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Juli 2013

Webseite-Besucher
Im Juni 2013 besuchten 19.846 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Juni 2013 hatten wir 549.947 Besucher. Nach dem Beitrag “Das Geschäft mit den X Games” wurde Nolympia.de am Ende des Monats von jeweils über 1000 Besuchern besucht.
Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.

In eigener Sache: Trotz ehrenamtlicher Tätigkeit kosten die Nutzung von Zeitungsarchiven, Fachliteratur, die Fachliteratur, die Verwaltung der Webseite etc. Geld. Deshalb der Hinweis: Rechts oben auf der Nolympia-Webseite ist der grüne Button „Spenden“. Natürlich erhalten Sie eine steuerlich absetzbare Spendenquittung. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung.

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Termine zur Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022:

Juli 2012:     Die USA sagen für die Bewerbung 2022 ab.
3.3.2013:
     Volksabstimmung OWSGraubünden 2022: ABGEWÄHLT
7.-9.3.2013:
Volksbefragung in Wien über OSS “Wien 2028″: ABGEWÄHLT
9.9.2013:     Abstimmung in Oslo über OWS “Oslo 2022″; Endstand nach www.vg.no/nyheter zur Frage,                       ob Oslo 2022 stattfinden soll: 51,83 Prozent Nein, 46,17 Prozent Ja, 2,1 Unentschieden
30.9.2013:    DOSB und Sportverbände geben gnädig bekannt, ob sie sich mit München 2022 bewerben                            wollen
10.11.2013:  Abstimmung in München über OWSMünchen 2022″ (eventuell)
14.11.2013:  Annahmeschluss beim IOC für die Bewerbung 2022
31.7.2015:    Entscheidung über den Austragungsort 2022
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Zitate des Monats:

Die Fifa zum Confed Cup, Juni 2013 in Brasilien: „Der Fifa Konföderationen-Pokal fand in einer Zeit breiter Massenproteste im ganzen Land statt, doch der Fußball brachte die Menschen in den Stadien zusammen. Das Turnier sorgte für reichlich Gesprächsstoff, insbesondere wegen der unglaublich vielen Tore“ (Glanz und Gloria für den Gastgeber, in fifa.com 1.7.2013). Vergleiche auch unter „Aktuelles“: Brasilianisches Tagebuch

IOC-Mitglied und Ex-Wada-Chef Richard Pound: „Die Fifa hat scheinbar die Vorstellung, dass sie mächtiger ist als die meisten Regierungen. Vielleicht stimmt das ja“ (Ostermann, Michael, Pound: Der Sport wird bald in eine Krise geraten, in sportschau.de 9.7.2013).

Sport ist … Ude: „mir meistens zu anstrengend.“ Ihr aktueller Fitnesszustand? Ude: „Siehe oben“ (Der Münchner OB Christian Ude im Interview Einmal Gips, immer Gips, in SZ 11.7.2013).

Bundessport-Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zur Kritik an der globalen US-amerikanischen Internetüberwachung: „Diese Mischung aus Antiamerikanismus und Naivität geht mir gewaltig auf den Senkel“ (Kamann, Matthias, Was der Senkel über die Angst der Politiker verrät, in Die Welt 14.7.2013; Näheres zu Friedrich siehe unter IV).

Ludwig Spaenle (CSU), bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, zur Bewerbung München 2022: „Wir sind seit jeher entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um dieses internationale Friedensfest nach München zu holen“ (Hutter, Dominik, Der Kampf um die Spiele, in SZ 17.7.2013).
Herr Spaenle sollte sich mal das Brasilianische Tagebuch zu Gemüte führen, um etwas über den wahren Charakter dieses „Friedensfestes“ zu erfahren.

Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP): „Wer für die Zukunft der Heimat auch für die Kinder und Enkelkinder ist, der muss für Olympia 2022 sein“ (traunsteiner-tagblatt.de 22.7.2013).

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Die Gliederung im Juli 2013 sieht so aus:

I: Nachrichten von Olympischen Spielen
II: “München olympisch″
III: Aktuelle Sportsplitter vom IOC, DOSB etc.
IV: Allgemeine Nachrichten
V: Sport-Millionen und -Millionäre
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VII: Doping-News
VIII: Die Sportsender ARD/ZDF

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I: Nachrichten von Olympischen Spielen

– Vorturnen für 2020 in Lausanne. Die Präsentation der drei Olympiakandidaten Madrid, Istanbul und Tokio für die Sommerspiele 2020 am 3.7.2013 beim IOC in Lausanne schien bizarr gewesen zu sein.
Istanbul: „Das Interesse der Olympier an der Sicherheitslage schien gering. Keine einzige Frage wurde der türkischen Delegation aus dem Plenum der außerordentlichen Vollversammlung in Lausanne zu den Protesten und der Polizei-Eskalation gestellt, obwohl mit dem stellvertretenden Premierminister Ali Babacan ein kompetenter Ansprechpartner nach Lausanne gekommen war. Niemand nahm es der Delegation übel, dass die Proteste nur beiläufig erwähnt wurden und stattdessen viel von Jugend, Strahlkraft und Vielfalt die Rede war, von der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, von Infrastruktur-Projekten und gigantischen Neubauten – obwohl ausgerechnet ein Bauvorhaben die Proteste in Istanbul auslöste. Und das in einer Zeit, da sowohl das IOC als auch der Welt-Fußballverband immer massiver von sozialen und politischen Problemen eingeholt werden (Simeoni, Evi, Madrid, der Sieger des Tages, in faz.net 3.7.2013; Hervorhebung WZ).
Madrid: bot den spanischen Kronprinzen auf – und den Wirtschaftsminister Luis de Guindos, „der mit großer Verve versicherte, dass Spiele 2020 in Madrid nicht unter der dramatischen Finanzschwäche des Landes würde leiden müssen“ (Ebenda).
Da fragt man sich doch: Wie will Madrid die Olympischen Spiele finanzieren? Man denke nur an die unbegrenzte Defizitgarantie etc. Das ganze Land würde unter den Olympischen Spielen leiden.
Tokio: „ist die sicherste Stadt der Welt“, so die Präsentation.
War da nicht was?
Sonstiges: Zu den Massenprotesten in Brasilien und Istanbul sagte der IOC-Präsidentschaftskandidat Richard Carrion zweideutig: „Wir hätten stocktaub sein müssen, nicht zu hören, was die Leute auf der Straße zu sagen haben… Wir hören uns die Botschaft besser an, wenn wir uns daran machen, Gastgeberstädte zu wählen“ (Ebenda). Aber wenn die Leute nichts einsehen? Und Thomas Bach? „Bach wandte ein, es müsste besser kommuniziert werden, welche positiven Auswirkungen Olympische Spiele auf ein Land hätten“ (Ebenda).
Vermutlich gibt es da nichts zu kommunizieren – außer vor frenetischen München-2022-Freunden.

– London 2012 schöngefärbt. Ein Jahr nach den Olympischen Sommerspielen London 2012 präsentierte das britische Handels- und Investmentamt einen Milliardenüberschuss in einem Beitrag mit dem bezeichnenden Titel „Turning the Games into Gold“ (19.7.2013). Die Spiele hätten für einen zusätzlichen Umsatz von umgerechnet 11,5 Milliarden Euro gesorgt. Da die Spiele offiziell 10,19 Milliarden Euro gekostet hätten, wäre ein Gewinn von über eine Milliarde Euro entstanden. Die taz untersuchte die Zahlen: 1,9 Milliarden Pfund für „Extra-Investitionen“ werden als „eher spekulativ“ bezeichnet, der „Extra-Verkaufsumsatz“ von 5,9 Milliarden Pfund „hält einer Überprüfung nur schwer statt (Unschlagbar im Schönfärben, in taz.de 21.7.2013). „BBC-Wirtschaftsredakteurin Stephanie Flanders hat festgestellt, dass in dem Dossier Daten des ungefähren Umsatzes fehlen, der gemacht worden wäre, wenn die Spiele gar nicht stattgefunden hätten“ (Ebenda). Zur Behauptung, dass die Spiele dem Breitensport genützt hätten, schrieb Zoe Williams im Guardian, dass künftige Generation nicht von einem so flüchtigen Ereignis wie Olympische Spiele profitieren können, wenn sie unter einer Regierung aufwachsen, die den Schulsport beschneidet und Schulsportplätze verscherbelt: 50 waren es unter der derzeitigen Koalition, und die Labour Regierung verkaufte zwischen 2001 und 2010 sogar 242 Sportplätze (Williams, Zoe, London 2012 added up to more than pounds and pence, in the Guardian 19.7.2013).
Auch die SZ stellte fest, „auch diesem regierungsamtlichen Wirtschaftscoup mangelt es an nachvollziehbaren Basis… Das Zauberzahlenwerk wurde von unabhängigen Experten auf das reduziert, was heute Haupterbe jener WM ist: ein Sommermärchen. Unter Weglassung von Begleit-, Folge-, Sicherheits-, Opportunitäts- und sonstigen Kosten lassen sich die Muskelmessen des Sports halt locker für das zahlende Publikum schönrechnen“ (Kistner, Thomas, Britisches Sommermärchen, in SZ 22.7.2013).
– Frühe Disqualifikation für olympisches Erbe. Oliver Wainwright stellte sich im Guardian die Frage, was man eigentlich für die Kosten von elf Milliarden Pfund bei London 2012 bekommen habe. Die Kritik der Architektur war ziemlich vernichtend. Fazit: Bauen auf dem Gelände eines globalen Events wie Olympische Spiele ist ein schwieriger und teurer Weg, um eine gute Stadtplanung zu erreichen. „Um achtsame, großzügige Orte zu bauen, brauchen wir dazu wirklich die Olympischen Spiele als Entschuldigung?“ (Wainwright, Oliver, London’s Olympics legacy faces early disqualification in the Guardian 21.7.2013).

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II: “München olympisch″

– Fazit der X-Games in München 27. – 30-6.2013:
– “Der Bezirksausschuss stellt einen Dringlichkeitsantrag an das Münchner Umweltreferat mit der Forderung, den derzeitigen Lärmpegel bei den X-Games sofort nach unten zu regeln” (Zu viel Lärm? Anwohner gehen auf die Barrikaden, in abendzeitung-muenchen.de 28.6.2013).
– “Man kann seinem Jungen (Mädchen sind bei den X Games nur am Rand beteiligt) aber auch etwas Motorisiertes vors Kinderzimmer stellen. Eine 250-Kubik-Crossmaschine, mit der man springen kann, oder einen kleinen Rennwagen vielleicht, muss ja nicht gleich ein RallyCross-Fiesta mit 550 PS sein, wie sie die X-Games-Piloten am FröttmaRing bewegen. Oder vielleicht doch erst mal ein BMX-Rad, mit dem die X-Games-Helden helikoptermäßig über die Riesenschanze fliegen, manchmal auch direkt ins Krankenhaus” (Eder, Michael, Das Olympia von übermorgen, in faz.net 30.6.2012).
– “Wer stürzt, entschuldigt sich später für die Schwäche, gern über Twitter an alle Welt, wie der Amerikaner James Foster, der am Freitag mit seinem BMX in die Rampe fuhr und auf Kopf und Schulter landete” (Perkuhn 30.6.2013). – “Der Kalifornier wurde trotz Helm mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht, der spätere Sieger Chad Kagy meinte lapidar: ‘Wer Angst hat, darf nicht starten” (Tögel, Ralf, Happening im Luftraum, in SZ 1.7.2013). – “Nach einer Stunde Unterbrechung, in der viel Werbung über die Großbildleinwand flimmerte und die Moderatoren ‘den blauen Himmel’ lobten, wurde der Wettkampf fortgeführt” (Ignatowitsch, Julian, Warmbrunn, Benedikt, Von Rädern und Rollen, in SZ 1.7.2013).
– “Was all die Stürze, die Sprünge, das Inkaufnehmen mit ihm, seinem Körper, in zehn, zwanzig Jahren macht, darüber denke er nicht nach, sagt Chris Cole. ‘Später in meinem Leben habe ich lieber Schmerzen, als etwas zu bereuen’“ (Ebenda).
– “Das Spektakel der Freestyle-Motocrosser musste als einziger Wettbewerb komplett abgesagt werden: Zu feucht war der Untergrund. „Wir hätten über Nacht 12000 Kubikmeter Dirt austauschen müssen“, sagte Frank Seipp, der Organisations-Chef. Kartenbesitzern, die von den Verschiebungen im Zeitplan betroffen sind, empfahl Huber, sich zwecks der fälligen Rückerstattungen schriftlich an den Anbieter ‘München Ticket’ zu wenden” (Becker, Thomas, Erst NIX-Games, dann “beste Werbung”, in abendzeitung-muenchen.de 30.6.2013).
– “Die Spiele wirkten auf den ersten Blick tatsächlich wie die rücksichtslose Spektakel-Phantasie ihrer Erfinder vom US-Privatkanal ESPN… ‘Innovation ist ein großer Teil des Freestyle“, sagt der US-Motocrosser Nate Adams, in München Bronze-Gewinner im Speed- and Style-Contest. ‘Was Neues finden, etwas, das noch niemand gesehen hat. Gefährlicher, technischer. Dadurch bleibt es nie gleich, irgendjemand macht immer was Neues, um Fernsehzeit zu bekommen und einen Sponsor’… Skateboarder Chris Cole sagt, dass er im Adrenalin-Rausch die Härten der Jagd nach Neuem gar nicht so spüre, außerdem: „Mein Wille, das umzusetzen, nach was ich mich einmal gesehnt habe, ist viel größer als der Schmerz, den ich dabei einstecken werde.“ Und der Motocrosser Edgar Torronteras aus Spanien, in München Gewinner des Kunstsprung-Wettkampfes Best Whip, sagt auf die Frage nach dem Schmerz: ‘Wenn ich Schmerzen habe, nehme ich Pillen. So ist das’… Er lüftet seinen Kragen und zeigt die kantige Stahlplatte, die sein Schlüsselbein ersetzt, er schiebt das Hosenbein hoch, zeigt die Narbe am Fußgelenk und ruckelt am Knie, das kaputte Kreuzbänder aufweist. Das ist der Preis, und ihm ist klar, dass das Publikum davon nichts wissen will” (Hahn, Thomas, Show der Schmerzensleute, in SZ 1.7.2013).
– “Höher, schneller, weiter: Der Druck auf die Athleten, immer neue Spektakel zu bieten, der Drang zum Extremen, wird den X Games gern zum Vorwurf gemacht, doch letztlich ist dies nur das Grundgesetz des Leistungssports. Die X Games nehmen es nur ziemlich ernst. In der X-Games-Welt sind die verrückten Alten immer noch große Attraktionen, Männer, die wie der Motocrosser Brian Deegan auch dann noch weiterfahren und gewinnen, wenn ihnen die Ärzte in Notoperationen Niere und Milz herausgeschnitten haben. Männer wie Deegan oder der legendäre Hasardeur Travis Pastrana, der in München zum Bedauern aller fehlte, stehen für die Wildheit, mit der die Szene einst den etablierten Sport aufmischte. Sie haben die X Games groß gemacht, ihnen haben die Kids nachgeeifert, sie haben ESPN Millionen in die Kasse gespült…ESPN bestimmt die Regeln, ESPN lädt ein, die Athleten verkaufen sich an Sponsoren, die Sponsoren verkaufen ein Lebensgefühl. „Wir wollen einer globalen Community Actionsport präsentieren“, sagt ESPN-Sprecherin Amy Lupo. „Das ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht.“ Es ist die Sprache des Geldes. Die Outlaws von gestern tragen heute Red-Bull-Kappen und werden vom Fahrdienst zum Mittagessen chauffiert” (Eder, Michael, Action bis der Arzt kommt, in faz.net 1.7.2013).

Aber wie sieht es mit den Finanzen aus? Was hat die Stadt letztlich gezahlt?
Vergleiche unter „Aktuelles: Das Geschäft mit den X Games und im Kritischen Olympischen Lexikon: Brot und Spiele; Event

– Alpen abgezockt. Der WDR zeigte am 1.7.2013 von 22.00 bis 22.45 den Film von Johannes Höflich und Jo Angerer: „Alpen abgezockt“. Der Dokumentarfilm zeigt sehr deutlich die negativen Folgen der bedingungslosen Förderung des  Wintertourismus für Garmisch-Partenkirchen: München 2022 würde diese negativen Tendenzen noch weiter verschärfen. Zum Film hier.
Der FDP-Vorsitzende im Gemeinderat, Klaus Hilleprandt, hatte sich im Vorfeld lächerlich gemacht und eine Einstweilige Verfügung gegen den WDR-Film gefordert – ist das heute „liberal“? Fazit vom Münchner Merkur: „Der Fernsehbeitrag hat den Ort nicht durch den Dreck gezogen“ (Brinkmann, Tanja, Kritischer Blick auf den Tourismus, in Münchner Merkur 2.7.2013).
Zu „Alpen abgezockt“ passt sehr gut der Film von Ludwig Ott, der am 2.10.2011 im BR gezeigt wurde: „Die Bauern von Garmisch“.

– Garmischer 2022-Jubler. FDP Garmisch-Partenkirchen Ende Juni 2013: „Natürlich müssen wir uns jetzt auch um die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben“ (Kaiser, Wolfgang, Klares Bekenntnis zu Olympia 2022, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 28.6.2013). Aus dem Olympischen Wunschkatalog: Beschleunigung der Zugverbindung, Kramertunnel und Wanktunnel; keine Beteiligung des Ortes an den Bewerbungskosten, keine olympischen Denkmäler nach den Winterspielen, Wohnungen im Einheimischenmodell, zwei Drittel bis drei Viertel Zustimmung bei der Abstimmung am 10.11.2013 (Ebenda).
Der olympische Wunschkalender wird immer länger. Ob die Volksvertreter wohl selbst daran glauben?
Dazu die Pressesprecherin des CBS Garmisch-Partenkirchen: „Der Kramer- und auch der Wanktunnel sind nur schnell möglich, wenn wir den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhalten… Unsere Bewerbungskosten bekämen wir um ein Vielfaches zurück und zwar in Form einer Infrastruktur, die Garmisch-Partenkirchen endlich gerecht wird“ (Franziska Louisot, Leserbrief, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 1.7.2013).
Nun war es genau der Garmisch-Partenkirchner CBS und dessen Bürgermeister Thomas Schmid, die den Ort durch millionenschwere Investitionen in den Wintersport in den Ruin getrieben und die Infrastruktur ruiniert haben. Jetzt suchen die Verursacher des Desasters ihr Heil im nächsten Sport-Großereignis Olympische Winterspiele. All diese Wünsche sind Lockvogel-Angebote, um die Bevölkerung zur Zustimmung beim Bürgerentscheid am 10.11.2013 zu bewegen. Die Realität sieht völlig anders aus.

– Merkwürdig. Es gab im Juni 2013 in ganz Brasilien während des Confed-Cup gigantische Proteste gegen die Fifa und ihren Boss Sepp Blatter. Die Bevölkerung protestierte gegen die Fifa und das IOC: gegen die Verschwendung von Milliarden für neue Luxus-Fußballstadien für die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio, gegen die damit verbundenen Zwangsumsiedlungen, die Korruption etc. Die Bevölkerung demonstrierte auch für bessere Ausbildung und ein besseres Gesundheitssystem, die durch die riesigen Ausgaben für die  Sport-Großereignisse weiter beschnitten werden. Auch die Olympischen Winterspiele Sotschi 2014 werfen ihre Schatten voraus. Die Schäden im Zug der Olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang werden ebenfalls sichtbar.
Völlig ungeachtet dessen bejubeln die offiziellen München-2022-Fans in München, Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden und dem Chiemgau mit Ruhpolding und Inzell. DOSB und Sportverbände wollen über eine Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 am 30.9.2013 entscheiden.
Wiederum: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber“ (Bertolt Brecht).

– München 2022 reloaded. Der Inzeller Bürgermeister Martin Hobmaier informierte den Gemeindrat, dass die Region südlicher Chiemgau offiziell in die Bewerberregionen aufgenommen wurde. „Inzell, Siegsdorf und Ruhpolding stehen sogar in der engeren Auswahl für den Standort des Olympischen Dorfes. Insgesamt sieht die Planung etwa 100 Wettkämpfe an maximal 13 Sportstätten vor. Die Langlauf-Wettbewerbe fänden auf alle Fälle im Raum Inzell, Reit im Winkl und Ruhpolding statt, Biathlon in jedem Fall in der Chiemgau-Arena am Zirmberg. In Garmisch wären die Sprungwettbewerbe, die Nordische Kombination, die Alpin– sowie die Snowboard-Wettbewerbe vorgesehen. In Berchtesgaden bleibe es bei Skeleton und Bob. München würde temporär eine Eishalle aufbauen. Zudem gibt es Überlegungen für Wettbewerbe im Münchner Olympiapark. Hobmaier betonte, dass der Status der Max-Aicher-Arena als Eisschnelllaufstützpunkt trotz des Baus der Eishalle in München auch nach der Olympiade nicht gefährdet wäre. In der Inzeller Halle würde ein Teil der geforderten 65 000 Quadratmeter Fläche für die auf die drei Regionen verteilten Mediencenter realisiert. Immerhin werden etwa 10 000 Medienvertreter aus aller Welt erwartet. Die weiteren Planungen gehen von 5000 Sportlern mit 20 000 Helfern und 19 000 Sicherheitskräften aus. Es sollen 1,6 Millionen Tickets vermarktet und etwa 3 Milliarden Fernsehzuschauer in aller Welt informiert werden“ (Olympisches Dorf: Inzell in der engeren Auswahl, in traunsteiner-tagblatt.de 3.7.2013; Hervorhebung WZ).
– Nichts dazugelernt und die Hälfte wieder vergessen. (Zitate aus: Ude sieht beste Olympia-Chancen, in sueddeutsche.de, 4.7.2013). OB Ude hält die Bewerbung München 2022 „für extrem aussichtsreich… Er sieht rosige Zeiten für Bayerns Olympia-Macher“. Ude: „… die Befürworter, die ich nach jahrelangen Umfragen in einer stabilen Mehrheit sehe…“
„Schaun mer mal, dann sehn mer schon“ (Franz Beckenbauer).
Sportsoldat Felix Neureuther (Zoll Ski-Team): „Für einen Sportler ist es einfach ein Traum, die Spiele im eigenen Land zu haben.“ – Skispringer Severin Freund: „Für deutsche Sportler gibt es einfach nichts Größeres als die Spiele im eigenen Land.“
Und für das eigene Land sind die Spiele nahezu unbezahlbar.

– Udes Metropolregion. Die „Europäische Metropolregion München“ (EMM) umfasst das  Gebiet von Eichstätt bis Garmisch-Partenkirchen und Ostallgäu bis Altötting; rund 5,6 Millionen Menschen leben hier. Nun gab es eine EMM-Konferenz in Waging am See. Der Münchner OB Ude ließ sich vor dem Text einer dortigen Plakatwand ablichten: „Die Metropolregion München unterstützt eine Bewerbung Münchens und seiner Partner um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022“ (Werbung für München 2022 in der Metropolregion, in traunsteiner-tagblatt.de 12.7.2013). Und wer ist der Vorstandsvorsitzende der EMM? Richtig, OB Ude (Metropolregion unterstützt Olympia, in SZ 16.7.2013).

– Josef Schmid (CSU München) hat ein Problem. Anlässlich  München 1972 wurde im Olympiapark ein „Olympischer Hain“ angelegt: Die teilnehmenden Länder sollten je einen Baum pflanzen, Dieser Hain ist damals aber nicht beschildert worden. „Deshalb regt Schmid an, den Baumbestand zu sichten und sich alte Unterlagen vorzunehmen, um die Idee des Olympischen Hains möglichst wieder sichtbar zu machen“ (Olympischer Hain soll gepflegt werden, in SZ 18.7.2013).
Vielleicht sollte sich München-2022-Befürworter Schmid doch eher um die 1600 für das Olympische Dorf 2022 zu fällenden ehrwürdigen Bäume im Park der Bundeswehr an der Dachauerstraße kümmern!

– Olympia-Freunde sammeln Geld. Am Freitag, 19.7.2013 versammelten sich in der Allianz-Arena auf Einladung der „Tourismus-Initiative München“ (TIM) potentielle Unterstützer und Sponsoren der Bewerbung München 2022: Eine dreiviertel bis eine Million werden benötigt. Vorstandsvorsitzender von TIM ist Thomas Muderlak, Chef der BMW-Welt (Olympia-Befürworter in München starten Kampagne, in abendzeitung-muenchen.de 16.7.2013). „Damit entsteht ein finanzkräftiges Gegengewicht zu den Olympia-Gegnern, die für eine Fortsetzung ihres Kampfes bereits in den Startlöchern sitzen… Die TIM übernimmt damit eine Aufgabe, die für die offizielle Rathauspolitik tabu ist. Zwar darf auch die Stadtspitze ihre Sympathie für Olympia kundtun und Argumente liefern. Ein offener Aufruf, beim Bürgerentscheid pro Olympia zu stimmen, wäre aber ein Verstoß gegen das sogenannte Sachlichkeitsgebot“ (Hutter,
Dominik, Der Kampf um die Spiele, in SZ 17.7.2013).
Nun „steht“ man eigentlich in den Startlöchern. Und zur finanziellen Ausstattung: Albert Speer & Partner überarbeiten die Bewerbung München 2018 zu München 2022 und werden über 400.000 Euro von der Stadt München für „Informationsmaterial“ pro München 2022 erhalten. Und ungezählte Mitarbeiter der städtischen Verwaltung und Referate werden ihre Manpower für München 2022 einsetzen.
Nolympia München 2022 verfügt über keine nennenswerten finanziellen Mittel und meist nur über ehrenamtliches Engagement. Siehe unter „Aktuelles“: Goliath gegen David.
Zur Erinnerung: Bei der Bewerbung Graubünden 2022 ist der Schweizer Bundespräsident (und Sportminister Ueli Maurer zu Propagandazwecken elfmal in den Kanton gefahren. Und das Budget der Befürworter lag bei 5,6 Millionen Schweizer Franken, das der Gegner bei etwa 80.000 Franken. Das Komitee Olympiakritisches Graubünden hat die Abstimmung dennoch gewonnen.

Unter dem Titel „Olympia, nein Danke!“ schrieb René Hofmann dazu in der SZ: “Das Nein im Gebirge ist ein mächtiges sportpolitisches Wetterleuchten. Dessen Licht lässt vieles, was hier schiefläuft, in scharfen Kontrasten hervortreten… Keine andere Nation ist ähnlich eng mit den Mächtigen des Sports verbandelt. Dass nun selbst die Schweizer „Olympia, nein danke!“ sagen, heißt deshalb etwas. Es signalisiert den Lenkern des Sportgeschäfts, dass sie schnell umsteuern sollten… Es ist vor allem ein ungutes Gefühl: Die Einnahmen wandern zu den Verbänden, die Kosten müssen die Bürger des Ausrichterlandes schultern. Wie viel Abneigung ein solches Szenario – Gewinne werden privatisiert, Verluste verstaatlicht – hervorruft, mussten in der Schuldenkrise die Banken erkennen. Nun deutet sich für die Welt des Sport Ähnliches an… Das Thema Olympia ist zur Gefahr geworden. Ein Renner ist es fast nur noch dort, wo es nicht wirklich demokratisch zugeht.” (SZ 5.3.2013).

– In eigener Sache: Der Zängl Kulturpark ist Zwangsmitglied in der IHK München und Oberbayern. Natürlich habe ich nach den TIM-Machenschaften der IHK München und Oberbayern umgehend unseren Rechtsanwalt beauftragt, den Sachverhalt im Hinblick auf Austritt, Verlegung des Firmensitzes etc. zu prüfen. Da anscheinend schon zahlreiche IHK-Zwangsmitglieder rechtliche Schritte ergriffen haben, erließ das Bundesverfassungsgericht am 7.12.2001 ein Grundsatzurteil (Aktenzeichen 1 BvR 1806/98). Inhalt: Die Pflichtmitgliedschaft in Industrie- und Handelskammern ist mit dem Grundgesetz vereinbar und verhältnismäßig. Eine IHK kann quasi ohne demokratische Kontrolle prinzipiell alles tun, um das „Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft“ zu vertreten: Und so unterwirft sich die IHK von München und Oberbayern bedingungslos den olympischen Geschäftemachern und fördert diese noch nach Kräften.
Derzeit prüfe ich die Verlegung des Firmensitzes nach Niederbayern.

– Spaenle: „Internationales Friedensfest“. Der bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Ludwig Spaenle (CSU), hat dagegen nur folgendes zur Bewerbung München 2022 beizutragen: “Wir sind seit jeher entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um dieses internationale Friedensfest nach München zu holen” (Ebenda).
Herr Spaenle sollte sich mal das Brasilianische Tagebuch zu Gemüte führen, um etwas über den wahren Charakter dieses “Friedensfestes” zu erfahren.
Zu den Hintergründen der bemerkenswerten Tourismus Initiative München“, die richtigerweise München-2022-Initiative heißen müsste, siehe unter „Aktuelles“: Etikettenschwindel München 2022.

– Grüner Kreisverband Garmisch-Partenkirchen gegen München 2022: Nein zu Olympia 2022 als historische Chance (Landkreis GAP): „Die Grünen haben in ihrer Versammlung auf Kreisebene ohne Gegenstimme die erneute Bewerbung zu Olympischen Winterspielen abgelehnt. „Das gesamte Konstrukt um Olympia passt nicht mehr in unsere Zeit“, wundert sich Sprecher Dr. Korbinian Freier über den erneuten Anlauf zur Bewerbung.
Für den Kreisverband sei es unverständlich, warum man sich mit den Erkenntnissen zu den Machenschaften rund um Olympia erneut diesem Verfahren unterwerfen wolle. Besonders die Vertragsgestaltung mit Organisationen wie dem IOC missfällt den Grünen. „Man könnte den Eindruck gewinnen, wir haben aus Finanzkrise und Co nichts gelernt“, erklärt Freier. „Bei Olympischen Spielen werden weiterhin die Gewinne politischer und finanzieller Art von der finanziellen, ökologischen und sozialen Verantwortung entkoppelt.“ Die geplanten Bürgerentscheide ändern daran für die Grünen nichts: Mit einem „Ja“ zu Olympia würde den Planern eine Blankovollmacht erteilt werden. Abgesehen davon seien Olympische Spiele in ihrem stetigen Wachstum längst zu groß für eine sozial- und umweltverträgliche Durchführung. Das werde aktuell auch in Brasilien offenbar. Mit der Ablehnung der Bewerbung zu Sommerspielen in Österreich 2028 und zu Winterspielen 2022 in der Schweiz hätte man nun die historische Chance, ein Umdenken bei den Mächtigen zu bewirken. Das Argument der Verbesserung der Infrastruktur mit Olympia lassen die Grünen dabei nicht gelten: „Man verkauft weder seine Kinder für ein neues Auto noch sollte man deutsche Infrastrukturpolitik vom IOC abhängig machen“. Die Kreisgrünen unterstützen daher weiterhin das Bündnis Nolympia, um das Potential für einen sozial und ökologisch verträglichen Tourismus rund um Garmisch-Partenkirchen zu stärken“ (PM 18.7.2013).

– Zukunft, Kinder, Enkelkinder = 2022. Bei der FDP-Podiumsdiskussion zum Thema „Tourismus im Chiemgau“ sagte der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP): “Wer für die Zukunft der Heimat auch für die Kinder und Enkelkinder ist, der muss für Olympia 2022 sein” (traunsteiner-tagblatt.de 22.7.2013). Auch der Traunsteiner Landrat Hermann Steinmaßl (CSU) sprach sich für die Bewerbung aus, weil der Chiemgau eine hervorragende Sportregion sei. Der Grassauer Bürgermeister Rudi Jantke (SPD) sagte im Zusammenhang mit sinkenden Übernachtungszahlen: „Wir würden erheblich von Olympia profitieren“ (Ebenda). – „Das Achental wäre mit Gästen voll“ (Ebenda).
Die bisherigen Gäste würden sich die jahrelangen Bauarbeiten, den Dreck und Staub und Lärm mit Sicherheit nicht antun und wegbleiben: wie es üblicherweise an allen olympischen Austragungsorten geschieht.

– Denkmal oder nicht Denkmal. Das Landesamt für Denkmalpflege hält das Gelände und die Bauten der Bundeswehr an der Dachauerstraße sehr wohl für ein Denkmal: Das Amt gibt der Stadt München bis 1.9.2013 Zeit zur Stellungnahme. Die Stadt München und die Staatskanzlei tun alles, damit das Gelände der Bundeswehr KEIN Denkmal wird, um die Bewerbung München 2022 durchzudrücken: Hier soll das Olympische Dorf entstehen – und hier müssten 1600 schützenswerte Bäume gefällt werden. OB Ude „hatte sich gleich nach Bekanntwerden der Denkmal-Pläne an Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch gewandt, dem das Landesamt unterstellt ist. Sowohl Heubisch als auch Staatskanzlei-Chef Thomas Kreuzer schickten Beruhigendes zurück: Da die Stadt ‚die Planungen für das Gelände bereits im Rahmen der Olympiabewerbung 2018 verfolgt hat und zu dieser Zeit noch nicht von einer Denkmaleigenschaft ausgegangen wurde, besteht Vertrauensschutz für die weitere Umsetzung dieser Pläne‘. Heißt: es darf abgerissen werden an der Dachauerstraße. Staatskanzlei und Wissenschaftsministerium bestätigen, dass dies weiterhin gilt: Man habe von der Aufnahme in die Denkmalliste vorerst abgesehen“ (Hutter, Dominik, Riedel, Katja, Neue Probleme für Olympia-Bewerbung, in SZ 23.7.2013).
Abholzen und abreißen oder nichtabholzen und nichtabreißen: Das ist hier die Frage. Staatsregierung und Stadt München gemeinsam hinter Abrissbirne und Motorsäge vereint…

– Privatisierung des Olympiaparks beginnt. Der Süßgetränk-Hersteller und seit 1.5.2013 Eigentümer des Münchner Eishockey-Erstligisten EHC, Red Bull bekam vom Münchner Stadtrat am 24.7.2013 grünes Licht: Er darf auf dem Platz des olympischen Radstadions (ein klassischer White Elephant) eine Eishockey- und Basketball-Arena für 10.000 Zuschauer bauen. Der Stadtrat wie auch der Olympia-Aufsichtsrat zeigen sich aufgeschlossen für die Idee“ (Hutter, Dominik, Neues Stadion im Olympiapark, in SZ 25.7.2013).
Die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe übernimmt Red Bull, dafür bekommt Red Bull das Areal des Radsportstadions in Erbpacht (Costanzo, David, Kommt hier die Bullenhalle? in tz 26.7.2013)..
Mit dem FC Bayern und dem EHC sowie dem Olympiastützpunkt sollen langfristige Mietverträge abgeschlossen werden. Der FC Bayern zieht dann von der Rudi-Sedlmayer-Halle (wird der nächste White Elephant) in die neue Halle. Das alte Eissportstadion soll abgerissen werden. „Interessant ist die neue Halle außerdem im Hinblick auf eine mögliche Bewerbung Münchens um Olympische Winterspiele 2022. Auch der Olympiastützpunkt mit Eiskunstlauf und Shorttrack soll dort seine Heimat finden“ ((Schnitzler, Johannes, Tögel, Ralf, Lauter Sieger, in SZ 26.7.2013).
Lustig: „Red Bull versichert zudem, der Olympiapark GmbH (OMG) nicht ins Kerngeschäft zu pfuschen“ (Ebenda).
Aus einem Leserbrief von Frank Becker-Nickels, München in SZ 1.8.2013: „Soll das geplante Red-Bull-Stadion jetzt zur endgültigen Zerstörung des Olympiaparks in einem bisher ruhigeren Randbereich ausarten? Ein Stadion mit 10 000 Plätzen braucht auch zusätzliche Parkplätze, zumal in einem Randbereich, wo es mit der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr fast nur per Tram wohl schwierig sein dürfte… Offensichtlich lassen sich die Stadträte derart von Investoren blenden, dass einem Angst und Bange wird. Wie hier einer der schönsten grünen Bereiche des Olympiaparks meistbietend verschleudert wird! Hat man aus den X-Games und den Autorennen denn nicht gelernt, wie sensibel der gesamte Park ist? Kann man dieses notwendige Übel zwischen Wirtschaftlichkeit und Parkcharakter nicht wirklich auf die heute schon bebauten Flächen östlich vom Zeltdach konzentrieren? Und überhaupt: was geschieht dann mit den alten Eishallen? Und wo bleibt hier der Denkmalschutz, der uns seit Jahren den desolaten Ex-Busbahnhof Olympiazentrum als Ruine beschert, mit seinem ständigen Credo contra Hotel und für den Olympiapark und seinen eigenen unveränderlichen Charakter. Hier könnte sich der Denkmalschutz unter Beweis stellen; nicht nur wie aktuell für das benachbarte Bundeswehrgelände, das vor Jahren zum Olympischen Dorf der gewünschten Winterspiele werden sollte. Oder will die Stadt hier mit dem Red-Bull-Stadion gleich schon eine Spielstätte für die neuerliche Bewerbung zur Winterolympiade 2022 schaffen, schlicht und einfach über die Köpfe der Bürger hinweg?“
Neben dem geplanten abriss des Radsportstadions wird der Olympiapark weiter kräftig umgebaut. So soll die zentrale Hochschulsportanlage abgerissen und neu gebaut werden, und am alten Busbahnhof soll ein Hotel entstehen. „Beide gehören allerdings zum Denkmal-Ensemble Olympiapark“ (Kronewiter, Thomas, Offene Fragen zum Olympiapark, in SZ 1.8.2013).

– Denkmal nach mehr als 40 Jahren. Eine Erinnerungsstätte für die Terroropfer der Olympischen Sommerspiele 1972 in München (elf israelische Sportlern und ein deutscher Polizist wurden von der Terrorgruppe „Schwarzer September“ ermordet) soll auf einem Hügel an der Connollystr. 31 entstehen (Hutter, Dominik, Gedenken im Olympiadorf, in SZ 31.7.2013). Der Bau soll 1,7 Millionen Euro kosten, die vom Freistaat kommen. Ein zu bearbeitendes Problem: wie man den Gedenkraum vor Vandalismus schützen kann (Dürr, Alfred, Bau ohne Beispiel, in SZ 1.8.2013).

– Bach hat keine negativen Auswirkungen. Wenn DOSB-Präsident Bach IOC-Präsident würde, hätte dies keine negativen Folgen für die Bewerbung München 2022. Sagt zumindest Bach. „Ich glaube, dass wenn ich die Wahl tatsächlich gewinnen würde, es für das Thema Olympia und Olympische Spiele in Deutschland einen positiven Schub geben würde“ (Bach: Wahlsieg kein negativer Effekt für München, in zeitonline 31.7.2013).
Ein (realistischer) zweistelliger Milliardenbetrag aus öffentlichen Geldern für München 2022 wäre doch ein schönes Mitbringsel für die Wahl als IOC-Präsident.


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III: Aktuelle Sportsplitter vom IOC, DOSB etc.

– Aus der DOSB-Sportdemokratur: Rudern im Ruderverband. Der Präsident des Deutschen Ruderverbandes (DRV), Siegfried Kaidel, verlor in jüngster Zeit zwei Stellvertreter. Karsten Bach wollte gerade mal sieben Monate mitmachen, dann trat er zurück, durfte dazu aber nichts sagen: „Ich habe mich gegenüber dem Verband verpflichtet, keine Interviews und öffentlichen Äußerungen zu diesem Vorgang abzugeben“ (Mölter, Joachim, Gestörte Kommunikation, in SZ 6.7.2013). Der zweite Stellvertreter, Georg Grützner, schrieb dagegen einen Brief an die 80.000 DRV-Mitglieder. „Das Schreiben hat es in sich. Darin nennt Grützner recht unverblümt den Führungsstil von Präsident Kaidel und seinem verbliebenen Stellvertreter Torsten Gorski als Grund für den Rückzug. ‚Letztlich‘, sagt Grützner, ‚wollen die beiden alles allein entscheiden.‘ In seinem offenen Brief beklagt er fehlendes Vertrauen und fehlende Freiheiten in der Zusammenarbeit und zwar ‚in erschreckend hohem Maße von Anfang an‘; er bemängelt, dass er ‚bei wichtigen öffentlichkeitsrelevanten Themen‘ wiederholt nicht eingebunden worden und ‚eine stringente Informationspolitik (des Vorstands, Anm.) in Richtung Präsidium nicht zu erkennen‘ gewesen sei… Ob im elfköpfigen DRV-Präsidium tatsächlich immer die Mehrheit entscheidet, bleibt dahingestellt“ (Ebenda).

Vom ÖOC in den Knast. Der ehemalige mächtige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), Heinz Jungwirth, muss fünf Jahre ins Gefängnis. Dazu war er schon im Juli 2012 vom Wiener Straflandesgericht verurteilt worden: Nun hat das Wiener Oberlandesgericht am 12.7.2013 dieses Urteil bestätigt. „’Eine Reduktion steht nicht im Raum‘, hielt der Vorsitzende Dietmar Krenn mit dem Verweis auf die ‚extrem hohe Schadenssumme‘, vor allem aber auf die persönliche Bereicherung und den langen Tatzeitraum in seiner Begründung fest“ (Datler, Markku, Jungwirth-Urteil: Der tiefe Fall eines Sportfunktionärs, in diepresse.com 12.7.2013). Die Affäre begann, als Fotos über Jungwirths Lebensstil bekannt wurden: „Der Generalsekretär trat nach 27 Dienstjahren zurück – und damit nahm die Aufarbeitung erst ihren eigentlichen Lauf. Ominöse Handyrechnungen und Flugtickets tauchten auf, die Buchführung des ÖOC bis 2005 aber nicht mehr. Sie soll in Schuhschachteln verschwunden sein, ein dafür durchaus übliches EDV-System gab es nicht. Auch wurde dem Verbleib von Geldern aus Salzburgs Olympiabewerbung nachgegangen und das Zutun eines Lobbyisten wurde beleuchtet“ (Ebenda).
Angeblich wussten der frühere ÖOC-Präsident Leo Wallner wie alle anderen von nichts. „Nun steht nach dem rechtskräftigen Urteil fest, dass Heinz Jungwirth von 2003 bis 2009 seine Zeichnungsberechtigung auf ÖOC-Konten missbraucht und sich Gelder für private Zwecke angeeignet hat. Ein Fuhrpark, zehn Pferde, eine Reithalle im Ausmaß von 70 mal 20 Metern, Reitlehrer, etc. – all das stand in der Anklageschrift“ (Ebenda).

– IOC-Präsident verteidigt Fifa und IOC. Jacques Rogge verteidigte die riesigen öffentlichen Ausgaben für die Fußball-WM 2014 in Brasilien und die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio: Sie würden langlebigen Nutzen hinterlassen „for generations to come“ (Wilson, Stephen, Rogge defends spending on Olympics, WCup in Brazil, in apnews.com 10.7.2013). Die ausgegebenen Milliarden würden große Verbesserungen für die Infrastruktur bringen. Rogge: „Die Investitionen dienen den kommenden Generationen, sei es die Metro, sei es die Buslinien, die Verbesserungen der Flughäfen, der Häfen. Das wird der Gemeinschaft für sehr lange Zeit dienen“ (Ebenda: siehe die Siemens-Story gleich im Anschluss!).
Ich glaube, dass der Fifa-Weltcup einen großen Auftrieb für die Olympischen Spiele sein werden. Ich glaube, dass der Fifa-Weltcup ein Erfolg wird… Was die öffentlichen Gelder betrifft, ist dies die selbständige Entscheidung jeder Regierung, welche Olympische Spiele durchführt“ (Ebenda).
Ob IOC-Rogge das alles selber glaubt?

– Siemens in Brasilien: Samba corrupti. Bericht von Peter Burghardt und Klaus Ott in der SZ am 16.7.2013: „Der Konzern hat bei der brasilianischen Wettbewerbsbehörde Cade Selbstanzeige wegen Kartellabsprachen bei Bau und Wartung von U-Bahnen und Zügen in São Paulo und Brasília erstattet. Bei sechs öffentlichen Ausschreibungen sollen die Konzerne Bombardier aus Kanada, CAF aus Spanien, Mitsui aus Japan und eben Siemens ihre Angebote und Preise ausgemauschelt haben. Das betrifft Geschäfte von mehreren Hundert Millionen Euro. Insider berichten von offenbar ’nachweisbaren Absprachen‘ und ‚großen Summen‘. Siemens sagt dazu nur, man sei über die Untersuchungen von Cade informiert und kooperiere ‚vollumfänglich mit den Behörden‘. Das mea culpa aus München kommt reichlich spät. Die Causa reicht zurück bis ins Jahr 2008, in dem Siemens erste Hinweise auf Verstöße erhalten hatte. Später hatten sich brasilianische Lokalpolitiker sowie ein früherer Siemens-Mitarbeiter wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen an heimische Staatsanwälte gewandt. Die wiederum fragten auch bei Siemens an, was es damit auf sich habe. Lange Zeit kam dabei nichts heraus, weil der Konzern angeblich nicht fündig wurde. Später folgte die Selbstanzeige… Bereits im Juni 2008 hatte Siemens sehr konkrete Hinweise auf schmutzige Machenschaften in São Paulo bekommen. Bei der von Siemens für solche Fälle eingeschalteten Anwaltskanzlei Beckstein in Nürnberg ging ein Brief aus Brasilien ein, in dem ein dortiger Abgeordneter auf fünf eng beschriebenen Seiten ganz genau schilderte, wie Siemens mit anderen Konzernen bei großen Nahverkehrsprojekten alles abgesprochen haben soll. Und das angeblich garniert mit Schmiergeld für Regierungsmitglieder und Behördenvertreter… Es geht, unter anderem, um die neue Metro-Linie 5 in São Paulo. Um neue Züge, um Wartungsverträge und um einiges mehr. Alles sehr teuer, alles sehr profitabel für jene, die den Zuschlag erhalten. Alles sehr peinlich, sollte sich erweisen, dass die beteiligten Konzerne sich an Brasiliens Bürgern bereichert hätten. Ach ja, auch die in dem Schreiben von 2008 genannten Konzerne sind größtenteils identisch mit jenen, die heute Gegenstand der Kartelluntersuchung sind“ (Burghardt, Peter, Ott, Klaus, Ausgerechnet Siemens, in SZ 16.7.2013).
Zuerst der öffentliche brasilianische Nahverkehr plus dies und das, dann der Fernverkehr etc.: Die Siemens-Katze lässt das Mausen nicht. Arme Brasilianer!
Vergleiche auch unter „Aktuelles“: Der olympische Siemens-Konzern: Samba corrupti und die Siemens-Connection von DOSB-Präsident Thomas Bach im Kritischen Olympischen Lexikon.

– Sotschi 2014 hat den längsten – Medaillenspiegel. Waren es in Vancouver noch 86 Disziplinen, sind es in Sotschi 2014 schon 98, stolze 12 mehr (Wikipedia, Sochi 2014 Presents Competition Schedule, in gamesbids.com 22.7.2013). In Pyeongchang 2018 werden es wieder mehr sein, und noch mehr wird es 2022 geben.

– Polen-Slowakei 2022 ganz billig. Krakau 2022 plus Hohe Tauern werden von den Verantwortlichen (wie üblich weit zu niedrig) auf gerade mal zwei Milliarden US-Dollar geschätzt (Caplovic in Poland to negotiate joint candidacy for Winter Olympics, in spectator.sme 24.7.2013).

– Spanien doppelt olympisch. Wenn Madrid 2020 durchfällt, bewirbt sich 40 Tage nach der Abwahl Barcelona um die Olympischen Winterspiele 2022. (Spain Preparing A Bid For 2022 Winter Olympics Amid Madrid 2020 Campaign, in gamesbids.com 29.7.2013).

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IV: Allgemeine Nachrichten

– Machtkampf im Weltradsportverband UCI. Brian Cookson ist Präsident des britischen Radsportverbandes und bewirbt sich um das Amt des UCI-Präsidenten. „Er tritt gegen den amtierenden UCI-Präsidenten Pat McQuaid an. Allerdings ist noch immer unklar, ob die Nominierung des UCI-Chefs überhaupt gültig ist. McQuaid hatte sich vom Schweizer Radsportverband aufstellen lassen, weil sich sein irischer Heimatverband gegen ihn gewandt hatte. Drei Mitglieder von Swiss Cycling klagten anschließend gegen die Nominierung des Iren. Eine Entscheidung des Schweizer Verbandsschiedsgerichts steht noch aus. Wann das dreiköpfige Gremium den Einspruch gegen die Nominierung McQuaids verhandelt, ist noch unklar. McQuaid steht seit Monaten in der Kritik wegen seines Umgangs mit dem Dopingskandal um Lance Armstrong“ (McQuaid kandidiert, in SZ 2.7.2013).
Näheres zur UCI hier.

Inzwischen sind sowohl Pat McQuaid als auch Brian Cookson von der UCI zu offiziellen Kandidaten erklärt worden. McQuaid hat seit Frühjahr 2013 Wahlkampf betrieben und unter anderem Fahrräder in Asien und Afrika verschenkt. Sein Plan, von einer „unabhängigen Kommission“ die Korruptionsvorwürfe gegen die UCI untersuchen zu lassen, existiert nicht mehr.
Im Interview mit Andreas Burkert in der SZ äußerte der Brite Brian Cookson zur Wahl: „Dass der irische Verband ihn (Pat McQuaid) ablehnte, spricht für sich. Und ich habe die komplette Unterstützung meines Verbandes.“ Zur Annahme der 125.000 Dollar durch McQuaid und seinen Vorgänger Hein Verbruggen und die Rücktrittsforderung sagte Cookson: „Ja, das war ein sagenhafter Fehler… Ich verspreche für die ersten sechs Monate meiner Amtszeit die Einrichtung einer sauberen, unabhängigen, gerichtsfesten Untersuchung.“ Und zur Aufarbeitung der Dopingaffäre: „Wenn man realistisch ist, muss man leider sagen, dass es unmöglich ist, jeden aus dem Sport zu drängen, der es verdient hätte. Aber wir müssen es unbedingt versuchen“ (Burkert, Andreas, „Wir brauchen einen kompletten Wechsel“, in SZ 3.7.2013).
Zu hoffen wäre, dass Brian Cookson für einen Neuanfang gewählt wird. Zu befürchten steht, dass sich der Radsport-Pate Pat McQuaid mit Hein Verbruggen im Hintergrund durchsetzt. So wie Rudolf Scharping beim Bund Deutscher Radfahrer im März 2013 wiedergewählt wurde. Wer will bei der UCI und den nationalen Verbänden wirklich eine Aufklärung? Wenn zum Beispiel der ehemalige Radsportprofi und Doper Alexander Winokurow jetzt beim Rennstall Astana Manager ist und der ehemalige Radrennfahrer und Doper Bjarne Riis Manager von Team Saxo Bank ist. Und wenn fünf Radprofis erreichen, dass der Untersuchungsbericht des französischen Senats zum Doping in Frankreich erst nach Abschluss der Tour de France 2013 veröffentlicht wird (Erst nach der Tour, in SZ 4.7.2013; Burkert, Andreas, Auf der Flucht vor unangenehmen Fragen, in SZ 5.7.2013).
Auch Andreas Burkert sieht bezüglich der Wiederwahl schwarz: „McQuaid wird wohl wiedergewählt, in der UCI  geht es leider nicht anders zu als in Sepp Blatters Fifa“ (Burkert, Andreas, Scherze auf Papier, in SZ 9.7.2013).

– Tricky Pat: Was sich doch die alten Sportsfreunde so einfallen lassen, um an der Macht zu bleiben. Als Pat McQuaid nicht mehr von seinem irischen Verband aufgestellt wurde, wurde er im Mai 2013 Mitglied des Schweizer Verbandes und ließ sich von den Schweizern zum Kandidaten ausrufen. Aber drei Mitglieder des Schweizer Verbandes zogen vor Gericht: Das Schweizer Schiedsgericht soll am 22.8.2013 entscheiden. Da ging McQuaid auf Nummer Sicher: Seine UCI versandte Ende Juli 2013 „einen Vorschlag des malaysischen Verbandes, dass von nun an, also schon für die Wahl am 27. September, die Zustimmung zweier Verbände für eine Nominierung ausreichend sei. Deswegen sei es allen Verbänden bis zum 30. August möglich, Kandidaten zu benennen; McQuaid übrigens habe schon drei Nominierungen erhalten, aus der Schweiz, aus Marokko und aus Thailand, wo er überall Verbandsmitglied sei. Auf die Nachfrage, wann und durch wen dieses Datum festgelegt wurde, antwortete die UCI nicht“ (Aumüller, Johannes, Hilfe aus Thailand, in SUZ 1.8.2013).
Das  Scham- und Ehrgefühl in der Sportdemokratur war nie sonderlich ausgeprägt – im Gegensatz zu Machterhalt und Korruption.

– Hurra: Neue Eliteschule des Sports in München. Der Planungsausschuss hat jetzt den Beschluss gefasst für das neue Gymnasium mit integrierter Eliteschule des Sports in Milbertshofen auf dem Gelände der ehemaligen Kronprinz-Rupprecht-Kaserne. „Um den Bau nicht zu verzögern und zugleich die notwendige Kampfmittelsuche zu veranlassen, sind dort schon vor Monaten die Bäume gefällt worden“ (Entscheidender Schritt, in SZ 5.7.2013).

– Haider baute schwarz. Interview mit dem österreichischen Grünen und Kärntner Minister Rolf Holub, Korruptionsexperte.
Frage: Machen Sie aus dem überdimensionierten Fußballstadion aus der Haider-Zeit, das jetzt oft leer steht, auch ein Naturschutzgebiet?
Holub: Das ist möglicherweise ein Schwarzbau, der abgerissen werden muss.
Irre. Sind beim Stadionbau wirklich fünf Millionen Euro Schmiergeld geflossen?
Wie viel, wird sich zeigen, wenn auch die Vorgänge um den Club SK Kärnten aufgeklärt werden. Insgesamt wurden wohl 100 Millionen Euro bewegt“ (Hagelüken, Alexander, Kahlweit, Cathrin, „Wer reich ist, kauft billiger“, in SZ 5.7.2013; Hervorhebung WZ).

– Bayerischer Seehofer-Preis. „Im Saal der BMW Welt verlieh Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) dann die Bayerischen Sportpreise 2013. Der Fußball-Rekordmeister FC Bayern und die Basketballerinnen des TSV Wasserburg wurden in der Kategorie ‚Persönliche Preisträger des Bayerischen Ministerpräsidenten‘ ausgezeichnet. „Es ist die Bestätigung, dass die Mannschaft mit dem Trainer ein tolles Jahr hingelegt hat. Das haben sie sich verdient“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef, Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, und Vereinspräsident Uli Hoeneß nahmen die Trophäe aus den Händen von Seehofer entgegen“ (Neun Trophäen, in SZ 8.7.2013).

– Das Prinzip Überzahl. Man kennt es von der Formel 1: Bernie Ecclestone verführt immer mehr Staaten, Formel-1-Kurse zu bauen – und kann dann in aller Ruhe jene Veranstalter berücksichtigen, die ihm das meiste für das Auftauchen seines absurden Autorenn-Zirkus zahlen. Nun geht es mit den Sprungschanzen weiter: Auch hier schaffen die Sportverbände ein Überangebot. Ein Beispiel ist gerade St. Moritz:
„Auf dem Tisch liegt ein Projekt, das aus St. Moritz wieder ein Zentrum des Skispringens machen soll. Geplant sind am bisherigen Standort ein Neubau der Normalschanze (Hillsize 106 m) und eine neue Trainingsschanze (HS 67), zudem sollen die beiden Jugendschanzen (HS 47 und 17) renoviert und für den Sommerbetrieb mit Matten ausgelegt werden. Die Kosten belaufen sich auf 11,5 Millionen Franken, 8,2 Millionen muss die Gemeinde St. Moritz übernehmen. Am 24. November werden die Stimmbürger entscheiden.
Läge dann zumal das Versprechen der FIS vor, St. Moritz fix in den Weltcup-Kalender aufzunehmen, wäre die Aufgabe für die Initianten im Abstimmungskampf mit Sicherheit einfacher. Doch es wird bei aller Zuneigung der FIS keine Lex St. Moritz geben. Die Engadiner müssen den normalen Weg über den Continental Cup gehen und dort ihre Weltcup-Tauglichkeit beweisen. Der Österreicher Paul Ganzenhuber, Vorsitzender des Komitees für Kalenderplanung der FIS, rechnet damit, dass St. Moritz im November 2017 ein erstes Mal für den Weltcup-Auftakt infrage käme. Was er sagt, tönt jedoch wie ein Versprechen:
‚Die Chancen für St. Moritz liegen bei mindestens 90 Prozent.‘ Dies trotz grosser Konkurrenz aus dem Osten, namentlich aus Almaty (Kasachstan) (…) Die Schanze würde Anfang November beschneit und stünde danach den Teams für erste Schneetrainings zur Verfügung, um den 20. November herum fände der Weltcup-Auftakt statt“ (Die Türe für St. Moritz weit geöffnet, in nzz.ch 4.7.2013; Hervorhebung WZ).

– Oberhof überdacht. Welche Freude: „Draußen strahlte über den Wipfeln des Thüringer Waldes die Sonne bei 25 Grad, drinnen, in der neuen Starthalle an der Oberhofer Rennschlittenbahn, da glänzte das Eis. Bei acht Grad plus fröstelten die meisten Gäste der Eröffnung trotz mitgebrachter Jacken. Mit 932.000 Euro wurde die seit Jahren bestehende künstliche vereiste Startstrecke von einer 130 Meter langen, sieben Meter breiten und 2,50 Meter hohen Halle um- und überbaut“ (Neue Starthalle schützt Oberhofer Eisbahn vor Sommerhitze.
Keine Rückfragen über Energieverbrauch etc.
„Die Kufen-Asse verdienten sich mit zehn Olympiamedaillen in Vancouver als erfolgreichste deutsche Wintersportler die neue Trainingsstätte“ (?! Ebenda; Hervorhebung WZ).
Dabei übernahm der Bund 55 Prozent der Kosten.
Mit dabei: Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz und der Leiter des Wintersportzentrums Oberhof, Wolfgang Fillbrich. Kurzer Rekurs auf das Biathlon-Sportpersonal Oberhof:
Thomas Schulz, Bürgermeister: “der 2011 nach mehrjährigen Korruptionsermittlungen vom Amtsgericht Meiningen wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von fast 9000 Euro verurteilt wurde” (Purschke, Thomas, Millionen für Oberhof, in dradio.de 30.12.2012).
Wolfgang Filbrich, Olympiastützpunkt-Chef: “Gegen OSP-Chef Filbrich wurde ein Korruptionsermittlungsverfahren gegen Zahlung von 7500 Euro Geldauflage eingestellt, wie 2010 bekannt wurde” (Ebenda).
Holger Wick: “einst DDR-Biathlet und Skilangläufer im Armeesportklub Oberhof sowie Stasi-Spitzel, heute Sportdirektor des Thüringischen Skiverbandes” (Purschke, Thomas, Oberhof darf nicht schwächeln, in taz.de 10.1.2013).
Hartmut Gollhardt, Biathlon-Landestrainer: “ein Vertreter der alten DDR-Schule und bekannt für cholerische Attacken” (Ebenda).
Enrico Heß, Tourismus-Chef: “Gegen Heß wurde im Januar 2012 ein Strafbefehl rechtskräftig, wegen unerlaubten Entfernen vom Unfallort. Das Amtsgericht Suhl verurteilte ihn zu 1.500 Euro Geldstrafe und einem mehrmonatigen Fahrverbot” (Ebenda).
Dazu Thomas Pfüller, Generalsekretär des Deutschen Skiverbandes: “eine DDR-Doping-Altlast” (Ebenda; aus der Chronologie Januar 2013).

– Ein US-Freund, ein guter US-Freund… Bundessport-Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) äußerte zielsicher zur Kritik an der globalen US-amerikanischen NSA-Internetüberwachung: „Diese Mischung aus Antiamerikanismus und Naivität geht mir gewaltig auf den Senkel“ (Kamann, Matthias, Was der Senkel über die Angst der Politiker verrät, in Die Welt 14.7.2013). Die taz titelte dazu: „Der Depp vom Dienst“ (taz, 15.7.2013).
Was ist von einem für den Sport zuständigen Bundesinnenminister anders zu erwarten: der auch erst aufgrund von Gerichtsbeschlüssen die mit dem DOSB heimlich getroffenen Zielvereinbarungen herausrückt?
Natürlich ist der Bundes-Sportinnenminister auch für München 2022. Hans-Peter Friedrich (CSU) fand schon München 2018 “super”: “Je früher wir den Zuschlag für Olympische Spiele bekommen, umso besser für den Spitzensport in Deutschland, umso besser für den Breitensport” (Innenminister plädiert für Olympia-Bewerbung, in SZ 7.6.2013).
Irrtum: Der immer teurere und aufwändigere Spitzensport geht zu Lasten des immer schlechter gestellten Breitensports.

– Bad News for Bernie. Im Juli 2013 bekam Formel-1-Chef Bernie Ecclestone von der Münchner Staatsanwaltschaft die 223 Seiten starke Anklageschrift – in englisch. Eccelestone wird Bestechung und Anstiftung zur Untreue vorgeworfen. Er hat dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar überwiesen, damit die BayernLB ihre Anteile an der Formel 1 an die Investmentgesellschaft CVC verkaufte und Ecclestone deren Geschäftsführer bleiben konnte. Ecclestone besaß die Chuzpe, sich von der BayernLB 41,4 Millionen Dollar als „Provision“ für die Vermittlung von CVC zurückzuholen. Die BayernLB will ihrerseits 400 Millionen Dollar Schadensersatz, weil der damalige CVC-Kaufpreis von 814 Millionen Dollar um 350 Millionen zu niedrig gewesen sei, dazu addierte die BayernLB noch die „Provision“.
Gribkowsky wurde 2012 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Für Eccelestone besteht eine weitere Gefahr, weil die BayernLB im Staatsbesitz ist: Damit hätte er quasi Beamte bestochen (Deckstein, Dinah, Hacke, Detlef, Wulzinger, Michaela, 39 Zeugen, in Der Spiegel 30/22.7.2013). „Der Chef eines der größten und profitabelsten globalen Sportereignisse wegen Bestechung auf der Anklagebank, das wäre ein Novum im Weltsport“ (Ott, Klaus, Anklage auf Englisch, in SZ 18.7.2013). Die bei der Formel 1 startenden Autofirmen begehren ihrerseits langsam auf, weil sich Industriekonzerne nach den diversen Schmiergeldskandalen – siehe Siemens – zumindest offiziell strenge Compliance-Regeln gegeben haben (Neudecker, Michael, Im Sinne der Schlagzeile, in SZ  18.7.2013; Ott, Klaus, Bernies Angst, in SZ 19.7.2013).
Die britische Zeitschrift Indipendent berichtete, dass 2011 die Formel 1 rund 1,5 Milliarden Dollar Einnahmen und 470 Millionen Dollar Gewinn gemacht hat: Dafür wurden aufgrund eines Steuervermeidungsmodells gerade einmal 1,5 Millionen Dollar Steuern gezahlt (Ott, Klaus, Steuersparmodell Formel 1, in SZ 26.7.2013). Die Investmentgesellschaft CVC als Hauptaktionär äußerte sich nicht dazu. Geäußert hat sich dagegen Weltmeister Sebastian Vettel – zu Ecclestone: “Es ist einfach schön zu sehen, wie ein Mensch alleine so viel bewegen kann über eine so lange Zeit, mit der Liebe zum Sport” (Baden in Bernie-Land, in SZ 2.8.2013).
Klaus Ott warf nicht nur den Sport-Sponsoren versagen vor, sondern auch der Wirtschaft und nennt als Beispiel “die Daimler AG, die mit Mercedes im Rennsport dabei ist. Im Fall Ecclestone laviert Daimler auf peinliche Art und Weise” (Ott, Klaus, Kultur des Wegguckens, in SZ 30.7.2013). Ecclestone hat mit 44 Millionen Dollar einen Staatsbanker bestochen: “Mal angenommen, Daimler-Chef Dieter Zetsche hätte so agiert: heimliche Millionentransfers an einen Geschäftspartner über Briefkastenfirmen in der Karibik und im Indischen Ozean. Zetsche wäre seinen Job sofort los” (Ebenda).

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V: Sport-Millionen und -Millionäre

Für die unteren Schichten: Brot und Spiele