieder.
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon – auch zur engen Kooperation von Fasel mit dem weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko: Fasel, René und unter „Aktuelles“: Eishockey-WM 2014 beim Diktator.
Und noch eine Meldung in Zusammenhang mit der Weißrussland-Eishockey-WM-2014 und ihrem Promoter Fasel: „Staatschef Alexander Lukaschenko regiert dort seit bald zwanzig Jahren, zuletzt ließ er sich im Dezember 2010 wiederwählen, die Straßenproteste ließ er niederknüppeln. Regimegegner organisierten danach stumme Demonstrationen, da forderte niemand mehr einen Machtwechsel, die Menschen klatschten bloß in die Hände. Lukaschenko untersagte daraufhin öffentliches Händeklatschen. Mehrere tausend Weißrussen sind seitdem festgenommen und wegen Händeklatschens zu Geld- und Haftstrafen verurteilt worden. Auch ein Mann in der Stadt Grodno, der nur einen Arm hat, musste 200 Dollarzahlen“ (Neshitov, Tim, Töte den Sklaven in dir, in SZ 16.3.2013).
Zur Erinnerung: Als er im September 2012 zu Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland gefragt wurde, entgegnete Fasel: “Ich habe das nicht mitgekriegt, also diese News habe ich nicht verfolgt” (tagesspiegel.de 24.9.2012; Hervorhebung WZ).
– Schweizer Bundesamt für Sport fordert Unmäßiges. Matthias Remund, Chef des Schweizer Bundesamtes für Sport, forderte im Interview mal eben 100 Millionen Schweizer Franken für den Spitzensport (bisher 40 Millionen Franken), dazu 30 Millionen Franken für den Nachwuchssport (bisher 10 Millionen), das macht 130 Millionen Franken (statt bisher 50) – mehr als 106 Millionen Euro (Andiel, Christian, „100 Millionen Franken werden nicht genügen“, in tagesanzeiger 20.3.2013).
Zum Vergleich: In Deutschland (81,726 Mill. Einwohner) werden etwa 250 Millionen Euro in den Spitzensport gesteckt, das sind etwa 3,05 Euro pro Einwohner. Remund fordert nun für die Schweiz umgerechnet rund 106 Millionen Euro: Das macht bei 7,967 Mill. Schweizern rund 13,34 Euro pro Einwohner.
Remund ist seit 2005 Direktor des Bundesamtes für Sport. Er „war als Langläufer selbst Spitzensportler und Mitglied verschiedener Leistungskader. Als Trainer und Funktionär war er in verschiedenen Bereichen des Sports tätig“ (Wikipedia).
Überall fordern Ex-Sportler, die inzwischen hohe Sportfunktionärs-Posten besetzen, unmäßig hohe Staatszuschüsse.
– Manche machen weiter. „Eine kleine Gruppe um den Aroser Kurdirektor Pascal Jenny möchte in den nächsten Monaten die Möglichkeit einer erneuten Kandidatur für die Spiele im Jahr 2030 prüfen. ‚Es wäre falsch, jetzt einfach aufzugeben. Dafür wurde in den letzten Jahren zu viel investiert‘, betont der ehemalige Spieler der Schweizer Nationalmannschaft“ (Odermatt, Marcel, Menzato, Nico, Der Kampf um Olympia geht weiter, in blick.ch 17.3.2013).
Natürlich berichtet Blick wohlwollend über die Pläne: Blick gehört zum Ringier Verlag, einem der eifrigsten Verfechter von Graubünden 2022.
Und: Ein ehemaliger Handball-Nationalspieler möchte als Kurdirektor von Arosa die Bewerbung 2030 forcieren: Es wäre interessant, einmal in Deutschland, Österreich, der Schweiz etc. nachzuschauen, welche ehemaligen Sportler inzwischen in Funktionen gehievt wurden, wo sie olympische Bewerbungen vorbereiten…
„In der kleinen Initiativgruppe sitzen neben Jenny auch Nationalrat und Swiss-Olympic-Exekutivrat Jürg Stahl (45, SVP/ZH) sowie der Churer Stadtpräsident Urs Marti (44, FDP)“ (Ebenda). Kommentar von Jon Pult, Präsident der SP Graubünden: „Die Olympia-Turbos sind schlechte Verlierer“ – der neue Anlauf sei „eine massive und kontraproduktive Zwängelei“ (Ebenda).
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IV: München 2022:
– Kein Lernprozess
Anfang März 2013 gibt es für Olympische Winterspiele 2022 noch keinen offiziellen Kandidaten: Anmeldeschluss beim IOC ist am 14.11.2013. Dem IOC gehen aus vielen Gründen die Kandidaten aus. (Für 2018 gab es mit Müh und Not noch drei Bewerber!)
Nach der Abwahl von Graubünden 2022 (und dem Rückzug der US-Bewerber) fragten sich die Münchner Olympiabefürworter nicht, warum die Graubündner Bevölkerung NEIN gesagt hat. Und warum das IOC acht Monate vor Fristende am 14.11.2013 noch keine halbwegs interessierte Bewerbung hat.
Die Abwahl von Graubünden 2022 wurde nicht als ein Vorgang gesehen, aus dem etwas zu lernen wäre, im Gegenteil. Motto von München 2022: „Niemand wollte Olympische Spiele, und wir haben sie sofort bekommen.“
OB Ude spottete arrogant über die Abwahl von Graubünden 2022: „Die Entwicklung könnte nicht vergnüglicher sein… Dadurch wachsen unsere Chancen. wir sind in höchstem Maß interessiert und bereit“ (Bock, Willi, Olympische Winterspiele: Die Chancen steigen, in abendzeitung-muenchen.de 4.3.2013).
Bertolt Brecht: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.“
Ude sprach weiter von „einer immer günstigeren Bewerberlage“ und sah ein „Zustimmungspotential von 70 Prozent“ (Effern, Heiner, Lode, Silke, Münchens Olympia-Chancen steigen, in sueddeutsche.de 4.3.2013; die Zahl 70 Prozent nennt Ude seit etwa 2010 – ohne Quellenangabe!). – „Der Brief ist schon fertig. Wir müssen nur noch das Datum eintragen“ (Bock 4.3.2013).
DOSB-Vesper sagte, was er sagen muss: „Die Konkurrenzsituation hat sich mit dem Votum aus Graubünden erheblich entspannt“ (Ebenda).
– Große olympische Koalition:
OB Ude (SPD): „Zwischen der Staatskanzlei und dem Rathaus gibt es eine optimale Zusammenarbeit, das werden wir fortsetzen“ (Freie Fahrt für Winterspiele 2022 in München, in welt.de 4.3.2013).
Stadtrat Mario Schmidbauer (CSU): „Wenn wir uns bewerben, gehe ich zu 95 Prozent davon aus, dass wir die Winterspiele auch bekommen“ (Olympia-Befürworter sehen sich im Aufwind, in Münchner Merkur 4.3.2013).
– München 2022 in Arbeit. Als ob im Juli 2011 mit der krachenden Abwahl der Bewerbung München 2018 durch das IOC in Durban (63 Stimmen Pyeongchang, 25 Stimmen München) nichts geschehen sei, werkelt im Münchner Rathaus seit einem Jahr eine Arbeitsgruppe an München 2022. Dazu gehören Wirtschaftsbosse und Stadtbeamte. „Bei regelmäßigen Treffen in München wird das ambitionierte Vorhaben der Isar-Metropole bereits seit Monaten sanft vorangetrieben“ (Ebenda). Ende 2012 traf sich eine kleine Runde Münchner Olympiaplaner dann bei DOSB-Generaldirektor Vesper und hat „darüber debattiert, wie die Pläne von 2018 für 2022 aktualisiert werden könnten und wer das finanziert“ (Weinreich, Jens, Alle Wege führen nach München, in spiegelonline 3.3.2013).
– Das „Bach-Dilemma“: Tritt DOSB-Präsident als IOC-Präsident an oder nicht? Darauf ist seit Jahren die gesamte deutsche Sportpolitik zugeschnitten – und deshalb werden (hoffentlich) die deutschen Sportverbände unwirsch. „Falls Bach, der offiziell noch mauert in der Frage, ob er um den IOC-Thron kandidiert, scheitert, wäre eine deutsche Beteiligung höchstwahrscheinlich. Andernfalls nicht – es sei denn, es bliebe beim globalen Desinteresse. dann könnte München womöglich ja dem IOC des neuen Präsidenten aus der Patsche helfen“ (Burgener, Samuel, Kistner, Thomas, Das Volk sagt „Nein“, in SZ 4.3.2013).
Der Bach-Vesper-DOSB funktioniert so: „Denn die Sportpolitik in diesem Land bestimmt, von der Ablehnung harter Anti-Doping-Gesetze bis zur Olympia-Bewerbung, allein der Deutsche Olympische Sportbund. Und im DOSB hat einer das Sagen: Präsident Thomas Bach. Stramm eskortiert von seinem General Michael Vesper, der Bach beerben könnte, so wird in hohen Verbandskreisen besorgt geraunt“ (Kistner, Thomas, Abhängig von den Interessen eines Mannes, in sueddeutsche.de 6.3.2013).
Und warum wehren sich die hohen Verbandskreise nicht endlich? Weil das Bundesberliner Füllhorn insgesamt pro Jahr rund 250 Millionen Steuergelder für den Spitzensport aufbringt, die dann vom Bach-Vesper-DOSB relativ freihändig verteilt werden. Und wer hier in Ungnade fällt, hat finanziell nichts mehr zu lachen.
– Olympische Winterspiele für Diktaturen: „Vielleicht liegt es ja an Sotschi. Die Russen haben gerade den Rest der Welt mit den unfassbaren Kosten der Winterspiele 2014 von über 50 Milliarden Dollar geschockt. Offenbar so nachhaltig, dass den Bürgern von Graubünden, Schweiz, und Annecy, Frankreich, die Lust auf Winterspiele vergangen ist. Auch in München wird es schwierig, Volkes Zustimmung für eine erneute Bewerbung zu bekommen. Was zur Folge hat, dass es acht Monate vor Bewerbungsschluss noch keinen offiziellen Kandidaten für die Austragung der Spiele 2022 gibt. Das sollte dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu denken geben. Winterspiele werden aufgrund der hohen Sicherheits- und Infrastrukturkosten für Europas und Nordamerikas Demokratien immer unattraktiver… Nur für autoritäre Diktaturen und Pseudo-Demokratien wiegt noch der Nutzen der Eigenwerbung die Ausgaben auf. Siehe Russland. Oder Kasachstan und China…“ (Voigt, Benedikt, Olympia nach Neuseeland? in tagesspiegel.de 5.3.2013)..
– Online-Umfragen verheerend für München 2022: (Stand 6.3.2013, 10.30)
Merkur: Pro 41,5%; Contra 58,5% (hier)
tz: Pro 33,3,0%; Contra 66,7% (hier)
AZ: Pro 26%; Contra: 49%; Bürgerentscheid 25% (hier)
– Olympionike Maennig rechnet: falsch. Der schon von der Bewerbung München 2018 bekannte Befürworter und Ruder-Olympiasieger 1988, Wolfgang Maennig, sieht als Hamburger Wirtschaftsprofessor kein finanzielles Risiko bei München 2022. Auf die Frage „Lohnen sich Olympische Spiele angesichts horrender Kosten überhaupt“ kam das aufschlussreiche Statement: „Leider weiß man das erst hinterher (lacht)“ (Hungermann, Jens, „Das muss man sich leisten wollen, in welt.de 6.3.2013; Hervorhebung WZ). Maennig brachte im Interview die üblichen Statements von Befürwortern mit dem Motto: Ist doch alles schon vorhanden. In Bayern „wäre nicht mehr viel hinzuzufügen. Eine Investition von schätzungsweise zwei bis drei Milliarden Euro im Rahmen der Spiele muss sich ein Land wie Deutschland leisten können – und wollen!“ (Ebenda).
Erstens kann es NIE WIEDER Olympische Winterspiele für nur zwei bis drei Milliarden Euro geben: Erfahrungsgemäß kommt Faktor drei bis fünf (bei Sotschi Faktor zehn) dazu. Und warum sollte man sich für dieses viele Geld einen solchen kurzen Event mit immensen ökologischen Zerstörungen, noch dazu im Klimawandel, überhaupt leisten? Noch dazu, wo man die tatsächlichen finanziellen Kosten immer erst hinterher kennt.
– Harter Widerstand von Nolympia. Im Fall einer Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 in München kündigte Andreas Keller vom Netzwerk Nolympia entsprechende Aktivitäten an: „Wir werden hart dagegenhalten und alles Maßgebliche tun, um diesen zweiwöchigen Zirkus zu verhindern… Finanziell sind sie (die Spiele) für den Gastgeber ein Fiasko, sie zerstören die Gegend mit überdimensionierten Bauten, die nicht nachhaltig genutzt werden können“ („Zweiwöchiger Zirkus“, in Der Spiegel 11/11.3.2013)
– Olympiafreier Alpenraum in Arbeit. Nachdem die Graubündner Zeitung Die Südostschweiz getitelt hatte: „Im Alpenraum schließen sich die Reihen gegen Olympia“, interviewte auch der Münchner Merkur nach der Abwahl von Graubünden 2022 Olympiakritiker. Stefan Grass vom Komitee Olympiakritisches Graubünden äußerte: „Wir haben auch das Know-how der Gegner von München 2018 benutzt“ und forderte: „Olympia soll ein Auslaufmodel werden“ (Müller, Felix, Alpen-Allianz gegen Olympia, in Münchner Merkur 11.3.2013). Der bayerische Grünen-Chef Dieter Janecek sagte: „Man kann von den Schweizern lernen, wie man mit wenig Geld bestehen kann“ (Ebenda). Ich war ebenfalls angefragt: „Ich könnte mir vorstellen, Bauern aus Davos einzuladen, die in Garmisch-Partenkirchen erzählen, wie eiskalt ihre Flächen überplant wurden“ (Ebenda). Auch die Alpenschutzkommission CIPRA will sich verstärkt einschalten.
Olympiafreier Alpenraum: Dafür lohnt es sich doch zu kämpfen!
– Bayerische Grüne gegen München 2018. Am 13.3.2013 legten sich die Grünen bei einer Vorstandssitzung auf ein eindeutiges Nein zu München 2022 fest. Der Vorsitzende Dieter Janecek äußerte nach der Abwahl von Graubünden 2022: „Gerade wird das ganze Konzept Olympischer Spiele infrage gestellt“ (Schier, Mike, Olympia belastet die Opposition, in Münchner Merkur 14.3.2013). „Er regt an, die Abstimmung über Olympia mit der Landtagswahl zusammenzulegen“ (Ebenda).
– OB Ude olympisiert ungeniert weiter. „Im Rathaus hat er eine Arbeitsgruppe eingesetzt, außerdem will er im Falle seiner Wahl zum Ministerpräsidenten die blinde Ex-Sportlerin Verena Bentele zur Olympiabeauftragten des Freistaats machen“ (Ebenda. Die Arbeitsgruppe existiert schon seit ungefähr einem Jahr; vgl. Effern, Heiner, Riedel, Katja, Neue Olympia-Chance für München, in sueddeutsche.de 7.7.2012). Das Konzept München 2018 werde überprüft: „Während in München kaum Änderungen zu erwarten sind, könnte in Garmisch nachgebessert werden“ (Ebenda).
Wo soll denn bitte in München das Olympische Dorf hin, wo doch die Bundeswehr auf ihrem Gelände bleiben kann? Oder wird auch hier schon wieder gesägt?
So findet Ude natürlich keine Mehrheit mit den Grünen. Eigentlich kann die Ude-SPD nur noch mit der CSU zusammengehen. Vorschlag: Ude wird unter Seehofer Sportminister, Thomas Urban (früher DAV, jetzt Leiter des Sportamtes der Stadt München) wird sein Staatssekretär.
Die Freien Wähler machen übrigens wie bei München 2018 auch bei München 2022 wieder mit (Ebenda).
Schade – als Mit-Verhinderer der 3. Startbahn waren sie besser positioniert.
– MdL Ludwig Hartmann ) gegen München 2018 und auch gegen München 2022. Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) organisierte am 15.3.2013 das Fachgespräch „Wettrüsten in den bayerischen Skigebieten“. „Innerhalb von sieben Jahren habe sich die Größe der künstlich beschneiten Flächen in Bayern fast verdoppelt, mittlerweile gebe es 142 Beschneiungsanlagen und rund 22 Millionen Euro an Subventionen seien seit 2009 in Bayern für die Anlagen genehmigt worden“ (Kemmnitzer, Sebastian, Eifriges Ausloten, in taz.de 18.3.2013).
Axel Doering schilderte die baulichen Eingriffe durch die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen und wandte sich im Hinblick auf das geplante München 2022 an das Publikum mit der Bitte: „Helft uns, dass wir keine weitere Großveranstaltung bekommen“ (Ebenda). Genau dies versucht derzeit der Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Thomas Schmid: „Selbstverständlich befinden wir uns in engen Gesprächen mit allen Betroffenen, insbesondere mit der Landeshauptstadt München, dem Landkreis Berchtesgadener Land und dem Sport“ (Ebenda). Ludwig Hartmann urteilte über die olympischen Veranstalter: „Das IOC hat sich seit der letzten Bewerbung nicht verändert“ und verwies auf die zwei Hauptargumente gegen Olympische Winterspiele: deren Kosten und deren zerstörerische Auswirkungen auf die Umwelt (Ebenda).
– Der Bundes-Sportminister findet München 2022 gut. Hans-Peter Friedrich forderte am 21.3.2013 eine neuerliche deutsche Olympiabewerbung. „Für ein Land, dem es so gut geht wie Deutschland, muss es ein Ziel sein, solche weltweit beachteten Spiele auszutragen“ (Friedrich fordert deutsche Olympia-Bewerbung, in abendzeitung-muenchen.de 21.3.2013). Dabei beträgt die Gesamtverschuldung Deutschlands 2.025 Milliarden Euro; die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 24.771 Euro (WIkipedia).
Gut gehen ist relativ; nach den Spielen würde es Deutschland schlechter gehen.
Die Absagen Olympischer Spiele von Graubünden 2022 und Wien 2028 durch Bürgerbegehren ignorierte der Bundes-Sportminister: „Ich werde immer für Olympische Spiele in Deutschland werben“ (Ebenda). Friedrich begrüßte ein Münchner Bürgerbegehren zu 2022: „Eine solche Bürgerbefragung sollte allerdings möglichst frühzeitig erfolgen“ (Ebenda).
Obacht, Herr Sportfan: Kleiderordnung beachten: Das entscheidet alles immer noch der Bach-Vesper-DOSB – und nicht der Bundessportminister oder die Bundesregierung.
– MdB Stephan Mayer nach München 2018 auch bei München 2022 wieder dabei. Der sportpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Stephan Mayer, erklärte zum vehementen Engagement von Bundesinnenminister Friedrich für München 2022, die Bewerbung München 2018 sei „eine hervorragende Grundlage, die eine erneute Bewerbung Münchens für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele erfolgreich unterstützen würde. Im Grunde steht das Konzept für eine erfolgreiche Bewerbung, davon bin ich überzeugt. Winterspiele nach Deutschland zu holen, war nie so erfolgversprechend wie jetzt“ (PM Mayer, CSU: München muss sich bewerben, 21.3.2013).
Das Motto von Mayer et al: Niemand will Olympische Winterspiele 2022, und schon haben wir sie bekommen!
Mayer ist Mitglied des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, ehemals Mitglied im Kuratorium München 2018, Mitglied im Aufsichtsrat München 2018, Stellvertretender Vorsitzender Kuratorium Sport und Natur.
– Magdalena Neuner für Bewerbung München 2022 (Leute von heute, in SZ 22.3.2013).
Das ist unverständlich: da die Biathetin Neuner eine fundierte Kritik am Verhalten des DOSB während der Olympischen Winterspiele Vancouver 2010 geäußert hat und deshalb aus dem aktiven Sport ausgeschieden ist. Noch unverständlicher, weil sie zwar im Zolldienst war, aber seit 18.8.2012 keine Sportsoldatin mehr ist.
– Fast unmöglich: Ude übertrifft sich selbst. Ude auf Facebook: „So, so. Morgen ist also Gründonnerstag. dass ich nicht lache! Weißer Donnerstag wäre passender.“ Die Grünen hätten gegen Münchens Olympiabewerbung vor allem deshalb gewettert, „weil es in Bayern angeblich keinen Schnee mehr gibt… Hoffentlich bekommen sie wenigstens in den Pfingstferien recht“ (Ude hält den Grünen Mega-Schneefall vor, in Münchner Merkur 28.3.2013).
Axel Doering aus Garmisch-Partenkirchen, SPD-Mitglied und und Mitglied des NOlympia-Netzwerkes, schrieb daraufhin auf Facebook an Ude: „Sehr geehrter Herr Ude, Sie machen es einem nicht leicht Sozialdemokrat zu sein und zu bleiben. Eine Partei die jemanden aufstellt der nicht das geringste vom Klimawandel kapiert hat (da sind weiße Ostern gar nicht so selten), der mit Kritikern nur hämisch umgeht, verdient es nicht gewählt zu werden. Ihr Glück kann nur sein, dass der Wendehals von der Staatspartei genauso unmöglich ist. So ratlos war ich vor einer Wahl noch nie. Wenn Sie wieder mit Olympia nach Garmisch-Partenkirchen kommen, werden wir wieder alles tun, um den Ort vor dem teuren und unsozialen Diktat der Funtionäre zu bewahren.
Nolympia wächst!“
Herzliche Grüße Axel
Ich wiederhole unseren Vorschlag: Ude wird unter Seehofer Sportminister – mit Thomas Urban (Ex-DAV) als Staatssekretär.
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V: Aktuelle Sportsplitter vom IOC etc.
– Noch eine Nachricht für IOC-Mitglied René Fasel: „Weißrussischer Menschenrechtler im Exil ermordet. Unbekannte haben in Litauen den Vorsitzenden des Verbands der weißrussischen Gemeinschaft ermordet. Roman Wojnizki wurde laut Polizei tot im Keller seines Wohnhauses in Vilnius gefunden. Seine Leiche war gefesselt, geknebelt und mit Folterspuren übersät… Menschenrechtler fordern eine lückenlose Aufklärung des Falls… Weißrussische Oppositionelle und Bürgerrechtler werden immer wieder Opfer von Übergriffen. Beobachter vermuten den weißrussischen Geheimdienst KGB hinter den Angriffen“ (Weißrussischer Menschenrechtler im Exil ermordet, in spiegelonline 7.3.2013).
Warum das eine Nachricht für den Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbandes, René Fasel ist? Fasel sagte am 23.9.2012 im Deutschlandfunk, die Entscheidung der Eishockey-WM 2014 in Weißrussland stehe fest und werde nicht revidiert. Als er zu Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland gefragt wurde, entgegnete Fasel: “Ich habe das nicht mitgekriegt, also diese News habe ich nicht verfolgt” (Nichts mitgekriegt, in tagesspiegel.de 24.9.2012; Hervorhebung WZ).
Vergleiche unter „Aktuelles“: Eishockey-WM 2014 beim Diktator; Kritisches Olympisches Lexikon: Fasel, René
– Madrid: Schulden-Hauptstadt will 2020. Am 18.3.2013 kam die IOC-Evaluierungskommission nach Madrid. Um die Olympischen Sommerspiele 2020 zu bekommen, hat Spanien sogar die Dopinggesetzgebung verschärft. Ein Problem: „Madrid ist bereits jetzt die am höchsten verschuldete Kommune des Landes“ (Nowakowski, Gerd, Billig-Spiele in der Schulden-Kapitale, in tagesspiegel.de 13.3.2013). Kein Problem: Die Spiele sollen nur 1,5 Milliarden Euro kosten – es ist ja wieder einmal fast schon alles vorhanden: „80 Prozent aller Einrichtungen – Sportanlagen wie Verkehrswege – stehen bereits nach den Worten der Oberbürgermeisterin“ (Urban, Thomas, Ein Ruck geht durch die Stadt, in SZ 21.3.2013).
Ein weiteres Problem bereitet wie üblich die Korruption: „In Spanien wurden dagegen Korruptionsvorwürfe gegen den ehemaligen Vizepräsidenten des Nationalen Olympischen Komitees bekannt. Der derzeit bereits wegen Korruptionsverdachts vor Gericht stehende Schwiegersohn des Königs, Inaki Urdangarin, soll bei der letzten Bewerbung vor vier Jahren fast 150 000 Euro für eine angebliche Beratertätigkeit kassiert haben“ (Ebenda).
– IOC- und Fifa-TOP-Sponsor Coca-Cola siegt vor Gericht. Zur Erinnerung: Der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, wollte Süßgetränke wie Coca-Cola nur noch in Portionen bis maximal 0,5 Liter ausschenken lassen, da sie fettsuchtfördernd sind. Coca-Cola klagte dagegen, und der oberste Gerichtshof in New York entschied im März 2013, dass die von Bloomberg geforderte Beschränkung nicht rechtens sei (Koch, Moritz, Ein Großer ganz klein, in SZ 13.3.2013).
„Die volkswirtschaftlichen Schäden, die die Fettsucht in den USA in Form von Behandlungskosten und Produktivitätseinbußen verursacht, werden von der Brookings Institution auf 215 Milliarden Dollar beziffert – pro Jahr. In New York gilt mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung als übergewichtig oder fettleibig“ (Ebenda). – „Es gibt heute mehr über- als unterernährte Menschen auf der Welt… Fast Food spielt eine Rolle, Burger, Chips und Fertiggerichte. Doch der stetige Zuwachs in den vergangenen Jahrzehnten hat vor allem eine Ursache: den Genuss von immer süßeren Getränken in immer größeren Mengen… 5.000 New Yorker, 70.000 Amerikaner werden in diesem Jahr an den Folgen der Fettleibigkeit sterben, 2,8 Millionen Menschen weltweit. Die Fehlernährung ist auch ein soziales Problem: Zwischen 2003 und 2007 ist die Zahl der fettleibigen Kinder in den USA nach Angaben des Food Research and Action Center um zehn Prozent gestiegen. Bei Kindern aus einkommensschwachen Familien betrug der Zuwachs 23 Prozent“ (Koch, Moritz, Süßes Gift, SZ 14,3,2013).
Moritz Koch erwähnt die gegenüber der Bloombergschen Quantitäts-Beschränkung effektivere Methode: eine Soft-Drink-Steuer. Aber die Industrie wehrte sich: „In ihren Werbespots beschwört sie mit viel Pathos den Freiheitsgedanken“ (Ebenda).
Wie heißen die zwei Hauptdickmacher und IOC-Fifa-Uefa-TOP-Sponsoren? Coca-Cola und McDonald’s.
– London 2012: gebrochene Versprechungen. 2005 bewarb sich London um die Olympischen Sommerspiele 2012. In dieser Bewerbung hatten die Londoner Organisatoren geschrieben: “Jeder Sektor der Wirtschaft wird von den Olympischen Spielen profitieren”</stron