Webseite-Besucher
Im Dezember 2013 besuchten 26.194 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Dezember 2013 hatten wir damit 768.113 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse. Ab Januar 2014 wird www.nolympia.de etwas reduziert. Sotschi 2014 wird genau bewertet.
In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Sport aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt erwarte ich, dass auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten fairerweise angegeben wird. Es ist nicht hilfreich, wenn Journalisten bei mir lange um Informationen und um Hintergrund-Materialien zu den olympischen Fachthemen nachfragen und dann diese ohne jegliche Quellenangabe in ihre Artikeln einarbeiten.
Dr. Wolfgang Zängl
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Neu unter „Aktuelles:
Sotschi 2014/I 2007 – 6/2013: hier
Sotschi 2014/II 7-12/2013: hier
Sotschi 2014/III 1/2014: hier
Sotschi 2014/IV 2/14: hier
Neu im Kritischen Olympischen Lexikon: Pferde-Sport
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Zitate des Monats
„Allein die Seilbahnen Österreichs haben seit 2000 rund sechs Milliarden Euro in ihre Infrastruktur gesteckt“ (Brönstrup, Carsten, Wahnsinn am Berg, in tagesspiegel.de 13.1.2014).
Die Schweizer Skirennfahrerin Lara Gut zur Vergabe an Sotschi: „Die Olympischen Spiele sollten sportlich bleiben und nicht zu politischen Spielen werden. Es ist nicht der richtige Weg, die Olympischen Spiele des Geldes wegen zu vergeben“ (Skifahrerin gut kritisiert Vergabe an Sotschi scharf, in spiegelonline 26.1.2014).
Anatolij Pachomow, Bürgermeister von Sotschi, im Interview mit der BBC: „Hier gibt es keine Schwulen“ („Es gibt keine Schwulen in Sotschi“, in spiegelonline 28.1.2014).
Franz Beckenbauer zur Fußball-WM in Katar: „Und ich finde, wenn einer mault, dann bleibt er zu Hause, dann findet die WM eben ohne ihn statt“ (Wallrodt, Lars, „So gut wie jetzt war der FC Bayern noch nie“, in weltonline 29.1.2014).
Alpenschutzkommission CIPRA zu Olympischen Winterspielen: „Es gibt keine Olympischen Winterspiele, die in die Alpen passen“ (CIPRA, Zehn Argumente gegen Olympische Winterspiele in den Alpen, www.cipra.org 28.1.2014).
Alpenschutzkommission CIPRA zu Olympischen Winterspielen: „Die AlpenbewohnerInnen können sich glücklich schätzen über die olympiafreie Dekade“ (Warum Sotschi nicht in den Alpen liegt, CIPRA-Medienmitteilung, Schaan 29.1.2014).
Wladimir Kimajew von der Umweltwacht Nordkaukasus: „Grüne Spiele? Ich höre diesen Ausdruck immer wieder. Ich weiß aber nicht, was er bedeuten soll“ (Spannagel, Lars, Olympia in Sotschi – die reinste Umweltkatastrophe, in tagesspiegel.de 30.1.2014).
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/> /> FIS-Präsident Gian-Franco Kasper äußerte zu Sotschi: „Das macht den Sport kaputt, das sehen wir ganz klar“ (IOC-Mitglied Kasper: Gewaltige Kosten machen Sport kaputt, in SID/zeitonline 31.1.2014).
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Die Gliederung im Januar 2014 sieht so aus:
I: Nachrichten aus Sotschi 2014
II: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC
III: Aktuelle Sportsplitter
IV: Allgemeine Nachrichten
V: Sport-Millionen und -Millionäre
VI: Aktuelle Fußball-Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VII: Doping-News
VIII: Die Sportsender ARD/ZDF
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I Nachrichten aus Sotschi 2014
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Putin, Wladimir
– Bachs Neujahrsbotschaft. In einem Kommentar zu Thomas Bachs Neujahrsbotschaft stellte Reinhard Schüssler in „Der Westen“ fest, dass sich Bach, der sich ins höchste Sportamt des IOC-Präsidenten laviert hat, mit keinem Mächtigen – und schon gar nicht mit Putin – anlegen möchte: „Um Terrorakte im Vorfeld der Spiele als ‚feige‘ zu verurteilen, ist nun wahrlich kein Mut nötig. Eher schon dafür, mit der Autorität des IOC-Vorsitzes nachdrücklich auf die Menschenrechtsverletzungen und das aktuell im Fokus stehende Anti-Homosexuellen-Gesetz im Land des Olympia-Gastgebers hinzuweisen. Doch Bach, der mit Lavieren die oberste Sprosse der Funktionärs-Karriereleiter erklommen hat, geht auch diesmal den Weg des geringsten Widerstandes und legt sich nicht mit noch Mächtigeren an. Mehr noch: Mit seinem platten Appell, die Olympischen Spiele sollten ‚keine Plattform für Politik‘ sein, ignoriert er geflissentlich die Realität. Hat es doch unpolitische Spiele noch nie gegeben. Niemand weiß dies besser als der IOC-Präsident“ (Schüssler, Reinhard, Bachs Botschaft: Sich mit keinem anlegen, in derwesten.de 1.1.2014).
– Rosa Chutor. Das neue Skiressort Rosa Chutor wurde vom russischen Oligarchen Wladimir Potanin erbaut. „Er hat beste Beziehungen zum Kreml. Rund 2,5 Milliarden US-Dollar hat er eigenen Angaben zufolge allein in das Skigebiet Roza Chutor investiert. Dass das in absehbarer Zeit Profit abwirft, ist unwahrscheinlich“ (Dornblüth, Gesine, Vom Badeort zum Wintersportmekka, in deutschlandfunk.de 5.1.2014). Der Direktor von Rosa Chutor, Aleksandr Belokobylskij, erläuert am Modell von Rosa Chutor: „Wir haben das meiner Meinung nach größte System für Kunstschnee an einem Kurort gebaut. Hier sind zwei Wasserreservoirs, von dort transportieren vier Pumpstationen das Wasser hoch bis zum Start der Abfahrt der Männer. Wir haben bereits 406 Schneekanonen fest installiert und weitere 25 mobile Kanonen“ (Ebenda). – „Potanin wird nach den Spielen an jedem Skipass, jeder Bratwurst und jedem Bier verdienen – ganz Khutor ist Privatbesitz“ (Spannagel, Lars, Olympias Sklaven machen es möglich, in tagesspiegel.de 4.1.2014).
– Russische Nationale Aufgabe. „Die russische Regierung hat Sotschi 2014 zur nationalen Aufgabe erklärt, Misstöne sind unerwünscht“ (Ebenda).
In Deutschland hießen die Bewerbungen München 2018 und München 2022 fast genauso: „Nationales Anliegen“ im Namen der Bundesregierung und des Freistaates Bayern.
– Sotschis White Elephants. „Doch was macht Sotschi nach Olympia? Bekannt als Kurort für die russische Mittelklasse, kann die Region nicht darauf hoffen, all die neuen Gästezimmer zu Olympia-Preisen zu füllen. (…) Zwar hat Sotschi jetzt in den Bergen ein perfekt angeschlossenes Wintersportangebot, mit dem es sich vom Sommergeschäft unabhängiger machen kann. Schwierig ist jedoch die Nachnutzung der sechs neu gebauten Stadien an der Küste. Eines ist der große Eispalast, und an ihm zeigt sich das Dilemma exemplarisch: Dort werden die wichtigsten Eishockey-Spiele stattfinden, und Eishockey ist vielleicht die wichtigste Sportart in Russland. Doch der Palast hat nur Platz für 12.000 Besucher, ein Drittel weniger als das Stadion im kanadischen Vancouver bei den Spielen 2010. Denn direkt nebenan steht schon das Hauptstadion „Fischt“ mit Raum für 40.000 Personen. (…) Zwei gigantische Hallen nebeneinander könnten in Sotschi für den Dauergebrauch etwas viel sein, sagt Uliana Barbuschewa, die stellvertretende Stadionmanagerin. (….) Im Jahr 2012 hieß es noch, die Hälfte der Stadien an der Küste könnte abgebaut und in andere Landesteile transportiert werden. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede, stattdessen sollen sie unter anderem als Mehrzweckhallen, als Velodrom oder als Sportzentrum für Kinder genutzt werden“ (Triebe, Benjamin, Sotschi zwischen Wunsch und Wirklichkeit, in faz.net 2.1.2014).
– Die Situation der Homosexuellen in Sotschi. „Olympische Spiele in Russland – und Wladimir Putin drangsaliert Homosexuelle mit absurden Gesetzen. Ausgerechnet im Austragungsort Sotschi haben sich Schwule und Lesben ein kleines Paradies geschaffen. Aber wie lange geht das gut?“ Vorspann zum Artikel von Thorsten Schmitz: „Geschminkte Wahrheit“ im SZ-Magazin 2/10.1.2014
– Simon Jenkins schrieb zu Sotschi in The Guardian: „Eine Armee von 30.000 Mann wird eingesetzt. Weitere 40.000 Polizisten und Sicherheitskräfte des Inneren liegen in Reserve. Raketenwerfer und Verfolgungseinheiten sind eingeteilt. Luft- und Seeeinheiten stehen bereit… Zusätzliche Straßensperren riegeln 60 Meilen „Verbotszone“ ab. Darin werden alle Bewegungen überwacht und kontrolliert… Sport als Stellvertreter für Krieg ist so alt wie George Orwell. Aber moderne Groß-Ereignisse sind keine Stellvertreter mehr für irgendwas. Sie sind selbst bombastische, staatliche, kommerzielle, nationalistische Versammlungen, die heutzutage zum Terrorismus einladen“ (Jenkins, Simon, Winter Olympics: one day the worm will turn against these gods of sport, in theguardian.com 10.1.2014). Die Olympischen Winterspiele sind laut Jenkins die Ausrede für Putins extravagantes Sotschi. Dieser nannte bei der Bewerbung die lächerliche Summe von umgerechnet neun Milliarden Pfund. „Ich bezweifle, dass das IOC überhaupt gelächelt hat. Es konnte das Geld förmlich fühlen. Und alles an diesen Spielen ist Politik. Putin hat die Spiele bewusst in das Pulverfass des Nordkaukasus gelegt – meilenweit weg von Eis oder Schnee -, um die Strenge seines Regimes zur Schau zu stellen: in einer explosiven Region mit den abtrünnigen Tschetschenen, Tscherkessen, Dagestanier und Inguscheten“ (Ebenda). Jenkins beschreibt diese Sport-Großereignisse als gröbste Form der Politik, nämlich als nationales Prestige. „Der athletisch-militärisch-industrielle Komplex scheint eine faszinierende Anziehung auf die Führer der Welt auszuüben, eine Anziehung, die fachmännisch von Institutionen wie dem IOC und der Fifa ausgenutzt wird… Aber eines Tages wird sich das Blatt wenden. In Rio begehren die Armen (und die nicht so Armen) gegen diese Verschwendung auf. In Sotschi erweist sich Putins Spiel mit dem internationalen Terrorismus bereits als tödlich. So wie es geplant ist, werden in Katar Fußballer in der Hitze sterben, und die Stadien werden in der Wüste vermodern wie Ozymandias Ruinen. Eines Tages wird das alles schrecklich schiefgehen. Vielleicht hat dann ein mutiger Regierender den Schneid, diesen Unsinn zu beenden“ (Ebenda; Ozymandias war in einem Gedicht von Shelley aus dem Jahr 1817 ein Synonym für den Pharao Ramses II).
– Zum Kaukasus-Druckkessel Jochen Bittner und Cathrin Gilbert in Die Zeit: „Das geopolitische Umfeld, in das Wladimir Putin die Olympiapisten hat planieren lassen, lässt sich – freundlich – als Herausforderung beschreiben. Der Kaukasus ist eine Art Druckkammer aus geschichtsbeladenen, kriegstraumatisierten Ethnien und imperialen Kämpfen, die teils Jahrhunderte, teils nur Jahre zurückreichen“ (Bittner, Jochen, Gilbert, Cathrin, Vormarsch der Islamisten: „Es kann auch ein blonder Täter sein“, in die Zeit 19.1.2014).
– Tagung in Hamburg. „Die Olympischen Winterspiele & die Tscherkessen“ hieß eine Tagung des Hamburger Museums für Völkerkunde am 19.1.2014 in Hamburg. Programm: hier, Film „No Sochi! (2014: Winter of Discontent): hier
Literaturempfehlung: Manfred Quiring, Der vergessene Völkermord – Sotschi und die Tragödie der Tscherkessen, Berlin 2013
– Finnlands Sportminister Paavo Arhinmäki fährt auch nicht nach Sotschi. „Arhinmäki nannte unter anderem die Verletzung der Menschenrechte in Russland als Grund für sein Fernbleiben. ‚Als Politiker muss ich es nicht unterstützen, wenn Menschenrechte missachtet, die freie Meinungsäußerung gegeißelt und sexuelle Minderheiten verfolgt werden‘, sagte der Politiker. Zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013 in Moskau war Arhinmäki noch gereist, hatte dort aber mit dem Tragen einer Regenbogenfahne gegen die verschärften Homosexuellen-Gesetze von Russlands Staatschef Wladimir Putin protestiert“ (Auch Finnlands Sportminister Arhinmäki boykottiert Sotschi, SID in zeitonline 17.1.2014). Damit haben abgesagt: Bundespräsident Joachim Gauck, die EU-Justizkommissarin Viviane Reding, Bundeskanzlerin Angela Merkel (vertreten durch den Bundes-Sportinnenminister Thomas de Maizière), der französische Präsident Francois Hollande, Israels Premier Benjamin Netanjahu, Großbritanniens Premier David Cameron (vertreten durch Sportministerin Helen Grant) (Ebenda). Vergleiche hierzu: Sotschi 2014 ohne Gauck, Reding, Hollande – und die anderen? hier
– Vesper: Sotschi 2014, München 2018, Deutschland 20?? „Es gibt keinerlei Restriktionen für Sportler, sich politisch zu äußern. Jedem ist es unbenommen, in Interviews seine Meinung zu sagen. Doch die Olympischen Wettkämpfe sollen eine Bühne des Sports bleiben. Verboten sind deshalb an den Sportstätten und im Olympischen Dorf demonstrative Aktionen“ (Zweigler, Reinhard, „Mir blutet das Herz, wenn ich das sehe“, in mittelbayerische.de 20.1.2014). – „In Sotschi musste alles neu gebaut werden: die Sportanlagen, Hotels, Straßen, und es wurde erheblich teurer als geplant. (…) Das Gegenmodell war die deutsche Olympia-Bewerbung von München für nachhaltige Winterspiele 2018, wo im Grunde bereits alles da gewesen ist“ (Ebenda). Alles da gewesen… Bei München 2022 seien 84 Prozent aller Sportstätten vorhanden gewesen – sagten die Befürworter. Alles da? Das einzige Gebäude, das heute München 2022-tauglich gelten kann, ist der Münchner Flughafen. „Wir werden nach den Spielen von Sotschi über eine mögliche neue deutsche Bewerbung für Olympische Spiele beraten. Ich kann nur sagen: Die nächste Bewerbung muss sitzen, auch wenn es vielleicht nicht im ersten Anlauf klappt“ (Ebenda). Fazit: Nichts verstanden.
– Putin gegen Boykott von Putins Spielen. Wladimir Putin beurteilte die Debatte über einen Boykott von Sotschi 2014 als „dumm“ und verwendete EDV-Satzbausteine, die sonst im Wortschatz des IOC vorkommen: Solche Sportereignisse sollen die schärfsten internationalen Spannungen „entpolitisieren“ und Brücken bauen. An die Adresse der Homosexuellen gerichtet sagte er: „Aber bitte lassen Sie Kinder in Ruhe“ („Das ist dumm“, in SZ 20.1.2014). Vielleicht sollte sich Putin einmal den Unterschied zwischen Homosexuellen und Pädophilen erklären lassen…
– Putins Sport-Gang. „Sport ist Außenpolitik, so sieht das der Kreml“ (Aumüller, Johannes, Überall Bekannte, in SZ 15.1.2014). Putins Spiele sind ein Produkt von Putins Sportfunktionären und Oligarchen, die den Weltsport erobert haben. Johannes Aumüller listete einige davon auf: -Fußball: Witalji Mutko ist Russlands Sportminister. Sergej Fursenko ist liiert mit Gazprom (demnächst hier mehr über die Verbindung Putin-Gazprom aus dem Buch von Jürgen Roth: Gazprom, WZ) und Vorstandsmitglied in der Uefa. „Gemeinsam mit Fursenko, dessen Bruder Andrej und noch ein paar anderen heute einflussreichen Personen gründete Putin Mitte der neunziger Jahre die sagenumwobene Datschen-Kooperative Osero (zu deutsch: See)“ (Ebenda). – IOC: Vier IOC-Mitglieder hat Russland (nur die Schweiz hat eines mehr). Dazu gehören Witalji Smirnow (seit 1971) und Schamil Tarpischtschew (seit 1994). Alexander Schukow (seit 2013) war u. a. Putins Vize-Premier, von 1998 bis 2003 Mitglied des Aufsichtsrats der Sberbank und Mitglied des Wirtschaftsrates der russischen Regierung, seit 2010 Präsident des russischen NOK und der ehemalige Schwimmer Alexander Popow (seit 1999). Dazu mischen viele russische Putin-Freunde in den internationalen und nationalen Sportverbänden mit:
– Fechten: „Präsident des Fecht-Weltverbandes ist der Kreml-nahe Oligarch Alischer Usmanow, der mit einem Vermögen von geschätzt knapp 20 Milliarden Dollar zu den reichsten Männern der Welt zählt“ (Ebenda). – Rhythmische Sportgymnastik: Usmanows Frau Irina Viner ist Cheftrainerin des russischen Nationalteams und in diversen internationalen Komitees. – Radsport: Igor Makarow setzte den heutigen UCI-Präsidenten Brian Cookson gegen Pat McQuaid durch. – Schießsport: Wladimir Lisin („ein Dauer-Konkurrent Usmanows um den Titel ‚reichster Russe'“; ebenda) führt den europäischen Verbandund ist Mitglied in der Welt-Exekutive. – Eishockey: Im Vorstand sitzt der Duma-Abgeordnete und Präsident des Russischen Eishockeyverbandes, Wjatscheslaw Tretjak. – Judo: „Und die Internationale Judo-Föderation listet in seiner Führungsgruppe einen ‚Development Manager‘ mit dem Namen Arkadij Rotenberg auf – jener Arkadij Rotenberg, der früher ein Judo-Partner Putins war und sich nach Medienberichten rund um die Spiele in Sotschi über lukrative Aufträge in Milliardenhöhe freuen durfte“ (Ebenda). – Biathlon: Präsident ist der vermögende Russe Michail Prochorow. – Kanu: „Außenminister Sergej Lawrow sitzt dem zentralen Rat der Kanuslalom-Föderation vor“ (Ebenda). – Ringen: Purtin-Freund Michail Mamiaschwili führt den russischen Verband. – Schwimmen: Den nationalen Verband führt der Duma-Vorsitzende Sergej Naryschkin. – Volleyball: Den nationalen Verband führt der Sekretär des Sicherheitsrates, Nikolaj Patruschew (Ebenda). Usw. Weiter gehören dazu noch viele Putin-Freunde und Sportfunktionäre, die keine russische Staatsbürgerschaft haben – wie zum Beispiel Marius Vizer, den Präsident des Judo-Weltverbandes und des Präsidenten von Sportaccord, dem Zusammenschluss aller Sportverbände (früher GAISF).
– Bach „wie Putins Botschafter“. „IOC-Boss Bach versucht eine PR-Offensive, um den demolierten Ruf Sotschis vor den Spielen aufzupolieren. (…) Den Olympiafans weltweit droht die Vorfreude auf die Spiele völlig vermiest zu werden, und das Internationale Olympische Komitee droht weiteren schweren Schaden zu nehmen. Daher hat sich dessen Präsident nun offenkundig zu einer Einmanngegenoffensive entschlossen“ (Winterfeldt, Jörg, Wie Putins Botschafter, in berliner-zeitung.de 27.1.2014). Bach startete eine – wenig ergiebige – Telefonkonferenz mit Journalisten – angesichts von ausgebeuteten Sotschi-Arbeitern, überbordenden Kosten, der Homosexuellen-Debatte, den Sicherheitsproblemen. „Manchmal muss sich Bach dabei vorgekommen sein wie Putins russischer Botschafter bei der UNO, manchmal hörte er sich aber auch exakt so an“ (Ebenda). Zum Recht auf Meinungsäußerung sagte Bach: „Die Spiele sollten nicht als Bühne für politische Demonstrationen benutzt werden (…) aber die Athleten genießen die Freiheit der Meinungsäußerung. Sollten sie in Pressekonferenzen politische Statements abgeben wollen, steht ihnen das absolut frei“ (Ebenda). Großzügige Sport-Demokratur à la Bach und Putin!
Bach forderte eine Olympische Politiker-Besuchspflicht ein. Er kritisierte die Politiker, die demonstrativ nicht nach Sotschi fahren – und damit unter anderem auch Bundespräsident Joachim Gauck. „Ich finde, wenn Politiker eine politische Botschaft haben, dann sollten sie auch den Mut haben, diese Botschaft im direkten Dialog mit den politisch Verantwortlichen vorzubringen und sie nicht auf dem Rücken der Athleten zu transportieren“ (IOC-Präsident Bach kritisiert Politiker, in faz.net 26.1.2014). – „Die Spiele sind für die Athleten da und den Sport. Die Athleten sollten von den Politikern unterstützt werden“ (Ebenda). – „Man darf nicht den Fehler machen, dass man die politische Meinung über ein Land auf die Spiele überträgt“ (Ebenda). Bach kritisierte auch den Begriff „Putin-Spiele“ als Schlagwort: „Es sind Olympische Spiele in Russland“ (Ebenda).
Aus einem Kommentar dazu von Jürgen Kaube in der FAZ: „… und freuen uns auf Spiele demnächst vielleicht in Nigeria, Guantanamo oder Tschetschenien. (…) Es folgt daraus auch zwingend eine olympische Besuchspflicht für Politiker. Alles andere wäre ein Verstoß gegen die Rollenerwartung. Sich dem Gefilmtwerden (mit Herrn Putin, mit Rennrodlern, mit Herrn Bach, mit Herrn Vesper) durch Abwesenheit zu entziehen, wertet Bach entsprechend als Dialogverweigerung“ (Kaube, Jürgen, Schüttelpflicht, in faz.net 28.1.2014).
– À propos Sicherheit: Der amerikanische Sicherheitsexperte Michael McCaul äußerte in der russischen Zeitung Nowaja Gaseta: „Laut meinen Informationen sind rund 100.000 Einsatzkräfte des Militärs und der Polizei sowie Spezialagenten in Sotschi vor Ort“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
– Das IOC-Herz der Finsternis (1): „Selbst die Empörung westlicher Länder über das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz wertete der IOC-Chef als positive Auswirkung der Spiele. In weltweit mehr als 70 Ländern sei Homosexualität verboten – im Gegensatz zu Russland. (…) ‚ Zur gleichen Zeit finden in Nigeria drakonische Verschärfungen der Gesetzgebung gegen Homosexualität statt, die kaum wahrgenommen werden. Die aktuellen Diskussionen sind also eine positive Wirkung der Spiele‚, sagte Bach. Auch die Einrichtung von streng regulierten Protestzonen außerhalb des Olympia-Zentrums von Sotschi versuchte er als Erfolg zu verkaufen. ‚Es gibt jetzt schon Menschen in Russland, die ihre Meinung frei äußern. Auch hierzulande bedürfen Demonstrationen der Genehmigung. Und dem Sicherheitsbedürfnis der Spiele muss Rechnung getragen werden’, meinte Bach“ (Thomas Bach kritisiert fernbleibende Politiker, in sueddeutsche.de 26.1.2014; Hervorhebung WZ).
– Amnesty International resigniert. „Amnesty International teilte am Montag resigniert mit, das IOC habe auf vorgelegte Beweise für Menschenrechtsverletzungen ‚kaum effektive Maßnahmen ergriffen’“ (Kistner, Thomas, Originelle Erinnerungen, in SZ 28.1.2014).
Nach den Ausführungen des IOC-Präsidenten muss man in der Tat feststellen, dass die Olympischen Winterspiele so exzellent nach Sotschi passen wie das IOC in das Putin-Russland!
– Umweltwacht Nordkaukasus widerspricht Bach. „Suren Gasarjan, Vorstandsmitglied der ‚Ökologischen Wacht im Nordkaukasus‘, widersprach der Behauptung des IOC-Präsidenten Thomas Bach, wonach für jeden gefällten Baum ‚mehr als drei neue Bäume‘ gepflanzt worden seien. (…) ‚Das stimmt einfach nicht. Gemäß der offiziellen Angaben der an den Bauvorhaben beteiligten Firmen ist die Zahl der gepflanzten Bäume weit niedriger als die der gefällten“(Becker, Christoph, Russische Umweltschützer widersprechen Bach, in faz.net 27.1.2014). Der Biologe Gasarjan nannte allein für die Straßen- und Bahntrasse zwischen Sotschi und Krasnaja Poljana die Zahl von 242.561 gefällten Bäume; vom staatlichen russischen Bahnunternehmen RSchD seien aber nur 70.000 wieder aufgeforstet worden (Ebenda). Die ökologischen Schäden im Nationalpark Sotschi seien immens: „Für die subalpinen Grasflächen, die für die olympischen Bauten zerstört wurden, gibt es keinen Ersatz. (…) Wir haben gerade erst entdeckt, dass mehrere große Waldgebiete im Tiefland von Imeritinskaja nahe dem Olympiapark aus dem Nationalpark herausgenommen und zur kommerziellen Entwicklung ausgeschrieben wurden“ (Ebenda).
In diesem Zusammenhang fällt die Werbung im ZDF für die Sotschi-Übertragungen besonders unangenehm auf: Wölfe laufen auf das olympische Feuer zu…
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– Angst und Einschüchterung. Jane Buchanan von Human Rights Watch äußerte, Russland benutze die Sicherheitsinteressen in und um Sotschi, “um Kritiker zu bedrängen und einzuschüchtern” (Menschenrechtler beklagen Druck in Sotschi, in faz.net 15.1.2014). Der Umweltaktivist Jewgeni Witischko von der Organisation Umweltwacht Nordkaukasus wurde gerade zu drei Jahren Haft verurteilt. Das IOC hält sich derweilen heraus. Buchanan: “… die Spiele in Sotschi finden stattdessen in einer Atmosphäre der Angst und Einschüchterung statt” (Ebenda). – “Witischko hätte das Zeug dazu, zum Protestgesicht der Spiele zu werden. Er ist Geologe und Mitglied einer Organisation namens ‘Ökologische Wacht für den Nordkaukasus’ – der Gruppe, die in den vergangenen Monaten am nachdrücklichsten die üblen Vorgänge und Umweltsünden rund um das geschätzt 50 Milliarden Dollar teure Lieblingsprojekt von Staatspräsident Wladimir Putin angeprangert und aufgedeckt hat. Schon 2012 war Witischko zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er gemeinsam mit anderen Aktivisten auf einen Zaun nahe der Sommerresidenz des Gouverneurs von Krasnodar Protestparolen gesprayt hatte. Ihrer Ansicht nach war der Zaun illegal errichtet worden, außerdem soll die Gouverneursvilla in einem Naturschutzgebiet stehen. Im Dezember 2013 wandelten die Instanzen die Bewährungsstrafe auf einmal in eine dreijährige Haftstrafe um. Ihr Vorwurf: Verstoß gegen die Bewährungsauflagen” (Aumüller, Johannes, Danach droht die Strafkolonie, in SZ 25.1.2014). „Auch Gasarjan geht davon aus, dass die Strafverschärfung in Witischkos Fall im Zusammenhang mit der Kritik an den olympischen Bauvorhaben zu sehen ist“ (Becker, Christoph, Russische Umweltschützer widersprechen Bach, in faz.net 27.1.2014). Igor Chestin, der Direktor von WWF Russland, hat wegen des Falls Witischko an Bach geschrieben. Der IOC-Mediendirektor Mark Adams antwortete mit einer Email: „Wir können, unabhängig von unserer Beurteilung von Geschehnissen, nur bei Belangen einschreiten, die in direktem Zusammenhang mit den Spielen stehen“ (Ebenda). „Für Gasarjan zeigt diese Antwort, dass das IOC nicht die Verantwortung übernehme, die es für Umweltschäden und Menschenrechtsverstöße während der Vorbereitung der Spiele trage“ (Ebenda).
Witischko lebt inzwischen im politischen Exil in Estland.
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– Kritische TV-Beiträge zu Sotschi 2014: 27.1.2014: Tagesschau: Ausgebeutet auf den Sotschi-Baustellen (Film von Florian Bauer): hier27.1.2014, 22.45 ARD (WDR): Putins Spiele (Film von Golineh Atai und Udo Lielischkies) 27.1.2013, 23.30 ARD (WDR): Verraten und verkauft (Film von Florian Bauer) Pressemitteilung: hier 28.01.2014, arte, 20.15: Putins Spiel
– „Öffentlich-rechtliche Olympiahygiene“ nannte Jan Freitag seinen Kommentar, warum gute kritische Filme über Putins Sotschi 2014 nur auf späten Sendeplätzen liefen. „Aber es gibt dieses gute, öffentlich-rechtliche Fernsehen für alle. Man muss nur ein bisschen suchen. An einem Montag kurz vor Mitternacht zum Beispiel. Da lief gestern Steffi Wursters exzellente Langzeitbeobachtung Brot und Spiele, die Ursachen und Wirkung der 22. Winterolympiade in Sotschi so schmerzhaft seziert, dass unmissverständlich wird, was da am 7. Februar im russischen Sotschi beginnt: Putins Spiele. So hieß denn auch eine vorangehende Reportage, in der sich die ARD-Korrespondenten Golineh Atai und Udo Lielischkies – nach 23 Uhr – auf die Reise durch ein Land auf dem Weg Richtung Diktatur begeben. So heißt heute zudem ein weiterer Dokumentarfilm zum Thema, in dem der russisch-israelische Sachfilmer Alexander Gentelev, wie es so schön heißt, hinter die Kulissen blickt. In allen drei Filmen geht es also um Olympia. Genauer: um Russland. Noch genauer: um Sotschi. Oder um ganz genau zu sein: ums wintersportliche Größtereignis einer Nation, die am Beispiel der subtropischen Sommerdestination Sotschi fast idealtypisch durchdekliniert, wie Politik in Despotien funktioniert. Das alles ist nicht nur bestens recherchiert, kreativ konstruiert, beispielhaft erzählt. Es ist auch löblich, im Entertainmenteinerlei des dualen Konkurrenzsystems überhaupt noch Sendeplätze für so viel Sachlichkeit ohne Glamour vorzuhalten. Allein: Es sind die falschen. (…) Die Ski-, Eis- und Rodelnachrichtenlage dominiert selbst den Umfang von Tagesschau und heute, deren Sendezeit bisweilen sogar gekürzt wird, weil Biathlon, Halfpipe, selbst Curling nun relevanter erscheinen als das politische Weltgeschehen“ (Freitag, Jan, Öffentlich-rechtliche Olympiahygiene, in zeitonline 28.1.2014).
– Ausbeutung und Oligarchen. „51 Milliarden US-Dollar wird von Experten als ebenso realistische wie gigantische Summe angesehen. Bis zu 30 Milliarden davon sollen in Firmen und Organisationen versickert sein, an denen Bekannte von Präsident Wladimir Putin beteiligt sind. Nur für einen Großteil der bis zu 100.000 Bauarbeiter schien kein Geld mehr übrig gewesen zu sein… ‚Es steckt System dahinter‘, klagt Semejon Simonow in der am Montagabend ausgestrahlten WDR-Sendung ‚Sport Inside‘. Der Vertreter der Menschenrechtsorganisation Memorial sagt: ’90 Prozent aller Arbeiter der Olympiabauten von Sotschi haben entweder ihren Lohn gar nicht bekommen oder nur in Teilen. Mit ihrer Arbeit wurde Olympia erst möglich, aber bezahlt wurden sie dafür nicht.‘ 1500 Arbeitern habe er in Sotschi geholfen, sagt Simonow, vor allem Gastarbeitern. ‚Viele dieser Menschen haben keine Arbeitsverträge, in manchen Fällen nicht einmal eine Arbeitserlaubnis oder Registrierungspapiere. Nicht selten nehmen ihnen die Arbeitgeber vorhandene Dokumente einfach ab‘, schilderte Simonow das Vorgehen in Sotschi bereits im Oktober bei tagesschau.de. Er schätzt, dass statt der offiziellen 17.000 Gastarbeiter rund dreimal so viele Hilfskräfte aus dem Ausland gekommen seien, vor allem aus Zentralasien“ (Rilke, Lukas, Systematisch ausgebeutet, in spiegelonline 28.1.2014). IOC-Präsident Bach behauptete, dass das IOC mit Human Rights Watch in Kontakt sei – dort wusste leider niemand von verbesserten Bedingungen. Kurzfristig würden umgerechnet 6,1 Millionen Euro Löhne nachbezahlt, so Bach: Das wären bei 50.000 Gastarbeitern pro Nase rund 122 Euro. „Für Bach sind derlei Diskussionen ‚eine positive Wirkung der Spiele‘, wie er im ‚FAZ‘-Interview sagte. Zudem stellte der IOC-Boss fest: ‚Die Athleten bekommen auch in Sotschi exzellente Bedingungen.‘ Nur zu welchem Preis?“ (Ebenda).
– „Putin lügt“. Der Oppositionelle Alexej Nawalnyj berechnete mit seiner “Stiftung zum Kampf gegen Korruption” die tatsächlichen Kosten für Sotschi 2014. „Beim Bau der olympischen Sprungschanzen sollen die Auftragnehmer die anfängliche Kalkulation um das 36-fache überzogen haben, auch die Eishockey-Arenen kosteten 25-mal mehr als ursprünglich geplant. So jedenfalls steht es in einer Studie der Moskauer Stiftung für Korruptionsbekämpfung. (…) Glaubt man Nawalny, stimmt auch die offizielle Darstellung, wonach Russlands Oligarchen rund 30 Prozent der olympischen Investitionen schultern, nicht ganz. Sie hätten sich faktisch lediglich mit 3,5 Prozent beteiligt“ (Windisch, Elke, Was kostet Sotschi? in zeitoline 29.1.2014).
Putin gibt für die Kosten lediglich 6,5 Milliarden Dollar an: Der russische Staat würde drei Milliarden und private Investoren 3,5 Milliarden Dollar tragen. Nawalyj: “Es ist einfach Unsinn, eine vollkommene Lüge” (Schmidt, Friedrich, “Es ist kein Tauwetter – es sind die Olympischen Spiele”, in faz.net 28.1.2014). Laut Nawalnyj wurden die Staatshaushalte 2007 bis 2014 analysiert: 25,1 Milliarden Dollar kamen aus dem föderalen Haushalt, eine Milliarde Dollar aus dem Haushalt der Region Krasnodar, 7,6 Milliarden Dollar kamen von der Außenwirtschaftsbank VEB über Kredite, deren Rückzahlung das Finanzministerium garantiert hat. 10,5 Milliarden Dollar kamen von staatlichen oder teilstaatlichen Unternehmen wie Eisenbahn oder Gazprom: “Für diese Ausgaben zahlen wir Verbraucher, weil die Unternehmen die Preise für Strom oder ein Zugticket erhöhen. Nur ungefähr 53 Milliarden Rubel (1,6 Milliarden Dollar) sind tatsächlich Privatgelder, weniger als vier Prozent der Gesamtkosten” (Ebenda). 28 Objekte mit Kosten von 24,7 Milliarden Dollar wurden analysiert. Die Preiserhöhung durch Korruption liegt bei 5,7 Milliarden Dollar: “Diese Summe wurde geklaut beim Bau, das sind gut 42 Prozent” (Ebenda). – “In Sotschi sind einzigartige Wälder vernichtet worden, und zwar nicht im allgemeinen Interesse, sondern um den Preis für eine Straße weiter in die Höhe zu treiben” (Ebenda; Hervorhebung WZ). – “Im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympiade wurden vier Residenzen Putins und Medwedjews gebaut. Es gibt eine geheime Residenz, die ‘Lunaja Poljana’ heißt. Sie wird als Biosphärenstation ausgegeben. Aber auf Fotografien, unter anderem von Satelliten, sieht man, dass es eine Art Superkurort für eine Person ist, gebaut im olympischen Rahmen mit Geld für die Spiele. Eine Straße wurde dafür für viel Geld durch den subtropischen Wald geschlagen, damit Putin bequem hinfahren kann” (Ebenda). Nawalnyj erwähnte auch die Menschenrechtsverletzungen und die Korruption: “Es ist ein Kreislauf: mehr illegale Arbeiter, mehr Schmiergeldzahlungen” (Ebenda). Nawalnyj wurde wegen angeblicher Unterschlagung von Holz verurteilt und auf Bewährung vorläufig in Freiheit gelassen – damit ist er nicht wählbar: “Als Verurteilter, der nur auf Bewährung frei ist, darf ich nicht antreten” (Ebenda; vgl. auch: Putin-Gegner dokumentiert mutmaßliche Korruptionsfälle, in spiegelonline 27.1.2014).
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Der Bericht der „Moskauer Stiftung für Korruptionsbekämpfung“ benennt folgende Oligarchen und ihren olympischen „Umsatz“:
Arkady Rotenberg, buddy of Putin, $6.9 bn; Vladimir Kostylev, Evgeniy Sur and Gennady Timchenko, former builders of the Baikal-Amur Mainline, ca. $5.5 bn; Oleg Shishov, a businessman from Omsk, $2.1 bn; Leonid and Andrey Monosov, Vice-President’s of Olympstroy son,$152.9 mn; Alexander Tkachyov and Roman Batalov, Krasnodar governor and his son-in-law, $278.3 mn; Dmitry and Alexandr Svischev, Father of Member of Russian State Duma, $29.7 mn.
Dazu kommen noch als Verantwortliche der Umweltzerstörung; Vladimir Yakunin (Goldmedaille), President of Russian Railways; Protected forests destroying, beach wash-off, dump site creation; Anatoliy Pakhomov (Silbermedaille), Mayor of Sochi, Failure of the Zero Waste program, illegal waste dumps; Vladimir Potanin,(Bronzemedaille, $278.3 mn; Owner & president of Interros, Forest destroying, river pollution. Link hier
Vergleiche auch: Sotschi I 2007 – 6/2013: hier; Sotschi II 7-12/2013: hier; Sotschi 2014 III: Jan. 2014; Sotschi IV: Feb. 2014
– Putinsche Dörfer. „In Sotschi kann man besichtigen, wie Putins Macht zugleich Russlands Schwäche ist. Wenn er will, dass ein subtropischer Badeort in nicht ganz sieben Jahren zum Wintersportgebiet entwickelt wird, kann er das durchsetzen. Über Sinn und Kosten des Vorhabens wurde nicht gestritten, weil Putin es für bedeutend erklärt hatte. Die Folgen sind Korruption, Umweltzerstörung und Willkür gegen alle, die sich doch zu widersetzen versuchten. Gesetze galten in Sotschi in den vergangenen Jahren nur noch, wenn sie Olympia nicht im Wege standen. (…)Sotschi steht für das Modell, nach dem Putin Russland zu entwickeln versucht: auf Anweisung von oben. Durchsetzen kann er sich damit immer nur oberflächlich, so wie manches auch in Sotschi während der Spiele mehr Potemkinsches Dorf als Wirklichkeit sein wird. Echte Entwicklung von unten wird dadurch gebremst“ (Veser, Reinhard, Modell Sotschi, in faz.net 28.1.2014).
– Grüne Bundestagsfraktion fährt nicht nach Sotschi. PRESSEMITTEILUNG NR. 0080-14, 29: „Grüne Fraktion verzichtet auf Sotschi-Besuch. Zu den Reisen von Mitgliedern des Sportausschusses zu den Olympischen Spielen nach Sotschi erklären Monika Lazar, Obfrau im Sportausschuss, und Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik: Ohne die Möglichkeit zu politischen Gesprächen macht eine Reise nach Sotschi keinen Sinn. Denn die Olympischen Spiele sind, wie auch die Paralympics, in diesem Jahr vor allem eines: die Spiele Putins. Umweltschutz, Menschen- und Bürgerrechte von Anwohnerinnen und Anwohnern, die Missachtung der Rechte Homosexueller und die Ignoranz im Umgang mit den kaukasischen Minderheiten spielen im Gastgeberland von Olympia 2014 keine Rolle. Sport und Politik gehören zusammen. Auch der Sport muss gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und an den Zuständen vor Ort ernsthafte und öffentliche Kritik äußern. Wer jetzt nach Sotschi fährt, wird nicht mit der Zivilgesellschaft oder mit Menschenrechtlern in Kontakt kommen, sondern sich nur die heile Scheinwelt der Spiele anschauen. Dieses Zeichen wollen wir nicht unterstützen. Daher verzichtet die grüne Fraktion auf eine Olympiareise. Wir werden die Vorgänge in Sotschi weiterhin deutlich kritisieren und das Thema im Bundestag auf der Tagesordnung halten. Dazu zählt auch, dass wir die Mitglieder der anderen Fraktionen nach ihrer Rückkehr im Ausschuss um einen Bericht ihrer Reise bitten werden“ (Hervorhebung WZ).
– Deutsche Sportsoldaten in Sotschi 2014. Der DOSB gibt bei seiner Zusammenstellung “Die deutsche Olympiamannschaft” 159 Mitglieder mit den Berufsangaben an. Davon sind 31 bei Polizei/Bundespolizei, 67 bei der Bundeswehr, 15 beim Zoll. Lediglich 46 Sportler sind nicht bei Polizei, Zoll oder Bundeswehr. Damit besteht die deutsche Sportlerdelegation zu 71 Prozent aus Sportsoldaten.
Quelle: DOSB, Die deutsche Olympiamannschaft: hier
Zur Erinnerung an die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver: Von 153 Athleten des deutschen Teams waren 99 Sportsoldaten (Bundeswehr 63, Bundespolizei 24, Zoll 12). Das waren knapp 65 Prozent Anteil Sportsoldaten.
Vergleiche auch „Die Siege der deutschen Sportsoldaten in Vancouver“: hier
– Proteste gegen Sotschi. „Gold für Menschenrechte“ lautete eines der Plakate von Amnesty International am 30.1.2014 in Berlin. Ein Vorwurf von AI lautete, dass die Sotschi-Veranstaltung und die Politik von Putin gegen die olympische Charta selbst verstoße, die jede Diskriminierung aufgrund von „Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen“ ablehne (Theile, Charlotte, Bei minus sieben Grad im Ostwind, in SZ 31.1.2014). – Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Untätigkeit des IOC. HRW-Sprecher Wolfgang Büttner sagte, es sei „problematisch, dass sich das Komitee oftmals mit Versicherungen zufrieden gibt und keine tatsächlichen Veränderungen fordert“ (Menschenrechtler kritisieren das IOC, in derwesten.de 29.1.2013). In der Charta seien „ganz klar Menschenrechtsgrundlagen festgeschrieben“ – gleichzeitig erfolgten Zwangsumsiedlungen und Enteignungen, Lohnhinterziehungen bei vielen Arbeitern, (Ebenda). – Reporter ohne Grenzen warnten vor Gefahren für Journalisten durch die Überwachung von Telefon und Internet. -Die Berliner Doping-Opfer-Hilfe kritisierte den Zustand des IOC und Sotschi 2014 als „Ausverkauf der Werte des Sports und als humanitäre Bankrotterklärung“: „Geknebelte Menschenrechte, exorbitanter Raubbau an der Umwelt und die Olympiastätte Sotschi eine einzige Hochsicherheitszone“ – plus „Mega-Korruption, bedrohte und getötete Journalisten, Internetüberwachung sowie hohe Terrorgefahr“ (PM DOH, „Die olympische Idee wird auf dem Majdan-Platz verteidigt und nicht in Sotschi“, Berlin 31.1.2014; zur PM hier).
– Bayerischer Sportminister fährt nach Sotschi. Innenminister Joachim Herrmann fährt zu den deutschen Sportlern. „79 der 152 deutschen Athleten stammen aus Bayern. Da gehört es sich doch, dass ich meine Rückendeckung zeige“ (Deutschländer, Christian, „Keine Alternative zu den russischen Spielregeln, in merkuronline 31.1.2014). Zu den russischen Sicherheitsvorkehrungen der Putin-Spiele äußerte Herrmann: „Für Olympia 2014 gibt es zu den russischen Spielregeln keine Alternative“ (Ebenda).
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II: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC – Stockholm zieht zurück. Stockholm zieht die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 zurück. Gründe sind unvorhersagbare Kosten, nicht sinnvoll zu nutzende Sportstätten und der Widerstand in der Bevölkerung. Damit sagt nach Graubünden 2022 und München 2022 auch Stockholm 2022 ab. Vergleiche unter „Aktuelles: Olympische Rückzüge
– Olympisches Erbe endet schon nach vier Jahren. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 im kanadischen Vancouver wurden die 20 Brennstoffzellen-Busse groß angekündigt. Im März 2014 werden sie ausgemustert und durch Dieselbusse ersetzt. Die Brennstoffzellen-Busse waren unrentabel: Der Kaufpreis war viermal höher, der Unterhalt dreimal höher. Der Wintersportort Whistler bezahlte umgerechnet rund elf Millionen Euro, 32 Millionen Euro bezahlte die kanadische Regierung und British Columbia 17 Millionen Euro. Nach 3.000 (statt wie bei Dieselbussen nach 5.000) Kilometern waren Reparaturen notwendig. Der Präsident der Transportarbeiter-Gewerkschaft, Bill Williams: „Sie hatten ständig Pannen“ (Calonego, Bernadette, Dicke Luft nach der Olympiade, in SZ 25.1.2014). Auch sah die Öko-Bilanz nicht gut aus: Der Wasserstoff für die Brennstoffzellen musste mit zwei Tanklastwagen aus einer Anlage in der Provinz Quebec nach Whistler in British Columbia gefahren werden. Williams: „Zwei Lastwagen fuhren ständig zwischen Quebec und Whistler hin und her, sie brauchten fünf Tage für die Strecke“ (Ebenda).
– CIPRA International für olympiafreie Alpen. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA hat Informationen zu früheren Olympischen Spielen und zur Ablehnung von Graubünden 2022 und München 2022 sowie Sotschi erarbeitet: – Erfahrungsberichte zu früheren Austragungsorten und Bewerbungen: hier – Warum Sotschi nicht in den Alpen liegt: hier – Weitere Informationen: hier – Zehn Argumente gegen Olympische Winterspiele in den Alpen: hier
– Hamburg wird in Bewerbung 2024 hineingetrieben. Die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern war die treibende Kraft bei der Bewerbung Olympische Winterspiele 2022 in München. Fazit: viermalige Abwahl am 10.11.2013. Nun wird die Handelskammer Hamburg aktiv. Deren „Präses“ Fritz Horst Melsheimer forderte bei der Jahresschlussansprache den Hamburger Ersten Bürgermeister Olaf Scholz auf, eine Olympia-Bewerbung Hamburgs zu unterstützen. Angeblich seien 57 Prozent der Bevölkerung dafür und nur 37 Prozent dagegen – das ergab eine Emnid-Befragung im Auftrag eben jener Handelskammer Hamburg (Präses Melsheimer beim „Ehrbaren Kaufmann“: „Herr Bürgermeister, packen Sie Olympia an!“, hk24.de 31.12.2013). Melsheimer griff übrigens gleichzeitig noch die „direkte Demokratie“ mitsamt dem Verbandsklagerecht an: „Umweltschutzverbände vertreten Partikularinteressen, und durch das Verbandsklagerecht werden diese Interessen einseitig bevorteilt“ (Ebenda). Sofort sprangen ihm Kommentatoren und Politiker begeistert zur Seite. „Und obwohl die olympische Idee aktuell eine ihrer größten Krisen erlebt, gilt: jetzt erst recht. (…) Was Barcelona, Sydney und Rio können, das kann die Region Hamburg allemal“ (Lorenz, Markus, Olympia wagen, in shz.de 2.1.2014). – „Die öffentliche Kampagne der Handelskammer bleibt dennoch verständlich, sind Olympische Spiele immer auch ein Konjunkturprogramm für die Region“ (Grünberg, Rainer, Ein Zeichen setzen für Olympia, in abendblatt.de 2.1.2014). „Bereits heute genügen viele Hamburger Sportstätten in ihrer Grundstruktur olympischen Ansprüchen“ (Grünberg, Rainer, Sommerspiele in Hamburg, in abendblatt.de 4.1.2014).
Das so altbekannte wie falsche Argument – „Alles da“ traf schon für München 2022 in keiner Weise zu und würde auch für Hamburg 2024 nicht stimmen. Schleswig-Holsteins Verkehrs- und Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD): „Eine solche Bewerbung würde mithilfe des Bundes dazu führen, die Infrastruktur im Norden innerhalb weniger Jahre fit zu machen“ (Ebenda) und schwärmte sogleich vom Ausbau der A7, der westlichen A-20-Elbquerung, der S4 nach Bad Oldesloe und der S21 nach Kaltenkirchen (Ebenda). Sportsenator Michael Neumann (SPD) kündigte an, dass es einen Bürgerentscheid dazu geben würde (Ebenda). Niemand fragt – der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) antwortet. Er ist nunmehr (ausgerechnet!) Gründungsdirektor des „Institute for Advanced Sustainability Studies“. In seiner Festrede zum Thema Nachhaltigkeit (!) beim DOSB-Neujahrsempfang in Frankfurt am Main propagierte Töpfer: „Wagen wir es doch wieder!“ und schlug einen recht merkwürdigen Weg vor: „Wenn Sie eine Nachhaltigkeitsdebatte führen, beginnen Sie nicht mit den ökologischen Fragen, sondern mit den sozialen“ (Töpfer ermuntert DOSB zu neuer Olympia-Bewerbung, in sueddeutsche.de 23.1.2014). DOSB-Präsident Alfons Hörmann predigte Vorsicht: „Der nächste Schuss muss sitzen“ (Grünberg, Rainer, Gemeinsames Olympia in Hamburg und Berlin, in welt.de 20.1.2014). – „Nach dem zweimaligen Scheitern Münchens ist eine deutsche Olympia-Bewerbung nach Ansicht von DOSB-Präsident Alfons Hörmann ‚erstmal durch'“ (Hörmann: Mit Olympia-Bewerbung „erstmal durch“, in sueddeutsche.de 17.1.2014). Neueste Idee: eine Doppelbewerbung Hamburgs mit Berlin (Labinski, Anne, Hamburg und Berlin gemeinsam für Olympia? in tagesspiegel.de 21.1.2014; Grünberg, Rainer, Gemeinsames Olympia in Hamburg und Berlin? in welt.de 20.1.2014). Die Bewerbungsfrist für Olympische Sommerspiele 2024 läuft Mitte November 2015 ab.
– Winterspiele und Klimaerwärmung. Eine Studie der University of Waterloo/Kanada und des Management Center Innsbruck ergab, dass vergangene Olympische Winterspiele in Grenoble, Garmisch-Partenkirchen, Chamonix, Vancouver und Squaw Valley aufgrund der Klimaerwärmung heute nicht mehr möglich wären. Bis zum Jahr 2080 wären nur noch sechs der bisherigen Orte tauglich: Albertville, Calgary, Cortina d’Ampezzo, St. Moritz, Salt Lake City und Sapporo. “Die durchschnittliche Tagestemperatur im Februar von Winterspiel-Standorten ist der Studie zufolge im vergangenen Jahrhundert stetig gestiegen: von 0,4 Grad Celsius bei Spielen in den 1920-er bis 1950er-Jahren auf 3,1 Grad Celsius, bei den Olympiaden in den 1960er- bis 1990-er Jahre und auf 7,8 Grad Celsius bei Spielen in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts” (Schlechte Aussichten für Winterspiele, in science.orf.at 24.1.2014). Vgl. auch Manning, Nick, Climate change threatens Winter Olympics, eurekalert.org 23.1.2014
– Rio 2016: 70 Prozent Kostensteigerung.Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro verzeichnen bereits jetzt – im Januar 2014! – bereits 70 Prozent Kostenüberschreitung. Der Etat sei seit 2009 unter anderem aufgrund der Inflation (31,9 Prozent), der Hinzunahme vier neuer Sportarten und gestiegener Technologiekosten von 4.2 Milliarden Reais (2009) auf aktuell 7,0 Milliarden Reais angehoben worden. (…) Zu den XXXi. Olympischen Sommerspielen (Motto: ‚Viva a sua paixão – Lebe Deine Leidenschaft‘) werden 2016 insgesamt 10.500 Athleten aus 205 Ländern in Rio erwartet (Planungskosten für Rio 2016 steigen um 70 Prozent, in welt.de 23.1.2014).
Bei 70 Prozent wird es nicht bleiben bis zum Sommer 2016! Und die tatsächlichen Kosten werden wiederum nicht veröffentlicht.
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III: Aktuelle Sportsplitter
– Oberhof I: Loipe in brauner Landschaft. Die Tour de Ski und der Biathlon-Weltcup brauchen Schnee, der nicht liegt. Als Konsequenz wird jetzt ein riesiges Schneedepot mit 15.0000 Kubikmetern angelegt (etwa 1000 mittlere Lkw-Ladungen), wie es auch schon Klingenthal im Erzgebirge und Ruhpolding in Oberbayern haben (Zeitlupe: Warum 375.000 Badewannen Schnee gebunkert werden, in Thüringer Allgemeine 3.1.2014). – „Nur wenn Weltcup ist, dann kommen Heerscharen von feierwütigen Frührentnern an den Oberhofer Grenzadler, trinken Unmengen Glühwein und essen Bratwürste. Anschließend wird gejohlt, gesungen und geschunkelt. (…) Dieses Spektakel zu Ehren der Biathleten oder Skilangläufer wird sogar ausgerichtet, wenn gar kein Schnee liegt, nicht eine Krume. Zu warm ist es derzeit in der Thüringer Höh. Es gilt als lokalpatriotische Großtat, den meteorologischen Misslichkeiten zum Trotz eine Loipe in die braune Landschaft zu zaubern. Jeder Thüringer mit einem grünen Herzen in der Brust holt einen Schneeball aus dem Tiefkühler und bringt ihn nach Oberhof. Sogar 15 Lkw-Ladungen Schnee wurden aus der Arena in Gelsenkirchen herangekarrt. Das kostet nur 12.000 Euro, ein lächerlicher Betrag, wenn man bedenkt, wie werbewirksam diese Bilder sind: Topathleten staksen auf der mehlig-nassen Loipe herum, die wie ein Möbiusband des untergehenden Wintertourismus verloren in der Landschaft liegt. Abgesagt wird hier nichts (…) jetzt wird allen weisgemacht, dass die „Region“ diese Events braucht. Die VIP-Zelte wollen gefüllt, die Fernsehminuten versendet werden“ (Völker, Markus, Nicht ganz auf der Höh, in taz.de 4.1.2014). Dafür wurden 4000 Kubikmeter Schnee oberhalb von Oberhof in die dortige Skihalle transportiert. „Zu konstatieren ist noch, dass diese Skihalle in Oberhof einen Energiebedarf hat, der auf dem Niveau einer Kleinstadt liegt“ (Purschke, Thomas, Schnee- und Umwelt-Chaos in Oberhof, in deutschlandfunk.de 5.1.2014). Dazu wurde im Herbst 2013 ein Wasserdepot für 12.000 Kubikmeter zur Versorgung der Schneekanonen gebaut (Ebenda). Trotzdem reichte der Schnee nicht für die Klassik-Loipe: „Denn in Oberhof gibt es schon länger alles Mögliche – Wind, Regen, Nebel, Schlamm, aber immer seltener einen echten Winter. Beim Männer-Sprint am Nachmittag skateten die Biathleten diesmal über eine mit Salz verdichtete Eispiste aus Kristallen aller Art. Kunstschnee, Hallenschnee, Altschnee, Importschnee, was trotz Wärme eben zusammengekratzt wurde“ (Kreisl, Volker, Bewerbung im Nebel, in SZ 4.1.2014). – „Statt des geplanten Verfolgungsrennens in Diagonal-Technik wurden die Läuferinnen und Läufer zum Freistil-Sprint gebeten. Das ärgerte die polnische (Olympiasiegerin; WZ) Justyna Kowalczyk so sehr, dass sie ihren Start mit markigen Worten absagte: ‚Dumm, nicht ausgewogen und unfair'“ (Fräulein Kowalczyks Gefühl für keinen Schnee, in SZ 30.12.2013). Der in der Gesamtwertung führende Norweger Martin Sundby ärgerte sich im norwegischen Rundfunk: „Das ist doch nur noch eine Parodie hier. Wir machen doch nur noch, was Sponsoren und Fernsehzuschauer sehen wollen und drehen ein paar Runden. So ein Unsinn!“ (Ebenda).
– Oberhof II: Funktionäre wollen Biathlon-WM 2020. Oberhof hatte 2004 die Biathlon-WM, Ruhpolding 2012. Das Land Thüringen