Januar 1972
Der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister Philipp Schumpp setzte sich für eine Bewerbung des Ortes für die Olympischen Winterspiele 1980 ein.
November 1972
In Denver sprach sich die Bevölkerung in einer Volksabstimmung gegen die Verwendung von Steuergeldern für die Olympischen Winterspiele 1976 aus. Bürgermeister Schumpp bot dem NOK an, dass Garmisch-Partenkirchen (GaP) auch die Olympischen Winterspiele 1976 übernehmen könne. NOK-Präsident Willi Daume sagte ab. Innsbruck erhielt dann den Zuschlag.
Juli 1979
Der Gemeindesrat von GaP beschloss, sich um die XV. Olympischen Winterspiele 1988, alternativ 1992 zu bewerben. November 1979 Laut Bürgermeister Toni Neidlinger sei in GaP bis auf die Eisschnellauf- und Bobanlagen alles vorhanden. Mögliche Partner wären München, Inzell, Oberstdorf und Berchtesgaden. Das ist eine bis zur aktuellen Bewerbung 2018 stets wiederkehrende Beschwörungsfloskel: Es sei fast immer alles schon vorhanden – erstaunlich, was dann doch noch an zusätzlichen Bauten erforderlich ist. Die Region Allgäu verzichtete auf eine Teilnahme an der Bewerbung 1988: Dem Bürger sei es schwer verständlich zu machen, dass das Abpflücken einer einzigen Alpenblume mit einer Geldbuße bestraft wird, die Planierung ganzer Hänge zu „olympiagerechten“ Skipisten aber zu sanktionieren sei. Der Oberstdorfer Gemeinderat lehnte eine Beteiligung wegen der weiteren Belastung der Landschaft sowie der untragbaren Verschuldung ab. Die Region Berchtesgadener Land/Chiemgauer Alpen bewarb sich ebenfalls um die Olympischen Winterspiele 1988. Dort gründete sich die BI „Für Berchtesgaden ohne Olympische Spiele“.
März 1980
Die Gemeinderäte mehrerer Orten in Graubünden/Schweiz (u. a. Davos und St. Moritz) sprachen sich für eine Austragung der Olympischen Winterspiele 1988 aus. Aber 76,8 Prozent der Graubündner Bürger stimmten dagegen. Februar 1982 Garmisch-Partenkirchen bewarb sich um die Olympischen Winterspiele 1992, ebenso das Berchtesgadener Land. Dezember 1982 Der Bund Naturschutz in Bayern sprach sich gegen Olympische Winterspiele in Bayern aus. SPD-Gemeinderäte aus GaP äußerten: „Wir sind für lange Zeit auf den Fremdenverkehr angewiesen und können nicht zulassen, dass wegen zehn Tagen das ganze Tal zugebaut und damit für unsere Stammgäste uninteressant wird.“
Januar 1983
Die SPD von GaP sprach sich zur Minimierung der Schäden für die Verteilung der Wettbewerbe auch auf Inzell, Ruhpolding, Berchtesgaden und eventuell München aus.
„Bürger fragen Bürger zu Olympia“
Bei einer Versammlung des Bund Naturschutz stellte der Ortsvorsitzende der Kreisgruppe und Förster Axel Doering „Für und Wider der Bewerbung“ dar. Die Anwesenden verlangten eine Bürgerbefragung und stellten sich gegen eine Alleinbewerbung von GaP. Kurz danach gründete sich die Bürgerinitiative „Bürger fragen Bürger zu Olympia“ mit den Sprechern Dr. Andreas Keller und Axel Doering.
Bei einer Veranstaltung des Bayerischen Rundfunks Mitte Januar 1983 erklärte NOK-Präsident Daume: „Ein tröstliches Wort zur Finanzierung – ich sehe überhaupt kein Problem.“ Er musste sich umgehend korrigieren, klammerte aber weiterhin die Folgekosten aus. Im GaP Tagblatt schrieb Redakteur Wolfgang Kaiser einen Kommentar gegen eine Bürgerbefragung, die nur von jenen gewollt würde, „die sowieso dagegen sind“: „Hätte es einst schon all die Permanent-Neinsager und Bedenker gegeben und ihre Einflussmöglichkeiten, dann wären wir wohl noch im Stand des vorigen Jahrhunderts: Bitter arm – und auch nicht glücklich.“ Kaiser schrieb auch in Zukunft in diesem Stil weiter.
Februar 1983
Die Bürgerinitiative „Pro Olympia“ wurde von Hoteliers, Geschäftsleuten und Sportfunktionären gegründet. Tenor: GaP braucht die Spiele, die Autobahn und die Umgehungsstraßen ohne Wenn und Aber.
Die Schutzgemeinschaft Alpen, fünf Bürgerinitiativen, der Alpenverein, der Bund Naturschutz Bayern (BN), Naturfreunde und SPD Berchtesgaden sowie die Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen des BN lehnten die Bewerbung von GaP und Berchtesgaden aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen ab. März 1983 Die Kosten für die Olympischen Winterspiele in GaP 1992 wurden mit 115 Mill. DM angegeben. (In Calgary sollten die Winterspiele 1988 bereits 415 Mill. Dollar kosten; die dortige Olympia-Organisation war schon 1983 so gut wie bankrott.) Der Bund Naturschutz in GaP forderte die Offenlegung der Pläne und eine Bürgerbefragung. Hinterfragt wurde die Entwicklung der ursprünglichen Olympischen Idee und die angebliche Werbewirksamkeit der Spiele. (St. Moritz hatte sie bewusst abgelehnt.)
Juni 1983
Die BI „Bürger fragen Bürger zu Olympia“ stellte in einem Flugblatt Fragen zur Verlängerung der Autobahn, zum Bau von Umgehungsstraßen und des Olympischen Dorfes, dem zweifelhaften Werbeeffekt für GaP bzw. negative Implikationen auf den Sommertourismus, fragwürdige, angeblich „landschaftsschonende“ Bauten für Bobbahn und Parkplätze am Riessersee, Nachfolgelasten durch die Bauten etc.
April 1984
Der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Kurz befragte Bürger in Berchtesgaden zur Bewerbung. In vier Wochen sammelte er 1015 Stimmen, wobei 81,8 Prozent gegen die Berchtesgadener Bewerbung waren. Im Juli wuchs der Anteil der Gegner auf 84,6 Prozent. Der Berchtesgadener Gemeinderat verbot der SPD weitere Befragungen und die Aufstellung von Informationsständen..
Oktober 1983
Der Gemeinderat von GaP bestätigte erneut die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 1992.
November 1983
Das NOK stimmte mit 51:29 für Berchtesgaden. Mitkonkurrenten der Winterspiele 1992 waren Cortina d’Ampezzo (Italien), Falun (Schweden), Lillehammer (Norwegen), Sofia (Bulgarien), Anchorage (USA) sowie Albertville (Frankreich). Die „Schutzgemeinschaft Alpen“ protestierte gegen Berchtesgadener Winterspiele 1992.
Februar 1984
Bei einer repräsentativen Befragung in Bad Reichenhall stimmten 50 Prozent der Wahlberechtigten ab: 71 Prozent stimmten gegen und nur 22 für die Olympischen Winterspiele. Der Freilassinger CSU-Landtagsabgeordnete Franz Xaver Werkstätter bezifferte daraufhin die Kosten auf 100 Millionen Mark und die Einnahmen auf das Mehrfache, sodass keine Steuermittel benötigt würden.
Oktober 1984
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA empfahl die Veranstaltung Olympischer Winterspiele im Alpenraum nur noch an Orten, die schon über die komplette Infrastruktur verfügten. Die tatsächlichen Eingriffe in die Landschaft waren meist umfangreicher, als in den Bewerbungsunterlagen geschildert. Mit DAV und Bund Naturschutz war sich die CIPRA einig, dass die Dimensionen Olympischer Winterspiele dem Gedanken des Sports in freier Natur nicht mehr gerecht würden und die Bürger finanziell stark belasten. Die Gemeinden Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Inzell, Königssee, Reit im Winkl, Ruhpolding und Siegsdorf wurden aufgefordert, ihre Olympiabewerbung zurückziehen.
Oktober 1986
Berchtesgaden schied für 1992 im 1. Wahlgang als schlechtester Bewerber aus, Albertville gewann. GaP wollte sich nach der Niederlage von Berchtesgaden sofort um die Olympischen Winterspiele 1994 bewerben, Berchtesgaden ebenso.
November 1986
Das deutsche NOK erachtete diese geplanten Bewerbungen in den nächsten Jahren für nicht sinnvoll.
Januar 1987
Der Bürgermeister von Berchtesgaden hielt die Bewerbung trotzdem aufrecht.
März 1992
GaP wollte sich künftig um Olympische Winterspiele nicht mehr im Alleingang bewerben.
April 1997
GaP und Seefeld/Tirol wollten sich um die Olympischen Winterspiele 2006 oder 2010 bewerben, gab die Industrie- und Handelskammer bekannt.
August 1997
Der Präsident des NOK, Walther Tröger, gab der Bewerbung Salzburg/Berchtesgaden den Vorzug.
Dezember 1997
Das NOK lehnte die Bewerbung GaP/Seefeld ab. (Salzburg bewarb sich danach auch vergeblich um die Olympischen Winterspiele 2014. Als die Evaluierungskommission im März 2007 nach Salzburg kam, lag kein Schnee. Daraufhin zeigten die Organisatoren Fotos mit Salzburg im Schnee.)