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Februar 2013

Webseite-Besucher

Im Januar 2013 besuchten 14.794 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite: im Schnitt 480 pro Tag. Von Februar 2010 bis einschließlich Januar 2013 hatten wir 467.445 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.

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Termine:
3.3.2013:
     Volksabstimmung in Graubünden, St. Moritz und Davos überOWS „Graubünden 2022“
7.-9.3.2013:
Volksbefragung in Wien über OSS „Wien 2028“
9.9.2013:
     Abstimmung in Oslo über OWS „Oslo 2022“
10.11.2013
:  Abstimmung in München über OWS „München 2022“

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Die Gliederung im Februar 2013 sieht so aus:
I: Nachrichten vom Wintersport
II: Allgemeine Nachrichten
III: Extra: Graubünden 2022
IV: Aktuelle Sportsplitter vom IOC etc.
V: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VI: Doping-News
VII: Die Sportsender ARD/ZDF

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Zitate des Monats:

Monika Mühlenbeck-Krausen zum derzeitigen Zustand des Münchner Olympiaparks: „Wollte Günther Grzimek einen See ohne Wasser? Wollte Günther Behnisch Beton statt Rasen im Stadion?“ (Kronewitter, Thomas, Kostbar und kostenintensiv, in SZ 1.2.2013).

Frage: „Der Radsport gilt als Doping-verseucht. Haben Sie keine Angst, dass das auf Sie abstrahlt?“
Antwort Michael Winter, Firmenchef Uvex (Helme und Sportbrillen): „Nein, überhaupt nicht… Unsere Produkte schützen jeden Kopf: den von gedopten und von nicht gedopten Sportlern“ (Ritzer, Uwe, „Die Sportler sind die Helden, nicht wir“, in SZ 11.2.2013; Hervorhebung WZ).

Adolf Ogi, ehemaliger Bundesrat und Leiter der Kandidatur für Olympische Winterspiele Sion 2006: „Das IOC ist unberechenbar, ich kann es nicht anders sagen“ (Staedler, Iwan, „Das IOK ist unberechenbar, ich kann es nicht anders sagen“, in tagesanzeiger.ch 12.2.2013).

Remo Geisser in der Neuen Zürcher Zeitung: “Wir haben viel erlebt in Schladming. Nun sind die WM vorbei. Nichts wie weg!” (Geisser, Remo, Unvergessliche Ski-WM, in nzz.ch 18.2.2013).

Michael Maurer, Präsident des Skiclubs Partenkirchen (SCP): „Was wäre Deutschland ohne den SCP?“ („Was wäre Deutschland ohne uns?“, in Münchner Merkur 19.2.2013).

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I: Nachrichten vom Wintersport

Luxussport Skifahren
Skifahren ist rückläufig. In den 1980er Jahren wurden weltweit neun Millionen Paar Ski verkauft; derzeit sind es nur noch drei Millionen (Arnu, Titus, Alles so schön bunt hier, in SZ 5.2.2013). Dazu verteuert die Klimaerwärmung den Wintersport: Allein in Tirol werden fast 4.500 Hektar beschneit – mit 15,7 Millionen Kubikmetern Wasser und sehr hohem Energieverbrauch. Laut dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation (VKI) sind die Skipässe in den letzten zehn Jahren um fast ein Drittel teurer geworden – bei 22 Prozent Inflation. Eine Familie mit zwei Kindern müsse für einen einwöchigen Winterurlaub um die 3000 Euro zahlen. VKI-Geschäftsführer Josef Kubitschek: „Skifahren entwickelt sich vom Volks- zum Luxussport(Gasser, Hans, Viele Pisten, hoher Preis, in SZ 2.2.2013).
Umso unverständlicher, dass Alpenorte immer noch auf den kapitalintensiven Wintertourismus setzen, der  dem Sommertourismus schadet.

Kopfschütteln in Schladming
Eröffnung mit Super-G der Frauen: Nebel, warmes Wetter. Der Start wurde von 11 Uhr auf 14.30 Uhr verschoben. Nach acht Läuferinnen musste das Rennen wieder unterbrochen werden. Nach der Wiederaufnahme wurde das Rennen nach nur 36 von 59 Skiläuferinnen vorzeitig beendet. Das Skirennen hätte man wegen der Wetterbedingungen ganz absagen müssen. Aber Absagen von WM-Rennen gefährden das Ski-Geschäft: Sponsoren und TV-Sender drängen. Also ging man bewusst die Risiken ein.
Lindsey Vonn stürzte schwer: Kreuzbandriss, Riss des Innenbandes, Bruch des Schienbeinkopfes. Der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier kritisierte das fragwürdige Rennen: „‚Man wollte die beste WM machen, die es je gab, und was hat man erreicht: Man hat ein Eigentor geschossen. Ein Superstar des alpinen Sports ist jetzt außer Gefecht“ (Lindsey Vonn erlitt Kreuzbandriss, in spiegelonline 5.2.2013).
Weiter ging der Ski-Zirkus – die Verbände konkurrieren sich selbst nieder: Ski-WM in Schladming vom 4. bis 17.2 Februar; Biathlon-WM in Nove Mesto/Tschechien vom 7. bis 17. Februar. Und vom 20.2. bis 3.3. die FIS Nordische WM in Fiemme…

Berg-Geschäfte: Ski-WM Schladming 2013
– Die FIS hat geschätzte 30 bis 40 Millionen Euro an den ÖSV überwiesen (Höfler, Klaus, Millionengeschäft: Wem die WM gehört, in kleinezeitung.at 5.2.2013).
– Die FIS hält die Fernsehrechte an der Ski-WM und hat diese an die European Broadcasting Union (EBU) verkauft, Summe unbekannt (Ebenda).
– Die Marketingrechte werden von der Schweizer Tridem Sports AG wahrgenommen: Zwischen der Tridem und der FIS existiert eine Verbindung über die FIS-Tochter FIS Marketing Agentur: “Shareholder dieser Agentur sind unter anderem die FIS selbst sowie die Tridem (Ebenda).
Das klingt fast nach den Business Class-Geschichten von Martin Suter!
– Der ÖSV kaufte die Marketingrechte für den VIP-Bereich für 1,1 Millionen Euro von der EBU zurück (Ebenda).
– Das Rahmenprogramm kostet den ÖSV eine Million Euro (Ebenda).
_ Der  ÖSV erhält die Einnahmen aus dem Verkauf von rund 300.000 Tickets (Ebenda).
– “Rund 80 Unternehmen nutzen den TirolBerg während der FIS Alpinen Ski-WM in Schladming als hochwertige Hospitality-Plattform” (Ski-WM 2013: TirolBerg als Bühne für die Wirtschaft, in www.seilbahn.net 4.2.2013). Und das ist nicht einmal billig. Die sieben Großsponsoren Longines, Vattenfall, Halti, Deichmann, Milka, Gösser und Uniqua sollen jeweils rund zwei Millionen Euro zahlen (macht 14 Millionen Euro), Hauptsponsor Audi überweist das Doppelte – das wären vier Millionen Euro (Höfler 5.2.2013).
Nicht zu vergessen: 400 Millionen Euro Kosten im Zug der Ski-WM – der größte Teil sind öffentliche Gelder, der geringere Teil kam aus der Wirtschaft.
Vergleiche zu Schladming unter „Aktuelles“: Ein Ort wird zerstört

– Auto, Motor und Ski. „In immer mehr Skigebieten stolpert man über Autos“ (Prem, Martin, Skipiste wird zur Werbeplattform für Autos, in Münchner Merkur 19.2.2013).
Begonnen hatte alles mit dem Audi, der die Skisprungschanze hinauffuhr – bzw. gezogen wurde. „Der alpine Skisport ist inzwischen von dem Ingolstädter Hersteller beherrscht“ (Ebenda). Mercedes gewann Kitzbühel als Partner. BMW zog mit: „Ende November 2012 hatte die weißblaue Marke 22 Wintersportgebiete in ganz Europa unter Vertrag“ (Ebenda). Mit dem BMW-Informationssystem Connected Drive können die Autofahrer Informationen über die BMW-Partner-Skigebiete bekommen. Im Hochzillertal kann man eine Kooperation von Liftbauer Leitner und BMW bewundern: Gondeln mit dem Interieur der BMW-7er.
BMW veranstaltet auch „Fahrsicherheitstraining“ auf „X-Drive-Parcours“, unter anderem auf dem Schweizer Flüela-Pass. Dort protestierte im Februar 2013 die Organisation Mountain Wilderness und andere Umweltorganisationen mit Plakaten dagegen. „Der Vertrag für die Winternutzung des Flüelapasses läuft zwischen dem Kanton Graubünden und der Davoser Tourismusorganisation. Diese hat die Straße seit 2004/5 an BMW untervermietet“ (Protestaktion gegen Winterfahrtraining, in suedostschweiz.ch 22.2.2013).

Münchner Knieschüsse
Die Unterschriftenaktion von Stadtrat Mario Schmidbauer (CSU) für das Bürgerbegehren „Pro22“ (für München 2022) bräuchte rund 35.000 Unterschriften, um für einen Bürgerentscheid zugelassen zu werden. Doch die Sache dümpelt derzeit so vor sich hin: Es sind bisher gerade einmal 10.000 Unterschriften. Das provozierte Schlagzeilen wie „Kaum Interesse für Olympia“ oder „Olympia 2022 zieht nicht“. Dies provozierte wiederum den Ober-Olympiafreund, OB Ude, der dieses Bürgerbegehren als „überflüssig wie ein Kropf“ bezeichnete. In seiner ureigenen Rathausumschau stellte er den angeblich mit dem DOSB abgestimmten Termin des Bürgerentscheids am 10.11.2013 dagegen. Ude schwärmte von bombastischen Zustimmungsraten bei früheren Umfragen (die allerdings nie veröffentlicht wurden) und ist sich sicher, dass der offizielle städtische Bürgerentscheid „auf allen Ebenen die  Zweidrittel-Mehrheit erneut erreichen oder übertreffen“ könne (Rathausumschau 4.2.2013, S. 4; Böhm, Christian, „Überflüssig wie ein Kropf“, in welt.de 5.2.2013; Hutter, Dominik, Ude attackiert CSU-Kampagne, in SZ 5.2.2013).

Zur Erinnerung: Der Bayerische Rundfunk hat auf Bayern 1 eine Umfrage zu Olympischen Winterspielen München 2022 gestartet, die am 15.1.2013 beendet war: FÜR München 2022 waren 30,2 Prozent, DAGEGEN waren 68,1 Prozent. Ähnlich mies waren dann die Ergebnisse im März, siehe unter März 2013.

Sotschi 2013, ein Jahr vor 2014: Gedankensplitter
Gesine Dornblüth, Ein Jahr vor den Olympischen Spielen, in dradio.de 3.2.2013, fasste zusammen: Am 7.2.2013 begann der Ticketverkauf für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Der Straßenbau kommt nicht rechtzeitig voran. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch: Davon ist die Qualität des Eises im Eisstadion abhängig. Sotschi ist ein Erdbebengebiet. Ende Dezember 2012 gab es ein Beben der Stärke 5,6.

Anne Gellinek, Putins Spiele – ein Jahr vor Sotschi, in ZDF-Sport 3.2.2013: „Eins scheint aber klar: Es werden keine Spiele für die Menschen von Sotschi. Hier herrscht nach anfänglichem Enthusiasmus die totale Ernüchterung . Neben den gigantischen Baustellen in Krasnaja Poljana liegt noch das alte Dorf. Ehedem eine verschlafene Ansammlung von Holzhäusern. Früher, so erinnern sich die Bewohner, gab es hier Bären, klare Bäche und ein paar versprengte Bergsteiger und Skiläufer. Jetzt wohnen die Dörfler neben der Baustelle des Jahrhunderts. Tag und Nacht donnern riesige LKW die alte Straße entlang. Schmutz, Staub und Lärm. Seit zwei Jahren ohne Pause…“

Julia Smimova, In Putins Traumstadt wuchert die Korruption. in welt.de 3.2.2013: „Es ist Ende Januar und plus 15 Grad, normal für das subtropische Klima… Das kühnste Projekt ist die ‚kombinierte‘ Auto- und Eisenbahn, die die Stadt Sotschi und den Olympia-Park mit den Sportanlagen in den Bergen verbinden wird… 48 Kilometer der Straße kosten etwa  5,7 Milliarden Euro… Hektare von seltenen Bäumen wurden abgeholzt. Das Ökosystem des Flusses ist durch den Bau verschmutzt… Die illegalen Mülldeponien rund um Sotschi wachsen mit jedem Tag.“

– Stephan Laack, Ein Sumpf aus Betrug, Bestechung und Korruption, in www.tagesschau.de 4.2.2013: Ursprüngliche Kosten neun Milliarden Euro, momentaner Stand: 37,7 Milliarden Euro: „Knapp die Hälfte davon würde von privaten Investoren aufgebracht, die andere Hälfte käme aus dem Staatshaushalt. Die Kostenexplosion ist zu einem erheblichen Teil auf Betrug, Bestechung und Korruption zurückzuführen… Bislang haben die Behörden eher Strafverfahren gegen Mitglieder der Ökowacht Nordkaukasus eröffnet, statt mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

– Elke Windisch, Das russische Prestigeobjekt, in tagesspiegel.de 7.2.2013: Kritik von Human Rights Watch Ende Januar 2013: „Die Sportbürokraten wären blind und taub für die gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der südrussischen Region Krasnodar, zu der auch Sotschi gehört. Gemeint war vor allem die Situation der ethnischen Minderheiten: Armenier, Turken und Tscherkessen… Wettkampfstätten und Infrastruktur der Spiele würden von miserabel entlohnten, in überfüllten Baracken zusammengepferchten Gastarbeitern errichtet. Mehr als 16 000 Ukrainer, Serben, Armenier, Usbeken, Kirgisen und Tadschiken schuften seit 2009 für Hungerlöhne zwölf Stunden täglich, heißt es in einem Bericht, den HRW in Lausanne dem IOC überreichte. Die Menschenrechtsorganisation empfiehlt dem IOC, bei den Feierlichkeiten am Donnerstag, ein Jahr vor den Spielen in Sotschi, in Putins Anwesenheit von Russland „Achtung von Menschenrechten und Menschenwürde“ zu fordern.“
Vergleiche unter „Aktuelles“: hier.

Hermann Weinbuch, Bundestrainer Nordische Kombination: „Es ist gigantisch, was dort verbaut wird. Wir waren eigentlich ein bisschen schockiert, dass man so etwas der Natur antun darf… Das ganze Areal ist bröcklig, wenn es mal drei Tage richtig schifft, wird der ganze Hang weggeschwemmt.“ Und angesichts von Militär, Elektrozaun und Stacheldraht: „Eine herzliche Sache wird das nicht, eher eine gigantische und protzige“ (Voigt, Benedikt, was Sportler in Sotschi erlebt haben, in tagesspiegel.de 7.2.2013).

– Frühlingswetter in Sotschi. Der für den 15.2.2013 angesetzte Weltcup-Parallelslalom musste wegen frühlingshaften Temperaturen abgesagt werden (Olympiatest wegen Frühlingswetter abgesagt, in sport.orf.at 15.2.2013).

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II: Allgemeine Nachrichten

– Erster Toter bei den X-Games. Die im Juni 2013 nach München kommenden Extremsportwettbewerbe X-Games verursachten den ersten Toten: Ein Amerikaner verlor am 24.1.2013 in der Disziplin „Freestyle-Snowmobiling“ die Kontrolle über sein 200 Kilo schweres Schneemobil nach einem missglückten Rückwärtssalto und erlag seinen inneren Verletzungen (Toter bei X-Games, in SZ 2.2.2013).
Der Sportwissenschaftler Martin Stern zur Gefahrenentwicklung bei neuen Wintersportarten: „Das Risiko ist Teil der Struktur dieser Sportarten. Neue Tricks, mehr Schrauben, spektakulärere Sprünge – davon leben diese Disziplinen. Die Sportler werden immer den Grenzgang probieren, egal wie die Bedingungen sind. Und die Zuschauer erwarten das auch von ihnen“ („Doppelter Druck“, in Der Spiegel 7/9.2.2013; Hervorhebung WZ).
Die Zahl der Veranstaltungen der X-Games-Serie wurde 2013 von drei auf sechs verdoppelt. In München werden im Olympiapark Skateboarder, BMX-Fahrer und Freestyle-Motocrosser antreten („Risiko rausnehmen“, in SZ 4.2.2013), dazu noch Mountainbike (Münchner Vorfreude, in SZ 6.2.2013).
Mitte März 2013 strichen dann die Veranstalter vom Sender ESPN die Schneemobil-Disziplin. „Dass im Januar ein Teilnehmer starb, sei jedoch nicht der Anlass gewesen, teilte der Sender mit“ (Veranstalter streicht Schneemobil-Disziplin, in spiegelonline 13.3.2013).

– Sporthilfe-Untersuchung „Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten“ mit erschreckenden Ergebnissen.
1154 Spitzensportler wurden von der Deutschen Sporthilfe zu ihren Lebensumständen befragt:
Unter Erfolgsdruck stehen 88,6 %, Druck aus dem Umfeld nannten 79,8 %, Streben nach Anerkennung 69,8 % und Existenzangst 57,7 % (Ebenda; Deutsche Sportler manipulieren aus Existenzangst, in welt.de 20.2.2013; Aumüller, Johannes, Manipulation als größter Sündenfall, in SZ 23.2.2013). Depressionen 9,3 %, Burn-out 11,4 %, Essstörungen 9,6 %. „5,9 Prozent räumten ein, ‚regelmäßig‘ zu Dopingmitteln zu greifen, dazu kommt eine erhebliche Dunkelziffer: Zwei Fünftel der Teilnehmer beantworteten die Frage gar nicht“ („Zahlen sind alarmierend“, in SZ 22.2.2013). „40,7 Prozent  beantworteten die Frage nicht, könnten hypothetisch also auch dopen“ (Reinsch, Michael, Die Wahrheit über Athleten, in faz.net 21.2.2013).
Der Vorsitzende der Deutschen Sporthilfe, Michael Ilgner, musste feststellen: „Es ist frappierend, wie brüchig das Fundament des Spitzensports ist“ (Ebenda).
Wen wundert dies???

Ein weiteres Ergebnis der Studie: „Die Bereitschaft der Bevölkerung zur finanziellen Unterstützung des Spitzensports nimmt mit der Verbreitung des Doping- und Schmerzmittelkonsums deutlich ab“ (Breuer, Christoph, Hallmann, Kirstin, Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten, S. 1).
Die Studie wurde am 20.2.2013 im Sportausschuss des Bundestages vorgestellt: Das Ergebnis zum Doping zeigt, „wie bodenlos (oder vorsätzlich?) naiv mancher Dauerinsasse im Sportausschuss ist. Stur verteidigen die Regierungsfraktionen die Positionen der DOSB-Spitze um Thomas Bach und Michael Vesper, dass es bei uns kein hartes Dopinggesetz braucht“ (Kistner, Thomas, Der Athlet als Spielball, in SZ 22.2.2013).
Anno Hecker stellte dazu in der FAZ fest: “Es müssen ehrliche Antworten auf unangenehme Fragen gegeben werden – etwa auf die Frage, welchen Leistungssport die Bürger in Deutschland haben wollen, was sie dafür als Steuerzahler zu leisten bereit sind. Oder auf die Frage, was es tatsächlich kostet, einen Spitzensport zu unterhalten, der junge Menschen nicht sich selbst überlässt, nicht in Abhängigkeiten treibt, zu Doping und Manipulation animiert oder die Seele überlastet” (Hecker, Anno, Ehrlicher Sport, in faz.net 1.3.2013).

– Kostet schon wieder nichts. München bewirbt sich als Austragungsort um die Fußball-EM 2020. Besser: nicht München, sondern Horst Seehofer (CSU), Christian Ude (SPD) und Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern) – wobei die Verantwortlichen des FC Bayern die Idee für die Bewerbung hatten und die Politiker diese Idee vortragen ließen. „Beide Politiker betonten, dass diese Bewerbung den Steuerzahler keinen Euro kosten würde“ (Krügel, Christian, Der Traum vom Finale, in SZ 22.2.2013).
Ob sie das selbst glauben?! Zur Erinnerung an die Finanzierung des Stadions „Allianz Arena“: „Darüber hinaus hat die öffentliche Hand rund 210 Millionen Euro für Arealerschließung und Infrastruktur gezahlt. Außerdem erfolgte für den Bau eine Umwidmung des Grundstücks vom Gewerbegebiet zur  Sondernutzungsfläche, wodurch der Wert von 84 Millionen Euro auf 14 Millionen Euro gesunken ist“ (Wikipedia).
Ude und Seehofer bilden auch für die erneute Olympiabewerbung München 2022 eine große Koalition: „Wir streben nach wie vor eine hochwertige Bewerbung für die Spiele 2020 an“ (Ebenda)
In der SZ stand tatsächlich 2020 statt 2022; entweder der Redakteur hat einen Fehler gemacht oder die beiden Olympiafans Seehofer und Ude haben gepatzt.

– White Elephant in Aachen. Drittligist Alemannia Aachen bekam vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Aachen jeweils 20 Millionen Euro für den Stadionumbau mit 33.000 Plätzen. Der Klub hat Altschulden von 4,5 Millionen Euro und bis Saisonende einen Fehlbetrag von zwölf Millionen Euro. Er kann sich das Stadion nicht mehr leisten und muss nach Jülich umziehen. Niemand weiß, was mit der Stadionimmobilie anzufangen ist. Aachens Kämmerin machte schon den Vorschlag, das neue Stadion abzureißen und dort Wohnungen zu bauen (Selldorf, Philipp, Auf Heimatsuche in Jülich und Kerkrade, in SZ 28.2.2013).

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III: Extra: Graubünden 2022

-Unbekannte Olympische Überbauungen. „Sollte Graubünden den Zuschlag erhalten, müssen neue Straßen und Stadien, Hotels und Gebäude gebaut und saniert werden. Bereits gibt es einsehbare Pläne, aus denen hervorgeht, dass beispielsweise das Langlaufstadion auf der Wiese von Biobauer Peter Meisser stehen würde. Was keine schöne Überraschung für ihn war. Er wude nie darüber informiert… Neben seinem Hof liegt eine vier Hektar große Wiese, die nach Plan für die Winterspiele 2022 mit einem Langlaufstadion überbaut werden soll. Vor dem Haus und um den Stall herum sind zudem Parkplätze vorgesehen“ (Sommerhalder, Michelle, Sie werden noch auf die Welt kommen, in alpenmagazin.org Februar 2013).
Peter Meisser: „Danach wieder einen Rückbau vorzunehmen, ist eine Illusion. Nach so einer Überbauung bleibt nur ein Schutthaufen zurück. Eine Wiese lebt und ist natürlich durchlüftet. Wenn man die Fläche nachher einfach wieder begrünt, versickert das Wasser nicht mehr. Es ist nicht mehr dieselbe Wiese“ (Ebenda).
Gefragt wird er erst, wenn der Zuschlag Graubünden 2022 kommen würde. „Die Frage ist nur, wie viel die Eigentümer dagegen machen können, wenn einmal für Olympia entschieden wurde… Gemeinsam mit einem Berufskollegen inserierte Meisser in der Bauernzeitschrift ‚Bündner Bauer‘. Ihre Aussage war klar: ‚Nein zu Olympia – Bauern sorgen sich um ihre Wiesen und Felder“ (Ebenda).

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– Rütter+Partner, auf ein Neues
Im Januar 2013 legte der Verein Graubünden 2022 die erweiterte Studie vom November 2012 vor:
Rütter+Partner, Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen, Institut für Tourismus, Hochschule Luzern: Volkswirtschaftliche Bedeutung Olympische Winterspiele Graubünden 2022, Stand: Januar 2013
Teil 1 –  Einschätzung der potenziellen volkswirtschaftlichen Wirkungen; Teil 2 – Die Legacy  der Olympischen Winterspiele Graubünden 2022; Teil 3 .- Haupterkenntnisse
Ich habe eine Kurzkritik zu ausgewählten Punkten am 10.2.2013 verfasst; die Hervorhebungen sind von mir, Anmerkungen kursiv.

S. 13: Auftragsarbeit: Der Verein Graubünden 2022 (OK) hat daher das Forschungsnetzwerk Rütter+Partner, Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen und Institut für Tourismuswirtschaft ITW Hochschule Luzern beauftragt, diese Analyse durchzuführen…“
Die 169 Seiten sind also eine reine Auftragsarbeit für Graubünden 2022.

S. 24: Datengrundlage von Graubünden 2022: „Der Großteil der Hintergrundinformationen für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Effekte einer möglichen Kandidatur und Durchführung der Olympischen Winterspiele 2022 in Graubünden wurde direkt durch das OK zur Verfügung gestellt.“
Die Datengrundlage ist also alles andere als neutral.

S. 24: „Detaillierte Daten zu den OWS-Budgets… stammen von PricewaterhouseCoopers und Deloitte.
Die beiden Konzerne sind einschlägig bekannt und mischen bei fast allen olympischen Bewerbungen mit.
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Deloitte

S. 24: „Die Auswertung dieser bottom-up Regionalisierung wurde konsolidiert und im Anschluss validiert (u.a. durch das Department für Volkswirtschaft und Soziales, Kt. Graubünden).“ Zuständigkeit im Departement: Regierungsrat Hans-Jörg Trachsel, Ex-Bobfahrer, Graubünden 2022-Vertreter und Promoter.

S. 35: Die Ergebnisse basieren auf einer wissenschaftlich abgestützten Schätzung der möglichen volkswirtschaftlichen Effekte.“
Die Ergebnisse beruhen auf Material von Graubünden 2022  und werden durch das Trachsel-Departement validiert.

Quelle: Berechnungen Rütter+Partner, basierend auf Daten vom OK Graubünden“: Mit diesem Text gibt es Grafiken auf den Seiten S. 39, S. 41, S. 43, S. 44, S. 49, S. 53, S. 61, S. 62.
Alle Daten auf diesen acht Seiten stammen von Graubünden 2022 selbst: Wen wundern da noch die olympiafreundlichen Ergebnisse!

S. 75: „Die Wahl der Themen stützt sich auf einen Vorschlag zur Strukturierung der Legacy von Mega-Sportevents“ (Preuss, 2007)
Auch Holger Preuss ist aufgrund seiner vielfältigen Einbindungen in olympische Bewerbungen mitnichten objektiv und neutral; er war auch bei München 2018 beteiligt

S. 83: „Die permanenten Wettkampfstätten können im Idealfall nach den Spielen auch touristisch genutzt werden.“
Dieser Idealfall wird nicht eintreten.

S. 84: „Es ist sicherzustellen, dass die permanente Infrastruktur für das Internationale Broadcasting Center (IBC) nachhaltig genutzt werden.“
Die gesamte Infrastruktur wird nach den Spielen abgebaut: Was soll daran nachhaltig sein?

S. 85: „Vancouver 2010: Das Olympische Dorf wurde nach den OWS zu Wohnungen umfunktioniert und in die städtische Umgebung integriert.“
Das Olympische Dorf in Vancouver entstand durch den Abriss dort befindlicher Sozialwohnungen. Der Bauträger (Anteil etwa eine Milliarde kanadische Dollar) ging in Konkurs, der Anteil der Eigentumswohnungen stieg immens, und die Stadt Vancouver hat bis heute große Schwierigkeiten, diese teuren Eigentumswohnungen in Eigenregie zu verkaufen.

S. 89: „Entwicklung von innovativen Schneeproduktions- und Schneelagerungstechnologien sowie neue Techniken in der Pistenpräparierung können ausgelöst werden. Dieser Sektor kann sich dank den Spielen nachhaltig entwickeln.“
Auch dies ist Greenwashing: Hier wird die ökologisch alles andere als nachhaltige Produktion von Kunstschnee (z.B. hoher Wasser- und Stromverbrauch, Ausbau der benötigten Infrastruktur, riesige Speicherbecken etc.) als nachhaltig hochgejubelt. Dazu werden für 2022 sicher neue Verfahren zur Kunstschnee-Produktion entwickelt. Denn für Olympische Winterspiele im Klimawandel müssen mit immer mehr Aufwand und mit weiteren, ökologisch negativen Folgen weiße Pisten hergestellt werden – egal zu welchem Preis.

S. 90: „Im Rahmen von OWS werden Produkte, Personen und Anlässe im großen Stil vermarktet.“
Stimmt – deshalb werden sie ja durchgeführt.

S. 98: „Die Landschaft Graubündens  wird – zumindest bei Outdoor-Disziplinen – in den Medienberichten mittransportiert.
Dieser „Mittransport“ ist ein sehr zweifelhafter Vorteil für die noch wunderschöne Landschaft Graubündens – da sie durch die erheblichen Eingriffe der Olympischen Winterspiele dauerhaft geschädigt würde.

S. 111: „Leistungssport bedeutet Engagement, Höchstleistung, Fokussierung, Leistungsdruck und internationalen Wettbewerb sowie Fairness, Teamgeist, Solidarität und Regelbewusstsein.“
Nicht zu vergessen beim Leistungssport: Geld, Kommerz, Korruption, Betrug, Egoismus, Doping, kranke Spitzensportler etc.

S. 115: „Die intensive Zusammenarbeit in der Vorbereitung der Spiele stärkt den Einfluss und die Stellung der Schweiz als Standort für die Internationalen Verbände.“
Diese rund 65 Verbände hausen bereits unbehelligt und weitgehend steuerbefreit in der Schweiz, sind als Vereine nicht dem Strafrecht unterworfen und tun und lassen, was sie wollen, siehe Blatters Fifa vom Zürichberg.
Hierzu äußerte Thomas Kistner schon 2012: „Bisher ist der Standort Schweiz ja geradezu eine Einladung zur Korruption. Aber wie überall in der Politik, hat der populäre Sport auch unter Schweizer Politikern zahlreiche Lobbyisten“ (Thomas Kistner im Interview, www.droemer-knaur.de 26.4.2012). Kistner erwähnte den „Aufstand der Bevölkerung“, an dem kein Politiker vorbei kommt und nannte die Fifa als Beispiel: „Die Bevölkerung schuf verheerende Umfragewerte für die Fifa und wählte beispielsweise den köstlichen Begriff ‚Fifa-Ethikkommission‘ sogar zum Unwort des Jahres 2010“ (Ebenda).

S. 121: „Der Bewerbungsprozess und der mögliche Zuschlag der Spiele ist ein Generationenprojekt…“
Vor allem das Abzahlen der dadurch entstandenen Schulden!

S. 125: „Die Schweiz hat die Chance, mit einer neuen Interpretation der OWS zu zeigen, dass Olympische Spiele auch umweltverträglich durchgeführt werden können.“
Wieso? Das sind reine Phrasen und Behauptungen. Und das wurde schon bei den Vorgänger-Spielen behauptet. Und siehe auch die Ausbau-Realitäten für die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018!

S. 127: „Eine intensive Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Umweltorganisationen kann dazu führen, dass gemeinsame Projekte (z. B. neue Schutzgebiete, Renaturierungen) initiiert und umgesetzt werden können.
Nachdem zunächst eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Schutzgebieten durch die olympische Infrastruktur geschädigt und zerstört würden, könnte eventuell ein kleiner Flecken hier und ein bisschen Natur dort unter Naturschutz gestellt werden: Das  waren die Erfahrungen von München 2018: Auch hier stiegen die allermeisten Umweltorganisationen eilig aus der Bewerbungskommission aus.

S. 127: „Die in der Charta für Nachhaltigkeit, Innovation und Vermächtnis (NIV) vorgesehene Förderung von umweltverträglichen Technologien (z.B. für Schneekanonen, Pistenfahrzeuge, Eisanlagen etc.) führt  in der Zeit der Kandidatur zu Innovationen.“
Es gehört schon viel Chuzpe dazu,  Schneekanonen, Pistenfahrzeuge und Eisanlagen als „umweltverträgliche Technologie“ zu bezeichnen.

S. 129: „Der Ausbau von Straßen, Verkehrsleitsystemen (…) kann zu einem Komfort- und Zeitgewinn führen, sodass sich die individuelle Mobilität künftig vermehrt im öffentlichen Verkehr abspielt.“
Ohne Worte.

S. 130: „Der Energiebedarf der Spiele soll größtmöglich über erneuerbare Energiequellen gedeckt werden.“ – S. 144: „Gemäß der NIV-Charta ist geplant, die OWS CO2-neutral durchzuführen.“
Man kann eine regenerativ erzeugte Kilowattstunde  nur einmal verbrauchen: Und hierfür gibt es wahrlich sinnvollere Verwendungszwecke als für unzeitgemäße olympische Gladiatorenspiele. Außerdem fehlen bei den „klimaneutralen“ Rechenkünsten viele Faktoren, die schlicht nicht berücksichtigt werden. Aber irgendein „ökologisches“ Institut findet sich dann schon, das solche unrealistischen Berechnungen durchführt.

S. 141: „Die höhere Attraktivität  der Region durch die Spiele kann zudem dazu führen, dass die Boden- und Immobilienpreise langfristig steigen.“
Das war und ist bei Olympischen Spielen leider immer der Fall: Deshalb ist die Immobilienwirtschaft stets ein eifriger Befürworter der Spiele. Die Zeche zahlen die Bewohner, Mieter, die Jungen, die sozial Schwächeren. Wie hoch sollen die Boden- und Immobilienpreise in St. Moritz und dem Oberengadin noch steigen? Sie sind jetzt schon am Limit.

S. 144: „erhöhter Landverbrauch (…) gemäß Angaben des OK’s Graubünden nicht der Fall“.
Stimmt nicht.

S. 144: „…bestehende Schutzzonen für den Natur- und Landschaftsschutz (…) sind zu respektieren, was die Kandidatur auch beabsichtigt“.
Das wäre rein rechtlich eine Selbstverständlichkeit, stimmt aber auch nicht.

S. 153: „Die OWS GR 2022 als gemeinsames Ziel fördert (…) den inneren Zusammenhalt in der Bevölkerung.
Im Gegenteil: Olympische Spiele spalten die Bevölkerung in Befürworter und Gegner und und mit steigenden Lebenshaltungs- und Mietkosten noch extremer in arm und reich.
Grundsätzlich finden sich in diesem Papier zu Graubünden 2022 die ähnlichen Worthülsen und EDV-Satzbausteine, die selben Versuche für Greenwashing und „ökologische Milchbubenrechnungen“ wie bei der Bewerbung München 2018.

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– Hans F. Schneider, Geschäftsführer von Pro Natura Graubünden, im Interview:
Zur Akzeptanz in der Bevölkerung: „Schauen Sie, in der Öffentlichkeit stellen sich beinahe alle sogenannten namhaften Leute hinter Olympia. Es ist auch verdächtig, wenn sich eine Gesamtregierung bei einer Abstimmung so sehr und so einstimmig zu Wort meldet. Zudem ist es äußerst fragwürdig, dass sich ein Bundesrat derart in eine kantonale Abstimmung einmischt, wie dies Herr Maurer derzeit tut… Wenn man hingegen die Leute auf der Straße fragt, sagen alle, das Vorhaben sei viel zu groß, zu verrückt und dergleichen.“
Zur Geheimhaltung der Detailpläne: „Fakt ist: Olympische Spiele  würden mit Sicherheit erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft mit sich bringen. Das genaue Ausmaß können wir leider jedoch nicht beziffern, da wir die dafür notwendigen Detailkenntnisse nicht bekommen.“
Zu Landschaftsschutzzonen: „Die Schanzenruinen sind dort, wo sie heute stehen, komplett von rechtsgültigen Landschaftszonen umgeben. Gewisse Kreise in St. Moritz wollen diese Schanzen ja so oder so erneuern. Doch nur schon dafür müsste man die Landschaftsschutzzonen anpassen. Wenn man dann sogar noch eine temporäre Grossschanze und Tribünen für 18 000 Zuschauer hinstellen möchte, ist es klar, dass es noch mehr Rodungen und Anpassungen benötigt.“
Zur Meierwiese in St. Moritz: „So wäre zum Beispiel die geplante Eröffnungs- respektive Schlusszeremonie auf der Meierwiese in St. Moritz mit Tribünen für 35 000 Zuschauer nur schon wegen der benötigten lastwagentauglichen Zufahrt rechtlich schlicht nicht durchführbar, da sich dieses Areal innerhalb der Landschaft von nationaler Bedeutung und unmittelbar neben der geschützten nationalen Moorlandschaft befindet.“
Zu „kleinen, feinen Spielen„: „Bloss einmal kleine, herzige Spiele in Graubünden zu machen, die etwas weniger umweltbelastend sind als ihre Vorgänger, macht keinen Sinn, wenn es danach wieder gleich gigantisch weitergeht.“
Zur NIV-Charta und der Abstimmung am 3.3.2013: „Sehr schön finde ich auch den Punkt von wegen vollkommener Transparenz. Wenn das so wäre, würden die Promotoren endlich ihre Detailkonzepte offenlegen. Das geschieht jedoch nicht. Die Stimmbürger kaufen schlicht die Katze im Sack. Und zwar eine sehr grosse Katze.“
Zur Verweigerungshaltung der Umweltverbände: „Bei Projekten, bei denen wir keinen Spielraum sehen, oder bei Projekten, die gerade knapp an der Grenze der geltenden Gesetze überhaupt erst möglich wären, helfen wir nicht. Und bei solch einem Giga-Anlass wie den Olympischen Spielen sehen wir schlicht keine Möglichkeit, ihn so zu realisieren, dass wir auch dazu stehen könnten.“
(Alle Zitate: Brunner, Franco, „Das sind doch alles Hirngespinste“, in suedostschweiz 2.2.2013).

– Graubünden 2022 spart ganz einfach 376 Millionen ein
Eine Deckungslücke von 300 Millionen Franken? Kein Problem – Graubünden 2022 präsentiert einen überarbeiteten Kostenvoranschlag vom 1.2.2013: Der liegt 376 Millionen Franken unter dem ursprünglichen Kostenansatz (Morandi, Dario, Olympiakonzept geändert und 376 Millionen eingespart, in Die Südostschweiz 2.2.2013). Gian Gilli: Die Kandidatur werde zurückgezogen, „wenn sich bis zur Vergabe der Spiele im Jahr 2015 zeigt, dass die heute errechneten Zahlen nicht einzuhalten sind und der Bundesbeitrag von einer Milliarde Franken nicht ausreichen sollte“ (Ebenda).
Und vorher wird aber bitteschön noch in Graubünden am 3.3.2013 abgestimmt: Auch wenn niemand das Projekt im Detail kennt, keine realistischen Zahlen vorliegen und völlig unklar ist, wer ein über die vom Bundesrat eingeräumte Milliarde Franken hinausgehendes Defizit tragen wird.

Nationalrätin Barbara Gysi (SP) fragte bei dieser seltsamen Kostensenkung zurecht: „Es fragt sich, ob da einfach weitere Kosten ins nicht-olympische Infrastrukturbudget abgeschoben werden“ (Gysi, Barbara, Olympische Winterspiele Graubünden 2022 – finanzpolitisches Glatteis und Pirouetten, in www.sp-ps.ch 6.2.2013).
Der Bündner SP-Präsident Jon Pult sprach umgehend von „Budgetkometik und Buchhaltertricks“ (Berger, Hansruedi, „Budgetkosmetik und Buchhaltertricks“, in Die Südostschweiz 2.2.2013). Anita Mazzetta, Geschäftsführerin vom WWF Graubünden, verwies auf die Budgetüberschreitungen sämtlicher Olympischer  Sommer- und Winterspiele der letzten 30 Jahre. Das Durchführungsbudget enthalte nur die kalkulierbaren Risiken. „Hohe Risiken wie etwa die öffentliche Sicherheit seien darin gar nicht enthalten (Ebenda).

– Bündner SP engagiert gegen Graubünden 2022
Die Bündner SP hat erfolglos im Großen Rat den Antrag gestellt, auf die Bewerbung zu verzichten. Im Monat Februar publiziert sie jeden Tag eine neue Idee, was Sinnvolleres mit den 300 Millionen Franken geschehen könnte – wie zum Beispiel den Sommertourismus stärken. SP-Präsident Jon Pult: Man sollte das „überdimensionierte und hochriskante Olympiaprojekt abblasen“ und ein alternatives Entwicklungskonzept für Graubünden erarbeiten (Buxhofer, Christian, „Nein zu Olympia sagen heisst täglich in Alternativen zu denken“, in Die Südostschweiz 4.2.2013).

– Reto Gurtner schwärmt nicht von Winterspielen
Der Chef der Weisse-Arena-Gruppe bemängelt Konzept und Planung von Graubünden 2022. Gurtner zufolge kam die Kandidatur vor eineinhalb Jahren aufs Tapet, und Regierungspräsident Trachsel sagte schon damals zu ihm, die Kandidatur sei gegeben: „Daran ändern wir jetzt nichts mehr“ (Furter, Reto, Gurtner: „Von Winterspielen habe ich noch nie geschwärmt“, in Die Südostschweiz 5.2.2013).
Gurtner weiter: „Ich bin ja Mitglied im NIV-Komitee, wo über die Nachhaltigkeit und Innovation der Kandidatur diskutiert werden sollte. Nur: Darüber hat man nicht diskutiert. Die Kandidatur war ein fait accompli, wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“ (Ebenda). Der Interviewer fragte: „Das NIV-Komitee und das Reden über Nachhaltigkeit, das war nichts anderes als ein Feigenblatt?“ Gurtner: „Ganz ehrlich gesagt: ja“ (Ebenda; Hervorhebung WZ). Gurtners Schlussfolgerung: „Ich glaube nicht, dass die Olympiapromotoren diese Abstimmung gewinnen“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Peinlicherweise erschien Gurtners Name einen Tag nach dem Interview auf einem Inserat in der Pro-Olympia-Beilage der „Südostschweiz“. Am 8.2.2013 äußerte er in einem Leserbrief: „Ich distanziere mich klar von dieser Liste, da ich weder angefragt wurde, noch davon Kenntnis hatte“ (Hassler, Pierina, Reto Gurtner: „Ich distanziere mich klar von dieser Liste“, in Die Südostschweiz 8.2.2013). Der Verantwortliche für diese Liste bestätigte, dass Gurtner nicht angefragt wurde.

– Ueli Maurer für unbeschränkte Defizitgarantie
„Die Frage nach einer Defizitgarantie für Olympische Spiele 2022 in Graubünden hätten Ueli Maurer und die Bündner Promotoren am liebsten unbeantwortet gelassen. Mit den Bündner Olympiapromotoren kam Maurer überein, dass der Bund die finanzielle Verantwortung für die Spiele übernimmt. Nur an die große Glocke hängen wollte er dies nicht“ (Bisculm, Stefan, Bern legt Olympischen Spielen noch mehr Steine in den Weg, in suedostschweiz.ch 6.2.2013; Hervorhebung WZ).
Der Sportminister und derzeit amtierender Bundespräsident Maurer (SVP) hat damit nach Überzeugung von Schweizer Politikern seine Kompetenzen überschritten. „Zusätzlich zum bereits budgetierten Verpflichtungskredit von 1 Milliarde Franken ist Maurer bereit, dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK) eine unbeschränkte Defizitgarantie einzuräumen“ (Städler, Iwan, 13 zu 8 gegen unbeschränkte Olympia-Defizitgarantie, in tagesanzeiger.ch 5.2.2013). Denn der Kanton Graubünden sowie St. Moritz und Davos sind nicht in der Lage, diese unbegrenzte Bürgschaft abzugeben, „weil die Abstimmungsvorlage eine  kantonale Defizitgarantie explizit ausschließt“ (Bisculm, Stefan, Bern legt Olympischen Spielen noch mehr Steine in den Weg, in suedostschweiz.ch 6.2.2013).
Falls am 3.3.2013 bei der Abstimmung keine Absage erfolgt, wird die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) darüber debattieren. Eine Umfrage des Tagesanzeiger unter den 25 Mitgliedern hat eine Mehrheit von 13 Mitgliedern gegen die unbeschränkte Defizitgarantie ausgemacht (Städler 5.2.2013).
„Im Bundesbern kommt Maurers Plan erwartungsgemäß nicht überall gut an“ (Bisculm 6.2.2013). Die Grüne Partei Schweiz erwägt bereits, bezüglich dieser „unbegrenzten Bürgschaft“ ein Referendum durchführen zu lassen. Schützenhilfe könnten die Grünen von der SVP erhalten. Nationalrat Roland Büchel (SVP): „Der Bundesrat handelt undemokratisch und unschweizerisch, wenn er verhindern will, dass die Schweizer Bürger die Möglichkeit erhalten, über die Milliardenausgabe abzustimmen. Schließlich sind wir nicht in Putin-Russland“ (Ebenda).
Maurer fürchtet natürlich ein Referendum bezüglich der Defizit-Milliarde und behauptete: „Wir kennen kein Finanzreferendum“ (Defizit-Garantie vors Volk: Grüne wollen mit SVP zusammenspannen, in tagesanzeiger 7.2.2013).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Defizitgarantie

– Erwecker Maurer im Interview:
Maurer: „“Es ist auch ein schweizerisches Projekt, und ich erläutere die Haltung des Bundesrats.“
Frage: „Widerspricht Ihr Engagement nicht der SVP-Auffassung, Bundesräte hätten sich aus Abstimmungskämpfen herauszuhalten?“
Maurer:  „Nein. Ich mache ja nicht Abstimmungskampf, sondern erkläre die VorlageDie Spiele sind ein Entwicklungsprojekt für die Schweiz für die nächsten 30 bis 40 Jahre… Es braucht etwas, das uns weckt. Der Sport eignet sich dafür am ehesten.“
Zur Ablehnung der unbeschränkten Defizitgarantie durch die Finanzkommission äußerte Maurer: „Ich vertrete die Haltung des Bundesrates, nicht jene der Finanzkommission. Und wir müssen nun einmal dem Internationalen Olympischen Komitee eine Garantie geben, wenn wir die Spiele durchführen wollen. Dies ist eine Bedingung. Aber wir haben das Budget im Griff. Es gibt fast nichts, das man nicht voraussehen kann“ (Städler, Iwan, „Es braucht etwas, das uns weckt“, in Tages-Anzeiger 7.2.2013; Hervorhebung WZ).
Ob Maurer das selbst glaubt? Die Spiele sind 2022, also in fast zehn Jahren. Da kommen noch viele neue Disziplinen und die Folgen des Klimawandels dazu.

– „Pirouetten“ von Graubünden 2022, Trachsel und Maurer
SP-Nationalrätin Barbara Gysi schrieb in einem Beitrag, dass im Kanton Graubünden über Graubünden 2022 abgestimmt wird und nicht über eine Defizitgarantie. „Das Pro-Komitee hat in der Diskussion schon früh zu behaupten gewagt, man hätte eine Zusicherung des Bundes, dieser übernehme die finanzielle Verantwortung. So äußerte sich der zuständige Regierungsrat Hansjörg Trachsel, er hätte eine verbindliche Zusage von Bundespräsident Maurer“ (Gysi, Barbara, Olympische Winterspiele Graubünden 2022 – finanzpolitisches Glatteis und Pirouetten, in www.sp-ps.ch 6.2.2013). Gysi kritisierte Maurer: „Für ein Volksja im Kanton Graubünden setzt Bundespräsident Maurer viel aufs Spiel und wagt den Sololauf. Gleichzeitig setzt er sich über Bundesrat und Parlament hinweg und nimmt sich Kompetenzen heraus, über die er schlicht nicht verfügt… Er engagiert sich in diesem kantonalen Abstimmungskampf wie kein Bundesrat zuvor und gaukelt erst noch falsche Tatsachen vor, er tingelt durch den Kanton Graubünden und lässt keine Gelegenheit aus, für Olympia 2022 zu werben“ (Ebenda). Denn die Finanzkommission hatte in ihrer Medienmitteilung unmissverständlich geschrieben: „Ein entsprechender Hinweis, dass der Bund keine Defizitgarantie übernimmt und ein allfälliges Defizit vom Kanton Graubünden getragen werden müsste, ist explizit in den Bundesbeschluss aufzunehmen“ (Ebenda).
„Maurer war früher ein erklärter Gegner der ‚Behördenpropaganda‘. Als SVP-Parteipräsident gehörte er zu den Erstunterzeichnern der Maulkorb-Initiative, die vom Bundesrat verlangte, sich vor Abstimmungen aus der Debatte herauszuhalten. Fünf Jahre später absolviert der oberste Sportfan des Landes eine eigentliche Werbetour durch den Kanton Graubünden“ (Landolt, Christoph, Propaganda-Walze über dem Bündnerland, in Weltwoche 7.2.2013; Hervorhebung WZ).

– Merkwürdige Olympische Defizite
Gysi stieß auch sauer auf, „dass die Einnahmen mehrheitlich ans IOC fließen… Die Ausgaben in Milliardenhöhe werden von der öffentlichen Hand getragen, die Einnahmen gehen aber ans IOC, das seinerseits nicht bereit ist, sich an einem Defizit zu beteiligen, sondern von der öffentlichen Hand eine Defizitgarantie verlangt“ (Ebenda).
In das gleiche Horn stieß Niklaus Ramseyer in seinem Artikel „Das Märchen von den Olympia-Defiziten“ (tageswoche.ch 7.2.2013). In Maurers „offiziellem“ Defizit von einer Milliarde fehlen die Kosten für Sicherheit (bei Vancouver 2010 immerhin über eine halbe Milliarde). Laut Nationalrat Roland Büchel (SVP) soll die Bündner Olympia-Kandidatur jetzt „im Hauruck-Verfahren durchgeboxt“ werden: „Die ‚Vorgaben‘ für die Vergabe der Winterspiele 2022  will das IOC erst im kommenden Mai präsentieren“ (Ebenda). Büchel hält es für unsauber, „dauernd von ‚Defiziten‘ zu reden“. Defizite gäbe es nur wegen der „Knebelverträge“ des IOC. Büchel: „Der Stutz geht an das IOC – die Rechnungen zahlen die Bündner und die Schweizer“ (Ebenda). Denn in der Periode 2009 bis 2013 hat das IOC nach eigenen Angaben fast fünf Milliarden Dollar eingenommen: „Von ‚Defizit‘ weit und breit keine Spur“ (Ebenda; zum „Olympic Marketing Fact File 2012“ hier, siehe S. 6). Dazu werden die Milliarden von Fernsehrechten und Sponsoren dem IOC steuerfrei gewährt.
Büchel zieht den Schluss daraus: „Die Bündner müssen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen abstimmen“ und forderte eine Parlamentsdebatte über Maurers Milliarde, „die auch schon im März durch die Räte gepeitscht werden soll“ (Ebenda).

– „Propaganda-Walze über dem Bündnerland“
So titelte Christoph Landolt seinen schon oben erwähnten Beitrag in der Weltwoche (7.2.2013). „Klein, bescheiden und so natürlich wie der blaue Engadiner Himmel sollen sie sein, die Olympischen Spiele 2022 in St. Moritz und Davos… Die Rede von den bescheidenen Spielen ist nur einer von vielen Marketingtricks, deren sich die Olympia-Promotoren bedienen. Es gilt, am 3. März die Abstimmung über den 300-Millionen-Kredit des Kantons zu gewinnen. Davor wird ein sorgfältig orchestriertes Propagandafeuerwerk abgebrannt. Bündner Politikbeobachter können sich an keinen derart aufwendigen Abstimmungskampf erinnern“ (Ebenda).
Unter dem Motto „Viadi 2022: Unsere Reise durch Graubünden“ besuchen die Olympia-Promotoren praktisch jede größere Veranstaltung. Dieser Feldzug kommt teuer. Über dessen Finanzierung wird auch noch tüchtig die Wahrheit verdreht. „Obwohl ‚Viadi 2022‘ praktisch ausschließlich mit öffentlichen Geldern finanziert wird, fließen gemäß Mediensprecher Christian Gartmann keine Steuern in die Propaganda. ‚Alles wird vollumfänglich durch Sponsoren bezahlt.‘ Die Namen will Gartmann nicht verraten“ (Ebenda; Hervorhebung WZ). Das Bewerbungskomitee hat bis zum 3.3.2013 ein Budget von 5,4 Millionen Franken.
Das IOC verlangt eine staatliche Defizitgarantie. Und das Sportdepartment VBS verlautbart: „Der Bund würde ein Defizit übernehmen, aber es wird kein Defizit geben“ (Ebenda).
Die Promotoren übertrafen sich selbst: Sie senkten im Nu ein Defizit von 300 Millionen Franken, führten den „Innovationsdialog“, erfanden ein „NIV-Konzept“ plus „NIV-Ausschuss“ und „NIV-Charta. „Wohl die kühnste Behauptung ist aber, dass die sechzehn Tage Olympia ’nur die Spitze in einem 20-jährigen Entwicklungsprozess‘ seien. Tatsächlich ist der Spuk nach sechzehn Tagen nicht vorbei. Einige Tage nach der Schlussfeier beginnen nämlich die Paralympics“ (Ebenda).
Das Projekt „Nachhaltigkeit, Innovation, Vermächtnis“ (NIV) wurde von Ueli Maurers Departement VBS (Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) finanziert: „Die Erarbeitung der sogenannten NIV-Charta kostete rund 210000 Franken, wie das Bundesamt für Sport erklärt“ (Hanimann, Carlos, Häne, Ursula, Ueli Maurer fährt ins Durcheinandertal, in www.woz.ch 14.2.2013). Auch der ehemalige IOC-Generaldirektor Urs Lacotte wurde von Maurers Departement bezahlt.  SVP-Nationalrat Roland Büchel äußerte dazu: „Dass das VBS mit Steuergeldern auch noch einen ehemaligen IOC-Top-Funktionär engagiert, passt ins traurige Bild“ (Ebenda).

– Die Rolle des Ringier-Konzerns
Sven Zehnder, Angestellter bei der Sportvermarktungsagentur Infront Ringier, „amtiert gleichzeitig als Generalsekretär des Bewerbungskomitees. Dort bestreitet man, dass Steuergelder zu Ringier fließen… Anders tönt es bei Ringier. Ein Sprecher sagt, der Verein beziehe ‚bei Bedarf weitere Dienstleistungen bei Finanzen, Recht und Administration“ (Ebenda).
Ueli Maurer und Ringier-CEO Marc Walder trafen sich beim World Economic Forum in Davos zum Arbeitsfrühstück, um „den Untergang von Graubünden 2022 zu verhindern“ (Spieler, Martin, 100 Namen für ein Ja, in sonntagszeitung.ch 3.2.2013) bzw. „Thema: Wie kann ein Fiasko bei den Abstimmungen im Kanton Graubünden abgewendet werden?“ (Landolt, Christoph, Propagandawalze über dem Bündnerland, in Weltwoche 7.2.2013).
Maurer und Walder riefen daraufhin die „Freunde von Graubünden 2022“ ins Leben.

– Ringiers „Freunde von Graubünden 2022“
Eine Gruppe von hundert Prominenten aus Sport, Kultur und Wirtschaft soll das Scheitern der Bewerbung Graubünden 2022 verhindern. Motto: Sportler und Prominente und Wirtschaftskapitäne werben für Sportfunktionäre. Unrealistisches Versprechen: „Im Kanton Graubünden kommt es weder zu einer Verschuldung noch zu Steuererhöhungen“ (Ebenda). Die Initianten propagieren die „Vision eines zukunftsgerichteten, nachhaltigen und finanziell vernünftigen Projektes Graubünden 2022“ (Federer und Co. werben für Olympia, in suedostschweiz.ch 9.2.2013).
Ob die  Propagandisten das selbst glauben?
Mit dabei u. a. UBS-Chef Sergio Ermotti, WEF-Gründer Klaus Schwab und Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig (Stars sollen Olympiakandidatur zum Durchbruch verhelfen, in bernerzeitung.ch 3.2.2013).
„Praktisch: Langlaufstar Dario Cologna, neben Simon Ammann und Blick-Kolumnist Bernhard Russi einer der drei Erstunterzeichner, lässt sich von Infront Ringier managen“ (Ebenda; der frühere Skirennläufer Russi ist verantwortlich für den Pistenausbau in Sotschi 2014).
Ungeteilte Zustimmung erfolgte in dem Artikel „Promis werben für Olympia im Bündnerland“ in blick.ch 8.2.2013. Die Zeitschrift Blick fällt durch ihre „besonders euphorische Olympia-Berichterstattung“ auf: „Die Blick-Leser sollten sich in Lillehammer ein Bild vom Vermächtnis der Winterolympiade 1994 machen. Mangels Interesse musste die Reise abgesagt werden“ (Landolt 7.2.2013).
Dagegen machten 150 Graubündner Künstler und Kulturschaffende in einer Anzeige gegen Graubünden 2022 mobil; vergleiche hier.

– Ringier nicht unabhängig
„Der vergangene 17. Februar war speziell. Es war der einzige Tag in diesem Monat, an dem weder «Blick» noch «Blick am Abend», «Sonntags-Blick» oder «Blick Online» über die Bündner Olympia-Kandidatur geschrieben haben. An allen anderen Tagen haben die Ringier-Zeitungen bisher über 30 Artikel zum Thema publiziert. Dass nationale Zeitungen eine kantonale Abstimmung dermassen eng begleiten, ist beispiellos… Die Ringier-Kampagne gipfelte am vergangenen Dienstag in einem ganzseitigen Kommentar von «Blick»-Sportchef Felix Bingesser mit dem schlichten Titel «OlympJA», der damit gleichzeitig implizit Werbung für ein gleichnamiges Olympia-Pro-Komitee machte. Eine Inserateseite im «Blick» hätte das Komitee 25.300 Franken gekostet“ (Nicolussi, Ronny, Einseitiger Blick auf Olympia, in nzz.ch 23.2.2013).
Autor Nicolussi zeigte auch die wirtschaftlichen Interessen von Ringier auf:
– die Verbindung zur Sportvermarktungsagentur Infront Ringier mit der Aussicht auf Millionenbeträge über das Erstverhandlungsrecht bei der Vermarktung der Olympischen Spiele;
– die Person Sven Zehnder, der gleichzeitig Infront Ringier-Berater und Generalsekretär von „Graubünden 2022“ ist;
– Ringier-CEO Marc Walder, der mit Maurer die „Freunde von Graubünden 2022“ initiierte;
– das Ringier-Heft „Schweizer Illustrierte“, in dem „100 Schweizer für Olympia“ präsentiert wurden (Ebenda). Der Alt-Nationalrat Andrea Hämmerle kritisierte: „Die ‚Schweizer Illustrierte‘ hat die Prominenz aus Business und Sport zu Olympia 2022 viele Seiten lang zu Wort kommen lassen – ein einziges Loblied, kaum ein kritischer Satz. Das ist unverschämt, für Ringier aber wohl ein lukratives Geschäft“ (Handschin, Ueli, Hämmerle: „Graubünden ist im Ausnahmezustand“, in Die Südostschweiz 20.2.2013).

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<![endif]–>– Mazzetta: „Druck auf die Landschaft wird erhöht“
Anita Mazzetta, Gemeinderätin in Chur, sieht bezüglich der Abstimmung am 3.3.2013 „sehr viel Skepsis“ in der Bündner Bevölkerung. Die extreme Präsenz der Promotoren habe „für einen Overkill gesorgt. Sie sind ja jeden Tag präsent und veranstalten im ganzen Kanton Podiumsdiskussionen. Irgendwann ist das Maß voll, es kommt zur Übersättigung“ („Druck auf die Landschaft wird erhöht“, in Die Südostschweiz 8.2.2013). Die olympischen Konzepte erhöhten den Druck auf Landschaft und Natur. In St. Moritz würden 9000 Quadratmeter Wald für eine temporäre Schanze gerodet, dazu kämen Probleme für Moore, Auen und Schutzwäldern. „Ich bin einfach gewarnt, denn für die Ski-WM 2003 erfolgten bereits große Eingriffe“ (Ebenda).

– Schweizer Alpen-Club gibt den Deutschen Alpenverein. Anfang Februar 2013 veröffentlichte der Schweizer Alpen-Club SAC diverse Medienpapiere, in denen er seine positive Haltung gegenüber Graubünden 2022 klar machte. „Aus sportlicher Sicht und als Mitglied von Swiss Olympic begrüsst der Schweizer Alpen-Club SAC grundsätzlich die Olympiakandidatur Schweiz 2022“ (SAC sagt „Ja , aber“ zu Olympia-Kandidatur Schweiz 2022, Bern 4.2.2013).
„Der SAC ist Mitglied von Swiss Olympic, des Internationalen Sportkletterverbandes IFSC und des Internationalen Skitourenrennverbandes ISMF. Er unterstützt die IFSC und die  ISMF in ihrem Bestreben, olympisch zu werden“ (Stellungnahme des Schweizer Alpen-Club SAC zur Machbarkeit von Olympischen Winterspielen Schweiz 2022, Bern 4.2.2013).
Damit geht der SAC den Weg des DAV, der bis zuletzt die Bewerbung München 2018 unterstützte. Die Gründe des DAV waren die Hoffnung auf Sportklettern als olympische Disziplin – und ein versprochener Millionenauftrag von der Bewerbungsgesellschaft München 2018.
Der ehemalige Bergsteiger Rudi Berger, seit 60 Jahren beim DAV, sagte zur Frage nach Klettern als  olympische Disziplin: „Ich halte das für schwachsinnig. Die olympische Idee ist zum Witz geworden, das ist Unterhaltungsindustrie… Mit Bergsteigen hat das nichts mehr zu tun. Der Alpenverein sollte sich lieber um das Gebirge kümmern“ (Hechelmann, Axel, Der Berg ruft, in SZ 26.2.2013; Hervorhebung WZ).

– Bündner Gewerkschaftsbund gegen 2022
„Der Gewerkschaftsbund Graubünden hat einstimmig die Nein-Parole zum 300 Millionen Franken Kredit für  Olympische Winterspiele 2022 in St. Moritz beschlossen“ (Arbeitnehmer gewinnen nicht, PM Gewerkschaftsbund Graubünden, 8.2.2013). Vitus Locher: „Es droht ein kurzes, aber sehr teures Strohfeuer“ – dazu neben den ansteigenden Mieten auch Sparrunden im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich. Gewinner sind das IOC und die Sportverbände, Verlierer sind die Arbeitnehmer: „Sie zahlen – einmal mehr – die Zeche mit höheren Mieten, Druck auf die Löhne, 300 Millionen aus dem Bündner Volksvermögen für ein Olympisches Strohfeuer“ (Ebenda).

– Langjähriger höchster Touristiker der Schweiz ist skeptisch
Walter Leu
war von 1979 bis 1994 langjähriger Direktor der Schweizer Verkehrszentrale (heute Schweiz Tourismus) und leitete danach acht Jahre die „European Travel Commission“ in Brüssel. Er hat im Interview mit der Südostschweiz aufgrund vieler Erfahrungen und Kontakte eine ganze Reihe von Argumenten gegen Graubünden 2022 gebracht, u. a.:
– Den Fans ist das „Event als solches“ wichtig: Der Ort selbst ist eher unwichtig. Nach der Euro 08 in der Schweiz oder der Fußball-EM in Polen und der Ukraine „war die Euphorie nach dem Event weg“.
– „Fragen Sie die Leute auf der Straße, ob sie die Winterspiele der letzten 20 Jahre aufzählen können. In Brüssel habe ich immer wieder an Konferenzen mit Olympiaorganisatoren teilgenommen. Von keiner Person aus den Veranstaltungsorten habe ich in der Tat gehört, dass das Land einen Imagegewinn erzielen konnte und im Tourismus eine gesteigerte Nachfrage vorweisen konnte.“

Die Spiele sind nicht kostenneutral: Es gibt nämlich zwei Organisationsbudgets.
– Bei Studien aus Brüssel stand für die Schweiz immer „Landschaft und Schönheit“ an erster Stelle. „Der Wintertourismus bringt aber mehr Möblierung der Landschaft als der Sommertourismus… Gerade der Sommertourist kommt mit der Erwartung in die Schweiz, dass er eine intakte Landschaft, Schönheit und wenn überhaupt noch möglich Unberührtheit vorfindet.“
„Auf den Reisen in die verschiedenen Alpenländer haben mir damals schon ausländische Journalisten vorgeworfen, dass wir in der Schweiz weniger Sorge tragen zu unserer Landschaft als andere Länder.“
– Zu „weißen Spielen“: „Es ist heutzutage kaum  mehr möglich, einfache Spiele zu organisieren.“
– Zur Nachhaltigkeit: „Aufgrund des Drucks der täglich ändernden Ereignisse wird die Nachhaltigkeit nicht wirklich vorhanden sein.“
Zu einem „Wachstumsschub“:Auch daran kann ich nicht glauben. Der  Wachstumsschub entsteht durch die wiederholte Nachfrage der adäquaten Gäste und nicht von einer Überflutung durch einen Strom aus Sportfans.“
– Zur Kostenentwicklung: „Mir hat mal ein Unternehmer – Olympia ist auch ein Unternehmen – gesagt, für alle großen Projekte brauchst du doppelt so viel Zeit und auch Geld, als du angenommen hast.“
– (Alle Zitate: Tibolla, Rinaldo, „Olympiapromotoren dürfen sich keiner Illusion hingeben“, in Die Südostschweiz 11.2.2013; Hervorhebung WZ).

– Adolf Ogi ist skeptisch. Der ehemaliger Bundesrat und Leiter der Kandidatur für Olympische Winterspiele Sion 2006 äußerte unter anderem:
– „Wir planten kleinere Spiele und budgetierten insbesondere für die Sicherheit weniger.“
– „Inzwischen haben die Olympischen Winterspiele eine ganz andere Dimension angenommen: immer noch größer, noch weiter und noch teurer. Jetzt müsste das IOK eigentlich Gegensteuer geben und zurückkehren zu einfachen Spielen. Doch davon spüre ich nicht viel. Siehe Sotschi!“
– “Das IOC ist unberechenbar, ich kann es nicht anders sagen.
(Alle Zitate: Staedler, Iwan, “Das IOK ist unberechenbar, ich kann es nicht anders sagen”, in tagesanzeiger.ch 12.2.2013; Hervorhebung WZ)

– 45 Prozent zu 42 Prozent
Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Demoscope stellte 45 Prozent Ablehnung und 42 Prozent Zustimmung fest. Frauen sind skeptischer und stimmen nur mit 36 Prozent zu, Männer mit 49 Prozent. Hauptargument dagegen sind die Finanzen: Olympische Spiele seien zu teuer. „57 Prozent der Befragten befürchten, dass Olympische Spiele zu teuer werden“ (Es wird eng für die Bündner Olympia-Pläne, in suedostschweiz.ch 13.2.2013).

– Bundesrat mit grenzenloser Defizitgarantie. Der Schweizer Bundesrat ging dann am 13.2.2013 endgültig vor dem IOC in die Knie: Er übernahm die wie üblich vom IOC geforde