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Juni 2014

Webseite-Besucher
Im Mai 2014 besuchten 23.801 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Mai 2014 hatten wir damit 902.189 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.

Neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
Ausführlich zu Olympischen Sommerspielen 2024: Hamburg-Berlin 2024
Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1):  bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gasprom-Chronik (3): ab 9/2014: hier. Wird laufend aktualisiert.

Immer noch aktuell:
Kritisches Olympisches Lexikon: Red Bull, Almaty 2022
CIPRA fordert Olympiafreie Alpen

In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Sport aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, dass auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl

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Zitate des Monats

Das brasilianische Magatin Veja: „Selbst wenn die Mannschaft Weltmeister werden sollte, das Turnier haben wir schon verloren“ (Wißmann, Constantin, Die genervten Gastgeber, in spiegelonline 4.6.2014).

Guido Tognoni, Ex-Marketing-Direktor der Fifa: „Es gibt eine zivile Gesellschaft, die sich vom Sport abwendet. Man wird immer mehr Rücksicht nehmen müssen auf die Gegebenheiten eines Landes. Das ist eine Entwicklung, der die Sportverbände noch nicht gewachsen sind“ (May, Philipp, Auf Kriegsfuß mit der Zivilgesellschaft, in deutschlandfunk.de 5.6.2014).

Thomas Bach, IOC-Präsident: „Das IOC ist ganz im Gegenteil in einer sehr, sehr guten Verfassung, und nur weil dieses Fundament so stark ist, können wir das IOC weiterentwickeln“ (Ebenda).

Dopingexperte Prof. Werner Franke zur laschen Fifa-Dopingkontrolle bei der WM 2014: „Kein Verband schadet sich gerne selbst, schon gar nicht der mächtigste und reichste. Wenn die Fifa nicht will, dass ein Spieler erwischt wird, dann wird keiner erwischt. So einfach ist das“ (Alles fest in Fifa-Hand, in spox.com 5.6.2014).

Sprachkritiker und Fußballexperte Jürgen Roth: „Gerade bei ARD und ZDF merkt man den Moderatoren und vielen Kommentatoren inzwischen an, dass es ihr Auftrag ist, das Produkt Fußball, für das die Sender eine riesige Menge Geld auf den Tisch geklatscht haben, auf Gedeih und Verderb zum Großereignis hochzujazzen. Sie blähen alles zur Jahrhundertbegegnung, zum Titanenkampf auf. Das ist unerträglich“ („Sie blähen alles zum Titanenkampf auf, in spiegelonline 7.6.2014).

Joana Teixeira, Direktorin im brasilianischen WM-Organisationskomitee und Tochter des hochkorrupten Ex-Fifa-Exekutivlers und Präsidenten des brasilianischen Fußballverbandes, Ricardo Teixeira, zum Thema Korruption: „Das Geld, das damals geklaut wurde, ist doch längst weg“ (Kistner, Thomas, Option 3 für die deutschen Freunde, in SZ 10.6.2014). Joana Teixeira arbeitet für ein Monatsgehalt von 37.000 Euro als Direktorin im WM-Organisationskomitee (Weinreich, Jens, Die Fifa gewinnt immer, in spiegelonline 24.6.2014).

John Powers im Bostonglobe zu den Absagen für 2022 von St. Moritz/Davos, München, Stockholm und Krakau: „Die Herren der Ringe müssen endlich erkennen, dass ihr derzeitiges Bietermodell – das im Wesentlichen Bargeld-gestützte Städte nachfragt, die Blankoschecks für einen 17-Tage-Karneval ausstellen -, kaputtgegangen ist“ (Powers, John, USOC wants more info from IOC on bid process, in bostonglobe.com 11.6.2014).

Alissa Walker in gizmodo: „Tatsächlich wird es ein Trend, dass Städte stolz und öffentlich verkünden, sie würden nicht bei olympischen Bewerbungen mitmachen“ (Why Would Any Country Host The World Cup? in gizmodio.com 13.6.2014).

Thomas Kistner in der SZ zu den harmlosen Dopingkontrollen der Fifa: „Wer glaubt, der Fußball sei sauber, der darf dasselbe von der Fifa glauben“ (Großes Indianer-Ehrenwort, in SZ 24.6.2014).

Transparent von Maurício Dantas im Maracana-Stadion: „Das Fest in den Stadien ist die Tränen in den Favelas nicht wert“ (Kaip, Konstantin, Leben ohne Wert, in SZ 25.6.2014).

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Die Gliederung im Juni 2014 sieht so aus:

I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC
II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden
III: Aktuell aus München und Bayern
IV: Zur DOSB-Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 in Hamburg oder Berlin
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Sport-Millionen und -Millionäre
VII: Aktuelle Fußball-Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VIII: Doping-News
IX: Die Sportsender ARD/ZDF

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I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC

– Thomas Bach auf Bewerberfang. Italiens Regierung hatte sich geweigert, eine Bewerbung von Rom für olympische Sommerspiele 2020 finanziell zu unterstützen, da die Lage Italiens finanziell ernst war und ist. Die Feierstunde zum 100. Geburtstag des NOK Italiens nahm Bach zum Anlass, sogleich für eine Bewerbung Rom 2024 zu werben: „Es wäre ein sehr starkes Angebot, das die Sympathie vieler Menschen haben würde“ (IOC-Präsident Bach ermutigt Rom zu Olympia 2024, in sueddeutsche.de 9.6.2014).
Bach auf Vertretertour: Das unfaire Produkt Olympische Spiele ist anscheinend nur noch schwer an den Mann zu bringen.

– Es stinkt im olympischen Segelrevier. „Rio de Janeiro, Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2016, wird die Zusage nicht halten können, die stark verschmutzte Guanabara-Bucht zu reinigen. Das teilte Rios Bürgermeister Eduardo Paes mit. In der 380 Quadratkilometer großen Bucht liegt das olympische Segelrevier. Die Behebung von enormen Umweltschäden, verursacht unter anderem durch jahrzehntelange Einleitung ungeklärter Abwässer, war eigentlich ein zentrales Versprechen bei der Vergabe der Spiele. Olympia-Segler, die in den vergangenen Monaten Rio besuchten, beschrieben die Bucht jedoch als „Abwasserkanal“, noch immer gingen fast 70 Prozent der Abwässer ungeklärt in bestimmte Bereiche der Bucht. Die Segler berichteten von schwimmenden Sofas, Tierkadavern – darunter angeblich auch ein totes Pferd – und haufenweise Plastiktüten, denen sie mit ihren Booten ausweichen mussten“ (Es stinkt zum Himmel in Guanabara Bay, in spiegelonline 8.6.2014).

– IOC bedrängt Oslo. Die norwegische Umweltorganisation Bellona mit Sitz in Oslo berichtete, dass das IOC bzw. sein Präsident Thomas Bach Norwegen bzw. die Stadt Oslo drängt, die Bewerbung 2022 aufrecht zu erhalten. Bellonas Generaldirektor Nils Bøhmer übergab Bach eine Kopie des Umweltreports über Sotschi, der von der Umweltwacht Nordkaukasus (Environmental Watch on the North Caucasus) erstellt worden war. Der Leiter der Umweltwacht Nordkaukasus, Vladimir Kimaev, äußerte angesichts der Umweltschäden in Sotschi 2014:  „Ich würde Oslo sehr stark anraten, sich so weit entfernt von den Olympischen Spielen zu halten wie irgend möglich“ (Digges, Charles, As 2022 Olympic contenders fall away, IOC urges Oslo to remain in the running, in bellona.org 19.6.2014). Bøhmer sagte auch zu Bach: „Es gibt eine starke Opposition in Norwegen“ (Ebenda).

– Neuer russischer Sotschi-Witz. „Dmitri Tschernyschenko, Chef des Organisationskomitees, gab bekannt, dass der operative Erlös umgerechnet 192 Millionen Euro betrage. (…) Die  Sotschi-Spiele waren mit Gesamtkosten von 37 Milliarden das teuerste Olympia der Geschichte“ (SID, 192 Millionen Euro, in SZ 21.6.2014).

– Olympisches Hauptstadt-Kabarett. „Nein, es hat nichts mit Defätismus zu tun, um angesichts der Berliner Pläne für eine Olympiabewerbung vom kalten Grusel gepackt zu werden. Wer sich die schier endlose und mit jedem Tag länger werdende Reihe an Pleiten, Pech und Pannen vor Augen führt, mit dem die verantwortlichen Politiker ihre Stadt in den vergangenen Jahren der Lächerlichkeit preisgegeben haben, für den muss das Projekt ‚Olympia 2024 in Berlin‘ schlicht als  Drohung erscheinen“ (Marguier, Alexander, Berliner Spiele? Olympisches Kabarett in der Hauptstadt, in Cicero 25.6.2014).

-Tokio 2020 darf nicht einsparen. Das Tokio-2020-Organisationskomitee  wollte eine Kostenoptimierung für die Sportstätten erreichen, aber das IOC pocht auf sein Vetorecht. Der australische IOC-Vize John Coates sagte: „Es wird keine Veränderungen im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen geben, ohne dass alle internationalen Verbände und wir einverstanden sind“ (SID, Tokio 2020: IOC pocht auf Vetorecht beim Sportstättenbau, in zeitonline 27.6.2014).  In der Bewerbung hieß es, 85 Prozent der Sportstätten würden schon existieren. Die Kosten für die Sportstätten und zehn Arenen wurden auf 1,07 Mrd. Euro beziffert. „Kritiker befürchten allerdings nicht zuletzt wegen des kostspieligen Umbaus von Tokios Nationalstadion (dem Olympiastadion von 1964; WZ) eine Verdopplung der Summe“ (Ebenda). Gegen den Umbau von der Architektin Zaha Hadid gibt es Widerstand: Kritiker halten ihn für zu groß, zu teuer und ruinös für die Skyline der Stadt (Mackay, Duncan, Tokyo 2020 warned they must get support from International Federations for any venue changes, in insidethegames.biz 27.6.2014). Auch muss die Kanustrecke im Kasai Rinkai Park verlegt werden, weil Umweltschützer protestierten und Anwohner diesen Teil des Parks für Erholungszwecke nutzen (Ebenda).  Außerdem sollen Basketball- und Badminton-Wettbewerbe verlegt werden.
Hallo Hamburg 2024 und Berlin 2024: Ist bei euch auch schon fast alles vorhanden? Bei der Bewerbung München 2022 hieß es seitens der Befürworter, 84 Prozent existierten bereits!
Der neue Gouverneur von Tokio, Yoichi Masuzoe und Organisations-Chef Yoshiro Mori möchten eine Kostenkontrolle beim Sportstättenbau. Mori: „Der Steuerzahler steht für die Rechnung gerade, und deswegen werden wir schauen, ob irgendwo unnötig öffentliche Gelder beim Bau der Arenen ausgegeben werden“ (SID 27.6.2014).

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II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden

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III: Aktuell aus München und Bayern

– Bayerisches Verwaltungsgericht entscheidet gegen Sudelfeld-Eilantrag von DAV und BN.
Zur Erinnerung von der Webseite der Gesellschaft für ökologische Forschung (GÖF): Last-Minute-Aktion: Wenige Tage vor dem Abgang des umstrittenen Landrats Jakob Kreidl (CSU) wurde sein Lieblingsprojekt noch genehmigt: Am Sudelfeld soll die größte Beschneiungsanlage im deutschen Alpenraum gebaut werden – mitten im Landschaftsschutzgebiet. Am 7.5.2014 beschloss der Bayerische Landtag mit den Stimmen von CSU und Freien Wählern die Förderung des privaten Ausbaus dieser Beschneiungsanlagen, obwohl noch kein Förderantrag vorlag. Das private 45-Millionen-Euro-Projekt könnte staatliche Förderung von bis zu 35 Prozent erhalten. (Zur Fotodokumentation der GÖF: hier)
Der Bund Naturschutz (BN) und der Deutsche Alpenverein (DAV) klagen vor Gericht gegen die Genehmigung des Landratsamtes Miesbach. Unterstützt wird die Klage vom Verein zum Schutz der Bergwelt, Mountain Wilderness, NaturFreunde Deutschland, CIPRA Deutschland und der Gesellschaft für ökologische Forschung (GÖF). Es sollte zunächst ein sofortiger Baustopp erreicht werden. Der Baustopp wurde vom Bayerischen Verwaltungsgericht München abgelehnt. Der Vorsitzende des Bund Naturschutz, Prof. Hubert Weiger: „Die Entscheidung ist wirklich ein Rückschlag  für den Alpenschutz generell. Hier wird klar, dass wirtschaftliche Interessen dominieren“ (Mäckler, Marcus, Krehl, Daniel, Sudelfeld: Naturschützer setzen zum Gegenschlag an, in merkur-online.de 5.6.2014).
DAV und BN schreiben in der Pressemitteilung vom 5.6.: “Durch Gerichtsbeschluss werden am Sudelfeld faktisch vollendete Tatsachen geschaffen… Bis zur Hauptverhandlung, voraussichtlich erst im Herbst diesen Jahres, darf nun am Sudelfeld weiter gearbeitet werden. Bereits die bisher durchgeführten Baumaßnahmen haben am Oberen Sudelfeld massive Zerstörungen von Natur und Landschaft verursacht und dies geht nun ungehindert weiter. In seiner Begründung stufte das Gericht das öffentliche Interesse am Pistenbetrieb und die damit verbundenen Arbeitsplätze höher ein als die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes. Auch den beiden Verbänden ging es bei ihrer Klage nie um eine Zerstörung von Arbeitsplätzen, sondern um eine Weichenstellung hin zu einem nachhaltigeren Tourismus, mit dem die Gemeinden und Betriebe vor Ort langfristig gut überleben und im Wettbewerb bestehen können. Geschäftsführer, Miteigentümer und zweiter Bürgermeister Egid Stadler: „Da fällt dir ein Stein vom Herzen“ (Wichtiger Sieg für Liftbetreiber, in SZ  5.6.2014).
BN und DAV sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Genehmigung des Ausbaus und die Förderung mit immensen Staatszuschüssen das falsche Signal ist. Politik und Tourismus verpassen hier die Chance, sich schon heute auf künftige touristische Anforderungen einzustellen. Angesichts des Klimawandels sollten die bayerischen Alpengemeinden nicht einseitig auf Pistentourismus setzen, sondern eine breite Palette an zukunftsfähigen touristischen Alternativen entwickeln. Dafür sind allerdings Ressourcen nötig, die im Ausbau von Skigebieten gebunden wären.

– DAV und BN legen Beschwerde ein. Aus der PM von DAV und BN vom 12.6.2014: „Am 3. Juni hat das Verwaltungsgericht München entschieden, keinen Baustopp am Sudelfeld zu erlassen. Gegen diese Entscheidung werden der DAV und der BUND Naturschutz (BN) gemeinsam Beschwerde beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof einlegen. Die beiden Verbände sehen darin das letzte juristische Mittel, um eine Klärung der strittigen Punkte aus dem Genehmigungsbescheid herbeizuführen und den Baustopp am Sudelfeld doch noch zu erreichen. Bis zum Hauptsacheverfahren im Herbst wäre es vermutlich zu spät für einen Rückbau der bis dahin erfolgten massiven Eingriffe.“ – „Der Bund Naturschutz und der Alpenverein halten deshalb Eile für geboten, weil bis zu einer Entscheidung im Hauptsacheverfahren die Eingriffe in die Berglandschaft bereits so gravierend sein könnten, dass es für einen Rückbau vermutlich zu spät wäre“ (Sudelfeld wird Thema am Verwaltungsgerichtshof, in SZ 13.6.2014).
Info hier. Zur PM hier

– MDL Stamm und Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Sudelfeld-Baustelle. Claudia Stamm und Ludwig Hartmann besuchten mit Mitgliedern des DAV und des BN am 6.6.2014 die Bergbaustelle. Der tourismuspolitische Sprecher im Landtag, Ulrich Leiner, äußerte: „Ich mache mir Sorgen um den Sommertourismus“ (Mäckler, Marcus, Sudelfeld: „Das ist Umweltvandalismus“, in  merkur-online 7.6.2014).
Der Sommertourismus am Sudelfeld dürfte angesichts der Riesenbaustelle weitgehend zum Erliegen kommen.
Ein weiteres Beispiel für den völlig beliebigen Umfang mit dem Wort Nachhaltigkeit lieferte Robert Salzl ab, Präsident des Vereins Tourismus Oberbayern München (TOM): „Ein berechenbarer, durchgehender Winterbetrieb ist ein wichtiger Faktor zum nachhaltigen Ausbau des Tourismus in Oberbayern“ (Grüne schockiert über Beschneiungspläne, in merkur-online.de 6.6.2014).).
In allerspätestens 15 bis 20 Jahren soll dann offiziell Schluss sein mit dem Beschneien am Sudelfeld. Schon in den vergangenen Wintern mussten mehrfach Wintersportveranstaltungen – auch im bayerischen Alpenraum – abgesagt werden: Es war für die künstliche Beschneiung zu warm – zuletzt die Skiweltcup-Rennen im Februar 2014 in Garmisch-Partenkirchen: soviel zum Thema Nachhaltigkeit.

– Tiroler Investor steigt bei Sudelfeld ein. Der Tiroler Multimillionär Anton Pletzer hält 25 Prozent bei den Bergbahnen Sudelfeld. Der „Seilbahner des Jahres“ 2009 ist Mehrheitseigentümer der Bergbahnen Hohe Salve, die Teil der „Skiwelt Wilder Kaiser“ sind. Er hat eine Unternehmensgruppe mit Installations-, Stahlbau- und Immobilienfirmen, die rund 120 Millionen Euro Umsatz erzielt (Mäckler, Marcus, Tiroler investiert ins Sudelfeld, in merkur-online 28.6.2014). Da staatliche Zuschüsse in Bayern für den Skigebietsausbau nur für „kleine Unternehmen“ mit maximal 50 Mitarbeitern und zehn Millionen Euro Umsatz gewährt werden, wird es interessant, wie die Förderung nun begründet wird. „Kein Wunder, dass die Regierung von Oberbayern im Falle der Sudelfeld-Investoren von einer ‚komplexeren Unternehmensstruktur‘ spricht, die ‚intensiven Prüfaufwand‘ erfordere“ (Ebenda). Pletzer ist nicht der einzige Tiroler am Sudelfeld: Geplant wurde die Großbaustelle von Klenkhart & Partner Consulting aus Absam. Auch die Baufirma und der Bauleiter kommen aus Tirol.
MdL Florian von Brunn (SPD) warf dem Wirtschaftsministerium vor, es habe „in den vergangenen zehn Jahren Millionen Euro für Speicherbecken und Schneekanonen gezahlt, ohne zu wissen, ob diese Zuschüsse dem Steuerzahler auch einen Nutzen brächten… Die Grünen rechnen der Regierung vor, dass dazu weitere 18 Millionen Euro für Anlagen des Spitzensports kommen“ (Tiroler engagiert sich am Sudelfeld, in SZ 30.6.2014). – „Brunn wollte von der Staatsregierung auch wissen, wie sie angesichts des Klimawandels den nachhaltigen und umweltverträglichen Tourismus bezuschusse“ (Ebenda). Der Einfachheit halber erklärte das Wirtschaftsministerium „alle seine Investitionen in den Tourismus – 2013 waren das 65 Millionen Euro – für nachhaltig und umweltverträglich“ (Ebenda). Das Bayerische Wirtschaftsministerium wird von Ilse Aigner (CSU) geleitet, zu deren Wahlkreis Miesbach auch das Sudelfeld gehört.

– Oberstdorf hat Glück. Nach Millionenverlusten bei der Nordischen Ski-WM 2005 bewarb sich Oberstdorf unverdrossen vier weitere Male, letztmalig für die WM 2019. Im Vorfeld wurde die Oberstdorfer Bewerbung vom Internationalen Skiverband FIS einschließlich seines Präsidenten Gian-Franco Kasper hochgejubelt (Weiss, Thomas,  Eine Weltmeisterschaft für Oberstdorf? in augsburger-allgemeine.de 4.6.2014). Bei der Vergabe am 5.6.2014 erwiesen sich die Lobeshymnen wie so oft als Schall und Rauch. Zum vierten Mal fiel Oberstdorf durch. Gewählt wurde Seefeld/Tirol. Im Hintergrund wirkte der unvermeidliche Peter Schröcksnadel, Präsident des ÖSV: „Da war der Peter ein Wahnsinn“, lobte der Seefelder Bürgermeister Peter Frieser den Uralt-Funktionär: Schröcksnadel sei ein „unglaublicher Taktierer, der hat das im Griff“ (Seefeld bekommt Zuschlag für Nordische WM, in tirol.orf.at 5.6.2014).
Oberstdorf blieb somit ein neuerlicher Millionenverlust erspart. Das Veranstaltungsbudget in Seefeld wird mit 17 Millionen Euro veranschlagt. Ein weiterer Grund für die Sportfunktionäre, Seefeld zu wählen: „Die Dichte an Vier- und Fünfsternehotels ist in der Region (….) so hoch wie in wenigen anderen Gebieten Österreichs“ (Wieder ein Wintermärchen, in wienerzeitung.de 5.6.2014). Immerhin erhielt Oberstdorf die Skiflug-WM 2018: Der Ort war der einzige Kandidat (Keine Nordische Ski-WM 2019 in Oberstdorf, in br.de 6.6.2014).

– Garmisch-Partenkirchener Lernprozess. „Die Bürger von Garmisch-Partenkirchen sollen früh entscheiden, ob sich der Ort nach den Titelkämpfen 2011 für die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2021 bewirbt. Dafür setzt sich die Bürgermeisterin ein – und zieht die Lehren aus dem Streit um Olympia 2018 und 2022. (…) Eine Bewerbung 2018 für 2023 besäße reelle Chancen. Allerdings müsste Garmisch-Partenkirchen dann zweimal das Portemonnaie öffnen. Für die Erstbewerbung fordert die FIS 400.000 Schweizer Franken, die zweite kommt ein Drittel billiger“ (Vor Ski-WM-Bewerbung: Bürger sollen abstimmen, in merkur-online 14.6.2014).
Der bis 2023 notwendige weitere Ausbau der Rennstrecken wird angesichts der Klimaerwärmung extrem teuer. Und ob noch eine „Schneesicherheit“ gewährleistet werden kann, ist unwahrscheinlich – siehe die ausgefallenen FIS-Weltcup-Rennen im Februar 2014 in Garmisch-Partenkirchen.

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IV: Zur DOSB-Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 in Hamburg oder Berlin

– „Olympia? Nein-danke“-Stimmung. Der Sprecher für Sportpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Özcan Mutlu, schrieb in einem Beitrag für den Tagesspiegel zur Bewerbung Berlin 2024: „Mich überrascht die ‚Olympia? Nein danke‘-Stimmung nicht, die auch in vielen anderen Ländern Europas zum Ausdruck kam. Offensichtlich beschäftigen die Menschen andere gesellschaftliche Probleme stärker. Vor allem herrscht zu Recht ein großes Misstrauen gegenüber dem IOC. Denn das IOC ist neben der Fifa zum Sinnbild einer Organisation geworden, die mehr für Korruption, Selbstgefälligkeit, Intransparenz und Größenwahn steht als für Sport. Es besteht ein massives Glaubwürdigkeitsproblem bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen. So denken viele Menschen, dass es den Sportfunktionären des IOC und der Fifa vorrangig ums (eigene) Geld geht. Anders lässt sich eine Vergabe der Winterspiele nach Sotschi nicht erklären. Die Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar durch die Fifa sowie aktuelle Berichte über Korruption haben viele in ihrer Meinung noch bestärkt. Wie auf dieser Grundlage eine offene und positive Stimmung für Olympia geschaffen werden soll, ist fraglich. Die Massenproteste in Brasilien sind darüber hinaus ein mahnendes Beispiel, das Augenmaß nicht zu verlieren. Olympia zu holen, koste es, was es wolle, passt nicht mehr in unsere Zeit“ (Mutlu, Özcan, Keine Spiele ohne die Bürger! in tagesspiegel.de 12.6.2014).  Außerdem hat der DOSB Berlin und Hamburg gerade einmal drei Monate Zeit gegeben, die 13 umfänglichen Fragen zu beantworten. „Unter diesem Zeitdruck muss jede Bürgerbeteiligung zum Versuch verkommen, die Bürger von der Sinnhaftigkeit längst beschlossener und von ökonomischen Interessen diktierter Planungen zu überzeugen. Dies werden die Berliner nicht mehr mit sich machen lassen“ (Ebenda).

– Olympisches Gesundbeten. Tilmann Heuser. Heuser, Landesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Berlin, äußerte im Juni 2014 zu einer Bewerbung Berlin 2024: „Wir sehen da durchaus Potenziale, wenn man den Bestand an Sportstätten sinnvoll nutzt“ (Anker, Jens, Olympische Spiele in Berlin, in welt.de 10.6.2014).
Sehr geehrter Herr Heuser, falls Sie hier richtig zitiert wurden, fragen wir Sie, ob es zu den Aufgaben eines BUND-Landesgeschäftsführers gehört, sich für den 17-tägigen Megaevent Olympische Spiele stark zu machen? In einem Brief antwortet Ihnen Axel Doering, warum der Bund Naturschutz in Bayern über fünf Jahre gut begründet Widerstand gegen die Bewerbung um Olympische Winterspiele München 2018 und 2022 geleistet hat (siehe unten). Diese Aufklärung hat zum Ergebnis des Bürgerentscheids beigetragen – mit dem vierfachen Nein zur Bewerbung. Olympische Sommerspiele sind nicht “besser” als Olympische Winterspiele: Das IOC bleibt zu jeder Zeit das IOC, die IOC-Knebelverträge gelten im Winter wie im Sommer, die olympische Geldmaschine ist sommers wie winters in Gang, und die Gigantomanie wächst mit jeder neuen Bewerbung. Alle diese und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.nolympia.de.
Vergleiche auch hierzu: Internationale Sportverbände und Diktaturen
Der Landesgeschäftsführer des BUND Berlin stellte persönlich klar, dass er richtig zitiert wurde. Er hat am 17.6.2014 ein Diskussionspapier veröffentlicht: Olympiabewerbung gemeinsam entwickeln und entscheiden – Eckpunkte für ein nachhaltiges Bewerbungskonzept, BUND Berlin 17.6.2014. Zitate daraus:
„Ein erster Abgleich zwischen den Anforderungen des DOSB und des IOC zeigt, dass Berlin diese Konflikte vermeiden kann, in dem der Bestand an Infrastruktur intelligent genutzt, modernisiert und (temporär) erweitert wird“ (S. 2). – „Da ein Bedarf für weitere Stadien und Eventarenen mit hohen Bau- und Betriebskosten nicht erkennbar ist…“ (S. 2). – „Temporäre Sportanlagen entsprechen damit grundsätzlich dem Nachhaltigkeitsgedanken“ (S. 3). – „… kann Berlin die Sportwettbewerbe ohne erhebliche ökologische Eingriffe durchführen“ (S. 3). – „Da weder neue Verkehrsinfrastruktur noch neue, dauerhafte Sportstadien oder -hallen gebaut werden müssen, entfallen die hierfür notwendigen Planungs- und Vorbereitungskosten“ (S. 4).
„Die Olympiabewerbung ist hervorragend geeignet, die guten Vorsätze der Berliner Politik für bessere Bürgerbeteiligung und effizientere politische Entscheidungsprozesse beispielhaft umzusetzen“ (S. 5).
Der DOSB braucht für die Bewerbung Berlin 2024 einen Naturschutzverband, um die Bewerbung fachlich zu betreuen – gibt sich der BUND Berlin dafür her?

Vergleiche auch unter Aktuelles den Offenen Brief von Axel Doering: Spielt der BUND Berlin der Bewerbung Berlin 2024 in die Hände? hier

– Berliner Senat will sich bewerben. „Berlin nimmt am nationalen Interessenbekundungsverfahren des Deutschen Olympischen Sportbundes für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 teil. Das beschloss der Senat der Hauptstadt am Dienstag auf Vorlage von Sportsenator Frank Henkel. Seine Senatsverwaltung wurde beauftragt, den Fragenkatalog des DOSB zu beantworten und die erforderliche Dokumentation zu erarbeiten, die bis zum 31. August vorgelegt werden muss. Zeitgleich hatte der DOSB auch Hamburg den Katalog mit 13 Fragen vorgelegt. Der DOSB will am 6. Dezember entscheiden, mit welcher Stadt er sich um die Spiele bewirbt“ (Die Spiele sollen nach Berlin, in tagesspiegel.de 24.6.2014).

– Umfrage: 61 Prozent dagegen. Die Berliner Zeitung führte im Juni 2014 eine Umfrage durch – zur Umfrage hier. Stand am 25.6.2014 um 11.30: 61 Prozent dagegen, 35 Prozent dafür, 4 Prozent ist es egal. Teilnahmerzahl bis dato: 1.364.

– Nolympia Berlin, Judith Demba: „Was Berlin braucht, ist ein nachhaltiger Infrastrukturausbau, Schulen, Sporthallen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen, sozialer Wohnungsbau und Krankenhäuser. Was Berlin nicht braucht, ist eine Olympiabewerbung“ (Demba, Judith, Die Gedankenspiele sind hiermit eröffnet, in tagesspiegel.de 30.6.2014. Judith Demba war in den 90er Jahren in der Nolympia-Bewegung gegen die Bewerbung Berlins um Olympische Sommerspiele 2000).

Da der Umfang Hamburg 2024 und Berlin 2024 zunimmt: ausführliches Stichwort Hamburg-Berlin 2024 im Kritischen Olympischen Lexikon.

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V: Allgemeine Nachrichten

– Arctic Sunrise nach acht Monaten freigegeben. Das Greenpeace-Schiff wurde am 6.6.2014 von den russischen Behörden freigegeben. „Das Schiff mit 30 Personen an Bord war im vergangenen September nach einer Protestaktion gegen eine Ölplattform in der Arktis aufgebracht worden“ („Arctic Sunrise“ wieder frei, in SZ 7.6.2014).

– Töpfer weiß was. Der frühere Bundesumweltminister unter Helmut Kohl und Rhein-Durchschwimmer, Klaus Töpfer, leitet nunmehr in Potsdam das „Institute for Advanced Sustainability Studies“. Auf die Frage „Dürfen große Sportveranstaltungen an Diktaturen oder totalitäre Staaten vergeben werden, die sich damit in aller Welt schmücken?“, antwortete Töpfer: „Das ist ein schmaler Grat. Ich glaube nicht, dass hier im Vorhinein kategorisieret werden sollte. Es kann aus solchen Veranstaltungen heraus ja durchaus positive Effekte geben für die Menschen in solchen Systemen“ (Ashelm, Michael, „Fifa und IOC dürfen Ausrichter nicht alleinlassen“, in faz.net 10.6.2014).
Nein – zigmal bewiesen in Russland, Weißrussland, Bahrain, Katar, Aserbaidschan, Kasachstan, China etc.

– Personalien (1): Thomas Urban. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Deutschen Alpenvereins (DAV), Thomas Urban, eifriger Verfechter der Bewerbung von München 2018 um Olympische Winterspiele 2018, wechselte 2012 auf die Position des Leiters des Sportamtes der Stadt München. Nun geht er in die Privatwirtschaft. Zu seiner Zeit beim DAV äußerte er: „Der DAV hat eine sehr basisdemokratische Ausrichtung, es wurden neue Strukturen eingeführt und vergessen, die Mitglieder mitzunehmen“ (Tögel, Ralf, Der Versöhner, in SZ 12.6.2014). – „Der DAV gilt nun als befriedet, auch dank Urban“ (Ebenda).
Achtung Geschichtsklitterung! Der DOSB mit seinem Generaldirektor Michael Vesper brauchte den DAV als Naturschutzverband für die Bewerbung München 2018, und Thomas Urban hat diese Bewerbung stark befördert. Urban hatte auch den damaligen DAV-Präsidenten Heinz Röhle, der kein Freund der Bewerbung München 2018 war, zum Rücktritt gedrängt. Von wegen befriedet und „Versöhner“!

– Personalien (2): Thomas Muderlak. Der Chef der BMW-Welt stieg als Leiter der „Tourismus Initiative München“ (TIM) stark in die Bewerbung München 2022 ein – die ausgerechnet von AUDI gesponsert wurde. Muderlak hatte „sich für Olympia 2022 in München stark gemacht und für die Kampagne gut 300.000 Euro eingesammelt. Vehement hatte er sich auch mit den Gegnern der Bewerbung gestritten – und war enttäuscht über das Votum der Münchner gegen Winterspiele“ (Chef verlässt die BMW-Welt, in SZ 28.6.2014).
Die „gut 300.000 Euro“ dürfen angezweifelt werden: Früher war bei TIM von einem Millionenbetrag die Rede. Es wurden 12.500 Plakatständer viermal mit Plakaten bestückt – allein das kostet schon mehr! Dazu kamen zahlreiche weitere Maßnahmen. 
Nun wechselt Muderlak zur BMW-Niederlassung nach Chemnitz.
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VI: Sport-Millionen und -Millionäre

– Katar-Vergabe 2022 kostete. „Der britischen Zeitung ‚Sunday Times‘ liegen nach eigenen Angaben Dokumente vor, die belegen sollen, dass der ehemalige katarische Spitzenfunktionär Mohamed Bin Hammam fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) an Offizielle gezahlt haben soll, um deren Stimmen für Katars WM-Bewerbung zu sichern. (…) Katar hatte bisher stets behauptet, dass Bin Hammam in der Bewerbungskampagne keine Rolle gespielt habe“ (Bin Hammam soll Funktionäre mit Millionen geschmiert haben, in spiegelonline 1.6.2014). Geschmiert wurden u. a. die Fifa-Exekutivkomitee-Mitglieder Jack Warner/Trinidad/Tobago, Reynald Temarii/Tahiti, Lydia Nsereka/Burundi, Worawi Makudi/Thailand und 30 afrikanische Verbandspräsidenten (Kistner, Thomas, 3,7 Millionen Euro Schmiergeld, in SZ 2.6.2014; Kistner, Thomas, Der Bruder aus der Tafelrunde, in SZ 3.6.2014; Sponsor Sony will WM-Vergabe an Katar untersuchen lassen, in spiegelonline 8.6.2014). „Warner trat von seinem Fifa-Amt Mitte 2011 zurück, nachdem er im Auftrag des damaligen Fifa-Präsidentschaftskandidaten Mohamed Bin Hammam aus Katar eine opulente Bestechungsorgie für Karibik-Funktionäre orchestriert hatte: eine Million Dollar, fein verpackt in 25 Briefkuverts, lagen bereit und wurden fleißig abgeholt“ (Kistner, Thomas, Galadinner in der Karibik, in SZ 17.6.2014).

– WM-Inflationsrate. Die Prämie pro deutschem Spieler für eine gewonnene Fußball-WM lag 1954 bei 1200 DM plus Fernseher und Fresskorb. 1974 lag sie bei 70.000 DM, 1990 bei 125.000 DM. 2014 liegt die Prämie bei 300.000 Euro (Hartmann, Ulrich, „Bitte dem Sepp Maier jetzt keine Fragen mehr stellen!“ in SZ 2.6.2014).

– Spanien klotzt bei der WM. „720.000 Euro soll jeder spanische Nationalspieler bekommen, wenn das Team den WM-Titel verteidigt. Schon ein Finaleinzug würde 360.000 Euro bringen – das ist immer noch mehr als jeder Spieler der deutschen Nationalmannschaft mit einem WM-Sieg verdienen würde. Die hohen Prämien lösten in dem von den Nachwehen einer langen Finanz- und Wirtschaftskrise gebeutelten Land eine hitzige Debatte aus. Die hohe Prämie sei eine ‚Beleidigung der Bürger‘ angesichts der Krise, teilten die Sozialisten Pablo Martin Pere und Susana Ros mit (…) Die Arbeitslosigkeit in dem südeuropäischen Land liegt aber immer noch bei fast 26 Prozent“ (Spaniens Superprämien entfachen Neiddebatte, in spiegelonline 9.6.2014).
Die Arbeitslosen sollen wohl Fußball im TV schauen – Brot und Spiele eben.

– Fifa schüttet 26,5 Millionen aus. Der Gewinnerverband der Fußball-WM 2014 bekommt 37 Prozent mehr als 2010: nämlich 26,5 Millionen Euro (Ebenda).
Schließlich rechnet die Fifa mit 4 Milliarden US-Dollar Gewinn – wovon nichts an das krisengebeutelte Land Brasilien geht.

– Pleiteunternehmen America’s Cup. Wieder endet ein Sport-Großereignis trotz vieler Versprechungen im dicken Minus: „San Francisco war 2013 Gastgeberstadt der 34. Cup-Auflage. Es gab nur wenige Teilnehmer, mangelndes Zuschauerinteresse, die Tragödie um den Tod des britischen Olympiasiegers Andrew Simpson und erst am Ende spannenden Sport. Wirtschaftsexperten hatten San Francisco zuvor Einnahmen in Höhe von etwa 1,4 Milliarden US-Dollar, die Schaffung von etwa 8800 neuen Jobs, 2,6 Millionen Besucher und bis zu 15 teilnehmende Segelsyndikate vorhergesagt. Nichts davon hatte sich bewahrheitet. Am Ende stand die Stadt mit Verlusten in Höhe von 11,5 Millionen US-Dollar da, von denen die Steuerzahler laut US-Medien knapp die Hälfte zu tragen hatten“ (Drei Bewerber für America’s Cup 2017, in spiegelonline 10.-6.2014). Nach der Streichung von San Francisco gibt es für den America’s Cup 2017 noch drei Bewerber: San Diego, Chicago und Bermuda (Ebenda).
Diese sollten schon mal die Millionen locker machen – für das neuerliche Defizit.

– Multimilliardär als Angsthase. Multimilliardär Larry Ellison (Oracle) bestimmt als letztmaliger Sieger den Segelwettbewerb America’s Cup – mit unschönen Spielregeln. Der 35. America’s Cup ab 2015 läuft nach Ellisons unfairen Regeln ab. „Wer das 78seitige Protokoll mit den neuen Regeln liest, traut seinen Augen kaum: Die mit Top-Seglern, Top-Designern und Top-Geldgebern übermächtig aufgestellten Amerikaner scheinen Angst vor potenziellen Gegnern zu haben. (…) Sie wollen den Austragungsort des Finales 2017 erst Ende dieses Jahres benennen – nach der Bewerbungsfrist! Ein Novum. Dabei ist es nicht nur für potenzielle Team-Sponsoren wichtig zu wissen, ob in Asien, Amerika oder Australien gesegelt wird“ (Petz, Ingo, Die Spielregeln gefallen nicht allen, in SZ 14.6.2014).

– Tennis-Millionärin. Maria Scharapowa gewann die French Open 2014 in Paris. „Mit 17 stieg sie als Wimbledon-Siegerin in den Tennis-Olymp, 35 Titel bis heute, fast 30 Millionen Dollar Preisgeld, jährlich fast so viele Werbeeinnahmen“ (Kleffmann, Gerald, Miss Knuddelwuddel will das Klicken, in SZ 10.6.2014).

– Milliarden an die Fifa, Millionen an die Teilnehmer. WM-Einnahmen: „Allein die Sponsoring-Einnahmen der Fifa werden sich am Ende dieses WM-Zyklus auf mehr als eine Milliarde Dollar summieren, schätzen Experten“ (WM-Gold, in SZ 10.6.2014). Natürlich hat die Fifa auch die eine oder andere Ausgabe: „So verteilt die Fifa über die nationalen Verbände insgesamt 70 Millionen Dollar an die Clubs, die Spieler an das jeweilige Nationalteam abtreten“ (Ebenda). Und dann schüttet die Fifa großzügig 576 Millionen Dollar als Prämien für die Heroenteams aus: Der Weltmeister erhält 35 Millionen Dollar, der zweite 25, der dritte 22, der vierte 20, die Viertelfinalisten 14 Millionen Dollar. Wer gar nichts schafft und in der Vorrunde rausfliegt, bekommt acht Millionen (Ebenda).

– Sponsoren-Fußball. „Die Fifa dreht ein großes Rad, nahm im vergangenen Jahr alleine 400 Millionen Dollar von Sponsoren und Partnerfirmen ein, fast die Hälfte davon kommt von den sechs Hauptverbündeten, also von Sony, Adidas, Visa, Coca-Cola, Emirates und den beiden südkoreanischen Autobauern Kia und Hyundai“ (Busse, Caspar, Eingebrannt, in SZ 11.6.2014).- „Adidas will mehr als 13 Millionen Bälle mit dem Brazuca-Design verkaufen“ (Ritzer, Uwe, Der Ball ist bunt, in SZ 6.6.2014).

– Armstrong verliert nächsten Prozess. Mitte Juni 2014 wies ein US-Bundesgericht den Einspruch der Anwälte von Armstrong ab: Damit wird der  Schadensersatz demnächst beginnen. Es geht um etwa 100 Millionen Dollar. Der hoch verschuldete Staatsbetrieb US Postal hatte zwischen 1998 bis 2004 rund 40 Millionen Dollar an das Armstrong-Team bezahlt – für die Benennung Team US Postal. Davon flossen allein 17 Millionen Dollar an Armstrong selbst. „Zudem fordert der US-amerikanische Versicherungsgesellschaft SCA Promotions knapp 9,2 Millionen Euro von Armstrong. Das Unternehmen aus Dallas hatte sich geweigert, 5,8 Millionen Euro für den Gewinn seines sechsten Sieges bei der Frankreich-Rundfahrt 2004 an Armstrong zu überweisen. Es kam zum Prozess, in dem Armstrong schwor, keine leistungssteigernden Mittel eingenommen zu haben. Das Gericht glaubte damals dem Exprofi. SCA musste letztendlich 7,5 Millionen Dollar (rund 5,5 Millionen Euro) zahlen“ (Millionenstrafe für Armstrong wird wahrscheinlicher, in spiegelonline 20.6.2014). Deshalb ist auch noch ein Prozess wegen Meineid möglich. Armstrongs Vermögen wird derzeit noch auf 45 bis 85 Millionen Dollar beziffert (Ebenda).

– Borussia Dortmund macht Kohle. Der Spezialchemie-Konzern Evonik (ehemals Ruhrkohle) ist seit 2006 Trikotsponsor beim BVB und will dies eventuell bis 2025 bleiben: „Es wird geschätzt, dass die jährliche Zuwendung deutlich über 20 Millionen Euro steigen werde. Das läge dann nur noch knapp unter den gut 25 Millionen, die Sponsor Telekom angeblich dem FC Bayern überweist“ (Röckenhaus, Freddie, Schwarz-gelbe Hoffnung, in SZ 28.6.2014). Dazu will Evonik mit rund neun Prozent für 26,7 Millionen Euro als Gesellschafter bei BVB einsteigen. Eine zweite Kapitalerhöhung soll 100 bis 110 Millionen Euro bringen. „Die Transferwerte der BVB-Stars (…) werden auf 350 Millionen Euro geschätzt, der Wert des größten deutschen Stadions auf 190 Millionen Euro. (…) Der Rekordumsatz des vergangenen Jahres (305 Millionen Euro) basierte allerdings zum Teil auf dem Tansfer von Mario Götze zum FC Bayern, der allein 37 Millionen Euro einbrachte“ (Ebenda).

– Adidas-Millionen für Mesut Özil. „Özil hat einen bis 2020 laufenden Werbevertrag mit Adidas, der 20 Millionen Euro wert sein soll“ (Osang, Alexander, Ein scheuer Löwe, in Der Spiegel 27/30.6.2014).

– Loser-Millionen. Der Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft, Fabio Capelli, verdient 8,4 Millionen Euro im Jahr, der englische Trainer Roy Hodgson 4,4 Millionen Euro, der italienische Trainer Cesare Prandelli 3,2 Millionen Euro. Alle drei Teams  schieden in der Vorrunde aus (Teure Verierer, in Der Spiegel 27/30.6.2014).

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VII: Aktuelle Fußball-Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.

– Fifa leitet Anti-Doping-Kontrolle selbst. Die Fifa hat ihre eigene Anti-Doping-Stelle; sie organisiert selbst die Tests. Über eine eventuelle positive Probe werden zuallererst der Fifa-Generalsekretär und die hauseigenen Kommissionen informiert, erst danach irgendwann die Wada. Und da im August 2013 die Fifa dem Anti-Doping-Labor in Rio die Zulassung wegnahm, werden nun alle Proben in die Schweiz geflogen. Kommentar vom Dopingexperten Prof. Werner Franke zur laschen Fifa-Dopingkontrolle bei der WM 2014: „Kein Verband schadet sich gerne selbst, schon gar nicht der mächtigste und reichste. Wenn die Fifa nicht will, dass ein Spieler erwischt wird, dann wird keiner erwischt. So einfach ist das“ (Alles fest in Fifa-Hand, in spox.com 5.6.2014).

– Fifa ganz aktuell. Aus dem Nationen-Register zur Fifa-Akkreditierungsliste: „Georgia, German Democratic Republic, Germany, German Federal Republic, Ghana…“ (Hohlspiegel, Der Spiegel 24/7.6.2014).

– Katar-Kritiker sind „Rassisten“ (1). Der Multi-Sportfunktionär aus Kuwait, Scheich Mohamad Al-Sabah, hat die Bestechungsvorwürfe im Fall der WM-Vergabe 2022 an Katar kritisiert: „Wir werden uns diesen anhaltenden rassistischen Anschlägen und Attacken stellen und an der Seite Katars stehen. Niemand wird Katar die WM 2022 wegnehmen“ (SID/DPA, Gauck nimmt Fifa und IOC in die Pflicht, 7.6.2014).

– Katar-Kritiker sind Rassisten (2). Fifa-Präsident Sepp Blatter am 9.6.2014 vor den afrikanischen Caf-Delegierten der Fifa in Sao Paulo: „Wegen der Katar-WM gibt es einen Sturm gegen die Fifa, leider gibt es dabei eine Menge Diskriminierung und Rassismus“ (Kistner, Thomas, Blatters Finale, in 11.6.2014). – „Am Ende des Vortrages feierten ihn die Caf-Delegierten im Stehen, die Unterstützung Afrikas darf Blatter schon einmal verbuchen“ (Ebenda).

– Aus dem Fifa-Allerheiligsten. „Es sah ein bisschen aus wie Hollywood, als Sepp Blatter am Sonntagabend über die Gänge des Fünfsternehotels „Grand Hyatt“ in Sao Paulo streifte. Dort fand am Wochenende die Sitzung des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes Fifa statt, und nach einem Termin im Konferenzraum wurde der Schweizer von fünf Bodyguards in maßgeschneiderten Anzügen durch die Lobby zu seinem Zimmer geleitet. Die Männer machten ein Gesicht, als würden sie den Al-Qaida-Boss höchstpersönlich begleiten“ (Röhn, Tim, Beckenbauer gerät ins Visier des Fifa-Chefermittlers, in welt.de 9.6.2014).

– Fifa wie Mafia-Familie. Lord David Triesman leitete die Bewerbung von Großbritannien für die Fußball-WM 2018. Er äußerte kürzlich vor dem House of Lords: „Ich fürchte, die Fifa führt sich auf wie eine Mafia-Familie. Sie hat eine jahrzehntelange Tradition von Schmiergeld und Korruption. Ungefähr die Hälfte der Mitglieder ihres Exekutivkomitees, die bei der letzten WM-Wahl abstimmten, müsste zurücktreten“ (Lord Triesman claims Fifa acts like ‚mafia family‘, in The Guardian 11.6.2014).

– Fifa will noch mehr Geld. „28.000 Reais wollte die Fifa kassieren. Dafür, dass im Stadtteil Tijuca in Rios Norden ein Fanfest stattfindet. Eine Party, von den Anwohnern organisiert, wie seit mehr als 30 Jahren bei jedem Spiel Brasiliens bei jeder Weltmeisterschaft. 28.000 Reais sind etwas mehr als 9000 Euro. Für die Anwohner in Tijuca ist das eine Menge Geld, für den Weltfußballverband Fifa, der bei der WM mit einem Milliardengewinn rechnet, ist das nichts. (…) Als die Forderung der Fifa bekannt wurde, war der Aufschrei enorm, die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro schaltete sich ein, schließlich zog der Weltfußballverband zurück“ (Lutteroth, Jule, „Das ist unser Land“, in spiegelonline 12.6.2014).

– Endspiel. „Und es würde auch jenseits von Brasilien niemand bedauern, wenn die Fifa von dieser Wut nicht verschont bliebe. Wie eine moderne Kolonialmacht auf dem Gebiet autonomer Staaten gebärdet sich der Weltfußballverband seit Jahrzehnten. Er lässt die WM ausrichten, er unterwirft sie seinem Regelwerk, das vorschreibt, welche Biersorten oder Snacks in den Sonderzonen um die Stadien verkauft werden dürfen. Die Fifa macht Auflagen, welchen Standards Stadien zu entsprechen haben, und sie ordnet an, dass auch bei Spielen zur Mittagszeit das Flutlicht einzuschalten sei. Durch ihre Auflagen nötigt sie Staaten zu Investitionen, deren volkswirtschaftlicher Nutzen nicht erkennbar ist. Bei dieser WM wird die Fifa, zu deren Auflagen selbstverständlich auch Steuerbefreiung im Ausrichterland gehört, rund drei Milliarden Euro Gewinn erzielen; Brasilien wird derweil rund elf Milliarden investiert haben, ohne dass die dringenden Probleme in den Sektoren Bildung, Gesundheit und Nahverkehr auch nur ansatzweise gelöst worden wären. (…) Sicher ist bloß: Wenn Fifa und WM verschwinden, wird das den Fußball nicht zerstören. Er rollt einfach weiter, in unscheinbaren Vereinen am Stadtrand, auf staubigen Sandplätzen, in den Käfigen zwischen tristen Wohnblöcken“ (Körte, Peter, Das  Endspiel, in faz.net 9.6.2014).

– „Schluss mit der WM!“ Aus einem Kommentar von Jakob Augstein in spiegelonline: „Heute missbraucht der neoliberale Kapitalismus die Begeisterung der Fans. Korruption, Umweltzerstörung, Unterdrückung. Jeder Fernsehzuschauer macht sich mitschuldig, wenn ganze Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht werden, um Platz für neue Stadien zu schaffen, wenn Arbeiter wie Sklaven gehalten werden, wenn Protest niedergeknüppelt und Aktivisten verhaftet werden. Die großen Sportereignisse sind zu gigantischen Geldpumpen in der amoralischen Thermodynamik eines entgrenzten Globalkapitalismus geworden: Westliches Geld leistet am Austragungsort institutionelle Aufbauhilfe für ein Geflecht aus bestechlicher Bürokratie, korrupten Unternehmen und organisierter Kriminalität und fließt dann über Firmenaufträge und Konsumgüterverkauf wieder an seinen Ursprungsort zurück. Unterwegs sind ein paar Leute sehr reich geworden und noch viel mehr ihrer Rechte verlustig gegangen, manche ihres Lebens. Der internationale Sport ist ein Schweinesystem“ (Augstein, Jakob, Schluss mit der WM! in spiegelonline 12.6.2014).

– Beckenbauer gesperrt. Weil der „Kaiser“ nicht die Fragen von Fifa-Ermittler Michael Garcia zur Vergabe der Fußball-WM 2018 an Russland und 2022 an Katar beantworten wollte, wurde er am 13.6.2014 von der Fifa für 90 Tage gesperrt „für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball“ (Beckenbauer gesperrt, in SZ 14.6.2014). Erst witzelte Franz Beckenbauer, sprach von einem verspäteten Aprilscherz und dass er den Ehrenpräsidenten beim FC Bayern gern ruhen lassen könne. „Seine Begründung lautete, dass er die Fragen lediglich in ‚Juristen-Englisch‘ erhalten habe; die Fifa dagegen betont, dass die Fragen ‚wiederholt‘ auf Englisch und Deutsch eingegangen seien. Zu dem Widerspruch will sich Beckenbauer nicht äußern“ (14 statt 90 Tage, in SZ 28.6.2014). Dann kroch er doch zu Kreuze: Vermutlich war ihm eingefallen, dass sein hochdotierter Job bei der „Russian Gas Society“ als Sportbotschafter für die Fußball-WM 2018 auch unter die Sperre fallen könnte, ebenso sein lukrativer Job als Experte beim Sportsender Sky TV. Dann wollte er bis 27.6.2014 die Fragen der Fifa-Ermittler beantworten (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Auf gut Deutsch, in SZ 16.6.2014). „Und plötzlich ging es ganz flott: Schon am Mittwoch verkündete Beckenbauers Management, dass die Antworten nun an die Ethikkommission der Fifa geschickt worden seien, ‚per Mail und Fax'“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Antwort da – und viele Fragen offen, in SZ 20.6.2014). Beckenbauers Management geht davon aus, dass nach Beantwortung der 130 Fragen die Sanktion „umgehend“ aufgehoben wird (Ebenda). – DOSB-Präsident Alfons Hörmann eilte Beckenbauer zu Hilfe: Fifa und Blatter hätten das Thema „inszeniert und zur Schau gestellt“ (Hörmann kritisiert Blatter, in SZ 26.6.2014). – Am 27.6.2014 setzte die Fifa die 90-Tage-Sperre gegen Beckenbauer aus (SZ 28.6.2014; Fifa hebt Sperre gegen Beckenbauer auf, in spiegelonline 27.6.2014).

– Neues vom Gazpromi Beckenbauer. Monitor berichtete am 19.6.2014 über die Verbindung von Franz Beckenbauer zu Gazprom (Leufgens, Jochen, Kempe, Robert, Hartmann, Grit, Schmidt, Sandra, Kizhakkethottam, Blessen, Franz Beckenbauer und die Fifa – das Ende einer Lichtgestalt, Monitor, wdr.de 19.6.2014). Der hatte behauptet: “Die Russische Gas Gesellschaft hat mein Management erst Mitte 2011, also einige Monate nach der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 an Russland, erstmals angesprochen” (Ebenda; Gazprom ist das wichtigste Mitglied der Russian Gas Society). Diese Verbindung zwischen der Russian Gas Society bzw. Gazprom und Beckenbauer bestand aber viel früher. Dies “berichtete bereits sechs Monate vor der WM-Vergabe – damals völlig unbemerkt – eine britische Zeitung: Die sich anbahnende Verbindung von Beckenbauer mit Gazprom. Da heißt es schon – Botschafter. Und: Nach der WM-Vergabe wurde so ein Deal dann ja tatsächlich bekanntgegeben. Auch durch Beckenbauers Zögern, bei der Aufklärung mitzuwirken, bekommt dieser Deal nun einen Beigeschmack” (Ebenda). Beckenbauer weigerte sich bis heute, die Höhe des “Botschafter”-Honorars der Russischen Gas-Gesellschaft mitzuteilen. Im Juli 2013 äußerte sein Manager Marcus Höfl frech: “Die genaue Summe habe ich vergessen” (Thaler, Claudia, Lassen Sie uns nicht über Politik reden! In spiegelonline 2.7.2013). Und bei Monitor äußerte Beckenbauer: “Das geht Sie, mit Verlaub, nichts an” (Ebenda).
Man darf gespannt sein, wie es mit Franz Beckenbauer und der Fußball-WM 2018 in Russland weitergeht.

– Aus dem FC-Bayern-Vorstand. „Neben Beckenbauer stand laut Frankfurter Allgemeine Zeitung auch Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für kurze Zeit  im Fokus der Garcia-Ermittlungen. Der 58-jährige sei um eine Stellungnahme zu seinem Zollvergehen vom 7. Februar 2013 gebeten worden. Damals war er aus Doha kommend bei der Einreise nach Deutschland mit zwei Luxusuhren erwischt worden und musste eine Geldstrafe in Höhe von 249.900 Euro zahlen. Rummenigge ist seitdem vorbestraft“ (Beckenbauer bei WM Persona non grata, in sueddeutsche.de 14.6.2014).

– Putin traf Fifa-Exekutive vor Wahl 2018. „Der einflussreiche russische Funktionär Wjatscheslaw Koloskow, viele Jahre Fifa-Vorstand, hatte nach der Wahl 2010 kundgetan, Putin selbst habe sich ‚mit mindestens einem Drittel‘ der Fifa-Vorstände getroffen“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Auf gut Deutsch, in sueddeutsche.de 16.6.2014). Im Dezember 2010 erhielt Russland die Fußball-WM 2018.

– Deutsche Architekturbüros WM-Gewinnler. Aus einem Beitrag von Falk Jaeger im Tagesspiegel: “Wenn am Donnerstag in Brasilien die Fifa-WM angepfiffen wird, stehen die Deutschen schon als Weltmeister fest – als Weltmeister im Stadionbau. An der Errichtung von sechs der zwölf Spielstätten waren deutsche Architekten und Ingenieure beteiligt. (…) Seit der WM 2006 in Deutschland sind deutsche Architektenteams weltweit gefragt, RKW und HPP aus Düsseldorf, Schulitz aus Braunschweig, allen voran aber von Gerkan, Marg und Partner (gmp) Hamburg/Berlin/Aachen, die inzwischen als Marktführer gelten. Weit über 60 Stadien haben sie entworfen, zwei Dutzend sind realisiert oder im Bau, ob in Europa, Afrika, Nahost, China oder Südamerika” (Jaeger, Falk, Weltmeister im Stadionbau, in tagesspiegel.de 10.6.2014).
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Die Sportpalast-Architekten

– Neue White Elephants. Folgende zwölf Stadien kommen für die Fußball-WM 2014 zum Einsatz: Belo Horizonte/Estádio Mineirao 58.259 Zuschauer, erbaut 1965/renoviert; Brasília/Estádio Nacional 69.432 Zuschauer, errichtet 2013; Fortaleza/Estádio Casatelao 60.348 Zuschauer, erbaut 1973/Umbau 2012; Manaus/Arena da Amazônia 39.118 Zuschauer, Neubau 2014; Recife/Arena Pernambuco 42.583 Zuschauer, erbaut 2013; Rio de Janeiro/Estádio do Maracana, 74.689 Zuschauer, erbaut 1950/Umbau 2013; Cuiabá/Arena Pantanal, 39.859 Zuschauer, erbaut 2014; Curitiba/Arena da Baixada, 38.533 Zuschauer, erbaut 1913/Umbau 2014; Natal/Estádio das Dunas, 38.958 Zuschauer, Neubau 2013; Porto Alegre/Estadio Beira-Rio, 42.9912 Zuschauer, erbaut 1969/Umbau 2013; Salvador/Arena Fonte Nova, 51.708 Zuschauer, Neubau 2013; Sao Paulo/Itaquerao-Arena, 61.606 Zuschauer, Neubau 2014 (SZ 11.6.2014).
In Südafrika, Ausrichter der Fußball-WM 2010, stehen die eigens dafür gebauten Stadien leer. Auch die meisten Stadien in Brasilien werden nach dem 13.7.2014 zu White Elephants:

– Nach vier Vorrunden-Spielen ist Schluss in den Stadien: Manaus (14.6. – 25.6.; 198 Millionen Euro), Curitiba (16.6. – 26.6.; über 60 Millionen Euro), Natal (13.6. – 24.6.; 132 Millionen Euro) und Cuiabá (13.6. – 24.6.; 170 Millionen Euro)! Für insgesamt 16 Fußballspiele à 90 Minuten wurden über eine halbe Milliarde Euro in neue Stadien gesteckt, die nie wieder mehr als maximal ein- bis zweitausend Besucher haben werden.

– „Aufschwung“ in Fortaleza: „Die Region in Stadionnähe, einst das Armenhaus der nordost-brasilianischen Metropole, erlebt dank des Stadionbaus einen regelrechten Boom. Neue Siedlungen entstehen, ebenso Shoppingcenter, die Mietpreise schnellen nach oben. Verlierer sind die Familien, die bisher in den umliegenden Favelas lebten und sich höhere Mieten nicht leisten können. Allein in Fortaleza sind einige Tausend Menschen von Umsiedelungen betroffen, auch wenn häufig gar nicht klar ist, wohin die Leute umgesiedelt werden. Dass die Behörden dann wie in der Favela Alto da Paz mit äußerster Brutalität vorgehen, macht viele Brasilianer wie diese ältere Frau fassungslos“ (Segador, Julio, WM contra Menschenrechte, in deutschlandradiokultur.de 4.6.2014).

– Recife: Vertreibungen im „Fifa-Standard“. „Die Fans sind stolz auf ihr Stadion, das als WM-Austragungsort ganz offiziell den Stempel ‚FIFA-Standard‘ verpasst bekommen hat. Dass dieser Standard auch dazu führt, dass an fast allen Spielorten Menschen enteignet und brutal aus ihren Häusern vertrieben worden sind, stört die Fans aus der gutverdienenden brasilianischen Mittelschicht kaum. Es überwiegt der Stolz, dass sich Brasilien mit der WM als Teil der Ersten Welt präsentiert. Im Stadion gibt es kaum Verständnis für jene, die durch den Bau von Stadien und Straßen Nachteile erlitten haben“ (Ebenda). Für das Stadion Arena Pernambuco wurden 129 Familien enteignet. „Es gebe ein nationales Dekret, wurde den Anwohnern gesagt, sie müssten binnen weniger Tage die Häuser verlassen. Entschädigt worden sind bisher nur wenige Betroffene. Die Gelder liegen auf Sperrkonten, werden von der brasilianischen Bürokratie blockiert. Wann das Geld ausbezahlt wird und wie viel jeder bekommt, ist völlig unklar. Es sei auch kaum jemand in der Lage, sich ein neues Grundstück oder ein Häuschen zu leisten“ (Ebenda).

– Leerstand in Cuiabá: Nach vier WM-Spielen ist am 24.6.2014 WM-Ende und Schluss in Cuiabá mit dem Stadion für 39.859 Zuschauer (Kosten mehr als 170 Millionen Euro). „Der publikumsträchtigste Sportverein in Cuiabá heißt Arsenal. Zu einem Topspiel kommen rund 2500 Leute“ (Herrmann, Boris, Abschied vom Sumpfgebiet, in SZ 24.6.2014). Und mit dem Ausbau der Infrastruktur hat es auch nicht so geklappt: „Eine Schnellbahntrasse wurde in die Landschaft gefräst. Die Schnellbahn hat dann allerdings kein Besucher benutzen können, weil die Bauarbeiten im Zeitplan leicht hinterherhinken (etwa drei bis fünf Jahre, sagen Kenner)“ (Ebenda). – „Drittligist Cuiabá Esporte Cube plant zwar, seine Heimspiele in Zukunft dort auszutragen, doch selbst nach dem geplanten Rückbau auf 28.000 Zuschauer ist das Stadion noch überdimensioniert. Normalerweise besuchen die Spiele des Klubs gerade mal 1000 Besucher. (…) Von der 22 Kilometer langen Straßenbahnstrecke, die in Cuiabá mit 33 Haltestellen entstehen soll, waren zur WM erst ein paar hundert Meter fertig. Gleiches traf für den Ausbau der Ringstraße Avenida Miguel Sutil zu“ (Adeus Manaus, in SZ 27.6.2014). 

– Zur Situation in Manaus: „Der Schulunterricht fällt dort so regelmäßig aus wie der Strom, In den Klassenzimmern fehlen Schulbänke, weil kein Geld mehr da ist. Das meiste ist zuletzt in einen WM-Flughafen geflossen, der wahrscheinlich irgendwann im Herbst fertig wird. Und in ein völlig überteuertes WM-Stadion, das in der Stadt ohne Profiteam für exakt vier Spiele gebraucht wird“ (Herrmann, Boris, Eine Million bunte Papierschnipsel, in SZ 12.5.2014). – Das Stadion in Manaus, die „Arena da Amazoniâ“, kostete 219 Millionen Euro – und erfordert pro Jahr zwei Millionen Euro Unterhalt (Burghardt, Peter, Lattenschuss, in SZ 21.5.2014). – „Das teure Stadion und der bestenfalls halbfertige Flughafen trieben diesen Dritte-Welt-Ort in einem Zweite-Welt-Land noch ein Stückchen weiter an den Rand des Ruins. (…) Manaus hat kein professionelles Fußballteam“ (Herrmann, Boris, Abschied aus dem Dschungel, in SZ 25.6.2014). – „Die Stadt hat zwar zwei Millionen Einwohner, aber nur einen Fußball-Drittligisten: Sao Raimundo Esporte. Dieser begrüßt zu seinen Heimspielen meist gerade einmal 2000 Zuschauer“ (Adeus Manaus, in SZ 27.6.2014).

– Zur Situation in Sao Paulo: „Doch zwei Kilometer Luftlinie hinter der Arena Corinthians, auch genannt Itaquerão, wo an diesem Donnerstag die WM angepfiffen wird, wohnen in diesem Zeltlager 4000 oder 5000 Familien unter Plastikplanen neben einem öffentlichen Park. (…) Und gegenüber beginnt die bombastische Weltmeisterschaft. Anfang Mai besetzten Obdachlose dieses brachliegende Grundstück an den Hügeln des Parque do Carmo im Osten der Megalopolis. Angeführt werden sie von der Bewegung landloser Arbeiter, der MTST, deren rote Fahnen über der Siedlung wehen. „Resistência Urbana“, steht da, „städtischer Widerstand.“ Den meisten von i