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Februar 2015

Webseite-Besucher
Im Januar 2015 besuchten 30.545 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Januar 2015 hatten wir damit 1.126.930 Besucher: Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.
Neu unter “Aktuelles”: 
Berliner Senat ist nicht Charlie; Boston 2024: Privatbewerbung eines Baukonzerns; Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften; Olympisches Abholzen für Pyeongchang 2018; Agenda 2020 – Wie das IOC sein Geschäftsmodell erweitern will; Fifa spricht sich frei; Sotschi: Formel 1 in Putin-Russland; Oslo 2022 abgesagt
Neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
25.1.2015 Aktualisiert nach Pechstein-Urteil: Court of Arbitration for Sport (Cas); 20.1.2015: DFB gegen Galopprennbahn; 19.1.2015: Afrika-Cup 2015; 19.1.2015: Handball-WM 2015; 17.1.2015: Deripaska, Oleg; 7.1.2015: Gazprom-NTW; 1.1.2015: Doping Russland; 22.12.2014: Wintersport im Klimawandel: 2014/2015; 18.11.2014: Hayatou, Issa; 18.11.2014: Totalitärer Sport-Terminkalender; Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2024: hier; 9-10/2014: hier; ab 11/2014: hier
Laufend aktualisiert im Kritischen Olympischen Lexikon: Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1) bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gazprom-Chronik (3) ab 9/2014: hier; Gazprom-Chronik (4) ab 11/2014: hier

In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Spitzensport und seinem Umfeld aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, wenn auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl

Die Gliederung im Februar 2015 sieht so aus:
I: Zitate des Monats
II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden
III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden
IV: Aktuell aus München und Bayern
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.
VII: Sport-Millionen und -Millionäre
VIII: Der totalitäre Sport-Terminkalender
IX: Doping-News
X: Die Sportsender ARD/ZDF
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AKTUELL: Winter ade – Ein Film von Matthias Wolf, WDR, Montag, 9.2.2015, 22.45 – 23.15
„Den Kampf gegen immer wärmere Winter kann der Sport auf Dauer nicht gewinnen, sagen Experten. Wintersport in seiner heutigen Form sei dem Untergang geweiht.“ (Mitgewirkt haben auch Axel Doering und Wolfgang Zängl.) Info zum Film: hier
Zum Film WDR, sport inside: Winter ade
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I: Zitate des Monats

Marketingprofessor André Bühler zur Handball-WM 2015 in Katar: „Ich bin ein großer Handballfan, habe seit mehr als 25 Jahren eine Dauerkarte bei Frisch Auf Göppingen und verfolge so gut wie jedes Handballspiel im Fernsehen. Von der WM in Katar habe ich mir kein einziges Spiel angeschaut, weil diese WM für mich eine Showveranstaltung ohne sportlichen Wert darstellte. Durch die Wildcard für das deutsche Team und die zusammengekaufte Nationalmannschaft Katars wurde der sportliche Wettkampf ad absurdum geführt. Diese WM hat dem Handball mehr geschadet, als dass sie ihm genutzt hat“ (Keine Werbung für den Sport, in stuttgarter-zeitung.de 4.2.2015).

Ein höheres Fifa-Mitglied zur gefühlten Reputation seines Arbeitgebers: „Unser mieserables Image fliegt uns fast überall um die Ohren“ (Wulzinger, Michael, „Sauber behandelt“, in der Spiegel 7/7.2.2015).

FIS-Präsident Gian-Franco Kasper zur IOC-Agenda 2020: „Ob das den Gigantismus zurückholt, das bezweifele ich. Es wird eher noch größer, weil man zusätzliche Städte mit einbaut… Das wird eine gefährliche Gratwanderung, das durchzusetzen“ (Angriff auf die „Götter“, in faz.net 10.2.2015).

Jörg Schild, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der Schweiz: „So wie es bislang gelaufen ist, haben wir keine Chance mehr, in einem demokratisch geführten Land Olympische Spiele durchzukriegen bei der Bevölkerung“ („Man muss aufhören, solange noch ein paar Leute klatschen“, in tageswoche.ch 15.2.2015).

Sharan Burrow vom Internationalen Gewerkschaftsbund zur Fußball-WM 2022 in Katar: „Bevor der erste Ball gespielt wird, werden in Katar 4000 Arbeiter gestorben sein“ (Honigstein, Raphael, Witz auf Englands Kosten, in SZ 28.2.2015).

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II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden

– Kleiner Zwischenbericht aus Sotschi. „Am Stadion Fischt, in dem vor einem Jahr die Olympischen Spiele eröffnet wurden, tragen Kräne das Dach ab. Es heißt, die FIFA wolle es so für die Fußball-WM 2018. In ein Stadion ist eine Tennis-Akademie eingezogen, in einem anderen trainiert das örtliche Eishockey-Team. Die Bauten sind weiträumig mit Zäunen abgesperrt. Nur ab und zu fährt ein Auto über die Asphaltwüste. (…) Während der Tourismus anläuft, sieht es mit der sportlichen Nachnutzung schlechter aus. Der einzige große Wettkampf in diesem Jahr in Krasnaja Poljana ist die Rennrodel EM Ende Februar/Anfang März. Vom Skilift aus ist die Langlaufarena zu sehen – ungenutzt. Ebenso die Sprungschanzen“ (Dornblüth, Gesine, Kaum Sport in Sotschi, in deutschlandfunk.de 1.2.2015).

– Willi Lemke für Katar 2024. Katar hatte sich bereits erfolglos um Olympische Sommerspiele 2016 und 2020 beworben. Lemke (68) ist „Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung“. Er hält Olympische Sommerspiele in Katar für möglich: „Katar schafft aufgrund enormer finanzieller Anstrengungen eine sportliche Infrastruktur, die weltweit ihresgleichen sucht. Hier wird mit so viel Geld so perfekt organisiert, dass ich nun denke, dass Katar irgendwann die Voraussetzungen bieten kann, um die Olympischen Spiele auszurichten“ (SID, UN-Sonderberater Lemke: Katar kann auch Olympia ausrichten, in zeitonline 3.2.2015).
Wahrscheinlich werden die Olympischen Sommerspiele in Katar dann – wie die dortige Fußball-WM 2022 – in den Winter verlegt…

– Das Putinsche Dorf. Die Umweltwacht Nordkaukasus  wurde von Putin-Russland systematisch unter Druck gesetzt und zu kriminalisieren versucht. Suren Gasarjan wurde ein versuchter Mord unterstellt: Er musste ins Ausland fliehen. Jewgenij Witischko sitzt wegen Demonstration gegen die Umweltzerstörungen im Gefolge von Sotschi 2014 und “Zaunbeschädigung” beim Gouverneur für über drei Jahre im Gefängnis. Amnesty International protestierte. Vladimir Kimajev, Mitglied der Umweltwacht Nordkaukasus, sagte:
“Wir wollen aber nicht, dass er einfach nur vorzeitig freikommt. Dann bliebe das Urteil bestehen. Er muss rehabilitiert werden. Er ist unschuldig” (Dornblüth, Gesine, Sotschi ein Jahr nach Olympia, in deutschlandfunk.de 5.2.2015. Vgl. unter Putin-Russland: Lupenreine Diktatur – Punkt 6,7,14). Kimajev kritisierte auch die Promenade in Sotschis Stadtteil Adler: “Im Prinzip sieht das hübsch aus, aber sie haben den Strand verkleinert, und jeder Sturm spült noch mehr Kiesel weg. Der Streifen wird weiter schrumpfen – mit Folgen für die Natur. Dabei ist schon ein ganzes Ökosystem verschwunden. (…) Das wichtigste Problem wird nie gelöst werden: Das ist der Bauschutt, der im Rahmen von Olympia anfiel. Die Promenade hier ist auf Bauschutt errichtet. Und in der Nähe haben sie 15 Meter tiefe Gruben mit Schutt aufgefüllt. Das hat die Grundwasserschichten verändert. An einer Stelle kommt jetzt statt Grundwasser Salzwasser aus dem Boden. (…) Sotschi ist ein Musterbeispiel eines Potemkinschen Dorfes. Eine schöne Fassade, aber nichts dahinter” (Ebenda).
Ein Putinsches Dorf eben…
Vergleiche auch: Sotschi 2014/I/ 2007 – 6/2013: hier; Sotschi 2014/II/ 7-12/2013: hier ; Sotschi 2014/III 01/2014: hier; Sotschi 2014/IV 02/2014: hier

– Putins Geheimnisse. Der Film von Michael Renz ist sehr aufschlussreich: „Mensch Putin! Über die Geheimnisse des russischen Präsidenten“ (ZDF, 17.2.2015).

– Putins Kontakte in das rechtsradikale europäische Lager: „Putins Netzwerk in Europa: Wie Moskau rechte Parteien sponsert und unterwandert“. Von Hendrik Loven, Sabina Wolf, Katharina Kraft; Film in Report München, 24.2.2015, 21:45 – 22.15 hier

– Nacholympische Tauschgeschäfte. – 2013 musste die staatlich kontrollierte Sberbank die Skisprungschanzen und ein benachbartes Skigebiet für damals 1,6 Mrd. $ (heute 839 Mrd. $) übernehmen. „Jetzt hat sie die Anlage samt Schulden an den Staat zurückgegeben – im Tausch gegen das ehemalige Medienzentrum unten an der Küste, das sich vielleicht als Geschäftszentrum nutzen lässt“ (Schlechte Vorzeichen für Fußball-WM, in nzz.ch 23.2.2015). – Der Oligarch Viktor Vekselberg hat zwei Hotels am Olympiapark bauen müssen: Eines möchte er als Jugendzentrum an den Staat zurückgeben und mit dem Erlös die 450 Millionen $ Kredit zurückzahlen. – Das Eisschnelllaufzentrum ist 2015 eine Tennishalle. – „Die Region Krasnodar, in der Sotschi liegt, muss jährlich 7 Mrd. Rbl. (113 Mill. $) für den Unterhalt der Sportstätten aufwenden“ (Ebenda). – Die staatliche Eisenbahngesellschaft investierte 9 Mrd. $ in neue Straßen und Schienen. „Die Zahl der modernen Züge ist inzwischen wegen Finanzproblemen um drei Viertel reduziert worden“ (Ebenda).

– „Putins Spiele – ein Jahr danach“. Der Film von Alexander Gentelev läuft imRBB am 24.2.2015 (23 :15 – 00.15). „Verlassene Sportstätten, menschenleere Straßen, Parkhäuser ohne Fahrzeuge. Was 2015 wie die Kulisse einer Geisterstadt aussieht, war zwölf Monate zuvor der leuchtende Traum Wladimir Putins: Sotschi am Schwarzen Meer, der Austragungsort der Olympischen Spiele 2014. Alexander Gentelev hat mit dem preisgekrönten Dokumentarfilm ‚Putins Spiele‘ schon damals einen kritischen und nicht von allen gerne gesehenen Blick hinter die Kulissen der Spiele der Superlative geworfen. Ein Jahr später sucht er nach dem Leben danach in Sotschi. Er besucht die riesigen Sportanlagen und fragt, ob und wie sie heute genutzt werden, er spricht mit den Menschen, die bei Olympia dabei waren und mit jenen, die von Putins Spielen verdrängt wurden. Was ist aus ihnen geworden? Was aus den Milliarden, die das olympische Projekt gekostet hat?“ (Pressetext RBB).

– Bachs Agenda 2020: noch mehr Wettbewerbe. Der unermüdliche olympisch weltreisende IOC-Präsident Thomas Bach besuchte die USA. „Seine US-Tour hat ihn zunächst zum Super Bowl nach Glendale/Arizona geführt, dann hat er einen Abstecher zur alpinen Skiweltmeisterschaft nach Vail und Beaver Creek gemacht. Auch in Boston hat er vorbeigeschaut, dort würde man gern die Olympischen Sommerspiele 2024 sehen. (…) In Colorado aber kündete der IOC-Boss, einen weiteren alpinen Bewerb durchaus als Olympia-tauglich zu sehen. Es handelt sich dabei um den Teambewerb, der beim Publikum jetzt nicht gerade der große Straßenfeger ist. Und es gibt genug Athleten, die einen großen Bogen um diesen Mannschaftsbewerb (Nations Team Event) machen. Aber Bach gefällt’s, der Internationale Ski-Verband (FIS) hat seine Freude. (…) „Eine Entscheidung soll noch vor dem nächsten IOC-Kongress im Juli 2015 in Kuala Lumpur fallen. Wobei die olympische Bewegung gut beraten wäre, das Programm nicht noch zusätzlich aufzublasen. Sondern endlich einmal zu straffen“ (Wiederstein, Wolfgang, Olympia droht zu explodieren, in diepresse.com 7.2.2015).

– Pyeongchang 2018: Vater und Tochter. Wie schon im November und Dezember 2014 berichtet: Cho Yang Ho ist Chef des olympischen Pyeongchang-Organisationskomitees POCOG – und Chef der Fluggesellschaft Korean Air. Die Tochter von Cho Yang Ho, Cho Hyun Ah, hatte Mitte Dezember 2014 den Start eines Fluges New York-Seoul abbrechen lassen: Das Flugzeug war schon auf dem Weg zur Startbahn und musste zurück zum Terminal. Der Grund: Eine Flugbegleiterin hatte Macadamia-Nüsse statt im Schälchen in der Verpackung serviert. Deshalb musste der Chef des Kabinenpersonals das Flugzeug verlassen (Knien vor der Tochter des Chefs, in spiegelonline 13.12.29014). Die Staatsanwaltschaft erhob nun Anklage gegen Cho Hyun Anh wegen Nötigung und Behinderung der Ermittlungen: Sie kam Ende Dezember 2014 in Untersuchungshaft (Tochter des Airline-Chefs kommt vor Gericht, in spiegelonline 7.1.2014). Anfang 2015 wurde Cho Hyun Anh von einem Gericht in Seoul wegen Verletzung der Flugsicherheit verurteilt: Sie soll für ein Jahr ins Gefängnis (Korean-Air-Managerin soll für Nuss-Ausraster ein Jahr ins Gefängnis, in spiegelonline 12.2.2015).
Ob wohl Vater Cho Yong Ho seinen Chefposten bei POCOG behält?

– Skisport im Klimawandel – und das Ski-Geschäft. Der FIS-Skizirkus beginnt im Herbst in Europa, macht dann in den USA Station und kehrt nach Europa zurück. Demnächst bleibt er vielleicht gleich in den USA – aus Gründen der Klimaerwärmung. Denn in Europa lässt sich der Winter in diesem Zeitraum aber immer seltener blicken. ‚Die Natur zeigt uns, wo es langgeht‘, sagt Markus Waldner, seit dieser Saison Renndirektor, er hat die Herausforderungen durch den Klimawandel an die erste Position seiner Agenda gesetzt. Waldner wäre nicht abgeneigt, manche europäischen Termine im Dezember ins folgende Frühjahr zu verlegen. Die Amerikaner, sagte USSA-Präsident Tiger Shaw am Samstag, wären wiederum bereit, die Rennläufer derweil bei sich zu begrüßen, zum Beispiel im Nordosten Amerikas. Ob sich die FIS mit den europäischen Ausrichtern einigt, ist jedoch ungewiss. Die Skifirmen in Europa wollen im Dezember ihr Weihnachtsgeschäft ankurbeln, dafür soll der Wintersport im Dezember auch schöne Bilder aus der Umgebung produzieren. Bleibt die Frage, wie lange sich derartige Interessen auf Dauer mit einer der wetteranfälligsten Sportarten überhaupt verbinden lassen“ (Knuth, Johannes, Schöne, ferne Bilder, in SZ 17.2.2015).
Vergleiche auch den Film in WDR, sport inside: Winter ade

Boston 2024 schwächelt. Im Januar 2015 lagen die Befürworter von Olympischen Sommerspielen in Boston bei 51 Prozent, 33 Prozent waren dagegen. Dann kam der Zuschlag vom USOC – von oben, ohne jegliche demokratische Legitimation. Mittlerweile liegen die Gegner von Boston 2024 mit 46 Prozent vorn, die Befürworter liegen bei 44 Prozent (Goddard, Emily, Bad weather leads to opposition growing to Boston 2024 Olympic bid, new poll claims, in insidethegames.biz 19.2.2015). Das interessiert allerdings bei diesem völlig willkürlichen und undemokratischen Prozess niemand der Offiziellen.

– Traumbewerbung Peking 2022. Der Schnee kommt aus der Kanone, die Stadt versinkt im Smog: Peking und Zhangjiakou wollen gemeinsam die Winterspiele 2022 ausrichten. (…) Während in europäischen Ländern die Begeisterung für das Ausrichten von Olympischen Spielen deutlich abgenommen hat, ist in China Opposition nicht vorgesehen. Staatspräsident Xi Jinping höchstpersönlich soll hinter dem neuerlichen olympischen Anlauf stehen. (…) Für den Bahnhof und das Olympische Dorf müsste das Dorf Taizicheng verschwinden, sagt Zhang Chunsheng, der Leiter des Zhangjiakou-Bewerbungskomitees. Auch für die neu anzulegende Biathlon-Strecke müsste ein Dorf Platz machen. (…) Der Schneefall pro Jahr liegt im Durchschnitt bei 60 Zentimetern. Der Schnee auf den Pisten kommt vor allem aus Kanonen“ (Kolonko, Petra, Chinas Davos im Kleinformat, in faz.net 13.2.2015; Hervorhebung WZ).
Alles sicher in Einklang mit der IOC-Agenda 2020…
Und jetzt Hamburg und Berlin herhören: „Außerdem seien mit der Aussicht auf die Olympischen Spiele schon die Immobilienpreise gestiegen“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).

– Almaty 2022: Winokurow nicht mehr Botschafter. Die IOC-Evaluierungskommission – mit dem Putin-Freund Alexander Schukow als Vorsitzenden – besuchte Almaty. „Beim abschließenden Galadinner mit den IOC-Inspektoren fehlte Alexander Winokurow auf der Gästeliste. Und auch sonst dämmert es den kasachischen Verantwortlichen wohl allmählich, dass einer der größten Dopingsünder im Radsport vielleicht nicht der beste Werbeträger bei der Kandidatur Almatys für die Olympischen Spiele 2022 ist. Auf der offiziellen Homepage taucht der höchst umstrittene Ex-Radprofi und heutige Teamchef des Astana-Rennstalls jedenfalls nicht mehr bei den Almaty-Botschaftern auf. (…) Auch beim Thema Menschenrechte dürfte Gegenwind aufkommen. Human Rights Watch berichtete jüngst von diversen Verstößen speziell gegen die Presse- und Meinungsfreiheit. Immerhin: Auf diesem Gebiet wird auch Peking nicht punkten können“ (DPA, Almatys kompakte Spiele: Zweifel an Tauglichkeit, in sueddeutsche.de 18.2.2015). – „In einer Mitteilung des Bewerbungskomitees in Almaty heißt es nun, Winokurow sei ohnehin nur in der ersten Phase der Bewerbung als Unterstützer eingeplant gewesen“ (Winokurow tritt als Almaty-Botschafter zurück, in spiegelonline 20.2.2015).
Der IOC-Evaluierungskommission wurde zugesichert, dass gemäß der Olympischen Charta Menschenrechte eingehalten würden. Schukow: sagte dazu: „Wir dürfen nicht und könnten nicht uns einmischen in die nationale Politik außerhalb der Spiele“ (Butler, Nick, Almaty 2022 abandon plans to use iconic skiing venues as several changes to bid made, in insidethegames.biz 18.2.2015).
Alt-Doper Winokurow, Goldmedaillengewinner von London 2012 beim Rad-Straßenrennen, wäre doch ein idealer Olympia-Botschafter…
Vergleiche auch: Almaty 2022

– Kasachischer Diktator schwächelt. Der Diktator von Kasachstan, Nursultan Nasarbajew, ließ sich beim Besuch der IOC-Evaluierungskommission für Almaty 2022 nicht blicken, war angeblich im Ausland. Vom IOC  geforderte Garantien wurden nicht vorgelegt. „Nasarbajew aber hat ganz andere Sorgen: Der Verfall des Ölpreises trifft das Land hart. Und die Talfahrt des russischen Rubels hat Einfluss auf die Landeswährung. Dazu kommen die unendlichen Schwierigkeiten mit dem Öl- und Gasfeld Kaschagan im Kaspischen Meer, das gleichzeitig ein riesiger Schatz des Landes und ein Milliardengrab ist. Seit 2013 soll gefördert werden, doch wegen erodierter Pipelines wurde der Betrieb wieder gestoppt. Im Herbst 2013 erwarb China 8,33 Prozent von Kaschagan für 4,39 Milliarden Euro, und das ist nur eines von vielen Beispielen, wo der Riesennachbar auf der Jagd nach Energie mit Investitionen und Krediten in die kasachische Industrie eingestiegen ist. Ausgerechnet China, das sich mit Peking für die Winterspiele 2022 bewirbt. Und das sie bekommt, wenn Almaty verliert. Wieso also den mächtigen Nachbarn verärgern? Folgt man allein der Ölspur des Geldes, hat Peking schon gewonnen. (…) Denn eine zufriedenstellende Entscheidung kann es nicht geben zwischen dem wackeligen Almaty und dem sperrigen Peking. Es geht nur noch um die Frage, wer das geringere Übel ist“ (Simeoni, Evi, Die Ölspur des Geldes führt nach Peking, in faz.net 23.2.2015).

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III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden

– Olympische Umweltpflege. Der DOSB-Beirat „Umwelt und Sport“ existiert seit 1994 und tagte in neuer Besetzung im Beisein der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am 3.2.2015. (Der DOSB versteht es immer wieder, leitende Vertreter der Politik für seine  Absichten einzuspannen.) „Umwelt und Sport“ verleiht dem olympischen Gewerbe eine Umwelt-legitimierende Fassade. Mit dabei sind einige altbekannte Olympiafreunde. Hartmut Stahl vom Öko-Institut war bei der Olympiabewerbung München 2022 für die Überarbeitung des Umweltkonzepts zuständig und äußerte zur Bewerbung für Olympische Sommerspiele 2024, Deutschland sei ein Bewerber, „der die Maschinerie Olympia wieder mehr in Richtung Umwelt zum Laufen bringen kann“ (Weber, Joscha, Olympisches Vorgeplänkel, in dw.de 16.10.2014). Dazu Ralf-Dieter Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln (München 2018 und 2022). Und natürlich wurde auch der Geschäftsführer vom BUND Berlin, Tilman Heuser, Befürworter von Berlin 2024, in das Gremium aufgenommen (Der Beirat „Umwelt und Sport“ nimmt seine Arbeit auf, in dosb.de 4.2.2015).

– Bundessportminister und Bundessportbericht. Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte bei der Vorstellung des 13. Sportberichts der Bundesregierung im Bundestag, worauf es letztlich ankommt: „Am Ende von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften werden nun einmal Medaillen gezählt, und Spitzensportförderung aus dem Bundeshaushalt ist Spitzen-Sportförderung“ (Deutscher Bundestag, Protokoll vom 6.2.2015, S. 8159). Hansjörg Kofink war in den siebziger Jahren Leichtathletik-Bundestrainer und von diesem Amt zurückgetreten, weil seine Athletinnen die (west-)deutsche Olympianorm nur mit Doping geschafft hätten. Kofink antwortete de Maizière in der FAZ: „,Sport ist ein Imageträger für unser Land‘, so warb der Minister vor dem Bundestag. Viele deutsche Olympiasieger und Weltmeister in Ost und West leben heute nicht mehr, weil sie in ihren besten Jahren von Leiden dahingerafft wurden, die man heute mit Doping in Zusammenhang bringt. 25 Jahre nach dem Mauerfall ist die deutsch-deutsche Sportgeschichte noch immer nicht aufgearbeitet. Vor allem für die Opfer des Zwangsdopings der DDR ist Hilfe nicht in Sicht. Der vor knapp sechzehn Jahren gegründete Verein ‚Doping-Opfer-Hilfe e.V.‘ brachte dieses Image des deutschen Spitzensports kürzlich wieder einmal in die Öffentlichkeit. Mehr als 200 DDR-Doping-Opfer hat die Bundesrepublik anerkannt. Der Doping-Opfer-Hilfe-Verein zählt 700 – und die Dunkelziffer dürfte noch größer sein. Und sie alle bezahlen heute für ihren Sport von gestern. Gehört das nicht auch zum Image des Spitzensportlandes Deutschland?“ (Kofink, Hansjörg, „Nicht unter den Teppich kehren“, in faz.net 12.2.2015).
Ansonsten warb de Maizière ungeniert für die deutsche Bewerbung 2024. „Zum undurchsichtigen Bewerbungsverfahren des DOSB etwa hörte man von de Maizière nichts. Stattdessen Lob für Olympia. De Maizière widmete diesem Thema einen großen Teil seiner Rede. Das gefiel nicht jedem“ (Kempe, Robert, Streit um Prioritäten, in deutschlandfunk.de 8.2.2015). Der sportpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Özcan Mutlu: ‚Ich habe mich in den zwölf Minuten wirklich gefragt: Reden Sie hier zu Olympia, oder reden Sie hier zum 13. Sportbericht der Bundesregierung“ (Protokoll S. 8163). Mutlu: „Ist Olympia heute tatsächlich noch eine Botschaft des friedlichen Wettstreits der Nationen? Ich habe da Zweifel – siehe Sotschi. Olympia wurde zu einer Marke und zu einem Hochglanzprodukt weiterentwickelt, in dessen Pflege das IOC mehr Eifer steckt als in die Bewältigung der sportlichen Aufgaben und Herausforderungen des Verbandes“ (Protokoll S. 8164).

– Bundesrechnungshof: DOSB nicht transparent. Zwei Jahre prüfte der BRH die deutsche Sportförderung. Fazit: „Die dargestellten Fördermittel der Verbände sind weder transparent noch untereinander vergleichbar“ (Drepper, Daniel, Rechnungshof: Sportförderung muss transparenter werden, in www.correctiv.org 19.2.2015; zum correctiv-Beitrag hier; zum Bericht des BRH: hier. Vgl. auch SID, Kritik an der Sportförderung, in SZ 20.2.2015). Gemäß dem BRH braucht es transparente und plausible Verteilungskriterien: „Die vom BMI und DOSB dargestellten Fördermittel der Verbände sind weder transparent noch untereinander vergleichbar“ (BRH; ebenda).
Da der DOSB nicht neutral ist, müsste er sein „Beratungsmonopol“ verlieren: „Das BMI sollte sich daher von dem Beratungsmonopol des DOSB lösen und unabhängigen sportfachlichen Sachverstand nutzen“ (BRH; ebenda. Allein das BMI zahlt pro Jahr 153 Millionen Euro an den Spitzensport).
Das Bundesministerium des Innern soll auch die Medaillenziele des DOSB überprüfen: „Um möglichst viel Fördergeld zu bekommen, hätten die Verbände viel zu optimistische Medaillenziele angegeben“ (Ebenda).
Die Antwort des DOSB fiel so hochnäsig aus, wie zu erwarten war: „… allerdings hätten wir uns in einigen Passagen mehr sportfachlichen Sachverstand und Kenntnis des Sportsystems und seiner Notwendigkeiten gewünscht“ (Ebenda). Die DOSB-Drohung: „Derzeit arbeiten wir gemeinsam mit dem Innenministerium daran, das System der Leistungssportförderung des Bundes bedarfsgerecht fortzuentwickeln“ (Rechnungshof nimmt Sportförderung auseinander, in spiegelonline 19.2.2015).
Noch mehr Millionen für den DOSB in Selbstverwaltung…

– Öffentliche Finanzierung für deutsche Schwimm-WM? Die Schwimm-WM 2017 wurde an Mexiko vergeben: Mexiko verzichtete nun – finanziell bedingt. Der Weltverband FINA ist „überrascht, da der Nutzen einer Weltmeisterschaft sehr viel höher ist als die Kosten“, wie FINA Exekutivdirektor Cornel Marculescu weiß (SID, Mexiko verzichtet auf Schwimm-WM 2017 – Springt Deutschland ein? in zeitonline 18.2.2015).
Was man eben so sagt, wenn man Sport verkauft.
Die deutschen Sport-Nassauer wittern Morgenluft. „DSV-Präsidentin Christa Thiel hält es für möglich, dass sich Berlin oder Hamburg kurzfristig um die Weltmeisterschaft in zweieinhalb Jahren bewirbt“ (Ebenda). – Thiel: „Organisatorisch sind wir in der Lage, ein solches Top-Event zu stemmen. Das hat die EM im Sommer in Berlin gezeigt“ (SID, Mexiko verzichtet auf WM, in SZ 19.2.2015). Und finanziell? „Thiel betonte jedoch, dass der deutsche Schwimm-Verband alleine die Kosten für eine WM nicht aufbringen könne: ‚Wir bräuchten eine Stadt, die das wirklich will'“ (SZ 19.2.2015).
Zur Erinnerung aus der Chronologie August 2014: Vom 13. bis 24.8.2014 fand in Berlin die Schwimm-EM statt. Im Radsportstadion Velodrom wurde ein temporäres Schwimmbecken aufgebaut mit 2,5 Millionen Liter Wasser. Da täglich 200 Liter Wasser verdampfen, muss die Halle auf 27 Grad Celsius vorgewärmt werden, um Schwitzwasser zu vermeiden. Ein Grund für die temporäre Nutzung einer Radsporthalle als Schwimmhalle: Die daneben liegende Schwimmhalle hat nur 4.000 Plätze und wurde vom Europäischen Schwimmverband als zu klein für eine Schwimm-EM befunden (Hilgert, Ole, Schwimmen statt Radfahren, in rbb-online.de 7.8.2014t). Der Hintergrund: “Inzwischen besteht der europäische Schwimmverband LEN im EM-Vergabeverfahren aber auf mindestens 4.500 Zuschauerplätzen. (…) Von den offiziell 4.500 Plätzen ist wohl mindestens die Hälfte für Athleten, Funktionäre, Sponsoren, Ehrengäste und Medienschaffende reserviert” (Ebenda). Zu den Finanzen sagte die Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes, Christa Thiel: “Solch eine Veranstaltung ist nur mit Subventionen des Senats möglich” (Ebenda). Dessen Zuwendung wurde angeblich von 2,5 auf 3,6 Millionen Euro erhöht. “Andererseits, was soll der Geiz? Berlin bringt sich gerade für eine neuerliche Olympiabewerbung in Stellung” (Ebenda). Deshalb Schwimm-WM in Hamburg (2024) oder Berlin (2024)…

– Vom Stasi-Zuträger zum Hauptgeschäftsführer. In einem Gespräch von Johannes Aumüller in der SZ mit Ines Geipel vom Doping-Opfer-Hilfe-Verein (DOH) nahm Geipel Stellung zu Rolf Beilschmidt, der einst Hochspringer war, als Stasi-Zuträger auch Ines Geipel bespitzelte und heute Hauptgeschäftsführer im Landessportbund Thüringen ist: „Ja, und als sich der deutsche Sport kurz darauf in Dresden zu seiner Mitgliederversammlung traf, kamen die Alten aus den ostdeutschen Landessportbünden auf ihn zu und klopften ihm auf die Schulter: Das schaffst du schon, viel Glück, hieß es. Das alte Netz ist da, und es ist aktiv. (…) Wenn einer aus dem DDR-Sport wie Beilschmidt, der der Stasi bis 1989 zugearbeitet hat und seine Verantwortung bis heute verleugnet, wichtigster Sportfunktionär in einem neuen Bundesland ist – wo soll das hinführen? Es geht mir nicht um Personalisierung, sondern um einen Sport, der aufgrund des riesigen Schadens, den er angerichtet hat, endlich seine Hypotheken ernst nehmen muss. Es gibt keine Gewähr dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Nicht in Form eines Staatsdopings, nein – aber in Form eines Systemzwangs, bei dem am Ende auch wieder ungeheurer Schaden rauskommt“ (Aumüller, Johannes, „Es ist gaga, wie wir die Realitäten wegdrücken“, in SZ 21.2.2015).

– Sieben Euro pro DDR-Dopingopfer. Geipel sagte in dem Gespräch mit Johannes Aumüller auf die Frage, ob der DOH von den 15 Millionen Euro profitiere, die der DOSB 2015 mehr bekommt: “2014 haben wir vom DOSB 5000 Euro bekommen, das sind sieben Euro pro Opfer. Das BMI hat 2014 genau 24 413 Euro für die Beratungsstelle bezahlt, das sind zwei 450-Euro-Stellen. Also: Der Sport zeigt gar kein Verantwortungsbewusstsein, die Politik ahnt immerhin, dass es so nicht weitergehen kann, überlegt aber noch vor sich hin. Die Einzigen, die keine Zeit haben, sind die Opfer. Die sterben weg“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).

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IV: Aktuell aus München und Bayern

– Unbezahlbare Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf. „Die einst reichen Ski-Dörfer kämpfen gegen die Pleite. Vor allem wegen horrender Wintersport-Investitionen für teure Großveranstaltungen“ (Lehner, Michael, Oberstdorf und Garmisch hoch verschuldet, in schwaebische.de 17.2.2015). 1) Garmisch-Partenkirchen: „Acht bis neun Millionen Euro sollte die neue Olympiaschanze dort kosten, am Ende wurden es 15 Millionen Euro“ (Ebenda; meines Wissens waren es 17 Millionen Euro). 65 Millionen Euro steckte die Gemeinde mit 26.000 Einwohnern bis zur Ski-WM 2011 in den Wintersport: Diese kostete dann rund 35 Millionen Euro: Der Deutsche Skiverband (DSV) zog mit fünf Millionen Euro Gewinn ab – und die Gemeinde blieb auf Millionenschulden sitzen. „Sogar die städtischen Sozialwohnungen sind zur Haushaltssanierung verkauft. Eine praktisch schon beschlossene Erweiterung der Fußgängerzone im Ortsteil Partenkirchen liegt auf Eis. Die dringend notwendige Sanierung der Gemeindestraßen muss gestreckt werden. Sogar die 30 000 Euro Zuschuss für ein historisches Fest, das früher den Kaufleuten und Gastwirten ordentlich Geld in die Kassen brachte, fielen dem Rotstift zum Opfer“ (Ebenda. Die Gesamtschulden von Garmisch-Partenkirchen lagen unter dem früheren Bürgermeister Thomas Schmid bei 110 Millionen Euro).
2) Oberstdorf: „11,6 Millionen Euro lauten die Kostenschätzungen für die Ertüchtigung der Heini-Klopfer-Skiflugschanze, die in ihrem aktuellen Zustand den Anforderungen des Internationalen Skiverbandes FIS nicht mehr genügt. Dumm nur, dass Oberstdorf den Zuschlag für die Skiflug-Weltmeisterschaft im Jahr 2018 bereits erhalten hat. Und noch dümmer, dass die Oberallgäuer Gemeinde notorisch klamm ist, spätestens seit den Nordischen Skiweltmeisterschaften im Februar 2005“ (Ebenda). Oberstdorf rechnet trotz Zuschüssen von Bund und Land mit zwei Millionen Kosten. Rund 63 Millionen Euro Schulden hat Oberstdorf derzeit. Allein die Nordische Ski-WM 2005 kostete mit neuen Sportstätten 23 Millionen Euro: „Obwohl den Löwenanteil Bund und Land finanzierten, blieben reichlich Kosten an der Gemeinde hängen, die damals sogar für 2,4 Millionen Euro WM-Schuldscheine auflegte und Betteltouren bei privaten Sponsoren auf sich nehmen musste“ (Ebenda).

Gleich weiter zur Nordischen Ski-WM in Falun:

– Kosten in Falun verdreifacht. Kritiker der Nordischen Ski-WM 2015 in Falun sprechen aufgrund der Kosten von rund 27 Millionen Euro von der „WM der großen Sprünge“: „Nicht nur deshalb, weil sich das ursprüngliche Veranstaltungsbudget nach Angaben des Schwedischen Rundfunks von ursprünglich 9 Millionen Euro verdreifacht hat – das passiert bei Großereignissen ja immer wieder. Sondern vor allem, weil viel Geld für Anlagen aufgewendet wurde, die kaum eine Zukunft über die Titelkämpfe hinaus haben: die Skisprungschanzen.
Von der ursprünglichen Konstruktion, für die WM 1974 erstellt, ist abgesehen von einigen Stahlrohren ebenso wenig übrig geblieben wie von der Renovation der Schanzen, die hier mit Blick auf die letzten nordischen Titelkämpfe von 1993 vorgenommen wurde. Der für diese WM erstellte Neubau verschlang einen großen Teil der bereitgestellten Gelder. Falun hätte, wird seitens der Stadtverwaltung ins Feld geführt, die nordische Ski-WM ohne moderne Schanzen gar nicht erhalten. Und im Rathaus heißt es zudem, dass der Titelkampf manch positive Begleiterscheinung mit sich bringen werde. Die Kritiker hingegen bemängeln, dass es nach dem Großanlass niemanden mehr geben werde, der die teuren Schanzen auslaste. Weil sich die Begeisterung für den nordischen Skisport in Schweden weitgehend auf den Langlauf beschränkt“ (Hermann, Rudolf, Schanzen ohne Zukunft, in nzz.ch 19.2.2015).
Info für Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf: Verdreifachte Kosten für eine Weltmeisterschaft ist gang und gäbe. Hallo Hamburg 2024 und Berlin 2024: Der Verteuerungs-Faktor 3 genügt für Olympische Sommerspiele nicht… Und all diese Sport-Großereignisse produzieren White Elephants.

– Und dennoch: Oberstdorf unermüdlich. Im Oktober 2014 hatte sich der Oberstdorfer Gemeinderat für eine fünfte WM-Bewerbung ausgesprochen.“Oberstdorf unternimmt einen neuen Anlauf zur Ausrichtung von Nordischen Ski-Weltmeisterschaften. Am Montag gab der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Franz Steinle, bekannt, dass sich die Marktgemeinde um die Titelkämpfe 2021 bewirbt. Nach den Weltmeisterschaften 2005 hatten der DSV und Oberstdorf viermal vergeblich versucht, den Zuschlag für eine Neuauflage zu erhalten. Im fünften Anlauf soll es beim FIS-Kongress 2016 nun klappen“ (DPA, Oberstdorf 2021, in SZ 24.2.2015). Witzige Begründung: „Den Ausschlag für die neuerliche Bewerbung hätten Gespräche zu den deutschen Chancen mit Vertretern der internationalen Skifamilie gegeben, sagte Steinle“ (Ebenda; Hervorhebung WSZ).
So laufen die Bewerbungen in der Sport-Demokratur. Und so werden Orte wie Oberstdorf nun schon zum fünften Mal in aussichtslose Bewerbungen getrieben. Die Millionenschulden von der Nordischen Ski-WM 2005 reichen noch nicht: Oberstdorf als süchtiger Sport-Junkie.
Steinle weiter: „Die positiven Effekte der WM 2005 sind bis heute spürbar“ (Ski-WM 2021 soll im Allgäu stattfinden, in br.de 23.2.2015).
Die „positiven“ = finanziellen Effekte hat der DSV mit nach Hause genommen: Die negativen Effekte – Millionenschulden durch die WM – zahlt Oberstdorf noch heute ab.

– Hurra, der Parallelslalom in München! „Der Ski-Weltcup am Olympiaberg wird möglicherweise auf Ende Januar oder Anfang Februar verlegt – weil dann die Wahrscheinlichkeit für Schnee größer ist. (…) Die Veranstaltung, die schon mehrmals wegen Schneemangels abgesagt werden musste, soll offenbar mindestens bis 2020 fortgesetzt werden, der Aufsichtsrat hat die Olympiapark-Gesellschaft zu einem Fünf-Jahres-Vertrag ermächtigt“ (Olympiapark hält an Parallelslalom fest, in SZ 19.2.2015).

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V: Allgemeine Nachrichten

– American Football macht krank. „Teile der Öffentlichkeit stören sich zunehmend am Verschleiß der NFL-Gladiatoren. Eine Karriere in der Profiliga dauert oft nur wenige Jahre, in denen die Spieler aber so viele Gehirnerschütterungen davontragen, dass sie ein Leben lang darunter leiden. Viele Ex-Spieler klagen über Gedächtnisschwund, Konzentrationsprobleme, Selbstmordgedanken, oft diagnostizieren Ärzte eine chronische Erkrankung des Gehirns. Das Super-Bowl-Publikum ergötzt sich so gesehen daran, dass sich junge Männer – trotz Helm – die Köpfe einschlagen. Profi-Football ist ein politisch unkorrekter Sport in politisch korrekten Zeiten, und dies gefährdet nicht nur die Geschäfte der NFL, sondern den American Football als Ganzen“ (Richter, Nicolas, Die Schlacht der Gladiatoren, in SZ 31.1./1.2.2015).

– Blatters Neffe verkauft. Der Sportrechtehändler Infront, bei dem Philippe Blatter, der Neffe von Fifa-Präsident Sepp Blatter, Chef ist und Günter Netzer im Top-Management sitzt, ist an eine chinesische Firma verkauft worden. „Für den Kaufpreis von 1,05 Milliarden Euro übernimmt die Dalian-Wanda-Gruppe die Schweizer Firma Infront, die unter anderem die Fußball-WM vermarktet. Das teilten beide Unternehmen am Dienstag mit. Wanda erhält durch den Deal 68,2 Prozent der Anteile an Infront. Den Rest übernehmen drei weitere Investoren. Verkäufer ist der europäische Finanzinvestor Bridgepoint, der Infront vor mehr als drei Jahren für 550 Millionen Euro gekauft hatte“ (Chinesen kaufen Netzers Sportrechtefirma, in spiegelonline 10.2.2015). Infront vermarktet die Fernsehrechte der Fifa, der Fußballverbände von Deutschland und Italien, diverser Fußballvereine etc. Der Umsatz betrug 2014 rund 800 Millionen Euro (Ebenda).
Wanda ist vermutlich Chinas größter Immobilienkonzern, besitzt die größte Kinokette des Lande und Einkaufszentren. „Firmenchef Wang Jianlin ist einer der reichsten Chinesen. (…) Die Wanda-Gruppe treibt derzeit eine aggressive Expansion im Ausland voran. Erst vergangenen Monat hatte sie für 45 Millionen Euro Anteile am spanischen Fußballmeister Atlético Madrid übernommen. Den neuen Vorstoß in das Sportgeschäft will Wanda unter anderem dazu nutzen, Chinas Bewerbungen für große, internationale Sportereignisse zu unterstützen. Peking sowie Almaty in Kasachstan sind die letzten verbliebenen Bewerber für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).

– Volksrepublik Donekz vertreibt Schachtjor Donezk. Der Fußballklub des ukrainischen Oligarchen Rinat Achmetow, Schachtjor Donezk, gewann 2009 den Uefa-Pokal, gelangte regelmäßig in die Play-Off-Runde der Champions League, war Seriensieger des ukrainischen Fußballs. Durch den Krieg in der Ostukraine spielt Schachtjor Donezk inzwischen im 1200 Kilometer entfernten Lemberg (Lviv). „Schachtjor wähnte sich auf dem Weg nach ganz oben in Europa. Doch dann begann in Donezk der Krieg. Es kamen die Waffen, die Soldaten, es kam die Herrschaft der Separatisten, die Volksrepublik. Viele Menschen wurden vertrieben, der Klub auch, er trainiert nun in Kiew und spielt in Lwiw. Im August beschädigten Granatensplitter das mehr als 350 Millionen Euro teure Stadion, zur EM 2012 fertig gestellt und das augenscheinlichste Symbol des Donezker Anspruchsdenkens. Fußball spielt dort niemand mehr, es ist inzwischen ein Zentrum für humanitäre Hilfe“ (Aumüller, Johannes, Vertriebene Bergarbeiter, in SZ 14.2.2015).

– Aus für IHK-Zwangsmitgliedschaft? Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) gehörte zu den treibenden Kräften der Bewerbung München 2018 und München 2022. In Hamburg ist die dortige Handelskammer treibende Kraft für Hamburg 2024, die Handelskammer in Berlin dito für Berlin 2024. Die jeweiligen Vorstände bzw. Präsidenten agieren relativ unkontrolliert: Die zwangsmäßig verpflichteten Mitglieder müssen ihren Zwangsbeitrag bezahlen und haben in der Regel nichts zu sagen. Nun klagte in München ein Unternehmen mit Unterstützung des Bundesverbandes für freie Kammern gegen den Beitrag von 150 Euro. Das Gericht prangerte mangelnde Transparenz der IHK an: Das bayerische Wirtschaftsministerium als Rechtsaufsicht prüft die IHK deswegen derzeit. Die ungewöhnlich hohen Gewinnvorträge – laut IHK durch die Sanierung des Münchner Stammsitzes bedingt – kämen aus „ungeplanten Jahresüberschüssen“: nämlich z. B. 2011 von 10,7 Millionen Euro, 2012 21,3 Millionen Euro, 2013 30,6 Millionen Euro und 2014 zehn Millionen Euro. Die Sanierung des IHK-Stammhauses wurde 2013 mit insgesamt lediglich 10,4 Millionen Euro angegeben (Riedel, Katja, Rechtsaufsicht prüft Finanzgebaren, in SZ 18.2.2015).

– Fußball-Manipulationen. „In Spaniens Fußball verdichten sich die Anzeichen, dass es in der vorigen Saison im Abstiegskampf der Primera División nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Die Klubführung von CA Osasuna erstattete vor einem Gericht Anzeige, weil 2,4 Millionen Euro von den Konten des Klubs ‚verschwunden‘ seien. Es gebe keine Belege dafür, wozu die Summe ausgegeben worden sei, teilte der Verein mit. Ein früherer Geschäftsführer von CA Osasuna hatte vor der Profi-Liga (LFP) ausgesagt, Ende der vorigen Saison habe die damalige Klubführung versucht, den Ausgang von Spielen im Kampf gegen den Abstieg zu manipulieren. Zwei Profis von Betis Sevilla seien je 250 000 Euro angeboten worden“ (DPA, 2,4 Millionen weg, in SZ 20.2.2015; Hervorhebung WZ).

– Putin-Kritiker Boris Nemzow erschossen. Boris Nemzow war  einer der stärksten Kritiker von Wladimir Putin. Er hatte gegen die (gefälschte) Wahl Putins von 2012 protestiert. Er hatte auch viele Male Korruption und Verschwendung von Sotschi 2014 angeprangert. Aus dem Kritischen Olympischen Lexikon, Rotenberg, Arkadij, Boris: „Regimekritiker Boris Nemzow sagte auf die Frage, wer von den Spielen 2014 profitiert hätte, u. a.: “Putins Freunde. Arkadij Rotenberg, sein Judo-Partner, hat mehr als sieben Milliarden US-Dollar bekommen“ (Winterfeldt, Jörg, “Für viele Einwohner sind die Spiele ein Desaster”, in fr-online 5.2.2014). – Der russische Oppositionelle Boris Nemzow und der Regierungskritiker Leonid Martynjuk veröffentlichten am 31.5.2013 einen Bericht zur finanziellen Situation in Sotschi. Von den Kosten von umgerechnet 39 Milliarden Euro seien 19 bis 23 Milliarden Euro von Präsident Wladimir Putin und ihm nahestehenden Oligarchen und Geschäftsleuten veruntreut worden. Nemzow: “Nur Oligarchen und Unternehmen mit Verbindung zu Putin wurden reich” (handelsblatt.com 31.5.2013).
Am 27.2.2015 wurde Boris Nemzow mit vier Schüssen in den Rücken getötet. Putin „kündigte an, die Ermittlungen persönlich zu überwachen“ (Oppositionspolitiker Nemzow in Moskau erschossen, in spiegelonline 27.2.2015). Putin, der Ex-Mann des Inlandgeheimdienstes FSB, wies persönlich neben dem Innenministerium auch den FSB an, zu ermitteln („Ich bin nur überrascht, dass er nicht schon früher getötet wurde“, in spiegelonline 28.2.2015). – Putins Sprecher Dmitrij Peskow attackierte über den Mordfall Nemzow die Opposition: „Die Tat trage aber alle Anzeichen ‚einer großen Provokation‘, sagte Peskow – und suggerierte damit, die tödlichen Schüsse seien womöglich von westlichen Geheimdiensten abgegeben oder gar von Nemzows eigenen Leuten“ (Bidder, Benjamin, „Der Krieg ist zu uns gekommen“, in spiegelonline 28.2.2015). Dabei sieht es nach der Handschrift des FSB aus: „Der Mord wurde offensichtlich von Killern ausgeführt, die ihr Handwerk verstanden“ (Ebenda).

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VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.

– Diktator von Äquatorialguinea im Halbfinale. Äquatorialguineas Diktator Teodoro Obiang Nguema Mbasogo konnte zufrieden sein: „Äquatorialguinea drehte im Viertelfinale gegen den Mitfavoriten Tunesien einen Rückstand in ein 2:1 nach Verlängerung. Entscheidend war dabei ein höchst umstrittener Elfmeterpfiff, der in der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleich führte. Zudem wurde Tunesiens Torhüter Aymen Mathlouthi vor der Ausführung mit Laserpointern geblendet“ (DPA, Laserangriff und strittiger Elfmeter, in SZ 2.2.2015; Hervorhebung WZ).
Vergleiche auch: Afrika-Cup 2015

– Afrika-Cup: Unfairer Verlierer. Das Spiel im Halbfinale des Afrika-Cup gegen Ghana verlor Gastgeber Äquatorialguinea mit 0:3. „40 Minuten Spielunterbrechung, zwei über dem Spielfeld kreisende Helikopter, Tränengas und verängstigte ghanaische Fans, die in den Innenraum des Stadions flüchteten. Zerbrochene Teller und Spiegel, Steine, die in ihre Richtung flogen. Blut an den Werbebanden. All das zeigten die Bilder der Caf nicht, all das zeigten nur die Bilder der Fernsehsender am Ort. Es soll um Sport gehen, wenn am Sonntag im Estadio de Bata der 30. Afrika-Cup endet, mit dem Endspiel zwischen Ghana und der Elfenbeinküste. (…) Ghana war die bessere Mannschaft, die heimischen Fans wurden wütend, sie warfen Gegenstände aufs Feld – und nach Ayews Tor zum 3:0 auch auf die ghanaischen Fans. Deren Verband twitterte: ‚Unsere Fans wurden Opfer barbarischer Gewalt.‘ Fans, deren Einreise ghanaischen Medien zufolge von der Regierung gesponsert war: Es sollten fröhliche Bilder von vollen Rängen um die Welt gehen. Doch in den Schlussminuten, nach der Unterbrechung waren die Ränge leer. 36 Personen wurden verletzt, 14 wurden ins Krankenhaus gebracht“ (Fischer, Sebastian, „Ein schwerer Schlag“, in SZ 7.2.2015).
Vergleiche dazu: Afrika-Cup 2015

– Fifa: Da waren es nur noch vier. Fifa-Präsidentschaftswahl am 29.5.2015: Der ewige Sepp Blatter – „Mission noch nicht vollendet“ – tritt zum fünften Mal an. Blatter-Verteidiger Jérôme Champagne gab auf. Noch dabei: Der Präsident des niederländischen Fußball-Verbandes, Michael van Praag, der portugiesische Fußballer Luis Figo und der jordanische Prinz Ali bin al-Hussein. Blatter-Spezl Domenico Scala prüft, wer nach den Fifa-Regeln von den dreien kandidieren darf. (Vielleicht keiner?) Die Uefa plant eine konzertierte Aktion gegen Blatter angesichts des Ausstiegs von fünf Sponsoren. Ob es hilft – bei 209 Wahlmänner-Stimmen? „Also erbringt die Gunst von Monserrat, Anguilla, Turks & Caicos, Cook- und Jungfern-Inseln allein schon fünf Voten im Parlament, obwohl sie insgesamt keine 90.000 Bürger haben: Düren bei Köln ist größer“ (Kistner, Thomas, Champagne gibt auf, in SZ 3.2.2015). Der Deutsche Fußball-Verband hat sieben Millionen Mitglieder – und eine Fifa-Stimme.
So funktioniert die globale Sportdemokratur – nicht nur bei der Fifa, sondern beim Handballverband, bei den Reitern und überall.   

– Blatter korrigierte Pieth-Bericht. Am 22.4.2014 gab der Fifa-Chefermittler Mark Pieth, der Korruptionsvorwürfe untersuchte, seinen Abschlussbericht ab. „Knapp zwei Monate zuvor, am 27. Februar, hatte Pieth dem Fifa-Chefjuristen Marco Villiger bereits eine 15 Seiten umfassende vorläufige Version seines Reports nach Zürich geschickt. In dieser Version, die den Vermerk ‚Confidential‘ trug, war Blatter mehrmals im Zusammenhang mit dem Schmiergeldskandal der Fifa rund um die ehemalige Rechteagentur ISL erwähnt worden. Am 13. März schickte Villiger mit Kenntnis Blatters eine bearbeitete Version mit 37 Anmerkungen an Pieth zurück. Der Fifa-Chefjurist strich dabei zwei längere Passagen ersatzlos. In einer ging es um Blatters Führungsverantwortung während der ISL-Affäre, in einer anderen um seine mögliche Mitwisserschaft in dem Skandal. In Pieths Abschlussbericht fehlen exakt diese Blatter-kritischen Passagen“ (Blatter nahm Einfluss auf Reformbericht, in spiegelonline 7.2.2015). Unter anderem wurden folgende Passagen gestrichen: „Zu diesem Problem kam die Tatsache hinzu, dass Fifa-Präsident Blatter in jener Phase, in der die ISL/ISMM Geschäfte mit der Fifa machte und in der die Schmiergelder gezahlt worden sein sollen, die führende Rolle des Generalsekretärs innehatte.“ – „Es muss hinterfragt werden, ob Präsident Blatter über die Jahre vor der Pleite der ISL wusste oder hätte wissen sollen, dass die ISL Zahlungen (Schmiergelder) an Fifa-Offizielle getätigt hat“ (Wulzinger, Michael, „Sauber behandelt“, in Der Spiegel 7/7.2.2015).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: ISL/ISMM

– Fifa großzügig. „Der Fußball-Weltverband bestätigte neben Amtsinhaber Blatter die Kandidaturen von Fifa-Vizechef Ali bin al-Hussein aus Jordanien, Portugals früherem Weltfußballer Luís Figo und dem niederländischen Verbandschef Michael van Praag“ (DPA, Drei gegen Blatter, in SZ 10-.2.2015).

– Neues Gesicht für die Sponsoren nötig. Der Präsident des Deutschen Fußballverbandes, Wolfgang Niersbach, sagte beim Sponsor’s Sportbusiness Summit (SpoBiS) mit Blick auf die Fifa: „Ein positives Image kann man nur mit anderen Gesichtern an der Spitze bewirken“ (DPA, „Die kümmern sich um gar nichts“, in SZ 11.2.2015).

– Teures Berliner Champions-League-Finale. Das Frauen-Finale der Uefa Champions-League findet in Berlin am 14.5.2015 und das Herren-Finale am 6.6.2015 statt. 4,16 Millionen Euro kostet die „anforderungsgerechte“ Ertüchtigung des Olympiastadions und des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. 1,1 Millionen Euro werden für Kapazitätserweiterungen am Flughafen Schönefeld nötig. Die Uefa „zahlt für beide Stadien Miete, behält aber die Ticketeinnahmen komplett für sich. (…) Von den Baumaßnahmen trägt die Uefa allerdings 1,2 Millionen Euro. Inwiefern private Sponsoren der Uefa Geld zahlen, ist dem Senat nicht bekannt. (…) Für die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Gabriele Hiller, geben die Uefa-Finalspiele einen ‚Vorgeschmack‘ auf die Kosten, die auf die Stadt bei Olympischen Sommerspielen zukommen würden“ (Kröger, Martin, Champions-League kostet Berlin mehr als fünf Millionen Euro, in neues-deutschland.de 12.2.2015).

– Elf Freunde müsst ihr sein… Ex-DFB-Präsident und bis Ende Mai Mitglied der Fifa-Exekutive Theo Zwanziger lässt die finanziellen Vereinbarungen seines Nachfolgers Wolfgang Niersbach (ausgerechnet) von der Ethik-Kommission der Fifa überprüfen.
„Ethik-Kommission“ der Fifa: Das erinnert mich an die Aussage „In der Königinsuppe ist auch keine Königin drin.“
Zwanziger, Blatter- und Fifa-Freund, über Niersbach, Uefa-Freund und Blatter-Unfreund: „Es soll geklärt werden, wer seine Pflichten verletzt hat und wie mein Verhalten und das Verhalten des DFB zu sehen ist“ (DPA, Zwanziger contra Niersbach, in SZ 19.2.2015). Die eigentlich ehrenamtliche Präsidententätigkeit im größten Fußballverband der Welt lässt sich Niersbach mit einer Regelung „Betriebsrente“ abgelten: er war bis 2012 hauptamtlicher Generalsekretär des DFB und verdiente knapp eine halbe Million Euro im Jahr. Die bereits 1993 getroffene Rentenvereinbarung sieht vor, dass Niersbach diese Betriebsrente im Fall des Ausscheidens, der Rente mit 65 oder einer Berufsunfähigkeit erhält. Keiner der drei Fälle ist eingetreten, sondern er wurde im März 2012 zum DFB-Präsidenten gewählt – der üblicherweise lediglich eine Aufwandsentschädigung von 70.000 Euro im Jahr erhält (Röhn, Tim, Zwanziger bringt DFB-Boss Niersbach in Bedrängnis, in welt.de 20.2.2015).
Der DFB spricht von einem internen Gutachten, das die Niersbach-Praxis für legal erklärt. Von wem dieses Gutachten stammt, bleibt beim DFB genauso im Dunkeln wie die Höhe der jeweiligen Vergütung, also so geheim wie das Fifa-Gehalt von Sepp Blatter. Zwanziger spricht von einer „deutlich sechsstelligen Größenordnung“ (Aumüller, Johannes, Einsamer Stratege in SZ 20.2.2015).
Aus einem Kommentar von Thomas Kistner in der SZ: „Es wäre ziemlich töricht, das aktuelle Geschehen nicht als Zangenangriff des Blatter-Imperiums auf Europa zu interpretieren. Da ist Blatter-Spezl Theo Zwanziger, der im deutschen Fußball isoliert ist und bald das gut besoldete Amt im Fifa-Vorstand an Wolfgang Niersbach abgeben muss. Dass er dem Erzfeind ausgerechnet jetzt die Fifa-Ethiker auf den Hals hetzt, passt ins Bild. Diese Ethiker sind ja bekannt für Urteile, die entweder Blatters Amtsführung als sauber beglaubigen oder seine Gegner attackieren. Da könnte auch Niersbach angezählt werden, Chef des größten Einzelverbands der Welt. Und Blatter-Kritiker“ (Kistner, Thomas, Zangenangriff mit Zwanziger, in SZ 20.2.2015).
Nachtrag: Die Fifa-Ethikkommission erklärte Mitte März 2015, dass die Vergütungsregel zwischen dem DFB und Niersbach nicht gegen das Ethikreglement der Fifa verstoße (DFB verstößt nicht gegen Fifa-Ethik, in spiegelonline 13.3.2015).

– Luis Figo will WM weiter aufblähen. Der Kandidat für das Amt des Fifa-Präsidenten, Figo, schlug eine Erweiterung des WM-Starterfeldes von bisher (schon überdimensionierten) 32 Mannschaften auf 40 oder gar 48 Mannschaften vor. „Zwei Endrunden mit je 24 Teams könnten zeitgleich auf zwei Kontinenten gespielt werden“ (DPA, WM mit 48 Teams, in SZ 20.2.2015).

– Unfair Play I: Rom. Der römische Polizeichef Nicolò D’Angelo sagte zum Polizeieinsatz gegen niederländische Fußball-Hooligans, es seien Tote verhindert worden: „Am Donnerstag vergangener Woche waren Hunderte betrunkener Anhänger des niederländischen Vereins durch das Zentrum Roms gezogen und hatten Schäden in Höhe von etwa acht Millionen Euro verursacht. Dabei fügten sie unter anderem dem Brunnen am Fuß der Spanischen Treppe, einer Schöpfung des Barockbildhauers Pietro Bernini, offenbar irreparable Schäden zu – an den Rändern der Skulptur, die einem Boot gleicht, fehlen nun ganze Stücke. Der Brunnen war nach gründlicher Restaurierung erst vor wenigen Wochen wieder in Betrieb genommen worden“ (Spur der Hooligans, in SZ 23.2.2015).

– Unfair Play II: Paris. „Die englische Polizei untersucht Aktionen von Krawallmachern nach der Heimkehr vom Champions-League-Spiel bei Paris St.-Germain. Laut Zeugen skandierten mehrere Fans im Londoner St.-Pancras-Bahnhof fremdenfeindliche Parolen. In Paris hatten Chelsea-Fans einen 33-jährigen Afro-Franzosen wegen dessen dunkler Hautfarbe nicht in die Metro einsteigen lassen und sich mit Gesängen (‚Wir sind Rassisten, und so mögen wir das‘) selbst gefeiert“ (DPA, SID, Chelsea-Skandal ausgeweitet, in SZ 23.2.2015).

Unfair Play III: Bukarest. „Die Uefa hat Steaua Bukarest wegen des rassistischen Verhaltens seiner Anhänger bei einem Europa-League-Spiel mit zwei Geisterspielen bestraft. Der rumänische Verein muss die nächsten beiden Heimspiele in einem internationalen Wettbewerb unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen, teilte der Verband mit. Neben dem Zeigen eines rassistischen Plakats hatten die Fans beim 0:2 in der Gruppenphase gegen Dyn