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April 2009

Bündnis 90/Die Grünen Landtag

Die Grüne Landtagsfraktion erklärte am Tag nach der Grünen-Stadtversammlung, dass sie schon eine Woche zuvor in einer internen Abstimmung die Bewerbung abgelehnt hatte. Der klimapolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, befürchtete schwerwiegende Folgen für Garmisch-Partenkirchen, dazu im Windschatten der Spiele folgende Großprojekte wie den Ausbau der Autobahn bis GaP und eine Dritte Startbahn am Münchner Flughafen. (Effern, Heiner, Neff, Berthold, Die Taktierer, in SZ 2.4.2009)

Erhoffter Bauboom

In München forderte gleichzeitig die Stadtbaurätin Elisabeth Merk (SPD) bei einem Vortrag im Haus der Bauinnung: „Wir müssen diese Chance nutzen.“ Sie erwarte von den Olympischen Winterspielen einen neuen Bauboom. (Dürr, Alfred, „Wir müssen diese Chance nutzen“, in SZ 25.4.2009)

Garmisch-Partenkirchen

Das für Garmisch-Partenkirchen zuständige Landratsamt rechnete für das Jahr 2009 mit einer Verschuldung der Gemeinde von 111 Millionen Euro. Diese Schulden hatten sich auch durch 60 Millionen Euro für  Investitionen in den Wintersport innerhalb der letzten Jahre angehäuft.. Dagegen muss die Gemeinde bis 2013 67 neue Krippenplätze aufbauen, wofür bis 2012 gerade 11.000 Euro eingeplant sind. Bürgermeister Thomas Schmid (Christlich Soziales Bündnis CBS) behauptet dagegen: „Der Gemeindehaushalt steht auch in Zukunft auf sicheren Beinen.“ (Effern, Heiner, Garmischer Gratwanderung, in SZ 30.3.2009)

Wie weit kann ein Bürgermeister eine Gemeinde mit einer völlig verfehlten Investitionspolitik in den Ruin treiben, bis die Zwangsverwaltung kommt?

Ende April wurden die Olympischen Bauvorhaben in Garmisch-Partenkirchen von der Bewerbungsgesellschaft im dortigen Gemeinderat vorgestellt. Die bestehende Eishalle soll abgerissen werden; in deren Umfeld soll das „Snow Village“ entstehen (der Begriff Olympisches Dorf ist für München bestimmt), ebenso eine Multifunktionshalle und ein neues Kongresshaus, dazu eine neue Hotelanlage mit 500 Betten. Zusätzlich nötige 1000 Betten stehen in Hütten zur Verfügung, die nach den Winterspielen wieder abgerissen werden, ebenso temporäre Tribünen für 20.000 Besuchern. Dem Gemeinderat wurden keine Kosten vorgelegt. Die Bauten mit Nachnutzung soll die Gemeinde übernehmen, also auch alle Folgekosten.

Die Verträge mit den Grundeigentümern (über 100) soll die Gemeinde schließen; auch zu diesen Kosten kam vom Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, Richard Adam keine Antwort. „Die Volksvertreter erhielten vorab nur eine formale Beschlussvorlage. Die Fakten wurden erst mündlich in der Sitzung vorgestellt. Unmittelbar darauf wurde abgestimmt.“ Der Gemeinderat sprach sich trotzdem mit Mehrheit für das Konzept aus. (Effern, Heiner, Garmisch rüstet sich für Olympia, in SZ 25.4.2009)

Tourismus-Studie Garmisch-Partenkirchen

(Siehe auch 18 Gründe: Tourismus)

Der Tourismusexperte Prof. Thomas Bausch (der auch Leiter des Garmischer Alpenforschungsinstitutes ist) veröffentlichte die Studie „Der Tourismusort Garmisch-Partenkirchen: Führen Wintersportgroßveranstaltungen aus oder in die Krise?“ (Hochschule für angewandte Wissenschaften, München, April 2009

Bausch sieht die Strategie von Garmisch-Partenkirchen mit sportlichen Großveranstaltungen wie Neujahrsspringen, der Ski-WM 2011 und der Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 aus verschiedenen Gründen als verfehlt an.

Die Stärken von GaP stecken im Sommertourismus. Stattdessen steckt GaP seine Investitionen in Wintersportgroßveranstaltungen, verkauft dafür Gemeindebesitz wie Sozialwohnungen und verschuldet sich total. Dieses gebundene Geld fehlt für die Zukunftsgestaltung.

Dabei hat Bausch das Problem der Klimaerwärmung noch nicht einmal thematisiert, ein weiterer Grund, warum die Investitionen kontraproduktiv sind. (Vgl. auch Effern, Heiner, Garmischer Finanzkurs stößt auf harte Kritik, in SZ 5.5.2010)

Dazu sollen auf der Zugspitze für über 20 Millionen Euro zwei neue Sesselbahnen und eine Beschneiungsanlage gebaut werden. Das Genehmigungsverfahren für die Beschneiung auf dem 2600 Meter hohen Zugspitzplatt wird 2010 eingeleitet und mit dem Abschmelzen des Zugspitzgletschers begründet. Die Zugspitzbahn ist mit 22 Millionen Euro verschuldet. (Effern, Heiner, Die Zugspitzbahn rüstet auf, in SZ 5.5.2009)

Der geplante Ausbau der Zugspitze erinnert an die Ski-WM 1978. Bereits damals wurde auf der Zugspitze eine Ausweich-Abfahrtsstrecke angelegt (und dafür sogar die Grenze der Zone C, also absolut geschützte Ruhezone, des Bayerischen Alpenplans verlegt). Für eine Durchführung der Abfahrten bei den Olympischen Winterspielen wären jedoch die Transportkapazitäten der auf die Zugspitze führenden Bahnen zu gering. Aber es gibt Pläne, die Kapazität zu erhöhen: Für 30 Millionen Euro soll eine neue Bahn auf die Zugspitze gebaut werden.  (Vergleiche auch 18 Gründe: Schnee oder Nichtschnee)