20.7.2012
Intro
1982 gründete Horst Dassler die Sportrechteagentur ISL (International Sport and Leisure) im Steuersparkanton Zug. „Die ISL erwarb von internationalen Sportverbänden Veranstaltungsrechte und gab sie an Sponsoren, Fernsehsender oder Lizenznehmer weiter. Ihren ersten Auftrag erhielt sie von der Fifa für die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko“ (Wikipedia). „Zu den Geschäftsprinzipien der Gruppe gehörte es, mittels Bestechung an lukrative und teilweise milliardenschwere TV- und Marketingverträge zu gelangen, und zwar mit Sportorganisationen wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Fußball-Weltverband Fifa sowie anderen Verbänden, unter anderem im Bereich Leichtathletik, Schwimmen und Basketball“ (Weinreich 25.6.2010).
Der frühere ISL-Finanzchef Hans-Jürg Schmid zu diesen „Provisionen“ vulgo Schmiergelder: „Das ist, als wenn man Lohn bezahlen muss. Sonst wird nicht mehr gearbeitet. Ansonsten wären diese Verträge von der anderen Seite nicht unterschrieben worden“ (Ebenda). Schmiergeldbote war Jean-Marie Weber, der äußerte, die Namen der Empfänger mit ins Grab zu nehmen. Er geht heute noch in Fifa-Kreisen ein- und aus: „Wenn die Vorstandsmitglieder der Fifa nach ihren Sitzungen im Luxushotel Baur au Lac einkehren, kann es passieren, dass ein schlanker älterer Herr mit grauen Haaren den einen oder anderen langjährigen Funktionär im Foyer herzlich begrüßt. Dabei handelt es sich um Jean-Marie Weber. Er war einst Vizepräsident der ISL-Agentur und der Geldbriefträger für die Bestechungs-Millionen. Man wüsste gerne mehr, um was es bei den Gesprächen dann geht“ (Ashelm 20.7.2012).
Die ISL bekam 1998 für 1,4 Milliarden CHF von der Fifa die Marketing-Rechte für die Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan und 2006 in Deutschland, wobei bei dieser Vergabe die Kirch-Gruppe eine entscheidende Rolle gespielt haben soll.
Im Jahr 2000 wurde ISL Tochter der ISMM (International Sports Media & Marketing). 2001 ging die ISL in Konkurs; die Schadenssumme betrug vier Milliarden Schweizer Franken (CHF). Sie hatte mindestens 138 Millionen Franken Schmiergeld an Sportfunktionäre gezahlt.
Am 29.5.2001 erstattete die Fifa eine Anzeige gegen verantwortliche Manager der ISL. Diese Anzeige wandelte sie 2004 in eine „Desinteresseerklärung“ ab (Hanimann 22.1.2009): Warum die Fifa das Interesse verloren hatte, gab sie nicht an.
Seit 8. August 2005 führte das Untersuchungsrichteramt Zug eine „Strafuntersuchung gegen Unbekannt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zum Nachteil der Fifa“ durch. Die Behörde untersuchte nun auch die Fifa selbst. „Bereits 2004 musste der brasilianische Verbandschef Teixeira 2,5 Millionen CHF über einen „Korruptionsverdunklungsvertrag“ an die ISL-Konkursverwalter überweisen (Weinreich 12.7.2012).
Am 11. Mai 2010 erließ die Staatsanwaltschaft des Schweizer Kantons Zug eine „Einstellungsverfügung“. Die Staatsanwaltschaft Zug teilte im Juni 2010 mit: „Ausländische Personen von Fifa-Organen kamen bis ins Jahr 2000 in den Genuss von Provisionen, die von der ISMM/ISL-Gruppe ausgeschüttet wurden… Die Zahlungsadressaten unterließen es, die Gelder an die Fifa weiterzuleiten und verwendeten die Vermögenswerte für ihre eigenen Zwecke. Die Fifa ihrerseits unterließ es, die ihr zustehenden Vermögenswerte von den Beschuldigten einzufordern. Sie wurden in diesem Umfang geschädigt“ (Ebenda).
Der Schweizer Journalist Jean-François Tanda von der Handelszeitung beantragte Einsicht. Gegen die Veröffentlichung der Einstellungsverfügung legten die Fifa selbst sowie zwei Fifa-Funktionäre juristischen Einspruch ein. Am 22.12.2011 urteilte das Kantonsgericht in Zug, dass diese veröffentlicht werden dürfe. Die zwei Beschuldigten zogen daraufhin vor das Schweizer Bundesgericht.
Dank der juristischen Intervention von Tanda und einiger Kollegen konnte die „Einstellungsverfügung vom 11. Mai 2010“ durch ein Urteil des Schweizer Bundesgerichtes vom 3.7.2012 doch noch veröffentlicht werden.
Auszüge aus der Einstellungsverfügung
Wegen der „Ungetreuen Geschäftsbesorgung“ wurde gegen die Fifa, gegen Ricardo Terra Teixeira und Jean-Marie Faustin Godefroid Havelange ermittelt.
Die Gruppe ISL/ISMM „erwarb von internationalen Sportverbänden Veranstaltungsrechte als Generallizenz oder auf Agenturbasis (.), entwickelte diese zu integrierten Sportmarketingkonzepten und ‚verkaufte’ sie an Sponsoren, Fernsehsender oder Lizenznehmer“ (S. 2)
Die „Anstalt 1“ errichtete am 17.12.1998 eine „Stiftung 1“ in Liechtenstein. Der Stiftungsrat bestand aus Verwaltungsratsmitgliedern von Gesellschaften der ISL/ISMM-Gruppe. „Bei der Stiftung 1 handelte es sich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten um eine Geschäftseinheit der ISMM (ISL) Gruppe“ (S. 3) . Am 1.12.1997 wurde auf den British Virgin Islands die Gesellschaft 4 gegründet, die am 8.2.1999 sämtliche Akten auf die Stiftung 1 übertrug.
Von der „Gesellschaft 1“ (ISMM X1 AG) wurden am 27.5.1999 an die „Gesellschaft 4“ 36.130.220,05 Millionen CHF überwiesen. In der Eröffnungsbilanz der „Gesellschaft 4“ wurde diese Summe unter Passiva als „Rückstellung für Rechteerwerbskosten“ verbucht.
In einer Tabelle hat die Staatsanwaltschaft Zug (SZ) die begünstigten Empfänger E1 bis E16 aufgeführt, welche über 37 Millionen CHF erhielten (S. 3f).
Am 20.5.2003 hinterlegten die in Konkurs befindlichen Gesellschaften ISMM X1 AG und ISL X4 AG im Kanton Zug eine Anfechtungsklage bezüglich der Überweisung von 36.130.220,05 CHF. Mit dem Empfänger E10 einigten sich die Kläger auf 2,5 Millionen CHF Rückerstattung (S. 4; das ist unerklärlich, da laut Verzeichnis E10 am 15.12.1999 die Summe von 100.000 CHF und am 28.11.2001 90.000 CHF erhalten hat; eventuell gibt es weitere Listen.)
Diese Summe wurde vom Rechtsanwalt der Fifa (A1) auf das Konto der ISL X4 AG in Liquidation überwiesen. Dadurch bestand der Verdacht, „dass die Fifa eine ‚Drittschuld’ bzw. einen Teil davon beglich“ (S. 5). (…) Denkbar war auch, dass eine Drittperson mit Einwilligung der Fifa Zahlungen „an die Konkursmassen leistete, da sie nach eigenen Angaben ein Interesse bekundete, im Zusammenhang mit den Schmiergeldzahlungen nicht Gegenstand von Spekulationen zu werden. Dieser Anfangsverdacht bestätigte sich“ (S. 5).
Die Fifa-Granden Havelange und Teixeira
Am 1.10.2008 wurden die Verfahren gegen den früheren langjährigen Fifa-Präsident Havelange (1974 bis 19988) und gegen seinen früheren Schwiegersohn, Teixeira, Präsident des brasilianischen Verbandes und Mitglied der Fifa-Exekutivkomitees, eröffnet.
Die erwähnten 36 Millionen CHF dienten laut Aussage des Verwaltungspräsidenten der ISMM X1 AG der „Begünstigung von Namhaften Persönlichkeiten im Sport zur Förderung von sportpolitischen und wirtschaftlichen Zielen“ (S. 7) und stammten aus den siebziger Jahren (Horst Dassler!).
Die ISL X5 AG bezahlte zwischen 1989 und 1998 „Provisionen“ von 122.587.308,93 CHF (S. 7). Empfänger waren u. a. die erwähnten Havelange und Teixeira, denen die Zahlung von 19.340.000 CHF zuzurechnen ist (S. 8).
Dazu kommen die zwischen 3.6.1999 und 15.1.2001 an Empfänger E1 bis E16 und andere überwiesenen 37.399.114,05 CHF (S. 3f), sodass die ISL/ISMM insgesamt fast 160 Millionen CHF an „Provisionen“ ausschüttete (Vgl. auch Tanda 11.7.2012b).
Die Fifa ließ vor dem Vergleich vom 27.2.2004 von zwei Professoren Gutachten zur Problematik der „Provisionszahlungen“ erstellen (S. 9).
Am 14./17.7.2009 nahmen die Strafbehörden des Kantons Zug die Ermittlungen gegen unbekannt als auch gegen Teixeira und Havelange auf. „Der Fifa wurde mitgeteilt, dass es die Staatsanwaltschaft als sinnvoll erachte, den Vertreter und P1 zu einer Informationsrunde einzuladen“ (S. 11; P1 ist nach eigenem Bekenntnis Sepp Blatter). „Die Staatsanwaltschaft hielt fest, dass sie die Auffassung vertrete, dass der objektive Tatbestand der ungetreuen Geschäftsbesorgung im Sinne von Art. 1598 StGB erfüllt sei“ (S. 11). Die Staatsanwaltschaft zog die Schlussfolgerung: „Werde gegen das Unternehmen Fifa eine Strafuntersuchung eröffnet, könne eine Einstellung des Verfahrens auf der Grundlage von Art. 53 StGB in Betracht gezogen werden“ (S. 11).
Dazu müsste die Fifa 2,5 Millionen CHF bezahlen und die Kosten des Verfahrens übernehmen (S. 11). Havelange und Teixeira sollten ursprünglich beide 2,5 Millionen CHF Schadensgutmachung bezahlen. Die Fifa und Teixeira bezahlten je 2,,5 Millionen CHF; die Summe für Havelange wurde auf 500.000 CHF ermäßigt. Somit wurden 5,5 Millionen CHF als Wiedergutmachung überwiesen (S. 13).
Havelange und Teixeira wurde vorgeworfen, „dass sie es unterlassen haben, die von der ISMM/ISL Gruppe erhaltenen Zuwendungen der Fifa gegenüber offen zu legen und herauszugeben“ (S. 14). – „Der Beschuldigte Ricardo Terra Teixeira verwendete mehrfach ihm anvertraute Vermögenswerte unrechtmässig in seinem Nutzen, um sich zu bereichern. Der objektive Tatbestand ist dadurch erfüllt, dass sich Ricardo Terras Teixeira als Mitglied des Exekutivkomitees und weiterer Kommissionen der Fifa zwischen dem 10.08.1992 und dem 12.11.1997 über die Anstalt 2 CHF 12.740.000,00 und zwischen dem 18.03.1998 und dem 04.05.2000 über die E4 einen in der Höhe zwar feststehenden (5 Millionen CHF; vgl. Tanda 11.7.2012b), aber nicht abschließend zurechenbaren Betrag zukommen liess“ (S. 16): Die Summe floss an Teixeiras Unternehmen Renford Investments Ltd., an der auch Havelange beteiligt ist (Vgl. auch Tanda 11.7.2012).
Teixeira vereinnahmte diese Provisionen „für sich selbst und unterließ es, diese der Fifa offen zu legen und ihr zukommen zu lassen“ (S. 16f). – „Ricardo Terra Teixeira wurde im Umfang der eingenommenen und pflichtwidrig nicht weitergeleiteten Provisionen bereichert, die Fifa im gleichen Umfang geschädigt“ (S. 17).
Den gleichen Vorwurf in Höhe einer Summe von mindestens 1,5 Millionen CHF erhob die Staatsanwaltschaft gegenüber Havelange.
„Der Fifa wird die mangelhafte Organisation ihres Unternehmens vorgeworfen. Der Vorwurf besteht darin, es unterlassen zu haben, für eine strikte interne Reglementierung zu sorgen… Sie verhinderte mit der Unterlassung (…) auch die Eruierung jener Personen, welche die Verantwortung für die nachfolgend umschriebene Anlasstat zu tragen hatten“ (S. 17). – „Die Fifa wurde dadurch im Umfang ihrer pflichtwidrigen Unterlassung geschädigt, Ricardo Terra Teixeira und Joao Havelange im gleichen Umfang bereichert“ (S. 18). Es handelt sich „beim Sachverhalt um private Bestechung“ (S. 20).
Im Gegensatz zur Meinung des Rechtsvertreters der Fifa geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Vergehen nicht verjährt sind und dass es sich auch um Veruntreuung handelt (S. 21).
Die Staatsanwaltschaft würdigt auch die „äusserst schlanke“ gesetzliche Regelung des Vereinsrechtes, da es sich bei der Fifa um einen Verein mit großen Umsätzen handelt (S. 24).
Der Rechtsanwalt der Fifa verwies im weiteren auf das „Argument der Übung bezüglich der nicht Offenlegung und Einbehaltung von Schmiergeldzahlungen; auch dies wurde von der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen (S. 26. Der Rechtsanwalt der Fifa war in diesem Fall Dr. Dieter Gessler aus der Anwaltskanzlei Nobel und Hug; Peter Nobel ist der persönliche Anwalt von Blatter.)
„Auch wenn das Strafgesetzbuch (…) die Bestechung von Privaten nicht ausdrücklich unter Strafe stellt, so werden solche ‚Leistungen’ nach der Bundesgerichtspraxis als unsittlich qualifiziert“ (S. 27). – „Der Rechtsvertreter der Fifa verneint in diesem Umstand eine gesetzliche Pflicht des Empfängers von Schmiergeldern, die unsittlich erworbene Leistung an einen Dritten weiterzuleiten. Diese Sichtweise kann nicht geteilt werden“ (S. 28). – „Die nicht Offenlegung und das Einbehalten von Schmiergeldern ist somit als Pflichtwidrigkeit im Sinne des Tatbestandes der ungetreuen Geschäftsbesorgung zu qualifizieren“ (S. 29).
Der Fifa-Rechtsanwalt versuchte mit allen Mitteln, die Untreuevorwürfe gegen Havelange und Teixeira abzuwenden, eine Pflichtverletzung abzustreiten: Er vertrat damit nicht die objektiven Interessen, sondern subjektive im Hintergrund. „Der Rechtsvertreter der Fifa verneint die Pflichtwidrigkeit auch deshalb, weil Schmiergeldzahlungen nicht strafbar gewesen seien“ (S. 32).
„Nicht in Frage gestellt werden kann die Feststellung, dass die Fifa Kenntnis von Schmiergeldzahlungen an Personen ihrer Organe hatte“ (S. 32; Hervorhebung W.Z.).
Der ehemalige Finanzchef der Fifa bestätigte als Zeuge, dass von der Gesellschaft 1 eine Zahlung von einer Million CHF irrtümlicherweise direkt an die Fifa gegangen sei, wovon nicht nur er, sondern unter anderem auch P1 Kenntnis gehabt hätten“ (S. 33; P1 ist das Synonym für Blatter).
Die Fifa, Havelange und Teixeira blockierten sofort die Veröffentlichung der Einstellungsverfügung. Ende Dezember 2011 entschied das Oberlandesgericht des Kantons Zug, die Einstellungsverfügung dürfe den Medien zugänglich gemacht werden. Nun stiegen die Fifa und damit Blatter aus dem Verfahren aus: Havelange und Teixeira zogen vor das Bundesgericht.
Jean François Tanda von der Handelszeitung, später noch die Organe Der Beobachter, Tageswoche, BBC und Sonntagszeitung klagten bis zum Bundesgericht auf Veröffentlichung.
14 der 16 Empfänger blieben auch nach dem Urteil des Bundesgerichts anonymisiert – und der Verbleib von etwa 140 Millionen CHF: Das ist schade (siehe unten).
Das Urteil des Bundesgerichts vom 3.7.2012
Zwischen dem 30. Juni 2010 und dem 21. März 2011 stellten die Journalisten Jean François Tanda, Dominque Strebel, Martin Stoll, Renato Beck und Oliver James bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug je ein Gesuch um Akteneinsicht in die Einstellungsverfügung vom 11. Mai 2010“ (S. 3).
Der Gesuchsgegner B1 war die Fifa, B2 Havelange und B3 Teixeira. Das Obergericht des Kantons Zug wies ihre Beschwerden am 22.12.2011ab. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Fifa mitgeklagt, danach klagten B2 und B3 vor dem Schweizer Bundesgericht.
Dieses fällte am 3.7.2012 das Urteil:
– Die Einstellungsverfügung ist rechtskräftig;
– Die Gesuchsgegner B1 (Fifa), B2 und B3 (Havelange und Teixeira) werden offengelegt;
– „Die Namen sämtlicher nicht beschuldigter Dritter, natürliche und juristische Personen, werden nicht offengelegt und in der Einstellungsverfügung anonymisiert. Davon ausgenommen sind die Namen ISMM/ISL“ (S. 3).
Wie erwähnt: Dies ist schade da damit die Aufklärung von über 90 Prozent der Schmiergeldzahlungen und deren Empfänger im Dunkeln bleiben.
Das Bundesgericht stellte u. a. fest:
„Die Beschwerdeführer verneinen den Informationsanspruch der Beschwerdegegner“ (S. 8). Die Beschwerdegegner sind als Journalisten tätig: „Es besteht kein Zweifel, dass sie die Einsichtgesuche im Rahmen ihrer Berufsausübung gestellt haben“ (S. 8).
„Aus den Akten ergibt sich, dass von verschiedener Seite Kritik geäussert wird, weil die Fifa ihre Monopolstellung ausnütze, und es kursierten Anschuldigungen über Zahlungen von Schmiergeld“ (S. 8).
Der Journalist Andrew Jennings beschrieb in seinem Buch „Foul“ ein angeblich umfangreiches System der Korruption unter der Ägide von Fifa-Präsident Joseph Blatter. Die BBC berichtete nach erscheinen des Buches über den Schmiergeldskandal. „Insgesamt soll die ISL rund 100 Mio. USD Schmiergeld gezahlt haben, um Entscheidungen der Fifa zu beeinflussen“ (S. 8) – unter anderen an drei Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees. , wobei die ISL rund 100 Mio. USD Schmiergeld gezahlt haben, um Entscheidungen der Fifa zu beeinflussen“ (S. 8). Der Fifa seien „Provisionszahlungen von mehreren Millionen Schweizer Franken vorenthalten worden“ (S. 8).
„Das Interesse der Öffentlichkeit an den Geschehnissen um die Fifa, dem Weltverband der weltweit populärsten Mannschaftssportart (…) ist vergleichbar mit demjenigen an politischen oder wirtschaftlichen Vorkommnissen“ (S. 9). Im Fall Fifa ergibt sich „ein schutzwürdiges Informationsinteresse der Journalisten an der Kenntnis der Einstellungsverfügung. Zudem besteht auch ein öffentliches Interesse an Informationen darüber, wie das Recht verwaltet und angewendet wird… Das Informationsinteresse der Beschwerdegegner lässt sich somit ohne Weiteres aus der Kontrollfunktion der Medien ableiten“ (S. 9).
„Das Interesse an der Fifa bzw. ihren Funktionären und den sich hartnäckig haltenden Gerüchten um angebliche Schmiergeldzahlungen erscheint nach wie vor aktuell. So besteht angesichts der verschiedenen in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen weiterhin ein öffentliches Interesse daran zu wissen, wer Provisionszahlungen erhalten hat und in welcher Beziehung diese Personen zur Fifa stehen… Die privaten Geheimhaltungsinteressen der Beschwerdeführer vermögen somit insgesamt den schutzwürdigen Informationsanspruch der Beschwerdegegner nicht aufzuwiegen“ (S. 10).
Reaktionen der Presse
Peter Ahrens, spiegelonline: „Anderswo wäre das ein Grund für den Vorsitzenden, zu gehen. Anderswo ist nicht die Fifa… Der Ruf, den die Fifa auch dank seiner Amtsführung in der Öffentlichkeit genießt, ist mittlerweile dermaßen ruiniert, dass niemand mehr überrascht reagiert, wenn Meldungen über Korruption im Weltverband auftauchen“ (Ahrens 12.7.2012).
Christoph Becker, Frankfurter Allgemeine: „Der Welt-Fußballverband war über Jahre und Jahrzehnte eine Goldmine für Funktionäre, die unersättlich gewesen sein müssen in ihrer Gier“ (Becker 12.7.2012).
Johannes Aumüller, Thomas Kistner, Süddeutsche Zeitung: „Auf 41 Seiten hält die Schweizer Justiz fest, wie die Fifa-Führung Teil eines korrupten Systems wurde“ (Aumüller, Kistner 12.7.2012).
Jens Weinreich, Berliner Zeitung: Die Vergehen werden in dem Dokument als „sittenwidrige“, „unrechtmäßige“, „unlautere“, „widerrechtliche“ und „pflichtwidrige“ persönliche Bereicherung klassifiziert. Der „Tatbestand der ungetreuen Geschäftsbesorgung“ sei erfüllt. Die FIFA-Anwälte widersprachen im Laufe der Jahre sämtlichen Darlegungen der Staatsanwaltschaft und verstiegen sich zur Argumentation, Schmiergeldzahlungen gehören in Südamerika und Afrika „zum üblichen Grundeinkommen eines Großteils der Bevölkerung“ (Weinreich 13.7.2012). – „Der Ruf des Schweizers und der Fifa ist ruiniert, der Verband steht als Synonym für eine Ganovenfamilie – Blatter gilt in der Öffentlichkeit als Witzfigur und Serienlügner“ (Weinreich 16.7.2012a).
Thomas Kistner, Süddeutsche Zeitung: „Zum Wohle des Spiels, lautet das Motto der Fifa. Kann Blatter noch der Mann sein, der dieses Motto symbolisiert?“ (Kistner 12.7.2012).
Detlef Esslinger, Süddeutsche Zeitung: „Einer wie Blatter ist nur in einer Organisation wie der Fifa denkbar… Was immer diese Organisaton macht und unterlässt: Ihr Geschäft wird nie bedroht sein… Sie hat keine Konkurrenten, und ihr Produkt, Fußball, ist sozusagen unkaputtbar. Ein würdevoller Abgang? Derlei ist Blatter egal. Hautsache, er bleibt. Wenn wer die nächste WM ausschreibt, kommen eh wieder alle angekrochen“ (Esslinger 18.7.2012).
Reaktionen der Fußball-Institutionen
Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), hat Blatter angerufen und zum Rücktritt gedrängt: „Nach dem derzeitigen Stand sollte Sepp Blatter seine Amtsgeschäfte schnellstmöglich in andere Hände geben. Für einen Reformprozess braucht die Fifa jemand, der gewillt ist, einen Neuanfang zu machen“ (spiegelonline 13.7.2012).
Theo Zwanziger, früherer Präsident des DOSB und Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee, forderte, dem früheren Fifa-Präsidenten Havelange die Ehrenmitgliedschaft zu entziehen (spiegelonline 13.7.2012). Zwanziger ist treuer Blatter-Anhänger: „Aus Sicht der Fifa-Exekutive ist er absolut tragbar. Der Reformprozess wäre gar nicht weitergegangen ohne ihn“ (spiegelonline 17.7.2012).
DFB-Präsident Niersbach zunächst: „Wenn nicht unbedeutende Persönlichkeiten der Fifa Geld kassiert haben und die Reaktion darauf ist, dass das damals nicht verboten war, dann können wir uns als DFB davon nur klar distanzieren“ (Abendzeitung 16.7.2012). Am 17.7.2012 ruderte Niersbach zurück und lobte Blatters Brief an „Fußball-Deutschland“ (Aumüller 18.7.2012). Dann nannte er es „anmaßend“, falls der DFB den Rücktritt Blatters fordere“ (spiegelonline 17.7.2012): „Das Wort Rücktritt wird keine offizielle Initiative des DFB werden“ (Kistner 18.7.2012).
Abwahl? Unmöglich. DFB? Feige.
Dazu stellt Jens Weinreich fest: „Wie immer knickt der DFB in der Auseinandersetzung mit dem Schweizer ein“ (Weinreich 17.7.2012). Und Claudio Catuogno: „Versuche, den Patron loszuwerden, waren ja bisher auch daran gescheitert, dass die Vertreter des größten Nationalverbandes der Welt loyal an Blatters Seite standen“ (Catuogno 17.7.2012).
Blatters Fifa-DFB-Reihen fest geschlossen…
Uli Hoeneß war schon vorher harter Kritiker von Blatter: Dieser “hat Leute um sich geschart, die er abhängig gemacht hat von sich, und von denen konnte er nicht erwarten, dass sie ihn attackieren” (“Die Luft wird sehr, sehr dünn für Herrn Blatter”, in sueddeutsche.de 18.7.2012). Hoeneß glaubt nicht, “dass er (Blatter) seine Amtszeit übersteht, geschweige denn, was er vorhat – nochmal zu kandidieren. Das wäre der Witz des Jahres… Ein Neuanfang in diesem ganzen Verband geht nur ohne ihn – und sonst gar nicht” (Ebenda).
Reaktionen der Fifa
Die Fifa war offiziell„erfreut“, dass die ISL-Einstellungsverfügung nun öffentlich werden kann. „Das Bundesgerichtsurteil liegt auf der Linie, die die Fifa und der Fifa-Präsident seit 2011 verfolgen… Die damalige Bekanntgabe war Teil des Reformprozesses, der beim Fifa-Kongress im Juni 2011 eingeleitet wurde…“ (Ebenda).
Das ist verlogen: Fifa-Blatter hat mit seinen Kumpanen Havelange und Teixeira bis 22.12.2011 gegen die Veröffentlichung der Einstellungsverfügung geklagt – erst nach dem Urteil des Obergerichts in Zug ist die Fifa ausgestiegen.! Und er kam 1975 zur Fifa, war von 1981 bis 1998 Fifa-Generalsekretär – und von 1998 bis heute Fifa-Präsident.
Außerdem bekamen Fifa und Blatter bestätigt, dass sie „Kenntnis von Schmiergeldern“ hatten (Einstellungsverfügung S. 32).
Der brasilianische Fußballverband CBF hält an der Zusammenarbeit mit seinem früheren Präsidenten Teixeira fest (spiegelonline 13.7.2012).
Das IOC wird nicht gegen ihr IOC-Mitglied Blatter ermitteln: „Die Fifa hat eine neue ethische Kommission eingerichtet, die ist jetzt gefordert“ (sueddeutsche.de 16.7.2012).
Reaktionen von Sepp Blatter
Blatter bestätigte in einen Interview mit sich selbst (auf fifa.com) auf die Frage nach P1: „Ja, das bin ich.“ Die „Provisionszahlungen“ seien damals von der Steuer abzusetzen gewesen: „Heute wäre dies strafbar.“
Das ist juristisch kompletter Unsinn. „“Aber das, was er dreist Provisionen nennt, heißt in den Dokumenten Schmiergeld“ (Aumüller, Kistner 14.7.2012). Über die Ehrenpräsidentschaft von Havelange könne er, Blatter, nicht befinden: Die habe der Kongress vergeben (fifa.com 12.7.2012).
Und zur Rücktrittsforderung von DFL-Präsident Rauball meinte Blatter, dies sei nicht so einfach: „Schließlich bin ich vom Kongress gewählt“ (Abendzeitung 16.7.2012).
Nach der Fifa-Vorstandssitzung am 17.7.2012 triumphierte Blatter wieder und „war ein glücklicher Präsident“ (Kistner 18.7.2012). Die Pressekonferenz hielt er allein ab: Vorsichtshalber war niemand da, um Blatters Darstellung der Sitzung zu bestätigen, zu ergänzen oder gar zu widersprechen.
Wie funktioniert Blatters Welt – in Kurzform
Die Fifa hat 208 Mitgliedsländer, die jeweils eine Stimme haben. Deutschland hat eine Stimme, und z.B. die Antilleninsel Anguilla (14.400 Einwohner, 96 Quadratkilometer) hat auch eine Stimme: Deshalb ist Anguilla – wie viele andere Ministaaten – Fifa-Mitglied.
Mit den Stimmen dieser Kleinst- und Kleinstaaten und ihren, sagen wir einmal, anzupassenden und vielfältig abhängigen Vertretern kann Blatter gut große Mehrheiten im Kongress zusammenhalten. Vor allem, wo Blatter wie der eihnachtsmann Gelder verteilt, Fifa-Gelder.
Blatters Blattschuss: WM 2006 in Deutschland gekauft
Da das Presseecho auf Blatters Statements ziemlich mau war, reagierte der Fußball-Pate auf Rücktrittsforderungen aus Deutschland mit einem nicht einmal ungeschickten Ablenkungsmanöver. Er setzte dazu die Zeitschrift Blick ein, in der Walter de Gregorio Sportchef war.
De Gregorio ist seit 1.10.2011 Fifa-Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete vorher u. a. für die Weltwoche. Dort schrieb er im Herbst 2010 in einer Kolumne mit dem Titel: „Ich gebe, damit du gibst“: „Wieder werden Bestechungsvorwürfe gegen Fifa-Mitglieder erhoben. So what? Die Korruption ist Teil unseres Alltags… Der Betrug ist Teil des Sports. Natürlich ist die Fifa korrupt. So wie wir alle korrupt und korrumpierbar sind“ (Hanimann 21.4.2011). Im Frühjahr 2011 wurde er Blatters persönlicher Pressechef für den Wahlkampf um die Fifa-Präsidentschaft.
Als Blatter auf die seltsame Wahl der Fußball-WM 2018 in Russland und 2022 in Katar und mögliche Bestechungen angesprochen wurde, startete er ein Ablenkungsmanöver und antwortete: „Gekaufte WM… Da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ… Aber, na ja, es steht plötzlich einer auf und geht. Vielleicht war ich da auch zu gutmütig und zu naiv“ (focus.de 15.7.2012).
Blatter war nie zu naiv; er kam 1975 auf Empfehlung von Horst Dassler zur Fifa, war Direktor, von 1981 bis 1998 ihr Generaldirektor und ist seither der ewige Präsident, der auch 2015 noch einmal antreten wird. Seit 37 Jahren ist er bei der Fifa in hohen und höchsten Positionen. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Und so sind Blatter und Co. zu Feinden des Sports geworden, wie so viele Sportfunktionäre der Fifa, des IOC, der Internationalen Sportverbände.
Auf Nachfrage, ob er damit andeuten wolle, die WM 2006 sei gekauft worden, antwortete er: „Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest“ (Ebenda).
Abwahl? Unmöglich. Deutschland? Feige.
Vermutlich hat Blatter – wie sein Ziehvater Horst Dassler – über jeden Sportsfreund und jede Fußballorganisation ein Dossier angelegt, das er bei Bedarf aus der Tasche ziehen und Angst und Schrecken verbreiten kann.
In der Tat hatte damals der Neuseeländer Charles Dempsey überraschend die Abstimmung verlassen: Er sollte für Afrika stimmen: 12 zu 12 Stimmen hätte es zwischen Südafrika und Deutschland gestanden: In dem Fall hätte Blatters Präsidentenstimme entschieden. Dann verließ Dempsey das Schlachtfeld.
Zur kommerziellen Stimmfang-Strategie könnte man hier viel Unsauberes ausbreiten: einer Mercedes-Vertretung in Thailand für Fifa-Mann Makudi; einer Mercedes-Beteiligung am südkoreanischen Hyundai-Konzerns (Fifa-Mann Chung ist sechster Sohn des Konzerngründers); die Lieferung von 1200 deutschen Panzerfäusten nach Saudi-Arabien etc. (Aumüller 16.7.2012).
Vorher war Blatter 1998 in einer Kampfabstimmung gegen den Schweden Lennart Johannson in einer höchst skandalösen Wahl mit den Stimmen der Afrikaner zum Fifa –Präsidenten gewählt, gegen das Versprechen, 2006 die WM nach Südafrika zu holen. Die fand dann erst 2010 dort statt – mit üblen finanziellen und sonstigen Folgen für Südafrika.
Blatter wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe von engsten Mitarbeitern zur Aufklärung gedrängt: er hat dies bewusst unterlassen (Weinreich 16.7.2012a). Der ehemalige Fifa-Direktor Guido Tognoni urteilte: „Sepp Blatter war immer dabei. Wenn Sepp Blatter den Deutschen jetzt irgendwelche Vorwürfe macht, dann treffen die auf ihn zu… Tatsache ist, dass in der Fifa unter der Präsidentschaft von Sepp Blatter Dinge geschehen sind, die eigentlich in einem Fußballbetrieb nicht geschehen sollten“ (sueddeutsche.de 16.7.2012).
Michael Ashelm schrieb in der FAZ: „Längst stellt sich nicht mehr die Frage, welche Fußballfunktionäre bestechlich sind. Vielmerhr geht es längst darum, wie viele von ihnen noch erwischt werden“ (Ashelm 20.7.2012).
ISL/ISMM: Der Nachfolger
Als Nachfolgeorganisation von ISL/ISMM fungiert die Sportrechte-Agentur Infront. Sie vermarktete die Fifa-Medienrechte an der Fußball-WM 2002, 2006, 2010 und 2014 sowie für die Uefa die EM 2008 und 2012. „Infront ist Partner von 120 Verbänden, Vereinen und Organisationskomitees im Sommer- und Wintersport“ und vermarktet im Wintersport sechs der sieben olympischen Wintersportverbände (Wikipedia). 2009 gab es Rücktrittsforderungen britischer Fanverbände gegen Sepp Blatter bezüglich der Rechtevergabe: „Nach Angabe der Fifa wurden die Rechte ausgeschrieben, mitbietende Konkurrenten sind jedoch nicht bekannt“ (Wikipedia).
Alles wie gehabt.
Die hundertprozentige Tochterfirma von Infront, Host Broadcasting Service (HBS), organisierte die zentrale TV-Produktion u. a. für die Fußball-WM 2002, 2006, 2010 und demnächst 2014 sowie für die Uefa die EM 2008 und 2012. Sie produziert auch das bekannt-berüchtigte „Weltbild“ (welches unliebsame Ereignisse wie Proteste gegen das ukrainische Regime oder leere Ränge bei der Fußball-EM ausgeblendet hat).
Welche Überraschung: Präsident und CEO der Infront ist Philippe Blatter, der Neffe von Fifa-Patron Sepp Blatter.
Ein reiner Familienbetrieb.
Sport-Korruption aus Deutschland
Jens Weinreich erinnerte an die deutschen Wurzeln der Korruption im Sport: „Adidas, Dassler, die ISL – die Korruption im Weltsport ist eine sehr deutsche Geschichte“ (Weinreich 16.7.2012b). „Denn die moderne Sportkorruption in Fifa, IOC und anderen Weltverbänden ist ein Gespenst aus Deutschland. Nicht nur das Vermarktungssystem von milliardenschweren Mega-Events – umfassende Exklusivrechte für einen kleinen Kreis von Sponsoren – wurde von einem Deutschen erfunden. Nein, dieser Visionär, der vor rund dreißig Jahren das Sportbusiness umkrempelte, hat den Weltsport zugleich mit einem engmaschigen Korruptionsnetz und mit seinen personellen Kreationen überzogen. Es war der damalige Adidas-Chef Horst Dassler, der die Bestechungsagentur ISL gründete. Zu Dasslers engsten Freunden zählte: Joseph Blatter“ (Weinreich 17.7.2012c).
Dazu kommen aktuell die Korruptionsaffäre in der Formel 1 – mit der München-Connection, zwei Korruptionsprozesse gegen ARD-Sportchefs, etc. (Weinreich 17.7.2012b).
Horst Dassler hatte bezüglich Korruption ein bis heute unseliges Wirken im internationalen Sport. Der frühere Partner von Horst Dassler, Patrick Nally, sagte: „Horst hat immer und von Anfang an Leute gekauft“ (Der Spiegel 23/2.6.1986). Umgerechnet 75 bis 100 Millionen Euro investierte er jährlich in Sportler und Funktionäre.
In ihrem Buch Der olympische Sumpf erwähnten Kistner und Weinreich Dasslers Personalrochaden bei der FIFA und bei der UEFA, im Internationalen Basketballverband, im Schwimm-Weltverband etc. und schrieben: „Dassler installierte Leute wie Samaranch, Primo Nebiolo, Joao Havelange, Kim Un Yong, Mario Vásquez Rana oder Joseph Blatter, er bildete Thomas Bach weiter aus, er hatte die Hand über allen wichtigen Vorgängen – ein Erich Mielke des Weltsports“ (Kistner, Weinreich S. 91).
Das eigentlich Schlimme ist, dass durch das korruptionsanfällige Verhalten von Sportorganisatonen wie IOC, Fifa, die Internationalen Sportverbände – und damit die Sportfreunde Blatter & Co. – Millionen von ehrlichen Sportlern und Sportfunktionären diskreditiert und in Misskredit gebracht werden. Und dass das kriminelle Phänomen Korruption zum angeblichen Normalfall wird, siehe die Ausage des Fifa-Kommunikationschefs de Gregorio, nach der wir alle korrupt sein sollen – wie sein Arbeitgeber. Und dass das kriminelle Verhalten der Sportverbände und ihrer Funktionäre ausstrahlt in die anderen gesellschaftlichen Bereiche wie Politik, Wirtschaft, Kultur etc.
Wie lange lassen sich das die ehrlichen Vertreter des Sports von ihren Spitzenvertretern noch gefallen?
Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Blatter, Sepp; Dassler, Horst; Fifa; ISL/ISMM
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