Webseite-Besucher
Im November 2012 besuchten 13.141 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich November 2012 waren es damit 440.775 Besucher. Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.
Der November 2012 war wiederum recht umfangreich, u. a. durch die zahlreichen Ereignisse bei der Bewerbung Graubünden 2022 (ehrlicher: St. Moritz 2022, siehe unten). Die neue Gliederung im Dezember 2012 sieht so aus:
I: Allgemeine Meldungen
II: Extra: Graubünden 2022 im Dezember
III: Aktuelle Sportsplitter von IOC, Fifa etc. im Dezember 2012
——————————————————————————————————–
Zitat des Monats:
Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:“Normale Tabelle“;
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-parent:““;
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin:0cm;
mso-para-margin-bottom:.0001pt;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:10.0pt;
font-family:“Times New Roman“;
mso-ansi-language:#0400;
mso-fareast-language:#0400;
mso-bidi-language:#0400;}
Matthias Jahn, Dopingexperte des DOSB: „Das Grundgesetz verbietet es, dass man allein deshalb jemand dafür bestraft, weil er seinen Körper schlecht behandelt. Es gibt ein Recht auf riskante Lebensführung, dazu gehört das Rauchen, Alkoholtrinken und ich darf mich in meiner Freizeit grundsätzlich auch
dopen“ (Schirmer, Andreas, Experte über Doping: „Mehr Strafrecht keine Lösung“, in nwzonline.de 7.12.2012; Hervorhebung WZ).
Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4
——————————————————————————————————–
I: Allgemeine Meldungen
Der DOSB und seine Abgeordneten
Der DOSB erhält 2013 für die Spitzensportförderung drei Millionen Euro mehr vom Bundesministerium des Innern (BMI). Das hat der Haushaltsausschuss beschlossen – die Summe stieg von rund 132 auf 135 Millionen Euro. „Der Vorstoß im Haushaltsausschuss geht auf Norbert Barthle zurück, den haushaltspolitischen Sprecher der Unionsfraktion. Barthle gilt als Skisport-Fan“ (Drepper, Daniel, Kempe, Robert, Kurzer Draht in den Haushaltsausschuss, in dradio.de 1.12.2012).
„Norbert Barthle engagiert sich im Skisport. So ist er seit 1989 in die Führung des Deutschen Skiverbandes (DSV) gewählt. Zudem ist er seit 2003 Präsident im Deutschen Verband für das Skilehrwesen und Mitautor der Skilehrpläne. Seit April 2005 steht er auch dem Internationalen Verband der Schneesportinstruktoren (IVSI) vor“ (Wikipedia).
Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), möchte nun vom BMI erfahren, wie es zu dieser beträchtlichen Erhöhung der Mittel für den Leistungssport (nicht für den Breitensport!) kam. Erklären kann ihr dies DOSB-Generaldirektor Vesper: „Ich habe mit vielen sportpolitisch-interessierten Abgeordneten gesprochen, ob sie nun im Sportausschuss sind, im Haushaltsausschuss. Auch mit welchen, die in keinem der beiden Ausschüsse sind. Das ist ja meine Aufgabe, den Bedarf, den wir auch an Leistungssportfinanzierung erkennen, der Politik auch weiter zu vermitteln“ (Drepper, Kempe 1.12.2012).
Und Vesper weiß sicher, an welche Abgeordnete er sich da wenden kann. Ein Fall für LobbyControl?!
Derweil formulierte DOSB-Präsident Bach forsch: „Zum Nulltarif sind Olympische Erfolge nicht zu erreichen“ (Bache, Werner, Bach: Olympische Erfolge gibt’s nicht zum Nulltarif, in www.insuedthueringen.de 6.12.2012).
Nach Schätzungen erhält der deutsche Spitzensport inclusive der Aufwendungen der beteiligten Ministerien für Sportsoldaten etc. eine viertel Milliarde Euro jährlich: Und Bach spricht von Nulltarif…
Gewalt im Fußball oder: Es lebe der Sport
Nicht unbedingt unser direktes Thema, aber sehr erschreckend: die zunehmende Gewaltbereitschaft in den Fußballstadien, dazu die Unterwanderung der Ultras durch rechte Schlägertrupps. Die Polizei verzeichnet ständig steigende Einsätze. Der Steuerzahler trägt die Kosten. Dazu einige unvollständige Meldungen über diese abartige Entwicklung vom Herbst 2012 – nicht nur aus deutschen Stadien:
– „In Italien trauen sich Eltern mit ihren Kindern kaum noch ins Stadion“ (Catuogno, Claudio, Hoeltzenbein, Klaus, Kistner, Thomas, „Wir laufen auf eine große Kreuzung zu“, in SZ 17.11.2012).
– Eine Studie der „Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS) des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste stellt fest: „Ausschreitungen durch aggressive und gewaltbereite Personen in der Fanszene bewegen sich seit Jahren auf einem ansteigend hohem Niveau.“ In der Saison 2010/11 gab es rund 5.800 Strafverfahren bei Spielen der 1. und 2. Bundesliga, 2011/12 waren es schon 8.100 Verfahren. „Die Zahlen der Verletzten und der durch die Polizei geleisteten Arbeitsstunden im Zusammenhang mit Fußballspielen liegen über dem Durchschnitt der letzten Jahre.“ Die Polizeibehörden konstatieren „eine gesteigerte Aggressivität sowie eine Solidarisierung gegenüber den Ordnungsdiensten und den Einsatzkräften der Polizei.“ In der Saison 2011/12 wurden 1831 Strafanzeigen wegen Körperverletzung, 616 wegen Landfriedensbruch, 723 wegen Sachbeschädigung, 371 wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, 1449 wegen Abbrennens von Pyrotechnik gestellt (Mehr Aggression, in SZ 20.11.2012). Es gab insgesamt 7298 Verhaftungen, 8143 Strafverfahren, 1142 verletzte Personen (Buschmann, Rafael, Glindmeier, Mike, Peschke, Sara, Polizei-Zahlen zur Abschreckung, in spiegelonline 21.11.2012).
– „Drei Dachauer Schiedsrichter werfen hin, darunter der Obmann und sein Stellvertreter. ‚Wir können die Sicherheit unserer Leute nicht mehr gewährleisten‘, sagen sie. Sie haben genug von der Gewalt auf Münchner Fußballplätzen und fühlen sich vom Verband im Stich gelassen“ (Liebmann, Andreas, Der letzte Hilferuf, in SZ 21.11.2012). – „Das Interesse des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) an der öffentlichen Diskussion hält sich in Grenzen.“ Der BFV-Pressesprecher „warne davor, ‚diese Themen populistisch auszuschlachten‘. Man kann das als Maulkorb verstehen.“ Der Weilheimer Schiedsrichter-Obmann Klemens Wind hat in zwei Jahren in seiner Gruppe 51 Schiedsrichter verloren: „Wir haben in allen Gruppen diese Probleme, wir werden bedroht, angegriffen, beleidigt“ (Liebmann, Andreas, „Und langsam explodiert es“, in SZ 24.11.2012).
– Beim Spiel ESV Rosenheim gegen Iliria Rosenheim wurde der Schiedsrichter am 3.10.2012 geschlagen: Er erlitt einen Jochbeinbruch, verlor mehrere Zähne und fast ein Auge (Liebmann, Andreas, Alarmstufe Rot, in SZ 8.12.2012).
– „Zehn Fans des englischen Klubs Tottenham Hotspur sind bei einer brutalen Attacke durch maskierte Hooligans in Rom verletzt worden… Die Rowdies stürmten mit Baseballschlägern, abgebrochenen Flaschen und Schlagringen auf die Tottenham-Anhänger los und verwüsteten das Lokal“ (Randale in Rom, SZ 23.11.2012).
– „Am Freitag zogen Nebelschwaden durch die Düsseldorfer Arena, Hamburger Ultras hatten vor dem Anpfiff bengalische Feuer gezündet“ (Zwölf Minuten Schweigen, in SZ 27.11.2012).
– Raimond Aumann, Leiter Fanbetreuung FC Bayern: „Ich bin nicht bereit, auf den ersten Toten zu warten“ (Catuogno, Claudio, „Ich bin nicht bereit, auf den ersten Toten zu warten“, in SZ 29.11.2012).
– „In den Niederlanden wurde ein Linienrichter Opfer einer schweren Prügelattacke. Drei jugendliche Amateuerspieler misshandelten den 41-Jährigen nach einer Partie ihrer Mannschaft. Der Mann erlag seinen schweren Verletzungen… Die 15- und 16-Jährigen des Vereins Nieuw Sloten … sollen den ehrenamtlichen Linienrichter gegen den Kopf geschlagen und getreten haben, so dass er schwere Hirnverletzungen erlitt“ (Jugendfußballer prügeln Linienrichter tot, in spiegelonline 3.12.2012). Die drei Amateurfußballer traten mit ihren Stollenschuhen auf den Kopf des am Boden liegenden Linienrichters ein, da sie mit einer Abseitsentscheidung nicht einverstanden waren. Dessen Sohn spielte in der Heimmannschaft und musste bei der Gewalt gegen den Vater zusehen („Das ist eine Tragödie“, in spiegelonline 4.12.2012).
Etwa 100 ehrenamtliche Schiedsrichter haben daraufhin ihre Tätigkeit beendet und den niederländischen Fußballverband kritisiert, der die Warnungen vor Gewaltausbrüchen ignoriert habe (Hundert Amateur-Schiedsrichter geben auf, in spiegelonline 6.12.2012). Die niederländische Sportministerin äußerte: „Das hat nichts mehr mit dem heutigen Sport zu tun und ist nicht zu akzeptieren“ (Entsetzen, in SZ 4.12.20912).
Das hat leider schon mit dem heutigen Sport zu tun: „In der Vorsaison wurden insgesamt 105 Amateurmannschaften ausgeschlossen und 74 Spieler lebenslänglich gesperrt“ (Vorwürfe gegen KNVB, in SZ 6.12.2012). Solche Gewaltexzesse ereignen sich in vielen Ländern.
– Das erste Sicherheitspapier der Deutschen Fußball-Liga forderte Ganzkörperkontrollen (Fans müssten sich nackt ausziehen). Das zweite Sicherheitspapier war dann „so neutral formuliert, dass es eigentlich hinfällig ist“ (Buschmann, Rafael, „Die Fans dürfen Einzeltäter nicht mehr decken“, in spiegelonline 29.11.2012).
– Auf der Innenministertagung in Rostock Anfang Dezember 2012 wurde eine umfassende Videoüberwachung, die Ächtung der Pyrotechnik eine Qualifizierung der Ordnungskräfte gefordert, dazu intensivere Einlasskontrollen, mehr Geld und Standards für Fanprojekte (Innenminister drohen Vereinen, in spiegelonline 7.12.2012; … oder ihr zahlt! in SZ 8.12.2012).
Vergleiche auch: Eberle, Lukas, Neumann, Conny, Freiwild, in Der Spiegel 50/10.12.2012
– Am 12.12. stimmte die Deutsche Fußball-Liga über dieses zweite Sicherheitspapier „Sicheres Stadionerlebnis“ ab.
Das eigentliche Problem ist ein ganz anderes: Aus kommerziellen Gründen veranstaltete Groß-Sportevents sind Massenveranstaltungen. Sie verursachen Massenansammlungen, Massenwahn, Massenhysterie – und kreieren ihre Form von fragwürdigen Heroen und Fanatismus, die auch auf die unteren Sportebenen abstrahlen. So ruinieren die Charakteristika des Spitzensports auch den Breitensport.
Das Bundesministerium des Innern möchte eine Kostenbeteiligung an den Polizeieinsätzen. „Im Klartext: Die Kicker-Branche, die künftig gut fünf Milliarden Euro in drei Jahren erlöst, soll die Polizeikosten mittragen“ (Kistner, Thomas, Wachsende Gewalt, in SZ 29.12.2012). Nach Angaben der Polizeigewerkschaft handelt es sich um die „Jahresarbeitsleistung von elf Hundertschaften der Polizei, deutlich mehr als 100 Millionen Euro an Personalkosten, die der Steuerzahler bezahlt“ – DFB und DFL sollten sich mit mindestens 50 Millionen Euro beteiligen (Ebenda).
Das Geld wäre da: „In der kommenden Saison erlösen die Profiklubs alleine aus der Vermarktung ihrer TV-Rechte 200 Millionen mehr… Wenn der Fußball seinen Beitrag daran nun aufstockt, wie es geplant ist, ist das richtig“ (Catuogno, Claudio, Kulturgut Fußball, in SZ 13.1.22012; Hervorhebung WZ).
Sportliche Stadtwerke München
„Die LG Stadtwerke München zählt seit diesem Jahr zu den Top Ten der Leichtathletikvereine in Deutschland… Christopher Franke, Manager der zuständigen Sport und Athletik Marketing GmbH, sagt: ‚Die Zeichen dafür, dass der positive Trend im nächsten Jahr fortgesetzt werden kann, stehen aufgrund eines sehr starken Kaders für die Saison 2013 gut'“ (Unter den Besten, in SZ 5.12.2012).
Unbekannt ist, wieviel sich die Stadtwerke München (ehemaliger Sponsor der ehemaligen Bewerbung München 2018) dies kosten lassen. Bekannt ist, dass die Kunden dieses nicht unbedingt zum Arbeitsgebiet von Stadtwerken gehörende Engagement mit ihren Gebühren bezahlen.
Das Doping-Thema im Dezember
Langsam wäre es fast eng geworden für die DOSB-Spitze um DOSB-Präsident Bach und DOSB-Generaldirektor Vesper, die beim Problemfall Doping alles beim Alten lassen wollen.
Die Deutsche Sporthilfe sprach sich Anfang Dezember 2012 für eine deutlich verschärfte Anti-Doping-Gesetzgebung aus. Der Vorstandsvorsitzende Michael Ilgner äußerte: „Der deutsche Sport braucht in der Dopingbekämpfung die Unterstützung der Gesetzgebung“ (Catuogno, Claudio, Ruf nach neuen Gesetzen, in SZ 6.12.2012).
„Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) und Europameister Timo Boll forderten vom deutschen Gesetzgeber ein härteres Anti-Doping-Gesetz“ (Boll gegen Bach, in SZ 5.12.2012; Hervorhebung WZ). Timo Boll äußerte: „Doping ist Kriminalität, und deswegen kann es für alle sauberen Sportler nur gut sein, wenn der Sport durch harte Strafgesetze des Staates unterstützt wird“ (Ebenda). Wenn keine Verschärfung erfolgt, erwartet DTTB-Präsident Thomas Weikert erst recht Probleme: „Ein Sport, der um seine Integrität nicht mit allen Mitteln kämpft und so auch seine Reputation verliert, wird eines Tages auch die Unterstützung von Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft verlieren. Der deutsche Sport muss jetzt ein Signal aussenden und massivere staatliche Unterstützung anfordern“ (Ebenda).
Der Deutsche Leichtathletik-Verband DLV beantragte bei der Mitgliederversammlung des DOSB am 8.12.2012 in Stuttgart „eine Erhöhung der Strafen für Dopingverstöße, die Einführung einer Kronzeugenregelung sowie die uneingeschränkte Strafbarkeit des Besitzes von Dopingmitteln“ (Catuogno 6.12.2012). Der DTTB unterstützte diese Initiative. „Die DOSB-Führung hingegen will derlei Verschärfungen um jeden Preis verhindern – DOSB und das für den Spitzensport zuständige Bundesinnenministerium (BMI) behaupten, die bestehenden Regelungen seien im Wesentlichen ausreichend“ (Ebenda).
Es nützte alles nichts. Die DOSB-Spitze mit Präsident Bach und General Vesper kippten krachend die Initiative bei der DOSB-Mitgliederversammlung am 8.12.2012 in Stuttgart: Von 459 Delegierten waren nur 25 für den DLV-Antrag. Es darf also auch weiterhin jeder Spitzenathet ungestraft sein kleines Quantum Doping (dabei) haben.
Vergleiche unter „Aktuelles“: Die Reihen fast geschlossen und Der Dopingexperte des DOSB
Eine Konkretion: Dopingfall bei den Amateuren
Frederik Zierke, einer der besten deutschen Amateur-Mountainbiker, starb nach der Einnahme von Epo. Der 44-jährige hatte sich am 10.9.2012 Neorecormon gespritzt, ein Epo-Präparat. „In seiner Leutkicher Wohnung beschlagnahmte die Kriminalpolizei Ravensburg neben dem Epo-Präparat (…) das Anabolikum Winstrol, Testosteronampullen, das Herzmittel Corotrop sowie Caniphedrin, ein Präparat aus der Tiermedizin“ (Tödliche Dopingspritze, in spiegelonline 16.12.2012).
Das weitere Interesse an der Aufklärung der Hintergründe war äußerst mäßig. Den Computer und das Mobiltelefon Zierkes mit möglichen Hinweisen auf Hintermänner beschlagnahmten die Polizisten nicht. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg konstatierte „Verdacht auf Medikamentenmißbrauch“ und stellte das Verfahren am nächsten Tag ein. Die Freiburger Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping wurde nicht verständigt. Der Leitende Oberstaatsanwalt: „Ich will gar nicht erst nach einer Ausrede suchen, das ist ein klares Versäumnis meinerseits“ (Ebenda). – “Überhaupt stellt sich die Frage, wie vielle verdächtige Medikamente einem Leitenden Oberstaatsanwalt noch in die Hände fallen müssen, ehe er seine Ermittlungen auf ein Dopingdelikt ausweitet” (Hacke, Detlef, Ludwig, Udo, Pfeiffer, Frieder, Wulzinger, Michael, Der Tote von Leutkirch, in Der Spiegel 51/17.12.2012).
Dem Sportwissenschaftler Mischa Kläber zufolge ist „die Vehemenz der Mißbrauchspraktiken im Breitensport durchaus vergleichbar mit der im Hochleistungssport“ (Hacke u.a. 17.12.2012).
Soweit hat der Spitzensport den Breitensport gebracht: Auch Amateure dopen, und wie beim Sp(r)itzensport wird auch bei den Amateuren nichts dagegen unternommen. Selbst bei einem Todesfall mit jeder Menge Dopingmittel wird nicht ermittelt.
Vergleiche auch: Die Reihen fast geschlossen
Offizielle Sport-Tierquälerei
Der zehn Millionen Euro teure Hengst „Totilas“ ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft geworden. Die Tierschutzorganisation PETA hat die Eigentümer wegen Tierquälerei angezeigt. Einmal wegen der umstrittenen Trainingsmethode der sogenannten Rollkur, „bei der der Kopf des Pferdes extrem in Richtung Brust gezogen wird, um Gehorsam sicherzustellen“ (Pochhammer, Gabriele, Totilas macht Ärger, in SZ 8.12.2012). Zum anderen weil sich der Hengst nicht frei bewegen darf, weder auf der Weide noch sonstwo. Offizielle Begründung ist die Verletzungsgefahr des teuren Pferdes.
„Freie Bewegung muss aber nach den Tierschutzrichtlinien jedem Pferd zugestanden werden. Nachdem die Landestierschutzbeauftragte befand, die Anzeige sei schlüssig, ermittelt die Staatsanwaltschaft“ (Ebenda).
Die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten I
„Das Gesamtbudget der öffentlich-rechtlichen Anstalten beträgt etwa 9,1 Milliarden Euro, davon 6,3 Milliarden Euro für die ARD-Anstalten.Gemessen am Budget ist die ARD damit der größte nicht-kommerzielle Programmanbieter weltweit“ (Wikipedia). Ein Beispiel:
Programm ARD Dienstag, 18.12.2012, 20.15 – 23.15:
DFB-Achtelfinale FC Augsburg gegen FC Bayern
Programm ARD Mittwoch, 19.12.2012, 20.15 – 23.15:
DFB-Achtelfinale Borussia Dortmund gegen Hannover 96
Auf die Frage: „Wünschen Sie sich einen öffentlich-rechtlichen Sportkanal?“ sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich: „Mir reicht es, wenn die Öffentlich-Rechtlichen sich ihrer Verantwortung für den Sport bewusst sind“ (Horeni, Michael, Reinsch, Michael, „Sportlicher Erfolg ist nicht nur eine Frage des Geldes“, in faz.net 17.12.2012).
Sie sind sich dessen nur zu bewusst. Der Zwangs-Gebührenzahler bezahlt die Sportflut in den Öffentlich-Rechtlichen Anstalten. Die mediale Grundversorgung wird immer mehr zur Versorgung mit Sportevents.
Vergleiche auch: Die Sport-Sender
Die Wahl des DOSB-Präsidenten des Jahres 2012
Eigentlich wurden die Sportler des Jahres in Baden-Baden gewählt. Vielleicht hätte man gleich auch einen neuen DOSB-Präsident wählen sollen.
Kurzer Bericht von Boris Herrmann aus dem Kurhaus: „DOSB-Präsident Thomas Bach fasste das Jahr mit einer rhetorischen Frage zusammen: ‚Sportlerherz, was willst du mehr?‘ Wenn man die Reaktionen der rund 800 Gäste im Saal zum Maßstab nimmt, dann könnte man schlussfolgern: Viele Sportlerherzen könnten sich zum Beispiel einen besseren Chef vorstellen. Als sich Bach zur Begrüßung erhob, bekam er nicht einmal Anstandsapplaus. Seltsam still war es auch, als er es hinsichtlich seiner Ambitionen, im kommenden Jahr IOC-Präsident zu werden, mit dem Spruch versuchte: ‚Schau’ mer mal’“(Herrmann, Boris, Zwischentöne vor dem Freibier, in SZ 18.12.2012).
Nicht mehr Geld für den Spitzensport – vorerst
Bundessportminister Hans-Peter Friedrich im FAZ-Interview: „Im Haushalt ist eine Schuldenbremse vereinbart, und in fast allen Politikbereichen gibt es Forderungen nach mehr Geld. Wie dort müssen wir uns auch im Sport nach der Decke strecken, die uns zur Verfügung steht… Nicht alles im Sport ist öffentliche Aufgabe, wir haben in Deutschland keinen Staatssport.“ Um dann gleich weiterzufahren: „Der Bund trägt einen großen Teil zur Finanzierung des Spitzensports bei, weil er ein wichtiges Aushängeschild fürs Land ist… Neben der Bundeswehr unterstützen auch die Bundespolizei und der Zoll unsere deutschen Sportler in großem Umfang. Sie können rechnen, dass wir fast genauso viel wie für die direkte Spitzensportförderung … für die Spitzensportförderung unserer Beamten auf den Tisch legen. Da kommen wir summa summarum auf rund 250 Millionen pro Jahr.“ Und auf die Frage, ob die Bundeswehr noch das richtige Instrument zur Sportförderung sei, antwortete Friedrich: „Warum sollte man etwas ändern, das sehr gut funktioniert? Im Bereich der Bundespolizei sehe ich mit großer Freude, dass sich junge Leute für den Polizeiberuf entscheiden und zugleich sportliches Aushängeschild für ihr Land sind. Das ist ein gutes System, von dem alle Beteiligten profitieren. “
Also doch Staatssport in Deutschland? Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Die Sportsoldaten
Zum Dopingfall Lance Armstrong und ob dieser in Deutschland erwischt worden wäre, wusste Friedrich: „Grundsätzlich schon – und zwar mit den Möglichkeiten, die wir bereits haben. Dafür braucht man keine neuen Gesetze. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man konsequentes Vorgehen durch Strafverschärfung ersetzen kann.“
Damit war er in Dreieinigkeit mit den DOSB und dem Großteil der Mitglieder des Bundessportausschusses. Vergleiche: Die Reihen fast geschlossen
(Alle Zitate: Horeni, Michael, Reinsch, Michael, „Sportlicher Erfolg ist nicht nur eine Frage des Geldes“, in faz.net 17.12.2012; Hervorhebung WZ).
Ude selbstkritisch?
Der Münchner Oberbürgermeister erwartet gegen die Bewerbung von München um Olympische Winterspiele 2022 den geballten Widerstand der deutschen Sommersportverbände. Er warnte auch vor dem verfrühten Bürgerentscheid des Münchner CSU-Stadtrates Mario Schmidbauer. „Ude will weiterhin für den 10. November 2013 einen Olympia-Bürgerentscheid organisieren. Bis dahin könne geklärt werden, wie groß die Unterstützung des DOSB ist, ob Garmisch-Partenkirchen und das Berchtesgadener Land wieder an Bord sind und ob ausreichend Sponsoren mitmachen. Zudem gelte es, Schwächen im vorliegenden Konzept zu überarbeiten. Das Gut Schwaiganger etwa, auf dem bei München 2018 Langlauf und Biathlon stattfinden sollten, das aber zu den schneeärmsten Bereichen des Landkreises Garmisch-Partenkirchen zählt“ (Hutter, Dominik, Widerstand gegen Olympia, in SZ 22.12.2012; Hervorhebung WZ).
Nolympia hat schon früh auf die vielfältige Problematik von Schwaiganger hingewiesen, siehe zum Beispiel den Beitrag Klimwawandel. Zitat daraus: „In Zeiten des Klimawandels überrascht der Glaube, dass Olympische Winterspiele 2018 – also in sieben Jahren – in Höhenlagen von 660 m ü. NN bis 1650 m ü. NN in Garmisch-Partenkirchen und auf dem warmen und sonnigen Gelände von Gut Schwaiganger bei Ohlstadt (noch) möglich sein könnten.“
Hatte nicht die Bewerbungsgesellschaft München 2018 immer behauptet, das vorliegende Konzept habe keine Schwächen???
——————————————————————————————————————————–
II: Extra: Graubünden 2022 im Dezember
– SP fragt nach: Die Bündner SP-Vertretern Silva Semadeni fragte im Nationalrat den für Sport (und Graubünden/St. Moritz 2022) zuständigen Bundesrat Ueli Maurer, „wer denn letztlich die Olympiakosten tragen müsse, wenn diese den vom Bundesrat gesetzten Rahmen von einer Milliarde Franken überschreiten würde“ (Grassegger, Hannes, Olympia-Referendum bleibt ausgeschlossen, in Die Südostschweiz). Maurer teilte mit, dass die Kandidaturbemühungen abgebrochen würden, „wenn sich während der Kandidatur ergeben sollte, dass die Deckungslücke größer würde“ (Ebenda).
Es stellt sich die Frage, ob die mit Sicherheit zu erwartenden immensen Kostenüberschreitungen erst nach Einreichung der Kandidatur bekannt würden – und was dann?
Zu Semadenis Frage bezüglich der Sicherheitskosten antwortete Maurer, es gäbe noch nicht genügend Detailangaben (Ebenda).
Bei Vancouver 2010 lagen die Kosten für Sicherheit am Ende bei fast einer Milliarde kanadischer Dollar, dem Vielfachen der ursprünglich angegeben Kosten.
– SVP bremst: Parteipräsident Toni Brunner: „Ich persönlich bin der Olympia-Milliarde gegenüber kritisch eingestellt.“ – Partei-Vize Christoph Blocher: „Ich bin finanzpolitisch skeptisch gegenüber den Olympischen Spielen in der Schweiz.“ – SVP-Wortführer in der Bildungskommission, Felix Müri: „Es darf nicht sein, dass der Steuerzahler die Defizite trägt und das IOK die Gewinne einsteckt“ (Widmer, Joél, Tischhauser, Pascal, Olympia: SVP-Chefs gegen Ueli Maurer, in SonntagsZeitung 2.12.2012).
– Das Bündner Kantonsparlament billigte am 4.12.2012 die Bewerbung 2022 mit dem Verpflichtungskredit von acht Millionen Franken und der Bildung von Reserven in Höhe von 300 Millionen Franken mit 100 zu 16 Stimmen (Schweiz will Olympia, in SZ 5.12.2012).
Man beachte die irreführende Überschrift in der Süddeutschen Zeitung: Nicht „die Schweiz“ will Olympische Spiele, sondern 100 Abgeordnete des Kantonsparlaments.
„Gegen eine Kandidatur stimmte allein die SP-Fraktion“ (Bündner Grossrat unterstützt Olympia-Kandidatur, in TagesAnzeiger 4.12.2012).
– Olympia-Nein optimistisch: Der Gleichstand von 43 Prozent Befürwortern und 43 Gegnern Anfang Dezember 2012 stimmte Stefan Grass positiv: „Es ist bekannt, dass das Nein-Lager vor Abstimmungen immer wächst, weil jene, die unsicher sind, schließlich Nein sagen. Wer nicht mit mindestens 60 Prozent Zustimmung in eine Abstimmung startet, hat den grünen Bereich schon verlassen“ (Furter, Reto, Grass: „Grosse Kisten braucht es nicht“, in Die Südostschweiz 4.12.2012).
– Kritischer Kommentar in der Südostschweiz: „Man hätte über die «Kraft der Ringe», so Regierungsrat Hansjörg Trachsel gestern in der Ratsdebatte, schwadronieren können. Das nötige Geld dazu wäre vom Bund gekommen, vom Kanton, von den Gemeinden – aber zu dieser Frage hätte sich das Volk am 3. März gar nicht äussern können. (Trachsel war Vizeweltmeister im Bobfahren 1977, Mitglied der Bob-Nationalmannschaft 1974-1980).
Wäre, hätte, wenn: Gestern sind die Olympiabefürworter daran erinnert worden, dass es anders kommen wird. Dass nämlich das Volk auch darüber befinden kann, ob es 300 Millionen Franken Kantonsvermögen für die zweiwöchigen Spiele ausgeben will oder nicht – einen Drittel des Kantonsvermögens! Wie genau gefragt werden, wann darüber abgestimmt werden wird, das entscheidet der Grosse Rat heute. Sicher ist aber, dass es eine Volksabstimmung über die 300 Millionen Franken gibt.
Das ist selbstverständlich recht so. Bedenklich ist nur, dass es dazu einen Antrag der SP brauchte. Nur sie wollten die Stimmbürger zur 300-Millionen-Ausgabe befragen. Die Bürgerlichen hätten die Angelegenheit lieber still im Grossen Rat geregelt. Ohne die Wähler. Und das wäre der Olympiavorlage, über die am 3. März abgestimmt wird, wirklich nicht dienlich gewesen“ (Furter, Reto, 300 Millionen Franken, das ist ja nichts, in Die Südostschweiz 5.12.2012).
– Zur Erinnerung: Die Studie von Avenir Suisse stellte im November 2012 die von Graubünden/St. Moritz 2022 präsentierte Studie zur Wirtschaftlichkeit infrage. Die Schätzung der Umsätze von vier Milliarden Franken sagt wenig aus: „Umsätze stellen keine sinnvolle Zielgröße dar. Unternehmen müssen wenn sie nicht Pleite gehen wollen, Gewinne erzielen, nicht Umsätze maximieren.“ Die Studie der Olympia-Promotoren geht weiters von einer Wertschöpfung von 1,8 Milliarden Franken aus, davon 1,5 Milliarden als Löhne. Die Autoren ignorieren zum einen den „Crowding-out“-Effekt: dass nämlich die üblichen Besucher von Olympiatouristen verdrängt werden, was sich erst kürzlich bei den Olympischen Sommerspielen London 2012 gezeigt hat. Außerdem „stellt der allergrößte Teil der Lohnsumme, die durch die Spiele ausgelöst wird, kein zusätzliches Einkommen dar. Bei der tiefen Arbeitslosenquote, die hierzulande herrscht, werden die meisten Bündner auch ohne Olympia einer produktiven Tätigkeit nachgehen.“
„Dazu kommt, dass nur die Hälfte der Fernsehrechte beim Bündner OK bleibt; der Rest geht an das IOC.
„Zu klären wären auch die Opportunitätskosten bei der Öffentlichen Hand. Damit ist der Nutzen all jener Projekte – beispielsweise im Schulbereich oder im Gesundheitssektor – gemeint, die wegen der Spiele keine Finanzierung erhalten werden.“
„Eine griffige Analyse müsste auch aufzeigen, wer die Gewinner und Verlierer dieses sportlichen Grossanlasses sind. Bereits heute kann man das IOK und die Sportverbände zur ersten Gruppe zählen, denn gemäss Artikel 36 der Olympischen Charta liegt die finanzielle Verantwortung der Spiele alleine bei den Organisatoren. Die finanziellen Risiken einer Kostenüberschreitung bleiben also bei den Schweizer Steuerzahlern. Angesichts der hohen benötigten spezifischen Investitionen besteht somit zumindest ein gewisses Risiko, dass sie zur zweiten Gruppe gehören werden.“
(Alle Zitate: Salvi, Marco, Die Bewertung Olympischer Spiele ist eine Disziplin für sich, www.avenir-suisse.ch 9.11.2012; Hervorhebung WZ).
– In diesem Zusammenhang: Die Sport-Ökonomie ist eher konkursfreudig. Der amerikanische Ökonom Victor Matheson hat Studien zu Groß-Sportereignissen ausgewertet. Die meisten von ihnen wurden zu einem finanziellen Desaster. Ein Ergebnis von Matheson: „Die meisten Forscher finden keine Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und neuen Sportanlagen, Lizenzverkäufen oder Veranstaltungen“ (Böcking, David, Der Ball rollt, der Rubel nicht, in spiegelonline 7.12.2012). Der Bau von Sportstätten ist grundsätzlich sehr teuer – und wird von der Öffentlichen Hand bezahlt. Hallo Graubünden/St. Moritz 2022, die Herren Trachsel, Gili etc., Rütter & Partner etc.: aufgepasst! „Matheson weist darauf hin, dass die Prognosen häufig von den Veranstaltern selbst erstellt werden, die natürlich Interesse an einem positiven Ergebnis haben“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Drei Fehler führen zu überhöhten Schätzungen: „Besucher eines Sportereignisses geben zwar Geld aus, sparen dies aber an anderer Stelle ein.“ – „Durch das Großereignis werden andere potentielle Besucher abgeschreckt.“ – Die eingenommenen Gelder „landen nur bedingt bei den Einheimischen“ (Ebenda).
– Neues Beispiel für Sport-Unökonomie: Die Investitionskosten für die Ski-WM 2017 in St. Moritz sollten bei fünf Millionen Franken liegen. Jetzt, im Jahr 2012, ist schon von zehn bis elf Millionen Franken die Rede (Verdoppeln sich die Kosten für die Ski-WM 2017 in St. Moritz? in suedostschweiz.ch 11.12.29012).
Und die WM ist erst in vier Jahren: Wie hoch werden bis dahin die Kosten liegen?
Die dünnen Ausreden des Präsidenten der Ski-WM, Hugo Wetzel: Die steigenden Kosten hingen mit dem technologischen Fortschritt zusammen. Wetzel ist natürlich nicht für die redimensionierte Variante, sondern für die teurere: „Das ist genau die gleiche Diskussion, die auch bei Olympia immer wieder ansteht“ (Ebenda).
Genau: Und dann nimmt man immer die teuerste Version!
Auch weitere Versprechungen Wetzels werden sich als Irrtum erweisen: „Die Investitionen, die damit in den alpinen Skisport gemacht würden, reichen für Olympia aus“ (Ebenda).
Auch das ist eine bewusste Irreführung. IOC und FIS modifizieren laufend ihre Vorgaben, Pläne, Infrastruktur. Und der austragende Ort muss den Änderungen laut Knebelverträgen nachkommen.
So wurde zum Beispiel die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen im Jahr 2005 vergeben. Die ursprünglich eingereichten Pläne hatten nichts mit dem endgültigen alpinen Streckenplan 2011 zu tun.
– Defizitübernahme für Graubünden/St. Moritz 2022 ungeklärt: „Die Bündner Elite redet sich in einen regelrechten Olympiarausch“, stellte Stefan Grass vom Komitee Olympiakritisches Graubünden fest (Nächste Generation trägt Risiko für Olympische Winterspiele, in www.cipra.org 12.12.2012). Dabei ist die Finanzierung des mit 1,3 Milliarden Franken angegebenen Defizits ungeklärt. Der Bundesrat würde eine Milliarde Franken zum Gesamtbudget von 4,5 Milliarden Franken beisteuern. 300 Millionen Franken soll der Kanton Graubünden übernehmen. „Erfahrungsgemäß wird das Budget nicht ausreichen. Und wer kommt dann für das Defizit auf? Bund und Kanton winken ab; dies sei Sache des privatrechtlich organisierten Vereins. Dessen Mitglieder sind unter anderem – Bund, Kanton und Gemeinden. Also die Steuerzahler. Bezahlen wird damit die nächste Generation“ (Ebenda).
Deshalb reichte Nationalrätin Silva Semadeni (SP) eine Interpellation ein und will wissen: „Wer bezahlt allfällige Kostenüberschreitungen, falls St. Moritz 2022 den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele bekommt?“ (Was Silva Semadeni alles wissen will, in Bündner Tagblatt 13.12.2012). Semadeni will eine Klärung dieser Frage noch vor der Abstimmung am 3. März 2013. Regierungsrat Hansjörg Trachsel hatte erklärt, dass dafür allein der Bund zuständig wäre und sich dabei auf die Aussage von Bundesrat Maurer bezogen. Semadeni: „Falls die Aussage von Regierungsrat Trachsel nicht korrekt ist, würde dies bedeuten, dass Graubünden doch mehr als die 300 Millionen übernehmen müsste?“ (Ebenda).
Stefan Bühler konstatierte in der Neuen Zürcher Zeitung, dass es sich nicht um eine Defizitgarantie handelt, wie Sportminister Ueli Maurer dies nannte, sondern um einen „Maximalbeitrag in Form eines Verpflichtungskredits“ (Bühler, Stefan, Olympia-Projekt ohne Defizitgarantie, in Neue Zürcher Zeitung 16.12.2012). Maurer musste dies Silva Semadeni in der Fragestunde des Nationalrates bestätigen, als Semadeni wissen wollte: „Wer steht denn nun für einen allfälligen Fehlbetrag gerade?“ Schließlich fehlten bei der jetzigen Kalkulation schon 300 Millionen Franken. „Das IOK sicher nicht, die Gemeinden Davos und St. Moritz seien kaum in der Lage, ein solches Risiko einzugehen, und auch der Kanton werde nicht in die Lücke springen, sagte Semadeni“ (Ebenda).
Fazit: „Ein allfälliges Defizit ist also nicht gedeckt“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Die von den Olympiabefürwortern selbst angegebenen 4,5 Milliarden Franken werden nicht ausreichen: Ein Zuschlag von Faktor drei bis vier ist nach den bisherigen Erfahrungen mit olympischen Kosten und Defiziten sicher.
– Aufruf zum Ja-Wählen: Der SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz machte Mitte Dezember 2012 Stimmung für ein Ja beim Volksentscheid am 3. März 2013. Es brauche einen gemeinsamen Auftritt der ganzen Bündner Regierung und „klare Volksentscheide im Bereich von 60 Prozent Zustimmung von Davos, St. Moritz sowie im ganzen Kanton Graubünden“ (Menzato, Nico, Odermatt, Marco, Olympia droht ein frühes Aus! in blick.ch 16.12.2012) Ansonsten würde die SVP das Projekt abblasen (SVP erpresst die Bündner, in suedostschweiz.ch 16.12.2012).
Achtung: Das ist keine kritische Wertung eines Olympiaskeptikers, sondern im Gegenteil ein Aufruf zur Pro-Olympia-Zustimmung beim Urnengang. Auf seiner Webseite gibt Anschutz folgendes an: Diplomtrainer Swiss Olympic, Exekutivrat Swiss Olympic seit 2004, Fallschirm-Nationaltrainer AeCS 1986-1992, Weltcupsieger 1978 / 6 x Schweizermeister (http://www.adrian-amstutz.ch/?rub=6)
Amstutz „ist einer der größten Sportfans unter der Bundeshauskuppel… Keiner also, der etwas gegen Olympische Spiele hat. ‚Ich hätte sie sogar sehr gerne in unserem Land’“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Also ist die Aufforderung von Amstutz ein vergifteter Pfeil. Die Südostschweiz hat den richtigen Titel gewählt: SVP erpresst die Bündner. Und der Blick titelte: SVP-Amstutz stellt Bündnern Ultimatum.
– Bündner Regierung tut doch genug. SVP-Nationalrat Heinz Brand warf der Bündner Regierung vor, „zu zurückhaltend“ im olympischen Abstimmungskampf am 3.3.2013 zu sein. Regierungsrat und Oberolympionike Hansjörg Trachsel wies dies sofort zurück: „Die gesamte Regierung ist für Olympia und hat dies bereits mehrfach kommuniziert“ (Bündner Regierung weist Vorwürfe zurück, in suedostschweiz.ch 18.12.2012).
– Komitee Olympiakritisches Graubünden: „Die Olympia-Nein-Kampagne ist transparent finanziert.“ Das Komitee verfügt derzeit über rund 70.000 Franken, davon kommen von Parteien und Umweltverbänden 32.500 Franken, von Schweizer Umweltorganisationen 21.000 Franken, von einer privaten Großspende 15.000 Franken und von Einzelspenden 1.500 Franken. Für Großplakate, Klein-Inserate, Flyer und anderes werden 50.000 Franken ausgegeben, dazu kommen weitere Aktionen.
„Auf Seiten der Olympiapromotoren ist nicht klar, wie groß deren Kampagnenbudget wirklich ist und wie viele Geldmittel auch aus der öffentlichen Hand für die Ja-Kampagne verwendet werden. Das Nein-Komitee fordert Bundesrat, Bündner Regierung und die Gemeindebehörden von St. Moritz und Davos auf, ihre indirekte Kampagnen-Finanzierung offen zu legen“ (PM 22.12.2012).
– Der Graubündner SP-Präsident Jon Pult wendet sich mit zehn Argumenten gegen Olympische Winterspiele 2022:
1. Olympia hat ein miserables Kosten-/Nutzen-Verhältnis für die Steuerzahlenden.
2. Olympia ist zu groß für Graubündens Tourismusinfrastruktur.
3. Olympia setzt mit dem Wintersport auf den falschen Markt.
4. Olympia privilegiert mit St. Moritz einseitig die bereits stärkste Destination.
5. Olympia ist der falsche Imageträger für die Marke Graubünden.
6. Olympia verschärft das Kostenproblem des Bündner Tourismus.
7.Olympia schafft Überkapazitäten und damit neue Probleme für die Hotellerie.
8. Olymia bewirkt keine wiederkehrende touristische Nachfrage.
9. Olympia heizt den Bodenpreisen im Engadin und in Davos noch mehr ein.
10. Olympia verursacht hohe Opportunitätskosten.
Zum ausführlichen Text hier.
– „Olympia ist eine Trachsel-Gilli-Show“. Mit diesen Worten charakterisiert der langjährige Präsident der Marketing-Organisation Graubünden Ferien, Andreas Wieland, die Bewerbung Graubünden 2022. Wieland stellte im Interview fest, dass kaum konkrete Informationen über dieses Großprojekt vorhanden seien, weder Risiken noch Chancen seien dargelegt, fundiertes Datenmaterial fehle, dem Tourismus wäre nicht geholfen. „Man weiß nicht genau, wie vel das Vorhaben kosten wird, ob das Projekt mit dem Schutz der Umwelt in Einklang steht und was gebaut und wieder abgebrochen werden muss oder soll.“ Wenn Graubünden 300 Millionen Franken aufbringen muß, sollten die Risiken bekannt sein. Auch der Vorteil für die Bauwirtschaft existiere nicht, da bei der jetzigen Fast-Vollbeschäftigung ausländische Arbeitskräfte geholt werden müssten.
„Meine Bedenken gehen aber auch in Richtung Internationales Olympisches Komitee (IOC), das ich als eigentliches Haifischbecken sehe… Und da gibt es eben auch den Graubereich der Korruption.“
Zur Volksabstimmung am 3.3.2013 äußerte Wieland, dass die Menschen nicht wüssten, um was es konkret gehe, „zumal dabei ein Drittel des Volksvermögens investiert wurde“.
(Alle Zitate: Morandi, Dario, „Olympia ist eine Trachsel-Gilli-Show“, in Die Südostschweiz 22.12.2012; zum ganzen Text hier).
– Die Davoser Zeitung gibt vor dem Abstimmungstermin am 3.3.2013 Gegnern und Befürwortern das Wort. Am 28.12.2012 äußerte der Davoser Langläufer und Goldmedaillengewinner in Vancouver 2012, Dario Cologna, seine nicht überraschende Befürwortung von Olympischen Winterspielen 2022 in Graubünden und schwärmte von der „unbeschreiblichen Atmosphäre“ und der „traumhaften Chance“. Dagegen schrieb Severin Bischof, Davoser Mitglied im Komitee Olympiakritisches Graubünden: Olympia schadet dem Breitensport. Eine Milliarde Franken im Konzept St. Moritz 2022 würde für temporäre Sportstätten ausgegeben, die wieder abgerissen werden sollen. Auch mindestens 180 Millionen Franken für den olympischen Polizeieinsatz sind unproduktiv. „Davos steht finanziell auf ziemlich wackligen Beinen. Wir haben 150 Millionen Franken Schulden, und uns fehlt das Geld, um unsere Straßen, Wohnungen und Abwasserleitungen zu sanieren. Auch Graubünden steht vor düsteren Aussichten: Regierungsrätin Barbara Janom Steiner hat angekündigt, dass Graubünden in den nächsten Jahren große Defizite schreiben wird…“ Für Bischof ist klar, „dass in dem Bereich gespart werden muss, der die Mehrkosten verursacht: beim Sport. Wenn also Millionen in den Spitzensport gepumpt werden, dann bedeutet dies, dass das Geld bei der Nachwuchsförderung und beim Breitensport wieder eingespart werden muss… Mit Olympia verschleudern wir das ganze Geld auf einmal.“ Deshalb: Nein am 3.3.2013.
Zum Originalbeitrag geht es hier.
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:“Normale Tabelle“;
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-parent:““;
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin:0cm;
mso-para-margin-bottom:.0001pt;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:10.0pt;
font-family:“Times New Roman“;
mso-ansi-language:#0400;
mso-fareast-language:#0400;
mso-bidi-language:#0400;}
****************************************************************************
III: Aktuelle Sportsplitter von IOC, Fifa etc. im Dezember 2012
Das IOC hatte im letzten Moment 105 Dopingproben der Olympischen Sommerspiele von Athen 2004 nachtesten lassen (siehe Chronologie November 2012). Ein ukrainischer Kugelstoßer, ein weißrussischer Hammerwerfer, eine russische Kugelstoßerin und eine weißrussische Diskuswerferin verlieren ihre Medaillen.
Zitat aus der November-Chronologie: Wenn 110 Proben fünf “Doping-Treffer” ergeben, wären das hochgerechnet bei 3.667 Proben 166 positive Ergebnisse! Nicht nur die bunten Fernsehbilder der Tour de France sind Soap Operas – weit weg von der Wahrheit. Was das IOC eben so alles unter den Tisch kehrt…
Dazu ein Zitatvergleich:
Arne Ljungqvist, Chef der medizinischen Kommission des IOC, zur Frage, warum so wenig Proben von Athen 2004 nachgetestet wurden: „Warum hätten wir das tun sollen? Auf was sollten wir denn nachtesten? Die Methoden damals waren gut genug. Wir haben keine Informationen, dass damals irgendwas genommen wurde, das wir nicht testen konnten“ (Hahn, Thomas, Fünf Medaillen ohne Wert, in SZ 28.11.2012; Hervorhebung WZ).
Jacques Rogge, IOC-Präsident, zum selben Thema eine Woche später: „Man muss immer warten, bis einem die Wissenschaft die richtigen Tests liefert. Als wir die Athleten in Athen getestet haben, waren die Proben negativ. Seitdem hat es Fortschritte bei den Tests gegeben. Je mehr Zeit man hat, desto größer wird die Chance, dass die Wissenschaft bessere Tests liefert“ (Vier Leichtathleten müssen Athen-Medaillen zurückgeben, in spiegelonline 5.12.2012; Hervorhebung WZ).
Hallo, die Herren Ljungqvist und Rogge: Von einem Monopol-Sportkonzern wie dem IOC wären doch einheitliche Meinungen zu erwarten!
– Südtirol will sich nicht für 2022 bewerben. Der Trentiner Tourismuslandesrat Tiziano Mellarini preschte vor: „Das Trentino ist bereit, sich gemeinsam mit Südtirol für die Winterspiele 2022 zu bewerben“ (Olympia 2022: Südtirol winkt ab, in www.stol.it 2.12.2012). Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder lehnte umgehend ab: „Südtirol wird sich nicht bewerben“, da die Spiele zu teuer und zu aufwändig und die Chancen, den Zuschlag zu bekommen, nur minimal seien, Durnwalder schätzt die potentiellen Kosten für Südtirol auf mehrere hundert Millionen Euro (Ebenda; Hervorhebung WZ).
– Wien überlegt begeistert. Eine große Wiener Koalition möchte gern den olympischen Zuschlag für Sommerspiele 2028. Die Wiener sollen 2013 nach dem Willen von Bürgermeister Michael Häupl (SPD) befragt werden: „Soll sich die Stadt um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2028 bewerben?“ (Vier Fragen an die Wiener, in kurier.at 14.12.2012).
Da wäre dann Häupl (* 1949) jugendliche 79 Jahre alt.
Es sind zwar keine passenden Sportstätten vorhanden. Sogar das Prater-Stadion mit 50.000 Plätzen wäre für Eröffnungs- und Schlussfeier zu klein: Da hätte das IOC gern 80.000 Plätze.
Diese 80.000 Plätze würden nur an zwei Tagen für jeweils vier Stunden benötigt – und danach nie wieder.
Dazu fehlen u. a. eine 50-Meter-Schwimmhalle, eine Mehrzweckhalle, eine teils neue Stadthalle etc. etc. (Olympia: Unklarheit über Kosten, in wien.orf.at 15.12.2012).
Nicht zuletzt wird Wien Ende 2013 mit rund 4,7 Milliarden Euro verschuldet sein (Es gäbe noch viel zu tun, in sport.orf 11.12.2012).
Eine hohe Verschuldung war in der Vergangenheit selten ein Grund, sich nicht um Olympische Spiele zu bewerbe, auch wenn längst bekannt ist, dass die Kosten mindestens um den Faktor drei bis sechs steigen.
Oder – wie schon so oft von mir angemerkt: Es ist im 21. Jahrhundert völlig unverständlich, dass es immer noch Bürgermeister gibt, die ihr Fingerchen heben und sich für diese Geld-Massenvernichtungsorgie Olympische Spiele bewerben wollen.
Die Jubelolympioniken vom ÖOC brachten natürlich umgehend das übliche IOC-Repertoire. Besonders herausragend ÖOC-General Peter Mennel, auch Vizepräsident des Österreichischen Skiverbandes: „Man hat in London 2012 gesehen, welche nachhaltigen Auswirkungen die Sommerspiele auf den Breiten- und Spitzensport haben“ (sport.orf.at 11.12.2012).
Stimmt: nachhaltig waren die Auswirkungen wirklich: So wurden z. B. die Schulsport-Stunden gekürzt; siehe London 2012.
Mennel weiter: „Nicht umsonst üben in England jetzt 750.000 Personen mehr Sport aus als noch vor einem Jahr“ (Einmal Olympia um 10 Milliarden, in wienerzeitung.at 14.12.2012).
Interessante Zahl – habe ich so nie gehört. Muss eine IOC-interne News sein. Andernteils war das wirklich nicht umsonst: Wenn man die umgerechnet mindestens 15 Milliarden Euro (Sky TV geht von 24 Milliarden aus) auf 750.000 Zusatzsportler umrechnet, kommt man auf 20.000 Euro pro Übenden. Das wäre auch billiger hergegangen.
Der Kommentar von NEWS-Sportchef Tino Teller trug bezeichnenderweise den Titel: „Olympische Traumtänzer unterwegs“ (www.news.at 12.12.2012).
– Greg LeMond gegen McQuaid und Verbruggen. Change Cycling Now heißt eine Initative von 14 bekannten Radsportvertretern und Kritikern des Weltradsportverbandes UCI, die sich Anfang Dezember 2012 in London trafen. Sie erhoben drei Kernforderungen: Dopingtests unabhängig vom UCI, eine Wahrheits- und Versöhnungskommission für geständige Doper und den Abgang von UCI-Präsident Pat McQuaid und Vorgänger Hein Verbruggen. Mitwirkende sind u. a. Jaimie Fuller vom Radsponsor Skins, viele Ex-Radsportprofis und Anti-Doping-Wissenschaftler (Kistner, Thomas, LeMond steht bereit, in SZ 4.12.2012). Der dreimalige Tour-de-France-Sieger Greg LeMond wäre bereit, UCI-Präsident zu werden.
„Derweil wurde in Spanien Jose Luis Lopez Cérron zum neuen Radverbandschef gekürt. Der Geschäftsmann lieferte bei der Tour 2010 angeblich verseuchtes Rindfleisch an Alberto Contadors Team Astana“ (Ebenda; Contador wurde 2010 wegen Doping gesperrt; WZ).
Auf die Frage, ob McQuaid im September 2013 als Präsident der UCI abgewählt würde, sagte der anwesende Ex-Radsportprofi Jörg Jaschke: „Eine Hauptarbeit von Pat McQuaid ist es ja, in der Gegend herumzufliegen und Verbandspräsidenten die Hände zu schütteln und auf gut Wetter zu machen. Die Profiteams müssen zudem zehn Räder pro Jahr abgeben, die für sogenannte Aufbauzwecke benutzt werden. Da freut sich natürlich der Verbandspräsident aus Mozambique, wenn McQuaid zehn Räder übergibt. Wir müssen all diese Verbandspräsidenten überzeugen, dass es dem Radsport besser gehen wird, wenn es eine Zäsur an der Spitze gibt… Es ist unhaltbar, dass sich eine Untersuchungskommission mit Pat McQuaid beschäftigt und er trotzdem im nächsten halben Jahr weiterhin den Radsport regieren darf. Zum Vergleich: Jeder Fahrer, der verdächtigt wird, gedopt zu haben, darf nicht mehr an den Rennen teilnehmen und wird zum Teil sogar nicht mehr bezahlt. Weswegen darf McQuaid einfach so weitermachen, als wenn nichts gewesen wäre?“ (Sachse, Jonathan, „Fahrer haben Angst, sich vor der UCI zu outen“, in spiegelonline 5.12.2012).
Es steht zu befürchten, dass UCI und IOC alles tun werden, um LeMond zu verhindern und die alte Garde im Amt zu belassen.
– Oslos Bevölkerung soll befragt werden: Norwegische Sportfunktionäre drängen heftig auf die Finanzierung der Bewerbung Oslos um die Olympischen Winterspiele 2022. Die Osloer Politiker haben sich mehr oder weniger dafür ausgesprochen. Da die Osloer Bürger mit ihren Steuergeldern einstehen würden, sollen nun die Bürger in einem Referendum im September 2013 über eine Bewerbung abstimmen dürfen. Die Sorge besteht bei vielen, dass die riesigen und sündteuren Spiele zu Lasten von Schulsystem, Altersheimen, Kindertagesstätten und anderen unverzichtbaren städtischen Diensten gehen (Berglund, Nina, Referendum set over Olympic bid, in www.newsinenglish.no 5.12.2012). Denn Oslo hat schon die Kosten für die neue Holmenkollen-Schanze für die Nordische Ski-WM tragen müssen: Die Kostenüberschreitungen waren hier gewaltig. Allerdings sollen die 50.000 ausländischen Steuerzahler vom Referendum ausgeschlossen werden (Berglund, Nina, Olympic vote may exclude foreigners, in www.newsinenglish.no 6.12.2012).
Sportsuperstaat Katar: Klima-Gastgeber wirft Kritiker raus. „Wer protestiert, fliegt raus: Klimagipfel-Gastgeber Katar hat Aktivisten, die ein Banner entrollten, des Landes verwiesen. Bei der Verhandlungsführung zeigt der Staat diese Härte nicht – dabei müssten sich die Ölstaaten am Golf dem Klimaschutz besonders verpflichtet fühlen.
Für Mohammed A. und Raied G. endete das Abenteuer Klimagipfel plötzlich. Die beiden jungen Männer aus Algerien und Libyen wurden von Uno-Sicherheitspersonal am Donnerstag dabei erwischt, wie sie im Kongresszentrum der katarischen Hauptstadt Doha ein Banner entrollten. Die Botschaft darauf war keine ungewöhnliche. Wie so viele Klimaaktivisten forderten sie die Weltgemeinschaft auf, nach zweiwöchigem Dauerpalaver endlich nennenswerte Fortschritte zu erzielen.
Da die Protestaktion jedoch nicht autorisiert war, büßten die beiden unabhängigen Aktivisten ihre Gipfelakkreditierung ein – und flogen hochkant aus dem Kongresszentrum. Aber damit nicht genug: Ohne Akkreditierung hatten sie auch kein Visum für Katar. Die beiden Männer mussten innerhalb von 24 Stunden das Land verlassen, Polizisten im Hotel sollten dafür sorgen, dass das auch passiert“ (Schindler, Jörg, Seidler, Christoph, Gipfel-Gastgeber Katar verbannt seine Kritiker, in spiegelonline 7.12.2012).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Katar-Sport
– Noch mehr Sport droht! Das Europäische Olympische Komitee (EOC) – ja, auch das gibt es! – traf sich am 8. und 9. Dezember 2012 in Rom, um über „Europa-Spiele“ abzustimmen. Schließlich gibt es schon die Panamerikanischen Spiele (seit 1951), die Asienspiele (seit 1951) und die Afrika-Spiele (seit 1965).
Schon ab 2015 soll es soweit sein: Dann käme das nächste überflüssige Spitzensport-Großereignis auf die Bildschirme, natürlich aus kommerziellen Gründen. „Aber der Sport presst sich und seine Athleten aus, in der Hoffnung auf mehr TV-Präsenz und und Vermarktungsmöglichkeiten“ (Aumüller, Johannes, Überflüssiges Klein-Olympia, in SZ 7.12.2012). IOC-Präsident Jacques Rogge war selbst Vorsitzender des EOC und erinnerte sich an eine Ablehnung Europäischer Spiele: „Und wir sind zu der Erkenntnis gekommen, das war Mitte der 90er Jahre, dass nicht genug Platz dafür ist im internationalen Kalender, speziell in Europa, wo es viele Meisterschaften gibt“ (Olympia-EOC: Erblicken Europa-Spiele das Licht der Welt, in sueddeutsche.de 6.12.2012).
Und jetzt, wo der Kalender mit Sportereignissen nur so überflutet wird und das gesamte TV-Programm mit Sport überschwemmt wurde, soll genügend Platz sein?
Bedient werden sollen kleinere Länder, die keine großen Olympischen Spiele durchführen können. Interesse bekundet haben schon die üblichen totalitären Regimes: Diktator Alexander Lukaschenko aus Weißrussland (dortiger Präsident des Olympischen Komitees) und Diktator Ilham Aliyev aus Aserbaidschan (Ebenda).
Vergleiche: Der Sport ist politisch; und zu Diktator Lukaschenko: Eishockey-WM beim Diktator
Diktatoren aller Länder, vereinigt euch beim Sport!
Präsident der EOC ist der frühere irische Judoka und vielfache olympische Sportfunktionär Patrick Hickley, der seit 1995 IOC-Mitglied ist. „Es besteht großes Interesse in Europa. Also lasst es uns tun, lasst es uns angehen“, sagte Hickley nun in Rom (EOC-Präsident spricht sich für Europa-Spiele aus, in otz.de 7.12.2012). Gleichzeitig kündigte Hickley „eine exzellente Präsentation“ des möglichen ersten Gastgebers an: Die Premiere der ersten Europäischen Spiele soll laut dpa in Aserbaidschans Hauptstadt Baku stattfinden (Olympia – EOC: Erblicken Europa-Spiele das Licht der Welt? in sueddeutsche.de 6.12.2012).
Man erinnert sich an die gewaltsame Durchsetzung der Bauten für den Eurovision Song Contest im Mai 2012 in Baku!
– Europa-Spiele beim Diktator Und so kam es, wie es (aufgrund der zu erwartenden Geldflüsse von Sponsoren und TV-Anstalten) kommen musste: 38 NOKs stimmten für, acht gegen die Einführung der Europa-Spiele, zwei enthielten sich. 7000 Sportheroen werden erwartet. Und: Sie finden 2015 erwartungsgemäß beim Diktator in Aserbaidschan statt. Baku war einziger Bewerber. 2019 sollen die nächsten Europa-Spiele stattfinden.
Vorschlag für Austragungsländer: Weißrussland, Ukraine, Georgien, Russland…
Das EOC will die Europa-Spiele verstanden wissen als „Werkzeug, mit dem man die Attraktivität des Sports steigert“ (2015 in Baku Premiere der Europa-Spiele, in zeitonline 8.12.2012).
Brot und Spiele rund um die Uhr: ein weiteres Werkzeug zur Verblödung des Fernseh-Publikums durch Sport.
Der Trick von Hickley: Zunächst werden nur 15 statt der bei Olympischen Spielen üblichen 28 Sportarten teilnehmen.Deshalb, so DOSB-Präsident Bach, „waren wir am Ende auch dafür“ (Europa-Spiele in Baku, in SZ 10.12.2012).
Keine Angst, die fehlenden 13 Sportarten kommen schon noch.
Achtung, ARD und ZDF, nicht vergessen: umgehend die teuren Fernsehrechte für die Europa-Spiele kaufen!
Zur Rolle der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten und dem Sport siehe Die Sport-Sender.
– Wie die Fifa immer noch funktioniert: Einer der ehemals engsten Kumpels von Fifa-Präsident Blatter, der Kuwaiter Mohamed Bin Hammam, fiel in Ungnade, weil er versucht hatte, gegen den Fifa-Paten 2011 als Fifa-Präsident zu kandidieren. Nun sollte Bin Hammam am 19.12.2012 beim Europarat vor dem Ausschuss für Kultur und Sport zu den korrupten Geschäftspraktiken der Fifa aussagen. Diesen Termin musste Bin Hammam leider absagen. Und das kam so:
In der Woche zuvor flog Blatter mal eben so zufällig zum Emir von Kuwait, Hamad bin Chalifa al-Thani nach Doha. Da einigte man sich augenscheinlich. Umgehend am 17.12.2012 gab die Fifa bekannt, dass ihre Ethikkommission Bin Hammam erneut lebenslang für jede Tätigkeit im Fußball gesperrt habe. Und am 17.12.2012 sagte Bin Hammam seinen Besuch beim Europarat ab. (Kistner, Thomas, Druck von oben, in SZ 18. 12.2012). “Nun versetzt sein jäher Rückzug, rechtzeitig vor der Europarat-Anhörung, die Fifa in die komfortable Lage, den Fall abzuhaken… Dass Bin Hammam dies urplötzlich nicht mehr tut, dürfte das Resultat der Blatter-Visite beim Emir sein” (Kistner, Thomas, Überfallartiger Rückzug, in SZ 19.12.2012).
Blatter selbst ging natürlich nicht zum Europarat, schickte aber zwei Getreue: Seinen (bis Januar 2010 amtierenden) langjährigen Berater Jérôme Champagne und den Blatter-Obergetreuen Theo Zwanziger, Ex-DFB-Präsident. „Theo Zwanziger wusste nicht mal, dass Blatter in Katar war“ (Ebenda). Von drei Kritikern blieb nur Sylvia Schenk von Transparency International übrig. Bin Hammam wurde abgesagt, und der englische Ex-Bewerbungschef für die Fußball-WM, Lord David Triesman, wurde möglicherweise auch abgesagt (Ebenda).
Da mögen der Fifa-Chefermittler, Michael Garcia und der Chef der Fifa-Ethikkommission, Hans-Joachim Eckert, gestaunt haben, wie ihr Präsident die Dinge so regelt – und ganz ohne ihr Zutun! Wie es sich wohl anfühlt, bei dieser Farce vom 76jährigen Fußballpaten derart vorgeführt zu werden?!
Vergleiche auch unter Aktuelles: Business as usual. Und im Kritischen Olympischen Lexikon: Katar-Sport
– Doping in Kenia: „Kenias Regierung untersucht die zunehmenden Dopingfälle im ostafrikanischen Läuferland“ (Höhere Blutwerte, in SZ 13.12.2012). Der kenianische Leichtathletikverband hat derzeit acht dopingsuspendierte Athleten – und Kenia hat kein eigenes Anti-Doping-Labor. In Afrika gibt es nur ein einziges in Südafrika.
– Uefa-Platinis peinliche Prognose. Am 19.12.2012 legte ein Grafiker der Uefa im schweizerischen Nyon ein Test-Bild von der Auslosung der Achtelfinal-Paarungen der Champions-League an. Ein Team des britischen Fernsehsenders Sky filmte es zufällig. Am nächst