Zum Inhalt springen

Juli 2010

Grüne und Grüne

Am 8. Juli fand in Berlin eine „fraktionsinterne Informationsveranstaltung OIympiabewerbung München 2018“ vor Abgeordneten und Mitarbeitern der Grünen statt. Renate Künast lieferte für das Hearing die Einführung. Michael Vesper (DOSB, Mitglied der Grünen) stellte die Gesamtkonzeption vor. Die beiden bayerischen Landesvorsitzenden Theresa Schopper (pro München 2018) und Dieter Janecek (kontra) kommentierten die Bewerbung. Ralf Roth (München 2018) stellte das Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept vor. Christian Hierneis/BN war erkrankt; für ihn trug MdL Ludwig Hartmann vor.

Anwesend war auch Jürgen Trittin. Dazu kamen noch die Befürworter Geschäftsführer Bernhard Schwank (München 2018) und Claudia Roth (Kuratorium München 2018) sowie Boris Schwarz (München 2018). Die Pro-Seite bekam etwa zwei Drittel der Redezeit.

Vesper und Roth hielten den Kritikern mangelnde Redlichkeit, Unwissen und Unwahrheit vor. Süffisant verwies man auf die (Anfang Juli 2010 noch bestehende) Beteiligung von DAV, Naturfreunde, LBV und VCD.

Ein Resultat war, dass sich die Bundestagsfraktion angesichts der Situation der Grünen in Bayern vorerst nicht positionieren wird; dies wird langfristig nicht möglich sein.

München-Splitter

TU-Ringvorlesung
Michael Mangold vom Büro Albert Speer & Partner referierte am 8. Juli 2010 im Rahnen der TUM-Ringvorlesung zu München 2018. Ein Nolympia-Mitglied machte sich dazu einige Notizen:

– Der Redner sprach mehr als 60 Minuten über die Planungen im Bereich Infrastruktur und Verkehr, ohne ein einziges Mal über Kosten zu reden.
– In Schwaiganger können die Nordhänge aus ökologischen Gründen nicht genutzt werden; deshalb werden (wie in Oberammergau) die südlich exponierten Hänge genutzt. Dies bedeutet erhöhten Einsatz von Schneekanonen.
– Die Schienenverbindung München-Garmisch-Partenkirchen wird bis 2018 maximal 4500 Fahrgäste pro Stunde erreichen: Der Großteil der Besucher würde deswegen mit dem Auto kommen müsse.
Von wegen Priorität des Öffentlichen Verkehrs!
– Der Wanktunnel soll 2017 fertiggestellt werden: Der gesamte Verkehr aus Mittenwald müsste dann auf einen Park-and-Ride-Parkplatz nördlich von Garmisch-Partenkirchen geleitet werden.
– Der Bau einer temporären Eisschnelllauf-Halle auf dem Gelände der Hochschul-Sportanlage würde fast das gesamte Freigelände beanspruchen und den Studentensport für mindestens ein bis zwei Jahre stark beeinträchtigen.
– Zunächst ginge es darum, die Spiele zu bekommen. Sobald der Zuschlag erfolgt ist, meinte Herr Mangold, habe die Bewerbungsgesellschaft das IOC in der Hand und nicht umgekehrt.
Der Mann hat anscheinend noch nie vom Host City Contract gehört.

Oberbürgermeister Ude
Ude versicherte in einem Interview: „Ich habe niemals etwas Negatives gesagt über Menschen, die der Olympiabewerbung negativ gegenüberstehen.“ („Natürlich habe ich Nachfolger im Kopf“, in SZ 3.7.2010)
Vergleiche hierzu: Kritisches Olympisches Lexikon: Ude, Christian.

In diesem Interview führte Ude aus, dass der Etat des olympischen Komitees „im Glücksfall nicht dem Steuerzahler zur Last fallen“ wird. Aus Steuergeldern wird die Infrastruktur finanziert, „die wir aber sowieso brauchen. Ich wüsste nicht, wo da die große Geldverschwendung liegen soll.“
Ude versicherte auch (wieder einmal auf eine Anfrage von Stadträtin Krieger), dass er – auch bezüglich der Kostenübernahme der kleineren Austragungsorte – keine Defizite im Budget des Organisationskomitees erwarte: „Die Ausgaben werden die Einnahmen nicht übersteigen.“ Es habe in den vergangenen Jahren keine Defizite bei Olympischen Winterspielen gegeben. (Ude rechnet nicht mit Defizit, in SZ 7.7.2010)
Das ist schlicht und ergreifend unwahr. Vergleiche unter 18 Gründe: Finanzrisiko und Vancouver.
Was nicht ins OCOG-Budget passt, wird ins Non-OCOG-Budget verschoben. Schon ist das Olympische Organisationskomitee schuldenfrei – im Gegensatz zum Rest der Veranstalter.

Olympisches Dorf
Stadt München und Land Bayern haben bereits vor Vergabe der Winterspiele 2018 einen Wettbewerb für das Olympische Dorf (an der Dachauer Straße) und das Medien-Dorf (an der Riemer Messe) ausgeschrieben; das Preisgericht soll am 30.11. und 1.12.2010 tagen. (SZ 2.7.2010)
Vielleicht will man ja auch ohne Olympische Spiele den Baugrund mit vielen hundert alten und zu fällenden Bäumen bebauen!?

1. Münchner Sportfestival
Auf dem abgesperrten Königsplatz versuchten am 4. Juli 2010 die Bewerbungsgesellschaft München 2018 und das Sportamt München, die Begeisterung für München 2018 zu wecken. (Crossboccia vor der Glyptothek, in SZ 5.7.2010)

Ein Zeitzeuge
Der Hamburger Professor für Wirtschaftswissenschaften Wolfgang Maennig bescheinigte München „hervorragende Aussichten, Austragungsort der olympischen Winterspiele 2018 zu werden“. Allerdings sei die Stimmung in der Bevölkerung „durchaus noch verbesserungswürdig“. (Olympische Spiele, in SZ 2.7.2010)

Prof. Maennig wurde 1988 Olympiasieger im Deutschland-Achter und erhielt 2000 den Olympischen Orden. Er verfasste für die (total verunglückten) Olympiabewerbungen Berlin 2000 und Leipzig 2012 Gutachten zur Finanzierbarkeit. Für München 2018 lieferte er Gutachten über die Bewerbungsausgaben und über die Finanzierbarkeit der Spiele (Wikipedia). Im März 2011 trat er als Mitglied der International Real Estate Business School für Wettermanipulationen zum Schutz von Immobilien ein (Die Regenmacher, in SZ 11.3.2011).

DAV-Präsident Röhle tritt zurück

Am 3. Juli 2010 trat Heinz Röhle nach einem klandestin vorbereiteten Putsch bei der Verbandsratssitzung von seinem Amt zurück und gleichzeitig auch aus dem DAV aus.

(Siehe unter Aktuelles)

Hauptgeschäftsführer Thomas Urban („Es gab eine klare Stimmung gegen ihn“) und der neue Interims-Präsident Ludwig Wucherpfennig leugneten jede inhaltlichen Gründe und reduzierten den Präsidentensturz auf den „hierarchischen Führungsstil Röhles“. Urban und Wucherpfennig betonten, „dass es bei der Diskussion in keinster Weise um inhaltliche Fragestellungen ging…“ (Veränderungen im Präsidium des DAV, 5.7.2010).

Es war natürlich ein „Machtkampf zwischen hauptamtlicher Geschäftsführung und gewähltem Präsidium“ (Kratzer 7.7.2010; Gut, Nina, DAV: Präsident steigt vom Gipfel, OVB-online 5.7.2010; Kratzer, Clemens, Röhle: „Das war sehr überlegt“, in alpin.de 7.7.2010

Ludwig Trojok, Mitglied des Verbandsrates des DAV, schrieb dagegen in der September-Ausgabe 2010 des „Neuen Sächsischen Bergsteigers einen Bericht aus der Verbandsratssitzung vom 2. und 3. Juli 2010:

„Zunächst war ich in der Sitzung ebenso wie die meisten meiner Kollegen im Verbandsrat völlig überrascht vom Ton und der Verbohrtheit einiger Mitglieder, die ganz offenbar den Sturz des Präsidenten von vornherein geplant hatten. Eine wüste und dem Niveau des Gremiums höchst unwürdige Debatte wurde vom Zaun gebrochen mit teils haaresträubenden Vorwürfen ans Präsidium, namentlich an den Präsidenten. Dem blieb nach einer Misstrauensabstimmung gar keine andere Wahl als seinen Hut zu nehmen, nachdem sein Friedensangebot, sich zur kommenden Hauptversammlung in Osnabrück zurückzuziehen, nicht akzeptiert wurde.

Über das angespannte Verhältnis von Präsident und Hauptgeschäftsführer braucht man nicht mehr zu spekulieren.

Entgegen aller Beteuerungen waren inhaltliche Fragen bis hin zur Olympiabewerbung sehr wohl von Bedeutung, auch wenn sie in der Diskussion nicht offen benannt wurden. Urban steht ganz offenbar für eine stärkere Ausrichtung des DAV in Richtung Sportverein. Röhle hingegen steht für den Natursportverband.

Beispielsweise war einer der Gründe für die Zuspitzung des Konflikts eine Unstimmigkeit in der Position des DAV zur Frage ‚Alpspix‘ (eine extravagante Aussichtsplattform an der Alpspitze). Die Geschäftsleitung präsentierte einen Entwurf für eine Pressemitteilung, der so windelweich formuliert war, dass man notfalls auch eine Befürwortung des Projektes herauslesen konnte. Dieser Entwurf wurde vom zuständigen Präsidiumsmitglied, das ist Prof. Röhle, beanstandet. Nach einigem Hin-und-her setzte sich Röhle schließlich durch, jedoch erst als er sich per Machtwort die Deutungshoheit des Ehrenamts in solch strategischen Fragen eingemahnt hatte. Nun entsprach die Pressemitteilung unserem Umweltgrundsatzprogramm, das ja solchen Bauwerken kritisch gegenüber steht. Bemerkenswert ist diese Pressemitteilung auch deshalb, weil sie zunächst in der ersten Fassung ohne Kenntnis von Prof. Röhle, wie gesagt dem zuständigen Mitglied des Präsidiums, herausgegeben worden war.

Es wird sehr schwer werden, das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen, vor allem für den Verbandsrat, der ohne Not sehr viel Porzellan zerschlagen hat.“

Man kann also in diesem Fall von einem klaren Putsch der Geschäftsführung (und einschlägiger DOSB-Kreise) und mit ihr kooperierender Funktionäre und Mitglieder gegen Heinz Röhle sprechen; der Hauptgrund dürfte in dem weiterhin emsig betriebenen olympischen Engagement des DAV sprechen. Dass Urban und Wucherpfennig unisono die inhaltliche Komponente leugnen, wirft ein bezeichnendes Licht auf beide Personen.

Ich selbst bin unabhängig von Röhles Schritt einen Tag später ausgetreten: Der überfällige Schritt wurde durch die „Naturschutztagung“ des DAV mit dem Titel „Vielfalt im Alpenraum bewahren“ bewirkt. Diese Veranstaltung vom 24. bis 26. September 2010 war als Jubelveranstaltung für München 2018 konzipiert und wurde ausgerechnet auch noch in Garmisch-Partenkirchen angesiedelt. Es kamen nur Befürworter zu Wort, und eine Exkursion bot unter der Scheinfrage „Können Olympische Winterspiele natur- und landschaftsverträglich sein?“ einen Ausflug zum „Sportstätten-Areal nach Garmisch-Partenkirchen“, sehr wahrscheinlich noch mit Besichtigung des landschaftszerstörenden Kandahar-Ausbaus.

Der DAV sollte seine Anerkennung als Naturschutzverband spätestens jetzt zurückgeben.

(siehe unter Aktuelles Göf Mitbegründer kündigt beim DAV und Kritisches Olympisches Lexikon: Deutscher Alpenverein, olympisch

Nolympia

Am 5. Juli 2010 traf sich der Nolympia-Steuerkreis.

Bürgerbegehren Oberammergau

Am 2.7.2018 reichte die Bürgerinitiative 773 Unterschriften für ein Bürgerbegehren ein, die in weniger als einer Woche gesammelt worden waren: Nötig gewesen wären nur 410. „Die Rückmeldungen während der vergangenen Woche deuten außerdem an, dass sehr wahrscheinlich eine Mehrheit der Oberammergauer die Austragung von Olympischen Wettkämpfen auf dem Gemeindegebiet ablehnt. Am 14. Juli wird nun der Gemeinderat seine nächste Sitzung abhalten, auf der das Bürgerbegehren besprochen werden muss.“ (Email-Mitteilung 2.7.2010, siehe auch unter „Aktuelles“)

Das war dann gar nicht mehr nötig, denn die Bewerbungsgesellschaft scheute augenscheinlich das Abstimmungsergebnis. Am selben Tag wurde der Standort Oberammergau gestrichen. „Wir aktivieren Plan B“, wurde ein Mitarbeiter zitiert. (Standort Oberammergau wird gestrichen, in spiegelonline 2.7.2010)

Eine Ursache bestand auch in den fehlenden Unterschriften der Grundeigner: Nur 50 der 188 Eigentümer hatten bis zum Stichtag 2. Juli der Bebauung ihrer Wiesen zugestimmt. Bis zuletzt bearbeiteten Bürgermeister Nunn, die Bewerbungsgesellschaft, die Staatsregierung und der Bauernverband vergebens die Eigentümer. (Riedel, Katja, Oberammergau will ausscheren, in SZ 3.7.2010; Hutter, Ludwig, Landwirt erbost: „Keinen Quadratmeter für Olympia“, in merkur-online 5.7.2010)

Die Garmisch-Partenkirchner Grünen freuten sich: „Wir gratulieren dem Ammertal zu diesem Erfolg, der zeigt, dass gegen Gigantomanie und Größenwahn ein demokratisches Kraut gewachsen ist. Leider kommt es wohl nun nicht mehr zu einem Bürgerentscheid, der Fakten geschaffen hätte. Aber es gibt dennoch harte Zahlen: Von 188 Grundstücksbesitzern hätten nur 50 der Nutzung ihrer Flächen für Olympia zugestimmt. Das sind gerade mal 26 %. Betrachtet man das von der anderen Seite bedeutet das: 74 % sind gegen Olympia!“ (www.gruene-gap.de 13.7.2010)

Der Oberammergauer Bauer Toni Mangold wäre mit 35 Hektar betroffen gewesen und wollte zunächst mitmachen, bis er merkte, dass die Bewerbungsgesellschaft auf das Konzept der Regionalvermarktung nicht einging: „Die haben ihre festen Verträge mit Coca Cola und McDonald’s, da ist kein Platz für einen kleinen Metzger, der seine eigenen Würscht’ verkaufen möchte.“ Nach vielen Gesprächen stand für Mangold fest, „dass die einfach unseren Grund und Boden wollen und erst nach und nach rausrücken, was alles noch dazu kommt.“ Eine weitere Begründung „Bis man eine Blumenwiese wieder so hinbringt, das dauert Jahre. Ich hab schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, als ich Flächen an der Umgehungsstraße zur Verfügung gestellt hab’. Dort ist dann nur noch das japanische Springkraut gewachsen“ (Hutter 5.7.2010).

An dieser Stelle sei erneut die Frage gestellt, warum der Bauernverband ausschließlich die Interessen der Bewerbungsgesellschaft vertritt und nicht die seiner Klientel, nämlich der Bauern!

Willy Bogner stellte dagegen fest: „Leider haben die Grundstückseigentümer diese Chance nicht genutzt.“ (Spiele auf dem Pferdegut, in SZ 6.7.2010)

Dagegen schrieb die Oberammergauerin Katharina Floßmann in einem Leserbrief an die SZ vom 12.7.2010: „Eigentlich war schon seit der Veranstaltung von Nolympia im Oberammergauer Pfarrsaal klar, dass das alte Gemeinderatsvotum von 19:1 kaum als repräsentativ für den gesamten Ort gelten kann. Unsere wunderbare intakte Landschaft ist sehr vielen im Dorf wichtiger als fragwürdige Gewinne und das billige Lob oder der herablassende Ton von ein paar hohen Damen und Herren aus GAP, München oder sonst wo. Wer möchte denn jahrelang auf einer Baustelle wohnen oder gar hier Urlaub machen…“

Und Harald K. schrieb am 14. Juli 2010 an Bürgermeister Nunn: „Liebe Bürger Oberammergaus, danke für Ihre standhafte Haltung… Als 2-Jahre-langer Ex-Bürger Ihrer wunderschönen Gemeinde freue ich mich darüber besonders und habe spontan beschlossen, DESWEGEN einen meiner nächsten Urlaube in Oberammergau zu verbringen. Für den Erhalt der Bayerischen Natur und Kultur – gegen das (angeblich) schnelle Geld! Danke, von Herzen!“

Gut Schwaiganger

Ersatzstandort wurde Gut Schwaiganger, das erstmalig 955 erwähnt wurde und seit 90 Jahren im Besitz des Bayerischen Staates ist: Hier gibt es keine widerspenstigen Bauern oder Grundstückseigner.

Seit 2004 ist hier das Lehr-, Versuchs.- und Fachzentrum für Pferdehaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. 255 Warmblüter, 65 Kaltblüter und 33 Haflinger leben derzeit hier, betreut von 43 Angestellten. Es umfasst 750 Hektar Grund und liegt nahe der Autobahn A 95. Am Pfingstwochenende, 2010 zur Heimat- und Brauchtumsmesse waren 20.000 Besucher gekommen. (Mühleisen, Stefan, Pferdekultur und Tradition: Das ist der neue Olympia-Standort, in merkur-online 7.7.2010)

Diese Brauchtums-Messe sähe durch München 2018 auf Jahre anders aus.

Die unermüdliche grüne Münchner Stadträtin und Olympia-Lobbyistin Sabine Krieger mahnte: „In Ohlstadt darf es nicht wieder so extreme Proteste geben.“ (Lode, Silke. Merkel soll sich einmischen, in SZ 8.7.2010)

Auch im Fall Schwaiganger stellte Krieger Anfang Juli die Pflichtfragen zur Umweltverträglichkeit an OB Ude, um von ihm den ökologischen Persilschein zu erhalten. (Olympia in Ohlstadt – Grüne fragen nach ökologischen Folgen, PM 7.7.2010) Antwort Ude:

– An keiner Stelle müsste bei der Münchner Bewerbung in geschützte Biotope oder Naturschutzgebiete eingegriffen werden (S. 14).

Stimmt nicht; später wird es heißen, in Schwaiganger würden Biotope „tangiert“. Außerdem sind in München drei Biotope betroffen und in Garmisch-Partenkirchen streng geschützte Bereiche.

– Eine Beeinträchtigung des Gestüts während der Wettbewerbe könne „noch nicht ganz ausgeschlossen werden“ (S. 14).

Gerüchte besagten kurz darauf, dass dies dann das Ende des Gestüts bedeuten könnte.

– Bei der Beschneiung mit Wasser aus der Loisach kann München 2018 aufzeigen, „wie in Zukunft der ökologisch verantwortliche Umgang mit Technikschnee im alpinen und nordischen Bereich weiterentwickelt werden kann“ (S. 17).

Indem an den Beschneiteichen der Kandahar Kühltürme zum Herunterkühlen des Wassers aufgebaut werden und in Schwaiganger das Loisach-Wasser gekühlt werden müsste.

(Quelle: Rathaus Umschau 29.7.2010, S. 13ff)

Die eingeplanten Flächen liegen genauso in der Sonne wie in Oberammergau (Höhenlage 837 mNN) – aber noch tiefer (660 mNN). Selbst Befürworter sehen den Umzug skeptisch: Während Oberammergau eher ein Schneeloch sei, ist Schwaiganger im Winter der Sonne ausgesetzt und meist schneefrei.

Olympia-Botschafter Stefan Gaisreiter wusste dagegen: „Da, wo die Spiele jetzt geplant sind, ist es sehr schneesicher. Das ist die sicherste Nord-Schattenlage überhaupt im Tal.“ (Schwaderer, Stephanie, Sebald, Christian, Olympische Spiele – tiefer gelegt, in SZ 6.7.2010)

Der Unterhalt von Schwaiganger kostet derzeit 2,5 Millionen Euro: Das Gestüt nimmt eine Million Euro ein. Der Sprecher des bayerischen Landwirtschaftsministeriums Wörner bekräftigte: „Die Pferdezucht darf nicht beeinträchtigt werden“ (Lory, Roland, Verdeckte Karten, in Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, 9.7.2010; Mühleisen 7.7.2010)

Darauf wird man zurückkommen müssen – sollte München 2018 erfolgreich sein, wonach es derzeit nicht aussieht.

Bei einem Besuch am 20.7.2010 stellten die Mitglieder des Bund Naturschutz fest, dass die dortigen Mitarbeiter – in Fortsetzung der Informationspolitik in Oberammergau und Garmisch-Partenkirchen – in keinerlei Pläne eingeweiht waren. Der Garmisch-Partenkirchner  BN-Vorsitzende Axel Doering berichtete, dass auch hier über 25 Millionen Euro für temporäre Bauten verschwendet werden sollen, obwohl es anderswo fertige Sportstätten gibt. Schwaiganger sei bereits der dritte Standort, der nach Angaben der Bewerbungsgesellschaft „hervorragend geeignet“ ist. „Es wird Zeit, endlich die gesamte Bewerbung ‚München 2018’ einzustellen!“ (BN GaP, Wie geht es mit der Pannenbewerbung „München 2018“ weiter nach dem Aus für Oberammergau? PM 4.7.2010)

„Nachhaltiges“ Garmisch-Partenkirchen

Am 12.7.2010 stellte Bürgermeister Schmid und der Umweltbeauftragte der Gemeinde, Prof. Wolfgang Seiler vor etwa 50 Zuhörern das Modell „Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen“ vor. Während Schmid kurz nach der Begrüßung wieder ging, stellte Seiler für jedes Modell auch einen jeweils angereisten Vertreter vor, der dann nur wenige Minuten zum Vorstellen seines Projektes hatte. Allein die Reisekosten dürften in die Tausende von Euros gegangen sein, von den endgültigen Kosten der Projekte selbst ganz zu schweigen.

Seiler sprach an diesem Abend des Öfteren von der Möglichkeit des „Abgreifens öffentlicher Gelder“. Bis 2018 würden elf Millionen Euro zur Verfügung stehen. (Zukunftsplan bis 2050, in merkur-online 13.7.2010)

Die Projekte selbst verkörperten den ökologischen Stand des 20. Jahrhunderts, um es milde auszudrücken. Deren Inhalte bestanden vor allem in einer Aneinanderreihung ökologischer Sprechblasen.

Bei allen Vortragenden zeigte jede Powerpoint-Darstellung das Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018.

Reales Garmisch-Partenkirchen

In Garmisch-Partenkirchen sollten 20 Landwirte Grundstücke verkaufen oder eintauschen. Die insgesamt 78 betroffenen Grundstückseigentümer (temporäre Flächen) hatten den Vertragsentwurf mit 16 Seiten erst fünf Tage zuvor bekommen und sollten ihn bereits unterschrieben zu einem Infoabend mitbringen, von dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen blieb. Die Unterschrift sollte mit 250 Euro belohnt oder besser: beeinflusst werden. „Was auf jedem einzelnen Stück Land geschehen soll, wird nicht schriftlich fixiert – für viele Eigentümer ein Grund, warum sie den Vertrag ablehnen.“ (16 Seiten voller Klauseln, in SZ 9.7.2010)

Der von München 2018 angebotene Pachtzins entspricht gerade einmal der Nutzung einer landwirtschaftlichen Verpachtung: Die allerdings hinterlässt das gepachtete Lad in der Regel unbeschädigt – im Gegensatz zur Umnutzung durch München 2018.

Einige der Eigentümerfamilien waren bereits für die später abgesagten Olympischen Winterspiele 1940 enteignet worden und sollen nun für München 2018 Land zur Verfügung stellen.

Ignaz Streitel, 22 Jahre Vorsitzender der Weidegenossenschaft Garmisch, 30 Jahre CSU-Gemeinderat, 24 Jahre im Kreistag, stellte fest: „Der Großteil ist nicht dafür. Der Vertragsentwurf ist so schwammig, da kann man gar nicht sofort unterschreiben.“ Politik und Bewerbungsgesellschaft „halten die Leute doch für blöd“. (Widerstand gegen Olympia 2018 wächst, in merkur-online 9.7.2010)

Streitel wollte sich auch bei der Unterschriftenaktion engagieren, die vom Netzwerk Nolympia initiiert wurde, um ein Bürgerbegehren vorzubereiten. (Riedel, Katja, Bauern können Olympia-Bewerbung blockieren, in SZ 7.7.2010)

Nun kam Staatskanzleiminister Siegfried Schneider ins Spiel. „Ich muss es so deutlich sagen, ohne Garmisch wird es kein Olympia geben können… Olympia ist auch eine riesengroße Chance für Garmisch-Partenkirchen.“ (Lode, Silke, Riedel, Katja, Szymanski, Mike, „Ohne Garmisch gibt es kein Olympia“, in SZ 9.7.2010)

Und da sein Chef die Bewerbung inzwischen zur Chefsache gemacht hatte, musste Schneider die nächsten Wochen spuren.

So soll nach dem Willen der Bayerischen Staatsregierung eine „Alpine Hochschule für Nachhaltigkeit“ Arbeits- und Ausbildungsplätze in GaP schaffen.

Dieses Bonbon soll die Akzeptanz erhöhen. Eventueller fataler Effekt: Zuerst zerstört man die alpine Region Garmisch-Partenkirchen, um nachher hier und anderswo die Zerstörung untersuchen und analysieren zu können.

Dazu kommt die manische Hybris von Bürgermeister Schmid, der die Übernachtungszahlen von 1,2 auf 2,2 Millionen bis 2017 steigern möchte mit Fünf-Sterne-Hotel, Multifunktionshalle und touristischer Masterplan eines schon des öfteren gescheiterten Planers. Der neue Slogan von GaP „Entdecke deine wahre Natur“ offenbart Konsumsteigerung, Straßenbau und Verschuldung auf höchstem Niveau – verwunderlich, dass es noch keine Zwangsverwaltung wie in Oberammergau gibt.

Gleichzeitig wird der Kramertunnel begonnen und der Wanktunnel geplant. (Beck, Sebastian, Tausendsassa im Tunnel, in SZ 10.7.2010)

Dann können die Pkw mit den Gästen dann besser GaP umfahren; allerdings werden auch tausende Lkw auf der dann um 100 Kilometer kürzeren Route München-Mailand durch das schöne Loisachtal brettern.

Am 12.7.2010 trafen sich der Landesvorsitzende der Grünen Dieter Janecek, Grünen-MdL Ludwig Hartmann, der BN Garmisch-Partenkirchen und Wolfgang Zängl (GÖF) in Garmisch-Partenkirchen mit der Vorsitzenden des Umweltausschusses des Bundestages, Eva Bulling-Schröter (Die Linke). Axel Doering zeigte ihr vor Ort die verheerenden Folgen des Kandahar-Ausbaus für die Ski-WM 2011. Bulling-Schröter hielt Olympische Spiele angesichts der leeren Kassen „weder ökologisch noch ökonomisch und sozial machbar“. Zur Finanzplanung stellte sie fest: „Sie ist so in Scheibchen zerlegt, dass das niemand weiß. Das ist schlampig und dilettantisch.“ (Unterschriftenliste gegen Olympia 2018, in zeitonline 12.7.2010)

Die Kosten des Ganzen

Am 15.6.2010 stellte MdL Ludwig Hartmann eine Schriftliche Anfrage an die Staatsregierung bezüglich der Stellung der Sponsoren zu Auftragnehmern von München 2018. Die Antwort erfolgte mit Drucksache 16/5632 des Bayerischen Landtages.

– Auftragnehmer waren George Hirthler (Planung und Text Bid Book); Markus Knecht (International Communications); Carlos Garcia (International Media); John Tibbs Associates Ltd. (International Communications); Albert Speer & Partner/ARGE München 2018 (Masterplanung); Deloitte & Touche GmbH (Beratung/Erstellung OCOG-Budget für das Bid Book); Dieter Kühnle (International Relations); Deutsche Sporthochschule Köln/Ökoinstitut e.V. (Umwelt-Screenings; Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept).
Das gesamte Auftragsvolumen betrug 8,769 Millionen Euro zum 12.7.2010.
– Sowohl Albert Speer & Partner als auch Deloitte sind als Berater tätig, die einen Teil ihrer Beratungsleistung als Sponsoringleistung erbringen.
– Über die Höhe der Honorare wird nicht Auskunft gegeben.
– Die vertraglich gesicherten Sponsorenmittel der Bewerbungsgesellschaft betrugen 22,9 Mill. Euro zum 8.7.2010, davon waren 16,4 Mill. Euro Geldleistung und 6,5 Millionen Euro Sachleistung. Die Kreditverbindlichkeiten beliefen sich zum 8.7.2010 auf 2,722 Mill. Euro. „Die Darlehen werden mit einem Zinssatz von 0,5 % p.a. verzinst.“ (Drucksache 16/5632
Das nennt man doch ein günstiges Kreditangebot!

Hartmann fragte dann noch nach, ob die Staatskanzlei ihre These, dass es „noch nie ein Defizit bei Olympia gegeben habe“ durch empirische Daten belegen kann.

Vergleiche 18 Punkte: Finanzrisiko; Vancouver.

Die Staatskanzlei antwortete, dass das Budget für die Durchführung der Spiele, das sogenannte OCOG-Budget einen Überschuss in drei Austragungsorten ergeben hätte und ein ausgeglichenes Budget in Sarajevo (1984), Calgary (1988) und Salt Lake City (2002); in Albertville (1992) , Nagano (1998) und Turin (2006) erbracht habe.

Das ist ein Uralt-Trick vom IOC, das OCOG-Budget einigermaßen ausgeglichen zu gestalten und in das Non-OCOG-Budget alles hineinzustopfen, was die hohen Kosten verursacht, scheint der bayerischen Staatsregierung nicht bekannt zu sein. Dabei zahlt Nagano nach wie vor Milliarden ab; die Stadt ist praktisch pleite. Ähnlich die anderen Orte einschließlich Vancouver 2010. (Siehe Link „Erfahrungen“)

Am 14.7.2010 schrieb der Münchner Bernd Michl einen Brief an den Münchner Oberbürgermeister Ude und alle Stadtratsfraktionen, in dem er auf die hohe Verschuldung Münchens (2,3 Mrd. Euro) und das hohe Defizit von Olympischen Winterspielen hinwies. Eine Olympiabewerbung würde auch nicht zu den Pflichtaufgaben der Kommunen gehören. Michl bezweifelte, dass Ude bzw. der Stadtrat das Recht hätten, Milliardenschulden anzuhäufen und forderte deshalb, die Bewerbung München 2018 zurückzuziehen.

Bewerbungsgesellschaft München 2018

Anfang Juli 2010 stockte die Bewerbungsgesellschaft ihr Direktorium von drei auf sechs Mitglieder auf. (Olympiagesellschaft erweitert Direktorium,, in SZ 10.7.2010)

Nicht nur der Personalapparat geriet immer teurer. Das Geld wurde knapp.

So vermerkte Jens Weinreich, dass Bid Book schreibende Olympiastrategen durchaus 8000 Euro pro Tag berechnen würden. (Weinreich, Jens, Alles, nur kein Lobbyist, in SZ 16.2.2010) Und die Kosten für geplante Filmprojekte (von Bogner höchstpersönlich gedreht) sollten statt einer nun vier bis fünf Millionen Euro kosten. Nach Informationen der SZ lagen die Kosten der Bewerbung damit bereits bei 40 Millionen Euro. (Kistner, Thomas, Mayer, Christian, Frust beim Frontmann, in SZ 14.7.2010)

Anfang Juli 2010 forderte Willy Bogner zunächst eine Erhöhung des Budgets von München 2018 von 30 auf 47 Millionen Euro, reduzierte dann die Forderung auf 37 Millionen Euro. Da aus der Wirtschaft nichts mehr kommen würde, „muss die Politik uns helfen. Selbstverständlich, dran geht kein Weg vorbei“ (Pfeil, Gerhard, Schwammige Verträge, in Der Spiegel 29/18.7.2010; Olympia 2018: Münchner Bewerbung vor Zerreißprobe, in www.sport.de 13.7.2010). Und Bogner drohte bei Nichterfüllung mit Rücktritt.

MdL Ludwig Hartmann äußerte: „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, in welchem Zustand die Bewerbungsgesellschaft ist“ (Kristlbauer, Matthias, Deutschländer, Christian, „Mehr Geld für Olympia“ – Bogner verwirrt mit Rücktrittsdrohung, in merkur-online 13.7.2010). Der bayerische Vorsitzende der Grünen, Dieter Janecek forderte ein Ende des „Pleiten- und Pannen-Projektes“: „Es ist an der Zeit, das Projekt Olympia 2018 zu beerdigen.“ (Blog 14.7.2010)

Bogner äußerte eindrucksvoll: „Wenn ihr die Spiele nicht wollt, kriegt ihr sie nicht“ („Wenn ihr die Spiele nicht wollt, kriegt ihr keine“, in SZ 15.7.2010

Darauf könnte Nolympia sofort eingehen!

Die Mehrheit der Grundeigentümer boykottierte inzwischen die Verhandlungen mit der Gemeinde. Von 18 Eigentümern erschienen nur zwei. Der Dritte Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Hannes Krätz (Freie Wähler) berichtete dagegen, dass die Verhandlungen mit den Grundeigentümern gut liefen; man habe bereits den Großteil der Bauern gewinnen können. Ein Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft sah den eklatanten Widerspruch zu den Presseberichten der letzten Tage und äußerte: „Da lügt einer, anders ist das gar nicht zu erklären“ (Sebald, Christian, Rätselhaftes Schweigen, in SZ 16.7.2010).

Wie man an der weiteren Entwicklung der Baupläne sehen wird, hat einer wirklich gelogen.

Am 15. Juli 2010 fand eine Pressekonferenz anlässlich der Gesellschafterversammlung der Bewerbungsgesellschaft München 2018 in der Bayerischen Staatskanzlei statt. Das Budget wurde von 30 auf 33 Millionen Euro erhöht.

Die Grüne Jugend München protestierte mit dem Slogan: „Keine Steuergelder für Olympia“. Der Antrag dazu wurde dann am 26.7. bei der Stadtversammlung der Münchner Grünen eingebracht. (PM 15.7.2010)

Ministerpräsident Seehofer äußerte dagegen zufrieden: „Ich habe in keinem Bereich noch irgendwelche Zweifel.“ Seehofer forderte außerdem die Presse auf, bei dieser „Angelegenheit von nationalem Rang“ etwas freundlicher zu berichten (Kemnitzer, S., Hübner, B, Mit aller Macht, in taz 16.7.2010)

Seehofer machte seit Mitte Juli 2010 die Bewerbung zur „Chefsache“. Er sagte: „Wir haben genug Projekte in der Pipeline, um genügend Sponsorengelder für die Bewerbung zu akquirieren.“ (Fahrenholz, Peter, Lode, Silke, Sebald, Christian, Mehr Geld für Olympia, aber nicht genug, in SZ 16.7.2010; Weinreich, Blog, München 2018 und der intransparente Umgang mit Steuergeldern, 16.7.2010).

Seehofer gab außerdem vor, offiziell keine Steuergelder einsetzen zu wollen. Dafür werden dann im September 2010 Sponsoring-Gelder in Millionenhöhe des staatseigenen „Lotto Bayern“ für München 2018 sowie weitere öffentliche Gelder fließen.

Aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer er dies tut: Künftig wird sich die Bayerische Staatskanzlei mit Seehofers Adlatus Minister Siegfried Schneider stark einmischen und Gelder öffentlicher Sponsoren (Lotto Bayern) in der politischen Landschaft verteilen. Schon Franz Josef Strauss war der Ansicht, dass es sich bei öffentlichen Geldern um das Geld der Staatsregierung (vulgo CSU) handelt – und nicht um das Geld der Steuerzahler. Und Schwaiganger ist öffentlicher Grund.

Stimmen von München nach Garmisch-Partenkirchen

Oberbürgermeister Ude teilte auch bei der Eröffnung der Oktoberfest-Ausstellung im Münchner Stadtmuseum nach Garmisch aus. Münchner Bürger hätten ihre Grundstücke für das Oktoberfest zur Verfügung gestellt: „Dies als kleine Botschaft nach Garmisch“ (Fahrenholz, Peter, Andrang wie bei der echten Wiesn, in SZ 10.7.2010).

Der Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, polterte Richtung Garmisch: : „Mir gehen diese Quertreiber in Alpennähe gegen den Strich“ (Fußballgott, hilf! in SZ 15.7.2010).

Ähnliche Zitate siehe  unter Aktuelles: Mitteilungen an die Bürger in Garmisch-Partenkirchen

Garmisch-Partenkirchner Grund

Die Bewerbungsgesellschaft fuhr mit immer größeren Abordnungen ins Werdenfelser Land. 78 Grundeigentümer in GaP müssten der Bewerbungsgesellschaft Land überlassen. Deshalb reiste Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zu einem Termin mit den Bauern an: Aus Kreisen der Landwirte verlautete, dass sie nicht kommen wollten. Auch einen zweiten Termin am 21.7. ließen die Landwirte platzen. Am selben Tag traf sich der Garmisch-Partenkirchner Gemeinderat: Bürgermeister Schmid erledigte die Tagesordnung Punkt für Punkt, auf der Olympische Spiele kein Themas waren und über die er auch Informationen verweigerte.

(Brunner soll Bauern für Olympia gewinnen, in SZ 19.7.2010; Riedel, Katja, Sebald, Christoph, Szymanski, Mike, Bauern wollen Olympia nur auf US-Golfplatz, in SZ 23.7.2010)

Der Landwirt Ignaz Streitel (CSU-Mitglied seit 1962) urteilte über die Bewerbung: „Das ist eine große Schwindelbande. Olympia ist für uns gestorben.“ (Pfeil, Gerhard, Schwammige Verträge, in Der Spiegel 29/18.7.2010)

Die Grundbesitzerin Anna Maria Reindl stellte fest: „Das ist ein echter Bauernaufstand, was wir hier erleben“ (Riedel, Katja, Aufstand der Bauern, in SZ 14.7.2010). Sie bekräftigte ebenfalls: „Wir bekommen hier Verträge vor den Latz geknallt, ohne dass wir überhaupt wissen, worüber wir verhandeln.“ In ihrem Vertrag stand kein Verwendungszweck. Als sie mit anderen Landwirten die Einsicht in die Pläne verlangte, wurde dies verweigert. „Ob sie die neue Bauernsprecherin sei, soll der Bürgermeister geantwortet haben. Und das Futter, das könnten die Bauern doch nun aus Oberammergau holen“ (Riedel, Katja, Garmischer Schlachtfelder, in SZ 14.7.2010).

Axel Doering von der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen  schrieb am 14.7.2010 in der Pressemitteilung „Die Chaostruppe der Bewerbungsgesellschaft München 2018 hat offenbar nicht einmal mehr den Bewerbungsetat im Griff.“ Die Steigerung auf 37 Millionen Euro wirft die Frage auf: „Was machen die Bewerber mit dem Geld eigentlich?… Mit Schwaiganger behauptet man – nach Kaltenbrunn und Oberammergau – inzwischen zum dritten Mal, einen hervorragenden Standort gefunden zu haben.“ Auch in GaP ist der Widerstand inzwischen eine Bewegung: „Denn der Umgang mit den Grundbesitzern ist miserabel. Sie bekommen immer nur ganz kleine Kartenausschnitte gezeigt, damit sie nie das gesamte Ausmaß der Baumaßnahmen und Eingriffe beurteilen können…

Die Unterschriftensammlung des Netzwerkes Nolympia wird zeigen, dass auch die Behauptung der Bewerber, dass die Bewerbung von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen wird, nicht stimmt.“ Dort steht der Text:

„Unterschriftensammlung zum Erhalt unserer Landschaft – Einstellung der Planungen zur Münchner Olympia-Bewerbung 2018:

Angesichts der ökologischen und finanziellen Schwierigkeiten, die bei der Durchführung der Spiele im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu erwarten sind, lehne ich die Münchner Bewerbung für die olympischen Winterspiele 2018 ab.“ (Siehe Link)

In kurzer Zeit konnten in Garmisch-Partenkirchen 2500 Unterschriften gesammelt werden.

Die Bäuerin Veronika Bartl befürchtete, dass durch die Spiele ihr Grund und Boden zerstört wird – mit üblen Folgen: „Da heißt es doch bestimmt, die Wiesen sind jetzt schon so kaputt, dass man sie auch zu Bauland umwidmen kann.“ Und Anna-Maria Reindl befürchtete: „Es geht hier nicht um zwei, drei Wochen, sondern um drei bis vier Jahre, in denen die Landwirte ihre Wiesen nicht nutzen können. Da geht schon die Existenzangst um“ (Etscheit, Georg, Die Spiele kippen, in Die Zeit 22.7.2010).

Am 21.7.2010 wurde von der Bewerbergesellschaft das „Verkehrskonzept Snow Park“ vorgestellt. Es sah folgende Parkplatz-Aufteilung vor: Großweil-Pömetsried ca. 2.800 Pkw, Eschenlohe/Ohlstadt ca. 3.500 Pkw. Oberau ca. 1.700 Pkw, Farchant ca. 2.000 Pkw, Partenkirchen ca. 1.700 Pkws, Garmisch/Grainau ca. 2.100 Pkw: macht zusammen 13.800 Stellplätze. Diese Zahlen waren schon kurz danach Makulatur, als bekannt wurde, dass allein in Grainau 2.750 Pkw eingeplant wurden.

Keine Kommunikation

Der Bürgermeister von Grainau stellte Mitte Juli 2010 fest: „Es hat keine Gespräche mit den umliegenden Gemeinden gegeben.“ (Hoffmann, Nadja, Kreisräte unterstützen Bewerbung vorerst nicht, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.7.2010)

Der Kölner Stadtanzeiger stellte Mitte Juli fest: „Die ‚NOlympia-Bewegung’ könnte sich zu einem Flächenbrand entwickeln. Widerstand regt sich nun auch in Garmisch-Partenkirchen. Auch dort ärgern sich Bütrger darüber, dass über ihr Land schon verfügt wird, ohne ihre konkrete Zustimmung einzuholen“ (Bachmann, Olaf, Olympia ohne „mia“, in ksta.de 13.7.2010)

Vier Freie Wähler wollten den Kreistag im Landkreis Garmisch-Partenkirchen für eine Abstimmung zur offiziellen Unterstützung der Bewerbung bewegen; alle vier kamen nicht zur Sitzung. Der Kreistag lehnte eine Stellungnahme am 15.7.2010 ab und verschob die Abstimmung auf 29.7.2010.

Bayerisches Kabinett in Garmisch-Partenkirchen

Am 27. Juli 2010 tagte das komplette bayerische Kabinett in Garmisch-Partenkirchen. Gleichzeitig konnte man den Beginn einer Landschaftszerstörung größten Ausmaßes betrachten: Seehofer machte den feierlichen Spatenstich zum völlig verplanten Kramertunnel. Es wird hier über Jahre trotz vieler Einsprüche des Bund Naturschutz nunmehr die landschaftsschädlichste Trasse von 1982 verwirklicht. Im Hintergrund stand auf den Transparenten der Protestierenden „Alpspitze und Waxenstein hüllen sich in Trauer ein“; „Entdecke deine wahre Natur“ inmitten von Landschaftszerstörung pur? und „Schlechteste Lösung gebaut – Unsere Heimat versaut!“

Das Planfeststellungsverfahren wurde zehn Monate nach Vergabe der Ski-WM im Mai 2006 nach Garmisch-Partenkirchen bei der Regierung von Oberbayern eingereicht; in der Rekordzeit von acht Monaten erging der Planfeststellungsbeschluss. Begründung: Nur so könne eine Fertigstellung noch vor Beginn der Skiweltmeisterschaft garantiert werden!

„Wegen eines 10-tägigen Skispetakels erniedrigt sich ein Innenminister und bedankt sich noch für eine Niederlage, ein Ministerialdirektor bittet um Schützenhilfe gegen den Bund Naturschutz, und der Bürgermeister von GaPa verleugnet die Interessen seiner Gemeinde und bedankt sich auch noch dafür, dass unsere ‚Freunde’ dessen fundamentale Interessen mit Füßen treten.“ (Andreas Keller, Bund Naturschutz, Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen: Spatenstich für den Bau der Bundesstraße 23 mit Kramertunnel – kein Grund zum Feiern“

Brief an das IOC

Am 11.7.2010 informierte MdL Ludwig Hartmann in einem Brief IOC-Präsident Rogge über den Ausstieg Oberammergaus als Austragungsort und forderte ihn auch im Namen von Nolympia auf, das Konzept der Spiele wegen der verheerenden finanziellen und ökologischen Konsequenzen für die austragenden Orte zu überarbeiten. „In den Augen von immer mehr Menschen sind diese nicht mehr ein Symbol der Völkerverständigung, sondern nur noch eine riesige Kommerzveranstaltung, die öffentliche Kassen plündert und zerstörte Wiesen und Berglandschaften hinterlässt. Solange Ihre Veranstaltungen nur der Profitmaximierung dienen und auf dem Rücken von Mensch und Natur ausgetragen werden, wollen wir diese hier nicht haben.“

18 „Irrtümer“

Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 versuchte am 20.7.2010, mit einem elfseitigem Papier die „18 Gründe gegen Olympia“ auf www.nolympia.de zu entkräften. DOSB-Generaldirektor Vesper wies Vorwürfe der Intransparenz zurück: „Transparenz war von Anfang an da, nur nicht die Pläne.“ Das Mini Bid Book sei auch auf der Homepage einzusehen.

Das wurde nie bestritten: Es war aber selbst am 20. Oktober 2010 nicht ausdruckbar; soviel zu „Transparenz“.

Es gebe das Mini Bid Book  zwar nur in englischer und französischer Sprache, „aber das sei allgemein verständlich, auch in Garmisch-Partenkirchen“. Mit den Grundstückseigentümern sei man von Anfang an im Gespräch gewesen. Die Straßen-Infrastruktur sind „ohnehin geplante Maßnahmen“ und würden sowieso durchgeführt.

Das ist eine beliebte Behauptung des IOC und des DOSB, aber falsch: Einige der Maßnahmen sind zwar im Bundesverkehrswegeplan genannt, aber sehr weit hinten und in weiter Ferne.

(München 2018 gibt 18 Antworten auf Irrtümer zur Bewerbung, PM 20.7.2010; Lode, Silke, Riedel, Katja. 18 Gründe für die Spiele, in SZ 21.7.2010)

Geschäftsführer Schwank behauptete: „Man muss das Gespräch suchen und auf die Menschen zugehen“ („München 2018“ startet neue Gesprächsoffensive, in zeit.de 20.7.2010)

Grünen-Vorsitzender Dieter Janecek nannte zur behaupteten Transparenz „den größten Witz der Bewerbung Bislang sind weder Wirtschaftsplan noch Etats bekannt. Die Behauptung, dass quasi schon alles vorhanden sei, ist genauso falsch wie die Behauptung, dass für die Durchführung der Spiele keine öffentlichen Gelder benötigt würden. (Janecek, Dieter. 18 „Irrtümer“ im Schnelldurchlauf, Blog 21.7.2010)

Die fehlende Transparenz bewies zwei Tage später, am 22.7. Anna Lena Mühlhäuser, die „Projektleiterin Kommunikation“ der Bewerbungsgesellschaft: Sie sandte an eine Garmisch-Partenkirchnerin den Wirtschaftsplan – mit leeren Titeln, also ohne eine einzige Zahl. Und auf die Frage nach den 70 Prozent Zustimmung zu München 2018 antwortete Mühlhäuser am 27.7.2010, die Zahl „stammt vom Internationalen Olympischen Komitee. Wir haben leider keine Informationen dazu, wann und unter welchen Umständen diese Umfrage stattgefunden hat“.

Oder ob diese Umfrage überhaupt stattgefunden hat – oder die 70 Prozent frei erfunden sind… (Siehe unter Aktuelles Vorsicht mit Statistiken die man nicht selbst gefälscht hat)

Das österreichische Bundesland Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck bot unterdessen an, für Garmisch-Partenkirchen einzuspringen. (Olympia-Geheimplan: Bürgermeister als Bauernopfer, in merkur-online 25.7.2010) Dazu passte die Entdeckung, dass der Tourismusverband von Garmisch-Partenkirchen versehentlich mit einem Bild der Kitzbüheler Bergen warb. (Garmisch-Partenkirchen ist nicht Tirol, in focus.de 5.5.2010)

Der schwäbische CSU-Vorsitzende Markus Ferber bot an, die Wettbewerbe nach Oberstdorf zu holen, ebenso wie der Landrat des Oberallgäus, Gebhard Kaiser. (Szymanski, Mike, Frank, Michael, Olympische Hilfe für die „bayerischen Freunde“, in SZ 26.7.2010).

Der Ort hat noch 63 Millionen Euro Schulden von der Nordischen Ski-WM im Jahr 2005 und ein ausgebautes Nordisches Zentrum.

Bergsteiger Reinhold Messner kritisierte „die Zerstörung der Natur für die Spiele in Sotschi 2014“ und warnte die Organisatoren von München 2018 vor ähnlichen Fehlern wie in Turin (2006), wo inzwischen die olympischen Anlagen nutzlos herumstehen. (Bewerbungsstreit wird zur Chefsache, in spiegelonline 26.7.2010)

Die Organisation games.bids beobachtet seit Jahren die diversen olympischen Bewerbungen. Am 23.7.2010 berichtete sie auf ihrer Website über den Konflikt der Grundeigentümer mit der Bewerbungsgesellschaft: Der Inhalt dieser Website wird auch vom IOC aufmerksam verfolgt.

Am selben Tag polemisierte der Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsidenten, Florian Streibl (Freie Wähler, Oberammergau) in einem Artikel in der SZ gegen die Olympia-Gegner. Es ginge nicht um die Landwirte, sondern nur um parteipolitische Auseinandersetzungen. Die Zerstörung der Natur durch die Spiele sei ein Märchen. Der Tourismus im Werdenfelser Land sei auf internationale Großereignisse angewiesen und der Autobahn-Ausbau dringend notwendig. (Streibl, Florian, Die Bauernflüsterer, in SZ 23.7.2010)

Der Chefredakteur der Münchner Abendzeitung, Arno Makowsky schrieb dort am 28.7.2010 in der Kolumne „Kämpfen für Olympia“: „Es ist kleingeistig, wie diese Bewerbung von allen Seiten kaputt geredet wird.“

Der Garmisch-Partenkirchner Grundbesitz

Auch die Baustelle Olympische Winterspiele 2018 brachte Seehofer Ärger, nicht zuletzt wegen der „Vorarbeit“ von Bürgermeister Schmid. „Mit Bürgermeister Schmid spricht hier keiner mehr“, sagte Anna-Maria Reindl: „Der Bürgermeister ist mit unseren Grundstücken hausieren gegangen, ohne uns vorher zu fragen“ (Effern, H., Szymanski, M., Seehofers Besuch bringt keinen Durchbruch, in SZ 28.7.2010).

Aber Seehofer warf mit Geld um sich – mit Steuergeld, das ihm nicht gehört: Vorbildregion für Elektromobilität, Zentrum für Nachhaltigkeit, Garantien für Grundstücksbesitzer, Olympiagesetz mit Haftungsübernahmen usw.

Dazu wurde das Olympische Dorf in die Höhe gebaut und auf ein Bahnareal verlegt. Das Mediendorf soll weitgehend entfallen und temporär auf dem Grund der Werdenfelser Kaserne in Murnau errichtet werden. Ein in US-Besitz befindlicher Golfplatz in Burgrain (der ausgerechnet Mitte Juli 2010 das Zertifikat in Bronze „Golf und Natur“ erhielt), geriet vorübergehend ins Visier und ließ Minister Schneider zum amerikanischen Verteidigungsministerium reisen.

Die Mission von Staatskanzlei-Chef wurde vor der Presse als Riesenerfolg dargestellt, als ob die Staatsregierung mit Grundeigentümern erfolgreich verhandelt hätte: Dabei hatte sie mit Vereinen verhandelt. Im Oktober meldeten sich die eigentlichen Eigentümer zu Wort und verwiesen die Staatsregierung auf den Kontakt über ihren Rechtsanwalt.

Vergleiche: https://www.nolympia.de/2010/10/gemeinderat-von-garmisch-partenkirchen-ignoriert-die-grundbesitzer/

DOSB-Präsdent Bach deklarierte den Streit mit den Grundbesitzern als völlig normal: „Das wird sich regeln.“ Er führte umgehend wieder an, dass 70 Prozent der deutschen Bevölkerung hinter München 2018 stehe (vermutlich bezog er sich auf die Umfrage des Sport-Informationsdienstes, der hauptsächlich Sportbegeisterte befragte). (Grundstücks-Streit: Sportbund ohne Sorge für Olympia, in merkur-online 28.7.2010)

Auch IOC-Präsident Rogge, der anlässlich der Schieß-Weltmeisterschaft (2.400 Teilnehmer, 103 Nationen) in München war, redete den Konflikt um die Garmisch-Partenkirchner Grundstücke klein: „Wir kennen das auch von anderen Kandidaturen. Es bleibt noch ein ganzes Jahr, um Lösungen zu finden.“ Er sah auch die eventuelle Wahl seines Stellvertreters Thomas Bach zum neuen IOC-Präsidenten im Jahr 2013 unabhängig von der Wahl München für 2018: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ (Rogge: Grundstücksfragen keine akute Gefahr, in br-online 31.7.2010)

Auch mit der Ski-WM 2011 gab es Probleme. Der Vorsitzende der Weidegenossenschaft, Josef Glatz, hatte dem WM-Organisationskomitee am 21.7.2010 mitgeteilt, „dass der Stieranger für die Ski-WM nicht zur Verfügung steht“ (Reinbold, Peter, Grundstücke: Jetzt auch Streit um die Ski-WM, in merkur-online 16.9.2010). Ursprünglich sollten dort 2500 Pkw geparkt werden, später immer noch 700.

In der Stuttgarter Zeitung schrieb Stefanie Keppler: „Was das IOC gar nicht gern sieht: Unruhe und schlechte Umfrageergebnisse im Vorfeld der Bewerbung“ Dort wird auch ein Sportfunktionär zitiert mit der Aussage, dass die Kosten der Bewerbung München 2018 bis zur Entscheidung am 6.7.20121 auf 50 Millionen Euro kommen wird. (Im Herbst muss der Olympiaplan stehen, in Stuttgarter Zeitung,. 29.7.2010)

Wer pfuscht welche Umfragen?

Am 27.7.2010 fand auch in BR 3 die „Münchner Runde“ mit Staatskanzlei-Minister Siegfried Schneider,. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, MdL Ludwig Hartmann, Grundstücksbesitzerin Anna-Maria Reindl und als Überraschungsgast der gelinde gesagt ungestüme ehemalige Skirennfahrer Markus Wasmeier statt. Moderator Sigmund Gottlieb täuschte Liberalität und Ausgewogenheit vor und präferierte im Endeffekt natürlich eindeutig München 2018.

Die TED-Umfrage bei dieser BR-Sendung „Münchner Runde“ am 27.7.2010 wurde stillgelegt. Meine Nachfrage erbrachte nach einer Woche die Antwort, dass die Sendung „München 2018“ aufgezeichnet wurde, „weil einer der Gäste sonst nicht hätte dabei sein können“ (Email BR 4.8.2010).
Der Gast musste wohl  praktischerweise DOSB-Generaldirektor Vesper gewesen sein, da alle anderen Gäste aus dem Münchner Umfeld kamen: So verhindert man Online-Umfragen.
Bei einer BR Online-Umfrage im Februar 2010 zu München 2018 ergab sich, dass 41,3 Prozent München 2018 befürworteten, während 56,4 Prozent ablehnten. Die Augsburger Allgemeine machte ab 23.7.2010 eine Online-Befragung. Ergebnis: 28 Prozent dafür, aber 65 Prozent dagegen. Eine neuerliche Abstimmung im BR brachte bis 20.10.2010 eine Befürworterrate von 44,4 Prozent und 55,6 Prozent Ablehnung.

Was müssen der BR und sein Chefredakteur Gottlieb vor dem Abstimmungsergebnis Angst gehabt haben!

Dow Chemical

Der Chemiekonzern Dow Chemical, Hersteller des im Vietnamkrieg eingesetzten Kampfmittels Napalm und des Wald-Entlaubungsmittels Agent Orange wird TOP-Sponsor des IOC und im Zeitraum Olympische Sommerspiele London 2012 bis 2022 hundert Millionen Dollar nach Lausanne überweisen.

Dow Chemial hatte 2001 den Chemiekonzern Union Carbide übernommen, der 1984 die riesige Chemiekatastrophe im indischen Bhopal mit 20.000 Toten und einer halben Million Geschädigter verursacht hatte. Dow Chemical hat zwar 100 Millionen für das IOC übrig, weigert sich aber, den derzeit noch durch die Katastrophe über 100.000 Leidenden in Bhopal eine weitere Entschädigung zu zahlen.

Vergleiche auch:

https://www.nolympia.de/2010/07/neuer-top-sponsor-fur-das-ioc-dow-chemical/

Nolympia

Das Netzwerk Nolympia aus Grüner Landtagsfraktion, bayerischem Landesverband der Grünen und Grüner Jugend, anderen Parteien und Verbänden wie Bund Naturschutz und GÖF traf sich am 27.7.2010 im Maximilianeum. Allein in der Woche zuvor wurden 1000 Unterschriften aus Garmisch-Partenkirchen gegen die Olympischen Winterspiele 2018 gesammelt. Infostände und weitere Aktionen sind geplant.

Die Stadtversammlung der Münchner Grünen hat den Antrag der Grünen Jugend München ohne Gegenstimme beschlossen, dass für die Bewerbung 2018 keine öffentlichen Gelder und keine Darlehen mehr fließen dürfen. Auch die Grüne Stadtratsfraktion stimmte dafür.

Insiderwissen

Ein in das Olympische Geschäft Eingeweihter teilte mit, dass für die Olympischen Sommerspiele schon Stuttgart und Düsseldorf in den Startlöchern stehen. Die Planungen der Spiele gehen derzeit bis 2028.

Kreistag Garmisch-Partenkirchen

Am 29.7.2010 tagte der Kreisrat in Garmisch-Partenkirchen. Nachdem zwei Wochen vorher ein Antrag auf Unterstützung der Olympischen Winterspiele 2018 durch den Kreis vertagt wurde, vertagte der Kreis die Abstimmung erneut – für Axel Doering (SPD) symptomatisch für diese „Pannenbewerbung“.

Am Rande: Der Grainauer Bürgermeister Andreas Hildebrandt (CSU) war nicht zu einer Sitzung von Gemeindevertretern in die Staatskanzlei eingeladen worden, die vom Verkehrskonzept betroffen waren. Als er in der Staatskanzlei nachfragte, warum er keine Einladung bekommen hätte, bekam er von dort die Antwort, dass Grainau nicht vom Verkehr während der Winterspiele betroffen sei. Bereits am nächsten Vormittag bat die Bewerbungsgesellschaft um einen kurzfristigen Termin und zeigte ihm die Pläne zu Grainau – mit 2.750 Parkplätzen auf. Hildebrandt war es deshalb nicht möglich, den Antrag der Freien Wähler zur Unterstützung der Spiele zu befürworten. Der Mittenwalder Bürgermeister Adolf Hornsteiner (CSU) sagte, zur Völkerverständigung gehöre für ihn auch, „dass ich mich im Vorfeld mit dem Volk verständige“ – dies sei in der Vergangenheit nicht geschehen, und vieles sei „halbwahr oder nicht wahr“ gewesen. (Holzapfel, Matthias, Risiken und Chancen – Hin und her, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 30.7.2010)

Die Bürgermeister von Kochel am See, Krün, Lenggries, Schlehdorf, Jachenau  und Murnau waren verärgert, weil sie nebenbei von der Bewerbungsgesellschaft erfahren hätten, dass auf ihrem Gebiet Ausgleichsmaßnahmen für versiegelte Böden in Garmisch-Partenkirchen geplant waren. Der Krüner Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) stellte fest: Die Kommunikation ist miserabel.“ Kollege Michael Rapp (CSU) aus Murnau konstatierte: „Die haben uns zur Weißglut gebracht.“ Der Bürgermeister von Schlehdorf vermutete misstrauisch: „Es muss eine Karte geben. Doch die wird uns nicht gezeigt, obwohl wir sie gefordert haben.“ Die Bürgermeister beschwerten sich offiziell. (Schneider verspricht enge Kooperation, in SZ 30.7.2010; Lotze, Birgit, Südgemeinden misstrauen Olympia-Planern, in sueddeutsche.de 29.7.2010)

Soviel zum Thema Transparenz, für die sich die Bewerbungsgesellschaft unaufhörlich lobte und lobt!

Bayerische vorolympische Politik

Ende Juli 2010 forderte der Bamberger FDP-Bundestagsabgeordnete Sebastian Körber von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den raschen achtspurigen Komplettausbau der Autobahn A 9 zwischen Allershausen und der Holledau. „Ich habe dabei auch die mögliche Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018 in München im Blick“ (Plädoyer für achtspurigen Vollausbau, in Donaukurier 28.7.2010).