Oktober 2011, Dr. Andreas Keller
Der Kramertunnel in Garmisch: Ein Beispiel zu hastiger und deshalb schlampiger Planung wegen eines Wintersport-Großereignisses – der WM 2011 – wird zum Desaster – auch für Landschaft und Natur.
Die Trassenführung der Umfahrung von Garmisch ist deren Verknüpfung mit der Ski-WM 2011 zuzuschreiben. Sie wirkt sich schon jetzt katastophal für Landschaft und Natur aus.
Unter dem selbst erzeugten extremen Zeitdruck – der WM 2011 – mussten für das Planungsverfahren einschlägige Gesetze, Verordnungen, Verwaltungsabläufe und offensichtlich auch geologische Untersuchungen in einem bedenklichen Maß strapaziert oder zum Teil sogar missachtet werden. Die Zeitvorgabe 2011 war Illusion und Vorwand. Man wollte ein schnelles Ergebnis – und schuf ein Desaster.
Nach den schon maximalen Landschaftszerstörungen im Süden der Trasse sind jetzt irreparable Beschädigungen wertvoller Biotope im Norden zu befürchten.Inzwischen musste der Bau des Erkundungsstollen im nördlichen Bereich des Kramertunnels auf unabsehbare Zeit sogar eingestellt werden!
(siehe PDF-Presse-Kurzmitteilung und PDF- Pressemitteilung Langfassung).
Die vom Bund Naturschutz (BN) vorgeschlagene Alternativtrasse hätte auf der gesamten Länge des Tunnels keinerlei Lockergesteinsstrecken mit hohen Grundwasserständen durchfahren – Hangquellen und Schmölzersee wären nicht gefährdet worden. Auch die Trassen, die durch intakte Wälder und wertvolle Naturflächen geschlagen wurde, wären mit dem Vorschlag des BN nicht notwendig geworden. Das Amt hat aber durch Falschdarstellungen beim Verwaltungsgericht erreicht, dass der BN-Vorschlag wegen angeblicher Gefährdung von Naturschutzgütern und wegen angeblich höherer Kosten zurückgewiesen wurde.
Um nicht wieder solche „Notlösungen“ nur wegen eines kurzen Sportereignisses zu riskieren, war der BN auch gegen die Verknüpfung der im Loisachtal noch weiter geplanten Ortsumfahrungen mit den Olympischen Winterspielen 2018.
Vergleiche auch: Garmischer Umfahrung blockiert; Tokarski, Janine, Kramertunnel: Bau mit Hindernissen, in merkur-online.de 3.11.2011