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London 2012/16: Bach und die Olympische Idee
Laut DOSB-Präsident Bach im Interview mit der Mainpost werden die Olympischen Sommerspiele London 2012 „brilliant und sehr stilvoll“. „London wird zum Schaufenster der olympischen Idee…“ Kartennachfrage und internationaler Zuspruch seien höher als je zuvor, die Finals schon ausverkauft. Die Sendezeiten und Einschaltquoten werden „alle bisherigen TV-Zahlen um ein Beträchtliches noch überbieten“.
Die Mainpost stellte zur Debatte: „Es gibt Kritiker, die die olympische Idee für abgewirtschaftet halten.“ Bach antwortete, jeder wäre gut beraten, „sich dabei dann zumindest an den Fakten zu orientieren“.
Nolympia orientiert sich an den Fakten.
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: London 2012
Zur Entwicklung in der Ukraine äußerte Bach: „Es hat sich spätestens seit Moskau herumgesprochen, dass der politische Boykott von Sportereignissen doch ebenso sinn- wie erfolglos ist.“
Hier muss man etwas ausholen. Bach gewann 1976 eine olympische Goldmedaille im Fechten und wollte dies 1980 wiederholen. Aber im Dezember 1979 marschierten Truppen der damaligen UDSSR in Afghanistan ein. Deshalb riefen eine Reihe westlicher Staaten, allen voran die USA, aber auch Deutschland, zum Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau auf. (Die UDSSR boykottierte dafür die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles.)
Die richtige Frage wäre in diesem Zusammenhang gewesen: Warum hat das IOC – ohne Bedingungen – die Spiele an Moskau vergeben? Es gab nämlich bereits seit Mitte der 1970er Jahre Diskussionen über die Frage der Menschenrechte in der UDSSR.
Die falsche Antwort von Sportverbänden und Sportfunktionären: Politischer Boykott bringt nichts, siehe Moskau. Und mit dieser falschen historischen Begründung gehen die Sportverbände heute ungeniert nach Bahrain und Abu Dhabi, Russland und in die Ukraine, nach Weißrussland und Katar etc. Und diese Entscheidung der Sportfunktionäre stellt die Sportevents über alle politischen Fragen wie Menschenrechte, Demokratiefragen, Unterdrückung politischer Opposition.
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: IOC und Diktaturen hier, Eishockey-Weltmeisterschaft beim Diktator, Profisport-Funktionäre
Auf die anschließende Frage zum Doping-Problem konstruierte Bach einen unlogischen Zusammenhang: „Zu glauben, der Sport könne dieses leidigen Themas vollkommen Herr werden, wäre zu glauben, dass auch die gesamte Gesellschaft dauerhafter Themen wie Betrug oder Steuerhinterziehung Herr würde.“ Er sprach im Kontext mit den 6000 olympischen Doping-Proben in London von „einem sauberen Sport“. Gleichzeitig wünschte sich Bach einen fünften Platz in der Medaillenwertung (Höpfl, Jürgen, Thomas Bach: London wird auf alle wirken“, in mainpost.de 1.6.2012).
Zur Bewerbung München 2022/2026 äußerte er u. a.: „Von den Grünen hört man ja bereits vorab wieder, dass sie auch die erneute Bewerbung nicht unterstützen würden. Insofern muss man bei so mancher Verweigerungshaltung in Deutschland schauen, ob wir überhaupt noch in der Lage sind, ein ambitioniertes Großprojekt auf die Beine zu stellen“ (Ebenda).
Oder ob man nicht klüger einen Verzicht auf den High-Tech-Spitzensport und seiner Millionärs-Gladiatoren praktiziert und dafür den Breitensport fördert.
Zur selben Zeit äußerte Bach zu London 2012, es werde der „härteste Wettstreit der Olympia-Geschichte“. Der Grund: „Edelmetall sei diesmal deshalb schwerer zu erringen, weil nie zuvor so viele Nationen so viel Geld in den Sport investiert hätten“ (Die ersten 85 für London, in SZ 1.6.2012).
Was kann man daraus folgern? a) Die olympischen Sport-Paten waren international erfolgreich beim Anzapfen von Staatsgeldern; b) sie verschärfen diesen Wettbewerb global erfolgreich, c) die Staaten sind so einfältig, dieses finanzielle Wettrüsten mitzumachen.
Wie sich das Londoner East End durch die Olympischen Spiele 2012 veränderte, zeigt ein Bericht von Philip Oltermann (Das East End zeigt seine Zähne, in tagesspiegel.de 12.6.2012). Bewohner mussten durch höhere Mieten wegziehen und wichen zum Teil auf Hausboote aus, die wiederum während der Spiele durch hohe Lizenzgebühren aus London vertrieben werden – im Rahmen von whitewash, „der Räumung der Olympischen Zone von all jenen Elementen, die sie so interessant machen“ (Ebenda). Das East End hat das drittgrößte Einkaufszentrum Großbritanniens bekommen – und den größten McDonald’s der Welt. Dafür wurden 15 bestehende Fußballplätze der Bevölkerung entzogen: Hier steht jetzt u. a. das olympische Medienzentrum. Im Rahmen der „Gentrifizierung“ passierte das übliche: „Erst kommen immer die Künstler, dann die Hipster, dann die Bauunternehmer“ (Ebenda).
Wie lange die Bevölkerung des East End sich den dortigen Wohnraum nach den Spielen noch leisten kann, weiß niemand: Olympische Spiele verteuerten überall Baugrund, Mieten, Immobilien.
Ecclestone verschiebt Milliarden-Einnahme
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone muss aufgrund der wirtschaftlichen Flaute und dem Facebook-Debakel den Börsengang der Formel 1 verschieben. Dieser sollte dem ehemaligen Gebrauchtwagenhändler und vielfachem Milliardär die nächsten drei Milliarden US-Dollar einbringen (Ecclestone verschiebt Börsenstart der Formel 1, in spiegelonline 1.6.2012).
Da der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky im Juni 2012 gestanden hat, von Ecclestone bestochen worden zu sein, wird eine Anklage gegen Ecclestone wahrscheinlich: „Das könnte den geplanten Börsengang der Renn-Gesellschaft stören“ (Ott, Klaus, Richter, Nicolas, Bank-Vorstand kassierte Millionen von Ecclestone, in SZ 21.6.2012). Dabei wollte Ecclestone die Zahl der Rennen weltweit noch erhöhen – und damit natürlich den Umsatz der Formel 1. Dazu kämen New York, Argentinien, Mexiko, Russland. Die SZ stellte sich die Frage, warum in der Formel 1 die Sitten und Gebräuche von Ecclestone geltten – „trotz des Umstandes dass dort Unternehmen wie Mercedes und Ferrari mitfahren, die sonst so viel Wert auf ihr Ansehen legen“ (Der dubiose Mister Ecclestone, in SZ 28.6.2012).
Nicht mehr recht mitmachen möchte dagegen das spanische Valencia. Hier protestiert die Bewegung „Circuit Urba-No“ gegen den Rennkurs in der Stadt. 30 Millionen Euro Verlust pro Rennen müssten durch öffentliche Kassen ausgeglichen werden. „Mit den 100 Millionen Euro, die der Große Preis bisher gekostet hat, sei das zu teuer erkauft; schließlich seien Schulen und Hospitäler baufällig“ (Brümmer, Elmar, „Prächtiges Trugbild“, in SZ 22.6.2012).
Siehe unten; vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Motorsport
Erfurter Blutdoping: Wada blamiert sich weiter, Nada auf DOSB-Kurs
Zur Vorgeschichte: Im Januar 2012 wurde bekannt, dass der Arzt Andreas Franke vom Olympiastützpunkt Erfurt seit 2005 30 Athleten einer UV-Blutbehandlung unterzogen hat. Bereits 2011 war dort deshalb eine Razzia erfolgt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte diese Methode spätestens seit 2005 verboten; Wada-Generaldirektor David Howman bestätigte: „Blutdoping war niemals erlaubt.“ DOSB-Präsident Bach erklärte dagegen, dass die Behandlungsmethode erst seit dem 1.1.2011 verboten sei. Besonders pikant: Das UV-Blutdoping wurde vom Bundesinnenministerium über die Gelder für den Olympiastützpunkt mitfinanziert.
Am Ende April 2012 meldete die Wada plötzlich, dass das Blutdoping erst ab 2011 verboten sei, wie der Wissenschaftliche Direktor der Wada, Olivier Rabin in einem Brief vom 26.4.2012 mitteilte. Die Nada behauptete, dass „alle Gremien der Wada“ befragt worden seien. „Damit sei das Problem erledigt, frohlockten deutsche Sportpolitiker in ersten Reaktionen“ (Kistner, Thomas, Affäre um die Wada, in SZ 30.4.2012).
Vergleiche: Das legalisierte UV-Blutdoping
Anfang Juni flog Wada-Generalsekretär David Howman extra für ein ARD-Interview aus Montreal ein. Die Wada hätte nicht alle Unterlagen von der Nada erhalten; den Mitgliedern des Wada-Verbotslistenkomitees hätte man nicht die richtigen Fragen gestellt. „Richard Budgett, der Chef der Expertengruppe, soll beispielsweise geglaubt haben, in Erfurt seien die Sportler über die Haut mit UV-Licht bestrahlt worden, von der Blutentnahme und der anschließenden Rückführung… hat er offenbar nichts gewusst“ (Catuogno, Claudio, Wada fordert Prozesse, in SZ 6.6.2012; Hartmann, Grit, „Es ist eine Menge schiefgelaufen“, in zeitonline 4.6.2012) Zum Brief des Wissenschaftlichen Direktors Olivier Rabin sagte Howman: „Den Wada-Brief vom 26. April sollten Sie ignorieren… Die Nada hat die Verantwortung. Der gesamte Prozess liegt jetzt wieder bei ihr“ (Seppelt, Hajo, Erneuter Kurswechsel der Wada im Fall Erfurt? in www.sportschau.de 5.6.2012).
Howman betonte noch: „Ich hätte gern eine deutsche Nada, die so stark ist wie andere starke Nadas. Die Wada wird gern mit daran arbeiten, dass die Nada auf dieses Niveau kommt“ (Hartmann, Grit, „Es ist eine Menge schiefgelaufen“, in zeitonline 4.6.2012).
Für Grit Hartmann hat die Wada zwar eine fragwürdige Bewertung des Dopingskandals abgegeben, aber die deutsche Nada hatte im UV-Blutdopingfall Erfurt durchaus auch Absichten und Interessen: „Der an Peinlichkeiten reichhaltigen Geschichte der Nada ist damit zweifellos ein neues Kapitel hinzugefügt“ (Hartmann, Grit, Frostige Kommentare, in fr-online 5.6.2012): Die Nada hat dem Brief von Rabin sofort beigestimmt; sie hat „eher Interesse an der Vermeidung eines Dopingskandals demonstriert“ (Weinreich Blog 5.6.2012). „Nada-Chefin Andrea Gotzmann flötete sogleich, ihre ‚überlegte Vorgehensweise‘ sei richtig gewesen“ (Hartmann 5.6.2012). „Bei der Nada brachte das Wada-Schreiben (vom 26.4.2012; W. Z.) die Bemühungen, diese Fälle weiterzuverfolgen, weitgehend zum Erliegen“ (Catuogno 6.6.2012). In einem internen Schreiben hieß es, die Nada werde „diese Fälle juristisch nicht weiterverfolgen“ (Ebenda).
DOSB-Präsident Bach hätte fast schon jubeln können…
Der Heidelberger Dopingspezialist Prof. Fritz Sörgel kritisierte in einem Gastbeitrag für die Berliner Zeitung die Nada. „In großer Selbstgefälligkeit ließ uns die Nationale Dopingagentur Nada kürzlich wissen, dass die Infusion von UV-bestrahltem Blut in Erfurt nicht verboten sei.“ Sörgel folgerte daraus: „Alles lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Dass die Nada in dieser Form und mit diesen Abhängigkeiten von der Politik auf keinen Fall so weitergeführt werden darf, soll sie ein ernstzunehmendes Instrument im Antidopingkampf sein“ (Sörgel, Fritz, „Wir brauchen eine neue Nada“, in berliner-zeitung.de 5.6.2012).).
Selbst die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag, musste zugeben, die Nada habe sich mit Erfurt bisher „nicht mit Ruhm bekleckert“ (Catuogno 6.6.2012).
NB 1: Die Eisschnelläuferin Judith Hesse wurde trotz Blutdoping durch den Erfurter Arzt Andreas Franke im Februar 2012 vom Deutschen Sportschiedsgericht in Köln freigesprochen, weil kein Eigenverschulden festgestellt worden sei (Freispruch für Eisschnelläuferin Hesse, in spiegelonline 11.6.2012; Freispruch für Hesse, in SZ 12.6.2012).
NB 2: Die Nada schwenkte nach der Intervention von Howman und dem Gutachten des Sportmediziners und Juristen Heiko Striegel wieder einmal um, nachdem sie im Prinzip ein Jahr untätig geblieben war. Es sei „nicht mehr auszuschließen, dass es sich bei der Anwendung der UV-Behandlung auch vor 2011 um einen Dopingverstoß handelt“, äußerte Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann in einer Pressemitteilung“ (Nada knickt nach öffentlichem Druck ein, in spiegelonline 13.6.2012).
NB 3: Klaus Riegert (CDU), Sportausschuss-Mitglied und sportpolitischer Sprecher der Union, nannte die Intervention der Wada „ein höchst eigenwilliges Verfahren“ (Hartmann, Grit, Gezielte Irreführung, in berliner-zeitung.de 16.6.2012) und legte nach: „Mit ihrem Hin und Her beschädigt die Wada die Doping-Bekämpfung, statt sie voranzutreiben“ (Reinsch, Michael, Howmans Interview „unerträglich“, in faz.net 12.6.2012).
Es war natürlich die Nada, welche die Doping-Bekämpfung beschädigte und hintertrieb.
Der Sport-Staatssekretär Christoph Bergner (CDU) schimpfte über das Vorgehen von Wada-Generalsekretär Howman und bezeichnete es als „unerträglich“. Da Howmans Intervention nicht in das Konzept von DOSB und Bundesinnenministerium passte, drohte Bergner der Wada unverhohlen mit Mittelkürzung: „Wir werden jetzt in der Europäischen Union und im Europarat ein bisschen kritischer, auch im Sinne einer Effizienzerwartung, auf die Arbeitsweise der Wada blicken müssen“ (Ebenda). In der SZ stellte Thomas Hahn dazu die Frage: „Was veranlasst den hohen Vertreter des Innenministerums dazu, in der Erfurt-Affäre Stilfragen vor Sachfragen zu stellen? … Möglicherweise ist der Staatssekretär Bergner einfach nur so sehr Fan des nationalen Sportbetriebs, dass er bisweilen blind für dessen Schwächen ist“ (Hahn, Thomas, Der Fan im Staatssekretär, in SZ 14.6.2012).
NB 4:Grit Hartmann schrieb dazu: „Die frommen deutschen Dopingbekämpfer, so legt der Bericht nahe, haben die Aufklärung der Causa Erfurt desaströs verzögert und verwirrt… Die Glaubwürdigkeit hiesiger Antidoping-Bemühungen ist erneut rasant gesunken. Dass es dabei an Unabhängigkeit fehlt, ist der Verdacht, der seit Gründung der Nada auf der Hand liegt. Mit der Howman-Adresse ist er dem Stadium der Gewissheit beängstigend nahe gerückt. Die rhetorische Frage lautet: Welchen Spielraum, sich herauszureden, lässt dieses Arbeitszeugnis der deutschen Sportpolitik noch?“ (Ebenda).
Das wird interessant, wie der DOSB die Athleten nach dem UV-Blutdoping doch noch in London 2012 unterbringen will.
NB 5: Am 3.7.2012 will sich die Nada-Spitze in Frankfurt mit Howman treffen, um, wie Nada-Vorsitzende Gotzmann sagte, „sachlich und kompetent die Missverständnisse auszuräumen“ (Treffen mit Howman, in SZ 27.6.2012). Man darf gespannt sein. Vor allem weil Nada-Vorstand Lars Mortsiefer noch Ende Juni 2012 betonte: „Es sind derzeit keine Anhaltspunkte eines strafrechtlich relevanten Verhaltens gegen einen Athleten der Olympiastützpunkte vorhanden“ (Weinreich, Jens, Das Schweigen der Kontrolleure, in spiegelonline 27.6.2012). Howman teilte vor dem Treffen noch mit, dass Bach höchstpersönlich im Jahr 2002 in einer Kommission gesessen sei, die eine UV-Bestrahlungsmethode verboten habe. Der DOSB dementierte umgehend (Der Ton wird schärfer, in SZ 29.6.2012).
Ausführliche Version unter „Aktuelles“ siehe hier.
Thomas Bach besucht das Endspiel der EM 2012 in Kiew
DOSB-Präsident Bach will das Finale am 1.7.2012 besuchen: „Ich habe eine Einladung von meinem Freund Sergej Bubka, der ich gern folgen möchte.“ Zu einem Boykott sagte Bach: „Ich sehe mich als Sportler. Die Politiker müssen für sich selbst entscheiden, wie sie sich in dieser Frage verhalten“ (DOSB-Präsident Bach besucht EM-Finale, in handelsblatt.com 12.6.2012).
Bachs aktive Zeit als „Sportler“ ist schon länger vorbei; seit Jahrzehnten ist er Sportfunktionär und seit 2006 der höchste deutsche Sportfunktionär. Anscheinend gehen ihn als „Sportler“ Julia Timoschenko und andere politische Gefangene in der Ukraine nichts an. Und außerdem fährt er wohl in die Ukraine, damit ihn IOC-Kollege Bubka im Herbst 2013 als IOC-Präsident wählt.
Zu Sergej Bubka siehe unten: Olympische Winterspiele in der Ukraine und hier.
EU bezahlt die Hälfte der EM-Infrastruktur
Polen:
Für die Fußball-EM 2012 sind in Polen vier neue Stadien gebaut worden – für eine Milliarde Euro. Der Danziger Bürgermeister Pawel Abramowicz rechnete allein füür Danzig mit Investitionen anläßlich der Fußball-EM 2012 von einer Milliarde Euro: „für Flughafenterminal, Straßen, Brücken, Tunnel, Hafenumwandlung, Stadion. Die Hälfte kommt aus den Kassen der EU… Investiert hat das Land im Zuge der Europameisterschaft rund 22 Milliarden Euro, wovon der überwiegende Teil aus den Töpfen der EU-Regionallförderung stammt. Die Hälfte der Summe floss dabei in Straßenbauprojekte“ (Ashelm, Michael Das Millionenspiel mit dem Fußball, in faz.net 9.6.2012; Hervorhebung W.Z.).
Dabei reden Uefa, Fifa, IOC permanent über Nachhaltigkeit!
Ukraine:
In der Ukraine sieht es kaum anders aus – wenn man von der inhaftierten, malträtierten früheren Regierungschefin Julia Timoschenko und dem mafiösen Clan um den totalitären Präsidenten Viktor Janukowytsch einmal absieht. Und dass die EU hier nichts zur Finanzierung beiträgt. Durch Janukowitschs Verfügung, Bauaufträge ohne Ausschreibung an handverlesene Firmen dieses Clans zu vergeben, seien Milliarden aus den Haushaltsmittel verschwendet worden, wie Haushaltsmitglieder kritisieren. Die Opposition verdächtigt Vizeministerpräsident Boris Kolesnikow, mit Oligarchen aus dem „Donezker Clan“ abkassiert zu haben; Kolesnikow ist auch Vizepräsident des Fußballclubs Achachtior Donezk und saß schon wegen Erpressung im Gefängnis (Ebenda).
Die genauen Kosten für die vier neuen Stadien in Kiew, Charkiw, Donezk und Lemberg (Lviv) sind unbekannt. Offiziell liegen die Kosten bei umgerechnet 800 Millionen Euro; anderen Berechnungen zufolge beim Doppelten (Hellmann, Frank, Leere Pracht, in berliner-zeitung.de 25.6.2012). Der Umbau in Kiew soll allein 585 Millionen Euro gekostet haben (Ebenda). Das Stadion in Lemberg (Lviv) sollte 150 Millionen Euro kosten; die Schätzungen liegen nun zwischen 220 Millionen Euro und mehr als dem Dreifachen. Für die Fußballstadien wurden hunderte von Millionen Euro ausgegeben, „während sich die Leute in den abgewirtschafteten Krankenhäusern mit Hepatitis anstecken“ (Wittmann, Martin, Von Fremden und Freunden, in SZ 23.6.2012).
„Insgesamt sei die EM-Rechnung der finanziell angeschlagenen Ulkraine, die von der Wirtschaftskrise schwer getroffen worden ist, auf 11 Milliarden Euro angeschwollen. 10,5 Prozent des Bruttosozialprodukts müssen dafür eingesetzt werden. Ein Viertel der 46 Millionen Ukrainer lebt unterhalb der Armutsgrenze“ (Ashelm 9.6.2012; Hervorhebung W.Z.).
Die Uefa verdient dagegen an der EM 2012 1,4 Milliarden Euro – allein 840 Millionen Euro für die TV-Rechte. Von diesen kommen 110 Millionen Euro von ARD und ZDF (Ebenda).
22 Milliarden Euro in Polen plus 11 Milliarden Euro in der Ukraine ergibt die wahnwitzige Summe von 33 Milliarden Euro – für eine Fußball-Europameisterschaft, die alle vier Jahre stattfindet. Und in der Ukraine hungert das Volk.
Die Beherrschung der kompletten ukrainischen Fußballvereine durch Oligarchen zeigt der Film von Dieter Schumann: Liga der Milliardäre – Fußball in der Ukraine, gesendet 18.6.2012 in ZDF Info, Link hier.
Vergleiche auch: Ausgeflaggt
Sergej Bubka will Olympische Winterspiele in der Ukraine
Der Sport-Gigantismus in der Ukraine soll aber noch weiter gehen. Der Freund von Thomas Bach, Sergej Bubka, der frühere Stabhochspringer (Goldmedaille 1988 bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul in der damaligen Militärdiktatur Südkorea) ist seit 2005 Präsident des Olympischen Komitees der Ukraine und IOC-Mitglied. Bubka lebt in der Oligarchen-Hochburg Donezk, aus der auch der ukrainische Präsident Janukowytsch stammt, der unter anderem die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko zu sieben Jahren Haft verurteilen ließ und 2010 etwa zwei Dutzend Minister und Spitzenbeamte und damit fast ihr ganzes Kabinett ins Gefängnis sperren ließ (Urban, Thomas, Prozess vertagt, in SZ 26.6.2012).
„Von 2002 bis 2006 war Bubka Abgeordneter im ukrainischen Parlament für die Partei der Regionen von Wiktor Janukowytsch. Seit dem 23. Juni 2005 ist er als Nachfolger von Janukowytsch Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine. Seit 2002 ist er Vorsitzender der Athletenkommission des IOC. 2007 wurde er zum Vizepräsidenten der IAAF gewählt. Seit 2004 ist er der Präsident der Kiewer Rodovid Bank, deren Haupteigentümer er auch sein soll. Sein Vermögen wird auf 350 Mio. $ geschätzt“ (Wikipedia).
Bubka lobte ausgerechnet jetzt die soziale Bedeutung des Sports in der politisch schwierigem Land (O’Connor, Philip, Ukraine Olympic hopes boosted by Euro 2012: Bubka, reuters.com 15.6.2012) Und er sprach wie viele andere die Rolle des totalitären Regimes von Janukowytsch gar nicht an: „Alle Gäste haben gesehen, welch freundliche Menschen die Ukrainer sind. Es ist ein großes Ereignis für unser Land“ („Euro ist bisher ein großes Fest“, in focus.de 15.6.2012).
Hier wird wieder die heutige Rolle des angeblich unpolitischen, internationalen Sports klar: Ablenkung, nationale Gefühle wecken, Machthaber stützen. Um Fragen der Demokratie oder der Menschenrechte geht es den Sport-Paten nicht.
Bubka will nach dem „Erfolg der Euro 2012“ auch Olympische Winterspiele 2022 in die Ukraine holen – in Lviv (Lemberg) laufen schon die Vorbereitungen: „Die Ukraine ist beim olympischen Sport ein starkes Land… Verganges Jahr sagte unser Präsident Janukowytsch, dass die Zukunft in den Karpaten liege, weil wir einen Schub für den Wintersport brauchen. Wir brauchen die Infrastruktur. Wir sind stark im olympischen Sommersport, aber im Winter? In der Vergangenheit waren wir kein Wintersport-Land“ (O’Connor 15.6.2012).
Wenn Bubka wirklich die Olympischen Winterspiele in die Ukraine holt, wäre der nächste zweistellige – und sinnlos investierte – Milliardenbetrag in dem armen Land fällig. Davon würden erstens die Oligarchen des totalitären und verarmten Staates und zweitens das IOC profitieren.
Vergleiche zu Sergej Bubka im Kritischen Olympischen Lexikon: hier.
Ukraine: Was ist „Live“ im TV“
Erster Fall: EM 2012, Deutschland gegen Niederlande: Während des Spiels schlug Bundestrainer Löw plötzlich einem Balljungen den Ball aus der Hand. So sahen das zumindest 27 Millionen deutsche Fernsehzuschauer. Was sie nicht sahen: Dies geschah vor dem Anpfiff; die Sequenz wurde eingespielt, um die Protestplakate gegen den ukrainischen Ministerpräsidenten ausblenden zu können.
„Die Grünen-Politiker Rebecca Harms und Werner Schulz hatten im Stadion im ukrainischen Charkiw Transparente ausgerollt. Sie wiesen auf die heikle Situation der Opposition in der Ukraine hin: ‚Fairplay in football and politics‘ sowie ‚Release all political prisoners‘ hätten TV-Zuschauer auf den Plakaten lesen können. Wenn sie gezeigt worden wären“ (Buschmann, Rafael, Dörting, Thorsten, Das falsche Spiel der Uefa, in spiegelonline 30.6.2012). Lediglich der ZDF-Kommentator konnte – ohne Bilder – die Situation verbal beschreiben: Denn die ZDF-eigenen Kameras durften die Ehrentribünen nicht filmen.
Grünen-Politikerin Rebecca Harms fand dies vor allem angesichts der hohen Zahlungen von ARD und ZDF an die Uefa „skandalös“. Für die Übertragungsrechte EM 2012 sollen 120 Millionen Euro geflossen sein; die Fernsehrechte für die EM 2016 sollen sogar 160 Millionen Euro kosten (Ebenda). Harms: „Wenn das vertraglich so geregelt ist, dann akzeptieren ZDF und ARD damit Zensur, wie bei der Aktion in Charkiw“ (Ebenda).
Zweiter bekannt gewordener Fall: Die Uefa-Bilder zeigten am 28.6.2012 nach den zwei italienischen Toren im Viertelfinale eine weinende deutsche Zuschauerin: Die Frau hatte Tränen der Rührung in den Augen – allerdings bei der Präsentation der Mannschaften vor dem Spiel (Uefa zeigt falsche Tränen nach Balotelli-Tor, in spiegelonline 30.6.2012).
Das „Weltbild“ der Uefa: „2008 ließ die Uefa für die EM in Österreich und der Schweiz erstmals das sogenannte Weltbild, an das Vertragspartner wie ARD und ZDF angeschlossen sind, durch die Events SA organisieren“ (Keil, Christopher, Team-Europa, in SZ 20.6.2012). ARD und ZDF kaufen von der Uefa (und von der Fifa oder dem IOC) einen konfektionierten Übertragungsstandard, das so genannte „Weltbild“ (Keil, Christopher,“Wir arbeiten mit ihr gut zusammen“, in SZ 16.6.2012). Damit hat die Uefa ein quasi-Monopol auf die Berichterstattung: Sie kann Unliebsames ausblenden. Das passierte dann auch: „Politische Plakate oder leere Ränge und Ehrentribünen wurden ebenso ausgeblendet wie Pyrotechnik oder Flitzer auf dem Rasen“ (Kistner, Thomas, Riehl, Katharina, Montierte Tränen, in SZ 30.6.2012).
Die Uefa will nach eigenen Angaben in Zukunft auf solche Zeitversetzungen bei unliebsamen Bildern wie Protesten etc. verzichten – und machte es dann mit der weinenden Deutschen am 28.6. gleich wieder (Uefa will auf Live-Mogelei verzichten, in spiegelonline 19.6.2012).
Die Uefa setzt pro Spiel und Stadium bis zu 30 TV-Kameras ein: Da kann man Proteste auch live ganz leicht ausblenden.
Viele Journalisten kommentierten kritisch. „Die Uefa führt Regie… Die Preise für TV-Rechte stiegen enorm, Fußball-Turniere wie eine EM oder WM werden wie Olympische Spiele in pseudopolitischen Wahlen vergeben, nationale Bewerbungskomitees dabei von echten Regierungen unterstützt. Die Funktionäre haben daraus abgeleitet, dass sie eine Bedeutung wie Staatsmänner haben. Sie fühlen sich inzwischen so mächtig, dass sie ein Live-Spiel frisieren“ (Keil, Christopher, Fußballstaatsmänner, in SZ 16.6.2012). Thomas Kistner schrieb in der SZ: „Mit objektiver Berichterstattung hat diese vom Fußball gesteuerte Selbstinszenierung im Quotenparadies nichts zu tun. Sie ist nur der Trailer zur Euro-Werbemesse, einer Privatveranstaltung der Uefa. Die zeigt selbst die Fans lieber kontrolliert“ (Kistner, Thomas, Realität zum Ein- und Ausblenden, in SZ 2.7.2012).
Ecclestone hat bestochen
Im Prozess gegen den früheren Bayern-LB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat dieser im Juni 2012 erstmals zugegeben, dass er vom Formel-1-Chef Bernie Ecclestone bestochen wurde: „Er sagte, er werde mir jetzt mal erklären, wie das Leben ist“ (Ott, Klaus, Richter, Nicolas, Das Geständnis, in SZ 21.6.2012). Gribkowsky leitete 2006 den Verkauf der Bayern-LB-Anteile an den Ecclestone genehmen Finanzinvestor CVC ein und erhielt dafür 44 Millionen Dollar von diesem, die Gribkowsky nach Österreich umleitete und nicht in Deutschland versteuerte. Ecclestone holte sich mit Unterstützung Gribkowskys umgekehrt 66 Millionen Euro von der Bayerischen Landesbank – als „Vermittlungsprovision“ für den ihm genehmen Investor (Ott, Klaus, Bankmanager Gribkowsky muss lange in Haft, in SZ 28.6.2012; Zehn Minuten Anklage gegen Ecclestone, in SZ 28.6.2012). Interessant wird, ob nun Ecclestone vor einem Münchner Gericht wegen Bestechung angeklagt wird (Früherer BayernLB-Vorstand bricht sein Schweigen, in spiegelonline 20.6.2012; Gribkowsky belastet Formel-1-Chef Ecclestone, in spiegelonline 20.6.2012).
Gribkowsky wurde am 27.6.20112 zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Richter stellte fest, dass Ecclestone die „treibende Kraft“ für das Schmiergeldgeschäft gewesen sei (Ott, Klaus, Bankmanager Gribkowsky muss lange in Haft, in SZ 28.6.2012; Vorteil Ecclestone, in SZ 30.6.2012).
Neuer Doppingfall am nächsten Olympia-Stützpunkt
Nach dem UV-Blutdopingskandal am Erfurter Olympiastützpunkt (OSP) geht es gleich weiter zum nächsten Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland. Die Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft München hatte 15 Dopinglabors ausheben lassen und Verbindungen zu einem Professor an der Sporthochschule Saarbrücken und in den Leistungssport gefunden. Der Professor, der mit Dopingsubstanzen beliefert wurde, arbeitete bis November 2011 an der „Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement“ in Saarbrücken (Münchner Staatsanwälte wurden fündig, in br.de 25.6.2012; Abnehmer eines Dealers, in SZ 26.6.2012). Dann wurde die Hochschule wegen der Dopingverbindung vom Zoll besucht, und der Professor musste gehen – allerdings arbeitete er am Olympiastützpunkt weiter (Hartmann, Grit, Hettfleisch, Wolfgang, Pumping Professor, in berliner-zeitung.de 28.6.2012). Es handelt sich bei diesem Professor um Torsten Albers.
Der Leitende Staatsanwalt Kai Gräber: „Die Spuren führen sowohl zu medizinischen Abteilungen und zu medizinischem Personal im Spitzensport als auch direkt zu Athleten“ (Sportmediziner soll Verbindungen zu Dopinglaboren haben, in spiegelonline 24.6.2012; Spur in den Spitzensport, in SZ 25.6.2012).
Am OSP Rheinland-Pfalz/Saarland werden 301 Athleten betreut, davon 29 aus dem A-Kader. Der Professor für Sportmedizin war seit 2009 für den Olympiastützpunkt tätig und wurde von dem Dealer aus Bayern beliefert. Der Olympiastützpunkt wies den Dopingverdacht als „völlig unbegründet“ zurück; es gäbe „keine Anhaltspunkte für irgendwelche Dopingvergehen“ (Doping-Experte Franke sieht „mafiöse Strukturen“ im deutschen Spitzensport, in derwesten.,de 26.6.2012). OSP-Leiter Steffen Oberst: Der beschuldigte Mediziner hätte „in ausgewählten Sportarten Vortrage für Bundeskaderathleten und deren Trainer gehalten“ und Athleten in Ernährungsfragen beraten (Olympiastützpunkt wehrt sich gegen Vorwürfe, in spiegelonline 25.6.2012).
Was er wohl mit den Dopingmitteln gemacht hat? Selbst genommen?
Oberst versicherte, dass „sämtliche Regelungen der Antidopingbestimmungen im Bereich des Olympiastützpunktes eingehalten wurden“ (Ebenda). Obwohl laut Oberst der OSP völlig unschudig sei, wurde die Zusammenarbeit mit dem Mediziner am 12.6.2012 beendet: erst nach Bekanntwerden der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen!
Die Vorsitzende des Bundes-Sportausschusses, Dagmar Freitag, sprach von „mafiösen Strukturen“ im Spitzen- und Breitensport; die Konsumenten erlitten „schwerste körperliche Schädigungen“, im Spitzensport würde „betrogen“. Man müsse genau hinsehen, wer an den Olympiastützpunkten das Sagen habe“ (Ebenda).
Der DOSB ist weisungsbefugt.
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper wiegelte dagegen ab: „Nach dem heutigen Stand ist nicht erkennbar, ob überhaupt ein Athlet etwas gemacht hat. Es ist viel zu früh, ein Urteil zu sprechen“ und sprach der Nada sein Vertrauen aus: „Es ist mal wieder ein Beweis dafür, dass das System funktioniert hat“ (Ebenda).
Das „System“ von Nada noch DOSB hat überhaupt nicht funktioniert; die wollen unter allen Umständen ihre Klienten zu London 2012 bringen. Funktioniert hat einzig und allein die Münchner Staatsanwaltschaft.
Für den Doping-Experten Prof. Werner Franke sind Olympiastützpunkte „Umschlagplätze für Doping“. Die involvierten Mediziner würden keine harten Strafen erwarten. Franke wies darauf hin, dass im Dopingfall Freiburg nach fünf Jahren immer noch keine Anklage erhoben wurde: „Das ist genauso schlimm wie früher in der DDR“ (derwesten.de 26.6.2012). Der Doping-Experte Prof. Fritz Sörgel zum neuen Dopingfall am Olympiastützpunkt: „Mich überrascht nichts mehr. Was dort vor sich geht ist unappetitlich“ (Ukraine bei der EM mit Kortison-Power, in abendzeitung-nuernberg.de 27.6.2012).
Zum UV-Blutdoping am Olympiastützpunkt Erfurt vergleiche hier.
London 2012/17: Über das Vertickern von olympischen Tickets
Die britische BBC zeigte im Mai 2012 im Fernsehen, wie der seit 1997 amtierende Generalsekretär des ukrainischen Olympischen Komitees, Wolodmyr Geraschtschenko, 100 Tickets für 50 bis 150 britische Pfund an einen als Schwarzmarkthändler getarnten Reporter verkaufen wollte. Er bevorzuge Barzahlung, keine Banküberweisung. Der Präsident des NOK der Ukraine, Sergej Bubka, suspendierte daraufhin seinen Generalsekretär. Die Ukraine hat 2900 Tickets vom IOC erhalten (Ticketskandal bei olympischen Spielen, in spiegelonline 22.5.2012).
Scotland Yard hat bereits die „Operation Podium“ gestartet, die organisierte Kriminalität im Bereich der Olympischen Spiele 2012 bekämpfen soll (Olympics officuials caught touting thousands of pounds worth of London 2012 tickets, in telegraph.uk 22.5.2012).
Der Ticketskandal setzte sich fort: Weitere korrupte Funktionäre verschacherten Eintrittskarten – bis zum Zehnfachen des Preises. „Eine Eintrittskarte für die Eröffnungsfeier für 6000 Pfund, umgerechnet 7400 Euro? Kein Problem angeblich, sofern die Transaktion über das chinesische Festland abläuft. Der olympische Schwarzmarkt blüht: Weit verbreitete Korruption unter den Vertretern von Nationalen Olympischen Komitees sowie autorisierten ausländischen Ticketagenturen haben Undercover-Reporter der Sunday Times in einer zweimonatigen Ermittlungsaktion aufgedeckt“ (Klimke, Barbara, Pakete für den Schwarzmarkt, in berliner-zeitung.de 18.6.2012). 27 Repräsentanten von 54 Ländern waren bereit, Tickets zu überhöhten Preisen zu verkaufen. 1,2 Millionen Tickets werden im Ausland verkauft: Die Schwarzmarkt-Tickets sind besonders ärgerlich für die Briten, welche die teueren Olympischen Spiele (laut Sky-TV 24 Milliarden Pfund) zu bezahlen haben und sich die Tickets oftmals nicht leisten könen oder gar keine bekommen konnten.
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Aktuelle Sportsplitter von IOC,Fifa etc. im Juni 2012
– Der aktuelle Wettskandal zieht immer größere Kreise: Ende Mai wurde das Trainingslager der italienschen Fußball-Nationalmannschaft in Coverciano in der Toskana durchsucht. Nationalspieler Domenico Criscito wurde heimgeschickt, Lazio-Kapitän Stefano Mauri verhaftet (Schönau, Birgit, Razzia bei der Squadra Azzurra, in SZ 29.5.2012). Nationaltrainer Cesare Prandelli schloss einen Verzicht auf die EM nicht aus. „Um nachhaltige Aufarbeitung des Skandals geht es ihm nicht – seine Aussagen waren wohl nichts als Provokation“ (Italiens Trainer Prandelli kokettiert mit EM-Verzicht, in spiegelonline 1.6.2012; Schönau, Birgit, Monti stört die immer gleiche Melodie, in SZ 30.5.2012). Der Trainer von Meister Juventus Turin wurde verdächtigt, im Vorjahr als Trainer beim AS Siena Spiele manipuliert zu haben. Turins Torwart und Kapitän der Nationalmannschaft, Gianluigi Buffon, hat in wenigen Wochen an die 1,6 Millionen Euro für Sportwetten ausgegeben (Schönau, Birgit, „Es gibt Dinge, die mir wichtiger sind“, in SZ 2.6.2012). Der Meisterschafts-Vierte, SSC Neapel und der Fünfte Lazio Rom dürfen wegen der Verwicklung in den Wettskandal eventuell nicht in der Europa League starten; der Kapitän von Lazio sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft verzeichnet eine „verheerende, ethische Verschmutzung des italienischen Fußballs“ (Schönau, Birgit, „Mit Teelöffeln im Meer“, in SZ 1.6.2012). Ministerpräsident Mario Monti äußerte zum Skandal: „Würde es den Italienern nicht gut tun, wenn wir dieses Spiel für zwei bis drei Jahre komplett stoppen würden?“ (Schönau, Birgit, Monti stört die immer gleiche Melodie, in SZ 30.5.2012).
Fazit für Italien: „Eine große Mehrheit gibt an, sich für Fußball nicht mehr zu interessieren. Und die Hälfte findet es sogar richtig, was Mario Monti (italienischer Ministerpräsident; W.Z.) halb im Scherz angeregt hat“ (Schönau, Birgit, Zusehends verstört, in SZ 4.6.2012). Im Juni 2012 wurden dann vier Spieler für fünf Jahre gesperrt; insgesamt wurden elf Vereine und 52 Einzelpersonen verurteilt (15 Punkte minus, in SZ 19.6.2012).
– Glaubwürdigkeit der Fifa und des IOC beschädigt: Das Meinungsforschungsinstitut Yougov führte im Auftrag des „Handelsblatt“ eine repräsentative Befragung zum Image der internationalen Sportverbände durch. Mehr als jeder zweite Deutsche vermutet in der Fifa unsaubere Machenschaften, nur sieben Prozent der Deutschen halten die Fifa-Funktionäre für unbestechlich. Bei dem europäischen Fußballverband Uefa glauben nur neun Prozent, dass sich die Uefa-Funktionäre nicht kaufen lassen. Den IOC-Funktionären vertrauen nur 10 Prozent der Deutschen.
Yougov-Chef Holger Geißler: „Keiner der Verbände hat ein sehr gutes Image… Eine schlechte Reputation eines internationalen Sportverbandes strahlt negativ auf die anderen ab“ (Merx, Stefan, Spohr, Frederic, Niemand traut den Fußballverbänden, in handelsblatt.com 31.5.2012).
– Beckenbauer wird Gazpromi: Die „Russian Gas Society“ (Mitglied ist auch Gasgigant Gazprom) engagierte Franz Beckenbauer mit einem Fünfjahresvertrag als Botschafter, um zunächst Sotschi 2014, aber auch die Eishockey-WM 2016 und die Fußball-WM 2018 in Russland zu unterstützen (Moskaus Botschafter, in SZ 1.6.2012). Bild schrieb im Mai 2012: „Beckenbauer wird der neue Sport-Zar von Russland“ (Nienhuysen, Frank, Eine Frage der Ehre, in SZ 9.7.2012).
Beckenbauer: „Ja, ich bin eine Art Botschafter dieser ‚Russian Gas Society’… Ich freu‘ mich darauf, wenn ich für die Russen irgendwas tun kann…“ Auf die Frage nach der Ukraine wiegelte Beckenbauer ab: „Zeigen Sie mir ein Land auf der Erde, wo alles stimmt und alles problemlos ist“ (Wagner, Karlheinz, „Auch in Deutschland haben wir Probleme“, in fr-online.de 8.6.2012). Der Europa-Abgeordnete Werner Schulz (Bündnis 90/Die Grünen): „Wer sich zum Botschafter von Gazprom machen lässt, manövriert sich ins politische Abseits und hilft nur dem Regime von Wladimir Putin“ (Nienhuysen 9.7.2012).
Beckenbauer saß bis Juni 2011 im Exekutivkomitee der Fifa, die die umstrittenen WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar entschied. „Den Gastgeber der WM 2018 gab die FIFA am 2. Dezember 2010 in Zürich bekannt“ (Wikipedia).
– Uli Hoeneß redet wieder Klartext: Er sprach sich für eine Kooperation der europäischen Fußballverbände aus, um eine Neuausrichtung der Fifa zu erreichen und schloss selbst einen WM-Boykott oder eine Gegen-WM von Fifa-kritischen Verbänden nicht aus. Über das deutsche Fifa-Mitglied Theo Zwanziger äußerte Hoeneß: „Unser Doktor Theo Zwanziger hat keine Chance, die haben ihn umgarnt, und er lässt sich beschmusen.“ Zu Blatter meinte Hoeneß: „Aber ich hoffe, dass er nicht mit 78 oder 80 noch einmal antritt.“ Und zu Fifa-Präsident Blatters Avancen auf den Friedensnobelpreis: „Wenn der den Friedens-Nobelpreis bekommt, dann werde ich Generaldirektor der Metropolitan Opera in New York“ (Krass, Sebastian, „Noch in der Muschel“, in SZ 2.6.2012). Hoeneß sprach auf dem Treffen des Netzwerks „Recherche“, das zuvor der Fifa die „Verschlossene Auster“ verliehen hat für den „Informationsblockierer des Jahres“.
Zwanziger entgegnete: „Mit seinem beschränkten Blick hat Uli Hoeneß die Veränderungen in der Fifa wohl nicht wahrgenommen“ („Beschränkter Blick“, in SZ 5.6.2012).
Damit bestätigte der vom Paten Blatter beschmuste Zwanziger genau die Aussage von Hoeneß: Tatsächliche Veränderungen werden von der Fifa taktisch verhindert; der nächste, der seine Reputation verliert, ist Chefaufklärer Mark Pieth.
– Fußball-EM-Wahl 2012 für Polen/Ukraine verschoben? Dies wird schon länger gemunkelt. Uefa-Chef Michel Platini war Organisationschef der Fußball-WM 1998 in Frankreich und einer von Blatters wichtigsten Wahlhelfern bei der Skandalwahl zum Fifa-Präsidenten 1998 (Weinreich, Jens, Der Außenseiter, in spiegelonline 6.7.2012). Er wurde am 26.1.2007 mit den Stimmen der osteuropäischen Uefa-Vertreter gewählt. Obwohl die Bewerbung Ukraine/Polen im Prüfbericht als „inadequat“ bezeichnet wurde, gewann am 18.4.2007 Ukraine/Polen die EM 2012 völlig überraschend mit 8 zu 4 Stimmen gegen das favorisierte Italien (Vgl. Sundermeyer, Olaf, Der Mann, der die EM in die Ukraine holte, in spiegelonline 8.5.2012). Im Mai 2009 suchte ein ehemaliges Vorstandsmitglied des Fußballverbandes von Zypern den Kontakt zur Uefa und berichtete, dass ein Uefa-Vorstandsmitglied bei einem Anwalt in Limassol rund elf Millionen Euro Schmiergeld an vier Mitglieder des zwölfköpfigen Vorstands der Uefa verteilt hat
(Kistner, Thomas, Gefährliche Zeichen aus Zypern, in SZ 5.6.2012).
Die Uefa tat in der Folgezeit alles, um der Angelegenheit nicht nachzugehen
Der ukrainische Multimillionär und Verbandschef der Ukraine, Grigorij Surkis, kaufte 1993 Dynamo Kiew. 1995 sollte ein spanischer Schiedsrichter von Dynamo Kiew bestochen werden. Surkis‘ Bruder Igor wurde wegen Verwicklung in diesen Fall lebenslang gesperrt; sein Bruder machte ihn 1998 zum Clubchef von Dynamo Kiew. Grigorij Surkis wurde 1998 Mitglied im IOC und 2004 Mitglied der Uefa-Exekutive und ein wichtiger Wahlhelfer Platinis. Sein rumänischer Uefa-Kollege Mircea Sandu soll zwei Millionen für die Wahl Ukraine/Polen erhalten haben (Ebenda; Wikipedia). „Mucksmäuschenstill blieb Marios Lefkaritis aus Zypern. Der ebenso unauffällige wie einflussreiche Rohstoffmagnat ist Uefa-Vizepräsident und Finanzchef, überdies sitzt er im Fifa-Vorstand“ (Ebenda).
„Platini macht derzeit keine positiven Schlagzeilen… Die EM in Polen und der Ukraine ist sein Kind. Denn die Vergabe des Turniers nach Osteuropa war, da sind die Meinungen einheitlich, ein Dankeschön an seine Wahlhelfer aus jener Region, allen voran an den dubiosen ukrainischen Verbandschef Grigorij Surkis… Dass Platini im Januar 2007 auf dem Uefa-Kongress in Düsseldorf den Schweden Lennart Johansson aus dem Amt verdrängen und neuer Verbandspräsident werden konnte, hatte er vor allem drei Männern zu verdanken: Surkis, dem undurchsichtigen zypriotischen Öl-Magnaten Marios Lefkaritis und Blatter. Allein diese Aufzählung ist kein Ruhmesblatt für Platini…“ (Weinreich, Jens, Die zwei Gesichter des Lebemanns, in spiegelonline 4.6.2012). – „Kein Interesse an einer Aufklärung zeigte der europäische Fußballverband auch in eigener Sache zu den Bestechungsvorwürfen bei der EM-Vergabe im April 2007 an Polen und die Ukraine. Die Uefa unter dem Franzosen Platini sitzt wie auf einer Insel der Glückseligen. Hauptsache, die Fußballparty steigt“ (Ashelm 9.6.2012).
„Schweigen, Wegschauen, das gehört im Sport zum Geschäft. Vielleicht kommt der Reisende ja auch mit dieser Erkenntnis aus der Ukraine zurück: dass der Fußball dem umstrittenen Ausrichter seiner Europa-Festspiele gar nicht so unähnlich ist“ (Catuogno, Claudio, Höchste Zeit, in SZ 6.7.2012).
<span style="font-style: normal; mso-bidi-font-style:
italic;“ lang=“FR“>Nicht vergessen: Am 11.12.1998 sprach Marc Hodler, der 20 Jahre im IOC für olymische Bewerbungen zuständig war, in der IOC-Zentrale in Lausanne über Bestechungen und löste die größte Krise der olympischen Bewegung aus: Er berichtete über „klare Korruption“, über „organisierten Stimmenkauf, schmutzige Werbekampagnen.“ Hodler sagte, er „kenne keine Stadt, die Olympische Spiele auf ‚unangreifbare Weise’ erhalten habe“ (Brinkbäumer, Klaus/Geyer, Matthias/Wulzinger, Michael, Olympia – Rutschbahn vom Himmel, in Spiegel 52/21.12.1998; Hervorhebung W.Z.).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Hodler
Fifa, Uefa, IOC als Schaltstellen der Korruption! So sieht die Spitzenriege des internationalen Sports heute aus.
– 39 Prozent der Fussballer nahmen vor jedem Spiel bei der WM 2010 Schmerzmittel. Dadurch werden Leber und Niere geschädigt. Fifa-Chefarzt Jiri Dvorak: „Selbst auf dem U17-Level nehmen zwischen 20 und 25 Prozent der Spieler entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel“ (39 Prozent aller Aktiven mit Schmerzmittel vor jeder Partie, in spiegelonline 5.6.2012).
Das ist bei fast allen Sportarten so: Der Übergang vom Spitzensportler zum Frühinvaliden geht schnell, und die Allgemeinheit muss dann für die kostspieligen Folgen des Spitzensports aufkommen.
– Oslo will sich um Olympische Winterspiele 2022 <span style="font-style: normal; mso-bidi-font-style:
italic;“ lang=“FR“>bewerben: Der Stadtrat von Oslo hat am 6.6.2012 mit 52 zu 7 Stimmen beschlossen, sich um 2022 zu bewerben. Als nächsten Schritt will die Stadt Oslo Norwegen wegen der vom IOC geforderten staatlichen Garantien anfragen, obwohl niemand weiß, wieviele Milliarden benötigt werden. Das langjährige norwegische IOC-Mitglied Gerhard Heiberg (und Cheforganisator der Olympischen Winterspiele in Lillehammer 1994) brachte bei der Nordischen WM 2011 die Idee einer norwegischen Bewerbung in die öffentliche Diskussion.
Das ist die eigentliche Funktion der IOC-Mitglieder: Bewerbungen aquirieren! siehe Sebastian Coe (London 2012/Großbritannien), Thomas Bach (München/Deutschland 2018), Jean-Claude Killy (Annecy/Frankreich 2018), Sergej Bubka (Lviv/Ukraine 2022) etc. – in diesen Fällen alles Gewinner einer olympischen Goldmedaille. Das IOC braucht bei der Vergabe der Olympischen Spiele mehrere Bewerber: Die Peinlichkeit bei den Olympischen Winterspielen 2018 mit nur drei Bewerbern (Pyeongchang, Annecy und München) war schon zemlich groß.
Fast 40 Prozent der Norweger möchten keine Olympischen Spiele mehr. Kritiker warnten auch umgehend vor den immensen Kosten. „In einer Zeit, in der es schon eine Herausforderung ist, die Gelder für neue Pflegeheime, Schulen und die gewaltige Investition angesichts der wachsenden Bevölkerung Oslos in die Infrastruktur zu schultern, sehen viele die Ausgaben für Olympische Spiele nicht als Priorität“ (Berglund, Nina, Oslo to persue an olympic bid, in newsinenglish.no 6.6.2012).
„Da viele Länder unter hohen Budget- und Finanzkrisen leiden – nicht zuletzt Griechenland, das vor kurzer Zeit Gastgeber der Spiele war, werden Heiberg und das IOC erleichtert sein, dass Politiker in einem reichen Land wie Norwegen bereit sind, an einer olympischen Bewerbung teilzunehmen. Er und andere Befürworter wollten schon darauf hinweisen, dass Norwegen eine internationale Verpflichtung hat, Gastgeber für Olympische Spiele zu sein und auch so großzügig sein sollten, diese Rolle zu übernehmen“ (Ebenda). Die Mehrzahl der Sportverbände ist – wenn wundert es -, für die Bewerbung.
Das IOC würde sicher gerne 2022 seine High-Tech-Gladiatorenspiele hier feiern: Norwegen hat vernünftigerweise für die Zeit nach seinen Erdgasvorräten einen Kapitalstock angelegt, um seine Zukunft abzusichern. Da wäre einiges zu holen für die olympischen Heuschrecken. Hoffentlich besinnt sich Oslo und geht den Weg von Rom: keine Bewerbung aus Kostengründen.
– So eine Überraschung: Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die Wahl im November 2012, Mitt Romney, war 1999 als Geschäftsführer des Organisationskomitees mit der Organisation der berühmten, Bestechungsskandal-umtosten XIX. Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City beauftragt (To bid or not to bid? in deseretnews.com 8.6.2012). Und nun denkt man im US-Staat Utah daran, sich für die Olympischen Winterspiele 2022 erneut zu bewerben. Der Governeur von Utah, Brian Krolicki, ist auch der Vize-Direktor von Romneys Wahlkampf in Utah und die treibende Kraft einer Bewerbung von Reno. Krolicki äußerte, er hätte mit Romney „mehr über die olympische Bewerbung als über den Wahlkampf gesprochen“ (Clarke, John M,. jr., Romney’s Man behind Lake Tahoe’s Olympic Bid, in forbes.com 4.6.2012).
Da weiß man wohl, wem das IOC die Daumen drückt. Noch dazu, wo Barack Obama extra für Chikagos Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2016 anreiste – und durchfiel. Ob da wohl auch pekuniäre Hilfestellung aus Lausanne an den Kandidaten Romney fließt?
– Hooligans bei der Fußball-EM 2012: Der Nationenvergleich der Fußball-Länder bringt natürlich auch nationalistische bzw. rechtsradikale Krawalle hervor. Aus Fußball-Fans werden oft übergangslos gewaltbereite Hooligans.
Schon vor der EM gab es in der Ukraine rassistische Äußerungen: „Auf der Tribüne von Metalist Charkow … bejubeln Anhänger ein Tor schon mal mit dem Hitlergruß“ (Aumüller, Johannes, Ignorierte Probleme, in SZ 31.5.2012). Beim Spiel Polen gegen Russland in Warschau waren russische und polnische Hooligans angereist: Bei den Krawallen gab es zahlreiche Verletzte. Beim Training der Niederländer mussten die dunkelhäutigen Spieler Affenlaute ertragen. Tschechiens dunkelhäutiger Abwehrspieler Theodor Gebre Selassie wurde von russischen Anhängern rassistisch beschimpft. Italiens Stürmer Mario Balotelli wurde beim Spiel Italien gegen Kroatien mit Affenlauten bedacht und beim Spiel Spanien gegen Italien von spanischen Fans beleidigt; dazu wurden Bananen auf das Spielfeld geworfen (Neuer Rassismusvorwurf, in SZ 13.6.2012; Russen bangen um EM-Teilnahme, in SZ 15.6.2012; 14 Haftstrafen, in SZ 15.6.2012; Bananen auf dem Feld, in SZ 16.6.2012; Uefa klagt Kroatien an in SZ 18.6.2012; Uefa leitet Verfahren ein, in SZ 27.6.2012).
Später reisten noch 150 Hooligans von Spartak Moskau an. Ein deutscher Beobachter der Szene: „Das sind Hooligans, die zur härtesten Sorte der Welt gehören. Die machen alles platt“ (Buschmann, Rafael, „Die russischen Hooligans wollen Rache, in spiegelonline 16.6.2012). Polnische, tschechische und russische Hooligan-Gruppen trafen aufeinander. In Warschau waren 7.000 Polizisten im Einsatz – und überfordert (Ebenda).
Auch deutsche Fans fielen auf. Sie riefen bei den Vorrundenpartien in der Ukraine „Sieg, Sieg“ und zeigten die Reichskriegsflagge. Dabei war die Ukraine im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt und hatte unter den Nazis schwer zu leiden (Friedrich schämt sich für die Fans, in SZ 22.6.2012).
– Sehr zu empfehlen bezüglich Sepp Blatter und Kollegen, Korruption und Milliardengeschäfte: Thomas Kistner, Fifa-Mafia, Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball, München2012. Das Buch ist erfreulicherweise Mitte Juni auf Platz 12 der Sachbuch-Bestseller im Spiegel!
– Dazu im Kontext: Ob das wirklich Irrtümer waren – die Schiedsrichterleistungen bei der EM 2012? Spiel Dänemark – Deutschland: kein Elfmeter für Dänemark; Kroatien-Spanien: zwei verweigerte Elfmeter gegen Spanien; Irland gegen Kroatien: kein Elfmeter für Irland. Ukraine – England: Ein sicheres Tor der Ukraine wird nicht gegeben. „Auffällig oft waren ihre Entscheidungen für die favorisierten Mannschaften ausgefallen“ (Aumüller, Johannes, Ballaballa, in SZ 21.6.2012). Der Schiedsrichter-Kommissionschef der Uefa (und Fifa), Àngel María Villar Llona, ist seit 1992 Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees und seit 1998 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. „Als der jüngst seine siebte Amtszeit als nationaler Fußballboss antrat, zog gar eine Antikorruptionsorganisation dagegen vor Gericht“ (Kistner, Thomas, Peinliche Fehlpfiffe, in SZ 20.6.2012). Kistner berichtet von Spiel-Verschiebungen durch Schiedsrichter bei der WM 2010 in Südafrika: Die WM-Vergabe 2018 an Russland sollte im Gegenzug mit Spaniens Weltmeistertitel 2010 belohnt werden. „Ein Turnier mit Spaniern und Deutschen ist viel attraktiver für Fans, Sponsoren und TV-Quoten als eines mit Dänen und Kroaten. aber so kam’s ja nicht“ (Ebenda).
Trotzdem blieben die Stadien oft leer: „Die Verantwortlichen dieser EM haben zweifelsohne ein Problem damit, die Stadien zu füllen“ (Aumüller, Johannes, Ruhe auf den billigen Plätzen, in SZ 26.6.2012). Die Gründe: überteuerte Hotels, Berichte über kriminelle Zwischenfälle, viele und ungenutzte Reservierungen für die „Fußball-Familie“ – und die Ticket-Preise. In der mittleren Kategorie liegt der Ticketpreis bei der Gruppenphase bei 70 Euro und beim Endspiel bei 330 Euro. Der monatliche Durchschnittslohn in der Ukraine liegt bei 250 Euro (Ebenda).
– Fifa + Uefa = Blattini: „Platini erklärte 2007, es sei eine politische Wahl für Osteuropa getroffen worden. Umso armseliger wirkt es, wenn er nun so tut, als ginge ihn der schwierige politische Teil dieses Turniers nichts an. Timoschenko? Korruption? Die polnisch-ukrainischen Differenzen? Nicht mein Problem, sagt Platini“ (Herrmann, Boris, Wieso diese Uefa? in SZ 8.6.2012).
Platini – oder besser Blattini – äußerte zu den drei bisherigen Schiedsrichtern und den zwei erstmals bei einer EM eingesetzten zusätzlichen Torrichtern pro Spiel: „Zu fünft sehen sie alles“ (Hamann, Birger, Aufschrei nach dem Torklau, in spiegelonline 20.6.2012). Genau diese hatten dann falsch entschieden. Fifa-Chef Blatter und Uefa-Chef Platini sind strikt gegen eine Torlinientechnik mit elektronischen Hilfsmitteln (Platini geht auf Konfrontationskurs zu Blatter, in spiegelonline 1.7.2012).
Da könnte man nicht mehr so gut Schicksal spielen.
Die Folge wäre nämlich gewesen: „Hätte die Ukraine jetzt England besiegt, wäre Frankreich heimgereist“ (Kistner, Thomas, Poblemfall Melone, in SZ 21,6.2012). Eine weitere Folge: Blatter ist plötzlich für eine Torlinientechnologie: Damit schwächt er Platini. „Soll niemand glauben, der listige Blatter wolle 2015 nicht erneut antreten… Platini wird aus dieser unruhigen EM so angeknockt hervorgehen wie aus der Kamera-Debatte“ (Ebenda).
Uefa-Präsident Michel Platini fährt die selbe politische Schiene wie die Fifa Sepp Blatters und das IOC: keine Scheu vor Diktaturen, Korruption leugnen, die Autonomie des Sports betonen: Blattini eben.
Nun hat Sepp Blatter alles getan, um die lästige, weil kritische Uefa unter Lennart Johansson zu domestizieren: indem er Michel Platini als Uefa-Präsidenten und als seinen potentiellen Nachfolger aufgebaut hat. Und nun das: Blattini wird am Ende der EM als Reinfall inszeniert. Da muss Blatter einfach noch 2015 ein fünftes Mal für das Präsidentenamt kandidieren – mangels Nachfolger.
– EM 2016: Uefa erweitert das Geschäftsmodell: Die EM 2016 findet in Frankreich statt, das dafür vier komplett neue Stadien baut. Die Uefa wird das EM-Turnier von 16 auf 24 Mannschaften ausweiten – und damit von 31 auf 51 (!) Spiele (Frankreich bekommt den Zuschlag für 2016, in spiegelonline 28.5.2010; Hervorhebung W.Z.). Die deutschen Öffentlich-rechtlichen vermeldeten in vorauseilendem Gehorsam: „“ARD und ZDF werden alle wichtigen Spiele der Uefa Fußball Europameisterschaft 2016 live im frei empfangbaren Fernsehen übertragen… Auch die Hörfunk-Programme der ARD können alle Spiele übertragen. Über den Lizenzpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart“ (Fußball-Europameisterschaft 2016 bei ARD und ZDF, in www.ard.de22.2.2012; Hervorhebung W.Z.).
Michel Platini (Blattini) teilte mit: „Wenn mehr Mannschaften teilnehmen, dann nehmen auch kleinere Mannschaften teil, und die können sich entwickeln. Und meine Aufgabe ist es, den Sport weiterzuentwickeln“ (Uefa verteidigt große EM, in SZ 23.6.2012).
Die Realität von Blattinis „Entwicklung“: Mehr Spiele bedeuten mehr Sendezeit, mehr Fernsehgelder, mehr Sponsorengelder, mehr Tickets.
– Eine überaus ausgewogene Veranstaltung wird für St. Moritz 2022 vom Wirtschaftsforum Südostschweiz für den 7.9.2012 vorbereitet mit dem Titel: „Olympia in Graubünden: Wunsch, Wille oder Wahn? Der Olympiasieger im Skilanglauf Dario Cologna, die Olympiasiegerin im Curling Mirjam Ott, der Präsident der Internationalen Eishockey-Föderation und IOC-Mitglied René Fasel, der Sportdirektor von Swiss Olympic und Vorsitzender des Vereins Olympische Winterspiele Graubünden 2022 Gian Gilli, der Ecomomiesuisse-Präsident Gerold Bührer und der Leiter des Ressorts Tourismus im Staatssekretariat für Wirtschaft Richard Kämpf werden das Publikum natürlich über Wunsch und Wille informieren (Olympia-Kandidatur am Wirtschaftsforum, in suedostschweiz.ch 23.6.2012)..
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